Es ist eine der faszinierendsten Kultstätten Europas. Seit fast 5000 Jahren umschließt der rätselhafte Steinkreis von Stonehenge einen heiligen Ort, doch die Bedeutung der Kultanlage ist bis heute umstritten. War es eine Sternwarte, ein überdimensionales Kalenderblatt, eine Pilger- und Heilstätte, ein steinzeitliches Lourdes oder gar ein Mahnmal für die Toten? Stonehenge entstand zur selben Zeit wie die großen Pyramiden Ägyptens. Da seine Erbauer noch keine Schrift kannten, ranken sich bis heute unzählige Mutmaßungen und Theorien um Sinn und Zweck des Monuments. Mehr als 2000 Jahre Bauzeit sowie die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der tonnenschweren Steine aus einem fast 400 Kilometer nördlich gelegenen Steinbruch herbeigeschafft wurden, lassen keinen Zweifel daran, dass es sich um eines der bedeutungsvollsten Denkmäler der europäischen Vorgeschichte handelt. Keine andere Megalithanlage in Europa schlug die Menschen so in ihren Bann. Stonehenge gilt als einer der spannendsten Grabungsorte der Welt. Was war seine Bestimmung? Wer waren die Erbauer, die die riesigen Gesteinsblöcke im Kreis aufstellten? Heute weiß man nicht nur, dass die Anlage in mehreren Phasen errichtet wurde, sondern auch, dass Stonehenge viel mehr war als nur der weltberühmte Kreis der steinernen Riesen. „Terra X“ begleitet seit vier Jahren das wohl revolutionärste und
aufwändigste Forschungsprojekt der vergangenen Jahrzehnte. Mithilfe von Metalldetektoren, Bodenradar, elektromagnetischen Sensoren und Lasern lüftet es die Geheimnisse im Untergrund rund um Stonehenge. Ohne zu graben dringt es bis tief in die jahrtausendealte Geschichte vor. Die Wissenschaftler aus Österreich und England untersuchten eine Fläche von zwölf Quadratmetern bis zu einer Tiefe von drei Metern. Dabei entdeckt das Team um Prof.Wolfgang Neubauer und Prof. Vincent Gaffney ein versunkenes Monument nach dem anderen. Die Ergebnisse bestätigen, dass Stonehenge keine isolierte Anlage am Rande der Salisbury-Ebene war, sondern „das Zentrum verstreuter ritueller Monumente, die im Lauf der Zeit immer mehr erweitert wurden“, so Gaffney. Erstmals lässt sich nachvollziehen, wie wechselnde Kulturen denselben Ort auf immer neue Weise genutzt, ihm jeweils einen neuen Sinn verliehen haben. Der Steinkreis war umgeben von hunderten Gräbern und Tempeln – dies zeigt das Ergebnis der Untersuchungen, eine erstaunlich detaillierte digitale Karte. Seit 2010 durchforstet das britische Team von der Universität Birmingham das Gelände. Monat für Monat stießen die Archäologen auf verschollene Kreise, Gräber und Hügel sowie Wälle und Vertiefungen. „Terra X“ dokumentiert dieses archäologische Projekt mit aufwändigen CGIs und technisch hochwertigen Rekonstruktionen. (Text: ZDF)