TNT und TBS bestellen Serien „The Alienist“, „Wrecked“, Serienpiloten – Upfronts

TBS vor Rebranding zum Jahresende

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 13.05.2015, 18:15 Uhr

Bei TNT folgen auf Slogans auch Taten: „BOOM!“ – Bild: TNT
Bei TNT folgen auf Slogans auch Taten: „BOOM!“

Vor einem Jahr war Kevin Reilly noch für das Programm des Broadcast-Networks FOX verantwortlich und als solcher bei den New York Upfronts anwesend. Mittlerweile wirkt er bei Turner Broadcasting, das sich als Fernsehstandbein des Medienkonzern Time Warner einfach einen Platz in der Veranstaltungsreihe der Broadcast-Networks genommen hat – obwohl es als Kabelsender dort eigentlich nicht wirklich hingehört.

Nach etwas mehr als sechs Monaten im Amt hat Reilly (fernsehserien.de berichtete) Großes vor mit den beiden Flaggschiffsendern seiner Gruppe, dem auf Drama spezialisierten TNT und dem für Comedy und Sport zuständigen TBS (dritter Sender im Bunde ist der Film-Kanal TCM, Turner Classic Movies). Bei beiden Sendern soll grundsätzlich der Anteil an Eigenproduktionen verdoppelt werden. Nachdem vor allem TNT bereits in den letzten Jahren mehr auf Eigenproduktionen gesetzt hat wird mit dieser Ankündigung die Latte nocheinmal nach oben gelegt.

Serienbestellungen

Als erstes Projekt, das in der Ägide Reilly in Entwicklung gegeben wurde, konnte der Senderchef nun die Bestellung der Miniserie „The Alienist“ verkünden, eine Adaption des gleichnamigen Romans (fernsehserien.de berichtete, deutscher Titel: „Die Einkreisung“).Diese achtteilige Serie kommt von Cary Fukunaga und der Produktionsfirma Anonymous Content, die schon für „True Detective“ verantwortlich zeichnet. Das Projekt wurde unter Schirmherrschaft von Paramount TV entwickelt, nun ist TNT Original Productions als Ko-Produzent mit an Bord gekommen. Die Serie wird beschrieben als ein actionreicher und atmosphärischer Psycho-Thriller, der im New York des Gilded Age spielt – so beschreibt man die Zeit etwa zwischen 1870 und 1900, als die sozialen Probleme der breiten Bevölkerung zunahmen während in den Häusern der Reichen viel mit Goldüberzug dekoriert wurde (vergoldet – gold gilding). In der Serie tun sich der Psychiater Laszlo Kreizler, Zeitungsreporter John Moore und Police Commissioner Theodore Roosevelt (der spätere US-Präsident, war ab 1895 Police Commissioner beim NYPD) zusammen, um mit der neuen Disziplin des Profiling einen Serienkiller dingfest zu machen, der eine für Reihe alptraumerregend zugerichteter Leichen verantwortlich ist. Ein Cast steht noch nicht fest.Die für TBS bestellte Serie „Wrecked“ geht noch auf eine Pilotbestellung von Reillys Vorgänger bei TBS zurück. Das Format stammt von den Autoren Justin Shipley und Jordan Shipley und handelt von den Überlebenden eines Flugzeugabsturzes, die Kurzbeschreibung lautete „Lost“ trifft auf „„Gilligans Insel“. Angeführt wird das Ensemble von Zach Cregger („About a Boy“ /​ „Friends with Benefits“) als Flugbegleiter Owen. Der machte seinen Job eigentlich nur um nach seinem College-Abschluss einem normalen Leben zu entkommen. Weitere Hauptrollen haben Ginger Gonzaga, Jessica Lowe, Asif Ali, Ally Maki, Will Greenberg, George Basil, Brooke Dillmann, James Scott und Rhys Darby (fernsehserien.de berichtete).

Serienpiloten


Darüber hinaus wurden mehrere Serienpiloten in Auftrag gegeben. Zunächst „Will“, ein Historien-Projekt über den berühmten Dramatiker William Shakespeare. Craig Pearce, Langzeit-Kollege von Baz Luhrmann, schreibt das Drehbuch. Der Vergleich zu Luhrmanns „Romeo + Juliet“ dürfte dann auch schon ein bisschen die Richtung vorgeben: Zwar spielt die Handlung wohl im 16. Jahrhundert, die damalige Theaterszene von London wird aber als „Punk Rock“-Umgebung beschrieben. In der Bestellankündigung ist die Rede von Shakespears „noch ungeformten Talent“, das in eine an Verführungen reiche und gewalttätige Welt eintritt, wo die Zuschauermassen schon mal außer Kontrolle geraten, religiöse Kräfte zur Mäßigung aufrufen während das Volk sich in frivolen Side-Shows im Umfeld der Theater amüsiert. Es geht um Draufgängertum, lustvolle Versuchungen und Brillanz. Das Ganze wird mit moderner Musik unterlegt werden.Serienpilot zwei mag dem interessierten Branchenbeobachter bekannt vorkommen: Eine Adaption des australischen Oscar-Erfolgs „Animal Kingdom“ („Königreich des Verbrechens“) wurde beauftragt. Vor vier Jahren versuchte sich bereits Showtime daran (fernsehserien.de berichtete). John Wells und Jonathan Lisco zeichnen für diesen Anlauf verantwortlich. Der 17-jährige Josh zieht zu Verwandten, die in Sothern California im Umfeld einer Surferenklave leben. Dort wird er in deren Lebensstil gezogen, der von Exzessen und der Schwelgerei geprägt ist. Bald kommt Josh dahinter, dass der kostspielige Lebensstil durch Drogengeschäfte finanziert wird, und dass die Mitgliedschaft in der Familie ihn mehr kosten könnte, als zu geben bereit ist.Für TBS wurde der Serienpilot „The Group“ von den Executive Producern Conan O’Brien und Greg Daniels („The Office“) bestellt. Die Serie handelt von einer Selbsthilfegruppe, in der sich Menschen treffen, die von Außerirdischen entführt wurden – ihrer eigenen Meinung nach. Der Journalist Wyatt Jones will über das Thema einen kritischen, geradezu bissig-bösartigen Film drehen und nimmt die Gruppe zu Recherchezwecken unter die Lupe. Doch je mehr er sich mit ihr beschäftigt desto faszinierter ist er von ihr. Ein Cast steht noch nicht fest.

Daneben wurde bei TBS die neue Gameshow „Separation Anxiety“ bestellt, über deren Details noch nichts weiter bekannt ist, als dass es sich bei den Teilnehmer um Paare handeln wird.

Rebranding


Der Führungswechsel bei TNT und TBS kam nicht von ungefähr, die Konzern-Verantwortlichen wollten für ihre Sender eine Modernisierung. Nachdem sich Reilly nun mehr als ein halbes Jahr eingearbeitet hat, sein Team zusammengestellt, alte Zöpfer – „Franklin & Bash“ etwa – abgeschnitten und erste neue Projekte auf den Weg gebracht hat, hat er heute den Werbekunden ein mehr (TBS) oder weniger starkes Rebranding (TNT) der von ihm betreuten Sender angekündigt:.“( …) es stehen große Veränderungen bei TNT und TBS an. Wir unterziehen diese Networks einem geplanten Umbau. Über die nächsten drei Jahre wird die Anzahl an Serien-Eigenproduktionen für diese beiden Sender verdoppelt werden. Wir werden unseren „Point of View“ schärften und noch experimentierfreudiger bei unserer Programm-Auswahl sein.“Bei TNT wird der Fokus eher graduell verschoben. „TNT wird weiterhin großartige Dramen und Live-Events liefern, aber unsere Aufmachung und unser Portfolio wird sich dramatisch verändern. Und während wir unser Angebot (an Eigenproduktionen) ausweiten, sollten sich die Zuschauer auf herausfordernde Serien gefasst machen – vielleicht nicht alle davon werden allen unseren bisherigen Zuschauern gefallen, aber diese Serien werden neue Zuschauer anziehen wie ein Blitzableiter die Blitze.“

Etwas konkreter wurde Reilly bezüglich TBS, bei dem ein Rebranding konkret zum Jahresende ansteht. Weiterhin wird der Sender Comedy und Sport aus den US-Profiligen bieten. Nachdem alle bisherigen Multi-Kamera-Comedys des Senders von Reilly angesetzt wurden („Ground Floor“, „Men at Work“, „Sullivan and Son“) versprach Reilly – das sei hier zunächst im Originalwortlaut wiedergegeben – „awesomely in-your-face and effortlessly diverse live-action comedies, original animation and big unscripted ideas with attitude, late-night talk and, of course, championship sports.“

Also auffällige, großartige und auf eine natürliche Art auch Figuren aus den Bevölkerungs-Minderheiten einschließende Comedyserien, neue Animations-Formate, neuartige und selbstbewusste Reality-Formate, Late-Night-Talk und hochklassigen Sport.

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