30 Jahre RTL Zwei: Von „Vampy“ über „Big Brother“ und „Popstars“ bis „Kampf der Realitystars“

Die Geschichte des „Enfant Terrible“ unter den deutschen Vollprogrammen im Rückblick

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 04.03.2023, 17:00 Uhr

Anime-Boom mit Pokémon und Dragonball

„Pokémon“ löste den Anime-Boom in Deutschland aus. OLM, Inc./​TV Tokyo

Ab 1999 wurde das RTL II-Logo als Kreis mit zwei römischen Strichen verwendet und immer wieder leicht optisch abgewandelt. Im gleichen Jahr gab es in Deutschland einen regelrechten Anime-Boom, der besonders durch die populären Serien „Pokémon“, „Sailor Moon“ und „Dragonball“ hervorgerufen wurde. Diese und andere Animes liefen am RTL II-Nachmittag jahrelang rauf und runter. Die „erwachsene Variante“ „Dragonball Z“ lief sogar am täglichen Vorabend um 19:00 Uhr.

2004 wurde unter dem Titel „Pokito TV“ ein neues Nachmittagsprogramm für Jugendliche gestartet. Anstelle von Stoffpuppen führte nun der menschliche Daniel Lerche durch das Kinderprogramm, das mittlerweile fast ausschließlich aus japanischen Animes bestand. Zwischen den Serien gab es Tipps, Trends, Spiele, Experimente, Umfragen und Gespräche. Bei „Movieoke“ wurden Szenen aus Animeserien nachgespielt. 2008 gab es mit „My Pokito“ einen interaktiven Ableger, bei dem die jungen Zuschauer mit den Moderatoren und Gästen kommunizieren konnten. Das Moderatorenteam, darunter übrigens Philipp Walulis, las Grüße vor, beantwortete E-Mails und zeigte Videoclips.

Ab 2009 ging das Angebot an Animeserien bei RTL II allmählich zurück. 2011 gab es nur noch am Sonntagvormittag einen Animeblock, der 2013 schließlich endgültig aus dem Programm genommen wurde. Dies wurde damit begründet, dass sich Animes zwar einer treuen Fanbase bei Teenagern erfreuen, jedoch die neue Generation von unter 14-Jährigen mit Animes nicht mehr viel anfangen könne und stattdessen lieber die Angebote von Super RTL und KiKA konsumieren würde.

Nazan Eckes startet durch, Frank Elstner sucht neue Fernsehmacher

Nazan Eckes moderierte die „RTL II News“ RTL II

Anfang 2001 begann Nazan Eckes als Moderatorin der „RTL II News“ und erlangte große Popularität, so dass sie nur wenige Jahre später Karriere bei RTL machte und heute dort eines der bekanntesten Sendergesichter ist. Sandra Thier war von 2005 bis 2014 eine weitere langjährige Sprecherin der „RTL II News“. Ihre Nachfolge als Anchorwoman trat Sandra Kuhn an, die später wie Nazan Eckes zum Moderatorenteam des RTL-Boulevardmagazins „Explosiv“ zählte. Die „RTL II News“ wurden gerne belächelt, weil sie neben Politik und Wirtschaft auch Neuigkeiten aus der Gaming- und Musikszene beinhalteten, deren Relevanz bezweifelt werden darf. War die Nachrichtensendung früher mal 15 Minuten lang und um 20 Uhr direkt gegen die „Tagesschau“ programmiert, fristen die „RTL Zwei News“ heute ein karges Dasein als eine auf vier Minuten eingedampfte Version um 16 Uhr.

2001 zeigte sich RTL II weiter innovativ und experimentierfreudig: Show-Legende Frank Elstner rief die Zuschauer auf, neue Konzepte und TV-Ideen einzureichen. Mehr als 2500 Einsendungen erhielt RTL II, von denen die acht besten Konzepte zur besten Sendezeit als Pilotfolge in „Die neuen Fernsehmacher“ präsentiert wurden. Per Televoting wurde der Gewinner in einer großen Final-Show ermittelt. Es gewann Jürgen Preuß mit seiner Show-Idee „Was passiert, wenn …?“. Als Hauptpreis war eigentlich die Realisierung und Ausstrahlung auf einem „attraktiven Sendeplatz“ bei RTL II ausgelobt – doch der Sender distanzierte sich (wohl auch wegen enttäuschender Einschaltquoten) im Nachhinein von der Sendung und überließ sie der ARD, die sie etwa ein Jahr später zur besten Sendezeit am Samstagabend auch tatsächlich zeigte – moderiert von Frank Elstners Sohn Thomas Elstner.

Frauentausch, Die Kochprofis & Zuhause im Glück

RTL II

Am 14. Juli 2003 ging mit „Frauentausch“ eine der langlebigsten deutschen Doku-Soaps überhaupt auf Sendung. Die Grundidee des Experimentes bestand darin, dass die Mütter zweier Familien ihre Plätze tauschen und sich zehn Tage lang um Haushalt und Kinder der jeweiligen anderen Familie kümmern. Um die Fallhöhe möglichst hoch zu halten, wurde meist darauf Wert gelegt, dass die sozialen Verhältnisse und das Umfeld der beiden Familien möglichst unterschiedlich sind. In den ersten Folgen konnten die TV-Zuschauer noch telefonisch abstimmen, welche Frau die Herausforderung besser gemeistert hat. Insgesamt wurden weit mehr als 500 Folgen produziert, die bis heute noch im Tagesprogramm wiederholt werden. Folgen mit Kult-Mutti Jasmine, „Halt, stopp“-Andreas oder Ernährungsexpertin Nadine sind dank YouTube auch nachfolgenden Generationen ein Begriff.

Ein weiterer Dauerbrenner im RTL II-Programm war „Die Kochprofis“. Am 12. April 2005 ging die Sendung an den Start – damals noch mit Ralf Zacherl, Martin Baudrexel, Mario Kotaska und Stefan Marquard. 2009 verließen sie das Format im Streit und wechselten zu VOX für die ähnliche Sendung „Die Küchenchefs“. Bei RTL II wurden Frank Oehler, Mike Süsser, Oliver Mik, Andreas Schweiger und Ole Plogstedt zu den neuen „Kochprofis“. Mehr als 360 Folgen wurden bis 2019 ausgestrahlt.

Ebenfalls 2005 ging „Zuhause im Glück“ auf Sendung. In der Doku-Soap halfen Einrichtungsexpertin Eva Brenner, Architekt John Kosmalla und ihre Kollegen sozial schwachen Familien bei der Renovierung ihrer Wohnung. Die professionellen Helfer nahmen das traute Heim unter die Lupe, berieten, was zu machen ist und spendierten den meist vom Schicksal gebeutelten Familien eine Komplettrenovierung. 239 Folgen sind bis 2018 gezeigt worden.

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