1994 wurde Hella von Sinnen ein RTL2-Gesicht und erhielt mit „Wenn die Putzfrau zweimal klingelt“ ihre eigene Comedy-Talkshow. Als Putzfrau Schmitz begrüßte die Komikerin im Nylonkittel insgesamt zwölf Mal prominente Gäste zum nicht ganz ernstgemeinten Talk. Ähnlich kurzlebig war „Heike Makatsch – Die Show“. In einem Studio, das einen Nachtclub darstellte, empfing die damalige VIVA- und „Bravo TV“-Moderatorin prominente Gäste zu Talk und Live-Musik. Als Barkeeper fungierte Lotto King Karl. Die Personality-Show wurde nach zwei Monaten wegen schwacher Quoten wieder eingestellt.
Am 25. Januar 1997 lief die erste Ausgabe einer extrem langlebigen Musikshow-Reihe: „The Dome“ fand bis 2012 vier Mal im Jahr statt. Dabei handelte es sich um ein Gipfeltreffen angesagter Künstler aus den Charts, die in den Großhallen Deutschlands und Österreichs das jugendliche Publikum begeisterten. Die erste „Chartparty der Megastars“ fand vor 10.000 Besuchern in Oberhausen statt – mit Bands wie Tic Tac Toe, Scooter, Caught in the Act und DJ Bobo. „The Dome“ entwickelte sich zur größten regelmäßigen Chartshow Europas. Bis heute existiert die zugehörige CD-Compilationreihe mit inzwischen mehr als 100 Ausgaben. Mit den „Ballermann Hits“ und den „Après Ski-Hits“ hatte RTL II über viele Jahre weitere regelmäßige Musikshows im Programm – mit „Die neue Hitparade“ sogar kurzzeitig eine eigene Schlagersendung.
Immer schön frivol: peep! und Exklusiv – Die Reportage
Verona Feldbusch machte „peep!“ zur Kultshow RTL Zwei/Sonja Calvert
Am 7. Mai 1995 ging das Erotik-Talk-Magazin „peep!“ mit Amanda Lear auf Sendung. Ein Jahr später übernahm Verona Feldbusch (heute Pooth) und wurde zum Kult. Bis 1999 moderierte sie die Mischung aus Talkshow und Reportage-Magazin und wurde vor allem dank ihrer (unfreiwilligen?) Versprecher bundesweit bekannt. Zahlreiche Comedyshows parodierten ihren eigenwilligen Moderationsstil – sowie die selten dämlichen Quizfragen, die bei „peep!“ von Pornodarstellerin Dolly Buster vorgetragen wurden. Nach Verona Feldbusch übernahm kurzzeitig Verena Araghi („Verena statt Verona“), doch nach nur zehn Folgen gab sie die Sendung an Nadja Abd el Farrag ab, die sie bis zur Einstellung im Juli 2000 moderierte. In der Hochphase waren bis zu 1,6 Millionen Zuschauer dabei und der Marktanteil lag bei weit überdurchschnittlichen 9,6 Prozent in der jungen Zielgruppe.
1993 ging bei RTL2 „Exklusiv – Die Reportage“ auf Sendung – die Reihe war vor allem berühmt-berüchtigt für den Fokus auf nackte Haut und Folgentitel wie „Tupper, Toys und Tangas – Hausfrauen im Kaufrausch“ oder „Weiber, VIPs und Whiskey Cola“. Ende 1994 gesellte sich mit „Die Redaktion“ ein weiteres boulevardlastiges Reportage-Magazin hinzu. In der Anfangsphase waren die Moderationen zwischen den Beiträgen wie eine Redaktionssitzung aufgebaut: Der Moderator saß am Kopf eines Tisches und um ihn herum die Reporter, die jeweils ein paar Sätze zu ihrem jeweiligen Thema sagten. Es dauerte nicht lang, bis unter dem Titel „Die Redaktion Spezial“ auch hier vor allem schlüpfrige Themen wie „Schamlos, scharf und sexbesessen – Unter deutschen Bettdecken“ oder „Die Busenwunder – Von Titten, Möpsen und Super-Brüsten“ Einzug hielten. Um dem Audience Flow gerecht zu werden, waren im Anschluss oft zurechtgeschnittene Sexfilme zu sehen, die die Grenze zur Pornografie oft nur haarscharf umschifften.
Der Sandmann
Dass RTL2 auch anders kann, bewies der Sender 1995 mit dem eigenproduzierten Film „Der Sandmann“ mit Götz George in der Hauptrolle. Der von Nico Hofmann produzierte Psychothriller aus der Reihe „Die jungen Wilden“ wurde 1996 mit zwei Grimme-Preisen (für Regie und Hauptdarsteller) ausgezeichnet.