Die Bewohner Silvia (l.), Kader Loth und Sascha Sirtl im „Big Brother“-Haus
Bild: RTL II/Screenshot
Vor ziemlich genau einem Jahr hat der Streaminganbieter waipu.tv die ersten beiden Staffeln von „Big Brother“ in sein Angebot aufgenommen. Das Format läutete im Jahr 2000 den großen Realityshow-Boom in Deutschland ein. Seit der Erstausstrahlung waren die beiden Staffeln jedoch lange Zeit nirgendwo mehr verfügbar. Nun legt waipu.tv zur großen Freude aller Fans des Großen Bruders nach: Wie zuerst das Fanprojekt Big Brother-Radio berichtete, liegt seit dem heutigen 21. Juli die komplette fünfte Staffel aus dem Jahr 2004 zum Streamen bereit. Sie läuft auf dem linearen FAST-Channel „Big Brother Classics“, alternativ liegen sämtliche Tageszusammenfassungen und Entscheidungsshows auch on Demand in der waiputhek vor – und das sind eine ganze Menge.
Denn bei der fünften Staffel handelt es sich um die legendäre Ein-Jahres-Staffel, die 365 Tage lang vom 2. März 2004 bis zum 1. März 2005 lief – was bis heute einmalig in der weltweiten Geschichte des Formats ist. Sie war damals nicht nur quotentechnisch ein großer Erfolg für RTL II, sondern gilt unter langjährigen „Big Brother“-Fans bis heute als eine der qualitativ besten Staffeln – wenn nicht sogar die beste aller Zeiten. Wie auch die ersten beiden Staffeln liegt nun auch die fünfte Staffel auf waipu.tv erstmals in remasterter HD-Qualität vor. Der IPTV-Anbieter verfügt mittlerweile über 300 Sender, darunter klassische TV-Sender, aber auch Special-Interest-Kanäle. Die Registrierung für einen Free-Account ist kostenlos. Das Comfort-Paket wird für 7,49 Euro im Monat angeboten, das Perfect-Plus-Paket mit HD-Sendern kostet 14,99 Euro monatlich. Es besteht die Möglichkeit, monatlich zu kündigen und der erste Monat ist kostenlos.
Nachdem es 2003 in „Big Brother – The Battle“ erstmals zwei voneinander abgetrennte Wohnbereiche gab, folgte 2004 der nächste konsequente Schritt: Das Gelände wurde in drei Bereiche aufgeteilt, die durch Gitterstäbe voneinander abgetrennt waren.
Der reiche (vorne) und der normale Bereich (hinten) RTL II/Screenshot
Der reiche Luxusbereich, der durchschnittliche Normalo-Bereich und der spärliche Survivor-Bereich, der einem Campingplatz glich. Unter freiem Himmel und bei jedem Wetter musste das Survivor-Team draußen leben und in Schlafsäcken auf Isomatten schlafen. Ihnen stand lediglich eine karge Nahrungsmittelration aus Rohkost zur Verfügung. Ein Hühnchen musste von den Bewohnern erst gerupft werden, bevor sie es an einer Feuerstelle braten konnten. Warmes Wasser gab es nicht. Um den Ofen anzuheizen, mussten die Bewohner selbst Brennholz hacken.
Der Survivor-Bereich RTL II/Screenshot
Um den Klassenkampf noch ein Stück weiter zu treiben, konnten die Survivor-Bewohner von den Insassen des reichen Bereichs für Verwöhndienste gemietet werden. Verwehrt blieb ihnen der Luxus, der bei den Reichen im Überfluss herrschte – von gemütlichen Betten über Swimmingpool bis hin zu einem imposanten Badezimmer und einer Sauna. Darüber hinaus konnten sich die Bewohner des reichen Bereichs Personal Trainer und Friseure bestellen. Im Normalo-Bereich, der die Mittelschicht repräsentieren sollte, wurde gewissermaßen das „klassische“ Big Brother fortgeführt. Die Bewohner mussten dort die altbekannten Wochenaufgaben absolvieren, die mal körperlicher und mal geistiger Natur waren. Außerdem konnten sie ihr Budget aufstocken, indem sie für die Reichen Dienstleistungen wie Putzen oder Bügeln verrichteten.
Das Salz in der Suppe bestand darin, dass die drei Bewohner-Teams stets in Wechsel-Matches (als Fortführung der Battles aus Staffel 4) gegeneinander antraten und es je nach Ausgang zu einem Wechsel kam. Während das reiche Team um den Verbleib im eigenen Bereich kämpfte, konnten die Teams Normal und Survivor mit einem siegreichen Match den Einzug in den reichen Bereich ergattern.
Bewohner in Action auf dem Matchfield RTL II/Screenshot
Die Spiele waren anspruchsvoll und brachten die Bewohner oft an die Grenze der Belastbarkeit. Neben gefürchteten Wissensmatches im Matchraum fanden regelmäßig auch sportliche Matches auf dem weitläufigen Matchfield statt, wo die Kandidaten wie in Action-Gameshows einen anstrengenden Parcours bewältigen mussten. Sie mussten durch den Schlamm robben oder schwere Sandsäcke schleppen – stets unter den strengen Augen des Matchmasters. Zu denkwürdigen Matches gehören etwa das Blut-Schweiß-und-Tränen-Match oder das Touch-the-Car-Match, bei dem ein Auto gewonnen werden konnte. Manchmal wurden die Bewohner sogar mitten in der Nacht aus dem Schlaf geweckt, um zu einem Nachtmatch anzutreten.
Als wäre das alles noch nicht aufregend genug, wurden in der fünften Staffel als zusätzliche Neuerung die sogenannten Challenges eingeführt. Hierfür durfte je ein Bewohner zu einer persönlichen Herausforderung das Haus verlassen und wurde mit verbundenen Augen an einen fremden Ort gebracht. Dort angekommen galt es nun, die Challenge zu bestehen. Dies konnte beispielsweise ein Bungeesprung aus einem fliegenden Hubschrauber sein, ein Marathonlauf oder auch das Abseilen in einen 70 Meter tiefen Schacht.
Challenge für Bewohner Paco: Er musste in 50 Metern Höhe über ein 33 Meter langes Drahtseil balancieren RTL II/Screenshot
Je nach Ausgang der Challenge erwartete den Bewohner entweder eine Belohnung oder eine Strafe. Apropos: Auch bei Regelverstößen drohte eine Bestrafung – und hierfür gab es extra einen komplett leeren Bestrafungsraum mit weißen Wänden, Boden und Decke. Isoliert musste man dort mehrere Stunden verbringen. Ein Bewohner wurde währenddessen sogar mal mit einer Nonstop-Beschallung des „Sesamstraßen“-Songs „Mahna Mahna“ gequält.
Ganz in weiß: Der Bestrafungsraum RTL II/Screenshot
In den wöchentlichen Live-Shows wurde wie gewohnt nominiert und rausgewählt. Als Hauptmoderatorin fungierte Ruth Moschner, die von Oli.P als Außenreporter unterstützt wurde. Ebenfalls im Studio war der aus Staffel 2 bekannte Christian Möllmann, der in seiner Rolle als „Nominator“ an einem eigenen Schreibtisch saß und wie in einer Late-Night-Show als Sidekick das Geschehen mit spitzer Zunge kommentierte.
Die Staffel war für RTL II trotz der langen Laufzeit ein voller Erfolg mit Reichweiten von bis zu zwei Millionen Zuschauern und zweistelligen Marktanteilen von durchschnittlich 11,8 Prozent am Vorabend – auch dank des hervorragend zusammengestellten Casts mit legendären Bewohnern wie Sascha, Lisa, Ali, Franzi, Mark, Jerry, Heiko, Geraldine, „Dr. Horror“ Carsten und Survivor-Micha. Zu Beginn der Staffel sorgte auch eine gewisse Kader Loth für Furore, die bei „Big Brother“ erstmals Bekanntheit erlangte – und heute zu den größten Realitystars überhaupt zählt.
Am 1. März 2005 verfolgten fast drei Millionen Zuschauer, wie Sascha Sirtl zum Gewinner gewählt wurde und mit dem Preisgeld von einer Million Euro und mit einem Feuerwerk über eine pompöse Brücke unter großem Jubel das Haus verließ. Es hätte kein runderes Ende geben können: Sascha betrat als erster Bewohner der Staffel das Haus und verließ es nach 365 Tagen als Letzter. Zweitplatzierte wurde Bewohnerin Franzi Lewandrowski, die immerhin 50.000 Euro erhielt. Insgesamt waren im Verlauf der Ein-Jahres-Staffel 60 verschiedene Bewohner im Haus. „Big Brother 5“ erhielt als längste ununterbrochene Live-Sendung im Fernsehen einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde.
Sascha verlässt nach 365 Tagen als Gewinner das Haus RTL II/Screenshot