Serienproduktion: Streikdrohung in Kanada wirft Schatten über US-Serien

Directors Guild of Canada vor Arbeitskampfmaßnahme in British Columbia

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 28.04.2022, 15:00 Uhr

Entstehen in British Columbia: „The Good Doctor“, „Superman & Lois“, „Virgin River“ – Bild: ABC, The CW, Netflix
Entstehen in British Columbia: „The Good Doctor“, „Superman & Lois“, „Virgin River“

In der nordamerikanischen Fernsehwirtschaft droht mal wieder ein Streik. Dieser würde aber zum ersten Mal Film- und Fernsehproduktionen in Kanada betreffen, genauer gesagt in der Provinz British Columbia und somit das Umfeld von Vancouver: Die Directors Guild of Canada British Columbia (DGC BC) hat ihre Mitglieder vorgewarnt, dass ein Streik binnen 72 Stunden ausgerufen werden könnte.

Die doppelte gute Nachricht für Serienfans und Produzenten: Auch ein Streik hätte nur geringe Auswirkungen auf aktuell laufende Produktionen, nachdem im Jahr 2008 das zuständige Ministerium die Gesetzgebung dahingehend ergänzte, dass allgemeine Arbeitskämpfe jene Produktionen ausspart, die ein sogenanntes Safe Harbour Agreement unterschrieben haben und achten. Laut Deadline gilt das für die allermeisten laufenden Produktionen.

Gewerkschaft hat Urabstimmung im Rücken

Die Directors Guild of Canada BC befindet sich aktuell mit dem US-amerikanischen Produzentenverband AMPTP (Alliance of Motion Picture and Television Producers) und dem kanadischen Verband CMPA (Canadian Media Producers Association) in ausgedehnten Verhandlungen über einen neuen Rahmenvertrag zur Entlohnung der Regie-Arbeit in British Columbia. Diese drohen nun zu scheitern, die DGC BC hatte sich unlängst bei ihren Mitgliedern per Urabstimmung eine Autorisierung für einen Streik gesichert – 86,2 Prozent der Stimmberechtigten nahmen teil, die Zustimmung zur Streikautorisierung erreichte 92,2 Prozent.

Somit kann die Gewerkschaftsführung nun einen Streik ausrufen, wenn die Verhandlungen weiterhin zu keinem Kompromiss kommen. Nach einer jüngsten Verhandlungsrunde hat die DGC BC nun eben ihre Mitglieder „vorgewarnt“, dass sie wohl tatsächlich einen Streik ausrufen wird. Nach Gewerkschaftsangaben geht es vor allem um die Verbesserung der finanziellen Situation in Einstiegspositionen: Während etwa zuletzt mehrfach die Mindestgehälter stiegen, wurden die anderen Gehälter im „Niedriglohn-Bereich“ nicht angehoben, so dass die Spanne dazwischen geringer wurde. Daneben geht es auch um die Rückerstattung für COVID-Tests.

In einem jüngsten Statement-Schlagabtausch hatte die DGC BC ihr Bedauern darüber ausgedrückt, dass die Produzenten-Vertreter sich auch vom bei der Urabstimmung zu sehenden großen Rückhalt der DGC BC bei ihrer Basis nicht zu wesentlichen Zugeständnissen habe bewegen lassen. Die Produzenten schossen zurück, dass das Ausrufen eines Streiks weitere Annäherungen der Positionen längerfristig verhindern würde.

Zahlreiche „US-Produktionen“ werden in BC gedreht

Wie erwähnt sind die meisten laufenden Produktionen in British Columbia zunächst vor einem Streik sicher – dort entstehend unter anderem die DC-Serien von The CW wie „The Flash“ oder „Superman & Lois“, „A Million Little Things“, „The Good Doctor“, „Nancy Drew“, „Peacemaker“, „Snowpiercer“, „Virgin River“ oder „Yellowjackets“. Zudem betrifft die Streikdrohung auch nur diese kanadische Provinz mit dem Produktionsschwerpunkt Vancouver. Das zweite kanadische Produktionszentrum ist Toronto in der Provinz Ontario – die eine eigene Abteilung der DGC hat, wo kein Arbeitskampf ansteht.

Trotzdem ist ein Arbeitskampf im Werben der verschiedenen Produktionsstätten in den USA (Bundesstaaten Kalifornien, New York, Chicago, Georgia, New Mexico) und Kanada um die Ansiedlung neuer Projekte (die über Jahre Beschäftigung bringen sollen) sowie auch weltweit („FBI: International“ wird in Ungarn produziert, „La Brea“ entsteht in Australien) ein Standortnachteil.

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