2019, Folge 256–274

  • Folge 256 (45 Min.)
    Multijobber am Rande Europas: Trond Høiberget ist Postbeamter, Bankfilialleiter und Chef der Lottoannahmestelle in Bugøynes. Am liebsten aber kocht er in seinem Restaurant. – Bild: ZDF und NDR/​nonfictionplanet/​Dragomir Radosavljevic
    Multijobber am Rande Europas: Trond Høiberget ist Postbeamter, Bankfilialleiter und Chef der Lottoannahmestelle in Bugøynes. Am liebsten aber kocht er in seinem Restaurant.
    Wenn der Winter den hohen Norden fest im Griff hat, kommen die Menschen am Eismeer so richtig in Schwung. Die Gegend rund um die Hafenstadt Kirkenes zählt zu den kältesten und rauesten Regionen Norwegens, aber auch zu den lebendigsten. Vogelkundler, Eisbader und Extremsportler lieben die atemberaubende Natur am Rande Europas. Und nicht nur sie: Auch die gigantischen Kamtschatka-Krabben haben sich hier breit gemacht, zur Freude der Fischer. In Russland wurden sie gezielt ausgesetzt, haben sich explosionsartig vermehrt und die Staatsgrenze unter Wasser längst überschritten.
    Die Nähe zum riesigen Nachbarland Russland ist im Norden Norwegens ohnehin allgegenwärtig. Viele Menschen hielten Tormod Amundsen für ziemlich verrückt, als er vor Jahren beschloss, hauptberuflich Hütten für Vogelbeobachter zu bauen. Heute exportiert der Architekt seine Häuschen in die ganze Welt. Und er machte seine Heimat zum internationalen Treffpunkt für Ornithologen. Mit ihren Ferngläsern hängen sie in den Felsen, um Seeadler, Lummen, Eissturmvögel oder Papageientaucher beim Brüten zu beobachten.
    Ingjerd Ropeid Andreassen braucht viel heißen Kaffee in ihrem frostigen Alltag. Wenn sie in den dunklen Wintermonaten ihre Gemeindemitglieder besuchen will, nimmt Ingjerd die Geländeraupe, um durch den Schnee zu kommen. Sie ist Militärpastorin an der Grenze zu Russland. Am liebsten begleitet Ingjerd die Soldaten an die Nordspitze, nach Grense Jakobselv. Denn hier kann sie im Eismeer baden. Der Finne Miika Miettinen ist Extremsportler und liebt es, sich auf Schlittschuhen Eispisten hinunter zu stürzen.
    Noch mehr liebt er allerdings seine Freundin in Kirkenes, deshalb zog er zu ihr nach Norwegen. Nun sucht er hier nach neuen Sportstätten, zum Beispiel in einem stillgelegten Bergwerk. Bis vor wenigen Jahren wurde in der riesigen Grube noch Erz gefördert und über das Eismeer verschifft. Jetzt liegt das Areal brach und ist perfekt für sportliche Herausforderungen geeignet. Glaubt Miika. Für Hobbys hat Trond Høiberget keine Zeit.
    Er hat nämlich vier Jobs und bleibt dabei ganz entspannt. Trond ist Bankdirektor von Bugøynes, Chef von Post und Lottoannahmestelle und vor allem Koch. Legendär sind seine „Königskrabben à la Trond“. Die Zutaten dafür krabbeln direkt vor seinem Haus auf dem Eismeergrund. Als die Kamtschatka- oder auch Monsterkrabben genannt zum ersten Mal vor der norwegischen Küste auftauchten, sahen die Bewohner sie noch als Bedrohung an. Heute sichern die Krebse die Existenz der lokalen Fischer. Tor Jonny Arnesen muss vor allem eines: aufpassen, dass nichts passiert.
    Jonny ist für die Turbinen im Kraftwerk Skogfoss verantwortlich, sein Arbeitsplatz liegt direkt auf der norwegisch-russischen Grenze. Jonny sorgt dafür, dass die Anlage eisfrei bleibt. Ab minus 40 Grad kann das schon mal mühsam werden. Nebenbei züchtet er im Kraftwerk Forellen. Die Fischzucht gehört zu den Umweltauflagen für die Betreiber, weil den Forellen die Brutgebiete entzogen wurden. Sind die Fische groß genug für ein Leben in Freiheit, setzt Jonny sie einfach in den Grenzfluss. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 03.01.2019 NDR
  • Folge 257 (45 Min.)
    A wie Aruba, B wie Bonaire und C wie Curaçao: Die ABC-Inseln dicht vor der Festlandküste Venezuelas gehören zum Königreich der Niederlande. Jede von ihnen bietet einen ganz eigenen Mix aus karibischer Exotik und kolonialem Erbe. Bob ist ein zahmer Flamingo. Vor drei Jahren krachte er bei einem Landeanflug in die Scheibe eines Hotels auf Curaçao und verletzte sich schwer. Die Tierärztin Odette Doest pflegte ihn gesund und stellte fest, dass Bob, anders als seine scheuen Artgenossen, Menschen nicht fürchtet. Seitdem besucht Odette zusammen mit ihrem „schrägen Vogel“, Bob hinkt seit dem Unfall ein wenig, Schulen und hält Vorträge.
    Die Inselkinder lernen meist nur wenig über die einheimischen Wildtiere. Und einen ausgewachsenen Flamingo haben sie noch nie aus der Nähe gesehen. Sinuhe Oomen ist Kunstwissenschaftler, Maler und Taucher. Schon lange hatte er den Traum, alle drei Leidenschaften miteinander zu verbinden. Seit einiger Zeit gibt er Kurse in „Plein Eau Painting“, Malen unter Wasser. Die Farbe basiert auf Kokosnussöl, als Pinsel dienen Spritzen und die Leinwand muss mit Angelblei beschwert werden.
    Wer zwischen Korallen kreativ sein will, sollte vorbereitet sein. Lac Bay, eine malerische Bucht im Westen Bonaires, ist von dichten Mangrovenwäldern gesäumt. Was pittoresk aussieht, ist für die vielen Fischarten, die hier zum Laichen herkommen, zur Bedrohung geworden. In der Bucht sind zu viele Nährstoffe, die Mangroven breiten sich unkontrolliert aus. Die Meeresbiologin Sabine Engel und ihre freiwilligen Helfer schlagen mit Macheten Schneisen in das Dickicht, damit die Fische wieder Platz für die Eiablage haben und die Wasserzirkulation wiederhergestellt wird.
    Ein Knochenjob bei 35 Grad im Schatten. Familie Mingles segelt leidenschaftlich gern. An Bord ihrer Segelboote können sie allerdings nicht gehen: Microboats sind Modellsegelboote ohne Fernsteuerung. Um ihre Schiffchen navigieren zu können, müssen Melissa und ihr Vater Jerry nebenher schwimmen. Jerry ist einer der erfolgreichsten Microboat-Kapitäne der Karibik. Auch bei der Inselregatta vor Bonaire soll die Trophäe in diesem Jahr verteidigt werden. Zum ersten Mal wird Tochter Melissa mit ihrem eigenen Boot an den Start gehen, um damit die Familienehre zu verteidigen.
    Yoga wird seit Jahrhunderten praktiziert, feste Figuren sind einstudiert. Auf Aruba jedoch wird das ABC des Yoga neu buchstabiert: „Yogis“ hängen hier kopfüber von Bäumen oder balancieren auf Surfbrettern. Maria Pucci hat Antigravity-Yoga etabliert und hängt mit ihren Kursteilnehmerinnen verkehrt herum am Strand rum. Ambre van de Berg und ihr Hund Wildling hingegen wollen Yogabegeisterte aufs Wasser locken. Mit dem Vierbeiner auf dem Brett lässt sich der „herabschauende Hund“ einfach viel leichter erklären. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 17.01.2019 NDR
  • Folge 258 (45 Min.)
    Dramatisch stürzt die Küste ins Meer, die sogenannte Costa von Peru ist eine gigantische Wüste am Pazifik, 2.400 Kilometer lang. Schroff, bizarr, wie von einem anderen Stern. Uralte Kulturen siedelten hier, die Moche und die Chimú. Später regierten die stolzen Inka, das selbst ernannte Königsvolk der Anden. Im Städtchen Huanchaco im Norden Perus bauen sich die Fischer jeden Monat ein neues Boot: aus Schilfrohr. Die kleinen Schiffe heißen Caballito de Totora (Schilfpferdchen), weil die Form an ein Pferd erinnert und die Fischer darin knieend in den Wellen reiten. Schon vor etwa 2.000 Jahren fuhren die Moche damit hinaus aufs Meer.
    Carlos Segura Azola ist ein Nachfahre der Moche. Er baut gerade wieder an einem „Schilfpferdchen“. Aber eigentlich beschäftigt ihn etwas ganz anderes. Carlos fürchtet das Meer, seit sein Vater bei der Arbeit ertrunken ist. Der Fischer konsultiert eine Brucha, eine Hexe. Sie versucht, ihm die Panik vorm Pazifik mit geheimnisvollen Zeremonien auszutreiben. Denn irgendwann ist Carlos’ Schilfboot fertig und er muss wieder hinaus zu seinen Netzen. Im Süden, in der Hafenstadt Pisco, gibt es kaum private Autos. Mototaxis auf drei Rädern sind hier das Verkehrsmittel.
    Jedes Moto sieht anders aus, denn die jungen Fahrer liefern sich einen Wettstreit. Sie motzen ihre Dreiräder ständig auf, mit Spoilern, Spiegeln und allerlei Verzierungen. Denn, wer im Verkehrsgetümmel auffällt, bekommt die meisten Fahrgäste. Doch nirgendwo in ganz Peru ist der Straßenverkehr so dicht und chaotisch wie in der Hauptstadt Lima. Täglich geht Juan Ortiz deshalb mit seinem Delta-Gleiter über der Küstenstraße in die Luft. Er ist der fliegende Reporter und berichtet live für die Verkehrsnachrichten. Und er ist nicht allein mit seinem Fluggerät.
    Dutzende Paraglider schweben zu jeder Tageszeit an den Klippen von Lima entlang. Der Pazifik sorgt für steten Aufwind an der bis zu 160 Meter hohen Steilküste. Irgendwo im Labyrinth der Millionenmetropole trotten Hunderte Gläubige im Takt der Musik einer Jesusstatue am Kreuz hinterher. Eine Prozession für den „Herrn der Wunder“, die Blaskapelle intoniert Kirchenlieder dazu. Der Musikstudent Bruno Alvarado schleppt und spielt das größte Instrument, ein Sousaphon. Jeden Tag gibt es in Lima Dutzende Prozessionen. Praktisch für Bruno, er finanziert mit der musikalischen Begleitung sein Studium.
    Abseits des Großstadttrubels, im Paracas Nationalpark, ist es menschenleer. Mitten zwischen gewaltigen Sanddünen betreibt an einem einsamen Strand Luis Zapato einen Kiosk. Der hat sich mittlerweile zu einem Gourmettempel entwickelt, sogar die Hauptstädter strömen hierher. Vor allem wegen der Jakobsmuscheln, die Luis als einziger Lizenzinhaber weit und breit vom Meeresgrund sammelt. Inti Mar hat er seinen Strandimbiss genannt, Inti ist der Sonnengott, Mar das Meer. Bei Luis isst man also buchstäblich wie ein Sonnengott am Meer. Das geht nur hier, an der Küste der Inka. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 07.02.2019 NDR
  • Folge 259 (45 Min.)
    St. Helena, die kleine Insel mitten im Südatlantik, gilt als einer der abgelegensten Orte der Welt. Weiter weg vom Festland geht es kaum, über 3.000 Kilometer sind es bis nach Südamerika, 1.900 Kilometer bis nach Afrika. Napoleon, der auf diese Insel verbannt war, hat den felsigen Flecken in aller Welt berühmt gemacht. Sechs Jahre musste der französische Feldherr nach der Niederlage von Waterloo hier am Ende der Welt leben. Im Longwood House versucht der französische Honorarkonsul Michel Dancoisne-Martineau seit mehr als drei Jahrzehnten, den Geist des Imperators am Leben zu erhalten.
    Und das, obwohl die Gebeine des auf St. Helena verstorbenen großen Feldherrn von kleiner Körpergröße längst in Paris ruhen, im Invalidendom. Ein großes Begrüßungskomitee hat sich am Flughafen versammelt. Wenn der Flieger von Johannesburg kommt, stehen die Saints, wie die Insulaner sich stolz selber nennen, bereit. Sie winken und strahlen um die Wette. Sollen die Menschen im fernen London doch über den angeblich unsinnigsten Airport der Welt lachen. Der Anflug gilt als extrem gefährlich, denn tückische Winde drücken auf die Landebahn hoch über den Klippen im Osten der Insel.
    Viel Verantwortung für die Mannschaft von der Flughafenfeuerwehr. Sie sichert jede Landung und kontrolliert die Piste. Das Leben ist hart auf St. Helena. Die meisten der knapp 4.800 Saints arbeiten im Staatsdienst des britischen Überseeterritoriums. Fischerei ist eine Alternative, um etwas Geld zu machen. Thunfisch von St. Helena, traditionell mit der Angel gefangen, nicht industriell mit dem Netz, könnte dank der neuen Flugverbindung der Exportschlager werden. Denn so kommt die Ware auch frisch in Südafrika an.
    Das Postschiff brauchte früher sechs Tage. Ob Flugzeug oder Schiff: Die Vorhersage der Wetterstation von St. Helena wird schon sehnsüchtig erwartet da draußen. Und so lässt Gary „Huggy Bear“ Mercury jeden Vormittag um Punkt 11:15 Uhr den aufwendig mit Wasserstoff gefüllten Wetterballon steigen. Die ganze Welt verlässt sich auf Huggy Bears Berichte. Stedson Strout ist ein vielseitiger Mann: In seiner Jugend war er Hausmeister und Kaffeekocher für die Besatzung der NASA-Relaisstation auf der Nachbarinsel Ascension, 1.300 Kilometer entfernt! Jetzt ist der Autodidakt Naturforscher auf St.
    Helena, denn das Eiland gilt aufgrund seiner Artenvielfalt als das „Galapagos des Atlantiks“. Deshalb ist auch der Botaniker Professor Quentin Cronk zu Besuch. Gemeinsam wollen die beiden neue Arten entdecken zwischen Felsen, die noch nie ein Mensch betreten hat. Der Sound von St. Helena kommt von Radio Saint FM. Von der Wetterstation über den Lebensmittelladen bis hin zur Badebucht schallen die Klänge des Senders, der natürlich auch die News liefert. Darin geht es um Lokalpolitik, verlorene Sonnenbrillen und die Tagesgerichte der Imbissbuden. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 21.02.2019 NDR
  • Folge 260 (45 Min.)
    Schon die Römer schwärmten von der Halbinsel, die südlich des Festlands ins Mittelmeer ragt: Die Peloponnes ist sehr abwechslungsreich und voller Geschichte.
    Schon die Römer schwärmten von der Halbinsel, die südlich des Festlandes ins Mittelmeer ragt und auch gern das „Herz“ Griechenlands genannt wird: die Peloponnes. Einsame Strände, wuchtige Berge und antike Stätten wie Mykene, Sparta oder Olympia machen die Peloponnes zu einer einzigartigen Landschaft. Jannis Gavrilis baut eine kleine dunkle Traubensorte an, die, von der Sonne getrocknet, zu einer Delikatesse und zum Exportschlager der Peloponnes wird: Korinthen. Jannis bearbeitet das „schwarze Gold“ wie seine Vorväter. Zum Reinigen der Trauben benutzt er noch immer eine manuelle Rüttelmaschine wie vor 150 Jahren.
    Bereits um 600 vor Christi Geburt hatte man die Idee für die wohl engste Wasserstraße der Welt. Der erste Spatenstich im Felsgestein erfolgte schon unter Kaiser Nero 67 n. Chr. Die Einweihung: 1.800 Jahre später. Heute passieren im Schnitt täglich 30 Schiffe und Freizeitboote den Kanal von Korinth, der ihnen den 400 Kilometer langen Weg um die Peloponnes erspart. Und Jannis Giannakoulias schwitzt dann hinter seinem Steuerrad, denn er ist Schlepperkapitän im Kanal und muss die Frachter ganz vorsichtig durch das Nadelöhr hindurchführen.
    Ilias Mastrogiannis ist Transportunternehmer. Auf seiner Heimatinsel Hydra sind Autos verboten, Transporte aller Art werden hier von Eseln, Maultieren und Pferden übernommen. Sie schleppen Kühlschränke, Matratzen und Baumaterial durch die engen steilen Gassen des Hauptortes. Helle Aufregung in Elafonissi! Jedes Frühjahr beginnt das große Wettrennen um die Barben- und Schnapperschwärme, die dann an der Südküste der Peloponnes auftauchen. Panajotis Giorgiou muss sich gegen 30 andere Fischer durchsetzen.
    Das Problem: Alle stammen aus demselben Ort. Und sind eigentlich gute Freunde. Argiris Barbounis ist Zugführer der Zahnradbahn Odontotos. Sie fährt durch Bergmassive, über Brücken ohne Geländer, vorbei an Wasserfällen. Die 22 Kilometer lange Strecke gilt als die schönste Eisenbahnstrecke Griechenlands. Für Argiris allerdings nichts als harte Arbeit: Die Weichen muss er per Hand umlegen, der Zahnradmechanismus muss kontrolliert werden, die Brücken- und Tunnelbauwerke der 1896 in Betrieb genommenen Strecke brauchen erhöhte Aufmerksamkeit.
    Im Dorf Leonidio steigen zum orthodoxen Osterfest am Karsonnabend Hunderte Papierballons in den Abendhimmel, Höhepunkt eines Brauches, den die Seeleute des Ortes aus Asien mitgebracht haben. Zuvor wetteifern Irini Smirou, ihre Kinder und fast alle anderen Familien des Dorfes darum, wer die schönsten Ballons baut. Und vor allem die flugtauglichsten Ballons. Denn wenn ein Ballon abstürzt, verbrennt oder gar nicht erst in die Luft geht, muss derjenige, der ihn gebaut hat, ein Jahr lang den Spott des ganzen Dorfes ertragen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 07.03.2019 NDR
  • Folge 261 (45 Min.)
    In Israel ist es nie weit bis zu einem Meer. Das kleine Land hat 275 Kilometer Mittelmeerküste. Ganz im Süden gibt es einen Zugang zum Roten Meer mit seiner tropischen Artenvielfalt, wilden Delfinen und Korallenriffs. Und im Osten, an der Grenze zu Jordanien, wird der jüdische Staat vom Toten Meer flankiert, einem riesigen Salzsee 428 Meter unter dem Meeresspiegel. „mareTV“ dokumentiert das Leben in dieser faszinierenden Landschaft, erzählt Geschichten von den Menschen, die dort leben. David Akalai hisst jeden Tag die rote Warnflagge an seinem Strandabschnitt.
    Er ist Rettungsschwimmer am Toten Meer. Ein wichtiger Job, denn ein Bad im Toten Meer kann selbst bei schönstem Wetter tödlich sein. Rund 30 Menschen kommen hier pro Jahr ums Leben. Nicht etwa weil sie ertrinken, sondern weil sie, irritiert vom ungewöhnlichen Auftrieb, das hochkonzentrierte Salzwasser schlucken. Schon die kleinste Menge davon kann innerhalb von Minuten zu Multiorganversagen führen. Im Kibbuz En Gedi hat die Gärtnerin Anat Ras über Jahrzehnte hinweg ein botanisches Meisterwerk geschaffen.
    Zwischen der unwirtlichen Wüste und dem Toten Meer verwandelte sie die genossenschaftliche Siedlung in einen Garten Eden. Ständig muss Süßwasser aus einer unterirdischen Quelle auf den Fels hoch gepumpt werden. Und die mittlerweile über 70-jährige Anat muss jeden Morgen fast 400 Beregnungsanlagen in Schwung bringen. Artyom Levitt rettet Korallen. In Eilat am Roten Meer im tropischen Süden Israels betreut er eine Pflegestation für Exemplare, die ihm von Umweltschutzorganisationen oder vom Zoll gebracht werden. Immer wieder versuchen überambitionierte Aquarianer und Hobbytaucher, die bunten Korallen abzuschneiden und in Bottichen oder Tüten mit nach Hause zu nehmen.
    Das ist verboten. Bei Artyom werden die Wasserlebewesen wieder aufgepäppelt und dann in einem Riff ausgewildert. Tel Aviv nennt sich die „Welthauptstadt der Hunde“. Auf 17 Einwohner kommt hier ein registrierter Hund. Rekord. Ariel Rodstein hat die Hundevernarrtheit der Israelis zu seinem Job gemacht: Er ist Dogwalker, professioneller Gassi-Geher. In seinem Fall Gassi-Fahrer. Denn Ariel ist der Einzige, der sich traut, mit bis zu sieben großen Hunden am Fahrrad quer durch Tel Aviv zu radeln.
    Burhan Guti ist arabischer Israeli und Kapitän eines kleinen Fischerbootes, mit dem er und zwei Freunde am Strand von Jaffa an der Mittelmeerküste Fischschwärmen nachjagen. Die israelische Küstenfischerei ist in arabischer Hand. Kein einfaches Geschäft: Sie dürfen nicht weit rausfahren, das Seegebiet ist abgesperrt, Patrouillenboote fahren Streife. Israels Konflikte sind auch für die arabischen Fischer ein ganz konkretes tägliches Problem.
    Dani Tzvi hat freitags immer extrem viel Stress. Er betreibt einen Hummus-Laden mitten in der Altstadt von Jaffa. Und am Freitag, dem Tag vor Sabbat, gehen bis zu 500 Portionen Hummus über seinen Tresen. Der Brei aus Kichererbsen und Sesampaste ist der wichtigste Imbiss für die Menschen im Nahen Osten. Feinstes Fast Food: Die Verweildauer in Danis Laden beträgt nie länger als 15 Minuten. Juden und Araber geben sich bei ihm die Klinke in die Hand. Beim nahrhaften Hummus sind sich alle einig: schmeckt, macht lange satt, ist preiswert und gesund. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 21.03.2019 NDR
  • Folge 262 (45 Min.)
    Der Greifswalder Bodden ist eine einzigartige Wasserlandschaft zwischen Rügen und dem Vorpommerschen Festland, liegt wie eine Lagune in der südlichen Ostsee. Der Name Bodden (Boden) rührt daher, weil das Wasser hier so flach ist. Schon zu DDR-Zeiten war dieses Küstengewässer ein Hotspot für Surfer. Heute ist der Greifswalder Bodden vor allem eines: faszinierendes Naturparadies mit einsamen Inseln, seltenen Tieren und jeder Menge Seefahrertradition. Im Fischerdorf Freest ist Uwe Feller Hafenmeister, einer mit Hingabe. Jeden Sonnabend ab neun Uhr verabschiedet er die ausfahrenden Skipper mit eigenem Liedrepertoire.
    Unterstützt wird Uwe von einem mobilen Lautsprecher und Graupapagei Cora (23). Meist übermannt den Hafenmeister dann selbst das Fernweh. Uwe hat nämlich einen Traum: Eine Weltumseglung mit dem eigenen Schiff und Cora. Dafür hat er sich den alten Haikutter „Bellis“ gekauft, der noch fest vertäut im Hafen liegt. Noch ist der Kutter nicht seetauglich, er muss noch einmal in die Werft. In dem kleinen Ort Wieck wird anlässlich des Hafenfestes ein 42 Meter langes Seil über den Fluss Ryck gespannt.
    Früher hangelten daran die Fischer um die Wette, heute versuchen sich Dutzende Teilnehmer von acht bis 80 Jahren im sogenannten Ryckhangeln. Wer am schnellsten auf der anderen Seite ist, wird Weltmeister. Bei seiner ersten Teilnahme ist Lars Jantzen ziemlich fix baden gegangen, beim zweiten Mal hat er es gerade so geschafft. Jetzt will Lars den Pokal holen. Dafür trainiert er, bis die Hände blutig sind. Freest ist auch das Mekka handgewebter norddeutscher Teppichkunst. 1928 wurde im Bodden für drei Jahre ein Fangverbot für Hering verhängt.
    Der Landrat hatte damals die Idee, dass sich die Fischerfamilien mit selbst geknüpften Teppichen über Wasser halten könnten. Gut 60.000 Knoten pro Quadratmeter werden zu klassischen Symbolen wie Dreifisch, Stranddistel oder Vieranker kombiniert. Nur zwei ältere Damen beherrschen dieses Handwerk noch, Nachwuchs Fehlanzeige. Bis jetzt! Der angehende Mediengestalter Tom Schröder hat Großes vor mit der Teppichknüpferei. Er will die traditionellen Symbole neu auflegen. Doch erst einmal muss er die alte Kunst erlernen, ganz handfest, nicht digital.
    Und bei den vielen Knoten kann man sich leicht verheddern. Ein ohrenbetäubendes Gezwitscher ertönt, wenn ab März Tausende Zugvögel auf ihrem Weg in die Sommerquartiere auf der Greifswalder Oie rasten. Dann herrscht in der Vogelberingungsstation auf der Boddeninsel Hochbetrieb. Täglich gehen Hunderte Tiere ins Netz. Sie werden beringt, vermessen und gewogen. Doch für die Vogelwartin Stella Klasan ist das nicht der einzige tierische Job auf der Oie. Wenn der Inselscherer kommt, müssen erst einmal die 100 störrischen Pommernschafe eingefangen werden. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 04.04.2019 NDR
  • Folge 263 (45 Min.)
    Terschelling gehört zu den fünf Nordseeinseln der Niederlande und wird auch „Perle“ des Wattenmeers genannt. Schon die 30 Kilometer Sandstrand, die gewaltigen Dünen und der älteste Leuchtturm der Niederlande auf der Insel sind einzigartig. Die Inselbewohner, einst Walfänger und Strandräuber, sind auch heute noch besonders findig mit Dingen, die ihnen das Meer an die Küste spült. Terschellings Küste ist ein Schiffsfriedhof. Wandernde Sandbänke und Orkane waren die Feinde der Seefahrer. Hunderte Wracks aus den vergangenen Jahrhunderten liegen vor der Insel und machten die Bewohnerinnen und Bewohnern zu Schatztauchern.
    Nico Brinck hat zusammen mit seinen Tauchkollegen zig historische Kanonen vom Grund der Nordsee geholt. Und er ist der Einzige, der sie auf Terschelling abfeuern darf. Mit Sondergenehmigung des Bürgermeisters. Cranberries kommen auf Terschelling eigentlich nicht vor. Der botanische Fremdling wurde der Legende nach in einer stürmischen Novembernacht 1845 in einem Holzfass angespült. Ein Strandräuber kostete von der sauren Beere und kippte die seiner Meinung nach ungenießbare Fracht wutentbrannt in die Dünen.
    So konnten sich die vitaminreichen Beeren ungehindert auf Terschelling verbreiten. Heute sind sie eine Delikatesse und werden ab Ende August geerntet. Das geschieht mit selbst gebauten Fangkörben aus Mistgabeln, denn keine Maschine der Welt kommt mit dem unebenen Dünenboden zurecht. Ein Höhepunkt des Insellebens ist jedes Jahr das traditionelle Ruderrennen, das an die wagemutigen Seenotrettungseinsätze in hölzernen Barken erinnern soll: Die Strecke beträgt qualvolle 32 Kilometer, von Harlingen auf dem Festland bis zum Hafen von Terschelling.
    Das Frauenteam der Terschellinger Seefahrtsschule tritt gegen 130 Teams aus den ganzen Niederlanden an. Ohne blutige Hände und wundgescheuertem Po kommt hier niemand an. In den Sommermonaten ist eine Armada von Freizeitseglern und Ausflugsbooten vor Terschelling auf dem Wasser. Fast täglich stranden unerfahrene Skipper auf den tückischen, wandernden Sandbänken. Arjen de Boer ist auf schnelle Rettung spezialisiert. Mit seinem 950 PS-Schlepper „Hurricane“ zieht er gestrandete Boote von Sandbänken weg oder schleppt im Sturm havarierte Jachten in den Hafen.
    Die „Jenni Baynton“ war über 40 Jahre lang als Feuerschiff vor Englands Küsten unterwegs, bis sie im Hafen von Harlingen von Funkamateuren zu einem Radioschiff umgebaut wurde. Radioschiffe haben in den Niederlanden Tradition: In den 1960er- und 1970er-Jahren betrieben Beatfreaks Piratensender auf der Nordsee, aus Protest gegen das „verstaubte“ Programm der gewöhnlichen Radiostationen. Einmal im Jahr legt die „Jenni Baynton“ ab und geht offshore als Radio Seagull auf Sendung, als das letzte aktive Radioschiff der Welt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 18.04.2019 NDR
  • Folge 264 (45 Min.)
    Weltberühmt und wunderschön: Seit Jahrhunderten zieht Venedig die Menschen magisch an. La Serenissima, die Erhabene, wird sie von den Italienern genannt. Auf Pfählen thront sie inmitten der Lagune, trotzt Jahr für Jahr Flut und Ebbe und dem Besucheransturm. Viele schon haben den Untergang dieses legendären Ortes besungen. In Venedig sind oft die Frauen am Ruder. Vogalonga heißt der venezianische Sportwettkampf, bei dem im Stehen gerudert wird. Eine Tradition, die auch Guilia und Elena pflegen. Sie trainieren hart vor atemberaubender Kulisse, denn schon bald steht die jährliche Regatta der Frauen an.
    Dann werden die 15 Boote mit jeweils sechs Ruderinnen begleitet von Feuerwehr, Ambulanz und Polizei. Wenn sie die Kanäle nicht gerade für ein Rennen sperrt, macht die Polizei in Venedig das, was sie in Deutschland auch macht: Sie blitzt Fahrzeuge, nur eben auf dem Wasser. Wer mit mehr als sieben km/​h durch Venedig braust, bekommt ein Knöllchen von der Polizistin Lorenza Mariutti. Und eine klare Ansage. Denn es geht hier nicht nur um die Sicherheit, sondern auch darum, dass die entstehenden Wellen am Fundament der Paläste nagen. Einsturzgefahr! Nur Stau gibt es hier nie, nicht einmal morgens im Berufsverkehr, wenn Kuriere, Müllabfuhr und Fischerboote unterwegs sind.
    Auf dem Rialto-Markt wird jeden Tag frischer Fisch verkauft. Ein lokaler Leckerbissen sind die Moleche, Krebse aus der Lagune, die nur für wenige Tage genießbar sind. Dann, wenn sie ihren Panzer abwerfen, der schnell nachwächst. Wer die Tiere in diesem Zeitraum fängt, kann gutes Geld verdienen. Domenico Rossi ist einer der Krebsfischer auf der Insel Burano. Mit seinen selbst gebauten Reusen holt er die Delikatesse aus dem knietiefen Meer. Die Venezianer hängen an ihrer traditionellen Küche. Die Insel Sant’Erasmo ist der Gemüsegarten der Stadt.
    Artischocken, Radicchio, Zwiebeln, alles, was hier wächst, soll besonders gut schmecken, dank dem Salzgehalt von Luft und Wasser. Carlo und Claudio Finotello bauen das Gemüse nicht nur an, sie liefern es den Kundinnen und Kunden sogar vor die Haustür. Bei Sonnenuntergang fahren die Brüder mit ihrem randvoll beladenen Boot durch die Lagune in Richtung San Marco. An vielen Brücken warten schon die Leute und bekommen genau das, was sie wollen: regional, saisonal, frisch. Und das möglichst stressfrei. Wie so vieles in Venedig. Denn la Serenissima heißt auch so viel wie die Gelassene. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 02.05.2019 NDR
  • Folge 265 (45 Min.)
    Das Licht der Baleareninsel Ibiza ist magisch und ihr Markenzeichen: Die „Insel des Lichts“ ist im Vergleich zur Schwesterinsel Mallorca winzig, bietet dafür aber die schönsten Sonnenuntergänge der Welt. So sagt man. Diese ziehen Sonnenanbeter und Partpeople von nah und fern an. Zu den Klängen des berühmten „Balearic Sound“ machen sie die Nacht zum Tage. „mareTV“ dokumentiert die Insel im Spagat zwischen Luxusjachten und Traditionen. Hippiekultur, Promis, Pinienwälder, Buchten mit türkisfarbenem Wasser und Dörfer mit strahlend weißen Häusern: Ibiza hat viele Gesichter.
    Mora (80) und Djin (67) hat es schon vor 55 Jahren auf die Insel gezogen. Sie sind die ungekrönten Könige der Hippies. Doch nur Liebe, Licht, Luft und Faulenzen, diese Zeiten sind auch auf Ibiza längst vorbei. Mora strickt von früh bis spät sexy Trikotagen für den Hippienachwuchs. Djin hilft ihr beim Verkauf auf dem berühmten Hippiemarkt Las Dalias und schuftet als Bauarbeiter: chillen und Rente nicht in Sicht. Die Jungfrau Carmen ist Schutzheilige der Seeleute.
    An ihrem Ehrentag wird in der Hafenstadt Eivissa eine Messe zelebriert. Im Anschluss tragen Fischer die Jungfrau durch die engen Gassen von Ibiza-Stadt hinunter zum Kai. Und dann sticht Carmen in See. Gleich mehrere Orte auf Ibiza beanspruchen für sich, den schönsten Sonnenuntergang der Welt zu bieten: Vor der Cala de Benirrás versinkt die Sonne gleich neben dem ikonischen Felsen Cap Benat, den die Einheimischen ehrfurchtsvoll „Finger Gottes“ nennen. Aus nahezu allen Buchten klingen die typischen sanften Beats übers Meer, die unter dem Begriff „Balearic Sound“ weltweit für Tiefenentspannung sorgen.
    Einige der berühmten DJs jetten längst für Riesenhonorare um den Erdball. Aber in den kleinen Strandbars, den Chiringuitos, wird der Inselsound weiter gefeiert. Am Strand von Cala Salada hat die Britin Joe Burnley das Kommando über eine Truppe von Meerjungfrauen. Die Damen zwängen sich für die gute Sache in das enge Nixenkostüm. Mit großer Anmut schwimmen sie auf Jachten zu, die verbotenerweise auf Seegraswiesen ankern. Charmant, aber unnachgiebig, weisen sie Kapitän und Mannschaft auf das Vergehen hin; eine kreative Umweltschutzaktion zur Rettung des gefährdeten Neptungrases, grüne Lunge des Meeres und Lebensraum für Ibizas Seepferdchen.
    Für die bedrohten Seepferdchen setzt sich auch der Unterwasserfotograf Manu San Felix ein. Mit einer Sonde kartografiert er das küstennahe Gebiet um Ibiza und speist die Daten in eine GPS-App. Kein Skipper soll mehr sagen können, er habe gar nicht gewusst, dass sich sein Anker ins Neptungras krallt. An Land widmet sich Manu der Zucht von Seepferdchen.
    Sein Plan: Er will die Tiere im Mittelmeer vor Ibiza und Formentera aussetzen, um ihren Bestand zu sichern. Garagen am Strand? In vielen Buchten der Insel stehen noch Casetas Varadero, Bootsgaragen, die vom Verfall bedroht sind. Fischer haben sie einst illegal errichtet. Die malerischen Schuppen werden deshalb nur geduldet, dürfen aber nicht mehr restauriert werden. Der 83-jährige Toni Salvado fährt bis heute direkt von seiner Garage aufs Meer hinaus. Er fischt für den Eigenbedarf und ein paar Freunde, verkaufen darf er seinen Fang nicht. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 16.05.2019 NDR
    deutsche Erstausstrahlung ursprünglich angekündigt für den 07.03.2019
  • Folge 266 (45 Min.)
    Seeschifffahrtsstraße und Naturwunder, wo die Elbe in die Nordsee mündet, weitet sich der mächtige Strom auf etwa 18 Kilometer. Die Menschen dort leben im Takt der Gezeiten. Claudia Sandt-Mahler träumte schon immer von einem Café, ein schwimmendes war allerdings nicht geplant. Den Winter über liegt das Ponton-Café im Cuxhavener Hafen. Rechtzeitig zu Saisonbeginn muss es durch die Elbmündung ins Wattgebiet geschleppt werden. Der Ponton kann keinen Wellengang vertragen, zu viel Wind ist auch gefährlich und vor allem muss der Wasserstand stimmen, damit Claudia Sandt-Mahler direkt am Strand anlegen kann.
    Auch im Meerwasserschwimmbad Steinmarne beginnt die Saison. Eigentlich sollte der Freiluftpool direkt hinterm Deich jetzt mit Nordseewasser geflutet werden, aber noch fließt kein einziger Tropfen. Kai Bartholomäus, der Bäderbetriebsmeister, muss sich etwas einfallen lassen. Wahrscheinlich ist der Sickerschacht irgendwo da draußen im Watt mal wieder verstopft. Von dort soll das Meerwasser eigentlich mithilfe einer Pumpe in das Schwimmbecken laufen. Gummistiefel an, Kai und seine Truppe machen sich auf die Suche. Auf der zu Hamburg gehörenden Nordseeinsel Neuwerk kommt die Post per Kutsche, 15 Kilometer durchs Watt, einzigartig bei der Deutschen Bundespost.
    Michael Stobbe ist der Inselpostbote. Seine größte Herausforderung: Klönschnack mit den Insulanern halten und gleichzeitig alle Sendungen zustellen, denn die Tide sitzt ihm immer im Nacken. Am Flughafen Nordholz macht sich eine Helikoptercrew bereit für den Einsatz: Tony Lind und seine Kameraden vom Marinefliegerkommando 5 werden bei einer Großübung gebraucht. Es geht über die Elbmündung in die Deutsche Bucht, dort soll Tony „Schiffbrüchige“ aus der Nordsee bergen und auf dem Begleitboot absetzen.
    Selbst für erfahrene Piloten gilt dieses heikle Manöver als Königsdisziplin, denn zwischen Rotorblättern und Schiffsaufbauten bleiben manchmal nur ein paar Meter Platz. Im Watt vor dem Cuxhavener Stadtteil Duhnen beginnen die Vorbereitungen für Deutschlands einziges Pferderennen auf Meeresgrund. Wer bei Matthias Lange arbeitet, muss Stress abkönnen. Bis zum nächsten Hochwasser muss der Rundkurs im Watt gesteckt sein, zur Not im Nachteinsatz. 400 Pfähle und über 1.000 Schaumstoffschutzringe müssen hochwasserfest montiert werden. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 06.06.2019 NDR
  • Folge 267 (45 Min.)
    Korsika mutet wie eine Alpenlandschaft im Mittelmeer an, eine Insel mit dramatischen Felsformationen, romantischen Buchten und stolzen Bewohnerinnen und Bewohnern, die sich in erster Linie meist als Korsen und erst dann als Franzosen sehen. Die Griechen in der Antike nannten das Eiland Kalliste: die Schöne. „mareTV“ erkundet diese faszinierende Bergwelt im Mittelmeer. Die Hafenstadt Bonifacio ganz im Süden der Insel thront hoch oben über dem Meer auf einem beeindruckenden Kreidefelsen. Die imposante mittelalterliche Stadt ist ein Ort mit Geschichte. Hier trifft man auf den äußerst stolzen Hausmeister Daniel Lefèvre.
    Schon früh morgens um sieben Uhr fegt er die legendäre Treppe des Königs von Aragon. Jede einzelne der 187 Stufen bekommt eine Streicheleinheit. Die Buchten zwischen Bonifacio und Porto-Vecchio sind Naturschutzgebiet, ein Refugium für seltene Fischarten, sensible Seegräser und Nacres, das sind Riesenmuscheln, die bis zu einen Meter groß werden! Doch sie sind vom Aussterben bedroht. Ursache ist vor allem ein mysteriöses Bakterium, das aus Spanien eingeschleppt worden ist. Die korsischen Forscher sind alarmiert. Das Cap Corse ganz im Norden der Insel ist für seine halsbrecherische Küstenstraße mit den vielen Kurven bekannt.
    Viele der malerischen Dörfer dort oben sind von der Jugend halb verlassen. In Canari aber regt sich etwas: Hier lassen sich gegen den Trend junge Familien nieder und beleben traditionelle Berufe wie die Imkerei, Tischlern, Landwirtschaft, alles mit Meerblick. Rund um Korsika leben gut 250 Delfine, allerdings ist ihr Bestand in Gefahr. Daher überwacht die ehrenamtliche Organisation CARI die Buchten der Insel. Anhand von Fotos der Rückenflossen, der „Fingerabdruck“ der Tümmler, wird die Population katalogisiert.
    Die Biologin Cathy Cesarini kurvt kreuz und quer über die Insel, um verletzte Tiere zu retten. Damit sie so schnell wie möglich an jedem Punkt der Küste sein kann, wohnt sie in Corte, ziemlich genau in der Inselmitte. Der Rogen der Meeräsche, la Boutargue, gilt als Kaviar des Mittelmeers. Auf Korsika haben die Fischer eine ganz eigene Methode entwickelt, um die Fische zu fangen: Im Étang de Palo stellen sie ihre Netze so geschickt auf, dass die Meeräschen auf ihren Zug Richtung Meer automatisch in die Falle schwimmen. Julien Cugorno, 70 Jahre alt, ist ein Meister in dieser Disziplin und ein Meister in der Gewinnung von Boutargues.
    Man sagt den Korsen nach, recht eigenwillig und stur zu sein. Für die Kühe auf Korsika trifft das auf jeden Fall zu. Viele wilde Exemplare leben auf der Insel und machen sich äußerst gern auf den weißen Traumstränden breit. Der Strand Mare et Sole im Golf von Ajaccio hat es einer Herde von rund 30 Rindviechern angetan. Seit Jahren schon kommen die Tiere hier zum entspannten Sonnenbaden, mitten in der Saison. Der Bürgermeister von Pietrosella sieht die Sache gar nicht mehr entspannt, er möchte am liebsten kein Wort mehr über die „tierischen Strandbesetzer“ verlieren. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 20.06.2019 NDR
  • Folge 268 (45 Min.)
    Die Fjordwelt im Westen Norwegens fasziniert mit imposanten Gipfeln, majestätischen Wasserfällen und unberührter Natur. Der berühmte Geirangerfjord wurde sogar zum UNESCO-Weltnaturerbe ernannt. Oystein Marak war dabei, als die ersten Kreuzfahrtschiffe im Fjord auftauchten und die Menschen den Einheimischen exotische Früchte über die Reling zuwarfen. Heute liegen oft mehrere Ozeanriesen gleichzeitig vor Anker. Die meisten Passagiere wollen auf Landgang in den nur 250 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Ort Geiranger.
    Oystein hilft, die mehreren Tausend Gäste mit dem schwimmenden Dock dorthin und wieder zurück an Bord zu bringen. Für diese logistische Meisterleistung bleiben oft nur ein paar Stunden. Vor allem die imposant aufragenden Felswände machen den Geirangerfjord zum Besuchermagnet. Andererseits sind sie eine ernsthafte Gefahr, denn der Berg Akernes gerät ins Rutschen! 54 Millionen Kubikmeter Gestein sind instabil. Lars Blikra ist Chefgeologe im Auftrag der norwegischen Regierung und misst mit einem sogenannten Extensometer ständig Temperatur, Geräusche und Bewegung im Gestein, bis zu zwölf Zentimeter pro Jahr rutscht der Berg.
    Ein Tsunami droht, mit einer bis zu 40 Meter hohen Flutwelle. Jegliche Zivilisation in der näheren Umgebung würde ausradiert werden. Der Nachbarfjord wäre zwar von der Flutwelle nicht betroffen, aber Daniel Gaard muss andere Herausforderungen meistern. Ohne Boot geht in Hamna gar nichts: Daniel bringt die Kinder zur Schule ans Festland, er schippert Bewohnerinnen und Bewohner zur Arbeit oder besorgt Lebensmittel für sein Restaurant.
    Schon seine Vorfahren siedelten an dem einsamen Abhang am Fjord. Mit frischen Ideen will er seinem Heimatdorf wieder neues Leben einhauchen. Die Stadt Ålesund am Eingang zur Fjordwelt ist für ihr gigantisches Mittsommer-Feuer bekannt. Simon Eiken und sein Aufbautrupp peilen diesmal sogar einen neuen Weltrekord an, denn ein Team aus Österreich hatte Ålesund im Vorjahr um drei Meter überboten. Aber Simon und seine Jungs geben alles, um die Konkurrenz zu toppen: Ihr Turm aus Holzpaletten muss mindestens 58,6 Meter hoch sein und dann nach Plan abbrennen, um ins Meer zu stürzen.
    Eine schwimmende Sauna als Sinnstifter: Alexander Sjolberg wollte etwas bauen, das der Gemeinschaft seines kleinen Dorfes Sæbø zugutekommt. Jeder dort ist eine Woche pro Jahr für die Schwitzhütte verantwortlich: Reparaturen, anheizen, aber auch Geld verdienen. In Alexanders „Schicht“ hat die Kneipe vom gegenüberliegenden Ufer die Sauna angefordert. Ein Problem, denn richtig seetüchtig ist das Gefährt nicht. Der Job von Jørgen Dronnen ist es, denn Seeleuten das Leben so schwer wie möglich zu machen.
    Als Operator im Schifffahrtssimulator von Ålesund kann er von der Wellenhöhe bis zur Windstärke alles einstellen, was Schiffsbesatzungen in Schwierigkeiten bringt, damit sie diese dann auf See meistern können. Eine Firma will eine tonnenschwere Apparatur auf dem Meeresgrund absetzen, darum trainiert das Team die Aktion. Vom Kapitän bis hin zum Kranführer sitzen alle in den vernetzten Simulatoren und üben. Ein Videospiel, das garantiert weder Spaß noch süchtig macht. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 15.08.2019 NDR
  • Folge 269 (45 Min.)
    Kihnu ist eine von 19 bewohnten estnischen Inseln. Wenn die Frauen dort in bunten Röcken Motorrad fahren, ist Sommer. Dank der Abgeschiedenheit sind hier charmante Traditionen bewahrt worden. Mehr als 2.000 Inseln gehören zu Estland, keine ist wie die andere, jede hat ihren eigenen Charakter. Die meisten waren in der Zeit der Sowjetunion militärisches Sperrgebiet. Ausgerechnet die strenge Abschirmung hatte auch ihr Gutes: Strand, Wald, Wachholderhaine, sie prägen bis heute die Landschaft von Estlands verwunschenen Inseln. Elly Karjam ist „Multijobberin“: Leuchtturmwärterin, Eiscremeproduzentin und Auftragsstrickerin für die berühmten Kihnu-Pullover.
    Der Sommer ist Hochsaison für sie: Sie erwartet Gäste aus den USA, die ihre Vorfahren auf Kihnu hatten. Es müssen Birken geschlagen werden für den sogenannten viht. Dieser Bund aus Birkenzweigen ist ein wichtiges Zubehör für den traditionellen Saunagang zu Mittsommer. Und die Motorräder im Schuppen sollen wieder flott gemacht werden. Die zweitgrößte Insel Estlands ist Hiiumaa. Sie war zu Zeiten der Sowjetunion komplett militärische Sperrzone.
    Besuch war nicht gestattet, Boote wurden über Nacht weggesperrt, Strände bewacht. Zu groß war die Furcht, dass Menschen nach Finnland oder Schweden flüchten könnten. Dieser Dornröschenschlaf hat die Natur bewahrt, bis heute ist Hiiumaa die waldreichste Region Estlands. Die Bäume haben bei Jaan Alliksoo Kreativität freigesetzt: Aus Strandgut und Holz konstruiert er bizarre Bauten. Inzwischen ist so ein ganzes fantastisches Dorf entstanden, im Zentrum ein spektakulärer Nachbau des Pariser Eiffelturms.
    Gerade tunt er sein „Jaanmobil“: ein Rennwagen komplett aus Wacholder, der Zypresse des Nordens. Für Indrek Kääramees bedeutet Hiiumaa die Welt. Er besingt sie in seinen Seemannsliedern. Nun steht auch eine „Welttournee“ an: Zum zehnjährigen Bandjubiläum fährt der Fischer aus Orjaku bis ans andere Ende seiner Welt, nach Kalana, unglaubliche 50 Kilometer entfernt. Kassari, die wildromantische Schärenwelt vor Hiiumaa, ist der Arbeitsplatz von Triinu Schneider. Ihr Job ist es, den „Pferdekindergarten“ zu hüten und kleine Gruppen junger Pferde von einer Insel zur nächsten zu treiben.
    Eine Aktion im Auftrag der EU gegen die Verschilfung des Archipels. Auf Saaremaa, der größten estnischen Insel, leben nicht einmal 14 Menschen je Quadratkilometer. Doch seit ein paar Jahren kommen junge Leute zurück, die sich ihre eigenen Arbeitsplätze schaffen. Mihkel Tamm und Grete Riim aus Tallinn haben sich ein Start-up ausgedacht, mit dem sie gleich zwei Probleme ihrer Heimatinsel auf einmal lösen: Mit Strohhalmen aus Reet bekämpfen sie nicht nur die Verschilfung, sondern auch die Plastikflut. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 05.09.2019 NDR
  • Folge 270 (45 Min.)
    Langeoog gehört zu den Ostfriesischen Inseln im Wattenmeer an der Nordseeküste: keine Autos, keine Hektik, dafür endlose Dünen. Einst das verwunschene Versteck von Schmugglern, ist Langeoog heute ein Magnet für Naturliebhaber. Stefan Freimuth schleppt mit seinem Traktor die Strandreinigungsmaschine über die Nordseeinsel. Von der niederländischen Erfindung gibt bislang nur zwei Exemplare. Das Aggregat siebt den Sand und trennt automatisch Müll, Treibholz und Seegras ab. Dröhnend und eine Sandfontäne vor sich hertreibend gleitet eine andere Maschine am Ufersaum entlang.
    Das neue Luftkissenboot der Langeooger Feuerwehr ist knallrot und trägt vier Mann Besatzung. Das Hovercraft meistert mühelos Priele und Matsch bei Niedrigwasser und eignet sicher daher bestens für das Wattenmeer. Doch vor dem ersten Einsatz heißt es üben, üben, üben. Brandmeister Thomas Sieberns lenkt das störrische Einsatzfahrzeug die Trainingspiste und ist dabei am Fluchen. Auf dem Fährschiff „Pionier“, einem umgebauten Landungsboot der Bundeswehr, steht Kapitän Jürgen Eilts und steuert sein Schiff durchs Watt.
    Bei Niedrigwasser muss er höllisch aufpassen, um in der schmalen Fahrrinne zu bleiben. Seine Fracht auf vier Touren täglich: Lebensmittel und Getränke, Baumaterial und Gepäck zur Insel bringen. Im Gegenzug nimmt er Leergut, Bauschutt und Müll zum Hafen Bensersiel mit ans Festland zurück. Diesmal fahren aber besondere Gäste mit: Claudia Frech holt eine Herde Alpakas vom Festland ab. Die flauschigen südamerikanischen Kleinkamele verbringen ihre Sommerferien auf Langeoog. Denn durch Seeluft und Salzwiesengras wird die wertvolle Alpakawolle noch feiner.
    Das Meer, die Luft, das Licht: Diesen Elementen wird eine heilende Wirkung zugeschrieben. Claudia Depping-Schreiber fügt ihnen noch den Klang hinzu. Am Strand gibt sie ein Gong-Konzert zum Sonnenuntergang. Das magische Dröhnen der riesigen Klangscheiben übertönt sogar die Brandung. Das Publikum ist jedes Mal hin und weg. Versteckt in den Dünen arbeitet ein Experte: Georg Gebben verbringt jeden Sommer einige Wochen auf der Insel und verhilft Bienenköniginnen zum Liebesglück. Züchter aus ganz Deutschland schicken ihm die Königinnen ihrer Bienenvölker, die in der Langeooger Bienenbelegstation befruchtet werden.
    Hier, in der Isolation des ostfriesischen Eilandes, entwickeln sich besonders reine und gesunde Völker, frei von Milben, Pilzen und Bienenseuchen. Sogar für Rehe ist Langeoog attraktiv: Sie schwimmen vom Festland rüber auf die Insel. So hat sich im Laufe der Jahrzehnte eine große Population Rotwild gebildet, mittlerweile schon ein bisschen zu groß: Die Verbissschäden häufen sich. Inseljäger Hartmut Börgmann hat es auf einen älteren Bock abgesehen, der zum Abschuss freigegeben ist. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 19.09.2019 NDR
  • Folge 271 (45 Min.)
    Schwedens Höga Kusten (Hohe Küste) hebt sich seit der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren um knapp einen Zentimeter pro Jahr. So ist eine hügelige Ostseelandschaft am Bottnischen Meerbusen mit kleinen und großen Inseln entstanden. Unberührte Natur, dichte Wälder und tatkräftige, recht eigenwillige Inselbewohnerinnen und -bewohner haben dort ganz viel Platz. Immer Ende August mischt sich dort ein beißender Gestank in die frische Ostseebrise. Über Wochen ist der sogenannte saure Hering, schwedisch: Surströmming, in Salzlake gegoren. Ruben Madsen ist Surströmming-Produzent und absoluter Kenner.
    In seiner Holzhütte auf der Insel Ulvön legt er den Hering nach traditionellem Rezept ein. Zum Saisonstart werden die Dosen das erste Mal geöffnet, Liebhaber des „Stinkefisches“ kommen dann von überall her zum Geschmackstest der inzwischen weltweit berüchtigten Delikatesse in Dosen. Das Öffnen der Dosen mit „Gammelfisch“ gilt international als Mutprobe, Menschen filmen sich dabei, die Bewohnerinnen und Bewohner der Hohen Küste können darüber nur lächeln. Nur um die 40 Menschen leben das ganze Jahr auf Ulvön, zu umständlich ist der Alltag hier, besonders für junge Familien.
    Doch seitdem es eine Kinderbetreuung gibt, haben sie einen Grund weniger, die Insel zu verlassen. Elisabet Westin ist für gerade einmal zwei Kinder zuständig in dem vielleicht kleinsten Kindergarten Schwedens, wenn nicht sogar weltweit. Mithilfe der Anwohnerinnen und Anwohner soll endlich ein Spielplatz entstehen, damit die Kita eine langfristige Zukunft hat. Im Garten von Hans Öhman stapeln sich kistenweise Gegenstände aus den letzten 100 Jahren.
    Der Postangestellte klappert im Sommer die Küste ab und nimmt fast alles mit, was die Menschen hier nicht mehr brauchen. Jede zweite Woche im August kommen die Einheimischen zu seiner großen Gartenauktion, wo Hans als Auktionator zur Höchstform aufläuft. Mikael „Micke“ Danielsson ist auf Einsätze in der Inselwelt spezialisiert: Baumstämme, die im Wasser treiben, eine defekte Sauna oder ein schneller Transport von Schafen, mit seinen Spezialbooten schafft er es auf jede Insel. Am liebsten nimmt er die „Schwarze Witwe“, ein ehemaliges Militärboot aus den USA mit einer Bugrampe.
    So kann Micke auch an flachen Ufern ans Land springen. In Långsele messen sich die Einwohnerinnen und Einwohner Jahr für Jahr in einem traditionellen Rennen, das an die tollkühnen Flößer erinnern soll. Sie haben früher das Holz auf den Flüssen in Richtung Küste zu den Sägemühlen getrieben. Die scheinbar kurze Ruderstrecke von knapp drei Kilometern wird häufig unterschätzt. Die Nachbauten der traditionellen Holzboote sind schmal, wackelig und laufen ständig voll Wasser. Deshalb ist Teamwork gefragt: Sven Olof Olofsson rudert, Anneli Lind schöpft. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 17.10.2019 NDR
  • Folge 272 (45 Min.)
    In den Lavafels gebaut: Die Naturschwimmbecken von Madeira sind spektakulär – aber für die Badenden oft auch nicht ungefährlich.
    Blütenzauber auf Madeira: Das Blumenfest Festa da Flor ist für die Menschen auf der Atlantikinsel das wichtigste Ereignis des Jahres. Damit feiern sie den Frühling, der hier klimatisch praktisch das ganze Jahr über ist, ihre Insel und sich selbst. Die von Lava geformte Küste, jahrhundertealte Lorbeerwälder und grüne Steilhänge machen Madeira einzigartig. Wer bei der großen Parade des Blumenfestes in der Hauptstadt Funchal ganz vorne startet, hat es geschafft. Für Isabel Borges ist dieser Traum wahr geworden.
    Sie eröffnet mit ihrer Festgruppe den diesjährigen Blumenkorso entlang der Hafenpromenade. Dieser Ritterschlag bedeutet aber nicht nur Ruhm und Ansehen, sondern auch mächtig Druck. Sind die selbst entworfenen Kleider prunkvoll genug? Lernen die 150 Blumenkinder die Tanzschritte rechtzeitig? Halten die Blumen auf dem Festwagen bei der Hitze durch? Jetzt heißt es für Isabel Nerven bewahren. Der 20-jährige Nelson Correia schlittert in eine Zukunft als Carreiro. Er will Korbschlittenfahrer werden und hat seine erste Fahrstunde.
    Auf Madeira haben die Korbschlittenfahrten eine lange Tradition. Früher ließen sich reiche Damen und Herren in den Weidekörben auf Holzkufen in die Stadt hinunter kutschieren. Heutzutage sind die Fahrten eine Inselattraktion. Mit bis zu 30 Stundenkilometer geht es mitten auf der befahrenen Straße zwei Kilometer hinab ins Tal. Bis Nelson das Bremsen und Lenken beherrscht, muss sein Lehrer Miguel noch einige Unterrichtsstunden lang im wahrsten Sinne des Wortes mit ihm Schlitten fahren.
    Und dann steht die Führerscheinprüfung an mit dem Boss der Korbschlittenfahrer als Fahrgast. Der Schwarze Degenfisch sieht furchterregend aus, er lebt in den tiefen, dunklen Regionen des Atlantiks. Früher war er das „Arme-Leute-Essen“ der Madeirer. Im Restaurant von Catarina Carreira wird das Meeresungeheuer zum Gaumenschmaus. Das Restaurant liegt in einer sogenannten Fajã. Die Ebene am Fuße einer 500 Meter hoch aufragenden Steilwand an der Südküste ist durch Lavaströme und Erdrutsche entstanden.
    Catarina und auch ihre Gäste gelangen entweder per Boot oder mit der Seilbahn zum Restaurant. Ein großer logistischer Aufwand. Zum Glück wächst in der fruchtbaren Fajã fast alles, was Catarina in der Küche ihres Restaurants braucht. Sogar den Spinat kann sie am Wegesrand ernten. Carlos und Rosa Mendonça besitzen die gefährlichste Bananenplantage der Insel. Sie liegt an einer Steilküste direkt am Meer. Höhenangst dürfen die beiden nicht haben, wenn sie ihre Bananenstauden pflücken. Die Ernte ist ein Drahtseilakt, bei dem jeder Schritt gut bedacht sein will.
    Bei einem Fehltritt geht es schließlich 700 Meter senkrecht hinab in die Tiefe. Selbst baden ist auf Madeira nicht ungefährlich: In die von Lava geformten Naturschwimmbecken krachen Brandungsbrecher. Trotz zahlreicher Warntafeln muss Bademeister Hugo Silva höllisch aufpassen, denn die Badegäste unterschätzen die Gefahr, wagen sich immer wieder zu nah an die Klippen heran. Das würde den Einheimischen nicht passieren. Niemand auf Madeira käme auf die Idee, sich mit dem Atlantik anzulegen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 07.11.2019 NDR
  • Folge 273 (45 Min.)
    Die Inneren Hebriden überraschen mit grünen Hügeln und feinen Sandstränden und mildem Klima, zumindest für schottische Verhältnisse. Dafür sorgen die Ausläufer des Golfstroms, außerdem wird die Inselgruppe Schottlands vor dem offenen Atlantik durch die Schwesterninseln der Äußeren Hebriden geschützt. Mehr als die Hälfte der knapp 80 Eilande ist unbewohnt. Die Einsamkeit hat die Menschen erfinderisch gemacht. Wenn der Schüler Kyle auf den Unterrichtsbeginn wartet, starrt er in Richtung eines großen Monitors an der Wand.
    Auf Tiree Island kommen neuerdings Mathe, Geschichte und Physik vom Festland per Leitung ins Klassenzimmer. Das Ziel: Den Inselkindern sollen dieselben Lehrplaninhalte angeboten werden wie allen anderen. Und Kyle kann sich sogar am Unterricht beteiligen. Durch die aufwendige Technik soll er sich fühlen, als säße er mitten unter seinen Mitschülern in der kleinen Hafenstadt Oban am Festland. Nach Dienstende wird der Postbote Alisdair MacLean, den alle auf Tiree nur „Billy“ nennen, zum leidenschaftlichen Kelp-Sammler.
    Satte 24 Tonnen von dem Tang braucht er jeden Herbst, den er als Dünger auf seine Felder verstreut. Denn der Briefträger ist auch Crofter, betreibt eine kleine Feierabend-Landwirtschaft. Am liebsten isst Billy Kartoffeln. Aber nur, wenn sie nach Meer schmecken. Dr. Mauvis Gore und Prof. Rupert Ormond legen von der Insel Mull ab mit Kurs auf den Riesenhai. Der Cetorhinus maximus ist der zweitgrößte Fisch der Welt und für die beiden Wissenschaftler der größte überhaupt.
    Sie sind fest davon überzeugt, dass die Gewässer rund um Mull der Paarungsgrund für die Riesenhaie sind. Sobald sie ein Exemplar sichten, springen sie ins Wasser, um die Fische zu markieren und eine Probe vom Hautschleim oder auch vom Plankton zu nehmen. Mit seinem weit aufgerissenen Maul sammelt der Riesenhai möglichst viel von seinem Hauptnahrungsmittel ein. Dass Tiere auch zu einer echten Plage werden können, mussten die Bewohnerinnen und Bewohner der Mini-Insel Canna im Jahr 2008 feststellen.
    Da kamen auf die gerade mal elf Menschen dort mehr als 15.000 Kaninchen. Sie fingen an, Canna komplett zu unterhöhlen. Dann kam Craig Martin von der Evergreen Rabbit Control und nahm sich der Sache an, mit dem Einverständnis der obersten Naturschutzbehörde Schottlands, denn der gehört die Insel. Craig verliebte sich in Canna und in eine Insulanerin und blieb. Praktisch, denn noch ist die Plage nicht vorüber. Immer im September kommt es auf der Insel Easdale zu einer logistischen Herausforderung.
    Dann bevölkern rund 400 Menschen das winzige Schiefereiland. Donald „Mellon“ Melville und alle anderen Insulaner sind schwer beschäftigt. Donald organisiert die World Stone Skimming Championships, die Weltmeisterschaften im Steinehüpfen. Dabei geht es nicht darum, wie oft der Stein auf dem Wasser aufspringt, es geht um die Weite, der Stein darf nur zweimal übers Wasser hüpfen. Und die Schotten nehmen den Spaß bierernst. Vor allem der Oberschiedsrichter: Donald trägt jeden Wurf ganz akkurat in sein WM-Buch ein. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 21.11.2019 NDR
  • Folge 274 (45 Min.)
    Gigantische Fjorde und gut 5.000 kleine Inseln: In Alaskas Süden ist viel Wildnis und wenig Zivilisation. Die Region zwischen der Hauptstadt Juneau und der kanadischen Grenze wird von Einheimischen auch als „Last Frontier“, letzter Außenposten, bezeichnet. Michelle Masden zum Beispiel hat sich mit den rauen Bedingungen hier bestens arrangiert. Sie ist die einzige Wasserflugzeugpilotin der Region. Mit ihrer 65 Jahre alten Beaver verdient sie ihren Lebensunterhalt: als Lufttaxi, Transportflugzeug und ab und an als Retterin in letzter Not.
    Michelle fliegt alles und jeden: Ersatzteile und Lebensmittel, Ärzte, Wanderer und Jäger. Für die Fischer von Südalaska sucht sie nach großen Fischschwärmen und lotst die Kapitäne zum nächsten guten Fang. Ray Rusaw war von Beruf Automechaniker, doch auf seine alten Tage hat ihn das Goldfieber gepackt. Mit einem selbst gebauten Spezialfloß und einer höchst kreativ zusammengestellten Ausrüstung aus dem Baumarkt macht er sich auf die Suche nach dem Edelmetall, das seine Vorgänger vor zwei Jahrhunderten übersehen haben.
    Seit vier Jahren durchkämmt er mit fröhlicher Besessenheit Sandbänke und Flussläufe. Für Ray hat die Goldsuche wenig mit Glück und viel mit akribischer Forschung zu tun. Er ist sich sicher, den perfekten Spot gefunden zu haben. Larry Trani hat sein halbes Leben als Lehrer verbracht, in seiner Freizeit aber war er schon immer unter Wasser zu finden. Als Taucher „erntet“ er heute, im Team mit seinem Sohn, so ziemlich alles, was der Meeresgrund vor Südalaska zu bieten hat: Seesterne, Krabben, Elefantenrüsselmuscheln und Seegurken.
    Bislang wird nur deren Haut vermarktet, sie gilt in Asien als wahres Wundermittel gegen allerlei Gebrechen. Das köstliche Fleisch hingegen wird einfach weggeworfen. Das will Larry ändern und Seegurkenfleisch als Grilldelikatesse an Restaurants verkaufen. Der Klimawandel stört den Schlafrhythmus der Bären: Statt Winterschlaf zu halten, drängen immer mehr dieser Raubtiere auf der Suche nach Nahrung in die Städte vor.
    Eine Gefahr für den Menschen. Einige Bären mussten bereits erschossen werden, doch die Jungtiere bleiben oft verschont. Um diese verwaisten Bärenkinder kümmern sich Claire und Chris Turner. In ihrer Station erhalten neun extrem hungrige Bärenmäuler Vollpension. Chris wirbelt jeden Tag aufs Neue, um genügend Futter zusammenzubekommen. Abgelaufene Artischocken aus dem Supermarkt, Fleischreste vom Schlachter. Dazu ganz frische Ware: Mit lebenden Lachsen, gespendet von der benachbarten Zuchtstation, erlernen die jungen Bären die Jagd.
    Im Süden Alaskas beherrschen nur noch drei Menschen die Sprache der Tsimshian-Ureinwohner. Die kulturelle Identität und mit ihr der seltene Dialekt des Stammes sind bedroht. Damit will sich Alfie Price vom Clan der Killerwale nicht abfinden. Er hat in der Hauptstadt Juneau eine Lerngruppe ins Leben gerufen, die neue Sprecher ausbilden soll. Auch auf einer Demo gegen den Klimawandel protestieren sie eindrucksvoll in der Sprache ihrer Vorfahren. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 05.12.2019 NDR

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