2020, Folge 275–295

  • Folge 275 (45 Min.)
    Fjorde, Gletscher und die höchsten Berge der Arktis: Der Osten Grönlands mit seiner spektakulären Natur ist eine der am dünnsten besiedelten Regionen der Erde. Die Menschen leben hier extrem abgeschieden, sind zur Versorgung auf Helikopterflüge angewiesen. Trotz rauer Bedingungen pflegen die Bewohnerinnen und Bewohner hier liebevoll ihre Traditionen und genießen sogar bei minus 20 Grad ihre Freizeit im Freien. Der Ort Tasiilaq ist mit 4.000 Einwohnerinnen und Einwohnern die „Metropole“ und bietet eine ganz besondere Attraktion: den einzigen Skilift an der Ostküste. Thomas Mikaelsen, der Liftwart, ist um seinen Job nicht zu beneiden.
    Die nur 100 Meter lange Anlage stammt aus der Schweiz und ist schon 20 Jahre alt. Wenn Thomas den Schlepplift überhaupt zum Laufen bringt, hält dieser oft nur eine Stunde durch. Dann hängt das Glück der Ski-Verrückten von seinem Reparaturgeschick ab. Der Lift ist das einzige frostige Freiluftvergnügen. Für Salo Kunuk sind seine Schlittenhunde Vergnügen und Arbeit zugleich. Gerade bringt er seiner Tochter Karla das Lenken eines Hundeschlittens bei, private Fahrstunden vom Vater sozusagen. Karla wird es brauchen, denn im ewigen Eis ist der Schlitten das einzige Fortbewegungsmittel.
    Tobias Ignatiussen besitzt eine motorisierte Schlittenversion mit 100 PS. Er geht, wie schon seine Vorfahren, auf Robbenjagd. Nur mithilfe des Schneemobils kommt er bis an eisfreie Stellen im Fjord heran. Trotz strenger Jagdbeschränkungen sind die Inuit hier nach wie vor auf Fleisch und Fell von Robben angewiesen, um zu überleben. Eine fast ebenso wichtige Tradition wie die Jagd sind die Tupilak, kleine Figuren aus der grönländischen Mythologie, gefertigt aus Walzähnen oder Rentiergeweih. Gideon Quqe hat es als Schnitzer zum Meister gebracht, einige seiner Tupilaks sehen ganz schön gruselig aus.
    Denn von seinen Vorfahren weiß Gideon, dass der Tupilak von seinem Besitzer dazu gedacht war, als böser Geist dem Feind Schaden zuzufügen. Heutzutage schnitzt Gideon auch nett aussehende Figuren, denn Glücksbringer verkaufen sich einfach besser. Im Klubben, der einzigen Kneipe von Tasiilaq, steigt das Konzert des Jahres: Die lokale Kombo Dubbi Band, benannt nach dem Spitznamen des Bandleaders Tobias Sanimuinaq, tritt auf. Ihren wilden Musikstil nennen sie „Grönland-Swing“. Auch mitten in der weißen Wildnis kann man sein Publikum zum Tanzen bringen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 16.01.2020 NDR
  • Folge 276 (45 Min.)
    In Neufundland, am östlichsten Zipfel Nordamerikas, ist die Landschaft ursprünglich, dramatisch und sehr dünn besiedelt. Im Sommer treiben gelegentlich Eisberge an den steilen Klippen entlang. Als die „Titanic“ im Jahre 1912 nur 300 Seemeilen vor der Küste Neufundlands mit einem Eisberg kollidierte und sank, wurden die letzten Funksprüche in einer kleinen hölzernen Hütte auf der Halbinsel Avalon aufgefangen. Heute leben die meisten Neufundländer auf Avalon. Hier gibt es besonders viele Seevögel. In der Witless Bay sind die neu geborenen Papageientaucher bereit für ihr erstes Abtauchen im Atlantik.
    Doch manche verirren sich auf die Küstenstraße, angezogen von den Lichtern der Hotels und Restaurants. Dabei laufen sie Gefahr, überfahren zu werden. Ein Team von Freiwilligen rettet unzähligen Jungvögeln das Leben: Die Puffin & Petrel Patrol zieht nachts mit Warnwesten bekleidet los und sammelt die Papageientaucher ein. Die Biologin Sabrina Wilhelm bringt sie dann zurück nach Green Island, wo sich die größte Papageientaucherkolonie Nordamerikas befindet. Hier holen die Vögel nach, was sie längst hätten tun sollen: den ersten Tauchgang ihres Lebens.
    Hasan Hai und seine Freunde sind in ganz Neufundland bekannt als die MerB’ys, männliche Meerjungfrauen. Zum dritten Mal stellen sie einen Kalender zusammen, für den sie bunt geschminkt, mit Bart, Schwanzflosse und voller Ironie an den schönsten Küsten Neufundlands posieren. Machogehabe und das Verbergen von Gefühlen sind out, davon sind die MerB’ys überzeugt. Der Verkauf der Kalender spielt inzwischen jährlich mehrere Hunderttausend Dollar für einen guten Zweck ein.
    Diesmal geht das Geld an einen Verein, der gegen häusliche Gewalt auf Neufundland kämpft. Mit veralteten Rollenbildern haben auch Kim Orren und ihr Mann Leo Hearn zu tun. Das Ehepaar bringt Mädchen und jungen Frauen bei, wie man auf dem offenen Atlantik professionell Fisch fängt. Die Fischindustrie ist immer noch fest in Männerhand. Leo verrät die Geheimnisse der Fischerei nun auch den Frauen, anders als Generationen von Männern vor ihm. Jill Curran hat das abbruchreife Leuchtturmhaus in Ferryland vor dem Verfall gerettet. Ihr Großvater war hier der letzte Wärter, seit den 1990er-Jahren verrottete das Gebäude.
    2002 kündigte Jill ihren Job in der ÖIindustrie und erfand das sogenannte Lighthouse Picnics. Dabei können sich die Gäste auf dem gesamten Hügel verteilen und werden durch ein selbst entwickeltes System aus ehemaligen Signalfahnen von der Servicecrew wiedergefunden. Die besteht ausschließlich aus Frauen im Alter von 17 bis weit über 70 Jahren. Von der Zitronenlimonade über das Brot bis zum Roastbeef, alles auf dem Hügel ist selbst gemacht. Und in der Bucht davor ziehen die Wale vorbei.
    Dan Barter aus Florida sucht mit seinen erwachsenen Töchtern auf Neufundland nach den Wurzeln der eigenen Familiengeschichte. Als kleiner Junge ruderte er mit seinem Großvater in einem selbst gebauten Holzboot. Jetzt verbringt die Großfamilie ihren Jahresurlaub in dem kleinen Ort Winterton, um zusammen mit dem Bootsbauer Jerome Canning ein traditionelles Dory zu bauen. Zuvor müssen die Töchter aber noch echte Neufundländerinnen werden: Wer sich traut, einen toten Kabeljau zu küssen und ein Glas Rum in einem Zug zu leeren, bekommt direkt die Einbürgerungsurkunde. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 06.02.2020 NDR
  • Folge 277 (45 Min.)
    Viel mehr Karibik als auf den Inseln St. Vincent und den Grenadinen geht kaum. Menschenleere Strände, unbewohnte Eilande, eine üppige Vegetation, die insgesamt 33 Inseln sind traumhaft mit überaus gastfreundlichen Bewohnerinnen und Bewohnern. Miranda Phillips betreibt auf Bequia ein Wäsche- und Wasserboot. Jeden Morgen schippert die 32-Jährige mit ihrem kleinen knallgrünen Servicegefährt von Jacht zu Jacht und wird von den meisten Skippern schon erwartet. Miranda verspricht strahlend frische Wäsche, die sie noch am selben Tag wieder ausliefert.
    Und so ist immer ordentlich was los in ihrem winzigen Waschsalon im Hafen. Der wird abends zur Karaoke-Bar, denn das ist Mirandas große Leidenschaft. Eban Olliver hat viele Jobs gleichzeitig. Er ist der Leuchtturmwärter von Kingstown. Und das bedeutet in St. Vincents größter Hafenstadt viel Verantwortung. Denn Eban wechselt nicht nur die Glühbirnen, er ist Lotsen-Dispatcher, Hafenmeister und Wachposten in einer Person. Der Erstkontakt mit Schiffen ist besonders wichtig. Einmal hat er sogar die ganze Nation vor einem Ebola-Virus bewahrt.
    Sargeant Brothers Model Boat Shop ist eine kleine, von Tim Sargeant geführte „Werft“ und existiert bereits seit 1966. Tim besteht darauf, dass sein Betrieb das „Original“ ist und alle anderen nur Trittbrettfahrer sind. Und tatsächlich stechen seine Boote heraus. Perfekt verarbeitet, detailgetreu und sogar segelbar. Gerade muss für einen Kunden aus den USA eine große Segeljacht fertig werden. Ein Prachtstück für fast 4.000 Dollar. Omar McInnes ist Fechterschnecken-Taucher auf Canouan.
    Er geht ins Wasser, auch bei starkem Wellengang. Seine beiden Kollegen sichern ihn von einem kleinen Boot aus ab. Ein harter Job, denn Omar muss ziemlich tief hinunter. Aber es lohnt sich, der Preis für die sogenannten Conch ist stabil hoch und die drei Freunde können gut davon leben. Carlos Peters ist „Boat Boy“ in der Traumkulisse der Tobago Cays, an deren Stränden schon Johnny Depp im Rumrausch gelegen hat. Auf den unbewohnten Inseln wurden Teile des Films „Fluch der Karibik“ gedreht. Für viele Segler ein Sehnsuchtsziel, sie ankern zu Hunderten zwischen den Bilderbuchinseln.
    Und Carlos bietet Service aller Art: frische Ananas, kühles Bier, frisch gefangene Hummer oder Brötchen zum Frühstück. Henrik Siemer, aus der Nähe von Oldenburg, ist freiwilliger Helfer bei einem einzigartigen Gartenprojekt auf St. Vincent. Zumeist alleinerziehende Frauen ohne Job lernen in Kursen, wie sie ein Stück Land urbar machen können, um sich dann mit ihrem Garten selbst zu versorgen und sogar noch Obst und Gemüse auf dem Markt zu verkaufen.
    Das alles ökologisch und ohne Chemie, was auf St. Vincent keine Selbstverständlichkeit ist. Janti Ramage und seine Lebensgefährtin Rolanda Small betreiben die sogenannte Happy Island, eine künstliche Insel im Meer vor Union Island, deren Basis aus zusammenzementierten Conch-Muschelgehäusen besteht. Die Idee kam Janti vor 20 Jahren, allerdings hat er die Macht der Elemente unterschätzt. Seine Bar-Insel ist äußerst pflegebedürftig. Dabei würde Janti lieber den ganzen Tag den typischen Cocktail der Gegend mixen: Rum-Punch mit frisch geriebener Muskatnuss. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 20.02.2020 NDR
  • Folge 278 (45 Min.)
    Weithin ursprünglich und dünn besiedelt: Naxos ist die größte aller Kykladen-Inseln und ganz anders als zum Beispiel Mykonos.
    Um das einst heilige Eiland Delos reihen sich nahezu im Kreis rund 200 Inseln, darunter 20 größere. Daher kommt der Name des griechischen Inselparadieses: Kykladen, eine Abstammung des griechischen Wortes kýklos, Kreis. Jede Kyklade hat einen einzigartigen Charakter. Der etwa 20 Jahre alte Pelikan Petros ist das Maskottchen von Mykonos. Er zieht den ganzen Tag von Taverne zu Taverne und schnorrt Fisch. Das klappt mal gut und mal weniger gut. Petros hat zwar ein paar Menschenfreunde, die ihm regelmäßig etwas zustecken, aber allzu oft versperren ihm fotografierwütige Besucherinnen und Besucher den Weg.
    Dann muss er sich die Passage durch die Menge schon mal „freizwicken“. Jackie Onassis soll einst die „Uroma“ von Petros aus Louisiana auf die Insel geholt haben. Tassos Kontokostas ist auf Mykonos den „Reichen und Schönen“ auf der Spur. Seine penible Vorbereitung für einen erfolgreichen Tag: alle Sozialen Netzwerke abgrasen und herausbekommen, welcher Promi gerade auf der Insel ist. Und dann muss er noch wissen, wo sich die VIPs am liebsten aufhalten, ob in Clubs, Restaurants oder an einem der 22 Strände.
    Nur dann gelingen die Volltreffer, die ihm die Athener Boulevardpresse liebend gern aus den Händen reißt. Wie sein Schnappschuss von Roger Taylor, dem Schlagzeuger von Queen. Die weißen Häuschen mit blauen Dächern sind typisch für die Kykladen. In Mykonos-Stadt aber werden sogar die Fußwege weiß gestrichen, zumindest die Fugen. Obwohl das extrem viel Arbeit macht, hält sich auch Anna Athimaritis an dieses ungeschriebene Gesetz der Straßenverschönerung. Denn bei dem Thema verstehen die Anwohnerinnen und Anwohner keinen Spaß. Man passt gut aufeinander auf, es gibt sogar Abmahnungen, wenn jemand nicht hinterher kommt mit dem Malern.
    Das Problem für Anna: Die Gasse vor ihrem Haus ist sehr schmal. Und wie soll man streichen, wenn ständig Leute dort unterwegs sind? Nikos Verikokos ist Steinmetz auf Naxos und pflegt damit ein uraltes Erbe. Auf der Insel liegen die berühmtesten Marmorsteinbrüche Griechenlands. Von hier aus wird das begehrte Gestein für Skulpturen, Bauelemente, Fliesen oder Bodenplatten noch immer in die ganze Welt verschifft. Nikos braucht für einen eiligen Auftrag den perfekten Marmorblock.
    Den bekommt er von Familie Karpotoni, die seit vielen Generationen einen Steinbruch im Inselinneren betreibt. Ein Anruf von Nikos und schon bereiten die Karpotonis die Sprengung vor. Katerina und Florentina Fragkoudaki sind die „Kitro-Schwestern“. Auf Naxos destilliert ihre Familie seit 1896 in dem kleinen Dorf Chalki einen in ganz Griechenland bekannten Likör: den Kitro. Nach einem überlieferten Familienrezept wird aus den Blättern des Zedratbaumes, einer alten griechischen Zitronensorte, eine starke und sehr aromatische Spirituose gebrannt.
    Und das mit Geräten, die schon die Großmutter benutzt hat. Tausende Gläubige pilgern an Mariä Himmelfahrt nach Tinos. Kaum sind sie von der Fähre herunter, fallen sie schon auf die Knie. Kriechend wollen sie die Wallfahrtskirche der Insel erreichen, um für ein Wunder, Hilfe oder Heilung zu beten. Es ist eines der größten religiösen Feste des Landes. Panajotis Tzanoutinos, der auf Tinos lebt, produziert das ganze Jahr über Kerzen für diesen Feiertag. In der Regel sind es die kleinen dünnen Kerzen, die in Unmengen gebraucht werden. Für Panajotis bedeutet Mariä Himmelfahrt vor allem eines: Stress. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 05.03.2020 NDR
  • Folge 279 (45 Min.)
    Die Drahtseilfähre über den Vivari-Kanal ist seit Jahrzehnten eine abenteuerliche Abkürzung auf dem Weg zur berühmten Ruinenstadt Butrint.
    In Albanien scheint die Zeit fast stehen geblieben zu sein. Jahrzehntelang war das Land abgeschottet, doch nun zieht es immer mehr Menschen in den kleinen Staat an der Adria. Und der hat vor allem landschaftlich eine Menge zu bieten: Gebirgszüge, die steil ins Meer hinabfallen, Lagunen, viel unberührte Natur. Und interessant sind natürlich auch die Menschen, die ihrem oft einfachen Leben eine Menge abgewinnen können. Hoch über dem Meer sammelt Bujar Mehmeti begehrte Wildkräuter. Er hat es auf den Meeres-Salbei abgesehen, der wächst in dieser Art nur im einsamen Küstengebirge Südalbaniens. Die Aufkäuferin Pranvera Çeça in der ehemaligen Tabakfabrik von Delvina zahlt ihm einen stolzen Kilopreis.
    Denn Bujar ist ihr bester Sammler und Pranvera exportiert ihr Heilkräuterangebot in die ganze Welt. Am Rande der Hafenstadt Vlorë (Vlora) hat eine Romafamilie ihr Camp aufgeschlagen. Von Mai bis Juli bauen Alexandra und Alexandri Hajdini hier Sonnenschirme aus Stroh für die immer zahlreicher werdenden Badegäste. Onkel und Tanten, Brüder und Schwestern helfen mit bei der kunstvollen und ganz legalen „Schattenwirtschaft“. Etwas abseits des Trubels rund um Vlorë kämpfen die Lagunenfischer von Narta um ihren einzigen Zufluss zum Meer.
    Mit einem Bagger müssen sie einen schmalen Kanal freihalten, in den die Brandung immer wieder Tonnen von Sand spült. Draußen in der Bucht von Vlorë geht die Adria ins Ionische Meer über. Und ein Stückchen weiter beginnt schon Griechenland. Bis zur Insel Korfu sind es vom beliebten albanischen Badeort Saranda gerade einmal 30 Minuten Fahrt. Aber nur, wenn man mit „Kristi“ übersetzt, einem schnellen russischen Tragflächenboot. Im Cockpit hat eine Frau das Kommando: Ornela Murati ist die erste und einzige Kapitänin Albaniens. Noch etwas weiter südlich findet man das genaue Gegenteil: Eine abenteuerlich altertümliche Autofähre quert immer noch den Vivarikanal, dank der ständigen Reparaturarbeiten und der Geduld von zwei jungen Männern.
    Endrin Ismaili und Ervis Mahmut müssen viel improvisieren, um die klapprige Mechanik der Seilfähre in Schuss zu halten, ein regelrechter „Drahtseilakt“. Das Stahlkabel kann jederzeit brechen oder aus den ausgeleierten Umlenkrollen springen. Dabei ist die kleine Fähre von Endrin und Ervis extrem beliebt, denn sie ist die beste Verbindung von der Südgrenze Albaniens zur weltberühmten Halbinsel Butrint mit ihrer gleichnamigen jahrhundertealten Ruinenstadt, UNESCO-Weltkulturerbe und der Besuchermagnet des Landes. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 16.04.2020 NDR
  • Folge 280 (45 Min.)
    Förde, Furt, Bucht, Meerbusen: Für die schönen Verlängerungen der Ostsee ins Land gibt es viele Bezeichnungen. Die Eckernförder Bucht ist geformt von Strömung, Brandung und den Menschen. Auf 17 Kilometer Länge erstreckt sie sich bis zu der Stadt, die ihr den Namen gibt. Stephan Möller ist amtierender Schützenmeister der Eckernförder Bürgerschützengilde. Über ein ganzes Jahr lang hat er das Strandschützenfest vorbereitet und dann das: Nebel, Regen und eine steife Brise. Traditionell wird bei den Eckernförder Schützen immer an Pfingsten auf einen Holzvogel in Richtung Meer geschossen. Unter strengen Auflagen! Und diese schreiben freie Sicht von mindestens einem Kilometer hinaus in die Bucht vor.
    Die Veranstaltung droht buchstäblich ins Wasser zu fallen, zum ersten Mal seit 449 Jahren. Im Marinestützpunkt Eckernförde sind rund 3.000 Soldaten stationiert, aber nur eine kleine Gruppe darf sich Eliteeinheit nennen: die Minentaucher. Sie gelten als die härtesten Soldaten der Marine. Wer dazu gehören will, hat eine extreme Ausbildung zu absolvieren. In diesem Jahr sind gerade einmal zwei Anwärter in die letzte Runde gekommen. Nun müssen die beiden noch die gefürchtete Abschlussprüfung bestehen: 20 Kilometer laufen mit Marschgepäck und anschließend zehn Kilometer schwimmen durch die Eckernförder Bucht.
    Die Tiere in der Eckernförder Eichhörnchen-Schutzstation leben dagegen in einer wahren Wohlfühloase. Bei Moni Rademacher werden kranke oder verletzte Nager eingeliefert, um sich dort zu erholen und möglichst schnell wieder in die Natur zurückzukehren. Vor Kurzem sind neue Patienten angekommen, darunter auch ein recht seltsames Wesen: dicker Brustkorb, breite Schultern, gar nicht typisch für ein Eichhörnchen-Baby. Aber Arnold darf nur bleiben, wenn aus ihm ein Eichhörnchen wird. Die Leiterin der Station erforscht die Krankengeschichte des Neuzugangs.
    Das Eichhörnchen (dänisch: egern) gilt als Namensgeber für Eckernförde und seine Bucht. Im Eckernförder Stadthafen geht Luisa Frobel an Bord eines Traditionsseglers. Die Lehrerin ist zum ersten Mal in ihrem Leben auf einem Schiff. Sie soll sieben Monate lang mit Schülern um die Welt segeln und an Deck unterrichten. Auf einem einwöchigen Probetörn von Eckernförde in das direkt benachbarte Dänemark will die junge Pädagogin herausfinden, ob sie sich das Abenteuer mit dem schwimmenden Klassenzimmer zutraut. Auch die Schüler entscheiden nach der Testfahrt, ob sie anheuern werden. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 07.05.2020 NDR
  • Folge 281 (45 Min.)
    Weite, Wasser, Wiesen: In zahllosen Buchten, Kanälen und Sunden streckt sich der Limfjord durch Jütland in Dänemark. An seinen Ufern thronen mächtige Wasserburgen, Landschlösser und prächtige Klöster. Eine eher einsame Gegend, selbst im Hochsommer geht es ruhig zu. Wohl gerade deshalb sind die Menschen hier so liebenswert und gesellig. Birte, Silla und Bo radeln zu ihrem Fjordgartenprojekt im Hafen der Stadt Løgstør, um dort Miesmuscheln, Austern und Seetang zu ernten. Sie finden, im Verein ist Gärtnern am schönsten. Zum Glück hat Silla, ein findiger Tüftler, gerade wieder eine geniale Erfindung gemacht: die Muschelwaschmaschine.
    Auf dem schmalen Næssund, einem Seitenarm des Limfjord, kreuzt die Næssund-Fähre, die kleinste und älteste Autofähre der Gegend. Neu an Bord, und zwar als erste und einzige Frau auf diesem Schiff, ist Deckhand Lilian Kohler. Sie ist „Mädchen für alles“, will aber mehr, denn Lilian ist ausgebildete Nautikerin. Es zieht sie magisch auf die Brücke, doch der alte Kapitän hält gar nichts vom Ruhestand an Land. Henrik Madsen, Typ Wikinger mit Sommersprossen und roten Haaren, zieht es jeden Morgen zu den weißen Klippen der Insel Mørs.
    In den Schichtungen des weichen Kalksteins sucht er mit unendlicher Geduld nach versteinerten Pflanzen, Tieren und Hölzern. Fossile Meeresschildkröten hat er hier schon entdeckt und Raubfische! Tiere, die vor 55 Millionen Jahren ihr Grab auf dem Meeresboden fanden, zugedeckt von der Asche isländischer Vulkanausbrüche. Völlige Ruhe: So beschreibt Inselmanager Jesper Lynge das Leben auf Livø. Die Insel, von der es heißt, sie repräsentiere Dänemark im Taschenformat, ist nur im Sommer belebt. Dann organisiert Jesper mit seiner Frau Ulla gleich mehrere Ferienlager für einen Kulturverein.
    Und wenn alle gleichzeitig Ruhe suchen auf der Insel, dann ist plötzlich ganz schön was los. In Aalborg, der Großstadt in dieser beschaulichen Gegend, ticken die Uhren immer anders: Studierende, Hippies, Seefahrer, Musikerinnen und Musiker und Nachtschwärmer beleben die Stadt am Ostende des Limfjords. Gerade machen hier die Aalborg Sjøskreds, die Seepfadfinder, einen alten Segelschoner klar zum Auslaufen Richtung Ostsee. Die Regattasaison beginnt. Und die jugendliche Mannschaft ist schon mächtig aufgeregt! (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 04.06.2020 NDR
  • Folge 282 (45 Min.)
    Keine Stadt strahlt im Sommer wie Sankt Petersburg: Die goldenen Kuppeln glänzen am Tage, und während der Weißen Nächte im Juni geht die Sonne nicht unter, sondern zaubert ein mystisches Dämmerlicht. Die prunkvollen Bauten der Zarenzeit treffen auf eine moderne Generation von Russen, die ihre Stadt feiern und stolz sind auf ihren Gründer, Peter den Großen. Die junge Schneiderin Maria Korolenko restauriert im Sommerpalast, dem Peterhof, originale Kleidungsstücke des Zaren. Oft arbeitet sie monatelang an einer einzigen Jacke, ein exklusiver Einblick hinter die Kulissen einer der prächtigsten Schatzkammern Europas.
    Nachts zieht es Maria an die Newa so wie Tausende Bewohnerinnen und Bewohner: Sie tanzen, singen, malen oder angeln. Ganz Sankt Petersburg verströmt den Geist der Zarenzeit. Peter der Große legte die Stadt nach dem Vorbild Venedigs an, mit unzähligen Kanälen und Brücken. Heute ist sie mit fünf Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern die viertgrößte Metropole Europas. Und sie wächst weiter. Für Maxim Korshunov ist der Zar sein großes Vorbild. Denn wie einst der Herrscher wurde Maxim in den Niederlanden in die Geheimnisse des Bootsbaus eingeweiht.
    Nun durfte er den ersten Großsegler, den Zar Peter in Sankt Petersburg bauen ließ, in jahrelanger Kleinarbeit rekonstruieren: die „Poltava“. Es fehlen nur noch letzte Details, dann ist das Schiff fertig. Auch Viktor Fedotov ist fasziniert von der Zarenzeit: Der Student stöbert verlassene Paläste auf, die sich hinter unscheinbaren Fassaden verstecken. Hier schlummert eine unglaubliche Pracht, die langsam verfällt, ohne dass es jemanden stört.
    Goldene Wandvertäfelungen und Kronleuchter in riesigen Salons und Tanzsälen, alles wirkt, als hätten hier vor Kurzem noch feierliche Gesellschaften stattgefunden. Dass Viktor über Eingangstore klettern muss, ist nicht ganz legal, aber Angst kennt er nicht: „Man kommt dafür nicht ins Gefängnis, man wird allerdings auch nicht gestreichelt. Am besten lässt man sich nicht erwischen.“ Während die Petersburger in den Weißen Nächten ihre Stadt und sich feiern, hat Alexander Romanov Dienst. Dann geht der Lotse an Bord einer der vielen Frachter, die außerhalb des Stadtzentrums auf der Newa liegen und warten, bis es Nacht wird.
    Tagsüber ist Sankt Petersburg für größere Schiffe nicht passierbar, die Brücken über den großen Fluss lassen das nicht zu. Aber jede Nacht um Punkt 1:00 Uhr kommt es zu einem unvergleichlichen Spektakel: Dann öffnen sich die Brücken der Stadt in dichter Abfolge für die Frachter. An den Ufern wohnen unzählige Menschen diesem Schauspiel bei. Vor allem rund um die Eremitage, dem Prachtbau der Stadt, früher Winterpalast des Zaren, heute eines der größten Museen der Welt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 18.06.2020 NDR
  • Folge 283 (45 Min.)
    Die Wismarer Bucht ist in ihrer Vielfalt einzigartig an der Mecklenburgischen Ostseeküste: Steilküste, Sandstrände, Salzhaff, verwunschene Inseln und nicht zuletzt die stolze Hansestadt Wismar mit ihren Bauten aus der Backsteingotik, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Wenn sich im Holzwerk im Hafen von Wismar die mächtigen Stämme verkeilen, muss Steven Buchholz mit seiner Kettensäge ran. Ein gefährlicher Job, die Stämme sind tonnenschwer. Steven ist als gelernter Zimmermann ein Virtuose an der Kettensäge. Auch nach Schichtende sucht er den Nervenkitzel: Der Wind vor seiner Heimatinsel Poel steht an diesem Tag günstig und er will sich den deutschen Rekord im Kitesurf-Hochsprung zurückholen.
    Ramona Stelzer kannte Fisch lange nur als leckere Zutat zwischen zwei Brötchenhälften. Doch als der Goldschmiedin Fischleder in die Hände fiel, war ihre Geschäftsidee geboren: Sie verarbeitet das einzigartige Naturprodukt Fischhaut zu edlem Schmuck. Das Problem ist, dass in Deutschland kaum jemand Fischhaut gerbt. Um verlässlich an Nachschub zu kommen, will Ramona dieses Handwerk jetzt selbst erlernen.
    Die Wismarer Bucht ist Heimat zahlreicher Wasservögel. Zu Beginn der Brutsaison hat Wismarbucht-Ranger Jürgen Weigel alle Hände voll zu tun, Freizeitkapitän*innen und Wassersportler*innen vom Befahren der EU-Vogelschutzzone abzuhalten. Und dann muss er auch noch per Funk seine Kolleg*innen im Flugzeug bei der Zählung der Robben unterstützen. So bleibt kaum Gelegenheit für Weigel, beim Inselwart von Langenwerder vorbeizuschauen. Der beobachtet regelmäßig ein äußerst kurioses Phänomen: Feldhasen, die Salzwasser trinken! Für Strandbesucher ein stinkendes Ärgernis, für Steffen Aldag wertvoller Rohstoff: Seegras.
    Der Bauhof der Insel Poel räumt die angeschwemmte Meerespflanze in der Badesaison tonnenweise vom Strand und hat Aldag Nachschub versprochen. Er tüftelt gerade am Prototyp einer Seegraswaschanlage: Getrocknet eignet es sich hervorragend als natürliches Dämm- und Polstermaterial. Die St. Nikolai Kirche zu Wismar ist eines der imposantesten Bauwerke der Backsteingotik. Das 37 Meter hohe Mittelschiff ist das vierthöchste in Deutschland. St.
    Nikolai war die Kirche der Fischer und Seefahrer, die hier sogar einen eigenen Altar besaßen. Heute zeugt noch das meterlange historische Schiffsmodell des berühmten Wismarer Modellbauers Robert Dähncke von der Verbundenheit mit dem Meer. Annette Seiffert ist Restauratorin und muss das in luftiger Höhe angebrachte Schiff säubern und dabei kaputte Teile reparieren. Das fragile Modell stammt aus dem Jahr 1910 und ist durch Licht, viele Umzüge und Luftfeuchtigkeit arg mitgenommen. Vor allem die eingerissenen Segel und die gebrochene Gallionsfigur bereiten der Restauratorin Sorgen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 06.08.2020 NDR
  • Folge 284 (45 Min.)
    Tosende Wasserfälle, uralte Wälder und eine beeindruckende Vulkanlandschaft mit schwarzen Stränden: La Palma ist eine Trauminsel für Naturliebhaber*innen. Mit Abstand ist sie die Insel der Kanaren mit dem meisten Grün, fast die Hälfte ist mit Wald bedeckt. Doch einmal im Jahr steht die grüne Insel ganz im Zeichen der Farbe Weiß. Am Rosenmontag nehmen die Bewohnerinnen und Bewohner seit Jahrzehnten jene Vorfahren aufs Korn, die aus dem Ausland vermögend zurückkehrten und mit gepuderten Gesichtern protzig ihren Reichtum demonstrierten. Der karnevalistische Umgang damit gipfelt jedes Jahr in einem weißen Chaos, bei dem tonnenweise Talkum, Mehl oder Farbe über die einheitlich weiß gekleideten Insulaner rieselt.
    Auf dem Roque de los Muchachos, dem mit 2.400 Metern höchsten Berg La Palmas, steht eines der größten Spiegelteleskope der Welt. Astrophysiker lieben die Insel, denn sie ist der perfekte Platz, um ins All zu schauen. Forscher*innen und Sternenliebhaber*innen blicken gebannt zum Beteigeuze. Der Riesenstern steht wahrscheinlich vor einer Supernova und könnte ein zweiter Mond am Firmament werden. Winzer aus dem Süden der Insel gehören zu den Pionieren der Bodega submarina de Canarias, der Weinlagerung unter Wasser.
    2007 begannen sie damit, Flaschen mit Rot- und Weißwein in verschiedenen Tiefen des Atlantiks reifen zu lassen. Nicht als Werbegag, im Meer gelagert schmeckt der Wein tatsächlich aromatischer und frischer. Geborgen werden die Flaschen von Tauchern, die den „Weinkeller“ per GPS orten. Mit vier Meter langen Holzlanzen die Schlucht hinunter, über einen Abgrund hinweg oder aufs nächste Felsplateau hinauf: mit dem „Hirtensprung“ lässt sich unwegsames, steiles Gelände bezwingen. Schon die Guanchen, die Ureinwohner der Kanaren, hüteten so ihre Ziegen auf La Palma.
    Heute ist der Salto del Pastor Geländesport für traditionsbewusste Insulaner. Und manchmal wird aus dem großen Spaß sogar Ernst: Dann kommen die besten Springer bei Such- und Bergungsaktionen zum Einsatz. In den entlegenen Schluchten der Insel gibt es zahllose Barrancos, Naturhöhlen, in denen einst die Guanchen lebten. Bis heute ziehen diese rustikalen Felswohnungen Menschen an, die keine Lust mehr auf urbanen Stress haben. Clevere Insulaner*innen setzen auf diesen Trend: Sie haben ein paar Höhlen gekauft und zu hippen Mietobjekten umfunktioniert, vermietet wird an Zivilisationsmüde und Aussteiger*innen auf Zeit. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 20.08.2020 NDR
  • Folge 285 (45 Min.)
    Wie der Dreizack des Meeresgottes Poseidon ragt die griechische Halbinsel Chalkidiki südöstlich von Thessaloniki ins Meer. Ihre drei Ausläufer, die wie Finger aussehen, stecken voller Überraschungen: Überall auf Kassandra, Sithonia und Athos gibt es üppige und nach Kräutern duftende Vegetation, unzählige Traumstrände und versteckte Fischerdörfer. Auf Athos ist Pater Epifanios so etwas wie der Superstar unter den Mönchen: Für die Vermarktung seines exquisiten Weins reist er auch schon mal zu Messen nach Frankreich und Deutschland.
    Außerdem hat er ein Kochbuch geschrieben mit alten Rezepten aus der völlig eigenständigen und streng abgeriegelten Mönchsrepublik, Auflage 300.000 Exemplare. Die Kloster-Küche von Chalkidiki ist ein Bestseller. Der Strand ist ihre Werft: Im kleinen Küstenort Ierissos baut die Familie Ioannou nicht nur Kaikis, die legendären griechischen Fischerboote, sie reparieren, restaurieren und flicken alle Arten von Holzbooten. Weil es aber in Ierissos kein richtiges Dock gibt, ziehen die Männer auch große, reparaturbedürftige Schiffe direkt aus dem Meer an den Strand.
    Dafür brauchen sie nur Badehosen und ganz viel Mut. Es ist abenteuerlich, wie die tonnenschweren Boote mit viel Schmierfett über eine gewagte Holzkonstruktion gezogen werden. Wassilis Mentogiannis will die von ihm entdeckte Seepferdchenkolonie schützen und vergrößern, soweit bekannt, die einzige in Griechenland. Seit Monaten tüftelt er am Prototyp einer Spezialboje mit Solarpanel, Unterwasserkamera und supermoderner Computertechnik.
    Der Clou: eine Software, welche die Seepferdchen sozusagen per „Gesichtserkennung“ identifiziert und dann die Kamera einschaltet. Stelios Martigakis und seine Crew gehören zu den wenigen Leuten, die noch eine Lizenz zum Lichtfischen haben. Ein visuelles Spektakel mitten in der Nacht. Kurz nach Sonnenuntergang lassen sie zwischen Athos und Sithonia ein halbes Dutzend Flöße mit großen Scheinwerfern zu Wasser. Das helle Licht soll Sardellen anlocken. Wenn sich ein Schwarm nähert, muss das Netz schnell ins Meer.
    Die Lichtflöße sind durch Elektrokabel mit dem Hauptschiff verbunden. Schon oft hat die Strömung die Leitungen gekappt. Im Hafen von Neos Marmaras auf Sethonia arbeitet Elisabeth Stamataki als selbstständige Kapitänin. Die junge Frau, die ihr Patent erst seit gut zwei Jahren in der Tasche hat, muss sich in der maritimen Männerwelt durchbeißen. Sie hangelt sich von einem kleinen Job zum nächsten: Elisabeth setzt einen Hirten zur Ziegeninsel über, springt für einen Bekannten als Dispatcherin ein und managt den ganzen Hafen der Kleinstadt.
    Zu allem Überfluss hat ihr eigenes Schiff ein Riesenproblem: Rost! Also auch noch mal eben tauchen und den Rumpf reparieren. Im Norden von Chalkidiki baut Panos Ioannidis Tasteninstrumente in Handarbeit. Er ist weltweit einer der wenigen, die das noch machen. Manchmal dauert es fast ein Jahr, bis so ein edler Flügel fertig ist. Seine Werke sind Einzelstücke und Sammlerobjekte. Panos’ größtes Projekt ist ein mit Muscheln verzierter Meeres-Flügel, die Hölzer in frischer Brise getrocknet. So klingt die griechische Halbinsel. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 03.09.2020 NDR
  • Folge 286 (45 Min.)
    Die Malaiische Halbinsel bietet praktisch alles, was Asien ausmacht: An der 4.000 Kilometer langen Küste gibt es menschenleere Traumstrände, uralte Wälder, eine einzigartige Küche und Gotteshäuser aller Religionen. Hier leben Malaien, Chinesen und Inder seit Hunderten von Jahren friedlich miteinander, die Menschen gelten als tolerant und weltoffen. Ein Produkt aus dem Fischerdorf Kuala Sepetang hat sich zu einem internationalen Verkaufsschlager entwickelt: Holzkohle aus dem Meer. Jeden Tag fährt Iwan Mohd mit seinem Erntetrupp auf einem Boot in den Mangrovenwald. Hier ernten sie 30 Jahre alte Hartholzbäume.
    Der Wald wird seit Jahrhunderten nachhaltig bewirtschaftet, die Mangroven werden immer wieder nachgepflanzt. In riesigen Öfen wird in einem traditionellen Verfahren Holzkohle hergestellt. Zwei Wochen lang müssen die Stämme kokeln und schmoren, dann ist die Kohle fertig. Die meiste davon geht in den Export: In Japan schwören die Menschen auf die Kohle aus Kuala Sepetang. Der sogenannte Löwentanz ist eigentlich typisch für China. Doch auf der Insel Penang gibt es eine spezielle und sehr gefährliche Form davon. Auf einem Parcours aus bis zu drei Meter hohen Holzpfählen rennt, tanzt, hüpft und fliegt ein Löwe, das sind zwei Artisten in Kostümen, scheinbar mühelos herum.
    Schon seit einem Jahr trainiert Paul Than von der Thang-Loong-Gruppe seine beiden Artisten, bald ist ein wichtiger Auftritt. Und noch immer klappt nicht alles. Die Straße von Malakka ist eine der meistbefahrenen Seestraßen der Welt. Hunderte Schiffe passieren täglich den engen Kanal zwischen Malaysias Westküste und Indonesien. Hier treiben immer noch Seeräuber ihr Unwesen. Mit wendigen Langbooten entern sie Schiffe und stehlen, was nicht niet- und nagelfest ist.
    Der Marineoffizier Salman Bahari geht jeden Tag mit seinem Schnellboot und schwer bewaffnet auf Piratenjagd. Die Fahrradrikscha ist von den Straßen Asiens weitestgehend verschwunden. Aber im Küstenort Malakka erlebt sie ein Comeback. Jedes Jahr vor Beginn der Besuchersaison schraubt auch Ramli Ismail an seinem Gefährt und macht es fit für die kommenden Monate. Diesmal hat er dafür rund 40 Einhorn-Kuscheltiere besorgt, 30 Meter Lichterkette und eine nagelneue Musikanlage. Genauso wie die anderen Rikscha-Fahrer der Stadt verwandelt er sein Gefährt in ein Kunstwerk aus Märchenmotiven: grell, bunt und blinkend. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 17.09.2020 NDR
  • Folge 287 (45 Min.)
    Wer den Herzschlag des Mittelmeers spüren will, sollte nach Sizilien reisen. Griechen und Römer, Normannen und Araber, Eroberer und Befreier, sie alle kamen und viele blieben. Taormina, Catania und Syrakus an der Ostküste gehören zu den schönsten Orten der Insel. Über allen wacht der Ätna. Die Launen des Vulkans prägen die Menschen hier. „mareTV“ taucht ein in den Alltag der Sizilianer, der von Traditionen geprägt ist. In der Straße von Messina gehen die Brüder Mancuso auf Schwertfischjagd mit ihrem Spezialschiff, das über einen besonders hohen Mast mit Ausguck und einen ebenso langen Ausleger am Bug verfügt.
    Wie schon die alten Griechen, erlegen sie den Fisch mit der Harpune. Die wertvolle Beute wird gleich vor Ort verkauft. Kein Transport, keine Tiefkühlung, keine Verpackung: nachhaltig und regional. Südlich von Messina liegt die Stadt Catania mit ihrem legendären Fischmarkt, direkt am Fuße des Ätnas. Der Berg ist mit seinen 3.323 Metern der höchste aktive Vulkan Europas und Fluch und Segen zugleich. Die Einheimischen nennen ihn „caro amico“, der gute Freund, denn er macht das Land fruchtbar.
    Auch der Vulkanologe Boris Behncke lebt vom Ätna, aber er ist äußerst besorgt. Seit vielen Jahren überwacht er jede Regung des Vulkans, er hält ihn für einen der gefährlichsten der Welt. Um die kommenden WissenschaftlerInnen zu sensibilisieren, steigt er immer wieder mit Studierenden auf den Gipfel. Und wer ganz viel Glück hat, wie sein Student Luca, darf im Helikopter über die rauchenden Krater fliegen. Der ständigen Gefahr sind sich die BewohnerInnen an der Ostküste durchaus bewusst, Angst haben sie keine, auch nicht Alfredo Calì, Lokführer der Circumetnea.
    Die Schmalspurbahn tuckert seit über 100 Jahren täglich um den Ätna herum, sie ist die einzige Verbindung für die vielen Dörfer am Vulkan. Auch die Schulkinder nutzen den kleinen Zug, der sie das ganze Jahr über bei Wind und Wetter zum Unterricht bringt. Und das sogar fast immer pünktlich. Um Pünktlichkeit macht sich Signora Vincenza keine Gedanken mehr. Die Dame ist über 80 und die berühmteste Einwohnerin von Savoca, einem Bergdorf mit Blick aufs Meer. In aller Ruhe gönnt sie sich jeden Sonntag ihre Granita al Limone, eine gefrorene Limonade, in der Bar Vitelli, Schauplatz des Filmklassikers „Der Pate“.
    Damals, vor über 50 Jahren, hat der Regisseur Francis Ford Coppola ihr eine kleine Rolle neben Al Pacino gegeben. Sie kann sich noch an alle Szenen erinnern, als sei es erst gestern gewesen. Auch Sergio Fiorentino schwärmt von der Vergangenheit. Der junge Künstler aus Noto fängt auf riesigen Leinwänden das Blau des Meeres ein, so wie es einst schon die Griechen in ihren Mosaiken zu verewigen versuchten. Auch das eine sizilianische Tradition, modern interpretiert. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 01.10.2020 NDR
  • Folge 288 (45 Min.)
    Die wohl berühmteste Sehenswürdigkeit von Turku: Das Schloss „Turun Linna“ wurde von den Schweden errichtet und ist das größte mittelalterliche Bauwerk in ganz Finnland.
    Das Schärenmeer vor Turku ist ein Geschenk der letzten Eiszeit. Blank geschliffene Granitinseln ragen aus dem spiegelnden Wasser der Ostsee, mittendrin thront ein mächtiger Leuchtturm. Die Stille wirkt wie Balsam für die Seele, der Duft von Birken und Kiefern betörend. Auf Bengtskär, 15 Seemeilen weit draußen im Meer, beginnt ein gigantischer Archipel, mehr als 40.000 Inseln! Hier, wo einst Seemänner Tagebücher in den Fels geritzt haben, bestimmen Wasser und Wetter bis heute den Takt des Lebens. Für den Notarzt mit dem Boot und auf der Insel, wo Tango getanzt wird, ganz finnisch natürlich.
    Abseits der Tanzfläche ist Einsamkeit das Lebensmotto, ohne eine Spur von Traurigkeit. Die Bewohner*innen dieser bezaubernden Inselwelt sind eigenwillig, aber äußerst gutmütig: Tomi Isopahkala zum Beispiel guckt unheimlich wie Klaus Kinski, ist aber ein geduldiger Handwerker. Für Gärten und Wassergrundstücke baut er Mini-Leuchttürme, die finnische Alternative zum Gartenzwerg. Auf der Insel Korpo werkelt Antonia Ringbom in ihrer Villa Kunterbunt geduldig an handgemachten Animationsfilmen. Ihr Thema: selbstverständlich die Unterwasserwelt des Schärenmeeres. Janne Castrén ist hier der Inselarzt.
    Mit dem Schnellboot ist er rasant zur Stelle, bei Zeckenbiss, Unwohlsein oder Platzwunde. An seiner Seite dient in diesem Sommer Paavo Lötjönen als Krankenpfleger und Bootsmann. Seinen Fans ist Paavo vor allem als Musiker bei Apocalyptica bekannt, der weltberühmten finnischen Cello-Rock-Band. Astrid Mikhaelson und Markko Putkinen leben als Einsiedler auf Loistokarin, einer wirklich winzigen Insel vor Turku. Fünfmal die Woche, aber nur im Sommer, legt hier der Musikdampfer „Ukkopekka“ an. Dann wird auf Loistokarin finnischer Tango getanzt. Astrid und Markko bereiten das Büfett vor mit selbst geräuchertem Lachs und selbst geangelten Brassen.
    Frühmorgens in Turku sind schon die Studierenden Susanne, Anne und Jenny unterwegs, um die sogenannte Seabin, die „Meeresmülltonne“, zu entleeren und den Inhalt zu untersuchen. Im Videochat mit den Erfindern der Tonne in Sydney werten sie die Ergebnisse aus. Experte für historische Felsritzungen im Granit der Schäreninsel Hauensoli ist Yrjö Sahlstedt. Er kann die in vielen Sprachen gemachten Inschriften lesen. Tagebuchnotizen melancholischer Seefahrer aus dem Mittelalter. Denn Turku, so heißt es, ist die Mutter aller Städte in Finnland. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 15.10.2020 NDR
  • Folge 289 (45 Min.)
    Der Bristol Channel ist ein gigantischer Meeresarm an der Westküste Großbritanniens, er trennt und verbindet England und Wales. Eine ganz besondere Wasserwelt: Fischer bewegen sich auf „Holzpferden“ durchs Watt, Wracks sichern das Ufer und die Insel Lundy hat ihre eigene Briefmarke. Lotsen und Wellenreiter brauchen hier Nerven wie Drahtseile. Im Mündungsbereich des Flusses Severn herrschen bis zu 15 Meter Tidenhub. Wenn der Mond günstig steht, macht die zweitgrößte Gezeitenwelle der Welt alle Surfer*innen verrückt.
    Steve King hält den Weltrekord auf der Severn Bore. 15 Kilometer hat er vor Jahren auf dem Surfbrett zurückgelegt, nonstop unterwegs auf einer wirklich wundersamen Welle. Die entsteht hier nur bei einer ganz bestimmten Mondkonstellation und rollt dann von der Mündung weit ins Landesinnere. Der Eisenbahningenieur aus Gloucestershire ist jedes Mal extrem aufgeregt, denn Routine kommt nicht auf bei diesem wahnsinnigen Surfwettbewerb. Und wenn Steve doch mal vom Brett fällt, heißt es: raus aus dem Wasser und rein ins Auto, um die Gezeitenwelle zu überholen und dann weiter zu surfen.
    Lundy liegt vor der Küste von North Devon am Eingang des Bristolkanals. Gerade einmal 28 Menschen leben auf der Insel. Bei schlechtem Wetter sind sie oft tagelang komplett auf sich allein gestellt. Strom liefert ein Generator, aber immer nur bis Mitternacht. In einem kleinen Kaufmannsladen können sich die Menschen versorgen. Hinter dem Tresen steht Tina. Sie leitet auch das Postamt von Lundy und ist damit schwer beschäftigt.
    Bis heute nämlich hat die Insel das Recht, eigene Briefmarken herauszugeben. Und die halbe Welt hätte gern einen Stempel von Tina auf der exklusiven Marke. Fracht gelangt mit der betagten MS „Oldenburg“ nach Lundy. Dank des geringen Tiefgangs von weniger als zwei Metern meistert Kapitän Jason Mugford mit der „alten Dame“ auch die schwierigsten Anlegemanöver. Paul Barnett ist neben einem riesigen Schiffsfriedhof aufgewachsen. Mehr als 70 ausrangierte Schiffe wurden zwischen 1909 und 1963 bei Purton versenkt, und das absichtlich: Die Wracks sollten der Erosion des Severn-Ufers entgegenwirken.
    Für Paul, damals ein kleiner Junge, waren sie einfach nur sein Spielplatz. Verrottet, mit Graffiti beschmiert, missachtet. Nach seiner Zeit als Seefahrer konnte Paul diesen Anblick nicht mehr ertragen. Seine ganze Freizeit widmet er nun der Rettung der Wracks: Anhand von Schrauben, Holzplanken und Konstruktionsweise identifiziert er unbekannte Schiffe. Durch seinen Einsatz hat ein erstes Wrack endlich Denkmalstatus bekommen.
    Nur ein- bis zweimal im Monat ist es möglich, „Mud horse“-Fischen zu gehen. Dafür spart Adrian Sellick seine Urlaubstage auf. Dann schiebt er die selbst gebaute Konstruktion, die an ein Holzpferd erinnert, eine Meile raus ins Watt und leert seine Reusen. Früher lebten viele Familien von dieser uralten Fangmethode. Doch das Atomkraftwerk hat die Fische vertrieben, sagt Adrian. Sein Vater Brendan hat ihm die Technik beigebracht, damals war er acht Jahre alt. Und Dad steht bis heute hinterm Tresen im eigenen Fischladen.
    Also macht Adrian weiter, auch für ihn. Ohne die Lotsen gäbe es kein Leben am gigantischen Meeresarm. Seit mehr als 500 Jahren geleiten sie die Schiffe mit Fracht und Passagieren aus der Keltischen See durch den flachen Channel ins Innere der britischen Insel und wieder hinaus. Das Örtchen Pill ist die Wiege der Lotsen. Keine kennt ihre Geschichte so gut wie Lou Dixey. Auch sie stammt aus einer Familie von „Hobblern“, wie die Lotsen hier genannt wurden. Bis heute lebt das ganze Dorf im Takt der Gezeiten. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 05.11.2020 NDR
  • Folge 290 (45 Min.)
    „mareTV“ stellt für die Sendungen „Lieblingsküste“ die beliebtesten Sehnsuchtsziele und besten Storys neu zusammen, immer mit einem klaren Reiseverlauf. Den Anfang macht England: Auf der Route entlang der Süd- und Ostküste entdeckt das „mareTV“-Team handfeste Hafenfrauen, fantastische Fischertänze, königliche Schwänezähler, die letzten Meeresköhler sowie eine Seeschlacht im Ententeich. Im Dockers Rest, dem Hafencafé der kleinen Stadt Penzance in Cornwall, servieren Samantha Steiner und ihre Mutter Marylin den Klassiker: English Breakfast.
    Ganz nebenbei erfahren die Gäste in der ehemaligen Umkleide der Werftarbeiter das Neueste von den Royals, garniert mit deftigen Sprüchen. Aber die Ladys nehmen auch sich selbst aufs Korn: Marylin ist mittlerweile bei Ehemann Nummer fünf angelangt, was Tochter Samantha nicht unkommentiert lassen kann. Auf der Halbinsel Sandbanks in der Grafschaft Devon wird die Fähre zum gegenüberliegenden Strand an einer Stahlkette geführt, weil die Strömung an dieser Stelle besonders stark ist.
    Gerade deshalb zieht es Patrick Wild hierher: zum Freiwasserschwimmen in dieser natürlichen „Gegenstromanlage“. Regelmäßig legt sich Patrick mit den örtlichen Sicherheitskräften an. Die befürchten, dass er irgendwann in die Kette gerät. Im Küstenstädtchen Herne Bay in der Grafschaft Kent, die berühmt ist für die Kreideklippen von Dover, gehört zu den Choreografien der Tanzgruppe Dead Horse Morris ein kräftiger Schlagabtausch mit dicken Holzprügeln.
    Eine Tradition aus den harten Zeiten, als die Matrosen ihre Heuer schon vor der großen Fahrt verprasst haben. Auf der berühmten Londoner Tower Bridge ist Shaun Naidoo einer von sechs Brückenwarten. Er muss täglich die Fahrbahn für die Autos auf der Brücke aus viktorianischer Zeit hochklappen, damit die Schiffe auf der Themse passieren können. Die Technik ist seit 1894 nahezu gleich geblieben, weshalb sie regelmäßig gewartet werden muss. Im laufenden Betrieb. Etwas weiter westlich zählen und versorgen die Swan Marker im Auftrag ihrer Majestät den königlichen Schwanennachwuchs auf Englands berühmtesten Fluss, der Themse.
    In 100 Jahre alten Ruderbooten und schmucken Uniformen. In Hartlepool an der englischen Ostküste sind Steve Ross und Keith Dickenson schon morgens um sechs am Strand unterwegs. Sie schaufeln Seekohle auf die Ladefläche ihres zerbeulten Toyota Pick-ups. Durch Sturm und Gezeiten wird das „schwarze Gold“ an die Strände von Yorkshire angeschwemmt, Abraum aus längst stillgelegten Bergwerken.
    Nur Keith, Steve und zwölf weitere sogenannte Sea Coaler leben noch davon. Im Park von Scarborough findet dreimal pro Woche die „Naval Warfare Show“ statt: eine nachgestellte Seeschlacht aus dem Zweiten Weltkrieg mit bemannten Modellbooten im Maßstab 1:20. Der Schauplatz ist ein Ententeich. Damien Rhodes ist der Spielleiter des ohrenbetäubenden Spektakels. Sein Problem: Er muss die Pyrotechnikshow ohne Sicht auf den Teich choreografieren, nur nach Gehör. Klar ist am Ende nur eines: Der Gewinner der Schlacht ist immer: Großbritannien! (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 05.11.2020 NDR
  • Folge 291 (45 Min.)
    Austurland, Ostland, heißt der am dünnsten besiedelte Teil von Island. Die gewaltigen Ostfjorde gelten als das „grüne Herz“ des Landes, der Vatnajökull ist der größte Gletscher. In der Fischfabrik von Borgarfjördur wird neben Frischfisch auch Trockenfisch als Knabbersnack produziert. Kalli Sveinsson lässt in seinem Hafenschuppen auch noch eine sehr spezielle isländische Delikatesse reifen: Hákarl, Gammelhai. Der fermentierte Grönlandhai, der mehrere Wochen vor sich hinrottet, ist für diejenigen, die ihn nicht kennen, nahezu ungenießbar.
    Doch Kalli weiß, wie die bestialisch stinkenden Fischwürfel am besten schmecken: mit Brennivin, einem isländischen Schnaps, im Volksmund „der schwarze Tod“ genannt. Das Highlight des Jahres auf Island ist der Réttir, der traditionelle Schafabtrieb. Im Sommer grasen unzählige Schafe auf den Hochebenen. Rechtzeitig vor dem harten Winter werden die Tiere mithilfe von Quadfahrern und berittenen Treibern zurück in die Täler gebracht. Die Brüder Egil und Gunnar Gunnarsson helfen ihrem Vater jedes Jahr beim anstrengenden Abtrieb, der eine ganze Woche lang dauern kann.
    Am Ende steht das Sortieren der Schafe im Pferch. Ein wildes Vergnügen. Im Leben des ehemaligen Lehrers Thórdur Júliússon, genannt Doddi, dreht sich alles um Islandpferde. Doddi trällert gerne Lieder. Auch schon mal die „Internationale“, denn Doddi lebt im ehemaligen sogenannten Kommunisten-Fjord. Mehr als 50 Jahre lang war die Gemeinde als einzige sozialistisch regiert.
    Das Städtchen Neskaupstadur wird heute noch von manchen „Little Moscow“ genannt. Im örtlichen Schwimmbad hängen zwei Uhren: die eine zeigt die isländische, die andere die Moskauer Zeit. In der entlegensten Ecke Ostislands, irgendwo im Nirgendwo, steht eine winzige, quietschgrüne Hütte. Darin: ein Automat für Süßigkeiten, Getränke und Klebetattoos. Die Idee zum Kiosk zwischen den Fjorden hatte Kristinn Kristmundsson, genannt Kiddi. Der 66-Jährige ist ein kleines Technikgenie und stolz, dass sein Selbstbedienungslädchen mit Solaranlage und Windrad autark funktioniert.
    Nur ab und zu muss er mal vorbeikommen, um die Automaten wieder aufzufüllen. Hrafnhildur Hannesdóttir ist eine der bekanntesten Klima- und Gletscherforscherinnen Islands. Gemeinsam mit dem Wahlisländer Stephan Mantler, Fotograf und Kartograf, ist sie zur Gletscherfront unterwegs. Unter dem Eis brodelt eines der aktivsten Vulkansysteme, doch die Gletscher schmelzen vor allem durch die Erderwärmung. Der Klimawandel ist hier quasi live zu beobachten. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 19.11.2020 NDR
  • Folge 292 (45 Min.)
    „mareTV“ stellt für die Reihe „Lieblingsküste“ die beliebtesten Sehnsuchtsziele und besten Storys neu zusammen: Diesmal geht die Reise in die maritimen Provinzen Neufundland und Labrador an der kanadischen Ostküste. In Labrador endet der Winter erst im Juli. Monatelang hatte das Eis die wenigen kleinen Ortschaften fest im Griff. Das Versorgungsschiff „Northern Ranger“ wird schon sehnsüchtig erwartet, denn nur in den Sommermonaten es sich seine Route durch die treibenden Eisberge der sogenannten Eisbergallee bahnen.
    In Nain wird die Fähre feierlich mit einem Ständchen von der einzigen Inuit-Blaskapelle Nordamerikas empfangen. Darlene Howell und ihre Mitstreiter spielen aber keine Märsche, sondern protestantische Kirchenmusik. Im Jahre 1771 landeten deutsche Missionare von der Evangelischen Herrnhuter Brüdergemeine an Labradors Küste und gründeten die erste Siedlung. Im 700-Seelen-Ort Makkovik werden jährlich fast 300 Tonnen Schneekrabben angelandet, gekocht und zerlegt. Die Fabrik ist der wichtigste Arbeitgeber.
    Student Eric hat den undankbarsten Job: Kisten stapeln, den lieben, langen Tag. Aber Eric hat so seine Strategien, um die Zeit zwischen zwei Kisten totzuschlagen. Hasan Hai und seine Freunde sind in ganz Neufundland bekannt als die Merbys, männliche Meerjungfrauen. Jedes Jahr stellen sie einen Kalender zusammen, für den sie bunt geschminkt mit Bart, Schwanzflosse und voller Selbstironie posieren, gegen Machogehabe und das Verbergen von Gefühlen. Hunderttausende Dollar bringt der Kalender mittlerweile ein, die für einen guten Zweck gespendet werden.
    Die Witless Bay ist die Heimat der der größten Papageientaucherkolonie Nordamerikas. Von den Klippen stürzen sich die Jungvögel in den Atlantik, um das erste Mal in ihrem Leben abzutauchen. Doch manche verirren sich auf die Küstenstraße, angezogen von den Lichtern der Hotels und Restaurants, und laufen Gefahr, überfahren zu werden. Die Puffin Patrol, ein Team von Freiwilligen, zieht nachts los und rettet unzähligen Jungvögeln das Leben.
    Jill Curran hat das abbruchreife Leuchtturmhaus in Ferryland vor dem Verfall gerettet. Ihr Großvater war hier der letzte Wärter, seit den 1990er-Jahren verrottete das Gebäude. 2002 kündigte Jill ihren Job in der Ölindustrie und erfand das Lighthouse Picnic. Dabei können sich die Gäste auf dem gesamten Hügel verteilen und werden durch ein selbst entwickeltes System aus ehemaligen Signalflaggen von der Servicecrew wiedergefunden. Die letzten Fischer von Gaultois sind Chess und Les Rose, seit fast 40 Jahren fangen die beiden zusammen Hummer.
    Aber essen kann Chess die beliebten Schalentiere nicht, er hat eine Eiweißallergie. In abgelegenen Outports wie Gaultois werden die Bewohner*innen kreativ, um für Abwechslung zu sorgen: Rick Fudge baut Ugly Sticks, hässliche Stäbe. So heißt das traditionelle Musikinstrument in Neufundlands Süden, das aus einem Birkenast (oder Besenstiel), scheppernden Kronkorken und einem alten Gummistiefel besteht. Bestens geeignet für die legendären Schuppenpartys, um Stimmung zu machen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 19.11.2020 NDR
  • Folge 293 (45 Min.)
    Die dänische Insel Møn wurde vor 70 Millionen Jahren durch eine tektonische Bewegung aus dem Wasser gehoben. Zum Vorschein kam ein Superlativ: die höchsten Kreidefelsen Dänemarks. Die weißen Klippen sind bis zu 143 Meter hoch und erstrecken sich über sechs Kilometer an Møns Ostküste. An einer Stelle führt eine steile Treppe mit 497 Stufen zum Meer hinunter, eine Attraktion, aber auch ganz schön anstrengend. Vor allem, wenn man die Stufen im Sprinttempo bergauf nimmt! Die Insulanerin Lone Fogsgaard Rasmussen nimmt am alljährlichen Møn-Lauf teil: 50 Kilometer ist die Strecke inklusive dreimal die Treppe hoch.
    Wenn der Wind aus Nordwest bläst und frisches Seegras angespült wurde, macht sich Kurt Schierup mit Bagger und Anhänger auf an den Strand. Er ist einer der letzten Seegrasbauern Europas. Rund 400 Tonnen erntet er im Jahr und liefert es in die ganze Welt: als Dämmmaterial, Dünger oder zum Dachdecken. Die Kirchen auf Møn sind berühmt für ihre Kreidezeichnungen. In einem der Kirchenchöre zu singen, ist für die Bewohner*innen Ehrensache und hat eine lange Tradition. Im Hauptort Stege bereitet sich die zwölfjährige Asta Helene auf einen besonderen Auftritt vor.
    Ihr Mädchenchor ist der älteste Dänemarks. Und schon Astas Urgroßmutter, Großmutter und Mutter haben dort gesungen. Nun steht eine Premiere bevor: Asta und ihre Großmutter treten gemeinsam auf. Für Lotte Vinge ist der Herbst die Hauptsaison. Dann ist ihr Hopfen reif zur Ernte. Lotte ist die Bierbrauerin der Insel. Die Rezeptur stammt von ihrer Großmutter. Die hatte ausschließlich für Nachbarn und Freunde starkes Bier gebraut und war dadurch zur Insellegende geworden.
    Der unscheinbare Hofladen ist bis heute ein Geheimtipp, den nur Einheimische kennen. In Nyord hat William Houman eigentlich immer ein Platzproblem. Er leitet das kleinste Museum Dänemarks. In einem rund vier Quadratmeter großen Lotsenausguck hat er vor sieben Jahren ein Museum eröffnet. Sogar die Königin kam damals zur Einweihung. Nun steht eine Sonderausstellung an: ein altes Fernrohr, ein altes Lotsenbuch und ein paar Postkarten. Viel mehr Exponate kann William beim besten Willen nicht unterbringen, schließlich müssen auch noch Besucher*innen Platz finden. Rekord waren 23 Personen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 03.12.2020 NDR
  • Folge 294 (45 Min.)
    mareTV stellt für die Reihe „Lieblingsküste“ die beliebtesten Sehnsuchtsziele und besten Stories neu zusammen. Diesmal geht es rund um Dänemark, von der Nordsee über das Kap Skagen ins Kattegat bis zur Hauptstadt Kopenhagen. Einmal im Jahr spannt Kristen Hansen ein ganzes Geflecht aus Wäscheleinen durch seinen Garten. Dann ist wieder Zeit für „tørrede Dabs“, getrockneten Plattfisch. Fast jeder Haushalt in Hvide Sande hat im Frühjahr Fisch auf der Leine. Vier Wochen dauert die Saison. Am Ende gibt es „tørrede Dabs“ kostenlos für alle. Die Tradition, Nachbarn, Besucher und Bedürftige zu versorgen, ist bis heute erhalten geblieben.
    Der Ort Agger liegt einsam zwischen Nordsee und Limfjord am Ende einer Halbinsel. Hierher verirren sich nur wenige. Doch einmal im Jahr strömen Heavy Metal-Fans aus ganz Europa hierher. Das Festival „Heavy Agger“ ist ein Geheimtipp in der Szene. Sogar die als verschlossen geltenden Bewohner des Ortes machen begeistert mit. Auch Fischer Rene Kristensen lässt an diesem Tag seinen Kutter Kutter sein, um beim Aufbau zu helfen. Vom Skagerrak her wütet der Wind so stark an der Küste der dänischen Region Nordjütland, dass die gewaltige Wanderdüne Rubjerg Knude sich landeinwärts wälzt und alles unter sich zu begraben droht.
    Bent Petersen ist der Dünenvogt und soll den Sandflug mit Tannenzweigen, die er in die Dünen schleppt, stoppen. Das Südfünische Inselmeer ist ein Archipel mit mehr als 50 Eilanden und wird oft als Dänische Südsee oder Karibik der Ostsee bezeichnet. Auf der Insel Ærø stehen bunte Holzhütten auf sandigen Landzungen, das Postkartenmotiv der Gegend. Kristian Kristensen gehört das rote Badehaus. Unverkäuflich, trotz zahlreicher lukrativer Angebote.
    Kristian hält das Schmuckkästchen für seine Kinder in Schuss. Und für Hochzeitspaare, denn die romantischen Hütten sind äußerst begehrt, um sich das „Ja-Wort“ zu geben. Endpunkt der Reise ist der alte Kaufmannshafen in Kopenhagen: Die Stadt am Øresund hat sich hier neu erfunden. Das ganze Areal wurde umgebaut zu Wohnvierteln direkt am Wasser. Am ehemaligen Schiffsanleger Islands Brygge zieht Elisabeth Shubert ihre Bahnen im Hafen-Schwimmbad. Die siebzigjährige Dame hat erst vor fünf Jahren schwimmen gelernt. Jetzt will sie am großen Freiwasser-Wettkampf teilnehmen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 03.12.2020 NDR
  • Folge 295 (45 Min.)
    Sie ist die kleinste Karibikinsel, die sich zwei Nationen teilen: Saint Martin im Norden gehört zu Frankreich, Sint Maarten im Süden zu den Niederlanden. Es gibt keinen Schlagbaum und keine Grenzkontrollen. Nur ein Monument zeigt, wo die Insel einst friedlich geteilt wurde. Nirgendwo sonst auf der Welt kommt man Flugzeugen so nah wie am Maho Beach. Für Irving Maduro, Mitarbeiter des internationalen Inselflughafens, dreht sich auch in der Freizeit alles um kleine und große Flugzeuge. Er ist ein sogenannter Planespotter und fotografiert leidenschaftlich gern besondere Maschinen.
    An diesem Strand sind sie fast zum Greifen nah. Die einheimische Planespotter-Truppe hat aber zusätzlich noch ihre versteckten Orte für gute Perspektiven, zum Beispiel hoch oben in einer abgesperrten Hotelbaustelle. Nicht ganz ungefährlich, aber ein perfekter Ort für außergewöhnliche Fotos. Die Naturschützerin Melanie van Slochteren und ihr Assistent Ray Angel Lynch haben gut zu tun: Wirbelsturm „Irma“ machte vor einigen Jahren aus dem riesigen Jachthafen ein Trümmerfeld, viele Besitzer*innen ließen die havarierten Schiffe einfach in der Lagune zurück.
    Melanie und Ray markieren die Wracks und werden später bei der Bergung darauf achten, dass diese umweltgerecht abläuft. Außerdem tauchen sie zu einer Korallenaufzuchtstation draußen im Meer, um Babykorallen zu ernten und die Ableger auf dem Riff neu anzusiedeln. Stürme, Umweltverschmutzung und Krankheiten bedrohen auch hier die Unterwasserwelt. Und dann steht auch noch die Zählung der Pelikane auf dem Programm. Der Braune Pelikan ist der nationale Wappenvogel Sint Maartens. Der Arbeitsplatz von Paul Dinane und Francois Bertrand ist der Strand: Sie geben den Schüler*innen der französischen Seite Schwimmunterricht.
    Die Kinder sollen möglichst früh die Angst vor dem Wasser verlieren, denn lange Zeit war es für einen Großteil der Inselbevölkerung nicht selbstverständlich, überhaupt schwimmen zu lernen. Emmanuel Richardson ist Farmer. Auf seiner Plantage hütet er einen begehrten Schatz: Bäume mit wilden Guavabeeren. Sie sind mühsam zu ernten, aber der intensive Geschmack lohnt die Plackerei. Aus dieser besonderen Frucht wird ein legendärer Insellikör hergestellt, der traditionell zu Weihnachten getrunken wird.
    Der Guavabeere sind sogar ein Festival sowie ein Lied gewidmet. Jeden Winter versammeln sich Luxusjachten in Saint Martin und Sint Maarten. Dort versorgen sie sich mit Wasser, Treibstoff und Vorräten, bevor sie auf wochenlange Törns in die Inselwelt der Karibik aufbrechen. Die Crew der „Ocean Club“ bereitet gerade alles dafür vor. Carey Cawood ist Jachtstewardess und kümmert sich um das Wohl der betuchten Gäste. Und Kapitän Herb Magney ist selbst durch ausgefallenste Wünsche nicht aus der Ruhe zu bringen.
    Eine gehörige Portion Gelassenheit benötigt auch Michael Peterson, genannt Sam: Er ist der Brückenwärter der Simpson Bay Bridge, dem Tor zur Lagune mit dem Jachthafen. Die Durchfahrt für die gigantischen „Millionärsspielzeuge“ ist verdammt eng. Und so muss Sam mitansehen, wie die „Ecstasea“ mit einer versehentlich geöffneten Bordluke glatt das ganze Wärterhäuschen abreißt. Für Sam aber kein Grund, die Fassung zu verlieren: Er regelt Brücke und Verkehr einfach weiter vom Steuerpult aus, das wie durch ein Wunder stehen geblieben ist. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 17.12.2020 NDR

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