2021 (Folge 296–309)
Schottlands legendäre Halbinsel: Kintyre – Kap mit Ohrwurm
Folge 296 (45 Min.)Kintyre an der schottischen Westküste war für mehr als ein Jahrzehnt die Heimat des Beatles Paul McCartney und seiner Frau Linda. Spätestens seitdem sie die Halbinsel im Song „Mull Of Kintyre“ (1977) besungen haben, ist die Halbinsel eine Legende. Sanfte Hügel, blühende Heidelandschaften, weiße Sandbuchten mit türkisfarbenem Wasser, so besonders wie die Natur sind auch die Menschen auf Kintyre. Der Crinan Canal ist die wohl schönste Abkürzung Großbritanniens: Seit der feierlichen Eröffnung 1801 halbiert er den Seeweg von Glasgow zu den westlichen Inseln.
Johan Bornman ist Schleusenwärter in Ardrishaig, der ersten Station des Kanals. Seinen Job verrichtet er mit der größtmöglichen Gelassenheit und einem guten Netz gegen Mücken, denn die Midges, so heißen die Plagegeister in Schottland, sind äußerst hartnäckig. Nur die Freizeitkapitäne sorgen immer wieder für Stress, denn die geraten an den 15 Schleusen regelmäßig in Hektik. Einmal im Jahr treffen sich Ian McKerral und John Lang Brown am Strand von Saddell mit ihren Dudelsäcken. Für die beiden Mitglieder der Campbeltown Pipe Band ist es ein liebgewonnenes Ritual, einen Song anzustimmen, den es ohne sie so nicht gäbe und den wirklich fast jeder kennt: „Mull Of Kintyre“ von der Band Wings, längst „Erkennungsmelodie“ der Halbinsel.
Als Gage gab es damals für die Teenager der Marching-Band eine Erstpressung der Single und einen Drink. Reich geworden sind Ian und John mit Schottlands Smash-Hit also nicht, aber wer kann schon von sich behaupten, mit Paul McCartney Tage am Strand verbracht zu haben, die in die Historie der Halbinsel eingegangen sind. Whisky, dafür ist Campbeltown an der Südwestküste der Halbinsel Kintyre seit jeher bekannt.
Mitte des 19. Jahrhunderts gab es gleich 35 Brennereien in der kleinen Ortschaft. Immerhin drei der Traditionsbetriebe haben überlebt. In der Springbank Distillery, einem Familienunternehmen, arbeitet John Wareham seit mehr als drei Jahrzehnten. Viele Produktionsprozesse werden hier noch von Hand ausgeführt. Kenner*innen behaupten, dass die „Malts of Kintyre“ einen leicht salzigen Abgang haben. John darf sich jedenfalls über einen sicheren Arbeitsplatz freuen, denn der Eigentümer hat zugesichert, die Brennerei einmal der Gemeinde zu vererben.
Wer den jährlichen Ultra-Marathon gewinnt, bekommt eine Flasche Whisky oder Gin, typisch Kintyre. Der eigentliche Lohn für die Anstrengung bei den 32 Meilen querbeet über die Halbinsel ist viel kostbarer: die Natur. Es geht durch eine malerische Hügellandschaft, entlang der spektakulären Küste, vorbei an Ginster, Dünenrosen und weißen Wasserlilien, immer im Blick die vorgelagerten Inselschönheiten Arran, Islay, Jura und Gigha. Mariam Kilptrick und Kieran Cooper haben durchgehalten und werden dieses Highlight auf der schottischen Halbinsel nie vergessen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 07.01.2021 NDR Ganz Holland auf einer Insel – Texel
Folge 297 (45 Min.)Texel ist die größte der fünf niederländischen Nordseeinseln, herrlich lange Strände, idyllische Orte, viel plattes Land und erfindungsreiche Menschen machen diese Insel aus. Früher waren die Insulaner*innen so arm, dass sich immer freuten, wenn ein Schiff vor der Insel havarierte. Strandgut konnten sie bestens gebrauchen. Die Strandräuberei hat auf Texel Tradition, dabei ist das sogenannte Juttern streng verboten! Einer, der trotzdem immer wieder loszieht, ist Maarten Brugge, Strandräuber in dritter Generation. Der gelernte Zimmermann braucht dringend Holznachschub.
Aus angespülten grauen Kanthölzern baut er stilechte Treibgutmöbel für sein kleines Hotel. Maarten ist mit seinem Fahrrad früh losgezogen, nur so kann er der Strandaufsicht zuvorkommen. Seine Schätze versteckt er erst einmal in den Dünen, bis die Luft rein ist. Das Texel-Schaf gilt als besonders robust und wird zu Höchstpreisen in die ganze Welt verkauft. Kein Wunder, dass es auf Texel genauso viele Schafe wie Einwohner*innen gibt, um die 14.000. Ido Altenburg ist erfolgreicher Züchter und hat eine Art „Modelagentur“ für Schafe! Mit seinem reinrassigen Texel-Bock will er unbedingt den Schönheitswettbewerb gewinnen.
Zuvor gibt es jede Menge zu tun: Fellstrich nachziehen und etwas Pflege in die Wolle. Arnold Langeveld ist Vorsitzender der Hoogheemraadschap. Die Wasserwehr ist verantwortlich für die Wasserverwaltung auf dem Eiland. Als Landwirt weiß er um die extreme Wasserknappheit, die auf Texel herrscht. Auf den ersten Blick paradox: Wasser, so weit das Auge reicht, bei hartnäckigem Herbstregen droht die Insel unterzugehen, aber es fehlt einfach an Süßwasservorkommen.
Mit seinem neuen Projekt hofft der Wasserwehrchef, dieses Problem zu lösen. Die Idee: in tiefen Gesteinsschichten soll Regenwasser gespeichert werden. Und so will Arnold Langeveld mal eben Texel retten. Und vielleicht die ganze Welt? Annette van Ruitenburg hat gleich 15 Kochbücher geschrieben, inspiriert von Traditionsgerichten ihrer Heimatinsel. Mit ihren Freundinnen Sabine und Ellen ist sie über ein Rezept von 1769 gestolpert, in dem ausschließlich Pflanzen Verwendung finden, die mit Salzwasser gegossen wurden.
Meeresaroma! Das müssen sie einfach ausprobieren. Noch laufen Verträglichkeitsstudien im Testgarten: Salztoleranz ist gefragt. Bei den Pflanzen, wohlgemerkt. Für Willem Parel ist es das Event des Jahres: Auf den Fischräucher- Wettbewerb hat er sich lange vorbereitet. Keine Ahnung vom Fischen, aber wenn es ums Räuchern geht, tritt Willem durchaus selbstbewusst auf. Er hofft, mit seinem neu konstruierten Holzofen und Räuchersalz mit Whiskeynote Preise abzuräumen. Doch auch die Konkurrenz weiß, wie man dem Fisch Würze verleiht. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 21.01.2021 NDR Kroatiens Inselwelt – Vor der dalmatinischen Küste
Folge 298 (45 Min.)Die Küste Dalmatiens gilt als eine der zerklüftetsten und inselreichsten der Welt. Hier liegen auch die meisten der 1.200 kroatischen Eilande. Eine besondere Wasserwelt, die die Bewohner vor Herausforderungen stellt und sie durch eine ganz besondere Lebensqualität belohnt. Als ihre alte Ärztin in den Ruhestand ging, hatten die Bewohner der Insel Mljet lange nach einem Ersatz gesucht. Obwohl Mljet eine echte Trauminsel ist, die zu einem Viertel aus einem Nationalpark besteht, meldete sich niemand. Schließlich entschied sich Doktor Siniša Car, die Karriere als Kardiologe in der Stadt Varaždin hinter sich zu lassen und hier ein neues Leben zu beginnen.
Er hat es nicht bereut und auch viele Inselbewohner frohlocken: Denn nachdem es Jahrzehnte keinen Chor mehr auf der Insel gab, rief Doktor Car einen neuen in Leben. Vor der Mini-Insel Gnalic bergen die Archäologinnen Irena Radic Rossi und Katarina Batur Fundstücke aus dem Holzfrachter Gagliana, der hier 1583 reich beladen sank. Das Schiff war auf dem Weg zum Sultan von Konstantinopel, an Bord Waren, mit denen sein neuer Harem geschmückt werden sollte. Das Wrack ist eine der bedeutendsten Fundstätten im Mittelmeer, ein Zeugnis der frühen Globalisierung: Die Gagliana hatte nicht nur Stoffe, Farben und Glas aus Venedig geladen, sondern auch Messing-Leuchter aus Lübeck.
Die Charter-Clans von Krilo hatten früher nur ein paar Sandkähne. Über die Jahre haben sie mit viel Geschick ein Imperium von Luxus-Yachten aufgebaut. Als Ante Ercegovic Ende der 1950er Jahre mit seinem Kahn eine Fuhre Sand im Hafen von Zadar ablieferte, sprachen ihn junge Männer aus Deutschland an, die ein paar Tage durch die Adria geschippert werden wollten. Im Jahr darauf verkaufte er schon vier solcher Touren, dann besorgte sich Ante sein erstes Touristenboot.
Seine Nachbarn taten es ihm nach und deren Söhne und Enkel ebenso. Im Hafen des winzigen Dörfchens Krilo liegen heute über 70 Charter-Yachten in allen Größen, die alle auch hier gefertigt wurden. Kunden zahlen bis zu 50.000 Euro Miete pro Woche. In der Fischzucht vor Pakoštane kämpft der Berufstaucher Ive Sosa gegen die Löcher in den riesigen Netzen. Sein Job ist es, die Risse zu flicken, welche die Goldbrassen ins Nylon beißen. Regelmäßig kommen Delfine vorbei, um mit Ive zu spielen: für den Taucher eine willkommene Abwechslung in seinem mühsamen Arbeitsalltag.
In Sinj feiern die Menschen seit über 300 Jahren mit einem archaischen Ritter-Ritual, dass sie 1715 das Vordringen der Türken ans Meer vereitelt haben. Dabei konnte die stolzen Kämpfer zu Pferde, die Alkare, nie etwas stoppen: weder ein Weltkrieg, noch der Bürgerkrieg und auch nicht Corona. Der Favorit ist Ante Zorica, der die Alka von Sinj schon viermal gewonnen hat. Um das zu schaffen, muss man praktisch im Sattel geboren sein. Diesmal hat er jeoch starke Konkurrenz aus der eigenen Familie. Ein riesiges Spektakel mit einem geschichtlich ernsten Hintergrund. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 04.02.2021 NDR Die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst – Naturparadies an Ostsee und Bodden
Folge 299 (45 Min.)Brandung trifft auf Boddengewässer, Steilufer auf Sandstrände, Küstenurwald auf Schilfgürtel: Die 45 Kilometer lange Halbinsel Fischland-Darß-Zingst zwischen Rostock und Stralsund bietet großartige Landschaften. Die Boddeninsel Großer Kirr darf niemand betreten, sie steht unter Naturschutz. 300 Jungrinder halten hier im Auftrag des Naturschutzes Gras und Schilf kurz. Doch rechtzeitig vor den Herbststürmen müssen die Tiere runter von der Insel, denn der Kirr wird in den Wintermonaten überspült. Thomas Möhring, Leiter der Tierproduktion auf Gut Darß, und seine Helferinnen und Helfer haben die heikle Aufgabe, eine störrische Horde Vieh per Fähre ans Festland überzusetzen.
Die Seenotrettungsstation in Wustrow ist die älteste an der deutschen Ostseeküste. In dem pittoresken Backsteinschuppen von 1905 scheint die Zeit fast stehen geblieben zu sein. Doch das Team der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) ist modern ausgerüstet: Ihr Boot „Barsch“ ist sowohl für Einsätze auf See als auch im flachen Boddengewässer geeignet. Silvia Priebe muss mal wieder ihre Kenntnisse am Ruder des Seenotrettungsschiffes „Barsch“ auffrischen, eigentlich fährt sie den Lkw, mit dem das Boot ans Wasser gebracht wird.
Schnell wird klar, dass der Lkw wesentlich leichter zu beherrschen ist. Wie kommt das Schiff in die Flasche? Diese Frage konnte Hans-Peter Konow aus Born schon als kleiner Junge beantworten, denn Vater und Großvater brachten ihm die Kniffe des Bauens von Buddelschiffen bei. Seeleute hatten auf ihren langen Törns als Zeitvertreib selbst geschnitzte Modellschiffe samt Takelage in Flaschen platziert. Konow setzt die Familientradition bis heute mit Liebe zum Detail und in reiner Handarbeit fort, obwohl sich das wegen der Billigkonkurrenz aus Fernost kaum noch lohnt.
Alljährlich im Herbst wird die Halbinsel zum Schauplatz eines beeindruckenden Naturschauspiels. Dann rasten hier Zehntausende Kraniche auf ihrem Zug gen Süden. Sie finden entlang der seichten Boddengewässer ideale Futter- und Ruhebedingungen vor. Günter Nowald, Kranichexperte des NABU, von vielen liebevoll auch „Kranich-Papst“ genannt, ist dann ganz in seinem Element. Er zählt die majestätischen Tiere zu wissenschaftlichen Zwecken, organisiert Führungen und achtet streng darauf, dass die zahlreichen Kranichspotter den empfindsamen Vögeln nicht zu nahekommen.
Wie fast jedes Naturparadies, ist auch Fischland-Darß-Zingst bedroht. Das zeigt sich gerade am Ahrenshooper Strandabschnitt: Hier brandet die Ostsee stark und nagt immer mehr Land ab. Die Küstenschützerinnen und Küstenschützer begegnen dem Phänomen unter anderem mit hölzernen Buhnen, die als Wellenbrecher dienen. Doch auch die halten nicht ewig. Der Schiffsbohrwurm hat sie so angegriffen, sodass sie nun aufwendig ausgetauscht werden müssen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 18.02.2021 NDR Lieblingsküste: Baltikum – Von der Kurischen Nehrung bis Tallinn
Folge 300 (45 Min.)„mareTV“ stellt für die Reihe „Lieblingsküste“ die beliebtesten Sehnsuchtsziele und besten Storys aus vergangenen Sendungen neu zusammen. Diese Entdeckungsreise führt an der Ostseeküste entlang durch die Baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland, beginnend im russischen Teil der Kurischen Nehrung bis zur Meeresmetropole Tallinn. Die Kurische Nehrung ist ein langgestreckter schmaler Sandstreifen, der das Haff von der offenen See abtrennt. Russland und Litauen teilen sich diese einzigartige Dünenlandschaft. Versteckt im Wald auf russischem Gebiet befindet sich die älteste Vogelwarte der Welt.
Mikhail Markovjetz ist hier der „Herr der Ringe“. Mit riesigen Netzen fängt er mit seiner Mannschaft Vögel, um sie zu zählen, zu beringen und zu katalogisieren. Die Nehrung ist Rastplatz und Lebensraum für rund 300 Vogelarten. In seiner jahrzehntelangen Dienstzeit hat Mikhail schon fast 400.000 Vögel beringt. Am liebsten würde er die Million voll machen, wenn da nicht ständig diese lästigen Besucherführungen wären. Der nördliche Teil der Nehrung gehört zu Litauen.
Am Strand von Nida sucht Kazimieras Mizgiris nach dem sogenannten Gold des Meeres: Bernstein. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist diese Gegend ein Eldorado für Bernsteinsucher. Kazimieras sammelt, schleift und verkauft die versteinerten Harzbrocken. Und er bietet Bernstein in Wodka aufgelöst als Hochprozentigen an: eine goldfarbene Wundermixtur mit angeblich potenzsteigernder Wirkung! Die Letten haben ihre Unabhängigkeit von der Sowjetunion 1990 auf einzigartige Weise erzwungen: mit der Singenden Revolution.
Helmi Stalte und ihr inzwischen verstorbener Mann zählten zu den mutigen Anführern. Mit verbotenen lettischen Liedern stellten sie sich damals vor die sowjetischen Panzer. Helmi will diese Lieder an ihre Kinder weitergeben. Mit einer wackeligen Holzkonstruktion versuchen Aleksandrs Rozensteins und Maris Kletnieks Neunaugen zu fangen. Die aalähnlichen Tiere sind lebende Fossilien und gelten in Lettland als traditionelle Spezialität und Delikatesse. Fast 200 Meter lang ist der Steg der beiden Fischer, den sie in jedem Frühjahr aufs Neue in den Boden des Flusses Salaca im Norden von Riga rammen.
Von diesem Holzgerüst aus positionieren sie bis zu 60 Netzrahmen in der Strömung und hoffen darauf, dass ihnen die begehrten Neunaugen in die Fallen schwimmen. Die zweitgrößte Insel Estlands, Hiiumaa, ist zugleich die waldreichste Region des ganzen Landes. Für Jaan Alliksoo das Paradies, denn was Holz angeht, kennt seine Kreativität keine Grenzen: Er konstruiert bizarre Bauten. Inzwischen ist so ein fantastisches Dorf entstanden, im Zentrum ein Nachbau des Pariser Eiffelturms.
Ein Rennwagen besteht bei ihm komplett aus Wacholder, der Zypresse des Nordens. Und aus diesem Holz ist auch sein Verkaufsschlager geschnitzt: Der XXL-Schaukelstuhl für Schwergewichte. Der estnische Nationalsport wird auf Schaukeln praktiziert, ist aber absolut nicht kindgerecht: Kiiking. Ants Tamme schaffte einen 360-Grad-Überschlag mit 7,03 Metern Radius. Nur 15 Minuten später wurde er allerdings schon übertrumpft. Doch Ants trainiert verbissen, denn er will unbedingt zurück ins Guinness-Buch der Rekorde. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 18.02.2021 NDR Lanzarote – Feuer, Lava, Licht
Folge 301 (45 Min.)Im heimischen Garten greifen viele schnell zur Chemie-Keule, doch auf Lanzarote sind sie gerne gesehen: Die Cochinillas, zu Deutsch Schildläuse, ernähren sich vom rötlichen Saft der Kaktusfeige. Aus den getrockneten Insekten wird der rote Naturfarbstoff Karmin gewonnen.Bild: NDR/nonfictionplanet/Steffen SchneiderDie Energie und der Zauber sind überall zu spüren: Lanzarote präsentiert sich schroff und karg, aber hat viel Charakter! Rot, braun, schwarz: Lava, erstarrt auf ihrem Weg zum Meer, gab der nördlichsten der acht bewohnten Kanarischen Inseln ihr ausdruckstarkes Gesicht, bei Vulkanausbrüchen vor nicht ganz 300 Jahren. Um das Herz der einzigartigen Insel reihen sich erloschene Vulkankegel und gewaltige Täler mit schneeweißen Häusern zwischen Palmen. Draußen rennt das Meer mit tosender Brandung gegen Lanzarotes Klippen an. Die Menschen hier haben sich mit der bizarren Landschaft und dem ruppigen Atlantik bestens arrangiert.
Aus dem Ofen von Aquilino Rodriguez Santana schlagen meterhohe Flammen. Der Töpfer brennt gerade eine Ladung Keramikgefäße nach alter Inseltradition, den Ton dafür liefert ihm die Landschaft. Die beiden „Campesinos“ Pedro-Juan und Marcial Gonzales Robayna sammeln in ihrem Kaktusfeld millimeterdicke Schildläuse, die „Cochinillas“. In einem aufwendigen Verfahren machen sie daraus wertvolles Karminrot. Eine rothaarige Frau ist ihre beste Kundin: Gema Gonzales schaut regelmäßig bei den beiden Herren vorbei und kauft getrocknete „Cochinillas“.
Daraus färbt sie knallrote Tücher und Stoffe. Simon Turner ist Strandkünstler: Er harkt überdimensionale Muster auf einsame Strände. Faszinierende Riesenkunstwerke, die schon beim nächsten Hochwasser weggewaschen sind. Aus alten Ölfässern baut Antonio Rodrigues Alemenara, ein drahtiger Canario mit silbergrauem Schopf, seit mehr als 50 Jahren sogenannte „Jolateros“, bunt bemalte Schiffchen. Die Mini-Boote sind bestens geeignet für eine spontane Spaß-Regatta in der Lagune.
Weit draußen auf dem Atlantik fahren Yvette Petkova, Mar Palanca und Vidal Martin mit einem kleinen Schiff auf und ab. Mit einem hochempfindlichen Unterwassermikrofon spüren sie Meeressäuger auf und registrieren ihren Weg durchs Meer. Das Revier rund um die Kanaren ist ein Tummelplatz für Wale und Delfine. Doch an diesem Tag stoßen Yvette und Mar immer wieder auf Geisternetze und anderen Meeresmüll, der von der nahen afrikanischen Küste angetrieben wurde. Sie bergen den Unrat, bis ihr Boot nichts mehr trägt.
Die Tauchlehrerin Mara Guida führt Museumsbesucher auf sehr besondere Weise: Sie müssen einen Crashkurs im Tauchen absolvieren, um die Welt des Insel-Unterwassermuseums betreten – ertauchen – zu können. Angelegt wurde es als riesiges künstliches Riff vor der Küste. Auf dem Meeresboden trifft das erstaunte Publikum auf hunderte von bizarren Skulpturen, für die allesamt Insulaner Modell standen: Bauern, Kinder, Geschäftsleute – eine verwunschene Welt. Die mit Algen überwucherten lebensgroßen Figuren symbolisieren die Verschmelzung von Natur und Menschheit – ein neuer Blick auf die Meereswelt. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 04.03.2021 NDR Rimini und seine Riviera – An der italienischen Adria
Folge 302 (45 Min.)Rimini, das ist viel mehr als nur 15 Kilometer Sandstrand mit endlosen Reihen von Sonnenschirmen, wie viele denken. Die Riviera an der Adria ist die Heimat von Filmemacher Fellini, hier gibt es Grand Hotels und verschlafene Fischerdörfer, Wildpferde und Flamingos und Risottoreis. In den Kirchen der Stadt Ravenna funkeln byzantinische Mosaiken aus purem Gold. Der Küstenstreifen südlich des Po-Deltas gehört zu den abwechslungsreichsten Landstrichen Italiens. Gabriele Pagliarani ist der „Sonnenkönig“ der Riviera, er leitet den berühmtesten Strandabschnitt von Rimini. Der Herr über 600 Liegen ist in ganz Italien bekannt.
Seit mehr als 30 Jahren hält er Gäste aus aller Welt bei Laune. „Der Beruf des Bagnino ist von größter Bedeutung. Eine Kombination aus Therapeut, Animateur und Bürgermeister“, sagt er. Wunderschön und weniger überlaufen wie der Strand ist auch die Altstadt von Rimini, in deren verwinkelten Gassen der große Fellini allgegenwärtig ist. Es lag aber nicht am berühmten Regisseur von „La Dolce Vita“, dass Rimini zum beliebtesten Badeort der Deutschen wurde, sondern ausgerechnet am Schrecken des Zweiten Weltkrieges. Gegen Ende des Krieges nämlich gab es in Bellaria ein Kriegsgefangenenlager der Alliierten für 150.000 deutsche Soldaten.In den 1950er-Jahren kehrten viele von ihnen mit ihren Familien dorthin zurück, diesmal, um Urlaub zu machen.
Bellaria zählt zu den italienischen Nobelbadeorten. Entlang der Küste patrouilliert heutzutage eine Gruppe junger Meeresbiologen: Sie rettet verletzte Wasserschildkröten, um sie in einem kleinen Krankenhaus für Tiere aufzupäppeln, zu pflegen und zu heilen. Das geschieht nach neuesten Methoden, zum Beispiel mit Prothesen aus dem 3D-Drucker. Im Norden von Rimini erstreckt sich das weite Po-Delta, ein Paradies für Flamingos, Wildpferde und Aale.
Zwei Parkwächter sorgen dafür, dass sich diese Arten hier in Ruhe vermehren können. Jeden Abend sind sie im Brackwasser unterwegs und lauern Wilderern auf, denn Aale sind in Norditalien die Delikatesse. Eine weitere Spezialität der Gegend findet man nur wenige Kilometer landeinwärts mitten in der Po-Ebene. In der Kornkammer Italiens fährt die Reisbäuerin Katia Marchetti die Jahresernte ein, ein Wettlauf gegen die Zeit, es drohen Gewitter. Ihr betagter Trecker ist zwar tatsächlich ein Ferrari, aber der hat so seine Tücken. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 18.03.2021 NDR Lieblingsküste: Frankreichs Westen – Von der Normandie bis Arcachon
Folge 303 (45 Min.)„mareTV“ stellt für die Reihe „Lieblingsküste“ die beliebtesten Sehnsuchtsziele und besten Storys neu zusammen. Diese Entdeckungsreise führt entlang der französischen Atlantikküste, beginnend in der Normandie, über die Bretagne nach La Rochelle bis hinunter in die Bucht von Arcachon zur riesigen Düne von Pilat. Steile Klippen, geschützte Buchten, welcher Ort in der Normandie der schönste ist, ist schwer zu sagen. Das Kloster Mont-Saint-Michel, ein UNESCO-Weltkulturerbe mitten im Watt, gehört sicherlich dazu. Ganz im Norden der normannischen Halbinsel arbeitet ein Kapitän auf dem Trockenen: Phillipe Auvray bringt mit seinem Amphibienfahrzeug Wanderer und Vogelfreunde vom Festland auf die Vogelschutzinsel Tatihou.
Und zwar gezeitenunabhängig, bei Flut schwimmt das Gefährt, bei Ebbe rollt es durch einen schwierigen Parcours aus Austernbänken. Deutlich entspannter geht es auf den Chausey-Inseln zu. Fréderic Legrand lebt auf der einzigen bewohnten Insel des Archipels. Obwohl er längst im Rentenalter ist, zieht er noch immer jeden Morgen seine Hummerfallen aus dem Meer. Seine Frau Odile kommt nur alle paar Tage zu Besuch. Mit Schlapphut, Fotoapparat und sehr viel Charme stellt sie Frédos Einsiedlerleben gehörig auf den Kopf.
Der Tidenhub an Frankreichs Nordküste ist gewaltig. Bis zu zwölf Meter steigt und fällt das Wasser vor Paimpol, einem Hafenstädtchen an der rosa Granitküste. Jaques Jolibois bringt das längst nicht mehr aus der Ruhe. Seit Jahrzehnten schiebt er schon Dienst nach Gezeitentabelle, samt Lieblingscouch und Fernsehapparat im Wärterhäuschen. Die Jakobsmuschel ist die Delikatesse der Region. Vor der Granitküste der Bretagne gilt die Muschelfischerei als besonders gefährlich. Jean Daniel hat in seiner vergangenen Saision mit seinem Kutter Schiffbruch erlitten und nur knapp überlebt.
Aber natürlich fährt er wieder raus. Die Bretonen sind ja bekannt für ihren Sturkopf. Nördlich von La Rochelle gibt es einmal im Jahr einen Wettkampf gegen das Meer: Auf der Passage du Gois, einer Straße mitten durchs Watt, findet ein spektakuläres Laufrennen statt. Bei Flut wird die Strecke überspült. Wer nicht schnell genug ist, wird unfreiwillig vom Läufer zum Schwimmer. Am südlichen Ende der französischen Atlantikküste, am Becken von Arcachon, hat Marielle Philip aus der Liaison von Fischerei und Mode ein kleines Unternehmen gegründet.
Die junge Frau gerbt Fischhaut zu Leder und fertigt daraus mit befreundeten Designern schicke Schuhe. Damit auch große Luxusmarken anbeißen, versucht Marielle, ihre Kreationen der französischen Präsidentengattin anzudienen. Einfach gigantisch: Die Düne von Pilat erstreckt sich fast drei Kilometer lang am Becken von Arcachon. Charlie Piccolo ist der „König der Düne“ und ein Meister des Gleitschirmflugs. Charlie unterrichtet den ambitionierten Nachwuchs, damit der Luftraum über Europas größter Wanderdüne sicherer wird. Turbulent geht es da oben zu, denn sehr viele Menschen aus aller Welt wollen diesen Ausblick genießen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 01.04.2021 NDR Lieblingsküste: Frankreichs Süden – Camargue, Côte d’Azur, Monaco
Folge 304 (45 Min.)„mareTV“ stellt für die Reihe „Lieblingsküste“ die beliebtesten Sehnsuchtsziele und besten Storys neu zusammen. Mit dieser Entdeckungsreise wird Frankreichs farbenprächtige Südküste erkundet. Von der wilden Carmargue geht es immer die Côte d’Azur entlang bis nach Monaco. Lagunen, Salinen, Kanäle und Strände bilden eine einzigartige Wasserlandschaft im Süden Frankreichs. Weiße Pferde, schwarze Stiere und rosa Flamingos: Die Camargue verdankt ihre Farben den berühmtesten Bewohnern des Flussdeltas der Rhône. Frédéric Bon, Stierzüchter, hält hier seine Herde mit 30 Pferden und drei „Gardians“ in Schach.
Hoch zu Ross suchen die Cowboys der Camargue die wildesten Stiere für die Course Camarguaise aus, die unblutige französische Variante des Stierkampfes. Tatsächlich azurblau glitzert immer noch das Wasser der legendären französischen Riviera, der Côte d’Azur. Mediterranes Lebensgefühl und ein ganzjährig mildes Klima machen sie zu einem idealen Urlaubsziel und zum Domizil der Superreichen aus aller Welt. Doch links und rechts des Jetset-Ortes St.
Tropez findet man immer noch den anderen, den ursprünglichen Charme der „Côte“. Die Bouillabaisse, die traditionelle Fischsuppe mit verschiedenen Fischsorten, Krebsgetier und Meeresfrüchten, war ursprünglich ein einfaches Resteessen der Fischerfamilien. Guillaume Berenguier kocht sie im kleinen Restaurant Chez Camille nach dem Rezept des Urgroßvaters am offenen Kaminfeuer. Längst gilt die deftige Suppe als Delikatesse. Die vielen lärmenden Helikopter der Megajachteigner nerven die Anwohnerinnen und Anwohner rund um Saint-Tropez.
Doch Jean-Claude Molho tut etwas dagegen: Der unerschrockene Rentner hat die Initiative Stoppt die Helis gegründet. Mit dem Fotoapparat ausgestattet und detektivisch wie Inspektor Clouseau spürt er zu tief fliegende Rotor-Rüpel auf, um sie den Behörden zu melden. Er will, dass wieder Ruhe einkehrt an der Côte. Glamouröse Fürstenfamilie, Superjachten, mondänes Spielcasino: Dieses Bild von Monaco haben wohl viele Menschen im Kopf. Aber die Kugel rollt nicht nur im Casino von Monte Carlo, sondern auch hoch oben auf dem Felsen unweit des Fürstenpalastes.
Im Schatten der Pinien treffen sich echte Urmonegassen im ältesten Boule-Club des Zwergstaates. Auch die Jugendabteilung begeistert sich für das meditative Spiel mit den klackenden Metallkugeln. Jeden Morgen ist Visite im berühmten Musée Océanographique, das 1889 von Fürst Albert I. gegründet wurde. Jeder Fisch, jedes Seepferdchen, jede Qualle wird in Augenschein genommen. Bei der kleinsten Auffälligkeit kommen die Tiere auf die Krankenstation des imposanten Baus am Hang von Monaco-Ville. Chefarztbehandlung für die Meeresbewohner des Fürstentums. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 01.04.2021 NDR Griechenlands sagenhafte Inselwelt – Im Ionischen Meer
Folge 305 (45 Min.)In der Lagune vor Lefkada-Stadt, auf der Ionsichen Insel Lefkada, haben die Fischer der Gemeinde ein ausgeklügeltes Reusensystem errichtet.Bild: NDR/nonfictionplanet/Till LehmannDie Ionischen Inseln im Westen Griechenlands mit grünen Hügeln, lieblichen Buchten und schroffen Klippen waren Ausgangspunkt der legendären Abenteuer von Odysseus. Bis heute sind sie Orte des Aufbruchs geblieben. Anastasia Gerolymatou ist mit ihren 82 Jahren die älteste Windsurferin der Welt, verbrieft im „Guinnessbuch der Rekorde“. Dabei hat sie erst im Alter von 40 Jahren mit dem Surfen angefangen. Auf dem Wasser fühlt sich Anastasia frei. Der rasante Sport passt einfach perfekt zu ihrem Lebensmotto: Alter ist nur eine Zahl! Damit auch die Meeresschildkröten von Kefalonia ein hohes Alter erreichen können, arbeiten die Biologin Annya McKenzie und ihr Team von Wildlife Sense unermüdlich als Schutzengel am Strand: Immer häufiger fegen nämlich heftige Stürme über die Ionischen Inseln, sogenannte Medicanes.
Die mediterranen Hurrikans sind eine Gefahr für die Nester der Meeresschildkröten. Annya und ihr Team retten die Eier vor der Flut und buddeln die Gelege an sicherer Stelle wieder ein. Den Weg ins Ionische Meer muss der frisch geschlüpfte Schildkrötennachwuchs allerdings allein finden.
Nur dann können sie eines Tages zur Eiablage an genau diesen Strand zurückfinden. Bis heute ist ihr „innerer Kompass“ noch nicht vollständig wissenschaftlich erklärt. Rund um die Insel Lefkada geht es mondän zu: Die Bucht von Nidri ist ein Treffpunkt der Schönen und Reichen. Es war einst die Lieblingsregion von Aristoteles Onassis (1906–1975), dem schwerreichen griechischen Reeder, der in zweiter Ehe mit Jackie Kennedy verheiratet war. Seine Strahlkraft lockt bis heute Touristen her und verschafft vielen kleinen Unternehmen Arbeit.
Dazu gehört Familie Katopodis. Eilige Lieferungen, Sonderwünsche und Besorgungen: Anthoula Katopodis und ihr Cousin Theo machen es möglich. Ihr Multi-Service vermietet auch Boote und exklusive Villen. Seit Charis Amourgis als kleiner Junge den Disneyfilm „Herbie“ sah, war es um ihn geschehen: Seine große Leidenschaft sind alte VW-Käfer. Vor sieben Jahren hat Charis den Käfer-Club von Kefalonia gegründet. Nun steht die große Jubiläumsausfahrt an, aber vorher muss das Auto noch einmal auf Herz und Nieren überprüft werden. Denn irgendetwas stimmt mit der Benzineinspritzung nicht.
Panajotis Stamatelos ist der oberste Reusenfischer von Lefkada: Er und seine Kollegen sind bei der Gemeinde fest angestellt. Ihre Fangmethode ist simpel. Die Fischer hoffen darauf, dass die Strömung Beute in die gestellten Fallen treibt. Verkauft wird direkt aus der kommunalen Fischerhütte heraus. Touristen verirren sich sehr selten hierher. Dafür lässt die Stammkundschaft nicht lange auf sich warten, denn die Preise sind unschlagbar. Und die Fischbude gilt auch als wichtiger Umschlagplatz für die neuesten Nachrichten aus der Nachbarschaft. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 15.04.2021 NDR Südschweden – Skåne und seine Aalküste
Folge 306 (45 Min.)Die Provinz Skåne, am südlichen Zipfel Schwedens, ist etwas anders schwedisch: kilometerlange Sandstrände statt steiniger Schärenküste, die Häuser sind strahlend weiß gestrichen statt ochsenblutrot. Ab August wird Skånes Ostküste für ein paar Monate zur „Aalküste“. Dann nämlich ziehen die Aale auf ihrer Wanderschaft Richtung Atlantik an Südschwedens Stränden vorbei. Seit mehr als 500 Jahren hat die Aalfischerei hier Tradition. Per Erlass des Königs bekamen die Bewohner*innen 300 mal 300 Meter Küstenabschnitt zum Fischen zugesprochen.
Die Zwillinge Mats und Max Svensson aus Friseboda sind seit mehr als 20 Jahren Aalfischer. Die beiden hoffen auf einen guten Fang, denn am Abend steigt das Ålagille, ein großes Fest. Es gibt fünf Gänge mit fünf verschiedenen Aalvariationen, gebacken, gebraten, geräuchert, gekocht und serviert als Suppe. In Åhus ist Aron Albrektsson bekannt wie ein bunter Hund. Aron ist Lehrer, Künstler, Geschäftsmann und Besitzer einer Bar direkt am Wasser. Ab Ende August schraubt hier die Aalküsten-Jugend an Aarons urigen Motorrädern.
Zum coolen Look montieren sie diesmal Halterungen für Surfbretter an die Maschinen, Easy-Rider-Feeling im Skåne-Style. Kulinarisch hat die Ostküste von Skåne nicht nur die besten Aale, sondern einiges mehr zu bieten. Zum Beispiel die saftigsten Äpfel. Alexandra und Madeleine Nilsson sind sich sicher, dass das dem Meeresklima zu verdanken ist. Gleich nach dem Studium in Malmö haben die beiden einen über 150 Jahre alten Bauernhof direkt an der Küste übernommen und dazu die große Obstplantage Orelund.
Viel Zeit zur Eingewöhnung bleibt den Schwestern nicht. Die ersten Bäume tragen bereits reife Äpfel. Geerntet wird noch per Hand und in der Startphase von den neuen Chefinnen persönlich. Im beschaulichen Smygehuk, dem südlichsten Punkt Schwedens, sind Ulf Stjernbo und Peter Frank endlich fündig geworden: Das historische Fischerboot ist perfekt für ihr schräg-maritimes Musikprojekt: Mit dem Boot als rollende Bühne wollen sie ein Stück Küste zu den Menschen in der Stadt bringen.
Für all diejenigen, die es nicht so oft ans Wasser schaffen. Konzerte vom Kahn, der Kurs führt quer durch Trelleborg. Wohnzimmeratmosphäre herrscht im alten Hafen von Helsingborg. Kunst unter Wasser: Aus aufgefischtem Müll hat Jonny Magnusson auf dem Grund des Hafenbeckens eine absurd urbane Lebenswelt geschaffen. Das Unterwasser-Wohnzimmer aus weggeworfenen Gegenständen ist sein künstlerisches Statement gegen Umweltverschmutzung und Wegwerfgesellschaft. Die Vernissage-Besucher*innen müssen abtauchen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 06.05.2021 NDR Die Elbmarschen – Altes Land am großen Strom
Folge 307 (45 Min.)Prunkvolle Obsthöfe, ein buntes Blütenmeer, sattgrünes Land hinter den Deichen: Die sogenannten Elbmarschen zu beiden Seiten der Unterelbe sind für viele Norddeutsche Sehnsuchtsgebiet direkt vor der Haustür. Was kaum jemand weiß: Abseits der Plantagen besitzt das Alte Land seine eigene Trauminsel. Lühesand liegt mitten in der Elbe und ist äußerst exklusiv. Denn es gibt nur eine einzige Übernachtungsmöglichkeit, und zwar den Campingplatz von Holger Blohm. Dieses Campingabenteuer beginnt mit einer kleinen Seereise. Im Winterhalbjahr muss der Platz nämlich wegen Überflutungsgefahr geräumt werden.
Und so schippert Holger Blohm jedes Jahr zu Saisonbeginn an die 60 Wohnwagen mit seiner Minifähre „Sottje II“ nach Lühesand: von Hand an Deck schieben, dann auf der anderen Seite wieder herunter. Barbara Staats hat einen ungewöhnlichen Job angenommen: Sie ist seit Kurzem die einzige Brückendreherin in Estebrügge im Alten Land. Kommt ein größeres Schiff die Este hinauf, meldet sich der Kapitän per Funk. Dann hat Barbara Staats sieben Minuten Zeit, um von zu Hause zur Brücke zu radeln, die Straßenschranken per Hand zu bedienen und die Stahlkonstruktion per Knopfdruck in Bewegung zu setzen.
Die Fähre von Glückstadt auf die andere Elbseite nach Wischhafen ist eine Lebensader der Elbmarschen. Regelmäßig jedoch sammeln sich in der Fahrrinne größere Mengen Schlick; ein Fall für Kapitän Mark Huijssen mit seiner „Jetsed“. Das Wasserinjektionsschiff funktioniert wie ein riesiger Hochdruckreiniger. Ein zehn Meter breiter Balken mit Wasserdüsen wird knapp über den Grund abgesenkt, um den Schlick wegzuschwemmen. Das erfordert höchste Konzentration, denn er ist mit seinem Arbeitsschiff mitten in der Fahrrinne bei vollem Fährbetrieb im Einsatz.
Der Obstgarten Haseldorf in der schleswig-holsteinischen Elbmarsch ist eine Art Gegenentwurf zum Plantagenanbau, der auf Ertrag getrimmt ist. Ziel ist es, die Vielfalt alter Obstsorten zu erhalten. Hier werden Sorten wie Winterbananenapfel oder Altländer Pfannkuchenapfel angebaut, keine davon ist mehr im Handel, weil sie zu langsam wachsen. Dafür werden die Bäume locker 100 Jahre alt. Wim Nieuwenhuijs ist der Gärtner im „Garten Eden der Obstliebhaber“, der extensiv ohne Dünger und Pflanzenschutzmittel bewirtschaftet wird.
Der Clou: Obst klauen ist hier ausdrücklich erlaubt, bis zu 20 Kilogramm darf jeder Besucher selbst ernten. Die historische Mühle Amica Venti (Freundin des Windes) in Hollern-Twielenfleth produziert seit 150 Jahren Mehl fürs Alte Land. Doch ausgerechnet ein Sturm beschädigte Mühlenkappe und -flügel so stark, dass das Aus für die Windmühle mit Elbblick drohte. Zum Glück schaffte Müller Volkmar Dinglinger, über Spenden genügend Geld für die Reparatur einzusammeln. Die Twielenflether wollten ihr Wahrzeichen unbedingt erhalten. „mareTV“ hat die aufwendigen Arbeiten begleitet. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 20.05.2021 NDR Menorca – Mallorcas schöne Schwester
Folge 308 (45 Min.)Menorca hat einen eigenen, ursprünglichen Charme. Hier gibt es einsame Buchten, grandiose Klippen, saftige Wiesen, üppige Gärten sowie uralte Städte und Dörfer. Und Bewohner*innen, die die Schätze und Besonderheiten ihrer Insel lieben. Die Menorqiner waren schon immer ein stolzes Völkchen und wehrhaft. Sie gaben den Balearischen Inseln ihren Namen. Die Steinschleuderer, die sogenannten Els Foner Balears, verdingten sich als Heckenschützen auf den Kriegsschauplätzen der Antike. Aus der Historie ist ein populärer Sport entstanden: Der Balearen-Champion Luis Livermore zerschmettert heutzutage Wassermelonen auf 40 Meter Distanz.
Auch seine siebenjährige Tochter Sienna und der neunjährige Sohn Nico schleudern schon eifrig Steine. Im Fischerdorf Fornells kocht Señora Pilar Tanu in einer winzigen Restaurantküche ihren meisterhaften Krebseintopf, die Caldereta de Langosta, benannt nach dem typischen Tontopf Caldero. Die großen Langusten holt Pilars Mann Sebastian höchstpersönlich aus dem Meer vor Menorca, und das schon in dritter Generation. Sogar die spanische Königsfamilie lässt sich die Inseldelikatesse in ihrem Sommerurlaub schmecken. Auf der Suche nach dem perfekten Nachthimmel ist der Astrofotograf Toni Cladera.
Auf dem Ausgrabungsfeld der Archäologin Cristina Bravo will er Megalithen und Milchstraße auf einem Motiv zusammenbringen. Tagsüber buddelt Cristina mit ihrer Kollegin hier nach Spuren der prähistorischen Talayot-Kultur. Nahe der Inselhauptstadt Mahón gibt es einen stillgelegten Steinbruch, der einst waagerecht in die Felsen getrieben wurde und heute wie eine riesige Gruft wirkt. Längst ist dieser düstere Ort ein Friedhof der Fischkutter, mehr als 100 menorqinische Boote lagern hier, die meisten werden nie wieder das Wasser sehen. Aber Santiago Obrador hat sich in den Kopf gesetzt, einen alten Kahn von hier zu retten.
Nach einem mühsamen Transport wird er feierlich im antiken Hafen von Mahón zu Wasser gelassen. Gleich gegenüber entsteht auf der winzigen Felseninsel L’Illa del Rey ein neuer Hotspot der internationalen Kunstszene: In den Ruinen eines britischen Militärkrankenhauses aus dem 18. Jahrhundert lässt der Galerist Iwan Wirth auf 1500 Quadratmetern eine Galerie sowie ein Kulturzentrum bauen. Der Schweizer Wirth besitzt zusammen mit seiner Frau Galerien in den weltweit wichtigsten Kunsthandelsmetropolen wie New York, London oder Hongkong. Nun hat er Menorca für sich und seine Kundschaft entdeckt. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 03.06.2021 NDR Lieblingsküste: Nordsee – Von Nordholland nach Belgien
Folge 309 (45 Min.)„mareTV“ stellt für die Reihe „Lieblingsküste“ die beliebtesten Sehnsuchtsziele und besten Storys neu zusammen. Diesmal geht es an die Nordsee: vom Ijsselmeer im Norden der Niederlande bis nach Belgien. Die Niederländer*innen haben das Meer einfach mit einem 32 Kilometer langen Abschlussdeich ausgesperrt. So wurde aus der früheren Nordseebucht Zuiderzee einer der größten Seen Europas, das Ijsselmeer. Im Hafenstädtchen Edam muss Joep Steur, der Brückenmeister, täglich 60 Kilometer mit dem Fahrrad die Grachten entlangflitzen, um die Kanalbrücken zu öffnen, zum Teil in Handarbeit.
Die Provinz Friesland am Ostufer des Ijsselmeeres ist durchzogen von Entwässerungsgräben. Deshalb nutzten die Bewohner*innen lange Zeit Holzstäbe, um über die Kanäle zu springen. Heute ist das sogenannte Fierljeppen eine friesische Extremsportart: Im kleinen Dorf It Heidenskip versucht Ysbrand Galama, den Weltrekord zu knacken: 21,51 Meter. In Zaanse Schans vor den Toren der Hauptstadt Amsterdam drehen sich bis heute voll funktionsfähige Windmühlen, bis zu 500 Jahre alt sind sie.
Tim Doeven ist der Müller einer Sägemühle. Diese begründeten einst den Ruhm und Reichtum der Niederlande als Seefahrernation, denn durch die maschinelle Sägetechnik konnten Schiffe hier 30 Mal schneller gebaut werden als zuvor. Die Dünen im Kennemerland an der Nordsee sind seit zehn Jahren Heimat für eine Herde von Wisenten, europäische Bisons. Noch leben die imposanten Tiere in einem eingezäunten Areal, doch die Nationalpark-Ranger wollen beweisen, dass die Wisente für den Menschen keine Gefahr darstellen.
Die Provinz Zeeland, der südwestlichste Zipfel der Niederlande, ist eine ganz eigene Welt. Das zeigt sich vor allem in der 400 Jahre alten Tradition des Gaaischietens. Die Gaaischieter sind eine im Mittelalter aufgestellte Bürgerwehr, die das Dorf Westkapelle vor Überfällen schützen sollte. Zu Ehren der Gaaischieter wird jedes Jahr mit Schrotflinten Richtung Deich geschossen, und zwar sitzend im Ledersessel. Sicher ist sicher, denn der Blutalkoholgehalt der Schützenbrüder ist meistens deutlich höher als deren Trefferquote.
Belgien besitzt nur knapp 65 Kilometer Küste, aber die haben es in sich: Hier verkehrt nicht nur die längste Küstenstraßenbahn der Welt, es wird auch einzigartig gefischt. In Oostduinkerke gehen die sogenannten Paardenvissers, die Fischer zu Pferd, mit Kaltblütern auf Garnelenjagd. Und die Frauen des Ortes, die Stienesteekers, stürzen sich als eine Art Fischerchor gemeinsam singend mit Keschern in die Brandung. Das Krabbenpulen dürfen dann gern die Männer übernehmen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 17.06.2021 NDR
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