bisher 107 Folgen (rbb), Folge 89–107

  • Folge 89
    Das Springerhochhaus verkörpert seit seinem Bestehen politische Signalwirkungen, deren Außen- und Innenwahrnehmung unterschiedlicher kaum sein könnten. Das einst unmittelbar an der Mauer gelegene Verlagshaus hat Zeitungsgeschichte geschrieben, die weit über die Stadt Berlin hinausgeht. Ein Ort, den Politik und Prominenz hofieren und fürchten. Für die 68er-Generation ist das Haus Inbegriff für aggressive Meinungsmanipulation und für die DDR, deren Existenz von Springer nie anerkannt wurde, galt es als gefährlichstes Sprachrohr des Kalten Krieges. 1959 beschließt der Hamburger Verleger Axel Springer sein neues Verlagshaus im geteilten Berlin direkt am Rande der Sektorengrenze bauen zu lassen.
    Er kauft Teile des unmittelbar am sowjetischen Sektorenrand in Trümmern liegenden alten Berliner Zeitungsviertels auf. Scherl, Ullstein, Mosse und viele einst berühmte Verlage hatten hier seit dem Ende des 19. Jahrhunderts einen der international wichtigsten Pressestandorte etabliert. Allein im Jahr 1928 wurden hier insgesamt 147 Tages- und Wochenzeitungen herausgebracht. Im Mai 1959, kurz vor Ablauf des Berlin-Ultimatums, in einer Zeit, als der Großteil der Wirtschaft West-Berlin wegen der unsicheren Lage verlässt, wird der Grundstein des Springer Hochhauses gelegt.
    Willy Brandt und der Berliner Senat unterstützen das Vorhaben großzügig, in der Hoffnung, Axel Springer könne in dieser Situation ein Signal der Zuversicht setzen. Und in der Tat gehört das Gebäude unmittelbar am Mauerstreifen bald zu den größten und einflussreichsten Zeitungshäusern Europas. Der Film erzählt die Geschichte des Hauses, die Teil der deutschen Zeitungsgeschichte ist. Die vergangenen 50 Jahre waren eine Zeit voller politischer Umbrüche, heute ist es die digitale Welt, die das Haus in Berlins Mitte vor neue Herausforderungen stellt. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 27.11.2018rbb
  • Folge 90
    Der Müggelsee war nie ein elitärer Ort, anders als beim westlichen Pendant, dem Wannsee. Riesige Ausflugslokale entstehen an den Ufern. Das Müggelschlösschen für über 4000 Gäste, der Prinzengarten, die spätere Müggelseeperle, Müggelwerder mit Hotel und Gaststätte, Neu-Helgoland. Das Rübezahl bekommt seinen Namen durch einen breitschultrigen und vollbärtigen Wächter am Anlegesteg. Den Fabrikarbeitern aus Schlesien wird beim Anblick der Müggelberge und des vollbärtigen Wächters der Anlegestelle zum Teufelsmoor heimatlich ums Herz.
    Kurzerhand heißt es im Volksmund bald: Wir fahren zu Rübezahl. Die illustren Biergärten haben Platz für mehrere Tausend Gäste. Großfamilien mit schmalem Geldbeutel können dort ihren mitgebrachten Kaffee kochen. Man bringt alles mit und holt sich nur das heiße Wasser für den Kaffee. Auf dem See befördern Ausflugsschiffe die Berliner zu ihrem Ziel. Die Reederei Kutzker fährt seit 1910 über den Müggelsee. Heute in vierter Generation. In den Müggelbergen strömten die Besucher vor allem zum Müggelturm und zur größten Bismarckwarte Deutschlands.
    Unweit davon entwickelte sich schon seit 1913 eine berühmte Zeltstadt: Kuhle Wampe. Aus anfänglich knapp 20 Zelten wurden in den Jahren der Weltwirtschaftskrise fast 300. Insbesondere Arbeitslose versuchten am Müggelsee der Enge ihrer Mietskasernen und der Hoffnungslosigkeit zu entfliehen. Das Leben der Camper zeigt authentisch der Film „Kuhle Wampe oder wem gehört die Welt“ nach einem Drehbuch von Bertolt Brecht. Der Müggelsee ist nicht nur eine bedeutende Berliner Naturoase, er ist ein soziales Biotop, in dem sich deutsche Zeitgeschichte spiegelt.
    Er hat immer die unterschiedlichsten Menschen angezogen: Erholungssuchende, Funktionäre mit Beziehungen, Handwerker mit finanziellen Mitteln und vor allem auch Künstler. Die wollten ihrem See auch immer etwas zurückgeben. So drehte Leander Hausmann 2013 die Low-Budget-Komödie „Haialarm am Müggelsee“ über einen angeblichen Hai im größten Berliner See. Natürlich versuchen die Kommunalpolitiker, aus dieser Sensation einen PR-Effekt für ihre Region herauszuholen. Denn alle sind sich einig, der Müggelsee hat mehr Aufmerksamkeit verdient. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 04.12.2018rbb
  • Folge 91 (45 Min.)
    Schwanenwerder – eine Insel in der Havel wird zum noblen Sommersitz. Als Berlin Ende des 19. Jahrhunderts boomt, suchen viele Reiche ein Refugium am Wasser. Auf Schwanenwerder ist man unter sich und kann diskret die Politik mitbestimmen. Neureiche geben auf der Insel nur ein kurzes Zwischenspiel. Sie stören durch ihren üppigen Lebenswandel. Im Dritten Reich kommen die Nazis, auch Joseph Goebbels samt Familie. Der einzige bekannte Anschlag auf den Propagandaminister soll hier verübt werden – doch der Plan fliegt auf. Nach dem 2. Weltkrieg zieht die amerikanische Militärelite auf die Insel. Eisenhower, Clay residieren kurz hier. Wo sonst? Sie bestimmen: exklusive Grundstücke sollen ein Ferienparadies für Westberliner Kinder werden. Das Interesse an so teuren Immobilien im unsicheren Westberlin ist gering, viele Villen verfallen. Aber Axel Springer lebt bis zu seinem Tod hier. Berlin boomt wieder und nur noch zwei Grundstücke sind heute für „normale“ Besucher offen. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereSo 30.12.2018rbb
  • Folge 92
    Hier trafen sich einst Kaiser und gekrönte Häupter, es fanden rauschende Bälle statt – und grausame Völkerschauen. Mancher Direktor ließ sich politisch instrumentalisieren. Andere wiederum leisteten Widerstand, wenn die Politik zu sehr in ihre Belange eingriff. Auch die politische Lage des geteilten Berlins spiegelt sich in der Geschichte des Zoos: Im Wettstreit mit dem Ost-Berliner Tierpark wurde der „Kalte Krieg“ ausgefochten – mit Pandabären und Elefanten. Der Film geht auf Spurensuche, zeigt Aufbau und Zerstörung im Krieg, rosige Zeiten in West-Berlin bis hin zur Knut-Mania und dem Panda-Fieber heute. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.07.2019rbb
  • Folge 93 (45 Min.)
    Seit 1924 werden an diesem Ort Messen veranstaltet und einige wie die Funkausstellung gibt es heute noch. Neben dem internationalen Fachpublikum sind es vor allem Millionen interessierter Besucher, für die dieser Ort immer wieder zum Magnet wird. Ein moderner Marktplatz und auf 180.000 Quadratmetern ein gewaltiger Zeuge deutscher Geschichte. Folgt man den Spuren in die Vergangenheit, dann erzählt dieser Ort von den Leistungen deutscher Ingenieurskunst, zu besichtigen bei der ersten Automobilausstellung oder der Großen Deutschen Funkausstellung.
    1930 wirbt Albert Einstein auf dem Berliner Messegelände für die Neugier und Phantasie der Erfinder. Nur drei Jahre später entdecken die Nationalsozialisten diesen Ort als perfekte Bühne ihrer Propaganda. Neue Hallen werden erbaut, in denen neben den populären Messen nun auch Sonderausstellungen stattfinden – aufwendige Inszenierungen der Macht. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg bleibt dieser Ort hochpolitisch. Berlin wird zur Frontstadt des Kalten Krieges und ob Grüne Woche oder Funkausstellung, was auf dem Messegelände präsentiert wird, ist relevant im Wettkampf der Systeme.
    Wie die Mächtigen immer wieder versucht haben, Einfluss zu nehmen auf diesen Ort, weshalb er zum Tummelplatz der Geheimdienste aus Ost und West wurde und was hinter den Kulissen der großen Inszenierungen passiert, gehört zu den Geheimnissen, denen dieser Film nachspürt. Denn so schillernd und glanzvoll das Berliner Messegelände seit fast 100 Jahren auftrumpft, so interessant sind die Geheimnisse, die dieser Ort seither verborgen hält. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 10.09.2019rbb
  • Folge 94 (45 Min.)
    Wo heute an der Invalidenstraße sachliche Neubauten der Deutschen Bahn eines der größten Unternehmen des Landes repräsentieren, befand sich früher ein prächtiger Bahnhof in fast verspielter Architektur. Der Stettiner Bahnhof gehörte zu den großen Berliner Kopfbahnhöfen. Durch den Bau der „Berlin-Stettiner-Eisenbahn“ bis 1840 wird der neue Bahnhof nötig. Die Bahnlinie ist die erste Verbindung vom Binnenland zu einem Seehafen an der Ostseeküste. Stettin war damals sozusagen der Hafen von Berlin. Die Bahnstrecke ist zunächst als reine Gütertransportstrecke gedacht, doch ab 1872 wird sie auch für Personentransporte genutzt.
    Der Bahnhof ist dafür nicht ausgelegt und muss erweitert werden. Bis 1876 entsteht eine monumentale Bahnhofshalle, die mit 1.100 Quadratmeter seinerzeit die größte von Berlin war. Auf fünf Gleisen fahren die Züge in Richtung Norden. Der Bahnhof wird das Wachstum der Reichshauptstadt beeinflussen. Viele Stettiner nutzen die Direktverbindung nach Berlin, um die Kultur- und Vergnügungsangebote zu nutzen. Aber auch hoffnungslose Tagelöhner zieht es in die Stadt. Der Bahnhof belebt den ganzen, bis dahin eher unbedeutenden Kiez.
    Für die weniger und die besser Betuchten. Die nutzen die neue Bahnstrecke, um über Stettin an die Ostsee zu gelangen. Für einige Jahrzehnte die schnellste Verbindung zu den Ostseebädern auf Usedom und Rügen. Der Kiez wird aber auch geprägt von den Arbeitern des Bahnhofs und der Lokomotiv-Werke. An fast jeder Straßenkreuzung gibt es kleine Bier-Kneipen, die für viele Arbeiter wie ein öffentliches Wohnzimmer sind. Da die Bahnanlagen die Areale um die Schwartzkopffstraße in der Oranienburger Vorstadt und der Gartenstraße im damaligen Ortsteil Gesundbrunnen abschnitt, entstand schon 1986 unterhalb des Stettiner Bahnhofs der erste Fußgängertunnel Berlins.
    In den zwanziger Jahren war der Tunnel häufig Schauplatz von Kämpfen zweier rivalisierender Jugendbanden. Im Mai 1932 kam es am Tunnelausgang Schwartzkopffstraße zu Kämpfen zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten. Schüsse fielen, Täter konnten aber nicht gefasst werden. Sowohl die KPD als auch die NSDAP hatte aktive Gruppen um den Stettiner Bahnhof. Auseinandersetzungen waren vorprogrammiert.
    1945 war der Stettiner Bahnhof das Ende einer Odyssee Tausender Flüchtlinge aus dem Osten. Zeitzeugen sprechen von dramatischen Zuständen. Zu Kriegsende war der Stettiner Bahnhof bereits stark beschädigt. Durch die Sprengung am Landwehrkanal lag der unterirdische Teil unter Wasser. Erst im Januar 1946 konnte die unterirdische S-Bahn-Station wieder in Betrieb genommen werden. Am 1. Dezember 1950 wurde der Stettiner Bahnhof in Nordbahnhof umbenannt, denn Stettin war nun eine polnische Stadt. Und der Bahnhof lag im Grenzgebiet zwischen dem französischen und sowjetischen Sektor Berlins.
    Noch spielte er eine Rolle im Ost-West-Verkehr, aber mit dem Kalten Krieg schwand seine Bedeutung immer mehr. Der Fernbahnhof wurde schließlich 1952 stillgelegt und 1965 abgerissen. Der S-Bahnhof schloss mit dem Mauerbau am 13. August 1961. Er wurde zu einem der Ostberliner Geisterbahnhöfe, in dem die S-Bahnen von Westberlin nach Westberlin nur durchfuhren. Erst nach dem Mauerfall hat sich das Gebiet wieder belebt. Der Nordbahnhof ist wieder ein S-Bahnhof im Herzen der Stadt. Einer der schönsten Fernbahnhöfe Berlins aber lebt nur noch in der Erinnerung. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.11.2019rbb
  • Folge 95
    Das Rote Rathaus – ein mächtiger Klotz in Berlins historischer Mitte zwischen Alexanderplatz und Schlossplatz, die Machtzentrale der Stadt, heute Sitz der Senatskanzlei. Hier wird die Landespolitik geplant und gesteuert. Gleichzeitig gehört das Rote Rathaus zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Berlins mit 100.000 Besucherinnen und Besuchern jedes Jahr. Staatspräsidenten und Schauspieler, Könige und Königinnen sind die große Treppe in der Empfangshalle hinaufgestiegen. Das „Goldene Buch“ füllen Namen wie Nelson Mandela, Bill Clinton und Queen Elisabeth II. Am 11. Juni 1861 wurde im Beisein von König Wilhelm I. der Grundstein gelegt.
    Der neu erwachte Bürgerstolz verlangte einen Prachtbau, der sich vom nahe gelegenen Stadtschloss der Hohenzollern abheben sollte. So entstand das Gebäude aus rotbraunen Backsteinen im Stil der Neo-Renaissance und einem Turm, der mit 94 Meter Höhe sogar die Kuppel des Stadtschlosses überragte: die neue Stadtkrone Berlins. 1869 zogen die ersten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein. Am 6. Januar 1870 tagte hier zum ersten Mal die Stadtverordnetenversammlung. 1920, vor hundert Jahren, beschloss die Stadtverordnetenversammlung mit nur 16 Stimmen Mehrheit das Gesetz für die „Neue Stadtgemeinde Berlin“.
    Es vereinigt das alte Berlin mit Charlottenburg, Wilmersdorf, Neukölln, Spandau, Köpenick, Lichtenberg, Reinickendorf und Pankow, mit 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirken. Damit wurde Berlin mit nun 3,8 Millionen Einwohnern flächenmäßig die zweitgrößte Stadt der Welt nach Los Angeles und nach New York und die drittbevölkerungsreichste Stadt nach London. Plötzlich war Berlin eine Weltstadt. 40 Jahre war das Rote Rathaus die Machtzentrale der Ostberliner Stadtregierung, bis es im Herbst 1989 ins Zentrum der politischen Veränderungen geriet. Tausende Menschen versammelten sich vor dem Gebäude und forderten Reformen.
    Walter Momper und Tino Schwierzina, die beiden Oberhäupter der noch geteilten Stadt, leiteten am 12. Juni 1990 die erste gemeinsame Sitzung von Senat West und Magistrat Ost. Es galt, eine Stadt im Taumel – mit zwei Verfassungen, Parlamenten, Verwaltungen, zwei Berliner Bären, mit 12 West- und 11 Ost-Bezirken – wieder zu vereinen. Im Dezember 1990 fanden die ersten Gesamtberliner Wahlen seit 44 Jahren statt. Eberhard Diepgen wurde der erste Regierende Bürgermeister des wiedervereinigten Berlins. Und zog vom Schöneberger Rathaus in die Mitte von Berlin. Seitdem ist das Rote Rathaus wieder die Machtzentrale von ganz Berlin. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 15.09.2020rbb
  • Folge 96 (45 Min.)
    Leicht erhöht, aber von überall zu sehen, thront in Potsdam ein Bauwerk, das sichtbare Spuren der Vergangenheit trägt – vor allem die Silhouette des Parteisymbols der SED. Der Schriftzug zeugt von der Vergangenheit des Gebäudes als Sitz der SED-Bezirksleitung, vom Volksmund als „Kreml von Potsdam“ tituliert. Es ist nur einer von mehreren geschichtsträchtigen Bauten auf dem Brauhausberg in Potsdam. Als preußische Kriegsschule von Kaiser Wilhelm II. erbaut, wurde der sogenannte Schwechten-Bau in der Weimarer Republik als Reichsarchiv genutzt. Nach der Wende wurde aus dem SED-Parteigebäude bis zum Jahr 2013 der Sitz des Brandenburger Landtags.
    Sich dem Potsdamer Brauhausberg zu nähern, gleicht einer Schatzsuche, einer Entdeckungstour in die Vergangenheit. Der Film öffnet die Türen zu Geschichte und Gegenwart des Areales, das 2014 von Immobilieninvestoren gekauft wurde und seitdem in einem Dornröschenschlaf liegt. Seinen Namen trägt der Brauhausberg wegen der Bierbrauer, die sich ab dem 19. Jahrhundert hier ansiedelten. Auch sie hinterließen ihre Spuren am Hügel – alte Brauereikeller, heute teilweise eingestürzt und als Fledermausquartiere genutzt.
    Beliebte Ausflugslokale zogen Potsdamer und Berliner auf den Hügel mit Weitblick über die Havel. Und zu DDR-Zeiten lockte dann ein Freizeitkomplex mit Schwimmhalle und Terrassencafé. Auf historischer Spurensuche haben die Autoren Julia Baumgärtel und Attila Weidemann einige Mysterien dieses Ortes aufzuklären: von den Hinterlassenschaften der Brauer über die Geschichte des NS-Widerstands auf dem Brauhausberg bis zu einem rätselhaften DDR-Bunker. Ein spannendes Kapitel deutscher Geschichte mitten in Potsdam. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 06.10.2020rbb
  • Folge 97 (45 Min.)
    Jede Metropole hat ihre Wiege, ihren alten Kern, auch die deutsche Hauptstadt. Was aber ist vom historischen Alt-Berlin geblieben, welche Spuren hat es hinterlassen? Die Dokumentation rekonstruiert die Chronik des Verschwindens von Alt-Berlin und lässt durch aufwendige 3-D-Animationen, zum Teil neuentdecktes Archivmaterial und lebendige Erinnerungen den alten Kern Berlins wiederauferstehen. Alt-Berlin, das ist die Gegend zwischen Alexanderplatz, Stadtschloss und Spittelmarkt. Doch, wo einst die mittelalterliche Stadt mit geduckten Häusern, engen Gassen, Fachwerk und Kopfsteinpflaster, mit Kirchen und Klöstern zu finden war, bestimmen heute breite Straßen, Parkhäuser und DDR-Architektur die Stadtlandschaft.
    Der alte Kern ist überbaut, abgerissen, zerbombt, gesprengt. Verschwundene, verlorene Identität einer Stadt. Nur wenige Spuren deuten darauf hin, dass Berlins Kern schon 800 Jahre alt ist. Die Stadt hat keinen Gründungsmythos. Was jedoch kaum bekannt ist: Berlin ist schon von Beginn an eine Erfolgsgeschichte.
    Heute erweckt der Schloss-Neubau oder die Allee Unter den Linden den Anschein, die historische Mitte der deutschen Hauptstadt zu sein, doch Berlin ist viel älter als die touristischen Prunkstücke. Mit dem Bau des Roten Rathauses Mitte des 19. Jahrhunderts begann Alt-Berlin mehr und mehr unsichtbar zu werden. Historische Substanz verschwand, an den Reißbrettern entstanden immer wieder Visionen eines Zentrums ohne Altstadt. Als vor genau einhundert Jahren die Metropole Groß-Berlin entstand, waren die schmalen Altstadt-Straßen immer noch lebendige Orte.
    Der großflächige Abriss begann unter den Nationalsozialisten, der Krieg zerstörte die Stadt massiv, die DDR-Stadtplanung löschte den alten Stadtgrundriss aus. Alt-Berlin ist heute überbaut, die letzten Zeugnisse und Spuren – ein Fall für Stadtforscher und Archäologen. Die Suche beginnt immer wieder unter dem Asphalt. Überraschendes kommt ans Licht: die Grundpfeiler des mittelalterlichen Rathauses oder 4000 Skelette neben der Strasse zwischen Alexanderplatz und Potsdamer Platz.
    Inzwischen werden 25.000 Quadratmeter rund um den Molkenmarkt und entlang der Grunerstraße untersucht. In den Sammlungen des Märkischen Museums und den Archiven Berlins liegen Relikte, Fragmente, Dokumente: Tausende Puzzleteile der Geschichte, die die alte Mitte nicht mehr selbst erzählen kann. In der Dokumentation kommen Historiker, Archäologen, Stadtplaner und Zeitzeugen zu Wort. Eine geheimnisvolle Geschichte Alt-Berlins, spannend erzählt. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 10.11.2020rbb
  • Folge 98 (45 Min.)
    Als in Berlin zur Gründerzeit eine wahre Bau-Anarchie ausbrach, erhielt Baurat James Hobrecht den Auftrag, einen Bebauungsplan zu erstellen. Seine Grundidee war, nicht nur eine große, auf die Mitte ausgerichtete Stadt zu planen, sondern einzelne Stadteile zu schaffen, die wir heute gerne als „Kieze“ bezeichnen. Darüber hinaus sollten mehrere große Volksparks in Berlin entstehen, grüne Lungen für Mensch und Natur. Der Humboldthain gehört heute zu den ältesten dieser großen Volksparks. Erster Spatenstich war am 14.09.1869, dem 100. Geburtstag Alexander von Humboldts.
    Das Volksfest zur Grundsteinlegung gilt als das erste öffentliche Auftreten der Berliner Sozialdemokraten. Der Park war einerseits für die Freizeit und zur Erholung der umliegenden Bevölkerung gedacht, gleichzeitig sollte er aber auch zur Bildung dienen. Ganz im Sinne Alexander von Humboldts. Zahlreiche exotische und ausländische Gehölze wurden in Gruppen gepflanzt und ihre geografische Herkunft ausgewiesen. Bäume aus Nord und Südamerika, Asien und Ozeanien. Aber auch unterirdisch ist der Humboldthain ein geheimnisvoller Ort. Kaum jemand kennt den AEG Tunnel nahe der Gustav Meyer Allee, ursprünglich konzipiert als unterirdische Werkbahn zwischen den Werken Brunnenstraße und Ackerstraße.
    Später galt er als Pilotprojekt für die erste U Bahn in Berlin. Sichtbarer ist die Ruine des riesigen Flakturms am Rand des Parks. Die Nationalsozialisten wollten die Hochbunker nach dem Krieg zu Trutzburgen mit völkischen Ornamenten ausbauen. Dazu kam es bekanntlich nicht. Der Flakturm machte den Humboldthain zu einem bevorzugten Ziel der alliierten Bomberverbände. Der Humboldthain ist zunächst verödete Steppe. Abgeholzt von den Anwohnern auf der Suche nach Brennholz.
    Wasserlöcher zum Löschen von Bränden, dazwischen militärischer Müll. Heute ist der Humboldthain Anziehungspunkt für viele Familien aus dem multikulturellen Kiez um den Gesundbrunnen. Und aufmerksame Besucher spüren: Der Humboldthain ist ein Ort, an dem sich wie in einem Brennglas deutsche Zeitgeschichte widerspiegelt. Die Dokumentation zeigt die wechselhafte Geschichte eines wichtigen Berliner Volksparks. Von der Ursprungsidee über den Missbrauch durch die Nationalsozialisten bis zur mühsamen Neugestaltung nach dem Krieg. Bewegte Berliner Stadtgeschichte im Grünen. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 15.12.2020rbb
  • Folge 99
    Der Gendarmenmarkt gilt nicht ohne Grund als einer der schönsten Plätze Europas. Wer heute, 200 Jahre nach der Eröffnung des Schinkelschen Originalbaus im Mai 1821, aus dem Konzerthaus am Gendarmenmarkt auf die imposante Freitreppe hinaustritt, schaut auf ein grandioses städtebauliches Ensemble. Ministerien in der Nachbarschaft, große Anwaltskanzleien, nahe gelegene Einkaufsmeilen und Touristenherbergen sorgen für ständige Bewegung auf einem Platz der – typisch für Berlin – hier und da ein paar Abnutzungserscheinungen zeigt und auf dem eigentlich immer irgendein Bauzaun steht. Und in der Platzmitte thront Friedrich Schiller auf seinem Denkmalsockel, als sei alles schon immer so gewesen.
    Aber so ist es nicht. Die Geschichte des Gendarmenmarktes war und ist ein stetes Werden und Wandeln. Immer wieder haben sich das Leben auf dem Platz und sein Antlitz verändert. Und der alte Glanz, in dem der Gendarmenmarkt heute erstrahlt, ist eigentlich ein neuer Glanz. Doch was genau ist alt, am Gendarmenmarkt, und was ist neu? Was ist „Original“, und was „Kopie“? Wer über den Gendarmenmarkt läuft, ohne die Antworten schon zu kennen, den vermag der Schein leicht zu trügen. Der Gendarmenmarkt war einmal Wald und Wiese vor den Toren einer mittelalterlichen Stadt, wurde Kirchplatz, Kasernenplatz, Marktplatz und Theaterplatz.
    Ihn zierten Fontänen, er wurde bepflanzt, dann gepflastert – bis der Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs alles in Trümmern legte. Vier Jahrzehnte schlummerte er einen Dornröschenschlaf, aus dem ihn Anfang der 1980er Jahre Architekten und Stadtplaner erweckten, die in Ost-Berlin ein Stück preußischer Architekturgeschichte wiederbelebten. Als er entstand, lag der Gendarmenmarkt am Stadtrand. Mit dem Mauerbau geriet er ins Abseits. Heute ist er wieder in der Mitte Berlins angekommen. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 25.05.2021rbb
  • Folge 100 (45 Min.)
    Als Berlin zur Weltstadt wird, öffnet das Adlon seine Türen. Das ist 1907. Mit dem Segen des Kaisers durfte der Gastronom Lorenz Adlon seinen Hotelneubau am Pariser Platz errichten. Fortan nächtigt die Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kultur hier. Kaum ein großer Name fehlt im alten Gästebuch des Adlons: Albert Einstein, Thomas Mann, Charlie Chaplin, Marlene Dietrich … Kaiserzeit, Weimarer Republik, Drittes Reich, Kalter Krieg – das Adlon wird zum Schauplatz der wechselvollen deutschen Geschichte. Und zu einem Haus, um das sich bis heute Legenden und Anekdoten ranken. Mord, Affären und Skandale sorgten dafür, dass der Name Adlon nicht nur das Feuilleton, sondern auch die Klatschspalten füllte. 1997 am alten Platz neu eröffnet, versucht das Haus heute wieder an seine schillernde Historie anzuknüpfen.
    Wieder ist es die bevorzugte Adresse von Königinnen und Präsidenten, von Popstars und Leinwanddiven auf Berlin-Besuch. Gestützt auf neue und bisher kaum gezeigte Film- und Bilddokumente erzählt die Dokumentation von der spannenden Geschichte des Hauses. Der Frage, was ausgerechnet das Adlon zu einem Mythos macht, geht der Film auch im Gespräch mit dem Hotel-Erben Felix Adlon, mit Historikern und Schriftstellerinnen nach. Und er blickt hinter die Kulissen des neuen Adlon. Beobachtet Köche, Pagen, Butler, Zimmermädchen und Hostessen bei dem Bemühen, dem legendären Ruf des Luxushotels auch im 21. Jahrhundert gerecht zu werden. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 01.06.2021rbb
  • Folge 101 (45 Min.)
    Seit Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelt sich Berlin mit rasantem Tempo zu einem Zentrum der Bierindustrie. Es herrscht Aufbruchstimmung im Braugewerbe. Vor allem im Nordosten, unmittelbar vor den alten Toren der Stadt, schießen Brauereien wie Pilze aus dem Boden. Mit dem technischen Fortschritt und der Industrialisierung des Brauwesens beginnt der Aufstieg Berlins zur weltweit führenden Brauereimetropole. Legendäre Brauereien wie der spätere Weltmarktführer Schultheiss oder auch der einstige königlich preußische Hoflieferant Bötzow, die Königstadtbrauerei und die gegenüberliegende bayrische Pfefferberg-Brauerei prägen die Entstehung des späteren Bezirks Prenzlauer Berg.
    Bier beherrscht hier das Leben und ist Nahrungsmittel, seine Herstellung und sein Genuss gehören zum Alltag. Kneipen, Kutscher, Kutschen und riesige Biergärten bestimmen das Straßenbild. Der Geruch der Bierwürze hängt immer in der Luft. Die Dokumentation erzählt von der fast vergessenen Geschichte der einstigen Biermetropole Berlin und ihrer stolzen Bierburgen. Vom Aufstieg und Niedergang der einst mächtigen Bierbranche, die die Stadt nachhaltig prägte.
    Von heftigen Arbeitskämpfen der Mälzer und Böttcher, von Heinz Rühmann, der während des Bombenhagels 1944 noch im UFA Kino Königstadt seine Feuerzangenbowle-Premiere feierte, von der Schultheissbrauerei als NS-Musterbetrieb, von Zwangsarbeitern und erbitterten Kämpfen um die „Festung Berlin“ in der heutigen Kulturbrauerei und vielem mehr. Es ist die Verbindung von großer Politik und Bierseligkeit, die sich in der Geschichte der Brauereien Berlins spiegelt. Die alten Brauereiareale liegen heute wie stumme Zeugen einer untergegangenen Zeit im Zentrum des hippen Szenebezirks. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 07.12.2021rbb
  • Folge 102 (45 Min.)
    Das heutige Braunkohlekraftwerk auf dem Industriegelände von Schwarze Pumpe ist eine Kathedrale der Stromerzeugung und höher als der Kölner Dom. Und doch ist es eher klein im Vergleich zu dem Energiezentrum, das hier ab 1955 aus dem Boden gestampft wurde. Es versorgte fast die gesamte DDR mit Stadtgas und das halbe Land mit Strom. 20.000 junge Leute zogen in die damals fast menschenleere Lausitz. Angelockt von Neubauwohnungen und guten Löhnen. Es war der Wilde Westen des Ostens, Aufbruch und neue Heimat. Vieles aber, was sich hinter den Toren des Industriegiganten zutrug, blieb bis zur Wende ein Staatsgeheimnis. Denn hier musste um jeden Preis eine Energieversorgung auf Basis der Braunkohle entwickelt werden.
    Das war überlebenswichtig für die junge DDR, weil sie von den Steinkohlegruben des Ruhrgebiets und des Saarlandes abgeschnitten war. Ein Projekt weltweit ohne Beispiel. Während die Staatsführung das Projekt zur „Flamme des Sozialismus“ verklärte, mussten immer wieder technologische Probleme, Havarien und Explosionen bewältigt werden. Gefragt war Ingenieurskunst und Improvisationstalent. Den Preis für den Kraftakt zahlten die Menschen in der Lausitz. Die sorbische Bevölkerung verlor durch die Tagebaue einen nicht geringen Teil ihres Siedlungsgebiets.
    Am stärksten aber litt die Gesundheit der Anwohner. Krebs und Lungenkrankheiten, auch bei Kindern, wurden totgeschwiegen und bewusst in Kauf genommen. Vor allem nachts wurden Filteranlagen abgeschaltet, um die Produktion hochzuhalten. Nach der Wende wurden die riesigen Anlagen fast vollständig abgerissen, tausende Menschen verloren ihre Arbeit. Die De-Industrialisierung Ostdeutschlands vollzog sich hier wie im Zeitraffer. Heute ist rund um das Kraftwerk Schwarze Pumpe eine Industrielandschaft entstanden, die vielen Menschen wieder Arbeit gibt. Mit dem geplanten Braunkohlenausstieg muss sich der Industriestandort abermals neu erfinden. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 22.03.2022rbb
  • Folge 103 (45 Min.)
    1926 wird der neue Volkspark Wuhlheide eingeweiht. Zur Eröffnungsfeier findet keine große Berliner Tageszeitung den Weg in den Osten. Es hätte sich gelohnt, denn der Chronist des lokalen Köpenicker „Dampfboot“ findet blumige Worte. „Was der Grunewald für die Bewohner des Westens bedeutet … das ist die Wuhlheide für das östliche GroßBerlin.“ Konzipiert ist die Anlage nach der Volksparkidee. Danach werden die Parkanlagen nicht mehr zum Flanieren angelegt, sondern zur aktiven und passiven Erholung der meist ärmeren Bevölkerung in den Mietskasernen. Rasen betreten nicht verboten, sondern ausgesprochen erwünscht.
    Es entstehen Sportflächen und Liegewiesen, verschiedene Badestellen und ein moderner Spielplatz. Für die späten 1920er Jahre noch eine Seltenheit in Berlin. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird die Wuhlheide zur Spielwiese vormilitärischer Übungen und es entstehen Lager für Zwangsarbeiter aus dem nahen Oberschöneweide. Die Gestapo errichtete am Park das „Arbeitserziehungslager Wuhlheide“. Nach dem Krieg ist die Wuhlheide teilweise abgeholzt und verwahrlost. Der nordwestliche Teil wird durch die Rote Armee besetzt.
    Das Schicksal des Ortes scheint besiegelt. Doch die DDR soll nach sowjetischem Vorbild Pionierparks aufbauen. Die Funktionäre suchen in Ostberlin nach einer geeigneten Fläche. Die Wahl fällt schließlich auf die Wuhlheide. Zwei politische Großereignisse befördern das Vorhaben. Schon zum Deutschlandtreffen 1950 in Ostberlin entsteht in der Wuhlheide ein großes Zeltlager. Ein Jahr später zu den Weltfestspielen der Jugend wird ein Sportstadion gebaut und die Freilichtbühne aus Trümmersteinen errichtet. Dort findet dann die Eröffnung der Weltfestspiele mit Präsident Wilhelm Pieck statt.
    Für die Fußballfans ist die Wuhlheide vor allem die Heimstätte des 1. FC Union. Vor dem Stadion steht das älteste erhaltene Gebäude des Parks: Die Alte Försterei. Die schließlich auch dem Stadion seinen Namen gab. Die „Eisernen“ gingen durch schwere Zeiten, aber inzwischen wird in der Wuhlheide erstklassig gespielt. Die Wuhlheide knüpft heute wieder an die alte Idee des Volksparks an. Sie ist ein Ort für die aktive Erholung, lädt ein zum Wandern und Spazieren und bietet für Kinder und Jugendliche vielfältige Angebote im „Freizeit und Erholungszentrum“ – kurz FEZ. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 27.09.2022rbb
  • Folge 104
    Im November 1989 das Land ist in Aufruhr – die Mauer schon offen – bricht ein Fernsehteam vom DDR-Jugendmagazin Elf99 auf, um eines der letzten großen und bestgesichertsten Geheimnisse der DDR zu erkunden: Die Waldsiedlung nahe Wandlitz. Mitten im Wald – hinter hohen Mauern – wohnte hier seit 1960 die SED-Führungselite: von Ulbricht über Honecker bis zu Stasichef Mielke. Eine Enklave der Macht. Abgeschirmt vom Volk und rundumversorgt – von der Stasi. Die Miete zwischen 400 – 800 DDR-Mark beinhaltete alles: die Kosten fürs Dienstpersonal von der Putzfrau, über Koch, Kellner, Schneider oder Friseur.
    Auch private Tankfüllungen werden bezahlt. Jeder Wunsch ist hier Befehl … „Wandlitz“ wird zum Symbol für ein Privilegien-System, das die Kluft zwischen SED-Elite und Bevölkerung zeigt. Die Öffnung des „geheimnisvollen Ortes Waldsiedlung Wandlitz“ ist zum Sprengsatz für die endgültige Demontage der Mächtigen geworden … Wer wohnte hier? Und wie? Was trieben die Mächtigen hinter diesen Mauern? Wie gingen sie miteinander um? Wer kungelte mit wem? Und warum zog hier niemand freiwillig wieder aus? Die Dokumentation begibt sich an den historischen Ort mitten im Wald – heute Adresse einer der größten Reha-Kliniken Brandenburgs.
    Auf der Spurensuche begleitet der Film den früheren Bereitschaftspolizist Paul Bergner, der nach dem Mauerfall als Gärtner in der Waldsiedlung arbeitete. Zeitzeugen wie Lothar Herzog, der Kellner und persönliche Steward von Erich Honecker, und Bernd Brückner, Honeckers Personenschützer, erinnern sich an ihre Dienstherren. Und die Historiker Jürgen Danyel und Elke Kimmel analysieren diese „Landschaft der Macht“. Die Waldsiedlung Wandlitz – ein Symbol für den Missbrauch von Macht. Und die Angst der Mächtigen, dass das Volk sie bei diesem Missbrauch – irgendwann – entlarvt. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 03.01.2023rbb
  • Folge 105 (45 Min.)
    Es war eine der schlimmsten Adressen Berlins: Ab 1933 entsteht in unmittelbarer Nähe des Potsdamer Platz die Zentrale des nationalsozialistischen Terrors mit dem Geheimen Staatspolizeiamt, der Reichsführung-SS und dem Reichssicherheitshauptamt. Diejenigen, die hier arbeiten, sind verantwortlich für Verhaftungen Andersdenkender, Judendeportationen und den Massenmord in ganz Europa. Hier residiert SS-Chef Heinrich Himmler und sein wichtigster Helfer, Reinhard Heydrich. Hier agieren keine Schreibtisch-, sondern Überzeugungstäter. Junge, akademisch gebildete Männer – der „think tank“ der Nazis. Sie bekämpfen jede Opposition gegen den Nationalsozialismus, konzipieren und praktizieren den Massenmord. An diesem Ort zeigt sich nach dem Krieg das Ausmaß der Verdrängung.
    Die Ruinen werden gesprengt – alle Spuren an den „Ort der Täter“ beseitigt. Das Areal im Schatten der Mauer wird zu innerstädtischem Brachland. Lange Jahre erinnert nichts mehr daran, dass hier die „Terror-Elite“ der Nazis agierte. Erst Ende der 1980er Jahre entsteht an diesem Ort die „Topographie des Terrors“. Über zwei Millionen Besucher jährlich informieren sich heute in dem Dokumentationszentrum über die Täter und ihre Taten, über die Opfer und ihre Schicksale. Die Doku erzählt von den Tätern und ihren Opfern, vom Terror als System. Tagebuchaufzeichnungen, Briefe und Protokolle belegen, welche Schrecken dieser Komplex in der Außenwelt und bei den direkten Opfern auslöste. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 11.07.2023rbb
  • Folge 106 (45 Min.)
    Nicht nur ein Bahnhof, eine riesige Bahnanlage, eine wahre Eisenbahnlandschaft war dort im Osten Berlins entstanden, damals, im 19.Jahrhundert. Somit ist der Ostbahnhof der dienstälteste Bahnhof Berlins, die einzige verbliebene große Bahnstation Berlins aus den Anfangsjahren. Er wurde immer mal wieder umgebaut und dazu noch umbenannt: von Frankfurter Bahnhof zu Schlesischer Bahnhof zu Ostbahnhof zu Hauptbahnhof und nun wieder Ostbahnhof. Sein Bahnhofsviertel war einst übel beleumundet, später aber auch angesagte Partymeile. Was war er nicht alles … ein Arbeitstier unter den Berliner Bahnhöfen, der Bauch von Berlin, eine Schleuse für Spione, ein Hafen für Flüchtlinge, eine Drehtür zwischen Berlin und Moskau, Zwischenstation für Reisen durch ganz Europa und Asien, ein Tor für die Industriemetropole der Gründerzeit wie für die Weltstadt der „Goldenen 20er Jahre“, auch ein DDR-Hauptstadt-Entree … mit Mauerblick.
    Am Bahnhof hielten feinste Luxus- und einfache Arbeiterzüge, Eroberer fuhren ins Feld und Kriegsheimkehrer kamen in Güterwaggons. Er war und ist der Berliner Bahnhof für den Osten. Zeitzeugen blicken zurück auf große Reisen, Bahnexperten und Historiker erinnern an das Dampflokzeitalter. Der Geheimnisvolle Ort „Der Ostbahnhof“ schaut hinter die immer wieder umbauten Fassaden und findet die Geschichte, die von seiner Bedeutung künden für den europäischen Bahnverkehr, für die Stadt Berlin wie auch für das deutsche Verhältnis zu Osteuropa. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 26.09.2023rbb
  • Folge 107 (45 Min.)
    Berlin-Adlershof. Signatur für ein einzigartiges Areal, in dem sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts deutsche Geschichte wie in einem Brennglas verdichtet. Eine spannende und vielschichtige Story, voller Pioniergeist und radikalen Umbrüchen. Technologie und Militär, Medien und Macht, Wissenschaft und Kultur spielten hier in Kriegs- und Friedenszeiten eine bedeutende Rolle. Heute ist Adlershof einer der weltweit wichtigsten Forschungsstandorte. Der größte Wissenschafts- und Technologiepark Deutschlands ist hier in den Jahren seit der Wiedervereinigung entstanden.
    Ein riesiges Zukunfts-Labor von Weltrang, ein deutsches Silicon Valley, in dem die Spuren der wechselvollen Vergangenheit noch heute zu entdecken sind. Die tollkühnen Männer und Frauen in ihren fliegenden Kisten. Mit ihnen beginnt 1909 auf dem Flugplatz Johannisthal, in direkter Nähe zu Adlershof, das Zeitalter der deutschen Motorluftfahrt. Hunderttausende Menschen pilgern von Berlin hierher, um die Akrobaten der Lüfte und ihre todesmutigen Flugkünste zu bestaunen. Bald hat das Militär das Sagen und die Werke in Johannisthal/​Adlershof avancieren zur größten Kriegsflugzeugproduktion im Ersten Weltkrieg.
    Nach dem verlorenen Krieg stehen die Hallen leer, die aufstrebende Filmindustrie zieht ein. Der Ort wird zu einer heute fast vergessenen Berliner Traumfabrik. Im Dritten Reich wird wieder aufgerüstet, in Adlershof entsteht ein Schwerpunkt der Luftwaffenforschung. High-Tech für Hitlers Eroberungskriege. Für die sowjetischen „Trophäenjäger“ wird Adlershof 1945 mit seinen wissenschaftlichen Einrichtungen zu einer wichtigen „Siegesbeute“, fast alles montieren sie ab und schaffen es in die Sowjetunion.
    Im Kalten Krieg gerät das Areal ins Visier der westlichen Geheimdienste. Adlershof ist zum abgeschirmten Standort für das Wachregiment des MfS „Feliks Dzierzynski“ geworden. Hier werden seit den 1950er Jahren tausende junge Männer für Erich Mielkes „Roter Garde“ rekrutiert. Auch das Zentrum der Akademie der Wissenschaften wird nach Adlershof verlagert und der Deutsche Fernsehfunk als Sprachrohr der Staatspartei aus dem Boden gestampft. Adlershof steigt zu einem einzigartigen Medien-, Wissenschafts- und Militärzentrum in der DDR auf.
    Der berüchtigte „Schwarze Kanal“ und das berühmte „Sandmännchen“ sind mit dem Namen Adlershof verbunden, eine junge Physikerin macht hier in den 1980er Jahren ihren Doktor, Angela Merkel. Mit dem Ende der DDR scheint auch die Zeit für den Standort Adlershof abgelaufen, eine fast 100jährige Geschichte ihr Ende gefunden zu haben, doch beginnt sich mit der Entwicklungsgesellschaft WISTA, ein neuer, hochmoderner Forschungs- und Medienstandort zu entwickeln. Ein neues Kapitel Adlershofer Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.12.2023rbb

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