Was würde Beethoven wohl denken, wenn er erfahren würde, dass eine Punkband sich seiner fünften Sinfonie bemächtigt hätte? Genau das tat die Psychobilly-Band „Mad Sin“ aus Berlin. Angestachelt zu dieser musikalischen Kühnheit wurden sie durch Wigald Boning und dem Schweizer Klassikexperten Beat Blättler. Heißt es diesmal „Rock The Classic“ oder eher „Shock The Classic“? Sie sei „unkaputtbar“, heißt es. Die Fünfte von Beethoven verfüge über einen derart starken und eigenständigen musikalischen Körper, dass niemand ihr ernsthaft etwas anhaben könne. Immerhin gehört das Einführungsmotiv zum wohl bekanntesten Riff der gesamten Musikgeschichte. Kein Wunder, trugen die interstellaren Raumsonden der Voyager Mission 1977 den ersten Satz der Sinfonie ins Weltall hinaus – als Kultur-Botschaft an die Außerirdischen. Es mag für viele ein musikalischer Frevel sein, dieses Meisterwerk der Klassik in harten Punk-Sound zu verwandeln. Sei’s drum. Es ist jedenfalls ein höchst extravagantes und amüsantes Erlebnis, dabei zu sein, wenn die Berliner Band „Mad Sin“
Beethovens Fünfte in ihre DNA überführt. Die Band, 1987 gegründet, macht mit spektakulären Auftritten in den USA, in Asien und Europa Furore. Immer noch dabei, ungestüm wie eh und je, ist der charismatische Frontmann Köfte DeVille, Hirn, Herz und Hoden von „Mad Sin“. Markenzeichen der Band ist ein entfesselter Hochgeschwindigkeits-Punk’n’Roll, der sich in gewaltigen akustischen Sturzfluten ergeht. Was die Energie betrifft, passt ihre Musik zur fünften Sinfonie. Sie strotzt nur so vor Dynamik und Vitalität. „Rock The Classic“ begleitet „Mad Sin“ bei der Umsetzung. Die Sendung zeigt auch, wer und was hinter Band steckt. Fragt zum Beispiel bei Köfte DeVille nach, wie man mit 47 Jahren noch immer derart authentisch im Punk-Modus lebt. „Beethovens Fünfte“ à la mode de „Mad Sin“: Das Resultat präsentieren sie an einem sehr speziellen Ort, in den Beelitzer Heilstätten. Es ist ein längst verlassenes Sanatorium, das gern als „Deutschlands gruseligstes Krankenhaus“ etikettiert wird. Wie heilsam sich der morbide Charme der Anlage auf die Interpretation auswirkt, zeigt erhellend „Rock The Classic“. (Text: 3sat)