2020/2021, Folge 266–281

  • Folge 266 (26 Min.)
    Ist es gut, ehrlich zu sein? Aufrichtigkeit wird gleichermaßen wertgeschätzt und gebrandmarkt: Auf der einen Seite vergiften Lügen und Unaufrichtigkeiten zwischenmenschliche Beziehungen, auf der anderen Seite wird Ehrlichkeit in der Gesellschaft als schamlos betrachtet und die Maske der Höflichkeit bevorzugt. Ist Ehrlichkeit also eine gesunde Art und Weise, anderen Menschen offen gegenüber zu treten, oder eher ein Vorwand, um Gemeinheiten zu sagen? Und muss, wer ehrlich sein will, nicht zuerst sich selbst kennen? Elsa Godart, Doktorin für Philosophie und Psychologie, unterrichtet an der Ethikfakultät der Salpêtrière und praktiziert als Psychoanalytikerin. Sie ist Mitglied des interdisziplinären Forschungsprojekts LIPHA-PE.
    Zuletzt erschienen von ihr „Je selfie donc je suis. Les métamorphoses du moi à l’ère du virtuel“ (Albin Michel, 2016); „La psychanalyse va-t-elle disparaître?“ (Albin Michel, 2018); „Éthique de la sincérité. Survivre à l’ère du mensonge“ (Armand Colin, 2020). Jean-François Copé ist Bürgermeister der Gemeinde Meaux und ehemaliger Abgeordneter im Departement Seine-et-Marne. Er besetzte mehrere Ministerposten unter den Regierungen von Jean-Pierre Raffarin und Dominique de Villepin. Von 2010 bis 2012 war er Generalsekretär der konservativen Partei UMP und von 2012 bis 2014 ihr Vorsitzender. 2016 kandidierte er bei den Präsidentschaftsvorwahlen der UMP. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 22.08.2020arteDeutsche Online-PremiereSa 15.08.2020arte.tv
  • Folge 267 (26 Min.)
    Die Persönlichkeitsentwicklung propagiert das Ideal von Selbstfindung, Frieden mit sich selbst und Selbstverwirklichung im Beruf. Doch welches „Selbst“ soll hier „entwickelt“ werden? Strebt Persönlichkeitsentwicklung vielleicht nur nach der Anpassung an Modelle einer Leistungsgesellschaft, die mit Individualität nichts zu tun haben? Julia de Funès ist promovierte Philosophin und diplomierte Personalmanagerin. Sie begann ihre Laufbahn als Headhunterin, wandte sich dann aber wieder ihrer ursprünglichen Leidenschaft zu, der Philosophie. Ihr zuletzt erschienenes Werk trägt den Titel „Le développement (im)personnel: le succès d’une imposture“ (2019). Gabriel Hannes ist als Coach, Referent und Berater für Organisationen tätig. Er ist Vorsitzender des französischen Zweigs des Verbands European Mentoring and Coaching Council (EMCC). (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.08.2020arteDeutsche Online-PremiereSa 22.08.2020arte.tv
  • Folge 268 (26 Min.)
    Haben wir während der Zeit der Ausgangsbeschränkungen an Freiheiten eingebüßt? Wird das Leben nach Corona freier oder überwachter sein als zuvor? Inwiefern stellten die Ausgangsbeschränkungen unseren Körper und unsere Psyche auf die Probe? Werden wir den Notstand überwinden und die Freiheit wiederfinden? Michaël Fœssel ist Professor für Philosophie an der Elitehochschule Ecole Polytechnique. Er beschäftigt sich in seiner Arbeit vor allem mit Sinn und Risiken von demokratischen Erfahrungen. Sein zuletzt erschienenes Werk trägt den Titel „Récidive. 1938“ (2019). Patrick Pelloux ist Notarzt und Vorsitzender der Vereinigung der Notärzte Frankreichs (AMUF). (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 05.09.2020arteDeutsche Online-PremiereSa 29.08.2020arte.tv
  • Folge 269 (26 Min.)
    Warum fürchten wir immer, uns zu verspäten? Genieren wir uns zu Recht, wenn wir jemanden warten lassen? Was verbirgt sich hinter dem Ideal der Pünktlichkeit? Die heutige Sendung plädiert dafür, auch auf seine innere Uhr zu hören, seinem subjektiven Zeitgefühl zu folgen, anstatt ständig nur in Hast und Eile zu sein. Verschafft man sich nicht manchmal gerade durch eine gewisse Verspätung innere Freiheit? Die französische Philosophin und Psychoanalytikerin Hélène L’Heuillet ist Dozentin für Ethik und politische Philosophie an der Universität Paris-Sorbonne.
    Sie ist auch Mitglied der Association lacanienne internationale. Darüber hinaus gehört sie zur Redaktion der Philosophie- und Literaturzeitschrift „Raison publique“ sowie zum Gutachtergremium der Zeitschrift „Les Etudes philosophiques“. Jüngste Veröffentlichungen sind „Tu haïras ton prochain comme toi-même“ (2017) und „Eloge du retard: Où le temps est-il passé?“ (2020). Außerdem zu Gast ist Patrick Bruel, ein französischer Singer-Songwriter, Schauspieler und Produzent. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 12.09.2020arteDeutsche Online-PremiereSa 05.09.2020arte.tv
  • Folge 270 (26 Min.)
    Freiheit ist ein Grundwert der Moderne, und doch wird dieser gerade in Zeiten von Corona immer wieder infrage gestellt. Bestimmte Verhaltensweisen sollen abgestellt werden, um die Gesundheit der Weltbevölkerung beziehungsweise den Planeten zu schützen. Müssen wir zum Wohle der Allgemeinheit eine Einschränkung der Freiheit hinnehmen?
    Zu Gast sind Michel Erman, Proust-Experte und Professor für Linguistik an der Université de Bourgogne, und Laurent Sourisseau aka Riss. Er ist Karikaturist, Comiczeichner und Herausgeber der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 19.09.2020arteDeutsche Online-PremiereSa 12.09.2020arte.tv
  • Folge 271 (26 Min.)
    Es ist allgemein üblich, die Lüge zu missbilligen: Sie gilt als schlimme, unheilvolle Verfehlung. Sie verdreht Tatsachen zur bewussten Manipulation, zerstört Vertrauen. Doch besteht das Wesen der Freiheit und des kreativen Schaffens nicht gerade in der Kunst des Geschichtenerfindens, in der Bevorzugung der Fiktion vor der Realität? Mériam Korichi lehrt Philosophie an der Universität Lille-III. Ihre Spezialgebiete sind Spinoza und Ästhetik. Jüngste Veröffentlichungen: „Traité des bons sentiments“ (2016) und „Mentir: la vie et son double“ (2019). Rémi Larrousse ist mentalistischer und illusionistischer Vortragsredner. Nach Abschluss des Studiums am Institut für politische Studien Sciences Po Paris wurde er 2014 mit dem Zauberkunstpreis Mandrake d’Or ausgezeichnet, der jedes Jahr an die weltweit besten Illusionisten vergeben wird, und hielt Vorträge bei TEDx-Konferenzen, unter anderem 2015 über die Beeinflussung von Entscheidungen und die Fallstricke des Denkens. (Text: arte)
    ursprünglich für den 26.09.2020 angekündigt
  • Folge 272 (26 Min.)
    In seinem Roman „Die Pest“ beschreibt Albert Camus, wie sich eine Seuche in einer modernen Stadt ausbreitet. Was lehrt uns seine Geschichte über die aktuelle Pandemie? Von der anfänglichen Sorglosigkeit bis zur panischen Angst vor einem Massensterben, von betenden Gläubigen bis zum entkräfteten Pflegepersonal – vieles von dem, was sich heute abspielt, antizipierte der französische Schriftsteller bereits vor 80 Jahren. Was hat das heutige Wuhan mit dem Oran von 1940 gemein? Welche Rolle spielen die sozialen Netzwerke in einer Zeit, in der körperliche Nähe der Vergangenheit anzugehören scheint? Wie geht der Mensch als soziales Wesen durch die Prüfung der Covid-19-Pandemie? Marylin Maeso ist Philosophin und Gymnasiallehrerin; ihre Forschungsgebiete sind der Essentialismus und die moderne politische Philosophie.
    Sie veröffentlichte jüngst „Les conspirateurs du silence“ (Editions de l’Observatoire, 2018). Aline Lheureux ist Chefkrankenschwester einer Intensivstation. Während der Coronakrise richtete sie in dem stark betroffenen Département Seine-Saint-Denis eine Notfall-Intensivstation für Covid-19-Patienten ein. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 03.10.2020arte
  • Folge 273 (26 Min.)
    Mit dem Begriff Liberalismus werden heutzutage vor allem extreme Ungleichheiten verbunden. Diese Ungleichheiten scheinen zu einer Spaltung der Gesellschaft zu führen. Doch was unterscheidet den Kapitalismus vom Liberalismus? Verkörpert der Liberalismus im Grunde nicht auch eine bestimmte Auffassung von der sozialen Gerechtigkeit? Kritikern zufolge nehmen Markt, Handel und Privatinteressenten Umweltzerstörungen in Kauf, um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Sind die Märkte blind für diesen Mechanismus? Reißt der Liberalismus die Menschheit in den Abgrund – oder kann er im Sinne eines „grünen“ Wachstums reformiert werden? Gaspard Koenig, geboren 1982, ist Philosoph, Essayist und Romanschriftsteller. Seit 2018 lehrt er an der SKEMA Business School.
    Der Befürworter des Liberalismus ist Präsident der 2013 von ihm gegründeten Denkfabrik GenerationLibre. Seine jüngsten Veröffentlichungen sind: „Voyages d’un philosophe aux pays des libertés“ (Éditions de l’Observatoire, 2018) und „La Fin de l’individu. Voyage d’un philosophe au pays de l’intelligence artificielle“ (Éditions de l’observatoire, 2019). Elsa Faucillon, geboren 1981, ist eine französische Politikerin und seit 2006 Aktivistin der Französischen Kommunistischen Partei (PCF). 2014 wurde sie zur Stadträtin von Gennevilliers gewählt. 2015 folgte ihre Wahl in den Rat des Départements Hauts-de-Seine. Seit 2017 ist sie Abgeordnete im Ersten Wahlkreis des Départements Hauts-de-Seine. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 10.10.2020arteDeutsche Online-PremiereSa 03.10.2020arte.tv
  • Folge 274 (26 Min.)
    Wer entscheidet im Rahmen einer landesweiten Epidemie über den Zugang zu Beatmungsplätzen oder die Verschiebung wichtiger Operationen? Was tun, wenn zwei Kranke eine Intubation benötigen, aber nur ein Beatmungsgerät zur Verfügung steht? Schlimmer noch: Wenn erst eine ältere Person an das Gerät angeschlossen wird und dann eine jüngere Patientin auftaucht? Besonders in so schwierigen Zeiten, wie wir sie gerade erleben, stellen sich Gewissensfragen. Die Philosophieprofessorin Frédérique Leichter-Flack zeigt auf, welche Gewissensfragen die heutige Welt aufwirft. Sie ist Professorin für Literaturwissenschaften und Spezialistin für moralische Grundsatzfragen.
    Außerdem zu Gast in der Sendung: Iris M. Barsan. Die Juristin, Anwältin und Dozentin für Privatrecht beschäftigt sich mit Problemen des autonomen Fahrens. Wen würde ein selbst fahrendes Auto überfahren, wenn es in einer Unfallsituation eine Wahl treffen müsste: eine alte Frau oder einen Kinderwagen? Und allgemein gefragt: Können Gewissensfragen überhaupt durch Entscheidungen gelöst werden? Oder sollte man sich, wenn jede Entscheidung falsch erscheint, vielleicht gar nicht entscheiden? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.02.2021arte
  • Folge 275 (26 Min.)
    Empörung nehmen wir im Allgemeinen als „Herzensangelegenheit“ wahr. Wer sich empört, gibt seinen tiefsten Überzeugungen spontan Ausdruck – quasi „aus dem Bauch heraus“. Anders denkt der belgische Philosophen Laurent de Sutter: Ihm zufolge basiert Empörung vor allem auf dem exklusiven Anspruch auf Vernunft. Ist Empörung also eine Verirrung der Vernunft oder ein Überschwang der Gefühle?
    Die heutige Ausgabe von „Philosophie“ untersucht drei wichtige Merkmale der von Sutter beschriebenen Empörung. Erstens ist der empörte Mensch nicht überrascht von dem, was ihn aufregt, da das Ereignis seine Weltsicht lediglich bestätigt. Verbirgt sich hinter seiner Empörung immer auch ein rationales Erklärungssystem der Welt?
    Zweitens prägt die Empörung ein „Wir-Gefühl“, das denjenigen gegenübersteht, über die man sich empört, und keine Abweichler zulässt. Vor dem Hintergrund der „Me Too“-Debatte bedeutet diese These beispielsweise, dass es für eine Frau so gut wie unmöglich ist, Vorbehalte gegen bestimmte Auswüchse der Bewegung vorzubringen, ohne dafür sofort kritisiert zu werden.
    Drittens wird Empörung stets im Imperativ ausgelebt: „Empört euch!“, wie es im Titel des Essays von Stéphane Hessel heißt. Wie viel Heuchelei steckt hinter diesem neuen Imperativ?
    Gemeinsam mit Cécile Duflot, Generaldirektorin der NGO Oxfam France, geht Laurent de Sutter der Frage nach, ob Empörung nicht doch ein wichtiger Antrieb für gesellschaftspolitisches Engagement ist und ob man ohne Empörung nicht darauf zurückgeworfen wäre, den Lauf der Welt tatenlos hinzunehmen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.02.2021arteDeutsche Online-PremiereSa 06.02.2021arte.tv
  • Folge 276 (26 Min.)
    Was ist Liebe? Von Ehe über Erotik bis hin zum politischen Projekt: Die Sendung geht dem Gefühl in seinen zahlreichen Facetten auf den Grund und fragt, wie die Liebe Menschen miteinander verbindet und scheinbar Gegensätzlichkeiten überwindet. Liebe ist etwas anderes als Freundschaft, doch sie muss nicht zwangsläufig erotisch sein. Es gibt Liebe in der Familie, in der Stadt, vielleicht bildet sie sogar die Basis der Menschlichkeit. Worin unterscheidet sich die Liebe, je nachdem, ob von Sex oder christlicher Nächstenliebe die Rede ist?Laure Barillas ist Philosophie-Doktorandin an der Hochschule ENS und Dozentin an der Universität Straßburg.
    Barillas hat sich intensiv mit der Philosophie von Vladimir Jankélévitch auseinandergesetzt. Sie erklärt, warum ihm zufolge die Liebe noch vor der Wahrheit und der Tugend als wichtigstes Fundament der Moral gilt. Als Expertin für Vladimir Jankélévitch hat sie die Vorworte zu seinen Texten „Le pardon“ und „L’aventure, l’ennui, le sérieux“ verfasst.Anschließend geht der Dominikanerpater Luc-Thomas Somme der Frage nach, ob sich die absolute Liebe, die in einer absurden Welt zu bestehen hilft (Camus), von christlicher Nächstenliebe unterscheidet. Er ist Doktor der Theologie und DEA der Philosophie. 2000 trat er in den Dominikanerorden ein. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.02.2021arte
  • Folge 277 (26 Min.)
    Ein Accessoire, das früher Chirurgen vorbehalten war, doch heute zu Corona-Zeiten so allgegenwärtig ist wie Armbanduhr oder Brille: der Mund- und Nasenschutz, auch einfach „Maske“ genannt.Die Moralphilosophin Elsa Novelli erörtert die paradoxen Eigenschaften der Maske: Sie verbirgt das Gesicht des Anderen und weist gleichzeitig darauf hin, dass dieser Andere eine mögliche Ansteckungsquelle ist. Die Maske macht das unsichtbare Virus sichtbar. Das zweite Paradoxon: Indem die Maske vor Covid-19 schützt, wird sie zum Symbol der Sicherheit, gleichzeitig aber auch zum Sinnbild einer Gefahr, die es abzuwehren gilt.
    Mit der Maskenpflicht wird der Mund- und Nasenschutz, ein medizinisches Objekt, zum Alltagsgegenstand, der allerdings nur schützt, nicht heilt.Elsa Novelli ist Expertin für die Philosophie von Emmanuel Levinas, der sich unteranderem mit der Bedeutung des Gesichts in der Ethik zwischenmenschlicher Beziehungen beschäftigt hat.Sophie Cluzel, die französische Staatssekretärin für Menschen mit Behinderung, geht der Frage nach, inwiefern die Maske das zwischenmenschliche Handeln auf ethischer Ebene einschränkt. Ist man anderen Menschen gegenüber aufmerksamer, wenn sie eine Maske tragen? Nein, denn man geht seltener auf andere Menschen zu, deren Gesicht verborgen ist und in denen man sich nicht wiedererkennt.
    Wenn es darum geht, inwiefern die Maske die Wahrnehmung eines anderen Gesichts verändert, muss man diejenigen mit einbeziehen, die davon am ehesten und konkret betroffen sind. Dazu gehören taube und autistische Menschen, für die es enorm wichtig ist, alle Gesichtsausdrücke ihres Gegenübers zu sehen. Wie kann man die Masken anpassen, damit in der sozialen Interaktion für niemanden die menschliche Dimension verloren geht? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.02.2021arte
  • Folge 278 (26 Min.)
    5G-Moratorium, Misstrauen gegenüber technischen Innovationen, Postwachstums-Ideologie: Werden Umweltschützer allmählich zu Feinden des Fortschritts? Oder kämpfen sie für einen anderen, weniger materialistisch orientierten Fortschritt? Kann sich Umweltschutz am Menschen orientieren oder betrachtet er die Menschheit als Gegenspieler der Natur? Diese Fragen versucht der französisch-schweizerische Umweltphilosoph Dominique Bourg zu beantworten. Er ist Honorarprofessor an der Université de Lausanne, beschäftigt sich mit ökologischen Denkansätzen und stand 2019 bei der Europawahl in Frankreich auf dem ersten Listenplatz der Partei Urgence Ecologie.
    Bourg gibt Denkanstöße, um Wachstum neu zu definieren. Seiner Ansicht nach sollte man eine neue Form von Zivilisation anstreben, indem man den „produktivistischen“ Fortschritt der rohstoff- und energieaufwendigen Produktion materieller Reichtümer ausbremst.Andere Stimmen behaupten, jede Epoche sei das Resultat eines technischen Kompromisses: zwischen einer neuen Phase der Naturausbeutung und der Entwicklung technischer Mittel, die vor den daraus resultierenden Gefahren schützen.
    Diese These untersucht Ferghane Azihari, Journalist und unabhängiger Berater für Staatspolitik. Azihari ist Studienbeauftragter am Wirtschaftsforschungsinstitut IREF sowie Generalabgeordneter der freien Akademie der Geisteswissenschaften ALSH. Als Mitglied des Netzwerks European Students for Liberty und Young Voices arbeitet er im Sinne einer marktwirtschaftsfreundlichen Politik regelmäßig mit liberalen französischen und amerikanischen Medien und Thinktanks zusammen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.03.2021arteDeutsche Online-PremiereSa 27.02.2021arte.tv
  • Folge 279 (26 Min.)
    Was hat der Radsport mit Friedrich Nietzsche zu tun? Das erläutert Guillaume Martin, französischer Radprofi und Philosoph. Er beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Sport und Intelligenz und mit der Frage, welchen Sinn man dem Sport überhaupt zuschreiben kann. Warum werden Sportler häufig für wenig intelligent gehalten? Und wieso handelt es sich beim Radfahren um einen besonders „absurden“ Sport? Das Rad ist nicht nur ein Unendlichkeitsymbol, sondern steht auch für die Absurdität des Daseins; die sich unablässig drehenden Räder des Fahrrades versinnbildlichen die ewige Wiederkunft, die schon Friedrich Nietzsche beschwor.
    Sport wäre also eine Art, sich der Absurdität der Welt zu stellen. Und wer in die Pedale tritt, akzeptiert die Notwendigkeit des Absurden in der eigenen Existenz.Welche Werte der Sport sonst noch vermitteln kann, erläutert Chantal Jouanno, ehemalige französische Sportministerin und professionelle Karatekämpferin. Sport gilt heute als Matrix für diverse humanistische und ethische Werte wie Fair Play, Mannschaftsgeist, Universalismus, Leidenschaft; er wird mit Fortschritt und Gesundheit assoziiert.Doch wie gegenwärtig sind diese Ideen im Alltag eines Amateur- oder Leistungssportlers? Chantal Jouanno lädt dazu ein, die Werte des Sports jenseits der Klischeevorstellungen von Fair Play und „Dabeisein ist alles“ neu zu denken.
    Ein Sieger ist, wer über sich selbst hinauswächst – egal, ob er wirklich gewonnen hat oder die Kraft aufbringt, sich seine Niederlage einzugestehen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.03.2021arte
  • Folge 280 (26 Min.)
    Leben wir in einer Zeit, die Identitäten missachtet? Der Kampf gegen Rassismus und für die Anerkennung von Minderheiten verschafft sich zunehmend Gehör. Deshalb scheint eine Auseinandersetzung mit der Bedeutung und Tragweite des Begriffs „Identität“ geboten. Ist Identität ein geeignetes Instrument der Emanzipation – von einer universalistischen oder „kolonialen“ Bevormundung? Oder stellt das Identitätskonzept eine Rückkehr zu aufgezwungenen Zuweisungen und Zugehörigkeiten und damit eine Falle dar, weil es die Emanzipation des Individuums verhindert?Wird unser Denken unabänderlich davon bestimmt, wer wir sind, oder kann es uns von unserer Herkunft befreien? Und inwieweit ergänzt die Erklärung der Gesellschaft anhand von Identitäten und ihren Konflikten soziale und ökonomische Erklärungsmuster beziehungsweise widerspricht sie ihnen? Diese und andere Fragen erörtert „Philosophie“ mit den Gästen Tania de Montaigne, Journalistin und Autorin von „L’assignation: Les noirs n’existent pas“, und Lilian Thuram, ehemaliger französischer Fußballnationalspieler, Weltmeister 1998, Präsident der Fondation Lilian Thuram – Éducation contre le racisme und Autor von „La pensée blanche“. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.03.2021arteDeutsche Online-PremiereSa 13.03.2021arte.tv
  • Folge 281 (26 Min.)
    Abstandsregeln in der Kirche, Verzicht auf Umarmungen und Trauermahl: Sterbefälle während der Corona-Pandemie treffen die Hinterbliebenen oft besonders hart. Manchen ist es gar unmöglich, zur Bestattung eines Verwandten oder Freundes anzureisen. Welchen Wert haben die Konzepte des Tröstens und des Trostes in dieser schweren Zeit? Wie findet man tröstende Worte? Trauert man, um sich über einen Verlust hinwegzutrösten – oder um zu lernen, mit ihm zu leben? Inwiefern können die Lehren der antiken Philosophen dabei helfen, die Realität und damit auch Trauer und Leid zu akzeptieren? Welchen Trost bieten religiöse und spirituelle Ansätze? Und wie viel Sinn hat professionelle Begleitung bei der Trauerarbeit?Auf diese Fragen antworten Sophie Poupard-Bonnet, professionelle Trauerbegleiterin, und Vincent Delecroix, der Trost für philosophisch unmöglich hält.
    Ist professionelles Trauercoaching echte Unterstützung oder falscher Trost?Zum Schluss beschäftigt sich die Sendung mit dem Prinzip der Hoffnung: Wie tröstend wirkt die Hoffnung auf bessere Zeiten? Es geht um Utopien als paradoxe Trostquellen: Utopien wirken tröstlich, weil sie theoretisch neue Möglichkeiten aufzeigen – auch wenn man genau weiß, dass diese praktisch unmöglich sind. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.03.2021arteDeutsche Online-PremiereSa 20.03.2021arte.tv

zurückweiter

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Philosophie online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…