Empörung nehmen wir im Allgemeinen als „Herzensangelegenheit“ wahr. Wer sich empört, gibt seinen tiefsten Überzeugungen spontan Ausdruck – quasi „aus dem Bauch heraus“. Anders denkt der belgische Philosophen Laurent de Sutter: Ihm zufolge basiert Empörung vor allem auf dem exklusiven Anspruch auf Vernunft. Ist Empörung also eine Verirrung der Vernunft oder ein Überschwang der Gefühle? Die heutige Ausgabe von „Philosophie“ untersucht drei wichtige Merkmale der von Sutter beschriebenen Empörung. Erstens ist der empörte Mensch nicht überrascht von dem, was ihn aufregt, da das Ereignis seine Weltsicht lediglich bestätigt. Verbirgt sich hinter seiner Empörung immer auch ein rationales Erklärungssystem der Welt? Zweitens prägt die Empörung ein „Wir-Gefühl“, das
denjenigen gegenübersteht, über die man sich empört, und keine Abweichler zulässt. Vor dem Hintergrund der „Me Too“-Debatte bedeutet diese These beispielsweise, dass es für eine Frau so gut wie unmöglich ist, Vorbehalte gegen bestimmte Auswüchse der Bewegung vorzubringen, ohne dafür sofort kritisiert zu werden. Drittens wird Empörung stets im Imperativ ausgelebt: „Empört euch!“, wie es im Titel des Essays von Stéphane Hessel heißt. Wie viel Heuchelei steckt hinter diesem neuen Imperativ? Gemeinsam mit Cécile Duflot, Generaldirektorin der NGO Oxfam France, geht Laurent de Sutter der Frage nach, ob Empörung nicht doch ein wichtiger Antrieb für gesellschaftspolitisches Engagement ist und ob man ohne Empörung nicht darauf zurückgeworfen wäre, den Lauf der Welt tatenlos hinzunehmen. (Text: arte)
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