Happy Birthday, Thommy! – Thomas Gottschalk wird 70

Großer Rückblick auf die lange Karriere der Entertainer-Legende

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 17.05.2020, 11:43 Uhr

Thomas Gottschalk im Wandel der Zeit – Bild: BR/Hans Grimm/ZDF/Barbara Oloffs/ZDF/Tobias Schult
Thomas Gottschalk im Wandel der Zeit

Thomas Gottschalk, einer der letzten großen Showmaster des deutschen Fernsehens, wird am 18. Mai 2020 70 Jahre alt. Aufgrund der Corona-Krise feiert er heute Abend um 22:15 Uhr im ZDF in „Happy Birthday, Thomas Gottschalk!“ nur im kleinen Kreis in seinen Geburtstag rein, doch fernsehserien.de will mit einem ausführlichen Special auf die facettenreiche Karriere des Radio- und Fernsehmoderators zurückblicken, der mit „Wetten, dass..?“ zu einem der beliebtesten Entertainer überhaupt wurde.

Jugend

Thomas Gottschalk wurde am 18. Mai 1950 im oberfränkischen Bamberg geboren und wuchs in Kulmbach auf, nachdem die Familie aus Oberschlesien vertrieben wurde. Wie viele heute im Showbusiness tätige Talente sammelte Gottschalk erste Erfahrungen vor „Publikum“ als Ministrant. Zudem jobbte er als DJ in einem Kulmbacher Tanzlokal und arbeitete als Jugendbetreuer der katholischen Pfarrgemeinde. 1971 machte er sein Abitur und konnte dank eines Stipendiums Germanistik und Geschichte auf Lehramt an der Ludwig-Maximilians-Universität München studieren – und das, obwohl Gottschalk von sich sagt, ein lausiger Schüler gewesen zu sein, der bis zum Abitur zwei Mal sitzen blieb.

Anfänge beim Radio

BR/​Foto Sessner

Man merkt es Euren Diskjockeys an, dass Ihr sie per Fragebogen sucht! So frech bewarb sich der damals 20-jährige Thomas Gottschalk im Sommer 1970 beim Bayerischen Rundfunk. Mit Erfolg: 1971, im Jahr seines Schulabschlusses, fing er beim BR an. Zunächst arbeitete er als freier Mitarbeiter und Stationssprecher beim Jugendfunk des BR – mit der klaren Vorgabe seines Chefs, nicht zu plaudern, sondern zu moderieren. Verkneifen konnte er sich das natürlich nicht. „Autobahn München-Nürnberg, fünf Kilometer Stau vor der Abfahrt Eching. Wegen Ikea dort. Wird bald Elching heißen“, feixte er etwa während einer Verkehrsmeldung. Dank solcher Sprüche wurde Bayern 2 auf ihn aufmerksam – und ließ ihn ans Mikrofon: In Sendungen, die „Frisch aus der Presse“ und „Disco 2“ hießen, durfte Gottschalk erstmals Platten im Radio auflegen.

Zwei Jahre später wurde er Sprecher der „Abendschau“-Nachrichten, bevor er 1976 nach einem kurzen Abstecher zur Zeitung Münchner Merkur eine Festanstellung beim BR erhielt. Als Gottschalk das Angebot erhielt, die tägliche Sendung „Pop nach acht“ auf Bayern 3 am Abend zu moderieren, sei das einer der größten Momente seines Lebens gewesen. Von montags bis freitags kam er mit einem Stapel Platten ins Studio oder empfing dort Musiker. Zwischen 1977 und 1980 erlangte er durch die Sendung größere regionale Bekanntheit. Er brauchte kein Manuskript, sondern plauderte fröhlich vor sich hin – so wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Die Radiosendung war Kult unter Hörfunkfans. Anfang der 1980er wurde Moderatorenlegende Frank Elstner auf ihn aufmerksam und erkannte dessen Potenzial. Er warb Gottschalk für Radio Luxemburg ab, wo er unter anderem als „Mister Morning“ auf Sendung ging und die „RTL-Hitparade“ präsentierte.

Drei Jahre später ging Gottschalk jedoch wieder zurück zu Bayern 3 und moderierte zur Mittagszeit „Thommys Radio-Show“, in der er sich über Prominente ausließ und außerdem die aktuellen Folgen der damaligen Straßenfeger „Dallas“ und „Der Denver-Clan“ kommentierte. Am 7. Oktober 1985 fiel schließlich der Startschuss für die legendäre „B3-Radioshow“ am Nachmittag. Gottschalk moderierte zwei Stunden ab 14:00 Uhr in seiner bekannt lockeren Art, bevor niemand Geringerer als Günther Jauch journalistisch-seriös den zweiten Teil der Sendung übernahm. Oder wie Gottschalk es ausdrückte: Ich mach die Betreuung der schlichteren Gemüter. Dann lasst ihr den Jauch einmarschieren für die politisch Interessierten. Doch Jauch tauchte stets etwas früher im Studio auf, was zum Schlagabtausch mit Gottschalk führte. Die vom gegenseitigen Triezen geprägten Moderationsübergaben zwischen den beiden sind bis heute legendär – und gelten als Keimzelle für ihre bis heute andauernde Freundschaft. 1986 wurde Gottschalk auch Musik-Koordinator bei Bayern 3 und blieb dem Sender als Moderator bis 1989 erhalten, bevor er sich auf seine TV-Karriere konzentrierte.

Szene

Thomas Gottschalk mit Anthony Powell BR/​Foto Sessner

Fernsehluft schnupperte Gottschalk erstmals im Jahr 1976, als er die Moderation des vom BR produzierten ARD-Jugendmagazins „Szene“ übernahm und es zu einer reinen Musiksendung umfunktionierte. Im Studio traten Künstler wie Smokie, Status Quo und die Bay City Rollers auf, zudem gab es Musikclips, Neuigkeiten und Tourneedaten. Als Sidekick erhielt Gottschalk Unterstützung von Anthony Powell, der eigentlich als Bühnenbildner beim Bayerischen Rundfunk arbeitete. 1980 wurde die Sendung in „Pop Stop“ umbenannt, Gottschalk moderierte bis 1981.

Telespiele

1977 übernahm Gottschalk die Moderation der Show „Telespiele“. Die live ausgestrahlte Sendung des SWF ging als erste interaktive Gameshow in die Geschichte des deutschen Fernsehens ein. In Zeiten, in denen Computer- und Videospiele noch in den Kinderschuhen steckten, duellierten sich Studiogäste mit Telefonkandidaten beispielsweise im Tennis-ähnlichen Spiel „Pong“. Aber auch Autorennen oder Pac-Man wurden gespielt. Die Anrufer steuerten das Spiel per Telefon allein durch die Lautstärke ihrer Stimme – das „Ooooooohhhh“- und „Aaaahhhhh“-Rufen sorgte für unfreiwillige Komik. Manchmal sollten die Anrufer aber auch auf einen Topf schlagen, ein Instrument spielen oder Lärm mit anderen Haushaltsgegenständen machen. Das jeweilige Prinzip wurde von Gottschalk zu Beginn der Sendung erläutert. Als Preis konnte der Sieger jeder Spielrunde sich aus einer bunten Auswahl ein Musikvideo oder einen Auschnitt einer Fernsehsendung wünschen, der anschließend gezeigt wurde. Zunächst wurden die „Telespiele“ im Dritten ausgestrahlt, 1980 erfolgte die Beförderung ins Erste – wodurch Gottschalk noch größere Bekanntheit erlangte. Nach 29 Folgen endeten die „Telespiele“ im Dezember 1981. Produzent der Sendung war Holm Dressler, mit dem Gottschalk für viele weitere Formate zusammenarbeitete, darunter auch sein nächster Streich „Na sowas!“.

Na sowas!

1982 wechselte Thomas Gottschalk zum ZDF, um „Na sowas!“ zu präsentieren. Am Samstagvorabend moderierte er alle zwei Wochen die 45-minütige Variety-Show. Geboten wurde eine bunte Mischung aus Musik, Talk und Unterhaltung. Gottschalk fiel durch seine – für damalige Verhältnisse – lockere Gesprächsführung und extravagante Kleidung auf. So trug er gerne mal ein Micky-Maus-T-Shirt oder auch Shorts und Schlappen. Er sprach mit Prominenten, aber auch mit Menschen aus den Schlagzeilen. So machten Menschen auf Gießkannen Musik, präsentierten lebensechte Puppen – oder nahmen per Tonband Kontakt mit dem Jenseits auf.

Für einen Skandal sorgte Gottschalk, als er einer Rentnerin, die gerade artistische Kunststücke in leichter Bekleidung vollführt hatte, hinterher rief, sie solle aufpassen, in dem Alter könne man sich leicht die Eierstöcke erkälten. Aufsehen erregte auch Klaus Kinskis Auftritt, der partout nicht auf Gottschalks Fragen eingehen wollte. Später beschrieb Gottschalk das Prinzip der Sendung so: Da haben die Redakteure irgendeinen Menschen eingeladen, der behauptet hatte, seine Vögel könnten sprechen. Dann kam ein freundlicher, älterer Langweiler, der vier Piepmätze dabeihatte, die überhaupt nichts konnten. Der eine hat mir auf den Finger geschissen, das war der Höhepunkt der Sendung. Aber damit habe ich zwölf Minuten Programm gemacht und unglaubliche Quoten. Bis 1987 moderierte Gottschalk insgesamt 70 reguläre Ausgaben und 5 Specials – bevor sein Kollege Günther Jauch die Nachfolgesendung „Na siehste!“ präsentierte.

Thommys Pop-Show

Ende 1982 erhielt Gottschalk eine weitere Sendung im ZDF: „Thommys Pop-Show“ ging an den Start, nachdem kurz zuvor Otto Waalkes mit der namensmäßig ähnlichen „Ronnys Popshow“ ebenfalls im ZDF auf Sendung gegangen war. „Thommys Pop-Show“ verzichtete jedoch zunächst auf Live-Auftritte, stattdessen kamen musikalische Gäste vorbei, um ihre neuesten Promoclips vorzustellen. Das Konzept hielt allerdings nur ein gutes Jahr. Gottschalk moderierte neun Folgen im Vorabendprogramm, bevor die Videoclipsendung unter dem Titel „Thommys Pop-Show extra“ zu einem alljährlichen Pop-Festival umgewandelt wurde. Gottschalk moderierte das Event aus der Dortmunder Westfalenhalle im Dezember 1983 und 1984, bei dem viele internationale Stars auftraten. Ab 1985 wurde die Sendung mit Peter Illmann unter dem Titel „Peters Pop-Show“ fortgesetzt.

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