Happy Birthday, Thommy! – Thomas Gottschalk wird 70

Großer Rückblick auf die lange Karriere der Entertainer-Legende

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 17.05.2020, 11:43 Uhr

Gottschalk Live

Für große Aufmerksamkeit sorgte die Nachricht, dass Thomas Gottschalk nach seinem Abschied von „Wetten, dass..?“ zur ARD wechseln wird, um dort viermal wöchentlich eine Vorabendshow zu präsentieren. Am 23. Januar 2012 lief die erste Ausgabe von „Gottschalk Live“. Aus dem Humboldt-Carré nahe des Berliner Gendarmenmarkts wollte Gottschalk nach dem Vorbild von US-Shows wie „The Ellen DeGeneres Show“ in lockerer Atmosphäre die Themen des Tages besprechen. Dazu empfing er überwiegend prominente Gäste aus den Bereichen Entertainment, Lifestyle und Kultur, außerdem gab es Video-Schalten und Gespräche am Telefon. Die Zuschauer konnten per Social Media Fragen stellen und mitdiskutieren. Anfangs wurde immer ein Foto/​Video/​Artikel des Tages vorgestellt. Für Chaos sorgte die ungünstige Tatsache, dass „Gottschalk Live“ gegen Ende der Sendung stets vom „Wetter im Ersten“ unterbrochen wurde – nur um sich kurz darauf in wenigen Minuten zu verabschieden.

Nach einem noch vielversprechenden Start vor 4,34 Millionen Zuschauern sanken die Quoten innerhalb einer Woche auf unter zwei Millionen. Die Kritiken fielen teilweilse vernichtend aus. Die ARD versuchte zunächst Ruhe zu bewahren und merkte an, dass manche Shows sich erst finden müssen, bis sie ein Erfolg werden. Doch zwei Monate nach dem Start wurde schließlich ein Relaunch durchgeführt: Das Set mitsamt Gottschalks Schreibtisch wurde um 90 Grad gedreht, damit fortan ein Live-Publikum aus rund 100 Zuschauern Platz hatte. Im Gegenzug musste die bisher mit im Studio sitzende Redaktion, darunter Gottschalks Internet-Assistentin Caro, weichen. Zudem wurde die erst kurz zuvor eingeführte Kinokolumne mit Oliver Kalkofe gestrichen. Zeitweise suchte Gottschalk einen weiblichen Sidekick, doch die Idee wurde nie umgesetzt. Die Konzeptänderungen zeigten keine positive Wirkung, so dass im April eine weitere Entscheidung getroffen wurde. Fortan wurde nicht mehr live gesendet, sondern am späten Nachmittag aufgezeichnet und dann für den Abend passend geschnitten. Damit wollte man mehr Ruhe in die Sendung bringen und die teilweise hektischen Abmoderationen verhindern. Obwohl nicht mehr live gesendet wurde, behielt die Show ihren Titel „Gottschalk Live“.

Die Quoten blieben im Keller und so traf die ARD am 18. April die Entscheidung, dass „Gottschalk Live“ vorzeitig beendet und nur noch bis Anfang Juni auf Sendung bleiben wird. In der Endphase kam es zu einem zweiten Relaunch: Fortan wurden keine Prominenten mehr eingeladen. Stattdessen wurde das Förderprojekt „66 Träume“ ins Leben gerufen. Menschen konnten sich melden, um persönliche Träume, Hilfsprojekte und Wünsche vorzustellen, um im Bestfall eine finanzielle Unterstützung zu erhalten. Die Quoten sanken auf bis zu 510.000 Zuschauer.

Ursprünglich waren 144 Ausgaben geplant, gezeigt wurden letztendlich 70 – die ARD machte von dem vertraglich vereinbarten Sonderkündigungsrecht wegen schlechter Einschaltquoten Gebrauch. Bereits am 6. Juni wurde die letzte Folge ausgestrahlt. Gottschalk wollte die Show eigentlich mindestens drei Jahre lang moderieren und nahm die Entscheidung mit Bedauern zur Kenntnis. Das Format, mit dem er gescheitert war, sei allerdings nicht das Konzept gewesen, das er sich ursprünglich vorgestellt hatte.

Das Supertalent

RTL/​Andreas Friese

Durch das vorzeitige Ende von „Gottschalk Live“ hatte der Entertainer vertraglich die Möglichkeit, wieder für einen anderen Sender zu arbeiten. Und nur wenige Tage nach der letzten Folge der Vorabendshow kam Gottschalk erneut in die Schlagzeilen. Es wurde verkündet, dass er von der ARD zurück zu RTL wechselt, um dort gemeinsam mit Dieter Bohlen und seiner früheren „Wetten, dass..?“-Ko-Moderatorin Michelle Hunziker in der Jury von „Das Supertalent“ zu sitzen.

Ich habe gemerkt, dass das Publikum mich auf der großen Showbühne sehen will – und genau die hat mir RTL angeboten. ‚Das Supertalent‘ ist derzeit die erfolgreichste Showreihe im deutschen Fernsehen. Und ich freue mich auf Dieter Bohlen, denn zwischen uns sind schon immer die Funken geflogen, sagte Gottschalk damals. Jahre zuvor hatte er sich mehrfach negativ über die kontroverse Castingshow geäußert, in der die Kandidaten teilweise arg vorgeführt werden. RTL versprach jedoch, dass die Sendung „konzeptionell und dramaturgisch komplett neu aufgestellt“ werde. Wir bringen bei ‚Das Supertalent‘ die besten zusammen, setzen damit einen neuen Maßstab und erfüllen unser Versprechen der Erneuerung und Weiterentwicklung, hieß es.

Entgegen der Versprechungen verbesserte sich das Niveau und dementsprechend auch der Ruf der Sendung jedoch keineswegs. Hört mir auf mit schlechten Kritiken und schwachen Quoten, damit macht mir keiner mehr die Stimmung kaputt. Es haben viele zugeschaut und lustig war’s, kommentierte Gottschalk zunächst die negativen Reaktionen. Sein Image als ernstzunehmender Entertainer erlitt weiter Schaden. Letztendlich hielt er es nur eine Staffel dort aus. Er fühlte sich sichtlich unwohl in seiner neuen Rolle und beschrieb seine Teilnahme später als „einmaligen Betriebsausflug“. Er habe im Vorfeld lediglich die amerikanische Variante „America’s Got Talent“ gekannt, die mit der deutschen Adaption wenig gemein hätte.

Rückkehr zum Radio

Nach dem ziemlich verkorksten Jahr 2012 mit „Gottschalk Live“ und „Das Supertalent“ kehrte Thomas Gottschalk zurück zu seinen Wurzeln ins Radio und moderierte von 2013 bis 2015 sporadisch den „Bayern 3 Kultabend“ gemeinsam mit Radiolegende Fritz Egner. Gottschalk bezeichnete dies mal als „Rückkehr der reitenden Leichen“. Dem Rundfunk blieb er auch danach erhalten: Von Januar 2017 bis Dezember 2019 präsentierte er live jeden ersten Sonntag im Monat von 19 bis 22:00 Uhr „Gottschalk – Die Bayern 1 Radioshow“, wo er wieder seine Lieblingshits aus den 1970ern und 1980ern, vorwiegend aus dem Classic-Rock-Bereich, spielen konnte und natürlich auch einige persönliche Anekdoten über seine Erlebnisse mit den Künstlern zum Besten gab.

BR/​Markus Konvalin

Ende 2019 gab Gottschalk überraschend seinen Abschied vom BR bekannt. Als Grund führte er scherzhaft an: Mein Arzt hat gesagt, es wäre hochriskant, wenn ich weiter wie bisher einmal im Monat das Bett verlasse. Doch in Wirklichkeit verließ er den BR, um 2020 zum SWR zu wechseln. Seit Januar moderiert er bei SWR3 immer montags zusammen mit Constantin Zöller ab 13 Uhr zwei Stunden lang, um sich „um Musik, aktuelle Aufreger und Promis zu battlen“. Darüber hinaus erscheint alle zwei Wochen der Podcast „Podschalk“, in dem sich der Showmaster mit Nicola Müntefering einen Schlagabtausch über gesellschaftliche, popkulturelle und aktuelle Themen liefert.

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