2025 ist fast Geschichte – und auch in diesem Jahr wollen wir an unseren Traditionen festhalten. Nachdem wir bereits die größten TV-Hits und TV-Flops des vergangenen Jahres in Deutschland beleuchtet haben, folgt heute der große Rückblick auf die wichtigsten Ereignisse und Themen in der TV-Welt des vergangenen Jahres. Welche Trends haben die deutsche Fernsehlandschaft geprägt und was hat für Diskussionsstoff gesorgt? Ein Blick zurück auf das Fernsehjahr 2025:
Sorgenkind des Jahres: Stefan Raab
RTL/Raab Entertainment
Ein im Herbst 2024 ins TV-Rampenlicht zurückgekehrter Entertainer beherrschte auch in diesem Jahr die Schlagzeilen – allerdings zumeist nicht in Verbindung mit Erfolgsmeldungen: Stefan Raab. Zunächst holte RTL die im September 2024 hinter der Bezahlschranke von RTL+ gestartete Hybrid-Show „Du gewinnst hier nicht die Million“ im Februar nun doch ins lineare Fernsehen. Dafür räumte man ab Februar sogar die Primetime um 20:15 Uhr frei. Ursprünglich hatte es Stefan Raab darauf angelegt, mit dieser Show ins direkte Duell mit „TV total“ und Sebastian Pufpaff auf ProSieben zu ziehen – doch sehr kurzfristig ging die Konkurrenz dem Duell aus dem Weg. Seitdem sendet Pufpaff nicht mehr mittwochs, sondern dienstags.
Während „TV total“ den Sendetagwechsel unbeschadet überstand, ging es für Stefan Raab deutlich unerfreulicher aus: Nach einem noch vielversprechenden Einstand vor 1,59 Millionen Zuschauern und mit 15,5 Prozent Marktanteil in der jungen Zielgruppe sanken die Quoten danach kontinuierlich von Woche zu Woche. Ab Ende März wurden nur noch einstellige Marktanteile erreicht und die Mischung aus Comedy- und Spielshow fiel zumeist unter die Marke von einer Million Zuschauern. Um dem Trend entgegenzuwirken, versuchte man sich mit Promi-Specials und monothematischen Sondersendungen (Tanz in den Mai, Papstwahl) zu behelfen, die das ohnehin schwammige Sendungskonzept aber noch mehr verwässerten. Am Ende half alles nichts und Mitte Juni wurde „Du gewinnst hier nicht die Million“ schließlich eingestellt. Die letzte Ausgabe sahen 720.000 Menschen, der Zielgruppen-Marktanteil betrug 8,6 Prozent. RTL kündigte an, dass Raab nach der Sommerpause mit einer neuen Show zurückkehren werde.
Aus „Du gewinnst hier nicht die Million“ wird „Die Stefan Raab Show“
RTL/Raab Entertainment/Julia Feldhagen
Nachdem von der angekündigten Nachfolgesendung monatelang nichts weiter zu hören war, ging es Anfang September dafür umso turbulenter zu: Stefan Raab gelang es, einmal mehr die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Auf seinem Instagram-Kanal veröffentlichte er stückweise kuriose Ankündigungs-Videos, die darin mündeten, dass er mit seiner neuen Show fünf Tage hintereinander auf Sendung gehen wird. So war es dann auch: Vom 15. bis 19. September sendete er täglich um 20:15 Uhr – allerdings jeweils nur für 15 Minuten, dafür live. Diese kurzen Preview-Shows konnten dann tatsächlich auch den Neugierfaktor entfachen und erfreuliche Quoten mit zweistelligen Marktanteilen einfahren.
Regulär ging „Die Stefan Raab Show“ dann am 24. September auf Sendung – fortan immer mittwochs um 20:15 Uhr mit einer Bruttolänge von 75 Minuten, aber nicht mehr live. Inhaltlich stellt das Format nun gewissermaßen eine Late-Night-Show zur Primetime dar, begonnen mit einem ausführlichen Stand-up-Monolog von Raab mit TV-Auschnitten. Darauf folgen Einspielfilme, Studioaktionen und Talks mit prominenten Gästen. Auch die Heavytones sind wieder als Studioband an Bord. Zum Auftakt hat dies auch noch ganz gut geklappt: 1,08 Millionen Zuschauer sahen die erste Langfolge, in der Zielgruppe wurden 12,5 Prozent eingefahren.
Doch dann wiederholte sich das Trauerspiel vom Frühjahr. Schon die zweite Ausgabe brach auf nur noch 660.000 Zuschauer ein und der Zielgruppen-Marktanteil stürzte auf 6,8 Prozent. Berappeln konnte sich Raab danach nicht mehr. Immerhin gewann er das direkte Duell gegen seinen Kontrahenten Pufpaff, der im Oktober einmalig mit „TV total – Interaktiv“ gegen Raab antrat und verlor. Nichtsdestotrotz pendelte sich die Reichweite zwischen 570.000 und 770.000 Zuschauern ein, der Zielgruppen-Marktanteil verharrte bei schwachen Werten zwischen 7,6 und zuletzt erschreckenden 5 Prozent. Die Qualität der einzelnen Ausgaben variierte von Woche zu Woche, doch selbst wenn Raab inhaltlich eine gelungenere Sendung abliefert, hat dies inzwischen kaum noch einen positiven Effekt auf die Quoten.
„Die Unzerquizbaren“: Wer kopiert denn sowas?
RTL/Raab Entertainment/Willi Weber
Die nächste Ernüchterung ließ nicht lange auf sich warten: Im November ging bei RTL die neue Show „Die Unzerquizbaren“ mit Stefan Raab und Elton an den Start. Das Quizformat wies inhaltlich einige Schwächen und deutliche Parallelen zur ARD-Show „Wer weiß denn sowas?“ auf (zur ausführlichen Kritik). Bei den Zuschauern kam das nicht sonderlich gut an. Die erste Ausgabe schalteten im Schnitt 880.000 Menschen am Samstagabend ein. Davon waren 300.000 aus der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen, die für maue 8,3 Prozent Marktanteil reichten. Eine Woche später fiel die zweite Ausgabe dann gar auf 670.000 Zuschauer und schwache 6,0 Prozent.
Ist das Raab-Comeback nun also eine reine Flop-Geschichte? Nicht ganz. Die von Raab produzierte Show „Eltons 12“ hat bislang solide Quoten mit zweistelligen Marktanteilen eingefahren. Die Live-Samstagabendshow „Stefan und Bully gegen irgendson Schnulli“ lässt gewissermaßen das alte „Schlag den Raab“-Gefühl noch einmal aufleben. Stefan Raab tritt darin zusammen mit Michael „Bully“ Herbig gegen einen unprominenten Herausforderer an, der um mindestens 250.000 Euro spielt. Die erste Ausgabe holte Ende 2024 starke 18,8 Prozent Marktanteil in der jungen Zielgruppe und wurde von 1,86 Millionen Menschen gesehen. Die nächsten Folgen holten über 13 Prozent, was ebenfalls über dem RTL-Senderschnitt ist. Die vierte Ausgabe allerdings stürzte Ende November auf nur noch 8,2 Prozent und die Reichweite der über fünfstündigen Show verfehlte mit 830.000 Zuschauern die Millionenmarke.
RTL/Raab Entertainment/Markus Hertrich
Stefan Raab macht den ESC zur Chefsache
Und dann gab es schließlich noch den Eurovision Song Contest. Die ARD ging eine Kooperation mit RTL und Stefan Raab ein. Unter dem Titel „Chefsache ESC 2025 – Wer singt für Deutschland?“ gab es insgesamt vier große Primetime-Live-Shows. Drei davon wurden bei RTL übertragen, das Finale dann in der ARD. Zusammen mit Jury-Kollegen suchte Stefan Raab in den Vorentscheid-Shows den deutschen Act für das ESC-Finale in Basel. Selbstbewusst verkündete er als Motivation: Für mich zählt immer nur der Sieg! Alles andere ist langweilig! Herausgekommen ist dann der 15. Platz für das Duo Abor & Tynna und ihren Dance-Song „Baller“.
Für RTL und die ARD war das Format „Chefsache ESC“ aber in jedem Fall ein Erfolg: Satte 3281 Einzel-Künstler und Bands haben sich für den Vorentscheid mit Raab beworben – so viele wie seit 2010 nicht mehr. 2024 waren es gerade einmal 693 Bewerbungen. Die drei Qualifikationsshows bei RTL sahen zwischen 1,79 und 2,14 Millionen Zuschauer mit Zielgruppen-Marktanteilen von 16,2 bis 21,0 Prozent. Das Finale im Ersten verfolgten dann sogar 3,55 Millionen Menschen, davon 1,12 Millionen 14- bis 49-Jährige, die den Marktanteil auf 26,4 Prozent trieben. Beim Gesamtpublikum waren es 16,7 Prozent, was laut Senderangaben der beste Wert seit 21 Jahren war. Trotz dieses Erfolgs wird die Kooperation mit Raab für den ESC 2026 seitens der ARD nicht fortgesetzt – auch weil die Federführung nach 30 Jahren vom NDR zum SWR wandert, der offensichtlich eigene Akzente setzen und den Vorentscheid im Alleingang ausrichten will.
Abor & Tynna vertraten Deutschland beim ESC 2025 in Basel NDR/Raab ENTERTAINMENT/Willi Weber
Das Raab-Comeback ist also differenziert zu betrachten. RTL-Managerin Inga Leschek, die den 5-Jahres-Vertrag mit ihm und einem kolportierten Produktionsbudget von 90 Millionen Euro einfädelte, stärkt dem Entertainer weiterhin den Rücken, zuletzt im Spiegel: Wir probieren Dinge aus, sammeln Erfahrungen – auch mit der wöchentlichen Show von Raab. Die funktioniert mal besser und mal schlechter. Sieben der zehn erfolgreichsten RTL-Samstagabendshows seien seit seinem Comeback von Raab gekommen. Man brauche Menschen wie ihn, die für Gesprächsstoff sorgen. Wir müssen auffallen – und was Raab sich auch einfallen lässt, es löst Reaktionen aus. Nicht immer wertschätzend, aber damit können wir umgehen. Seit er bei RTL ist, wurden 74.000 Artikel über ihn geschrieben. Welcher andere Künstler in Deutschland löst so ein gewaltiges Medienecho aus?, so Leschek.