Thomas Gottschalks endgültiger Abschied von der großen Showbühne
RTL/Screenshot
Thomas Gottschalk gilt als einer der letzten großen Showmaster des deutschen Fernsehens. Bereits im November 2023 moderierte er seine letzte Ausgabe von „Wetten, dass..?“ im ZDF. Bei RTL blieb Gottschalk den Zuschauern allerdings noch erhalten. Im Mai verkündete der Entertainer jedoch, einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen. Am 6. Dezember verabschiedete er sich dann mit einem letzten großen Auftritt bei „Denn sie wissen nicht, was passiert“ von der Samstagabendunterhaltung.
Wenige Wochen zuvor hatte es im November große Aufregung um Gottschalks Auftritte bei den Preisverleihungen Bambi und Romy gegeben, bei denen der Entertainer einen verwirrten Eindruck machte und zusammenhanglose Äußerungen tätigte. Sowohl von den Medien als auch von manchen Kollegen hagelte es insbesondere für den Bambi-Auftritt Kritik und Häme, andere machten sich Sorgen um seinen Gesundheitszustand. Nachdem Gottschalk zunächst mit den Worten Ihr müsst euch keine Sorgen um mich machen. Ich bin gesund und munter die Fans beruhigen wollte, machte der 75-Jährige am 30. November seine Krebserkrankung öffentlich.
Im Juli sei bei ihm ein epitheloides Angiosarkom diagnostiziert worden, ein seltener, bösartiger Tumor, der von den Zellen der Blutgefäße ausgeht. Im Spätsommer habe er daher sofort operiert werden müssen, wobei ihm sowohl ein Teil des Harnleiters als auch von der Blase entfernt werden mussten. Diese erste Operation dauerte sieben Stunden, so Karina Gottschalk – allerdings wurde kurz darauf ein zweiter, sechsstündiger Eingriff nötig, weil viel mehr Gewebe befallen gewesen sei als zunächst vermutet. Gottschalk und seine Frau Karina haben schlimme Zeiten durchgemacht: Es war Wahnsinn. Thomas gönnte sich keine Ruhe. Wir fuhren heimlich jeden Tag in die Klinik. Thomas bekam 33 Bestrahlungen. Es war eine Tortur, so seine Ehefrau gegenüber der BILD. Bis heute müsse der Entertainer starke Schmerzmittel nehmen, deren Nebenwirkungen dem Paar bei der vieldiskutierten Bambi-Verleihung Mitte November klar geworden seien.
Thomas Gottschalk auf der Bambi-Verleihung Prime Video/Screenshot
Die schwere Krebserkankung lässt Gottschalks vieldiskutierte Auftritte in einem anderen Licht dastehen. Er wollte unbedingt die fest zugesagten Engagements und Verträge erfüllen. Doch vor seinem letzten Samstagabend-Auftritt bei „Denn sie wissen nicht, was passiert“ gestand Gottschalk im BILD-Interview: Ich glaube, es wird Zeit, dass wir die Karten auf den Tisch legen. Er sei zu der Erkenntnis gekommen: Ich kann nicht mehr auftreten. Ich muss gesund werden.
Mit entsprechend gemischten Gefühlen dürfte Gottschalk seinem letzten großen Auftritt am Samstagabend am 6. Dezember entgegengeblickt haben. Ursprünglich sollte die Show live ab 20:15 Uhr gesendet werden, doch kurzfristig wurde beschlossen, die Show „live on tape“ mit zweistündigem Zeitversatz zu senden – aus durchaus nachvollziehbaren Gründen. Die Bedenken des Showmasters wurden jedoch unmittelbar aus der Welt geschafft: Als Thomas Gottschalk zusammen mit Günther Jauch und Barbara Schöneberger die Bühne betrat, wurde er vom Publikum mit einem nicht enden wollenden Applaus und Standing Ovations begrüßt. Die Zuschauer brachten damit ihre hohe Wertschätzung für den Mann zum Ausdruck, der sie jahrzehntelang mit großartiger Unterhaltung beglückt und ihnen unvergessliche Momente vor dem Fernseher beschert hat. Einige von ihnen hielten Plakate hoch, auf denen „’Wetten, dass..?’ wir Thommy vermissen werden“, „Fernsehgott“ und „Thomas, du bist eine Legende“ geschrieben stand.
(v. l.) Barbara Schöneberger, Thomas Gottschalk und Günther Jauch RTL/Julia Feldhagen
Diese Ausgabe von „Denn sie wissen nicht, was passiert“ markierte jedoch nicht nur den Abschied von Thomas Gottschalk: Relativ kurzfristig gaben vor einigen Wochen auch seine langjährigen Mitstreiter Günther Jauch und Barbara Schöneberger bekannt, die XXL-Show ebenfalls zu verlassen. Gemeinsam feierten sie also zum letzten Mal den Kindergeburtstag für Erwachsene bei RTL. Alle drei erschienen gekleidet in schwarzen Sakkos zu den Klängen der kölschen Band Kasalla und dem Song „Adios Amigos!“. Schöneberger und Jauch trugen außerdem Schottenrock – eine Hommage an ein früheres Gottschalk-Outfit.
Als Kontrahenten wurden für die finale Ausgabe die beiden Entertainer-Kollegen Giovanni Zarrella und Jörg Pilawa begrüßt. Darüber hinaus trat als besonderer Ehrengast Thomas Gottschalks langjähriger Freund Mike Krüger auf, der vor über 40 Jahren zusammen mit ihm die legendären „Supernasen“-Filme gedreht hatte. Er fungierte als Moderator des Abends, während Jauch, Gottschalk und Schöneberger – zumindest im ersten Teil der Show – als Trio gemeinsam spielten. Anschließend verlief die Sendung zunächst relativ normal bzw. es spielte sich das ganz normale Chaos ab, das die Zuschauer an „Denn sie wissen nicht, was passiert“ lieben.
Jörg Pilawa & Giovanni Zarrella spielten gegen Barbara Schöneberger, Thomas Gottschalk & Günther Jauch. Als Moderator fungierte Mike Krüger. RTL/Julia Feldhagen
Thomas Gottschalk hielt sich merklich im Hintergrund, meldete sich vereinzelt aber auch schlagfertig zu Wort. Er wirkte den Umständen entsprechend fit. Irritierende Momente blieben glücklicherweise aus. Verantwortungsvoll gab ihm RTL auch keine anstrengenden Aufgaben zu tun, er sollte sich schließlich wohlfühlen. Ihm zu Ehren wurde in einer Runde „Das große Thomas-Gottschalk-Quiz“ gespielt. Mike Krüger stellte zusammen mit Thomas Gottschalk Fragen aus dessen über 50 Jahre langen Karriere.
Anschließend folgte ein inhaltlicher Bruch, bei dem das spielerische Treiben für einige Minuten unterbrochen wurde. Das Licht im Studio wurde abgedunkelt und Günther Jauch bat seinen Freund Thomas Gottschalk zum Gespräch über dessen gesundheitliche Situation. Ich rede da nicht gerne drüber, so der Entertainer, der Privates und Dienstliches eigentlich auseinanderhalten will. Seine Krebserkrankung sei sehr selten und sehr gefährlich offensichtlich. Er schilderte, welche Operationen er in den vergangenen Monaten über sich ergehen lassen musste. Jauch fragte nach, ob die Behandlung anstrengend gewesen sei. Gottschalk antwortete verschmitzt: Grundsätzlich strengt mich nichts an, auch Gespräche mit dir nicht.
Günther Jauch (l.) im Gespräch mit Thomas Gottschalk RTL/Julia Feldhagen
Außerdem machte Gottschalk den Zuschauern Hoffnung. Es geht mir gut und ich freue mich auf die Rente. Auf die Nachfrage von Jauch: Ist denn jetzt alles weg?, antwortete er: Man kann Daumen drücken und hoffen, dass es weg ist. Der PSA-Wert nach der OP war null und das ist ein guter Wert. Man muss hoffen, dass es so bleibt und ich hoffe, dass es so bleibt. Ich bin ein positiver Mensch. Er erklärte, dass er einen sogenannten „Brain Fog“ habe, der zu später Stunde schlimmer werde. Das Problem ist, dass man dann wirklich neben sich steht und dummes Zeug erzählt. Das sei ihm in seiner Karriere aber öfter passiert, nur da habe es niemand gemerkt, scherzte er. In jedem Fall erklärt dies aber seine kuriosen Auftritte bei den jüngsten Preisverleihungen.
Jauch sprach natürlich auch Gottschalks Entscheidung an, die TV-Bühne nun endgültig zu verlassen. Es gibt einen gewissen Punkt, wo man sagt, jetzt hat die Öffentlichkeit nichts mehr mit einem zu tun, stellte Gottschalk klar. Er sei jetzt 75, während andere schon mit 65 in Rente gehen würden. Um zu unterstreichen, wie ernst es ihm ist, bestätigte er, dass er auch seinen Instagram-Kanal schließen werde. Vor allem aber äußerte Gottschalk große Dankbarkeit: Die 75 Jahre vergingen schnell. Ich habe die beste Zeit erlebt, die es im Fernsehen gab. Schöneberger, Zarrella und Pilawa hörten sichtlich ergriffen zu und hatten Tränen in den Augen.
Spätestens jetzt war klar, dass der Abschied unmittelbar bevorsteht und Thomas Gottschalk nicht die gesamte Show über bleiben würde. Stattdessen schwang sich nun Mike Krüger die Gitarre um und versammelte Gottschalk und die restlichen Gäste an einem (künstlich angelegten) Lagerfeuer in der Mitte des Studios. Als Abschiedslied sang er Gottschalk ein Ständchen: „Mein Gott, Thomas“, eine umgetextete Version seines 50 Jahre alten Hits „Mein Gott, Walter“.
Thomas Gottschalk verlässt die Showbühne RTL/Julia Feldhagen
Danach war der Augenblick des Abschieds gekommen: Gegen 22:10 Uhr machte sich Thomas Gottschalk auf den Weg. Ohne euch wäre das Ganze nicht möglich gewesen, teilte er den Zuschauern mit. Der Beifall des Publikums ist immer das Wichtigste, was einem Entertainer passieren kann. Danke an alle. Er winkte den Zuschauern lächelnd zu, ging symbolträchtig die Showtreppe nach oben zu seiner Frau Karina, die im Publikum saß, und gab ihr einen Kuss. Zu den Klängen von „Rockin’ All Over The World“ von Status Quo verließ er mit ihr zusammen unter tosendem Applaus und goldenem Konfetti das Studio. Der vielleicht größte Showmaster, den das deutsche Fernsehen je hervorbrachte, hat die große Bühne verlassen.
Anlässlich des 70. Geburtstags von Thomas Gottschalk haben wir einen ausführlichen Rückblick auf seine beeindruckende Karriere veröffentlicht, auf den wir an dieser Stelle gerne noch einmal verweisen: