Interview mit Tom Beck: „Mit ‚Einstein‘ gehen wir mutige, unkonventionelle Wege“

Über die neue Staffel, „Cobra 11“ und den Serienboom

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 13.02.2018, 11:21 Uhr

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Das „Einstein“-Team: Rolf Kanies, Annika Ernst, Haley Louise Jones und Tom BeckSat.1/​Wolfgang Ennenbach

fernsehserien.de: Felix ist in „Einstein“ schlagfertig und hat immer einen passenden Spruch auf Lager. Hat das vielleicht auf Ihr echtes Leben abgefärbt und haben Sie schon mal den einen oder anderen Spruch auch privat angewandt?

Tom Beck: Nein, leider nicht! (lacht) Weder die Sprüche noch seine Kenntnisse in Physik haben auf mich abgefärbt. Allerdings kann ich Felix’ Humor zumindest ansatzweise teilen. Privat haue ich gerne mal den einen oder anderen Spruch oder Witz raus, der mir gerade auf den Lippen liegt – auch wenn ich weiß, dass er nicht wirklich lustig oder angebracht ist. Aber in dem Moment muss er dann einfach raus.

Da Felix der Ururenkel von Albert Einstein ist, liegt natürlich die Frage nahe, ob Sie selbst auch ein Genie sind: Wie waren denn so Ihre eigenen Schulleistungen, insbesondere im Fach Physik?

Tom Beck: Ich war definitiv ein Genie – aber nur, wenn es darum ging, kreative Ausreden fürs Zuspätkommen oder Ähnliches zu erfinden! (lacht) Physik habe ich nach der zehnten Klasse direkt abgewählt, weil ich das wirklich null verstanden habe. Ansonsten war ich ungefähr bis zur neunten Klasse noch ein Einser-Schüler, doch das hat sich geändert, als es immer mehr darum ging, sich hinzusetzen und zu lernen. Darin war ich wirklich kein Genie!

Felix spricht in der Serie sehr schnell und erläutert mit Fachbegriffen stets die Sachlage. Sie sagten bereits im Vorfeld der ersten Staffel, dass es eine große Herausforderung war, diese umfangreichen Texte zu lernen. Wie war das jetzt in der zweiten Staffel? Fällt Ihnen das inzwischen leichter?

Tom Beck: Ich glaube, es spielt diesbezüglich keine Rolle, wie lange es die Serie gibt. Das ist immer wieder aufs Neue eine Herausforderung und am Anfang dachte ich mir: „Oh Gott, ich schaffe das nie, mir das alles zu merken.“ Aber nach etwa zwei Wochen war ich wieder etwas routinierter und konnte mir die Texte zum Glück etwas schneller draufschaffen.

Tom BeckSat.1/​Martin Bauendahl
Es tritt nun die etwas skurrile Situation ein, dass die zweite „Einstein“-Staffel direkt gegen eine neue RTL-Serie namens „Beck is back!“ im Konkurrenzprogramm antritt. Was waren Ihre Gedanken, als Sie mitbekommen haben, dass es eine Serie mit diesem Titel gibt?

Tom Beck: „Ach cool, Rufus Beck hat eine neue Serie bei RTL.“

Viele Zuschauer kennen Sie natürlich noch aus Ihrer Rolle Ben Jäger. Vermissen Sie manchmal die Zeit bei „Alarm für Cobra 11“ und verfolgen Sie die Serie weiter um zu schauen, wie sich Ihre früheren Kollegen so schlagen?

Tom Beck: Nicht regelmäßig, aber wenn ich mal am Donnerstagabend Zeit habe, schaue ich auf jeden Fall rein. Ich bin natürlich auch noch mit Erdoğan Atalay und Daniel Roesner befreundet und treffe sie auch gerne hin und wieder. Ich persönlich denke gerne an meine Zeit bei „Cobra 11“ zurück, empfinde aber keinerlei Reue oder Wehmut. Ich war ja fünfeinhalb Jahre dabei, von daher war es absolut richtig, dort aufzuhören, um mich neuen Herausforderungen zu widmen.

Wir leben allgemein in einer Zeit, in der man vom großen Serienboom spricht – allerdings sind damit weniger die Serien aus dem klassischen Fernsehen gemeint, sondern eher jene von Streamingdiensten wie Netflix oder Amazon. Wie stehen Sie dazu? Sehen Sie diese Anbieter eher als Bedrohung fürs klassische Fernsehen oder als positive Entwicklung an?

Tom Beck: Für mich ist das ausschließlich positiv zu bewerten. Konkurrenz belebt das Geschäft. Die neuen Anbieter bringen interessante, mutige Projekte an den Start, wodurch sich wiederum viele Jobs für Schauspieler und Kreative ergeben. Sie können sich dort mehr austoben als vielleicht beim klassischen Fernsehen. Meine Hoffnung ist, dass sich dies zusammen mit den veränderten Sehgewohnheiten der Zuschauer im Umkehrschluss wieder aufs normale Fernsehen auswirkt und auch dort ungewöhnlichere Stoffe umgesetzt werden. Mit „Einstein“ gehen wir bezogen auf Storytelling, Schnitt und Humor auch schon mutige, unkonventionelle Wege.

Gibt es denn eine Wunschrolle oder ein bestimmtes Filmgenre, in dem Sie sich gerne noch verwirklichen würden?

Tom Beck: Klar, da gibt es vieles. Im Komödien-Bereich durfte ich ja schon einiges machen, aber ich würde mich freuen, demnächst mehr im ernsteren Fach spielen und tiefergehendere Stoffe bedienen zu können, zum Beispiel historische Verfilmungen oder Dramen.

Sie sind nicht nur Schauspieler, sondern auch Sänger und Komponist. Welchen Stellenwert hat die Musik für Sie im Vergleich zum Schauspiel? Welche Pläne haben Sie in diesem Bereich?

Tom Beck: Ich komme ja von der Musik. Das war mein erstes Baby und ist immer noch meine größte Leidenschaft, daher werde ich mich dort auch immer am meisten zu Hause fühlen. Die größte Schwierigkeit ist meistens, Schauspiel und Musik logistisch unter einen Hut zu bringen. Aber ich nehme mir die nächsten Monate Zeit, um wieder ein neues Album zu produzieren. Währenddessen drehe ich dann auch keine neuen Filme.

Abschließend würde mich noch interessieren, welche Serien Sie sich selbst gerne anschauen. Welche Serien haben Sie in der letzten Zeit begeistert?

Tom Beck: Ich gucke wirklich quer durch die Bank alle möglichen Serien. Gerne Comedys wie „Modern Family“, aber zwischendurch auch Horrorserien wie „Bates Motel“. Natürlich habe ich auch „Stranger Things“ und zuletzt „Dark“ geguckt. Begeistert haben mich außerdem Serien wie „Californication“, „Fargo“, „Episodes“ mit Matt LeBlanc oder wie schon erwähnt die britische Serie „Extras“. Und eine meiner Lieblingsserien ist momentan „Black Mirror“. Ich versuche immer, einiges zu gucken und schätze vor allem die Andersartigkeit dieser Serien, bei denen sich die Macher austoben konnten.

Vielen Dank für das interessante Gespräch und alles Gute!

Die zweite Staffel von „Einstein“ ist ab dem 13. Februar immer dienstags um 20:15 Uhr in Doppelfolgen in Sat.1 zu sehen. Der Pay-TV-Sender Sat.1 Emotions zeigt die neuen Folgen schon am Montag davor, jeweils um 21:40 Uhr.

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Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang ’85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. „Bim Bam Bino“, „Vampy“ und der „Li-La-Launebär“ waren ständige Begleiter zwischen den „Schlümpfen“, „Familie Feuerstein“ und „Bugs Bunny“. Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. „Ruck Zuck“ oder „Kaum zu glauben!“. Auch für Realityshows wie den Klassiker „Big Brother“ hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie „Die Harald Schmidt Show“ und „PussyTerror TV“, hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie „Eine schrecklich nette Familie“ und „Roseanne“, aber auch schräge Mysteryserien wie „Twin Peaks“ und „Orphan Black“. Seit Anfang 2013 ist er bei fernsehserien.de vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

Lieblingsserien: Twin Peaks, Roseanne, Gargoyles – Auf den Schwingen der Gerechtigkeit

Kommentare zu dieser Newsmeldung

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    Nach dem Erfolg der 1. Staffel? Die Quoten vom Pilotfilm warenb sehr gut, aber dann mit der 1. staffel waren die Quotgen immer weiter gefallen, so dass es mich schon wunderte, dass es doch noch eine 2. Staffel gab. Die wiederum ist sogar wiederum weiter gefallen...

    Völlig zurecht! Dieses dämliche Kasperletheater ist kaum zum Aushalten. Tom Beck, der mir bei Cobra 11 nich gut gefiel, ist hier einfach nur peinlich und sein Charakter völlig überzogen dargestellt. Und noch schlimmer ist Annika Ernst, ich mag ja Sarkasmus ganz gerne, aber ihr Charakter geht mir sowas von auf die Nerven...war nicht mehr zum Aushalten.

    Fazit: habe nach den ersten Folgen der 2. staffel entgültig den Stecker gezogen... bei dieser serie bekommt man ja Kopfschmerzen. Ganz schlimmer Ramsch und ich hoffe, dass nach Staffel 2 nun entgültig Schluß ist!

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