2013/2014, Folge 408–425

  • Folge 408
    Wer als Normalbürger glaubt, von Organisierter Kriminalität nicht betroffen zu sein, weil er nichts mit Geldwäsche oder Drogenhandel zu tun hat, täuscht sich. Viele Straftaten wie Wohnungseinbrüche, Autodiebstähle oder auch Trickbetrug werden nicht von Einzeltätern begangen. Dahinter stehen oft straff organisierte Banden oder Verbrecherclans. Manfred Eulitz (Enkeltrick-Opfer) „Rate mal, wer hier ist?“ So begann das Telefonat, das den ehemaligen Mediziner beinahe 10.000 Euro kostete. Der 78-jährige Rentner fiel auf den „Enkeltrick“ hinein.
    Die Anruferin gab sich als seine Cousine aus. Sie sei in Not und brauche schnellstmöglich und dringend Geld. „Heute frage ich mich, wie ich so dumm sein konnte, darauf reinzufallen“, sagt Manfred Eulitz. Hinter dem Anruf steckt die sogenannte Enkeltrick-Mafia. Es sind Banden, die systematisch ältere Menschen anrufen und damit Millionenschäden anrichten. Michael Schaller (Schutzgeld-Opfer) Der Gastronom wurde innerhalb weniger Wochen drei Mal von Schutzgeld-Erpressern in seinem italienischen Feinkost-Restaurant aufgesucht.
    Trotz Drohungen weigerte sich Michael Schaller zu zahlen und schaltete die Polizei ein. Kurze Zeit danach flogen nachts Pflastersteine durchs Fenster, als er noch im Laden arbeitete. „Ich hatte vier Wochen lang Albträume“, sagt der 39-Jährige. Schweren Herzens verließ er daraufhin den Problemkiez und zog mit seinem Laden um. Andrea Mohr (Ex-Drogenschmugglerin) Die Schriftstellerin saß wegen Kokainschmuggels und der Leitung eines Drogenkartells fünf Jahre in einem australischen Gefängnis.
    Mit den Rauschgiftgeschäften finanzierte das Ex-Fotomodell nicht nur ihre eigene Drogensucht, sondern auch ein Jetset-Leben. Die Struktur der Organisierten Kriminalität sei vergleichbar mit der in einem Gefängnis, meint die ehemalige Drogenschmugglerin. Andrea Mohr erinnert sich: „Es gibt dort eine eigene Sprache, einen eigenen Jargon, einen eigenen Kodex, eine eigene Hierarchie.“ Marcel Bormann (Ex-Autodieb) VW-Busse, Golf, BMWs oder Audis – kaum ein Auto war vor Marcel Bormann sicher.
    „Mit dem Polenschlüssel – so heißt er im Jargon – kommt man überall rein“, sagt der frühere Autoknacker. Um seinen Lebensunterhalt als Student zu verbessern, ließ er sich anlernen: Er klaute Autos, baute Einzelteile aus und verkaufte sie an die so genannte Teile-Mafia. Vor etwa zehn Jahren steigt Bormann aus, „als sich das Geschäft nicht mehr lohnte. Es gab einfach so viele Diebe“. Petra Reski (Autorin und Mafia-Expertin) „Viele Pizzerien in Deutschland sind Stützpunkte der italienischen Mafia“, berichtet die deutsche Journalistin, die in Venedig lebt und die italienische Verbrecherorganisation seit 25 Jahren beobachtet.
    Die Mafia-Expertin schrieb vielbeachtete Bücher („Mafia: Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern“) über die Hintergründe der Clans und ihre Verstrickungen in Drogenhandel, Geldwäsche, Schutzgeld-Erpressung und Auftragsmord. Petra Reski wurde mehrfach massiv von der Mafia bedroht und warnt: „Deutschland ist besonders attraktiv für die Mafia, weil Geldwäsche hier besonders leicht ist.“ Egbert Bülles (Ehem.
    Oberstaatsanwalt) „Deutschland wird zum Eldorado für Verbrecherbanden“, sagt der ehemalige Kölner Oberstaatsanwalt. Als Leiter der Abteilung Organisierte Kriminalität in Köln verfolgte der Jurist 30 Jahre lang Verbrecherbanden. Sein Fazit fällt düster aus: Einbrecher, Autodiebe und Trickbetrüger sind auf dem Vormarsch, Rückläufig sei nur die Aufklärungsquote. „Bei der Verfolgung der Organisierten Kriminalität stehen wir kurz vor dem Kollaps“, warnt Egbert Bülles. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.01.2014Das Erste
  • Folge 409
    Die Rentenpläne der Bundesregierung sorgen für zornige Diskussionen: Wer profitiert tatsächlich von den milliardenteuren Reformen? Geht die wachsende Zahl der Armutsrentner leer aus? Droht bei der „Rente mit 63“ eine neue Frühverrentungswelle? Werden Jobs vernichtet? Oder – wird unser Sozialstaat einfach nur gerechter? Norbert Blüm Auch wenn der Unions-Sozialpolitiker mit dem Großteil der geplanten Rentenreformen nicht glücklich ist, weil die kommenden Probleme der Rentenversicherung nicht gelöst werden – die Klagen der jungen Generation kann Norbert Blüm nicht verstehen: „Meine Eltern haben zwar einen deutlich geringeren Beitrag zur Rente gezahlt als meine Kinder heute aufbringen müssen.
    Aber der Lebensstandard meiner Kinder ist auch deutlich höher“, sagt der glühende Verfechter der staatlichen Altersvorsorge, der die Rente mit 67 bis heute für einen Irrweg hält. Karl Lauterbach, SPD „Menschen, die 45 Jahre gearbeitet haben, müssen mit 63 Jahren in die Rente gehen können, ohne Abschläge.“ Der Bundestags-Fraktionsvize begrüßt die Umsetzung dieser SPD-Wahlkampfforderung in der Großen Koalition.
    Kritik an den Rentenplänen lässt Karl Lauterbach nicht gelten. Er pflichtet Vizekanzler Sigmar Gabriel zu, der den Vorwurf zurückgewiesen hatte, mit den schwarz-roten Rentenplänen würden die Alten die Jungen abkassieren. Den Menschen, die in ihrem Arbeitsleben Gewaltiges geleistet hätten, wolle man einen fairen Lebensabend ermöglichen. Carsten Linnemann, CDU „Das ist die bitterste Pille, die wir schlucken müssen“.
    Der Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung hält die Rentenpläne der Großen Koalition für ein fatales Signal. Der 36-Jährige Unionsabgeordnete warnt vor einer Frühverrentungswelle. In jedem Fall müsse verhindert werden, dass es zum Missbrauch der Regelung komme“. „Unternehmen könnten ansonsten die Beschäftigten zunächst mit einem goldenen Handschlag für zwei Jahre in die Arbeitslosigkeit schicken und dann auf die abschlagsfreie Rente mit 63 verweisen“, warnt Carsten Linnemann.
    Karin Baur Sie hat ein Leben lang hart gearbeitet. Nach der Hauptschule schlägt sie sich über 50 Jahre mit Gelegenheitsjobs durch, hilft auf dem väterlichen Bauernhof, bei der Obsternte, sitzt an der Kasse eines Lebensmittelladens, putzt bis vor Kurzem auf 400 €-Basis. Heute ist Karin Baur 72 Jahre alt und bekommt eine Rente von 170 €. Gemeinsam mit ihrem Mann kommt die fünffache Mutter auf 1078 € im Monat. „Nach Abzug aller Kosten bleiben uns 361 €“, sagt die Rentnerin.
    Wird sie von der verbesserten Mütterrente profitieren? Katharina Nocun „Wir sind die Generation Altersarmut“, sagt die frühere politische Geschäftsführerin der Piratenpartei. Die Reformpläne der Großen Koalition zur Rente machen die Studentin wütend: „Meine Generation hat keine Lobby. Die Regierung betreibt Klientelpolitik für ihre alternde Wählerschaft, die drängenden Probleme werden nicht gelöst.“ Die Mütterrente und die Rente mit 63 schenke denjenigen mehr Geld, denen es vergleichsweise gut gehe. „In Würde altern – für meine Generation utopisch“, sagt Katharina Nocun. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 28.01.2014Das Erste
  • Folge 410
    Deutschlands Sparer sind verunsichert: Niedrigzinsen – von der Inflation aufgefressen. Börsen boomen – aber wie lange noch? Lebensversicherungen senken Garantiezinsen. Und auch auf den ersten Blick attraktiv erscheinende Geldanlagen erweisen sich als riskant, wie der aktuelle Fall der insolventen Windkraft-Fima „Prokon“ zeigt. Karin Müller-Wohlfahrt Was Jahr für Jahr tausenden Deutschen widerfährt, erlebte auch die erfolgreiche Künstlerin. Die Ehefrau des berühmten Münchener Sportarztes Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (u.a. Bayern München) fiel auf einen Anlagebetrüger herein, der höhere als marktübliche Rendite versprach, und verlor stattdessen über eine halbe Million Euro.
    Karin Müller-Wohlfahrt sagt heute: „Ich wurde systematisch manipuliert.“ Sie zeigte Courage und stellte Strafanzeige. Der angebliche Finanzcoach wurde im Dezember zu einer Haftstrafe verurteilt. Dietrich Mattausch Der Schauspieler („Der Fahnder“, „Piefke-Saga“, „Traumschiff“) rät zu Misstrauen bei Geldanlagen. Dietrich Mattausch wurde aus Schaden klug, als er in den 80er Jahren in einen geschlossenen Fonds investierte und dabei auch Geld verlor.
    Zum Betrugsopfer wurde der Fernseh-Star vor einigen Jahren: Er vertraute dem Rat eines eng befreundeten Notars und lieh zwei Investoren 100.000 Euro gegen Zinsen, sah aber nur einen Teil seines Geldes wieder. Der Notar tauchte unter. Karin Hubricht Karin Hubricht steht vielleicht vor dem Aus. Die Dresdner Tagesmutter hatte eisern gespart, um ihr Haus abzubezahlen. Ihr erspartes Geld hatte die 57-Jährige immer wieder bei der „Infinus“ Finanzgruppe angelegt.
    Doch nun ist das Unternehmen insolvent. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Der Verdacht: die Firmengruppe soll mit einem Schneeballsystem rund 25.000 Anleger betrogen haben. Es geht um ein Anlagevermögen in Höhe von etwa 400 Millionen Euro. Die Witwe droht alles zu verlieren: „Es wird alles weg sein, das Haus, mein Arbeitsplatz – alles was ich habe“. Frank Lehmann Der frühere ARD-Börsenmoderator rät den Deutschen mehr denn je zum Aktienmarkt. „Gerade in diesen Zeiten, in denen durch niedrige Zinsen Milliardenbeträge von Kleinsparern vernichtet werden, müssen die Menschen bei der Anlage mehr Risiko wagen“, mahnt der Wirtschaftsjournalist.
    „Sie brauchen heute drei bis fünf Prozent Gewinn, um Ihr Vermögen zu halten.“ Nur mit konservativen Geldanlagen wie Sparbuch, Tagesgeld und Bundesanleihen verliere man deshalb viel Geld. Trotz neuer Höchststände sei der Dax auch noch nicht am Limit angekommen. Wolfgang Siegel Droht der umstrittenen Windkraft-Firma „Prokon“ die Pleite? „Nur wenn wir Anleger jetzt die Nerven verlieren und alle unsere Anteile verkaufen“, glaubt Wolfgang Siegel.
    Die Firma sei weder zahlungsunfähig noch habe sie Schulden. Doch nach negativen Presseberichten sei Panik unter den 70.000 Genussschein-Inhabern entstanden. Deshalb gründete der Psychologe die Anlegergemeinschaft „Freunde von Prokon“: „Ich bin zuversichtlich, dass unsere Werte nicht weg sind. 350 Windkraftanlagen verschwinden nicht einfach, die sind keine Finanzblase und kein Schneeballsystem, die erzeugen Strom und Gewinne.“ Ron Lohmann „Die Blase mit den Genussscheinen musste platzen“, sagt Ron Lohmann, der das Windkraftunternehmen kritisiert.
    Sein Vater glaubte an „Prokon“ und investierte bereits 2003 in einen geschlossenen Fonds der Firma. Das Risiko des Investments war dem Kaufmann bewusst, der versprochenen Rendite, damals sechs Prozent, konnte er aber nicht widerstehen. Der Versicherungsvertreter, dessen Vater inzwischen verstorben ist, sagt heute: „Dass die Windräder nicht den erhofften Gewinn einbringen, war seit Jahren klar. Und dass ‚Prokon‘ deswegen scheitert, war nur eine Frage der Zeit.“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 04.02.2014Das Erste
  • Folge 411
    Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender und Intersexuelle: Sollen Kinder und Jugendliche über die „sexuelle Vielfalt“ im Unterricht aufgeklärt werden? Das plant die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg und erntete dafür in konservativen Kreisen erbitterte Proteste. Fürchten die Eltern um die sexuelle Orientierung ihrer Kinder? Und sind traditionelle Werte unserer Gesellschaft in Gefahr? Olivia Jones (Travestie-Künstlerin) „Deutschlands berühmteste Drag-Queen“ geht schon lange offen mit ihrer Homosexualität um und versteht ihr Erscheinungsbild durchaus als politisch: „Ich wollte schon immer polarisieren und eine Nagelprobe für die Toleranz sein.“ Olivia Jones setzt sich gegen die Diskriminierung und für die Gleichstellung von lesbisch-schwul-bi-trans-intersexuellen Menschen ein.
    Sie sagt: „Die Proteste gegen die Verankerung von Toleranz und Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in den Bildungsplänen in Baden-Württemberg zeigen, wie weit wir noch von einer in diesen Fragen aufgeklärten Gesellschaft entfernt sind.“ Jens Spahn, CDU (Gesundheitspolitischer Sprecher) „Ich habe aus meiner Homosexualität nie ein Geheimnis gemacht.
    Aber ich möchte nicht, dass meine Art zu leben und zu lieben eine größere Rolle spielt als meine politische Arbeit“, sagt der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/​CSU-Bundestagsfraktion. Um ein Signal zu setzen, sprach der Politiker vor zwei Jahren erstmals öffentlich über sein Schwulsein. „Wenn überhaupt, leiden junge Schwule und Lesben nur darunter, wie ihr Umfeld reagiert“, meint Jens Spahn. Birgit Kelle (Journalistin und Buchautorin) „Müssen Kinder alles wissen?“, fragt die Kolumnistin (u. a. „Focus“). Für die vierfache Mutter kommen die grün-roten Sexualkundepläne einer Entmündigung der Eltern gleich.
    „Niemand will Themen wie Homosexualität aus den Schulen verdammen“, schreibt Birgit Kelle, kritisiert aber die Ideologie im Schulunterricht, dass „abseits von Ethik, Moral, Religion oder gar der Meinung der Eltern alle sexuellen Spielarten als gleichwertig und normal zu akzeptieren seien“. Hera Lind (Schriftstellerin) Für die Bestsellerautorin und vierfache Mutter war es selbstverständlich, mit ihren Kindern über die verschiedene Formen von Sexualität zu sprechen. Auch in der Schule hält Hera Lind es für richtig, Kinder rechtzeitig aufzuklären.
    Durch den offenen Umgang mit Homosexualität würden Kinder lernen, dass „schwul“ kein Schimpfwort sein dürfe. Hartmut Steeb (Generalsekretär „Deutsche Evangelische Allianz“) „Die baden-württembergische Landesregierung missbraucht die staatliche Bildungspolitik“, sagt der Unterstützer der Petition „Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens“. Der Generalsekretär der „Evangelischen Allianz“ macht sich für die klassische Ehe und Familie stark. „Homosexualität ist nicht die Norm. Wir müssen Kindern Mut machen für die Ehe und das Weitergeben von Leben“, so der Vater von zehn Kindern. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 11.02.2014Das Erste
  • Folge 412
    Deutsche TV-PremiereDi 18.02.2014Das Erste
  • Folge 413
    Haben arbeitslose EU-Zuwanderer Anspruch auf Hartz IV? Seit Monaten streiten die deutschen Gerichte darüber. Die Europäische Kommission macht Druck: Man könne EU-Bürgern Sozialleistungen nicht grundsätzlich verweigern. Jetzt gab es ein Aufsehen erregendes Urteil: Das Sozialgericht Dortmund hat einer arbeitslosen Familie aus Spanien Harz IV gewährt. Ist das gerecht? Sind wir Zahlmeister Europas? Oder profitieren wir in Wirklichkeit nicht von unseren Zuwanderern und müssen als reiche Europäer Verantwortung übernehmen? Gäste: Bernd Lucke, AfD (Parteivorsitzender) Sven Giegold, B’90/​Grüne (Europaabgeordneter) Monika Hohlmeier, CSU (Europaabgeordnete) Said El Kadi D. (Spanischer Hartz IV-Empfänger) Lars Schulte-Bräucker (Anwalt) Jakob Augstein (Chefredakteur „Der Freitag“) Wolf von Lojewski (Journalist) Bernd Lucke, AfD „Wenn jeder, der hierher kommt, Anspruch auf Hartz IV hätte, würde das unseren Sozialstaat ruinieren“.
    Der Chef der eurokritischen „Alternative für Deutschland“ lehnt Sozialhilfe für EU-Ausländer ab: Vor allem die Zuwanderung schlecht Qualifizierter sieht Bernd Lucke kritisch, da sie schnell überhand nehmen könne.
    Der Regierung wirft der Ökonom vor, den Bürgern bei der Diskussion über die ungelösten Aufgaben in Europa „gezielt Sand in die Augen zu streuen“. Sven Giegold, B’90/​Grüne „Die EU als politische Einheit und Binnenmarkt mit offenen Grenzen soll die Mobilität der Menschen erleichtern“, sagt der Attac-Gründer. Das habe zu dynamischen Wanderungsbewegungen geführt. Es sei ein Irrglaube zu meinen, dass bei der Zuwanderung immer nur die für die jeweilige Arbeitsmarktlage passgenau qualifizierten Migranten kämen.
    Das Credo des finanzpolitischen Sprecher der Grünen im Europarlament: „Armut bekämpfen und Integration fördern“. Monika Hohlmeier, CSU „Die Freizügigkeit hat für Deutschland viele Vorteile. Sie ist ein hohes Gut, von dem wir besonders profitieren“, sagt die Unionsabgeordnete im Europaparlament. Aber Europa sei keine Sozialunion, in der man in jedem Land Sozialleistungen beanspruchen könne. Es sei ein deutlicher Zuzug von Menschen festzustellen, „die keine Qualifikation, keinen Arbeitswillen, keine Bereitschaft zur Integration haben und häufiger durch kriminelle bzw.
    betrügerische Taten auffallen. Das ist Missbrauch von Freizügigkeit, dem wir frühzeitig Einhalt gebieten wollen“, sagt Monika Hohlmeier. Widersprüchliche Urteile würden den Missbrauch begünstigen. Said El Kadi D. und Lars Schulte-Bräucker Sein Fall birgt juristischen und politischen Sprengstoff: Der aus Marokko stammende Spanier hat über 20 Jahre als Konditor in einer Madrider Fabrik gearbeitet.
    Als er seinen Job verlor, kam er im letzten Frühjahr mit seiner fünfköpfigen Familie nach Deutschland, weil er mit800 € Arbeitslosengeld in Spanien nicht leben konnte. Das Jobcenter lehnte seinen Hartz-IV-Antrag ab, weil nach deutschem Recht EU-Ausländer, die auf Jobsuche sind, keinen Anspruch auf Leistungen haben. D. klagte mit Erfolg vor dem Dortmunder Sozialgericht. Er und seine Familie erhalten monatlich 1.033 € plus Kinder- und Wohngeld. Said El Kadi D. wird von seinem Anwalt Lars Schulte-Bräucker begleitet.
    Jakob Augstein „Die Mär von der massenhaften Einwanderung in die Sozialsysteme stimmt einfach nicht“, sagt der Publizist und „Spiegel Online“-Kolumnist. Kein Land profitiere so sehr von Europa wie Deutschland, so der leidenschaftliche Europäer: „Die Wirtschaft braucht Zuwanderung, aber überall in Europa gibt man sich dem faulen Zauber des reaktionären Denkens hin. Furcht vor Ausländern, Misstrauen gegen die Zentralregierung und die kleinbürgerliche Sorge, zwischen Reich und Arm zerdrückt zu werden, ähneln der amerikanischen Tea Party“.
    Wolf von Lojewski „Ich weiß, wie es sich anfühlt als Einwanderer nicht willkommen zu sein“, sagt der frühere Moderator des ZDF-„heute journal“. Als Kind musste Wolf von Lojewski 1945 von Ostpreußen nach Westdeutschland flüchten. Auch wegen dieser Erfahrung ist der langjährige London-Korrespondent ein glühender Europäer: „Wir brauchen ein offenes und freundliches Europa ohne Grenzen“. Der 76-Jährige ist überzeugt, dass nur wenige Einzelfälle diese Offenheit ausnutzen. „Menschen bei Maischberger“ ist eine Gemeinschaftsproduktion der ARD, hergestellt vom WDR in Zusammenarbeit mit der Vincent TV GmbH. Redaktion: Hans-Georg Kellner (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 25.02.2014Das Erste
  • Folge 414
    Sie ist nach Alzheimer die zweithäufigste sogenannte neurodegenerative Krankheit. Über vier Millionen Menschen sind betroffen, unter ihnen Prominente wie Hollywood-Schauspieler Michael J. Fox, Boxlegende Muhammed Ali oder Fußballtrainer Udo Lattek. Die Ursache ist meist unklar, die Diagnose schwierig. Aber in jedem Fall verändert die tückische Krankheit das Leben dramatisch. Gäste: Ottfried Fischer (Kabarettist und Schauspieler) Dr. Gunther von Hagens (Mediziner, „Körperwelten“) Dr. Antje-Katrin Kühnemann (Ärztin und TV-Moderatorin) Brigitte Kämpf (Dolmetscherin) Prof. Dr. Daniela Berg (Neurologin, Parkinson Gesellschaft) Ottfried Fischer „Der Parkinson ist eine feige Sau.
    Er schubst mich, wenn ich es nicht brauchen kann“, sagt der Schauspieler, bei dem die Krankheit 2008 diagnostiziert wurde. Er habe lange gezögert, an die Öffentlichkeit zu gehen, aber irgendwann sei ihm keine andere Wahl mehr geblieben: „Fernsehmachen ist sehr anstrengend. Da bekommt man ja schon als kerngesunder Mensch seine Probleme.“ Auch wegen der Krankheit verabschiedet sich Ottfried Fischer jetzt von seiner Titelrolle in der erfolgreichen ARD-Serie „Pfarrer Braun“.
    Dr. Gunther von Hagens Millionen Menschen haben weltweit seine umstrittene Ausstellung „Körperwelten“ gesehen. Vor sechs Jahren erfuhr der Arzt, dass er an Parkinson erkrankt ist. Besonders das Sprechen fällt ihm schwer, es ist nur mit Hilfe von Medikamenten und einem Hirnschrittmacher möglich. „Ich habe gedacht, das Leben ist zu Ende. Jetzt versuche ich, die Erkrankung als eine Chance zu verstehen. Ich muss jetzt alles anders sehen und erleben“, sagt der Leichen-Präparator, der trotz der Krankheit weiter täglich arbeitet.
    Begleitet wird der Erfinder der Plastination von seinem Sohn Rurik. Dr. Antje-Katrin Kühnemann Dass ihr Mann an Parkinson erkrankt war, erkannte sie schon ein Jahr vor der Diagnose an ersten Anzeichen. „Es war deswegen kein Schock für mich“, sagt die Ärztin. Sie hilft ihrem Mann durch den Alltag: „Ich weiß, dass es nicht besser wird. Aber wir würden nie unseren Alltag auf Parkinson abstimmen, dann hätte uns die Krankheit im Griff.
    „Parkinson könne man nicht aufhalten, aber verzögern“, sagt Antje-Katrin Kühnemann. Brigitte Kämpf Es fing mit einem Tremor an, also mit einer Unruhe im Körper bis hin zum Händezittern. Symptome, die sie paradoxerweise heute nicht mehr habe, sagt die Dolmetscherin, die mit 54 Jahren die Diagnose Parkinson erhielt. Von heute auf morgen wurde die heute 68-Jährige aus dem Leben gerissen. Sie brauchte zwei Jahre, um die Krankheit zu akzeptieren. Brigitte Kämpf bewältigt heute ihren Alltag mit Unterstützung ihrer Tochter und setzt dabei auf viel Bewegung und ihre Selbsthilfegruppe für Parkinsonerkrankte.
    Prof. Dr. Daniela Berg Die Diagnose lasse sich bei Parkinson oft nicht eindeutig stellen. Neben Zittern und langsamen Bewegungen seien Depressionen, Schlafstörungen und eingeschränkte Geruchswahrnehmung mögliche Anzeichen, erläutert die Medizinerin. Seit fast 20 Jahren erforscht Daniela Berg die Krankheit. Auch wenn die Vorsitzende der deutschen Parkinsongesellschaft ihren Patienten noch keine Genesung in Aussicht stellen kann, ist ihr wichtig: „Den Verlauf der Krankheit können wir viel angenehmer gestalten.“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 11.03.2014Das Erste
  • Folge 415
    Gerade mal vor sechs Wochen forderte Bundespräsident Gauck eine stärkere Rolle Deutschlands in der Welt. Ausgerechnet jetzt droht die schwerste, internationale Eskalation seit langem: Die Krim-Krise hält die Welt im Atem. Und die Welt schaut auf Europas mächtigste Frau. Tut Merkels Regierung das Richtige? Gäste: Horst Teltschik (Ex-Kanzlerberater) Peter Scholl-Latour (Publizist) Erika Steinbach, CDU (Bundestagsabgeordnete) Gregor Gysi, Die Linke (Fraktionsvorsitzender) Horst Teltschik Der frühere außenpolitische Berater von Helmut Kohl wirft dem Westen und auch der deutschen Außenpolitik schwere Fehler im Umgang mit Russland vor.
    „Man hätte von Anfang an überlegen müssen: Wie bindet man Russland in Europa ein?“, sagt der frühere Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz. Die deutsche Außenpolitik sollte im europäischen Verbund schon längst aktiver auf Moskau zugehen. Horst Teltschik schlägt einen gesamteuropäischen Sicherheitsrat vor. Peter Scholl-Latour „Durch seine Augen sah Deutschland die Welt“ – So feierte jüngst „Phoenix“ den Reporter zu seinem 90. Geburtstag, der sechs Jahrzehnte von allen Krisenherden der Welt berichtete.
    Seine Prognosen haben sich meist als richtig erwiesen: „Es wird keinen Krieg auf der Krim geben, wer sollte ihn denn führen?“, glaubt Peter Scholl-Latour. Die Möglichkeiten der deutschen Außenpolitik sind in seinen Augen begrenzt, sei es in Syrien, im Nahost-Konflikt oder aktuell mit der Androhung von Sanktionen gegenüber Russland. Erika Steinbach, CDU „Die Einhaltung von Menschenrechten ist für alle Länder ein ethisches Fundament für eine demokratische, kulturelle und sogar für eine wirtschaftliche Entwicklung“, erklärte die Unionsabgeordnete nach den Umbrüchen im arabischen Raum.
    Das Engagement der deutschen Bundesregierung für Menschenrechte sei ein wesentlicher Teil einer wertegeleiteten Außenpolitik. Das gelte aktuell auch für die Minderheiten auf der Krim. „Sie verdienen den Schutz des Westens“, sagt die Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Menschenrechte und Humanitäre Hilfe“ der Union im Bundestag. Gregor Gysi, Die Linke „Alles, was NATO und EU falsch machen konnten, haben sie falsch gemacht“, beklagt der Fraktionschef der Linken im Bundestag.
    Seit den neunziger Jahren seien die Sicherheitsinteressen Russlands nie berücksichtigt worden. Deutsche Außenpolitiker hätten damals den Russen versprochen, es gebe keine Osterweiterung der NATO. Dann sei die NATO bis an die Grenze Russlands herangeführt worden. „Was würden wohl die USA sagen, wenn Russland in Mexiko Raketen aufgestellt hätte?“, gibt Gregor Gysi zu bedenken. „Menschen bei Maischberger“ ist eine Gemeinschaftsproduktion der ARD, hergestellt vom WDR in Zusammenarbeit mit der Vincent TV GmbH. Redaktion: Hans-Georg Kellner (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 18.03.2014Das Erste
  • Folge 416
    Vor dieser Krankheit haben die Deutschen am meisten Angst: In einer aktuellen Umfrage nannten 67 Prozent an erster Stelle Krebs. Die Sorge ist – statistisch gesehen – berechtigt. Seit Jahren steigt die Zahl der Menschen, die an Krebs erkranken, dramatisch. Warum? Nur weil wir älter werden? Weil unser Lebensstil falsch ist? Gibt es Alarmzeichen, gibt es tatsächliche Krebsrisiken und welcher Umgang mit der „Königin der Krankheiten“ ist empfehlenswert? Wencke Myhre Natürlich sei die Diagnose Brustkrebs ein Schock gewesen, „aber ich wurde äußerst pragmatisch, um nicht in trübe Gedanken und destruktives Grübeln zu verfallen“, sagt die norwegische Schlagersängerin.
    Nach OP, Chemotherapie und Strahlenbehandlung über einen Zeitraum von zwei Jahren kämpft sich Wencke Myhre langsam zurück auf die Bühne. Heute will die vierfache Mutter und Großmutter von zehn Enkeln anderen Betroffenen Mut machen: „Man denkt erst, das schaffe ich nicht. Aber das schaffst du!“ Manfred Stolpe Der langjährige Ministerpräsident Brandenburgs lebt seit zehn Jahren mit Krebs.
    „In Fachkreisen gelte ich als Phänomen. Die Metastasen wandern kreuz und quer durch mein Inneres“, berichtet der ehemalige Bundesverkehrsminister. „Obwohl der Krebs so extrem streut, gelingt es den Ärzten immer wieder, ihn zurück zu drängen oder gar zu beseitigen“. Vor fünf Jahren machten Manfred Stolpe und seine Frau in einem aufsehenerregenden Auftritt bei „Menschen bei Maischberger“ öffentlich, dass sie beide an Krebs erkrankt waren.
    Inzwischen hat Ingrid Stolpe ihren Brustkrebs besiegt. „Der Tumor ist erledigt, das freut uns sehr“, sagt der SPD-Politiker. Klaus Wildbolz „Ich habe meine Frau ganz elend an Krebs verloren“, sagt der Schauspieler über die Krankheit seiner Ehefrau Barbara. Weihnachten 2007 hatte die Regisseurin die Diagnose Gebärmutterkrebs erhalten, im Mai 2008 starb sie daran. Der Tumor sei besonders groß und aggressiv gewesen, eine Operation unmöglich. „Meine Frau wusste, dass sie sterben muss und hat es mir die ganze Zeit gesagt.
    Ich wollte es nicht wahrhaben und habe bis zuletzt gehofft“, sagt Klaus Wildbolz. Anita und Elias Azzouzi Elias war ein gesundes Baby. Mit eineinhalb Jahren erkrankte er plötzlich schwer, verlor täglich an Kraft. Die erschütternde Diagnose: Leukämie. Seiner Mutter Anita Azzouzi konnten die Ärzte keine große Hoffnung machen. Auch nach einer Transplantation und der ersten Genesung musste die Familie mit Rückschlägen fertig werden und gegen Widerstände von Ärzten ankämpfen.
    Heute gilt der Siebenjährige als geheilt. Dr. Susanne Weg-Remers (Leiterin des Krebsinformationsdienstes) Können Alltagsgegenstände wie Deo-Roller oder Handys Krebs verursachen? Lässt sich mit der richtigen Ernährung das Krebsrisiko mindern, die Krankheit gar verhindern? Gibt es „Krebspersönlichkeiten“? Über keine andere Krankheit kursieren so viele Halbwahrheiten und Missverständnisse wie über Krebs. Die Ärztin und Leiterin des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums klärt tagtäglich über Krebsmythen und Gerüchte auf. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 25.03.2014Das Erste
  • Folge 417
    Eine liebevolle Beziehung, tolle Kinder, ein gutes Einkommen, ein erfüllender Job. Aus heiterem Himmel sprengt ein Verbrechen diese Welt bürgerlichen Glücks: Ein Mann tötet seine Frau, eine Mutter ihren Sohn, ein Vater seine ganze Familie. Warum? Gab es Hinweise? Gab es Vorahnungen? Wie gehen Überlebende eines Mordanschlags, wie die Angehörigen der Opfer mit dem Trauma um? Sebastian Paulus: Fast fünf Jahre lang belog sein Vater ihn, seine Schwester und die Öffentlichkeit. Nach einem Streit am Valentinstag 2008 sei seine Frau verschwunden, behauptete Gerd L. Die Familie suchte fortan nach ihr, auch über Internet und Fernsehen („Aktenzeichen XY“), stellte schließlich eine Vermisstenanzeige.
    Ende 2012 die überraschende Wendung: Der Ehemann gesteht der Polizei, dass er seine Frau im Streit getötet und im Keller des Hauses einbetoniert hatte. Sein Sohn sagt: „Für mich war es ein richtiger Schock. Damit habe ich nie gerechnet“. Das Bonner Landgericht verurteilte vor zwei Wochen seinen Vater wegen Totschlags zu acht Jahren Haft. Nicole Dill: Monatelang lebte sie mit einem Mann zusammen, von dem sie glaubte, er sei ein offener und liebenswerter Mensch.
    Doch als sich Nicole Dill wegen seiner Eifersucht und Nachstellungen trennen will, entführt er sie, schießt mehrfach mit einer Armbrust auf sie. Nicole Dill entgeht nur knapp dem Tod. Heute erhebt sie Vorwürfe gegen die Polizei und Justiz: „Bereits vorher hat er eine Frau vergewaltigt und umgebracht, saß acht Jahre im Gefängnis. Aber das wusste ich nicht. Und niemand hat mich gewarnt“. Christine Quiblier: Die ehemalige Informatikerin wird nachts von der Polizei mit einer schrecklichen Nachricht geweckt: Ihr Schwiegersohn habe ihre Tochter und die beiden Enkelkinder getötet, sich danach von einer Brücke gestürzt.
    Bis heute rätselt Christine Quiblier über sein Motiv: „Er liebte seine Familie über alles, sie waren glücklich miteinander“. Es habe weder finanzielle noch gesundheitliche Probleme gegeben. Die Schweizerin musste ihren Beruf aufgeben: „Viele Jahre war mein ganzer Kopf nur noch voll von diesem schrecklichen Tod“. Mittlerweile habe sie sich das Leben zurückerobert.
    Christian Renner: Der Taxiunternehmer war zehn Jahre mit seiner Frau verheiratet. Zwei gesunde Kinder machten das Familienglück vollständig – bis die Mutter eines Nachts wegen Wahnvorstellungen den achtjährigen Sohn im Schlaf erstach: „Ohne jede Vorahnung, ich hatte nichts bemerkt“, so Christian Renner. Das Schwurgericht sah es als erwiesen an, dass seine Frau wegen einer psychischen Erkrankung schuldunfähig war und verurteilte sie zur Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie.
    Peter Schnieders: „Ich wollte verstehen, warum der Täter seine Taten begangen hat“, sagt der frühere Kriminalhauptkommissar über seine Arbeit als Mordermittler. Doch gerade bei Tötungsdelikten in der Familie fiel ihm das schwer. Mehrere Male musste Peter Schnieders erleben, wie Väter zu Mördern wurden. „Getötete Kinder war das Schlimmste für mich“, sagt der Familienvater.“Das konnte ich nie verstehen oder auch nur nachvollziehen“. Diese Taten gehen dem Polizisten, der nach 43 Dienstjahren als Buchautor aus seiner Arbeit berichtet („Faszination des Bösen“), bis heute nahe. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 01.04.2014Das Erste
  • Folge 418
    Über 4 Millionen Muslime leben schätzungsweise in Deutschland. Trotzdem findet das Bekenntnis des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff – „Der Islam gehört zu Deutschland“ – gleichermaßen Zustimmung wie Ablehnung. Die These, der Islam sei eine gewaltbereite, totalitäre Religion und unterwandere unser westliches Wertesystem, wird aktuell wieder verschärft diskutiert. Warum? Müssen wir den Islam wirklich fürchten? Antonia Rados Die RTL-Journalistin ist seit Jahrzehnten im Nahen Osten unterwegs und ist in dieser Zeit zu einer exzellenten Islamexpertin geworden.
    Für ihr aktuelles Buch „Die Bauchtänzerin und die Salafistin“ hat sie unter teilweise widrigen Umständen in der radikal-islamischen Gruppierung der Salafisten recherchiert. „In Europa erleben wir derzeit eine Art Stellvertreter-Krieg. Der Machtkampf im Nahen Osten wird dort sogar in den Familien ausgefochten. Die Muslime bei uns identifizieren sich teilweise mit diesem Machtkampf, weswegen einige nach Syrien gehen“, sagt Antonia Rados.
    Wolfgang Bosbach, CDU Gibt es einen Islam-Rabatt für Straftäter in Deutschland? In der aktuellen Debatte nach dem Urteil gegen einen deutsch-afghanischen Mörder bezieht der CDU-Innenexperte klar Stellung: „Es darf keinen Rabatt für Täter geben, die sich auf religiöse Motive berufen. Maßstab darf bei uns nur die deutsche Rechts- und Werteordnung sein, nicht die der Scharia“. Wolfgang Bosbach warnt seit Jahren vor den Gefahren des radikalen Islamismus in Deutschland. Cem Özdemir, B’90/​Grüne „Es kann keinen Zweifel daran geben, dass der Islam, der Teil unseres Landes ist, unter dem Dach unseres Grundgesetzes gelebt werden muss“, sagt der Grünen-Politiker: „Wir können Hassprediger nicht dulden.“ Doch diese in einem Atemzug mit den muslimischen Migranten zu nennen, sei blanker Populismus.
    „Das verschärft die Debatte, ohne einen Lösungsvorschlag zu unterbreiten“, sagt der Vorsitzende der Grünen. Hamed Abdel-Samad Der deutsch-ägyptische Publizist hat nicht nur in Deutschland Aufsehen erregt mit seiner These, dass im Islam „faschistoide Züge“ angelegt seien.
    In seinem Geburtsland wurde er von ägyptischen Imamen mit einer weltweiten, lebenslangen Fatwa, einem „göttlichen Rechtsgutachten“, belegt, das ihn zum Tode verurteilt. Er habe den Islam und seinen Propheten Mohammed beleidigt. Seitdem benötigt er auch in seiner Heimat Deutschland Polizeischutz. Doch Hamed Abdel-Samad (Buch: „Der islamische Faschismus“) bleibt bei seiner Kritik: „Der Islam will die Gesellschaft von oben dominieren, die Gesetze bestimmen und die Herrschaftsstrukturen vorgeben.
    Das alles lässt sich mit einer modernen Demokratie nicht vereinbaren“. Lamya Kaddor Sie gilt als die „Galionsfigur des liberalen Islams in Deutschland“ („Die Zeit“). Als sie erfuhr, dass fünf ihrer ehemaligen Schüler nach Syrien in den Dschihad gezogen sind, war die Religionslehrerin und Islamwissenschaftlerin schockiert: „Ich hätte nie gedacht, dass sie sich in so kurzer Zeit radikalisieren lassen würden!“ In ihrem Debattenbuch „Muslimisch, weiblich, deutsch“ beschrieb Lamya Kaddor ihren Weg zu einem zeitgemäßen Islam. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 08.04.2014Das Erste
  • Folge 419
    Wie führt man eine gute Ehe? Wie übersteht man Intrigen und Niederlagen im Beruf? Was tun, wenn man ein Vermögen verliert? Muss man Angst vor dem Tod haben? – Wer kann derartig existenzielle Fragen besser beantworten als die Generation 80 plus? Joachim Fuchsberger (Schauspieler und TV-Moderator) „Das letzte Jahr war schrecklich, ich war mehr im Krankenhaus als zu Hause“, sagt der 87-Jährige. „Blacky“ hatte im Sommer einen Schlaganfall erlitten und sich nur schwer davon erholt. Sein früheres Credo „Alt werden ist nichts für Feiglinge“ formuliert Joachim Fuchsberger in seinem neuen Buch („Zielgerade“) um: „Altwerden ist scheiße.“ Sein Ziel 2014: Er möchte die „Diamantene Hochzeit“, also 60 glückliche Jahre an der Seite seiner Frau Gundel, feiern.
    Seine wichtigste Ehe-Regel: Das Privatleben wichtiger nehmen als die berufliche Karriere. Nur so ließen sich Krisen wie eine Millionenpleite oder berufliche Anfeindungen überstehen. Hildegard Hamm-Brücher (Ehemalige FDP-Politikerin) Die Grande Dame der deutschen Nachkriegspolitik wird bis heute wegen ihrer Gradlinigkeit von vielen Menschen bewundert.
    Die 92-Jährige gilt als moralische Instanz. Ihre berühmte Bundestagsrede nach dem Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Schmidt 1982 hatte Konsequenzen für ihre Karriere. Unter Kanzler Kohl und Vizekanzler Genscher blieben der früheren Staatsministerin im Auswärtigen Amt politische Spitzenposten verwehrt. Dass sie in den prüden Jahren der Nachkriegsrepublik eine unkonventionelle Ehe führte, die erst 2008 mit dem Tod ihres Mannes endete, gehört zu den weniger bekannten Seiten von Hildegard Hamm-Brücher. Hans-Jochen Vogel (Ehemaliger SPD-Vorsitzender) Pflichtbewusst, bescheiden, aufrichtig: Wenige andere Politiker bringt man mit diesen Attributen so in Verbindung wie den langjährigen SPD-Chef.
    „Spendenaffäre? Dienstwagen-Affäre? Putzfrauen-Affäre? Bei Vogel undenkbar“, schrieb der SZ-Journalist Heribert Prantl über den früheren Münchener Oberbürgermeister, Bundesminister, Oppositionsführer und SPD-Kanzlerkandidaten. Nach seinem Rückzug aus der Politik zog der heute 88-Jährige mit seiner Frau Liselotte in ein Altenwohnheim. „Der Tod hat für mich nichts Erschreckendes“, sagt der gläubige Katholik. Barbara Rütting (Schauspielerin und Politikerin) „Ich war in meinem Leben mehrfach pleite und musste wieder bei null angefangen“, sagt die 86-Jährige, die sich nach ihrer Schauspielkarriere als Autorin vegetarischer Kochbücher und kämpferische Tierschützerin einen Namen machte.
    Ihre späte Karriere in der Berufspolitik beendete die zeitweilige Alterspräsidentin des Bayerischen Landtags nach sechs Jahren aus gesundheitlichen Gründen: „Die Politik hat mich fast kaputt gemacht, ich konnte nichts erreichen und habe die ständigen Intrigen nicht ausgehalten.“ Barbara Rütting misstraut langen Beziehungen und Ehen – aus eigener Lebenserfahrung. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 22.04.2014Das Erste
  • Folge 420
    Gäste: Theo Jost (Gastwirt und Einbruchsopfer, Yvonne Richter (Buchhalterin und Einbrecher-Jägerin), Dirk Timm (überwältigte Serieneinbrecher), Florian Schneider (Ex-Einbrecher), Reinhold Gall (SPD /​ Innenminister Baden-Württemberg), André Schulz (Bund Deutscher Kriminalbeamter), Gertrud Blum (wurde zu Hause überfallen) Seit Jahren ist die Zahl der Einbrüche dramatisch hoch. Nur wenige Taten kann die Polizei aufklären. Über 80 Prozent der Einbrecher werden nicht gefasst. Jetzt greift ein Gastwirt zur Selbsthilfe und lässt Sicherheitskräfte nachts durch die Straßen patrouillieren.
    Ist diese Art „Bürgerwehr“ der richtige Weg? Muss sich jeder am besten selbst um seine Sicherheit kümmern? Wie riskant ist es, wenn Bürger Verbrecher jagen? Theo Jost Mit seiner Aktion erregte der Schwarzwälder Gastwirt Aufsehen: Nach zwei Einbrüchen in sein 300 Jahre altes Gasthaus entschloss sich Theo Jost zu einer ungewöhnlichen Initiative. Er engagierte einen privaten Sicherheitsdienst und rief die Bevölkerung zu eigenem Engagement auf: „Der Bürger muss etwas unternehmen, denn der Staat ist ohnmächtig“, meint Jost.
    Für ihn steht fest: „Die Polizei schafft es nicht allein.“ Yvonne Richter Während sie schlief, wurde ihre Wohnung ausgeraubt. Unmittelbar nach dem Einbruch gingen die Täter mit gestohlenem Ausweis und Geldkarte auf Einkaufstour. Als die Polizei ihr nicht helfen konnte, entschloss sich die Buchhalterin, die Einbrecher auf eigene Faust aufzuspüren – mit Erfolg. „Ich habe der Polizei die Täter auf dem Silbertablett präsentiert. Nur verhaften konnte ich sie nicht selber“, sagt Yvonne Richter.
    Doch zu ihrer Überraschung kam es zunächst zu keiner Festnahme. Dirk Timm Acht Mal wurde auf seinem Reiterhof eingebrochen, beim neunten Mal schnappte sich Dirk Timm den Täter. „Innerhalb eines halben Jahr kam er immer wieder, ich war immer zu spät und die Polizei hilflos“. Bei jedem Einbruch wurden Getränkeautomaten geleert, Türen und Schlösser beschädigt. „Beim neunten Mal war der Serieneinbrecher zu langsam. Ich verfolgte ihn durch den Stall und erwischte ihn draußen auf der Koppel.“ Täter und Opfer lieferten sich einen heftigen Kampf, beide wurden verletzt.
    „Ich konnte ihn schließlich fesseln und der Polizei übergeben“, sagt der gelernte Landwirt. Reinhold Gall „Ich warne davor, das Gewaltmonopol des Staates infrage zu stellen. Eine Bürgerwehr, auch wenn sie gut gemeint ist, entspricht nicht unseren rechtsstaatlichen Grundsätzen“, sagt der baden-württembergische Innenminister. Zwar gebe es bei den steigenden Einbruchszahlen nichts zu beschönigen, aber diese ungute Entwicklung dürfe nicht missbraucht werden.
    Wenn Bürger helfen wollten, dann sollten sie sich um ihre Nachbarn kümmern und bei verdächtigen Wahrnehmungen sofort die Polizei verständigen. André Schulz Alle vier Minuten wird in Deutschland eingebrochen. Und die Polizei scheint machtlos. Ist eine Bürgerwehr die geeignete Lösung? Wie kann man sich und die eigenen vier Wände schützen? Helfen Alarmanlagen? Schrecken elektronische Wachhunde und TV-Attrappen, die nachts flimmern und Anwesenheit vortäuschen, die Täter ab? Künstliche DNA als Diebstahlschutz? Der Kriminalhauptkommissar und BDK-Vorsitzende klärt in unserer Sendung auf.
    Gertrud Blum Juli 2013. Mitten in der Nacht werden die 59-Jährige und ihr Mann von einem Klirren geweckt. Zwei Maskierte stehen vor dem Bett, fesseln das Paar. Die als A1-Räuber im Rheinland bekannt gewordenen Serien-Einbrecher durchwühlen das gesamte Haus, zwingen das Paar mit Schlägen, den Safe zu öffnen, und entkommen mit einer Beute von mehr als 10.000 Euro. Gertrud Blum und ihren Mann lassen sie gefesselt und eingesperrt im Keller zurück. Das Paar kann sich unter Mühen befreien, die Täter sind bis heute nicht gefasst. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 29.04.2014Das Erste
  • Folge 421
    Millionen Verbraucher vertrauen ihr seit 50 Jahren – ob beim Kauf von Waschmaschinen, Zahncreme oder Orangensäften. Kaum eine andere Institution ist so mächtig wie die Stiftung Warentest. Das Testurteil „sehr gut“ macht ein Produkt oft zum Verkaufsrenner, ein „mangelhaft“ zum Flop. Wie wurde die Stiftung Warentest seit 1964 zu einer unangefochtenen Instanz? Wie reagieren Deutschlands oberste Produkttester auf Kritik wie im jüngsten Streit um „Ritter Sport“-Schokolade? Wie nah sind die Testkriterien an der Wirklichkeit der Verbraucher? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 06.05.2014Das Erste
  • Folge 422
    „Das neue Hartz IV: Härter, aber fairer?“ Wer dreimal einen Termin im Jobcenter schwänzt, dem sollen künftig Hartz IV-Leistungen komplett gestrichen werden. Solche Sanktionen und andere Neuregelungen werden von der Bundesagentur für Arbeit gefordert. Ziele der Reform: weniger Bürokratie und weniger Hartz IV-Missbrauch. Reichen diese Reformen? Was sagen Betroffene, Hartz IV-Kritiker, Unternehmer oder Jobcenter-Mitarbeiter dazu? Gäste: Sandra Völker (Ehem. Spitzensportlerin) Ulrich Schneider (Hauptgeschäftsführer „Paritätischer Wohlfahrtsverband“) Judith Williams (Unternehmerin und Homeshopping-Star) Michael Fielsch (Hartz-IV-Empfänger) Rita Knobel-Ulrich (Autorin und Filmemacherin) Thomas Lenz (Jobcenter-Chef) Sandra Völker Sie war eine der erfolgreichsten deutschen Schwimmerinnen, 45-malige Deutsche Meisterin, mehrfache Weltmeisterin und Olympiamedaillengewinnerin.
    In ihrer zwanzigjährigen Laufbahn hat Sandra Völker über eine Million Euro verdient. Davon geblieben ist ihr nichts nach verunglückten Geldanlagen und einer gescheiterten Selbständigkeit. Bevor der Schwimm-Star Ende letzten Jahres in die Privatinsolvenz ging, musste sie sogar Hartz IV beantragen.
    Der Schritt fiel ihr nicht leicht: „Ich habe mich geschämt. Ich hatte das Gefühl, gescheitert zu sein“. Ulrich Schneider Die Hartz IV-Reformpläne sind „menschenfern“, kritisiert der Sozialexperte, der in den Reformen hauptsächlich eine Verschlechterung der Situation für Leistungsempfänger sieht. „Wenn künftig die Miete auf einem bestimmten Niveau gedeckelt oder bei Terminversäumnissen die Zahlungen komplett gestrichen werden, ist das eine unzumutbare Verschärfung“, warnt Ulrich Schneider.
    Judith Williams Sie verkörpert den amerikanischen Traum vom Aufstieg: Als ihre Opern- und Konzertkarriere über Nacht endet, beginnt Judith Williams bei null: Als Tresen-Kraft im Fitnessstudio erkennt sie ihr verkäuferisches Talent, wird bei einem Teleshopping-Sender als Moderatorin engagiert. Dann geht sie volles Risiko und wird Kosmetik-Unternehmerin. Heute macht die Tochter amerikanischer Eltern mit ihren Verkaufs-Shows Millionenumsätze. Ihr Credo: Wer arbeiten kann, muss es auch tun. Niemand dürfe es sich in der sozialen Hängematte bequem machen.
    Michael Fielsch „Ich bin leidenschaftlicher Hartz IV-Empfänger und hyperaktiver Taugenichts“, sagt der Langzeitarbeitslose. Der 49-Jährige erhält seit rund 15 Jahren Unterstützung vom Staat. Ändern will er daran aber nichts: „Ich bin doch nicht dafür da, um für irgendwen zu arbeiten“! Den Vorwurf des Sozialschmarotzers lässt er nicht gelten: Als Aktivist für ein bedingungsloses Grundeinkommen setze er sich schließlich für die Gesellschaft ein: „Ich habe gar keine Zeit zu arbeiten!“ Jetzt, nach 15 Jahren Arbeitslosigkeit, droht das Jobcenter erstmals mit Sanktionen.
    Rita Knobel-Ulrich „Ich halte es für die Grundpflicht eines jeden Arbeitslosen, sich zu bewegen und so schnell wie möglich neue Arbeit zu finden“, sagt die Autorin. Allerdings habe sie bei ihren Recherchen über Langzeitarbeitslose allzu oft Ausflüchte gehört, warum ein Job nicht angetreten werden könne. In ihrem Buch „Reich durch Hartz IV“ beschreibt Rita Knobel-Ulrich, wie um das Sozialsystem eine ganze Industrie entstanden sei. Unzählige Fortbildungsinstitute, Rechtsanwälte und Tafeln verdienen kräftig an den Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.
    Thomas Lenz Der langjährige Chef des Wuppertaler Jobcenters verteidigt einfache Beschäftigungs-maßnahmen für Arbeitslose, auch wenn Sie nicht direkt in einen Job führen. „Was wir auf dem zweiten Arbeitsmarkt anbieten, ist Arbeit mit Würde.“ Nur bei wenigen Arbeitslose seien auch Sanktionen notwendig. „Wenn jemand jung und fit ist und mir sagt, er hat keine Bock zu arbeiten und will nur die Kohle haben, dann kann das nicht angehen, dass jemand dafür bezahlt, der jeden Morgen um sieben Uhr an der Werkbank steht“, stellt Thomas Lenz klar. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 13.05.2014Das Erste
  • Folge 423
    Seit dem Strafverfahren gegen Uli Hoeneß und seiner Verurteilung zu einer mehrjährigen Haftstrafe ist die Zahl der Steuerselbstanzeigen sprunghaft angestiegen. Allein in den ersten drei Monaten des Jahres hat sich die Zahl reuiger Steuersünder verdreifacht. Ist das ehrliche Reue? Oder – steckt einfach die Panik vor härteren Strafen dahinter, die ab 2015 gelten sollen? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 20.05.2014Das Erste
  • Folge 424
    Ex-Radprofi Jan Ulrich verschuldet betrunken einen schweren Autounfall, Fußballnationalspieler Kevin Großkreutz rastet bei einer Party aus. Trotz dieser jüngsten Skandale: Alkohol ist und bleibt der Deutschen liebste Alltagsdroge. Und die Fußball-WM wird auf Fanmeilen und in Kneipen die Promillepegel steigen lassen. Auch der gerade erschienene WHO-Bericht über die weltweit dramatischen Folgen von Wein-, Bier- und Schnapskonsum wird daran wohl nichts ändern. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 03.06.2014Das Erste
  • Folge 425
    Es ist fast schon Tradition: Seit 2008 tritt „Menschen bei Maischberger“ zu jeder Fußball-EM und WM kurz vor dem Eröffnungsspiel an, um unter anderem die Chancen der deutschen Nationalelf zu diskutieren. Und 2014 in Brasilien? Schafft es die Löw-Truppe nach 24 Jahren den Weltmeister-Titel wieder nach Deutschland zu holen? Wird es für die 32 Teilnahmeländer die große WM-Party am Zuckerhut? Oder werden soziale Unruhen die Spiele überschatten? Jörg Pilawa: Er spielte in seiner Jugend jahrelang Fußball beim Lemsahler SV, Paul Breitner und Kevin Keegan waren seine Helden.
    Neben dem Studium arbeitete der Hamburger als Fußballkommentator beim Radio, später wurde er Sportredakteur bei der SAT 1-Bundesligasendung „ran“. Bis heute ist der ARD-Moderator und HSV-Fan regelmäßiger Stadionbesucher. Dass Deutschland ausgerechnet in Südamerika, wo noch nie eine europäische Mannschaft den Titel holte, Weltmeister wird, glaubt Jörg Pilawa nicht. Toni Schumacher: 76 Mal hütete er das Tor der Nationalmannschaft, oft ging er dabei über seine Grenzen. 1980 wurde Toni Schumacher mit gebrochenen Fingern Europameister, bei zwei Weltmeisterschaften – 1982 und 1986 – verhalf er seiner Elf ins Finale.
    Die Torwartlegende sieht die Chancen der Nationalmannschaft mit gebremstem Optimismus: Immerhin das Halbfinale traut der Vizepräsident des 1. FC Köln der Elf von Jogi Löw zu. Alfred Draxler: Das Aufgebot von Bundestrainer Jogi Löw sei wie eine Wundertüte: „Große Bayern-Stars, ein paar Langzeit-Verletzte, ein paar Formschwache, jede Menge völlig Unerfahrene“, sagt „Deutschlands einflussreichster Sportjournalist“ („Weltwoche“).
    Nur ein klassischer Weltklasse-Stürmer aber purzle nicht aus der Wundertüte, bedauert der Chefredakteur von „Sport-Bild“. Alfred Draxlers WM-Favoriten sind Gastgeber Brasilien und Titelverteidiger Spanien. Jana Ina: „Fußball war immer Teil meines Lebens“, sagt die gebürtige Brasilianerin. Fußball werde in ihrem Heimatland gelebt. Jeder fiebere und leide mit. Schon als Kind ging die aus Rio de Janeiro stammende Moderatorin ins Stadion. „Bei den WM-Favoriten gehe ich auf Nummer Sicher: Deutschland, Brasilien, Spanien oder Argentinien machen das Rennen“, glaubt Jana Ina, die mit einem fußballverrückten Italiener, dem Sänger Giovanni Zarrella, verheiratet ist.
    Oliver Pocher: Auch wenn er mit Freuden Lukas Podolski oder Oliver Kahn parodiert: Für den eingefleischten Hannover 96-Fan, Sportmoderator und Comedian (u.a. „Fünf gegen Jauch“) ist Fußball eine ernste Angelegenheit. Die Euphorie um das deutsche Team scheine abzuebben. Und wenn die Mannschaft bei der WM erfolglos bleibt, gehe wohl auch die Löw-Ära zu Ende, glaubt Oliver Pocher.
    Seine Fußballhymne „Schwarz und Weiß“ von 2006 ertönt bis heute bei Spielen der Nationalmannschaft. Rainer Calmund: Brasilien nennt er seine zweite Heimat. So häufig war er dort zu Gast, um als langjähriger Manager von Bayer Leverkusen Spieler zu kaufen. Rainer Calmund, einst einer der mächtigsten Männer im deutschen Fußball, will sich nicht auf einen WM-Favoriten festlegen. Dass der Dortmunder Kevin Großkreutz trotz seiner jüngsten Eskapaden zum WM-Kader gehört, findet er richtig: „So eckige Typen wie der Großkreutz, die tun uns richtig gut. Das ist ein Malocher mit einer tollen Einstellung.“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 10.06.2014Das Erste

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