2014/2015, Folge 426–442

  • Folge 426
    Die Grausamkeiten der IS-Krieger haben die Menschen weltweit schockiert. Ist das der Beginn eines globalen Kreuzzugs gegen die westliche Welt? Wie gefährlich ist dieser Terror, der sich auf den Islam beruft, für uns? Geraten Muslime wieder einmal unter Generalverdacht, Andersgläubige oder Atheisten nicht tolerieren zu wollen? Gäste Alice Schwarzer (Publizistin) Aiman Mazyek (Zentralrat der Muslime) Beatrix Reinders (Sohn zog als Islamist in den Dschihad) Christoph Reuter („Spiegel“-Korrespondent“) Khola Maryam Hübsch (Journalistin und Muslimin) Oliver Jeges (Autor und Journalist) Alice Schwarzer Die „EMMA“-Chefin warnt seit vielen Jahren vor falscher Toleranz dem Islam gegenüber.
    Seit einer Iran-Reise 1979 – wenige Wochen nach der Machtergreifung Khomeinis – kritisiert sie die Auswüchse eines um sich greifenden Fundamentalismus unter Muslimen, auch in Deutschland. Hier würden Bildungswesen und Rechtssystem systematisch unterwandert mit dem Ziel einer „Islamisierung“ des Westens und damit der Einführung der Scharia – mitten in Europa.
    Aiman Mazyek Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland verurteilt die Terrormiliz „Islamischer Staat“ scharf: „Die Schandtaten dieser Barbaren haben mit dem Islam, dem Koran und der muslimischen Lebensweise nichts zu tun.“ Die Dschihadisten hätten innerhalb der über 2000 muslimischen Gemeinden in Deutschland keine Sympathisanten. Angesichts der Brandanschläge auf deutsche Moscheen warnt Aiman Mazyek vor einer „stark zunehmenden Islamfeindlichkeit hierzulande“.
    Beatrix Reinders „Die Islamisten sind schuld am Tod meines Sohnes“, beklagt die alleinerziehende Mutter von vier Kindern. Ihr jüngster Sohn starb 2010 bei einer Schießerei mit der pakistanischen Miliz im Grenzgebiet zu Afghanistan. Zuvor war der Berliner mit 19 Jahren zum Islam konvertiert, hatte sich später muslimischen Terroristen angeschlossen und Deutschland über Nacht verlassen. Beatrix Reinders macht sich Vorwürfe, dass sie mögliche Anzeichen von Radikalisierung nicht rechtzeitig erkannt hat.
    Christoph Reuter Der Islamwissenschaftler und Journalist, der seit über 20 Jahren für „Stern“ und „Spiegel“ als Korrespondent von den Brennpunkten der muslimischen Welt berichtet, zeichnet ein düsteres Bild: Die IS-Krieger seien keine Terrorgruppe, sondern eine Armee, die zu barbarischen Regeln aus der Frühzeit des Islam zurück wolle: „Sturmattacken auf Feinde und alle sonstigen ‚Ungläubigen‘, deren Männer man nach Belieben umbringen, deren Frauen man versklaven kann.“ Christoph Reuter ist vergangene Woche aus dem Irak nach Beirut zurückgekehrt, wo er lebt.
    Khola Maryam Hübsch Die in Frankfurt geborene Muslimin, die sich für einen interreligiösen Dialog einsetzt, wehrt sich gegen typische anti-islamische Vorurteile und distanziert sich deutlich von radikalen Organisationen wie „Islamischer Staat“, die sich auf den Koran berufen: „Man kann nicht aus einzelnen Versen den Aufruf zum Mord an alle Andersgläubigen ableiten! Das machen nur Fundamentalisten, die eine ganz andere Botschaft haben.“ Oliver Jeges „Die gängige Meinung in Europa besagt heute, Terror im Namen des Islams hänge nicht mit dem Islam zusammen.
    Das ist so absurd wie die Behauptung, dass Religionskriege nichts mit Religionen zu tun habe“, kritisiert der Wiener Autor. Selbstverständlich habe islamistisch motivierte Gewalt mit dem Islam zu tun. Ob das dann die richtige Interpretation des Koran oder die falsche ist, das wisse nur Allah, schreibt Oliver Jeges, Sohn einer österreichischen Mutter und eines ägyptischen Vaters. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 26.08.2014Das Erste
  • Folge 427
    Gäste Klaus Wowereit (SPD, Reg. Bürgermeister von Berlin) Eberhard Diepgen (CDU, Ehem. Reg. Bürgermeister von Berlin) Nikolaus Blome („Spiegel“) Désirée Nick (Entertainerin und Autorin) Wolfgang Kubicki (Stellv. FDP-Vorsitzender) Klaus Wowereit, SPD Lange Jahre galt er als Sonnenkönig von Berlin: Charmant, witzig und schlagfertig repräsentierte er als Regierender Bürgermeister eine weltoffene Hauptstadt, prägte Bonmots wie „Arm, aber sexy“. Seit dem Debakel um den BER-Flughafen ist sein Ruf beschädigt. Jetzt kündigte er seinen Rücktritt an. Klaus Wowereit ist einer der letzten Typen in der deutschen Politik.
    Wie fällt seine Bilanz aus? Wie haben ihn die 13 Jahre im Amt verändert? Was hat der 61-Jährige Vollblutpolitiker und Machtmensch jetzt vor? Eberhard Diepgen, CDU 2001 wurde der CDU-Politiker in Folge des Berliner Bankenskandals von Klaus Wowereit als Regierender Bürgermeister abgelöst. Über den eigenen Machtverlust sagt er: „Die Zahl der Freunde wird sehr klein und die politischen Gegner und Kritiker immer mehr.“ Über Wowereits Amtszeit sagt er: „Er hat Berlin nach vorne gebracht, aber auch viele der heutigen Probleme zu verantworten.“ Eberhard Diepgen empfiehlt seinem Nachfolger, „erst mal ein Jahr ins Ausland zu gehen, um Abstand zu gewinnen.“ Nikolaus Blome Der Leiter des „Spiegel“-Hauptstadtbüros nennt den Rücktritt einen „typischen Wowereit“.
    „Keiner hat’s gewusst und dann hat er alle wieder überrascht“, sagt Nikolaus Blome. Der Regierende Bürgermeister habe in Berlin eine ganze Ära geprägt – „mit einer Menge Licht, aber noch viel mehr Schatten“. Man könne, so der Journalist, eine Metropole wie Berlin nicht mit einer „derart skandalösen Wurstigkeit“ managen. Nur: Die potenziellen Nachfolger seien noch weniger geeignet – „das reicht eigentlich nicht mal für Sindelfingen.“ Désirée Nick „Es ist Zeit für ein Reiterstandbild in Bronze direkt gegenüber der Siegessäule“, sagt die Berlinerin zum Rücktritt Klaus Wowereits.
    „Er hat Berlin attraktiv gemacht und der Hauptstadt ihr internationales Flair zurückgegeben. Die Menschen werden sich nach ihm zurücksehnen“, glaubt Désirée Nick, die seit vielen Jahren mit Wowereit befreundet ist. Wolfgang Kubicki Der stellvertretende FDP-Vorsitzende kritisiert scharf die Geldverschwendung bei Großbaustellen wie der Hamburger Elbphilharmonie oder dem Berliner Flughafen „Dort sind durch Fehlplanungen Steuergelder in Milliardenhöhe veruntreut worden.“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 02.09.2014Das Erste
  • Folge 428
    Das Thema: Krieg um Kinder – Wenn die Familie zerbricht Mehr als 200.000 Kinder müssen Jahr für Jahr die Trennung ihrer Eltern verkraften und geraten dabei häufig zwischen die Fronten. Mit allen Mitteln wird der Streit um den Nachwuchs geführt. Und das Kind ist dabei oft nur Mittel zum Zweck, um sich beispielsweise am Ex-Partner zu rächen. „Die strittigen Fälle nehmen zu“, sagt der Kinderschutzbund. Wie können Richter, Gutachter, Jugendämter in den Trennungsschlachten überhaupt die richtigen Entscheidungen zum Kindeswohl treffen? Gäste Birgit Schrowange (Fernsehmoderatorin) Tobias Ritter (Ex-Frau entführte Kinder) Elvira Steffes (Mutter, beendete Trennungsstreit) Julia Scherf (Richterin und Fernsehmoderatorin) Allegra Curtis (Schauspielerin) Detlef Bräunig (prellt Unterhalt) Birgit Schrowange „Frauen, macht euch nicht von Männern abhängig“, rät die allein erziehende Mutter.
    In Zeiten, in denen jede zweite Ehe geschieden werde, sei ein eigener Beruf besonders wichtig: „Klar ist es verführerisch, wenn ein Mann sagt, ich verdiene genug für uns beide“, sagt die RTL-Moderatorin.
    Sie sei in einer früheren Beziehung mit einem Konzernchef auch einmal kurz davor gewesen, ihre Karriere aufzugeben. „Heute bin ich heilfroh, dass ich das nicht gemacht habe“, sagt Birgit Schrowange. Auch wegen ihrer finanziellen Unabhängigkeit sei die Trennung vom Vater ihres Sohnes, ZDF-Moderator Markus Lanz, problemlos verlaufen. Tobias Ritter Eine Italienerin und ein Deutscher verlieben sich, heiraten, kriegen Kinder. Die Ehe zerbricht. Die Eltern einigen sich auf ein gemeinsames Sorgerecht.
    Zweimal entführt die Mutter die beiden Söhne, taucht für viele Monate in verschiedenen Ländern unter. Tobias Ritter weiß nicht, wo die Kinder sind, schaltet die Polizei ein. Vier Jahre lang währt der dramatische Kampf um die Kinder, der vor deutschen und italienischen Gerichten ausgetragen wird. Schließlich geben die Richter dem Vater Recht. Inzwischen leben seine Söhne wieder bei dem Unternehmer. Elvira Steffes Vermutlich wäre die Zwillingsmutter im Streit mit dem Vater ihrer Kinder durch alle familiengerichtlichen Instanzen gegangen, um Recht zu bekommen.
    Doch stattdessen folgte Elvira Steffes dem eindringlichen Appell des Familienrichters, sich mit ihrem Ex-Lebenspartner zu einigen: „Man will ja davon überhaupt nichts hören. Man meint ja, man ist im Recht, man ist verletzt worden. Meine eigenen Wunden mussten erst mal geheilt werden, um auf diese Elternebene überzugehen“. Mit Hilfe einer langjährigen psychologischen Beratung ist das der Raumausstatterin inzwischen gelungen.
    Julia Scherf „Man kann vor Gericht einen Rechtsstreit gewinnen, aber im Leben alles verlieren“, weiß die langjährige Familienrichterin. Wenn Eltern sich um ihre Kinder stritten, könne es eigentlich nur Verlierer geben. Das Gesetz ist klar: „Eltern und Kinder haben das Recht auf Umgang miteinander.“ Deswegen könnten betroffene Väter oder Mütter das Recht auf Nähe auch einklagen. „Doch das ist leichter gesagt als getan. Denn gerichtliche Beschlüsse aus Umgangsverfahren sind gegen den erklärten Willen des betreuenden Elternteils schwer umzusetzen“, erklärt die Juristin und Fernsehmoderatorin.
    Allegra Curtis Die Tochter des US-Schauspielers Tony Curtis und der deutschen Schauspielerin Christine Kaufmann erlebte seit der Scheidung ihrer Eltern eine zerrissene Kindheit. Nachdem die heute 47-jährige Schauspielerin als kleines Kind abwechselnd bei Mutter und Vater aufwuchs, nahm Tony Curtis seine Tochter im Alter von sechs Jahren mit in die USA und erwirkte dort das alleinige Sorgerecht. Von da an sah Allegra Curtis ihre Mutter nur noch selten: „Als Kind von meiner Mutter weggenommen zu werden, hat mich und meine Mutter gleichermaßen traumatisiert“.
    Detlef Bräunig „Wer Unterhalt zahlt, ist selber schuld“, sagt der Bauleiter, der mit seiner früheren Lebensgefährtin zwei Kinder hat. Als die Beziehung in die Brüche geht, flieht Detlef Bräunig für mehrere Jahre nach Thailand und verweigert jede Unterhaltszahlung. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland behauptet der bekennende „Unterhaltspreller“, kein Geld zu haben und nicht genügend zu verdienen. Trotzdem pflegt der Ex-Offizier einen aufwändigen Lebensstil. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 09.09.2014Das Erste
  • Folge 429
    4 Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen. Die Depression gehört zu den am meisten unterschätzten Krankheiten, meinen Experten. Aber woran erkennt man, ob es nur Stimmungsschwankungen sind oder Krankheitssymptome? Was löst die Krankheit aus? Und wie sollen Angehörige sich verhalten? Gäste Hubert Kah (Musiker) Dagmar Koller (Sängerin und Schauspielerin) Nova Meierhenrich (Moderatorin und Schauspielerin) Daniel Göring (Manager, überlebte Suizidversuch) Angelika Kallwass (Psychotherapeutin) Prof. Dr. Martin Keck (Arzt und Psychiater) Hubert Kah Anfang der 1980er Jahre stürmte er mit Liedern wie „Sternenhimmel“ oder „Rosemarie“ die Hitparaden.
    Als es nach den Erfolgen ruhiger um ihn wird, bricht die Krankheit aus, die Hubert Kah jahrzehntelang immer wieder aus der Bahn wirft: „Ich konnte die Depression nicht akzeptieren, war verzweifelt und nahm die Hilfe der Ärzte nicht an“, sagt der Musiker, der kürzlich mit seiner Teilnahme an der TV-Sendung „Promi Big Brother“ Furore machte. Vor wenigen Jahren kehrte Hubert Kah zu seinem früheren Arzt, dem Psychiater Prof. Dr. Martin Keck, zurück.
    Eine besondere Therapie half ihm, seine Krankheit in den Griff zu bekommen: Stromstöße gegen Depressionen. Dagmar Koller Fast sechs Jahre bestimmten oft Trauer und Einsamkeit ihr Leben. Lange konnte Dagmar Koller den Tod ihres Mannes Helmut Zilk nicht verwinden. 30 Jahre waren der legendäre Bürgermeister Wiens und der Bühnenstar ein Paar. Seitdem sie die Trauerphase aktiv beendet habe, falle sie manchmal in eine große Leere. „Das Wort Depression versuche ich zu verdrängen, aber ich weiß, was das ist“.
    Das größte Problem, so die 75-Jährige, sei der Kampf gegen das Alleinsein. Nova Meierhenrich Vor drei Jahren nahm sich ihr Vater das Leben: Nachdem er mit seinem Betrieb Mitte der 1990er Jahre unverschuldet in die Pleite geraten war und die Familie alles verlor, litt Thomas Meierhenrich jahrelang an Depressionen, verlor jeden Lebenswillen. Alle Therapien und Unterstützungen schlugen fehl. Seine Tochter Nova erkrankte schließlich ebenfalls an Depression. „Es war eine Co-Depression“, sagt die Schauspielerin und Moderatorin.
    Ihre eigene Depression hat sie überwunden. Daniel Göring Zuerst war es die berufliche Überlastung: „Weil ich die Warnsignale des Burnouts missachtet hatte, brach die Depression schließlich mit voller Wucht aus“, sagt der Schweizer Kommunikationsmanager. Ende 2012 beschloss der 48-Jährige, sich mit einer Überdosis Tabletten das Leben zu nehmen. Der Versuch misslang. Daniel Göring erwachte in der Notaufnahme einer Klinik. „Ich akzeptierte, dass mein Leben weitergehen sollte. Aber ich hatte keine Ahnung wie“. Inzwischen hat er seine Erkrankung als Autor („Der Hund mit dem Frisbee“) verarbeitet und ist in seinen alten Beruf zurückgekehrt.
    Angelika Kallwass Deutschland bekannteste Fernsehpsychologin sieht eine wachsende Bereitschaft der Menschen, eine Depression „als Krankheit anzunehmen und sich nicht für verrückt zu erklären, wenn sie seelische Probleme haben und zum Therapeuten zu gehen“. Die Psychotherapeutin betreut seit Jahren Patienten mit depressiven Krankheiten und Burnout. Ein Burnout sei zwar noch keine medizinisch diagnostizierte Krankheit. Aber „es handelt sich dabei nicht um einen Modetick, sondern um ein ernst zu nehmendes seelisches wie körperliches Syndrom.
    Seine Ursachen liegen in unseren viel zu hohen beruflichen, familiären und gesellschaftlichen Erwartungen“. Prof. Dr. Martin Keck Der Klinische Leiter des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie behandelte Hubert Kah mit der sogenannten Elektrokrampftherapie. „Bei dem Begriff denken viele Menschen sofort daran, dass Patienten gequält werden. Dabei ist es eine der wirksamsten Behandlungen bei einer schweren Depression“, erklärt der Mediziner und ärztlicher Direktor der Schweizer Privatklinik Schlössli. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 16.09.2014Das Erste
  • Folge 430
    85 Prozent der Deutschen ernähren sich anders, als sie eigentlich wollen. Am liebsten natürlich gesünder, aber niemand weiß so recht, was das tatsächlich ist. Besser auf Fertigpizza und Schokoriegel verzichten, auf rotes Fleisch sowieso, oder doch nur zu bestimmten Tageszeiten essen und jede Stunde ein Glas Wasser trinken? Sind das hysterische Vorschriften oder ernährt sich der bewusste Esser tatsächlich gesünder? Ursula Karven Ihr Tag beginnt mit einem Smoothie aus Gemüse und Algen. Die Schauspielerin, die gerade ihren 50. Geburtstag gefeiert hat, achtet seit vielen Jahren auf gesunde und ausgewogene Ernährung: Algen gegen Schwermetalle im Körper, Omega-3-Fettsäuren, Maca-Wurzeln für Vitalität.
    Es gehöre natürlich auch Disziplin dazu, um auf Zucker, Fleisch und gedankenlose Mahlzeiten zu verzichten, sagt Ursula Karven. Attila Hildmann Sein Vater starb vor seinen Augen an einem Herzinfarkt: Attila Hildmann machte für den Tod übermäßigen Fleischkonsum und einen daraus folgenden Cholesterinspiegel verantwortlich. Nach dieser Familientragödie wurde der heute 33-Jährige zum Veganer. Der Koch und Bestsellerautor, der „veganes Essen aus der Öko-Ecke geholt hat“ („Welt“), verzichtet generell auf Fleisch, Fisch, Eier und Milch.
    Auch Zucker kommt bei ihm nur in Ausnahmefällen auf den Speiseplan. Paulina und Octavia Servais Die Milcheiweißallergie zählt zu den häufigsten Nahrungsmittelallergien. In der Regel sind die Symptome harmlos, doch für Paulina Servais besteht seit Geburt die Gefahr eines tödlichen Schocks, wenn allein ihre Gabel mit Spuren von Milcheiweiß in Berührung kommt – dann zählt jede Minute. „Unzählige Male erhielten wir den Anruf aus der Klinik: Paulina ist wieder hier“, berichtet ihre Mutter Octavia Servais.
    Dr. Werner Bartens Nicht zu viel Bier trinken, Fett vermeiden, Salz erhöht den Blutdruck, Brokkoli verhindert Krebs: Das Regelwerk angeblich gesunder Ernährung regt den Medizinjournalisten und Arzt gehörig auf. „Es reicht! Schluss mit den falschen Vorschriften“, schreibt er in seinem gleichnamigen Buch. Jeder Mensch solle sich endlich wieder mehr auf sein Instinkte und Gefühle verlassen, auch bei der Ernährung. Man könne nicht sagen, welches Essen ungesund und welches nicht. „Sogar die vielgeschmähten Hamburger sind besser als ihr Ruf“, meint Dr. Werner Bartens.
    Prof. Dr. Karl Lauterbach „Ich will keine Spaßbremse sein, aber wer regelmäßig grillt, erhöht sein Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden.“ Mit solchen deutlichen Aussagen polarisiert der SPD-Gesundheitspolitiker seit Jahren. Bei der Ernährung sei die größte Fehleinschätzung, dass es wichtig wäre, das Richtige zu essen. Es gehe darum, das Falsche nicht zu essen, meint der Mediziner. Er selber esse kein Brot, kein Fleisch und natürlich kein Salz: Denn Salz erhöhe den Blutdruck und fördere damit Gefäßschäden und die spätere Demenz, warnt Prof. Karl Lauterbach. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 23.09.2014Das Erste
  • Folge 431
    Ungarn, Prag, Montagsdemos: Die Wochen rund um den 30. September 1989 gehören zu den aufregendsten der deutschen Geschichte. Am Ende stand der Untergang der DDR. Auch ein Vierteljahrhundert später fragen wir uns: Warum ging das sozialistische Experiment schief? Gab es nicht Vorbildliches – von der Kinderbetreuung bis zur Vollbeschäftigung? War der Zusammenhalt vielleicht sogar größer als im Westen? Warum aber wollten viele Menschen raus aus der DDR, fühlten sich unterdrückt, unfrei, hatten Angst vor Repressalien einer Diktatur? Gäste Dagmar Frederic (Sängerin und Entertainerin) Ernst Elitz (Journalist) Peter-Michael Diestel (Letzter DDR-Innenminister) Ingo, Egbert und Holger Bethke (Brüder, flohen aus der DDR) Ellen Thiemann (Autorin und Stasi-Opfer) Dagmar Frederic Sie war in der DDR ein großer Star und blieb auch nach der Wiedervereinigung populär, moderierte zahlreiche Musiksendungen.
    Matthias Platzeck, der langjährige SPD-Ministerpräsident Brandenburgs, nannte sie „Valente des Ostens“. Selbstbewusst steht Dagmar Frederic zu ihrem eigenen Leben in der DDR: „Ich hatte keine Repressalien zu erleiden.
    Ich persönlich habe positive Erinnerungen an die DDR“, sagt die Entertainerin. Ernst Elitz Der langjährige ARD- und ZDF-Moderator („Pro und Contra“, „Kennzeichen D“) erlebte als gebürtiger Ost-Berliner den Kalten Krieg. Als Student in West-Berlin wurde er durch den Mauerbau jahrelang von seiner Mutter getrennt. Als Berlin-Korrespondent des ZDF berichtete er immer wieder aus der DDR: „Da hat man gleich gesehen, wie marode das Land war und wie der Staat seinen eigenen Bürgern misstraute“, sagt der Journalist: „Ich war froh und beglückt, als die Mauer fiel und die DDR endlich weg war.“ Peter-Michael Diestel „Die DDR war eindeutig kein Unrechtsstaat.
    Es war ein sozialistisches Rechtssystem, das wir uns nicht ausgesucht haben, in dem aber Mörder verurteilt, Ehen geschlossen und geschieden sowie Erbschaften abgewickelt worden sind“, sagt der letzte Innenminister der DDR. Der CDU-Politiker arbeitet heute als Rechtsanwalt und gilt als erste Adresse für Menschen mit DDR-Vergangenheit. Den heutigen Rechtsstaat habe er mit Gleichgesinnten erkämpft und erstritten und sei stolz darauf: „Ich hätte mein Vaterland nie verlassen und den Kommunisten überlassen!“ Ingo, Egbert und Holger Bethke Dreister hat niemand je die DDR blamiert, schrieb kürzlich „Spiegel Online“.
    Einer nach dem anderen flohen die Brüder, die in einer linientreuen Familie groß wurden, aus der DDR in den Westen. Ingo 1975 per Luftmatratze über die Elbe, Holger 1983 mit einer Seilwinde über den Todesstreifen – und Mai 1989 der Coup: Im Morgengrauen holten die beiden Brüder den dritten im Bunde, Egbert, mit Leichtflugzeugen mitten in Berlin-Ost ab und flogen nach Berlin-West.
    Es wurde eine der spektakulärsten und gefährlichsten Fluchten aus der DDR. Ellen Thiemann Wegen versuchter Republikflucht saß die Journalistin jahrelang im berüchtigten DDR-Frauenknast Hoheneck, erfuhr Folter und Zwangsarbeit. Nach ihrer Entlassung floh Ellen Thiemann mit ihrem Sohn nach Köln. Nach der Wende machte sie eine schmerzliche Entdeckung: ihr eigener Ehemann, in der DDR erfolgreicher Fußballer und Sportreporter, war Stasi-Spitzel und hatte seine eigene Frau verraten. Heute warnt Ellen Thiemann vor einer Verharmlosung der DDR: „Noch immer leben alte rote Stasi-Socken unbehelligt unter uns und ihre Opfer sind die Dummen!“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 30.09.2014Das Erste
  • Folge 432
    Seine legendären Auftritte als „Königin Beatrix“ oder als „Horst Schlämmer“ haben Fernsehgeschichte geschrieben, sein Pilger-Buch „Ich bin dann mal weg“ wurde zum meist verkauften Sachbuch Europas. Kurz vor seinem 50. Geburtstag legt Hape Kerkeling jetzt seine Biografie vor, in der er unbekannte Seiten offenbart: Über familiäre Vorbilder für seine Figuren, sein Umgang mit dem Outing oder welche entscheidende Rolle Bundespräsident Gustav Heinemann für die Berufswahl spielte. Zum ersten Mal erzählt Hape Kerkeling die bewegende Geschichte einer verlorenen Kindheit, wie er seine ersten Lebensjahre nennt. Umhegt von Omas und Tanten wächst er in ländlicher Vorstadtidylle auf und muss dann als Achtjähriger den Freitod seiner schwer depressiven Mutter erleben. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 07.10.2014Das Erste
  • Folge 433
    Mordlust, Habgier oder niedrige Beweggründe, heimtückisch oder grausam: Mit solchen durchaus vagen Kriterien unterscheidet das Strafgesetzbuch Mörder von Totschlägern und in der Folge zwischen lebenslanger Freiheits- oder einer Haftstrafe von 5 bis 15 Jahren. In der Praxis aber ist der Unterschied für die Richter oft nicht genau zu ziehen, glauben Kritiker und wollen den bisherigen Mordparagrafen abschaffen. Welche Folgen hätte eine solche Reform? Wird damit „Lebenslänglich“ als Strafe gestrichen? Kommen Mörder künftig zu leicht davon? Gäste Heiko Maas (SPD, Bundesjustizminister) Karl-Dieter Möller (Rechtsexperte) Ernst-August und Matthias Wehrmann (Vater und Bruder eines Tötungsopfers) Dana Rudersdorf (Ehemann wollte sie ermorden) Salome Saremi-Strogusch (Bruder wurde Opfer von Gewalttätern) Prof. Dr. Helmut Kury (Kriminologe und Gerichtsgutachter) Heiko Maas, SPD „Was ist der Unterschied zwischen Mord und Totschlag? Die allermeisten werden antworten: Mord – das ist die überlegte, vorsätzliche Tötung, Totschlag – das ist Tötung im Affekt.
    Aber so ist es nicht“, kritisiert der Bundesjustizminister.
    Die Regelung im Gesetzbuch sei seit über 70 Jahren eine andere. Der Mordparagraf, der noch aus der NS-Zeit stamme, beschreibe nicht die Tat, sondern einen Menschentypus mit „moralisch aufgeladenen Gesinnungsmerkmalen“. Das müsse dringend geändert werden, sagt Heiko Maas. Karl-Dieter Möller Der Fernsehjournalist sieht die geplante Abschaffung des Mordparagrafen kritisch. „Es gibt eigentlich keinen Grund dafür. Wir sind 60 Jahre immer gut mit der jetzigen Regelung gefahren“, sagt der langjährige ARD-Rechtsexperte, der viele spektakuläre Mordprozesse begleitet hat.
    „Die Richter haben im Großen und Ganzen immer einen Weg gefunden, vernünftige Urteile zu fällen – auch wenn es kompliziert war“, sagt der gelernte Jurist. Eine Reform würde wahrscheinlich dazu führen, dass es für Richter viel schwerer werde, eine lebenslängliche Strafe zu verhängen. Ernst-August und Matthias Wehrmann Die Tat rüttelte im Sommer 2013 die Nordsee-Insel Juist auf: Die 23-jährige Studentin Alexandra Wehrmann war nach einem Diskobesuch am Strand gewaltsam ums Leben gekommen.
    Der Täter hatte sie verprügelt, gewürgt und schließlich im Sand vergraben. 7 Jahre und 9 Monate Haft wegen Totschlags, so das Urteil des Landgerichts Aurich. „Wir haben den Glauben an die Justiz verloren“, beklagt Familie Wehrmann. Sie sieht eindeutige Hinweise auf Mord und fordert für den Täter „Lebenslänglich“. Die Familie ging in Revision. Dana Rudersdorf Die Krankenpflegerin kämpft bis heute mit den Folgen eines Mordversuchs. Als sie sich im letzten Jahr von ihrem Ehemann trennte, übergoss der 51-Jährige sie vor den Augen ihres Sohnes mit Benzin und beschoss sie mit einer Leuchtrakete.
    Dana Rudersdorf fing am ganzen Körper Feuer, rettete sich durch einen Sprung in den Gartenteich. Nur so überlebte die 37-Jährige das Attentat – mit schwersten Brandverletzungen. Ihr Ex-Mann wurde zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Salome Saremi-Strogusch Eine Nacht im September 2008 veränderte das Leben der Stewardess. Ihr Bruder hatte sich in einer Disco schützend vor ein Pärchen gestellt, das von vier jungen Männern bedroht wurde. Anschließend lauerten sie ihm vor der Tür auf, schlugen und traten den Studenten bewusstlos.
    Dann ließen sie ihn auf der Straße liegen. Wenig später überrollte ihn ein Taxi. Salome Saremi-Stroguschs Bruder starb. Drei Täter wurden 2009 wegen schwerer Körperverletzung zu Haftstrafen von drei bis sechs Jahren verurteilt. Ein Beschuldigter ist weiter flüchtig. „Mein Bruder ist tot. Ihm ist keine Gerechtigkeit widerfahren. Einer der Täter ist bereits wieder frei“, sagt die Mutter von zwei Kindern, die einen Verein für Toleranz und Zivilcourage gegründet hat. Prof. Dr. Helmut Kury Was macht einen Menschen zum Mörder? Seit rund 40 Jahren begutachtet der Psychologe Gewaltverbrecher wie den früheren RAF-Terroristen Christian Klar.
    Auch wenn ihn immer noch schockiert, welche grausamen Taten Menschen begehen können: Auf den zweiten Blick finde man immer die Beweggründe und Ursachen grausamen Verhaltens, sagt Helmut Kury. „Mörder waren in ihrer Kindheit oft selbst Opfer. Das entschuldigt ihre Tat nicht, erklärt sie aber.“ Das sei wichtig, um zukünftige Taten zu verhindern. In der Frage des Strafmasses fordert der Gutachter: „Weniger Strafe, mehr Therapie! Denn hohe Strafen bei Tötungsdelikten bewirken überhaupt nichts.“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 14.10.2014Das Erste
  • Folge 434
    „Allahs gottlose Krieger“ nannte der „Spiegel“ sie kürzlich: Die Terrormilizen des „Islamischen Staats“. Seit Monaten erscheint die westliche Welt unfähig, den Vormarsch zu stoppen. Im Gegenteil: Radikalisierte Muslime aus Europa lassen sich vom „IS“ rekrutieren. Rächt sich das lange politische Zaudern? Und kann sich der Glaubenskrieg an der türkischen Grenze auf die Türkei und dann sogar weiter nach Europa ausweiten? Gäste Antonia Rados (Auslandskorrespondentin) Ulrich Kienzle (Nahostexperte) Katrin Göring-Eckardt (Fraktionsvorsitzende),B’90/​Grüne) Günter Wallraff (Journalist) Kristiane Backer (Muslima und Moderatorin) Jakob Augstein (Chefredakteur „Der Freitag“) Antonia Rados Vor wenigen Wochen reiste die RTL-Journalistin durch Syrien und den Nordirak.
    Sie traf dort Kämpfer und Gegner der Terrormiliz „Islamischer Staat“: „Ich war überrascht, wie jung die Kämpfer waren. Die Hintermänner allerdings sind geübte Strategen und teilweise ehemalige Militärs von Saddam Hussein oder in Syrien des Assad-Regimes.
    Eine hochbrisante Mischung“, analysiert Antonia Rados, die auch mit IS-Opfern wie einer Mutter sprach, deren Tochter von den Terroristen entführt und – wie sie fürchtet – „versklavt“ wurde. Ulrich Kienzle Der frühere ARD-Korrespondent in Beirut warnt davor, den „IS“ zu unterschätzen. „Zum ersten Mal haben Terroristen ein Staatsgebiet von der Größe Hessens und bauen dort staatliche Strukturen auf.“ Das sei eine historische Zäsur.
    „Der ?IS’ ist eine größenwahnsinnige Truppe. Die sind blutrünstig und setzen ganz bewusst Morde als Propaganda ein“, sagt der frühere ZDF-Moderator („Frontal“). Der „IS“ wolle mit High-Tech zurück ins 7. Jahrhundert. Das werde auch ein Problem in Deutschland werden. Katrin Göring-Eckardt, B’90/​Grüne Ihre Forderung nach einer UN-Militärmission gegen die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ unter Beteiligung der Bundeswehr hat der Grünen-Politikerin Kritik in der eigenen Partei eingebracht.
    Deutschland müsse bei den Vereinten Nationen initiativ werden und sich für „ein robustes Mandat“ einsetzen. Der „IS“ sei „nur militärisch zu bekämpfen“, glaubt Katrin Göring-Eckardt. Es sei naiv zu glauben, Deutschland und Europa seien nicht bereits Teil dieses Konflikts. Günter Wallraff Seit seinem persönlichen Einsatz für den Schriftsteller Salman Rushdie, gegen den Ayatollah Chomeini vor 25 Jahren die Todesstrafe in Form einer Fatwa aussprach, warnt der Journalist vor den Gefahren eines wachsenden Islamismus, auch in der Türkei.
    2003 appellierte er hellsichtig an den damaligen Präsidenten der USA, George W. Bush, keinen Krieg gegen den Irak zu führen: „Sie werden zwar militärisch den Krieg gewinnen, gleichzeitig aber den Islamisten Tür und Tor öffnen.“ Kristiane Backer „Islam bedeutet Frieden. Der Prophet fordert und predigt Gewaltfreiheit“, sagt die frühere MTV-Moderatorin, die 1995 zum Islam konvertierte. Der so genannte „Islamische Staat“ habe mit dem Islam nichts zu tun.
    „Als die IRA gemordet hat, hat auch kein Mensch das Christentum als ?schlecht’ bezeichnet“, meint Kristiane Backer, die sich für Verhandlungen und gegen ein militärisches Vorgehen ausspricht. Jakob Augstein Der Publizist warnt vor einer deutschen militärischen Beteiligung im Krieg gegen den „Islamischen Staat“. „Wir haben uns zu Geiseln schrecklicher Bilder und starker Worte machen lassen. Politik im Zustand der Entrüstung ist gefährlich. Der Weg in den Krieg ist rutschig und führt abwärts“, sagt der „Phönix“-Moderator („Augstein und Blome“). Jetzt werde geradezu ein „Kampf gegen das Böse“ ausgerufen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.10.2014Das Erste
  • Folge 435
    Das Thema: „Betrüger und Betrogene: Lernen wir nichts dazu?“ „Wie konnte ich nur so dumm sein“ – so lautet fast immer die späte Erkenntnis von Betrugsopfern. Ist es Gutgläubigkeit oder Gier, die es den Tätern so einfach macht? Die Liste der Betrugsdelikte ist lang: Falsche Bettler, die auf das Mitleid setzen, übers Internet vermietete Ferienhäuser, die es gar nicht gibt, oder sogenannte „Schockanrufe“ von angeblichen Anwälten, die Geld für erfundene Operationen erpressen. Gäste: Halina Löffler (Betrugs- und Erpressungsopfer) Harald Hueber (Betrugsopfer) Mike Ulrich (Millionenbetrüger) und Jeanette Ulrich (seine Ex-Frau) Peter Escher (Fernsehmoderator) Victor Lazarro (Zauberer und Hütchenspieler) Bodo Pfalzgraf (Polizeihauptkommissar) Halina Löffler Die alleinerziehende Mutter sehnte sich nach einem neuen Partner.
    Über das Internet kontaktiert sie ein angeblicher Millionär und geschiedener Familienvater, der ihr wie ein Seelenverwandter erscheint. Zu diesem Zeitpunkt ahnt die 46-Jährige Hamburgerin nicht, dass der Traummann ein vorbestrafter Betrüger ist.
    Es beginnt ein krudes Spiel aus Manipulation, Drohungen und Erpressung, das Halina Löffler am Ende 45.000 Euro kostet. Harald Hueber „Glückwunsch, Sie haben 43.000 Euro gewonnen“, so gratulierte ihm eine angebliche Notarin am Telefon. Der Rentner müsse nur vorab 200 Euro überweisen. Der 78-Jährige lehnte ab, weil er diesen altbekannten Betrügertrick durchschaute. Doch als Minuten später das Telefon erneut klingelte und ein Mann sich als „Staatsanwalt von Interpol“ ausgab, schnappte die Falle zu: Harald Hueber wurde gebeten, bei einer Verbrecherjagd zu helfen.
    Mit angeblichen Scheinüberweisungen, einer erfundenen Belohnung und vielen dreisten Telefontricks schafften es die Betrüger, den früheren Architekten um 33.000 Euro zu betrügen. „Man hat an meine Hilfsbereitschaft appelliert und mich um meine Altersvorsorge gebracht“, klagt der Münchner. Mike Ulrich und Jeanette Ulrich Angeklagt wegen Urkundenfälschung und gewerbsmäßigem Betrug in 25 Fällen: Nachdem er unverschuldet in eine finanzielle Notlage geraten war, hatte der vierfache Familienvater mit gefälschten Unterlagen bei Banken Kredite in Millionenhöhe für angebliche Immobilienkäufe erschwindelt.
    Seiner Frau Jeanette hatte Mike Ulrich nichts davon erzählt. Als eines Morgens die Polizei an der Tür steht, bricht das Lügengebäude zusammen. Der Unternehmensberater wird zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.
    Seine Ehe scheitert wegen des Betrugs. Peter Escher Falsche Handwerker, Internetkriminalität, angebliche Gewinnspielgewinne: Seit 20 Jahren kümmert sich der „MDR-Robin Hood“ und „Problemlöser des deutschen Fernsehens“ um Opfer von Betrug und Abzocke. Seine Erfahrung aus tausenden Fällen: „Die Polizei ist heillos überfordert. Wenn sie die eine Masche endlich verstanden haben, gibt es bereits eine neue“. Aber auch den Verbrauchern gibt Peter Escher eine Mitschuld.
    Victor Lazarro Allen Warnungen zum Trotz: Tag für Tag verdienen Hütchenspieler immer noch viel Geld mit dem abgekarteten Spiel, vor allem an Touristenplätzen. Der Berliner Zauberer wundert sich, warum Menschen immer noch auf diese Masche reinfallen: Ein Komplize des Trickbetrügers gaukelt einen Gewinn vor und dann verläuft das falsche Spiel immer nach derselben perfekten Choreographie. Wer sich darauf einlässt, gewinnt nie. Victor Lazarro zeigt die Tricks der Täter. Bodo Pfalzgraf „Betrug ist ein Massendelikt, vor allem das Internet hat zu einer explosionsartigen Vermehrung der Fallzahlen beigetragen“, weiß der Berliner Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft.
    So werde zum Beispiel die Vereinsamung älterer Menschen von den Tätern gnadenlos ausgenutzt. Verbrecherbanden entwickelten sogar eine Software, mit deren Hilfe sie altmodische Vornamen im Telefonbuch finden, warnt der Polizeihauptkommissar: „Die Ganoven entwickeln täglich neue Ideen“. Dagegen helfe nur gesundes Misstrauen, nicht an hohe Gewinnversprechen zu glauben und beim Online-Banking vorsichtig zu sein. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 28.10.2014Das Erste
  • Folge 436
    Sie sind auf Sinnsuche oder wollen ihr Leben Gott widmen und geraten in die Fänge von Glaubensgemeinschaften. Doch die Heils- und Glücksversprechen, die viele Menschen anlocken, erfüllen sich meist nicht. Stattdessen herrscht blinder Gehorsam, Sektenmitglieder werden kontrolliert, mit Psychotricks oder körperlicher Gewalt unterdrückt. Kritische Fragen sind tabu. Warum haben dennoch Sekten mit ihrem oft schlichten Weltbild einen solchen Zulauf? Doris Wagner Schon als Teenager war die junge Katholikin begeistert vom Ordensleben und wollte unbedingt eine „Braut Christi“ werden.
    Mit 19 Jahren trat die Abiturientin in eine kleine, streng gläubige katholische Ordensgemeinschaft ein, zog in ein österreichisches Kloster und später nach Rom, wo sie mehrmals Papst Benedikt XVI. traf. Doch bald wurde Doris Wagner von den Oberen kontrolliert, manipuliert, unter Druck gesetzt und schließlich von einem Priester sexuell missbraucht: „Ich habe kapiert, wenn ich überleben will, muss ich mich befreien“. 2011 verließ sie die Glaubensgemeinschaft wieder, heiratete und schreibt an ihrer Doktorarbeit in Philosophie.
    Christian Reip „Ich hatte keine Kindheit, sondern einen 18 Jahre langen Albtraum“, sagt der 22-Jährige, der von Geburt bei den „Zwölf Stämmen“ lebte, bis er vor vier Jahren die christliche Sekte mit seinen Eltern und einem Teil der Geschwister verließ. Seitdem warnt der Auszubildende immer wieder vom gnadenlosen Umgang mit Kindern: „Du hast als Kind keine Rechte und bist hoffnungslos verloren“. In seiner Kindheit und Jugend sei kein Tag ohne Schläge vergangen.
    Als das Jugendamt im September 2013 knapp 30 Kinder aus der Sekte holte, waren auch Neffen und Nichten von Christian Reip betroffen, die nach wie vor bei den „Zwölf Stämmen“ lebten. Michael Langhans Der Verteidiger der „Zwölf Stämme“ kritisiert das harte Vorgehen der Behörden. Man könne der Gemeinschaft keine Systematik in der Züchtigung beweisen. „Da werden ganze Familien bestraft, weil sie in einer Glaubensgemeinschaft leben, ohne dass die einzelnen Umstände betrachtet werden“, sagt Michael Langhan Joachim Huessner Auf der Suche nach alternativen Heilmethoden kam seine Frau in Kontakt mit einem Meditationslehrer und besuchte immer häufiger dessen Seminare.
    Mehr und mehr entfremdete sich die Krankenschwester von ihrer Familie. Sie verließ Joachim Huessner und die beiden gemeinsamen Söhne, um in der Nähe des esoterischen Gurus zu leben. „Meine Frau glaubte, dass sie durch den Guru direkte Anweisungen von Gott bekommt“, sagt Huessner. Nach drei Jahren in der Sekte nimmt sie sich das Leben. Ihr Mann ist sich sicher: „Der ganze Weg, den ihr der Guru angeboten hat, hat dazu geführt, dass sie ihr Leben zerstört und keinen anderen Ausweg gefunden hat“.
    Sabine Riede Die Geschäftsführerin der „Sekten-Info Nordrhein Westfalen“ betreut seit über 20 Jahren Aussteiger und Angehörige von Mitgliedern aus den unterschiedlichsten Sekten. Ob christlich-fundamentalistisch oder esoterisch orientiert, die Sektenexpertin warnt vor solchen Glaubensgemeinschaften: „Wenn jemand länger als drei Jahre in einer Sekte bleibt, gibt es kaum eine Chance, ihn da rauszuholen.
    Je länger man in einer Sekte ist, desto schwieriger ist es, sich davon zu lösen“. Gary Lukas Albrecht „Eine Sekte glaubt im Besitz der alleinigen Wahrheit zu sein: Es gibt eine strenge Aufteilung der Welt in Gut und Böse, Kritik ist nicht erwünscht. Sekten sind oft wissenschaftsfeindlich und lehnen die „normale“ Welt ab; sie behaupten, dort herrsche Unmoral oder der Teufel selbst“, sagt der Sektenbeauftrage des Bistums Essen. Der Unterschied zwischen Orden und radikalen Sekten sei, dass „die Brüder und Schwestern lange auf die Gemeinschaft vorbereitet werden und jederzeit wieder austreten können“. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 11.11.2014Das Erste
  • Folge 437
    9,5 Mio. Menschen in Deutschland konsumieren Alkohol in gesundheitlich riskanter Form“, sagt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung. Hinzu kommen 120.000 bis 150.000 Opiatabhängige (z.B. Heroin) und 600.000 Menschen, deren Cannabiskonsum gesundheitsschädigend ist. Die Einschätzung der Politik beweist: Drogen gehören zum Alltag vieler Menschen in Deutschland. Vor allem „Crystal Meth“ ist immer mehr auf dem Vormarsch, wie der polizeiliche Rekordfund von 2,9 Tonnen Grundstoff der Droge im Marktwert von 184 Mio. EUR diese Woche zeigt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 18.11.2014Das Erste
  • Folge 438
    Als Folge der Kriege im Mittleren Osten steigt die Zahl der Flüchtlinge dramatisch. Auch in Deutschland. Die Zahl der bewilligten Asylanträge ist auf dem höchsten Stand seit 20 Jahren. Kommunen wissen nicht, wohin mit den Flüchtlingen. Anwohner von neu errichteten Flüchtlingsunterkünften beklagen sich, fürchten um den Wert ihrer Immobilien. Reagieren wir über in einem der weltweit reichsten Länder und schüren wir unverantwortlich Ängste? Oder sind die Sorgen um den sozialen Frieden berechtigt?
    Gäste: Frauke Petry (AfD-Vorsitzende Sachsen), Heiner Geißler (CDU-Politiker), Elias Bierdel (Ex-„Cap Anamur“-Chef), Hugo Müller-Vogg (Journalist), Dr. Farzam Vazifehdan (Vom Flüchtling zum Chefarzt), Judith Assländer (nimmt Flüchtlinge in Familie auf)
    Frauke Petry: „Wir helfen Wirtschaftsflüchtlingen nicht, indem wir sie aufnehmen und sie dann hier auf der Straße, auf dem Schwarzmarkt oder im Niedriglohnsektor landen. Da tummeln sich schon genug Deutsche oder EU-Europäer“, sagt die sächsische Landesvorsitzende der AfD. Die Lösung müsse ganz klar vor Ort passieren, mit guter Entwicklungshilfe zur Selbsthilfe. „Wir wissen alle, dass Europa nicht halb Afrika aufnehmen kann“, warnt Frauke Petry.
    Heiner Geißler: „Ich spüre Wut und Entsetzen, wenn ich sehe, dass Europa nicht in der Lage ist, die Situation von Flüchtlingen zu verbessern. Wer um Leib und Leben fürchtet, wie beispielsweise viele Menschen in Syrien, braucht einen Ort der Zuflucht“, sagt der frühere CDU-Generalsekretär, der sich seit über 30 Jahren für Zuwanderung und Integration einsetzt. In Deutschland gebe es ein Asylproblem, weil die Unterbringung der Flüchtlinge falsch organisiert sei: „Wer Hilfsbedürftige in Turnhallen zusammenpfercht, darf sich nicht wundern, wenn Konflikte entstehen“, schimpft Heiner Geißler.
    Elias Bierdel: Der Menschenrechtsaktivist kritisiert scharf die Abschottung Europas gegen die Nachbarländer im Süden. Weil die EU keine legalen Zugangswege für Migranten aus Afrika offenlasse, sei sie mitverantwortlich für die Schlepperbanden und den Tod vieler Flüchtlinge, sagt Elias Bierdel, der vor zehn Jahren mit dem Schiff der Cap Anamur vor der italienischen Küste Flüchtlinge vor dem Ertrinken rettete und dafür ins Gefängnis sollte.
    Hugo Müller-Vogg: Dass Menschen aus Kriegsgebieten aufgenommen werden, sei selbstverständlich, sagt der frühere F.A.Z-Herausgeber, im Unterschied zu Wirtschaftsflüchtlingen. Hugo Müller-Vogg warnt nicht zuletzt vor den Folgen für die Herkunftsländer der Migranten: „Es sind eben nicht die Ärmsten, die zu uns kommen. Wir nehmen den Ländern ihre besten Leute weg, die dort etwas verändern könnten“, glaubt der „Bild“-Kolumnist.
    Dr. Farzam Vazifehdan: Mit 16 Jahren flüchtete der Stuttgarter Chefarzt aus dem Iran nach Deutschland. Als guter Schüler wollte er Abitur machen und studieren. Was folgte, war ein jahrelanger Kampf mit den Behörden: „Als Ausländer sollte ich zur Hauptschule gehen und danach arbeiten.“ Er hatte Angst vor Abschiebung. Schließlich setzte sich Farzam Vazifehdan durch und machte eine glänzende Karriere als Mediziner. „Deutschland lässt Menschen mit großem Potenzial in den Flüchtlingsheimen vor sich hinvegetieren, obwohl überall Fachkräfte fehlen“, beklagt der 47-Jährige.
    Judith Assländer: Die Mutter von vier Kindern und ihr Lebensgefährte entschieden im Sommer, jugendliche Flüchtlinge, die ohne Eltern nach Deutschland gekommen sind, in ihrer Familie aufzunehmen. Für die 37-Jährige ist dieses ungewöhnliche Engagement ein Gewinn: „Das Zusammenleben mit den Jungen aus Somalia, Eritrea oder Afghanistan ist spannend. Wir lernen viel voneinander. Es ist ein bisschen wie eine Weltreise – nur bei mir zu Hause.“ Dass es dabei auch zu Reibereien und Schwierigkeiten kommen kann, verschweigt Judith Assländer nicht. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 25.11.2014Das Erste
  • Folge 439
    Ronald B. Schill: „Die Maßlosigkeit wurde mir zum Verhängnis“, sagt er heute. Seine harten Urteile trugen ihm den Titel „Richter Gnadenlos“ ein. Nach dem Erfolg seiner rechtspopulistischen Partei bei den Hamburger Bürgerschaftswahlen 2001 wurde Ronald Barnabas Schill hochumstrittener Innensenator im Kabinett des CDU-Bürgermeisters Ole von Beust, der ihn 2003 nach einem politischen Skandal entließ. Schills politisches Comeback mit einer neuen Partei scheiterte. Er verließ Deutschland, machte Schlagzeilen, u.a. wegen Kokainkonsums. Heute lebt der 56-Jährige in einem Armenviertel in Rio.
    Eike Immel: Er zählte jahrelang zu den besten deutschen Torhütern: Mit gerade mal 17 Jahren feierte er sein Bundesligadebüt, mit 20 wurde Nationaltorwart. Der Junge aus der hessischen Provinz machte rasant Karriere, bei Dortmund, Stuttgart, Manchester City. Schnelle Autos, Frauen, Luxus-Immobilen gehörten dazu. 2008 dann der Absturz: Schulden im sechsstelligen Bereich, Privatinsolvenz, Prozesse wegen Betrugs. „Es hat Tage gegeben, an denen ich keine zehn Cent hatte, um mir morgens ein Brötchen zu schmieren“, sagt Eike Immel heute.
    Nino de Angelo: Es war der Fluch des frühen Erfolgs: „Jenseits von Eden“ wurde 1983 für den damals 19-Jährigen zum größten Hit. Fortan kostete Nino de Angelo die dunklen Seiten eines Promi-Leben voll aus: Alkohol, Kokain, Geld verprasst. Mit Millionenschulden musste er in die Insolvenz. Drei Ehen gingen in die Brüche. Er erkrankte an Krebs, verlor zeitweise die Stimme, sein „größtes Kapital“, wie der Sänger (Neues Album „Meisterwerke. Lieder meines Lebens“) sagt. Trotz seines Achterbahnlebens gesteht di Angelo: „Ich gehe gerne bis zum Abgrund. Wenn man am Abgrund steht, kann man sehr viel lernen.“
    Yvonne Holthaus: Ein schicksalsreiches Leben mit oft mehr Tiefen als Höhen, so beschreibt die 38-Jährige, was ihr an Unglück widerfahren ist: Nach der Trennung von ihrem Partner blieb die damalige Steuerfachgehilfin auf einem Schuldenberg sitzen, musste Privatinsolvenz anmelden. Ihr neuer Lebensgefährte betrog sie und führte ein Doppelleben. Die größte Tragödie: Ihre Mutter wurde ermordet, im Auftrag ihres Vater. Yvonne Holthaus (Buch: „Mit dem Gesicht zur Sonne“) aber verblüfft mit ihrem Optimismus: „Kein Schicksal im Leben kann so schlimm sein, als dass man sich selbst und aufgibt.“
    Wolfgang Ködel: Jedes Jahr verschwinden in Deutschland tausende Menschen. Die meisten tauchen nach wenigen Tagen wieder auf, nicht aber Wolfgang Ködel. Der Unternehmer drohte mit seinem verschuldeten Betrieb Pleite zu gehen. Der Schlosser entschied, alles hinter sich zu lassen, schloss eines Tages sein Haus ab und zog mit einem Zelt in den Wald. Hier lebte der Bayer drei Jahre versteckt, ohne jeden Kontakt zu Menschen und ernährte sich von Supermarktabfällen. Jetzt kehrte Wolfgang Ködel zurück. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 02.12.2014Das Erste
  • Folge 440
    Der Unterhaltsstreit zwischen Christine Neubauer und ihrem Ex-Mann sorgt in diesen Tagen für Schlagzeilen. Warum muss die Schauspielerin dem Sportmoderator, der arbeitet und Geld verdient, monatlichen Unterhalt zahlen? Oder ist das mehr als gerecht, weil sie fast 25 Jahre verheiratet waren? Eine späte Scheidung – damit liegen sie übrigens im Trend: Die Zahl der Paare, die sich nach langer Ehe trennen, steigt seit Jahren. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 09.12.2014Das Erste
  • Folge 441
    Was biologisch im Kopf passiert, wenn man an Alzheimer erkrankt, weiß die medizinische Forschung. Aber wie fühlt sich Demenz für den Patienten an? Wie empfindet er den geistigen Abbau? Demenz ist neben Krebs die Krankheit, vor der die meisten Deutschen Angst haben. Nicht ganz zu Unrecht: Es ist die Volkskrankheit der alternden Gesellschaft.
    Gäste: Til Schweiger (Schauspieler und Regisseur)
    Dieter Hallervorden (Schauspieler)
    Christel und Uwe Steglich (Ehepaar)
    Martina Rosenberg (Buchautorin und Tochter einer Demenzkranken)
    Prof. Dr. Frank Jessen (Mediziner und Demenzexperte)
    Til Schweiger
    Wie geht eine Familie mit der Demenzerkrankung von Angehörigen um? In seinem neuen Film „Honig im Kopf“ (ab 25. Dezember im Kino) beschäftigt sich der Filmproduzent mit der „schlimmsten Krankheit, die man kriegen kann“, wie er sagt. Til Schweiger pflegte seinen eigenen Großvater, der unter Demenz litt. Aus der Sicht von heute weiß der Schauspieler, welche Fehler einem dabei unterlaufen können, zum Beispiel wenn man versucht, den Kranken zu korrigieren.
    Dieter Hallervorden
    „Meine Mutter hatte Demenz“, sagt der Schauspieler. Um sich auf die Figur des demenzkranken Großvaters in dem Til Schweiger-Film „Honig im Kopf“ vorzubereiten, zog der 79-Jährige für zwei Wochen in eine Demenz-WG. „Diese Einblicke haben mich ziemlich belastet. Ich war nah dran, die Rolle abzugeben“, berichtet Dieter Hallervorden, der bereits für seinen letzten Kinoauftritt als alter Marathonläufer von Publikum und Kritik gefeiert wurde.
    Christel und Uwe Steglich
    Über 40 Jahre verheiratet führten sie mit Kindern und Enkelkindern ein glückliches Leben. 2010 der Schock: der heute 69-Jährige zeigt Symptome einer Demenz, bemerkt von seiner Frau, die in ihrer Familie bereits Erfahrungen mit der Krankheit hatte. Ein Jahr später bestätigen sich die Befürchtungen: Diagnose Alzheimer. Christel und Uwe Steglich müssen ihr Leben neu gestalten. Das Ehepaar tut es mit Zuversicht, Pragmatismus und mit Humor, sagen beide, auch wenn es Momente gibt, „in denen wir sehr traurig sind“.
    Martina Rosenberg
    „Mutter, wann stirbst Du endlich“ – mit diesem provokativen Buchtitel brach Martina Rosenberg vor zwei Jahren ein Tabu, weil sie das Ideal der stets geduldigen, hilfsbereiten Angehörigen in Frage stellte. Ihre Mutter erkrankte an Demenz, der depressive Vater war hilflos. Martina Rosenberg übernahm als Tochter für fünf Jahre die Pflege: Die kranke Mutter versorgen, sich um die Familie kümmern, beruflich weiter mithalten – der aufreibende Alltag machte Martina Rosenberg krank.
    Prof. Dr. Frank Jessen
    „Demenz wird in den nächsten Jahrzehnten nicht heilbar sein, aber man kann die Krankheit hinauszögern, wenn sie früh genug erkannt wird“, sagt der Arzt, der Gedächtniserkrankungen im Alter wie Alzheimer und Demenz an der Bonner Universitätsklinik und dem „Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen“ erforscht. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 16.12.2014Das Erste
  • Folge 442
    Die Terroranschläge von Paris haben erneut die Diskussion entfacht, ob der Islam und die westliche Gesellschaft zusammen passen. Islamkritiker sehen sich bestätigt, die muslimische Gemeinschaft fühlt sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Viele Menschen sind ratlos und fragen sich, wie wir mit radikalen Muslimen auf der einen und fremdenfeindlichen Deutschen auf der anderen Seite umgehen sollen.
    Gäste: Alfred Grosser (Publizist), Alexander Gauland (AfD, stellv. Vorstandssprecher), Volker Beck (B’90/​Grüne, Innenpolitischer Sprecher), Necla Kelek (Soziologin und Islamkritikerin), Carla Amina Baghajati (Medienreferentin, Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich)
    Alfred Grosser: Der Sozial- und Politikwissenschaftler lebt seit vielen Jahrzehnten in Paris und gilt als einer der wichtigsten europäischen Intellektuellen. In Frankfurt geboren, emigrierte Alfred Grosser mit seinen Eltern 1933 nach Frankreich. Die islamistischen Attentäter hätten nicht erreicht, was sie wollten – für Angst und Schrecken zu sorgen, sagt der 89-Jährige. Bei der Ausbreitung von rechtspopulistischen Bewegungen sieht er klare Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich.
    Alexander Gauland: „All diejenigen, die bisher die Sorgen der Menschen vor einer drohenden Gefahr durch Islamismus ignoriert oder verlacht haben, werden durch diese Bluttat Lügen gestraft“, sagt der brandenburgische AfD-Fraktionsvorsitzende. Die Terror-Anschläge von Paris zeigen, wie fragil und schutzbedürftig die Grundwerte unserer Gesellschaft seien. „Vor diesem Hintergrund erhalten die Forderungen von Pegida besondere Aktualität und Gewicht“, sagt Alexander Gauland.
    Volker Beck: „Das Ziel islamistischer Terroristen ist es, Feindschaft in unsere Gesellschaften zu tragen“, sagt der Grünen-Politiker. Es gefährde aber unsere Freiheit, wenn dieser Terroranschlag zur pauschalen Kritik und Verunglimpfung von Muslimen missbraucht werde, warnt Volker Beck. Christen, Muslime und Juden müssten „jetzt Seit an Seit den gesellschaftlichen Frieden gegen Terroristen und Hetzer verteidigen“.
    Necla Kelek: „Die Rechtsextremen machen mir die gleiche Angst wie die islamistischen Extremisten“, sagt die Soziologin und Autorin („Die verlorenen Söhne“), die seit Jahren islamisch geprägte Parallelgesellschaften untersucht und dabei Zwangsehen, das Kopftuch oder die Indoktrination junger Muslime in Moscheen kritisiert.
    Carla Amina Baghajati: „Ich würde den Tätern absprechen, von Religion überhaupt eine Ahnung zu haben“, sagt die österreichische Muslima, die vor 25 Jahren zum Islam übertrat. „Sie kalkulieren damit, dass die Islamfeindlichkeit steigt“. Die Terroranschläge seien nicht nur ein Missbrauch der Religion, sondern ein Angriff auf die Religion, beklagt die Medienreferentin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 13.01.2015Das Erste

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