Staffel 4, Folge 1–8

Staffel 4 von „Kunst und Mythos“ startete am 19.12.2010 bei arte.
  • Staffel 4, Folge 1
    Im Jahre 1931 nahm Michel Leiris an der von dem Ethnologen Marcel Griaule geleiteten Dakar-Djibouti-Mission teil. Der heute in der Sendung vorgestellte Kultgegenstand ist eines der originellsten Fundstücke, die von der Forschungsreise nach Frankreich gelangten. 1980 wurde der Fetisch auf die Liste der 100 Meisterwerke des Pariser „Musée de l’Homme“ (Völkerkundemuseum) gesetzt. Heute wird er im „Musée du Quai Branly“ (Museum für außereuropäische Kunst) aufbewahrt. Der massive Gegenstand, der 45 Zentimeter hoch und etwa 20 Kilo schwer ist, hat die Gestalt eines Tieres und erinnert entfernt an einen Büffel. Charakteristisch für die Bolis ist die bräunliche Masse, mit der sie überzogen sind: geronnenes Blut.
    „Das Blut haucht diesen Objekten Leben ein. Die Materie ergießt sich wie Lava über die Form und haucht ihr Leben ein. Schließlich handelt es sich um Blut. Die Materie bildet damit den eigentlichen Grundstoff dieser Objekte, die selbst ein kleiner Kosmos sind. Wenn man sie im Computertomographen betrachtet, sehen sie je nach Bildauflösung und Blickwinkel wirklich aus wie ein Kosmos“, erklärt Johann Levy. Bei dem Gegenstand handelt sich um eine Kraftfigur (Boli) des malischen Bamana-Volkes. Die an diesen Fetischen vorgenommenen Opferhandlungen sollten den Lauf der Dinge beeinflussen. Und bei den rituellen Handlungen, weiß man heute, erschien die geheimnisvolle Gottheit Kono selbst in Gestalt eines maskierten Tänzers. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.12.2010arte
  • Staffel 4, Folge 2
    Im Mittelalter waren Schreinmadonnen in ganz Europa verbreitet. Warum verschwanden sie im 15. Jahrhundert plötzlich von der Bildfläche? Die im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg aufbewahrte Schreinmadonna ist eine der seltenen heute noch erhaltenen Skulpturen früher abendländischer Sakralkunst. Das Besondere der Schreinmadonna ist ihre Figurenkonzeption: In geschlossenem Zustand zeigt sie die thronende Madonna mit dem Jesuskind. Werden die Seitenteile geöffnet, zeigt sich eine Schutzmantelmadonna, deren Mittelteil der Gnadenstuhl als Symbol der Dreieinigkeit bildet; eingehüllt in die Innenseite ihres Mantels erbitten Schutzflehende den Beistand der Gottesmutter.
    Diese Darstellungsform der Heiligen Dreifaltigkeit – im Zentrum die Jungfrau Maria – gehörte zur Bildkultur des Deutschen Ordens, die im Zuge der Gegenreformation aus theologischen Gründen bekämpft wurde. „Kunst und Mythos“ stellt in der heutigen Ausgabe zum ersten Mal einen Kunstgegenstand vor, der kein „exotisches“ Fundobjekt ist, sondern ein Werk der europäischen Kirchenkunst. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.12.2010arte
  • Staffel 4, Folge 3
    Der surrealistische Maler Kurt Seligmann brachte 1938 von einer viermonatigen Reise an die Nordwestküste Kanadas einen geschnitzten Totempfahl mit. Später wurde er als Seligmann-Pfahl beziehungsweise Kaiget-Pfahl bekannt. Seligmann hatte ihn nach langen Verhandlungen von den dort lebenden Indianern erworben. Genauer gesagt vom Wet’suwet’en-Stamm in dem in Britisch-Kolumbien gelegenen Dorf Hagwilget. Der Pfahl wurde ab 1939 im Säulengang des Pariser Musée de l’Homme ausgestellt und zählt heute zu den Vorzeigestücken des Musée du Quai Branly. Außergewöhnlich an ihm sind sowohl seine Größe von 15 Metern Höhe als auch seine Geschichte: Dieses Objekt steht für Macht, für Hierarchie, für das Territorium. Der Wappen-Pfahl erzählt von der Abstammung der Indianer, die ihre Identität stark im Nordwesten Kanadas verankert sahen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 09.01.2011arte
  • Staffel 4, Folge 4
    Wanderer zwischen den Welten: Um mit der Welt der Geister in Kontakt zu treten und zwischen ihnen und den Lebenden zu vermitteln, kleiden sich die sibirischen Schamanen in ein schweres Gewand aus Rentierhaut, auf das symbolische Metallgegenstände und Stoffbehänge genäht sind. Der sehr seltene Ewenken-Mantel aus dem 19. Jahrhundert stammt aus dem ostsibirischen Stanowoigebirge. Zu ihm gehört auch eine Mütze aus Stoff und Eisen in Form eines Hirschgeweihs. Der weltweit verbreitete Schamanismus soll seinen Ursprung in Sibirien haben. Der Begriff „Schamane“ stammt wahrscheinlich aus dem Ewenkischen „samane“, „hamane“, und bedeutete ursprünglich „der Wissende“, „der Weise“ oder auch „der Rasende“. Der Schamanismus wurde bereits in den 30er Jahren von der kommunistischen Regierung verboten. Der heutige Film versucht anhand des Gewandes die Rituale der Schamanen wieder lebendig werden zu lassen und die Bedeutung des Kleidungsstücks zu ergründen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 23.01.2011arte
  • Staffel 4, Folge 5
    Der aus Vulkangestein bestehende, mit Menschenhaut überzogene aztekische Torso aus dem 15. Jahrhundert spielte eine Rolle bei Kult- und Opferhandlungen aztekischer Würdenträger zu Ehren des Gottes Xipe Totec. Sein Name bedeutet auf Deutsch „unser Herr, der Geschundene“. War Xipe Totec der Schutzgott der Geopferten, der Gott der Bauern oder der Krieger? Zweifelsohne nahm er im Pantheon der Azteken einen wichtigen Platz ein. Die aztekischen Glaubensvorstellungen – und die damit verbundenen Rituale, einschließlich der Menschenopfer – wurden später von den Konquistadoren unterdrückt und ausgemerzt. Der Hintergrund der Tötungsrituale erklärt sich unter anderem in der religiösen Überzeugung, ein Gleichgewicht zu schaffen.
    Die rituelle Welt bot Erlösung, indem sie dieses Gleichgewicht wahrte. Dafür wurden solche aus heutiger Sicht sehr grausamen Rituale durchgeführt. Auch Objekte wurden zerstört, Keramiken oder andere Dinge, die sich in den Häusern der Azteken befanden. Die Zerstörung schaffte nach den Vorstellungen der Azteken Erneuerung, damit die Sonne wieder aufging und Tag und Nacht herrschten. Man musste sterben, um geboren zu werden. Auf seinem Siegeszug spürte das Christentum den heidnischen Kultobjekten wie der in der Sendung vorgestellten Statue nach, um sie zu vernichten. Wie sind diese Schätze, die heute Unvorstellbares erzählen, aus moderner Sicht einzuordnen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 30.01.2011arte
  • Staffel 4, Folge 6
    „Papunya, Felsloch im Westen von Kintore“ ist der Name eines 2002 entstandenen Acrylgemäldes auf Leinwand von Ningura Napurrula. Die Aborigine-Künstlerin vom Pintupi-Stamm malt die mythischen Orte, an denen die Vorfahren der australischen Ureinwohner in der „Traumzeit“ einst die Landschaft erschaffen haben sollen. Das Felsloch auf seinem Gemälde hat einen besonderen Stellenwert, denn es ist Eigentum der Künstlerin und hat einen Namen. Auf Anregung des Kunstlehrers Geoffrey Bardon, der 1971 in das Dorf Papunya kam, um Zeichnen zu unterrichten, malten die Aborigines der zentralaustralischen Wüste seither ihre Bilder auf Leinwand.
    Eigentlich waren sie es gewohnt, ihre Motive in den Sand zu zeichnen. In dieser Zeit erhoben die Ureinwohner auch erstmals Anspruch auf den Grund und Boden ihrer Vorfahren. Die Kunst spielte eine wichtige Rolle dabei, den Aborigines zu ihrem Recht auf Anerkennung als Ureinwohner Australiens zu verhelfen. Und den Mythos zu zerschlagen, dass Australien ein unbewohntes Land war, bis die Weißen kamen. Die Gemälde der Aborigines finden in der zeitgenössischen Kunstszene mittlerweile großen Anklang, obwohl es noch bis vor wenigen Jahren eine Debatte darüber gab, ob diese Bilder überhaupt Kunst seien. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 13.02.2011arte
  • Staffel 4, Folge 7
    Zum ersten Mal behandelt die Reihe „Kunst und Mythos“ ein Exponat aus dem japanischen Kulturkreis. Die kleine Statue stellt Ta Nokami dar, die Schutzgottheit der Reisfelder und Ernten. Sie entstand in den 50er Jahren in der Provinz Kagoshima im Süden der Insel Kyushu, der westlichsten der vier großen Inseln Japans. Reis ist das Hauptnahrungsmittel der Japaner, und daher ist der Ta Nokami schon seit Urzeiten eine wichtige Gottheit für die Japaner. Statuen zieren den Rand vieler Reisfelder. Von der Straße aus gut sichtbar, wachen sie über die Erträge.
    Die Ta Nokami-Figuren sind typisch für den Bezirk Kagoshima, der sich als nicht besonders reiche Region auf die Herstellung der Statuen spezialisiert hat. Mal sind sie komplett in Stein gemeißelt, mal ist ein Steinmännchen einfach mit bunten Gesichtszügen bemalt. Oft erinnern die Ta Nokami an einen lachenden Bauern. Zum Frühlingsanfang werden die Ta Nokami von einem Ort zum nächsten gebracht. Dieser festliche Umzug ist ein Ereignis, an dem das ganze Dorf teilnimmt.
    Die Prozession wird von Trommelschlägen begleitet. Zu dieser ländlichen Tradition gehört auch ein Tanz, bei dem sich ein Mann als Ta Nokami verkleidet. Eine nähere Untersuchung der phallusförmigen Ta Nokami, ausgehend von einem Objekt, das heute im Pariser Musée du Quai Branly zu sehen ist und als Reisesouvenir oder Talisman nach Europa gekommen sein kann, klärt über zentrale religiöse und symbolische Aspekte der japanischen Kultur auf und beleuchtet das komplexe Verhältnis der Japaner zu Glaubensvorstellungen und Kulten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMo 28.02.2011arte
  • Staffel 4, Folge 8
    Seit Jahrhunderten verwenden die Äthiopier zu Heilzwecken Pergamentrollen, die mit Gebeten und Bildern Dämonen und andere böse Geister vertreiben sollen, die für Krankheiten verantwortlich gemacht werden. Besonders Analphabeten sollen mit Hilfe der Bilder Schutz finden. Diese Rolle stammt aus der nordäthiopischen Tigris-Region und wurde vermutlich zu Beginn des 19. Jahrhunderts von einem „Debtera“, hergestellt. „Debtera“ waren kirchlich ausgebildete Schriftkundige und zugleich Medizinmänner, die sich in Heilpflanzenkunde auskannten und Krankheiten mit Talismanen und magischen Ritualen zu heilen versuchten. Heute werden diese Rollen nur noch heimlich verwendet. Die Militärregierung forderte die Gelehrten auf, ihr Wissen preiszugeben, doch die Gelehrten verlangten dafür einen Lohn. Viele wurden eingesperrt, die anderen üben ihre Tätigkeit im Verborgenen aus. Doch die Nachfrage nach Schutz vor bösen Geistern schwindet … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 13.03.2011arte

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