Im Jahre 1931 nahm Michel Leiris an der von dem Ethnologen Marcel Griaule geleiteten Dakar-Djibouti-Mission teil. Der heute in der Sendung vorgestellte Kultgegenstand ist eines der originellsten Fundstücke, die von der Forschungsreise nach Frankreich gelangten. 1980 wurde der Fetisch auf die Liste der 100 Meisterwerke des Pariser „Musée de l’Homme“ (Völkerkundemuseum) gesetzt. Heute wird er im „Musée du Quai Branly“ (Museum für außereuropäische Kunst) aufbewahrt. Der massive Gegenstand, der 45 Zentimeter hoch und etwa 20 Kilo schwer ist, hat die Gestalt eines Tieres und erinnert entfernt an einen Büffel. Charakteristisch für die Bolis ist die bräunliche Masse, mit der sie überzogen sind: geronnenes
Blut. „Das Blut haucht diesen Objekten Leben ein. Die Materie ergießt sich wie Lava über die Form und haucht ihr Leben ein. Schließlich handelt es sich um Blut. Die Materie bildet damit den eigentlichen Grundstoff dieser Objekte, die selbst ein kleiner Kosmos sind. Wenn man sie im Computertomographen betrachtet, sehen sie je nach Bildauflösung und Blickwinkel wirklich aus wie ein Kosmos“, erklärt Johann Levy. Bei dem Gegenstand handelt sich um eine Kraftfigur (Boli) des malischen Bamana-Volkes. Die an diesen Fetischen vorgenommenen Opferhandlungen sollten den Lauf der Dinge beeinflussen. Und bei den rituellen Handlungen, weiß man heute, erschien die geheimnisvolle Gottheit Kono selbst in Gestalt eines maskierten Tänzers. (Text: arte)