bisher 474 Folgen, Folge 426–450

  • Folge 426
    Davon haben Mathias Behrens und seine Lebensgefährtin schon lange geträumt: eine Kreuzfahrt von St. Petersburg nach Moskau. Für 950 Euro haben sie die elftägige Flussreise bei einem Discounter gebucht. Per Internet offeriert der Discounter eine Reise auf einem so genannten russischen Mittelklasseschiff. Aber was ist in Russland Mittelklasse? Die MS „Fedin“ wurde 1980 in der DDR gebaut. Sie gehört zu den größten Flusskreuzfahrtschiffen, die je zusammengeschweißt wurden, mit einem Passagiervolumen von 240 Gästen. Doch nicht alle Gäste auf der MS „Fedin“ reisen zum Schnäppchenpreis.
    So haben zwei Freundinnen aus Norderstedt für die Flusskreuzfahrt 2.100 Euro pro Person für eine Einzelkabine bezahlt. Eine stolze Summe, auch wenn auf dem Schiff Vollpension angeboten wird. Die Speisen werden als russische Hausmannskost beschrieben. Wer russische Hausmannskost kennt, ahnt, was das bedeutet. Und so sind die Passagiere den immer wiederkehrenden mit Käse überbackenen Kohl schnell leid. Während sich andere Reisende auf Ausflügen bei Sehenswürdigkeiten vergnügen, besorgen sich Angelika und Mathias aus Bremen Proviant aus dem Supermarkt.
    Sie wollen nicht mehr hungrig zu Bett gehen. Auch das Wellnessangebot auf der MS „Fedin“ ist eher beschränkt. Auf anderen Kreuzfahrtschiffen locken Whirlpools und Dampfbäder, auf diesem hier müssen die Kreuzfahrer mit einer überalterten, schmuddeligen Sauna vorliebnehmen. Doch es ist die Schönheit der Landschaft zwischen Newa und Wolga, die die Touristen in ihren Bann zieht. Sie erleben die Pracht der Zarenzeit vom berühmten Schloss Peterhof bis zum Roten Platz vor dem Kreml in Moskau. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 08.11.2013 NDR
  • Folge 427
    Die Reisen der traditionellen norwegischen Postschiff-Reederei stehen im Winter 2013 unter dem Motto „Auf der Jagd nach dem Polarlicht“. Auf der MS „Nordkapp“ sind auch zwei Hochzeitspaare dabei: Susanne und Neil McCleod aus Niedersachsen wollen ihre Flitterwochen nachholen, Brigitte und Hans Dieter Röwer feiern an Bord ihre Diamantene Hochzeit. Am eisigen Rande Europas wollen die vier die Macht und die Schönheit der Natur erleben, die raue See und den peitschenden Wind spüren, über bizarre Küste und berauschende Lichtstimmungen staunen. Susanne und Neil haben sich einiges vorgenommen und freuen sich ganz besonders auf eine Fahrt mit dem Hundeschlitten. Sie wollen mit dem Schneemobil über einen zugefrorenen See rasen, eine Nacht im eisigen Schneehotel schlafen und Königskrabben für ein romantisches Dinner im Wald fangen. Und beide Paare hoffen natürlich, dass sie das Polarlicht sehen werden. Das wäre der krönende Abschluss ihrer ganz persönlichen „Reise ins Glück“. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 22.11.2013 NDR
  • Folge 428
    Michaela K. aus der Nähe von Lübeck hat über eine Anzeige im Internet Chihuahua-Mischlinge gefunden, die für je 200 Euro angeboten wurden. Doch die Freude über den „Familienzuwachs“ währte nicht lange. Einer der beiden Welpen starb trotz medizinischer Betreuung. Was der der Familie aus Kastorf passierte, ist kein Einzelfall. Das miese Geschäft mit dem Verkauf von Billig-Welpen boomt. Mops, Husky oder Berner Sennenhund, sämtliche Rassen werden zum Schnäppchenpreis im Internet oder in Anzeigenblättchen inseriert. Was der Kunde nicht ahnt: Die Welpen stammen meist aus Massenzuchten in Osteuropa. Von „liebevoller Aufzucht“ oder „familiärer Bindung“, wie es in den Anzeigen heißt, keine Spur.
    Die Muttertiere werden oft unter qualvollen Bedingungen gehalten, die Jungen viel zu früh von ihnen getrennt. Sie werden von Händlern durch halb Europa gekarrt, meist mit gefälschten Papieren und ohne Impfungen. Die Welpen solcher dubiosen Anbieter sind oft verwurmt und mit der gefürchteten Hundekrankheit Parvovirose infiziert. Viele überleben nicht lange. NDR Autorin Ute Jurkovics zeigt in ihrer Reportage, wie das Geschäft der skrupellosen Hundehändler funktioniert, die oft nur durch Zufall auffliegen. Eine Aussteigerin, die selbst Hunde für den Massenverkauf züchtete, berichtet, wie der Welpen- Verkauf nach Deutschland, in die Niederlande und Belgien abläuft.
    Die Händler beziehen Hundebabys aus Zuchtstationen in Tschechien, der Slowakei und Ungarn und bringen sie nach Westeuropa zum Verkauf. In den Herkunftsländern selbst verkaufen sie die Tiere auch auf Märkten, wie im tschechischen Redhost. Dort werden jeden Sonntag Welpen zum Schnäppchenpreis angeboten. Aber auch in Deutschland gibt es unseriöse und nur am Profit interessierte Züchter. Auf seiner Recherchetour entdeckt das NDR Team einen Hof, auf dem Hunde in Massen gezüchtet werden. Hündinnen, die keine Jungen mehr „produzieren“ sind hier nutzlos; sie werden mehr oder weniger „entsorgt“. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 29.11.2013 NDR
  • Folge 429
    Sie leben von der Hand im Mund, ohne feste Arbeit, ohne Krankenversicherung. Sie leben in überbelegten Häusern, ohne Privatsphäre, ohne Sicherheitsstandards. Sie arbeiten für Hungerlöhne, ohne Arbeitsverträge. Das sind Bilder nicht etwa aus der Dritten Welt, sondern aus Niedersachsen. Die boomende Wirtschaft in der Region sorgt einerseits für eine beinahe Vollbeschäftigung. Andererseits lockt der wirtschaftliche Erfolg immer mehr Armutsmigranten aus Südosteuropa an: Polen, Rumänen und Bulgaren vor allem. Viele Leute kommen auf eigene Faust. Und die heimische Wirtschaft bedient sich der Menschen, oft schamlos.
    Es finden sich offenbar unbegrenzt Helfer, die man einen Tag lang beschäftigen, einen Tag später wieder feuern kann. Vladim und Agne S. kamen vor anderthalb Jahren aus Litauen und suchten ihr Glück in Lohne. Beide heuerten bei Leiharbeitsfirmen an, die Arbeitskräfte für die Fleischindustrie vermitteln. Doch die Löhne wurden willkürlich abgerechnet. Bei Protest gab es die Kündigung. Die beiden wollten sich eine Existenz in Deutschland aufbauen. Inzwischen sind sie völlig mittellos und müssen zur Tafel, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen. Immer wieder bekommen sie nur Tagesjobs, mit denen sie sich über Wasser halten müssen.
    „Bei meinem letzten Job bekam ich nur 2,40 Euro pro Stunde“, berichtet der gelernte Schweißer. Hart erwischt hat es auch die beiden polnischen Bauarbeiter Zbigniew W. Und Dawid W. – Vater und Sohn. Sie kamen in einer Baukolonne in ein Dorf bei Stade. Wochenlang zogen sie fast alleine ein Einfamilienhaus hoch, dann wurden sie plötzlich gefeuert. Der Unternehmer verschwand mit dem Geld der Bauherren und mit einem Großteil des Lohnes für die Arbeiter. Das Team der NDR Reportage heftet sich an die Fersen der ausgenutzten Arbeiter, begleitet sie bei den Versuchen, doch noch an das verdiente Geld heranzukommen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 10.01.2014 NDR
  • Folge 430
    Marlis Hameister-Rehse tanzt für ihr Leben gern. Jahrelang konnte sie ihr Hobby nur selten pflegen, denn ihr Ehemann ist Fernfahrer und kommt nur am Wochenende nach Hause. Dann ist er meist müde und kaputt und hat keine Lust mehr, „schwofen“ zu gehen. Die Freundinnen Evi Dold und Ute Fröhlich sind ebenfalls „tanzverrückt“. Als Singles haben sie es noch schwerer, einen Partner fürs Tanzparkett zu finden. In den Discotheken herrscht chronischer Männermangel, viele Herren sind Tanzmuffel. Und die wenigen Männer, die allein in die Clubs kommen, wollen oft nur das eine: eine schnelle Bekanntschaft machen.
    Jens Kühlhorn und Celine (Thai) Humbla kennen dieses Problem. Die Inhaber der Tanzbar Starlight No. 1 im Hamburger Stadtteil Bramfeld heuern Tänzer an. Die Idee ist nicht neu. Schon nach dem Ersten Weltkrieg gab es in Deutschland und Österreich Tanzlokale mit sogenannten Eintänzern, auch Gigolos genannt, für die die Damenwelt bezahlte. Im Starlight No. 1 heißen diese „Tänzer für Geld“ Taxitänzer.
    Die Bezeichnung kommt aus den USA und leitet sich von „Tax“ ab, was „Gebühr“ heißt. Die Taxitänzer Frank Gefcken und Jörg Lütgens dürfen nicht ablehnen, wenn sie von einer Dame zum Tanzen aufgefordert werden. Egal, ob es sich um junge oder alte, dicke oder dünne, schöne oder weniger hübsche Frauen handelt. Ein Taxitänzer tanzt mit etwa 15 Frauen am Abend. Jeden zweiten und vierten Freitag im Monat sind Frank und Jörg die Tanzpartner für die Damenwelt. Da müssen sich Marlis, Evi und Ute ranhalten, damit sie zum Zug zu kommen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 07.02.2014 NDR
  • Folge 431
    Seit Rumänien und Bulgarien zur EU gehören, schlagen sich zunehmend Roma aus diesen Ländern in den Grauzonen deutscher Großstädte durch. Sie verkaufen Rosen, Obdachlosenzeitungen oder sammeln Schrott. Es gibt kaum eine Einkaufsstraße ohne Mütterchen mit Akkordeon, kaum eine U-Bahn-Linie ohne Musikanten, die nach einem kurzen Ständchen den Hut kreisen lassen. Niemand hat sie gezählt, doch Schätzungen zufolge gibt es Tausende solcher Armutsflüchtlinge, denen in Deutschland alles besser erscheint, als das Elend in der Heimat.
    Die Autoren Ute Jurkovics und Özgür Uludag wollten wissen, wie sich arme Roma im reichen Hamburg über Wasser halten. Sie wollten herausbekommen, wie sie wohnen und wo sie ihre Zukunft sehen, wenn Rumänen und Bulgaren ab 2014 in Deutschland uneingeschränkt arbeiten dürfen. Mit einem Kamerateam haben die Autoren eine Roma-Großfamilie aus Rumänien einige Wochen lang begleitet bis hin in ihre Heimat. Dort leben in vielen Dörfern nur noch Alte und Kinder.
    Wer Geld verdienen kann, wandert aus. Offiziell leben mehr als zwei Millionen Rumänen im europäischen Ausland. Jede vierte Familie muss auf einen oder mehrere Angehörige verzichten. Georg und Roxanna Ionica verkaufen in Hamburg die Obdachlosenzeitung „Hinz&Kunzt“. Der Job ist bei den Roma begehrt. An guten Tagen verdienen sie damit bis zu 50 Euro. An schlechten Tagen allerdings bekommen sie nur knapp das Geld für ein Abendessen zusammen. Georgs Bruder Ionut spielt Akkordeon in den Hamburger U-Bahnen.
    Seine Frau Isaura sammelt die Spenden ein. Auch Cousin Razvan und Ehefrau Loredana leben vom Musizieren im U-Bahnnetz. Zur Familie gehört noch Anna. Sie ist 14 und spielt auch bei Minusgraden vor dem Hamburger Dammtorbahnhof Akkordeon, ebenso wie ihr Vater Ilie Lupu. Früher konnte die Roma-Familie von der Musik in der Heimat gut leben. Heute liegt dort das Pro-Kopf-Einkommen bei 350 Euro monatlich und kaum jemand engagiert noch Musiker. Die Familie teilt sich seit Kurzem eine Zweizimmerwohnung in Hamburg-Billstedt.
    Obwohl sie dort nicht gemeldet, sondern nur geduldet sind, erscheint ihnen die Wohnung als purer Luxus. Zuvor hausten alle zusammen in einer Dachkammer. Andere Roma aus ihrer Heimat wohnen noch schlechter. Sie zahlen für einen Matratzenplatz in überbelegten Wohnungen bis zu 200 Euro pro Monat. Von ihrem Verdienst in Deutschland unterstützen die Roma auch die Familie in Rumänien. Georg und Roxanna ließen dort ihren bald zweijährigen Sohn bei den Großeltern zurück.
    Auch die anderen Paare haben Kinder in Rumänien, die sie vermissen. Doch bei ihnen bleiben können sie nicht, sagen sie. Arbeit fänden sie höchstens als Tagelöhner. Das reicht nicht zum Leben. So geht es vielen Roma in Rumänien, die als ethnische Minderheit ausgegrenzt werden. Georg und sein Bruder haben keine Ausbildung. Ihre Eltern schickten sie schon als Jugendliche ins Ausland zum Geld verdienen. Fünf Monate haben sie ihre Kinder nicht mehr gesehen, als Georg und Roxana, Ionut und Isaura für ein paar Tage nach Rumänien fahren.
    Sie nutzen die Buslinie Atlassib, die zweimal wöchentlich Wanderarbeiter aus ganz Deutschland in ihre Heimat bringt. 48 Stunden, quer durch Europa, dauert der Trip, bis sie endlich ihre Kinder in die Arme nehmen können. Jede Minute in der Heimat ist kostbar, denn sie können sich nur ein paar Tage Auszeit leisten. Die Uhr bis zur Abfahrt tickt unerbittlich. „Wir leben alle von Deutschland“, sagt Georg. Deshalb überlegen sie, für immer dorthin zu ziehen und die Kinder irgendwann nachzuholen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 14.02.2014 NDR
  • Folge 432
    Marion rüstet ihr Zuhause für den Winter und isoliert ihr Vorzelt mit Styroporplatten. Die 37-Jährige gehört zu den Campern, die auch bei klirrender Kälte draußen grillen oder duschen, selbst bei Minusgraden. Sie lebt mit ihrer Hündin Kimba in einem Wohnwagen in Klein Rönnau, Schleswig-Holstein. Auf dem Campingplatz gibt es rund 700 Stellplätze für Dauercamper. Einige haben hier ihren Erstwohnsitz. „Es ist wie ein kleines Dorf, jeder hilft jedem“, meint Marion. Sie weiß wovon sie redet, denn schließlich hat sie sich schon vor zwölf Jahren hier niedergelassen.
    In diesem Winter will sie aufpassen, dass ihr nicht wieder die Wasserleitung einfriert wie im vergangenen Jahr. Eine Stadtwohnung kommt für die Überlebenskünstlerin nicht infrage. Von Beruf ist Marion Alltagshelferin beim Roten Kreuz. Für ein Leben auf dem Campingplatz hat sie sich ganz bewusst entschieden. Sie liebt die Ruhe und die Natur und genießt das freie Lebensgefühl für wenig Geld. Viele Menschen, die ständig auf dem Campingplatz wohnen, haben sich auch aus finanziellen Gründen für das Dauercampen entschieden.
    Sie können sich die Mieten in der Stadt nicht mehr leisten, trotz eines geregelten Einkommens. Jahrelang machte das Ehepaar Schaffner aus Hessen auf dem Platz in Klein Rönnau Urlaub, bevor es sich entschieden hat, für immer dorthin zu ziehen. Für ihren Wohnwagen haben die beiden sich sogar ein „Vorzelt“ aus Holz gebaut. Stolze Mobilheimbesitzer sind auch Petra und Ingo. Ihre noble Herberge mit Wintergarten ist die größte und wohl auch das teuerste Domizil auf dem Platz. Während der Dreharbeiten lernt NDR Autor Stefan Weiße die unterschiedlichsten Menschen kennen, hartgesottene Campingfans und solche, die sich aus finanzieller Not hier niedergelassen haben.
    Die meisten von ihnen schätzen ihr Leben auf dem Platz, sogar im Winter. Sie haben gelernt, mit der Kälte umzugehen und machen es sich gemütlich. Marion hat fast zwei Jahre lang auf einen Herd mit Backofen gespart. Jetzt kann sie endlich richtig kochen und Gäste bewirten. Als die neue Errungenschaft angeliefert wird, kann sie ihr Glück kaum fassen. Freudentränen kullern ihr über die Wangen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 21.02.2014 NDR
  • Folge 433
    „Kopf hoch, du musst durchhalten, wir stehen hinter dir Bruder!“ Alltag für die Jungs, wieder einmal fährt einer von ihnen ein. Zweieinhalb Jahre Haft für Onur wegen bandenmäßigen Einbruchs. Monatelang hat die Polizei sie überwacht, Abhör-Wanzen im Auto, Festnahme mit Sondereinsatzkommando. Jetzt schließen sich die Türen der JVA und für die, die draußen bleiben geht’s weiter: Das Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei, die Straftaten, die Gerichtstermine. Und die Besuche bei Streetworkerin Andrea im Jugend-Service-Büro, der letzten Anlaufstelle für Rendsburgs Problemfälle, wenn sie alleine nicht mehr weiterwissen.
    300 Jugendliche zwischen 18 und 27 gehen hier jährlich ein und aus. Ärger mit Behörden, Vorladungen, Haftbefehle hier können sie offen reden, denn Verschwiegenheit ist oberste Regel. Die Gespräche mit Andrea sind für viele der einzige Weg, nicht auf der schiefen Bahn zu landen. Oder wieder von ihr runterzukommen. So wie Wanni, die erste Intensivtäterin Rendsburgs. Seit ein paar Wochen geht die 20-Jährige wieder zur Schule, den Abschluss nachholen, Ordnung ins verquere Leben bringen.
    Sie will die Vergangenheit hinter sich lassen: keinen Ärger mehr mit der Polizei, keine Schlägereien, nicht in den Knast. Ein Ende der Wut. Ob sie das schafft? Ohne Andrea würde Wanni nicht wieder zur Schule gehen. „Es geht nicht darum zu urteilen, das sollen andere machen. Ich versuche, das Positive herauszupicken und zu stärken, damit die jungen Menschen sich ihre Zukunft nicht völlig verbauen. Schlichten statt Schlagen“, sagt die Streetworkerin.
    Auch für Steve ist dieses das oberste Ziel. Immer wieder gerät der 20-Jährige mit der Polizei aneinander, so wie auf dem Rendsburger Herbst, dem größten Volksfest der Region. Es kommt zu einer Schlägerei. Steves Widersacher landet im Krankenhaus. Die Stimmung immer noch hitzig. Die Beteiligten beruhigen, zwischen den Fronten vermitteln, auch das gehört zu Andreas Aufgaben. Mit ein paar Freiwilligen und Ein-Euro-Jobbern patrouilliert die Streetworkerin auf Großveranstaltungen, denn niemandem vertrauen die Jugendlichen so wie ihr.
    Freundin, Mutterersatz, Vertraute für viele ist sie die letzte Verbindung zur bürgerlichen Welt. Die Reportage begleitet Streetworkerin Andrea bei ihrer Sisyphusarbeit zwischen den Welten: Regeln und Gesetze auf der einen Seite, die Generation Wut auf der anderen. Beides in einer Region, die auf den ersten Blick verschlafen und harmlos erscheint. Doch hinter der Kleinstadtfassade machen jugendliche Straftäter Rendsburg zu einer der kriminellsten Städte Deutschlands. Eine Parallelwelt, die den Problemvierteln Hamburgs oder Frankfurts in nichts nachsteht. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 14.03.2014 NDR
  • Folge 434
    Die Bundespolizisten Uwe Schulz und Olaf Kruse von der Polizeiinspektion Pasewalk verfolgen mit Vollgas einen flüchtigen Fahrer, wie schon so oft. Auch zwei Zivilfahnder rasen über die nächtliche Autobahn, um den mutmaßlichen Autoschieber zu stellen. Im Morgengrauen bekommen die Männer bei ihrem gefährlichen Einsatz Unterstützung aus der Luft. Ein Polizeihubschrauber versucht, das gestohlene Fahrzeug samt Fahrer von oben zu orten. „Nur im Team können wir das ständige Katz-und-Maus-Spiel hier an der Grenze gewinnen“, erklärt Polizeihauptmeister Olaf Kruse.
    Täglich werden in Deutschland Autos gestohlen. Laut Versicherungswirtschaft waren es 2012 mehr als 18.000 Pkw, oft teure Marken wie Mercedes, Audi, BMW. Viele von ihnen werden über die Grenze nach Polen und weiter verschoben. Für die Bundespolizei in Pasewalk ist die Verfolgung flüchtiger Autoschieber im Grenzgebiet Deutschland/​Polen deshalb fast schon Alltag. Ihre eigentliche Aufgabe besteht darin, Schleuser aufzuspüren, die meist Flüchtlinge aus Tschetschenien illegal über die Grenze bringen und manchmal sogar Drogen transportieren.
    Maud Schwarz hat die Polizeibeamten mit einem Kamerateam des NDR bei ihren gefährlichen Einsätzen gefilmt. Die Fahrer in den gestohlenen Autos sind meist waghalsig, ebenso die Schleuser, die nicht auffliegen wollen. Sie halten sich nicht an Verkehrsregeln, stoppen häufig selbst vor Straßenblockaden nicht und nehmen Unfälle und Verletzte in Kauf. Immer wieder riskieren Olaf Kruse, Uwe Schulz und ihre Kollegen bei den Verfolgungsfahrten Kopf und Kragen.
    Ihr Einsatz lohnt sich nur bedingt: In den vergangenen drei Jahren konnte die Bundespolizei in Pasewalk zwar Autos im Wert von 5,8 Millionen Euro sicherstellen. Viele der festgenommenen Fahrer musste sie jedoch laufen lassen. Der Grund: Es handelte sich um EU-Bürger mit festem Wohnsitz, die zu Hause auf den Beginn ihres Strafverfahrens warten dürfen. Auch deshalb geht den Polizisten an der deutsch-polnischen Grenze in Vorpommern die Arbeit nie aus. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 21.03.2014 NDR
  • Folge 435
    Das tiefe Brummen ihrer Motoren kündigt sie an, lange bevor sie dann irgendwo über Deutschland am Himmel auftaucht. Der Sound der Junkers 52, des ältesten Passagierflugzeugs der Welt, ist so etwas wie ihr Markenzeichen und lässt nicht nur Flugzeugnostalgiker aufhorchen. Mehr als 77 Jahre hat die Maschine, besser bekannt als die legendäre Tante Ju, schon hinter sich. Und sie ist immer noch im Einsatz, bei Flugschauen oder bei Erlebnisflügen in ganz Deutschland. Damit die Sicherheit dieses Flugzeuges aus den 1930er-Jahren gewährleistet ist, muss es regelmäßig gewartet werden. Dafür sorgen die Techniker der Deutschen Lufthansa Berlin-Stiftung. Helmut Brandes ist einer von fünf Spezialisten, wenn man so will, einer der „Leibärzte“ der Tante Ju.
    Schon 26 Mal hat er das Flugzeug in fast alle Einzelteile zerlegt. Dabei untersucht er jede Niete, jeden Hebel haargenau, repariert die Teile oder tauscht sie aus. Helmut Brandes muss die Junkers 52 jedes Jahr genauestens untersuchen. Erst dann wird entschieden, ob Tante Ju noch ein weiteres Jahr die technische Zulassung für den Flugverkehr bekommt. Es gibt nur noch wenige Piloten in Deutschland, die diesen Flugzeugtyp noch fliegen können. Die Warteliste für eine Ausbildung als Pilot auf der Tante Ju ist lang. Einer der Bewerber ist Cyrius Thimm, erfahrener Linienpilot für moderne Passagierjets. In Frankfurt bereitet er sich nun auf seinen Einsatz im Cockpit der Tante Ju vor. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 28.03.2014 NDR
  • Folge 436
    Die Diplom-Agraringenieurin Karin Kattwinkel ist gelernte Hufpflegerin, Reiterin, Buchautorin und Besitzerin des Pferdetherapiezentrums Equo Vadis im niedersächsischen Walsrode. Sie kämpft für Pferde, denn sie ist entsetzt über brutale Trainingsmethoden im Reitsport, die offiziell verboten sind, aber immer noch praktiziert werden. Als Pferdegesundheitstrainerin rehabilitiert die 52-Jährige seit mehr als 13 Jahren körperlich kaputt gerittene Tiere. Ausgemusterte Turnierpferde finden oft ein neues Zuhause bei Hobbyreitern. Aber erst nach dem Kauf merken die Laien, dass man die Tiere nicht mehr reiten kann. Sie haben schwerste Arthrosen, Muskelverspannungen, überdehnte Bänder.
    Karin Kattwinkels Pferde-Patienten leiden unter den gleichen Beschwerden wie Sportler, die sich über Jahre zu viel zugemutet haben. All das tut Karin Kattwinkel in der Seele weh. In ihrem Pferdetherapiezentrum beherbergt sie bis zu 15 Patienten. Die Pferde genießen bei ihr eine Reha wie Menschen: Sie bekommen Akupunktur, Massagen, Hufbearbeitung, Ernährungsumstellung, Bodenarbeit mit Dehnübungen ähnlich wie in einem Gymnastikkurs. Oft stößt Karin Kattwinkel hierbei an ihre Grenzen und muss verzweifelten Besitzern nach der Eingangsuntersuchung mitteilen, dass das Tier aufgrund seiner inneren Schäden nie wieder ein schmerzfreies Leben führen kann und möglicherweise eingeschläfert werden sollte.
    Das alles passiert, obwohl die Deutsche Reiterliche Vereinigung sich klar gegen die „Rollkur“ (das gewaltsame Herunterziehen des Kopfes bis an die Brust, um das Pferd willfährig zu machen), das „Barren“ (Einsatz von Holzschlägen bei Springpferden) und den Einsatz von Bleigewichten stellt. Auf Turnieren beobachtet Karin Kattwinkel vor allem auf den Trainingsplätzen, wo das Publikum nicht so genau hinschaut, dass die Reiter immer noch die inzwischen offiziell verbotenen Praktiken anwenden. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 25.04.2014 NDR
  • Folge 437
    Bundesweit werden monatlich etwa 40 Millionen Euro aus Buß- und Verwarnungsgeldern eingenommen, ein hochlukratives Geschäft für die Kommunen. Kontrollen, so die offizielle Lesart, dienten der Verkehrssicherheit. Viele Bürger aber sind überzeugt, Blitzer, die neuerdings formschön sind und „Traffitower“ oder „Citysäulen“ heißen, seien eine kommunale Gelddruckmaschine. Besonderes Misstrauen erwecken neue Geschäftsmodelle: Finanziell verschuldete Landkreise kaufen keine Blitzeranlagen, sondern leasen sie. Firmen werben mit Rundum-sorglos Paketen und versprechen, es lohnt sich.
    Natürlich auch für die Verleihfirma: Sie kassiert pro Bild fünf bis zehn Euro. Im norddeutschen Lüchow-Dannenberg z. B. ist die Dichte an Blitzern besonders hoch. 23 gibt es schon, 13 neue kamen allein im Jahr 2013 dazu, allesamt geleast. Der Landkreis Gifhorn hat 32 „Starenkästen“ aufgestellt, im Jahr 2014 sollen noch zehn dazukommen, ebenfalls geleast. In den Rathäusern heißt es, Blitzer seien eine verlässliche Einnahmequelle. Doch die Bürger finden diese Art der Geschwindigkeitskontrollen und die anschließende „Rechnung“ für zu schnelles Fahren natürlich nicht gut: immer wieder werden Blitzer beschmiert, abgebrannt oder gar beschossen.
    In Lübeck sollten eigentlich in den kommenden vier Jahren 28 neue, fest stationierte Radarfallen aufgestellt werden. Doch die Bürgerschaft stellte sich gegen den Vorschlag des Senators für Umwelt, Sicherheit und Ordnung (Bündnis 90/​Grüne). Für eine derartige Anschaffung sei kein Geld da. Seitdem der Senator allerdings weiß, dass man Blitzer auch leasen kann, schöpft er Hoffnung und beteuert, es ginge nicht ums Geld, sondern ausschließlich um Lärmschutz und Moral im Straßenverkehr.
    Doch es regt sich zunehmend Widerstand gegen die Radarfallen. In Osnabrück z. B. verteilen Anwohner Warnzettel und rücken mobilen Blitzgeräten auf die Pelle. In Peine fotografieren junge Leute jede mobile Radarfalle und warnen die Autofahrer im Netz. Viele Bürger beteuern, sie seien nicht grundsätzlich gegen Geschwindigkeitskontrollen, aber diese müssten vor Kindergärten und Schulen erfolgen, nicht an vierspurigen Landstraßen. Mancher Bürgermeister sagt jedoch, vor Schulen sei es nicht so richtig lukrativ, zu blitzen. Besser sind große Hauptverkehrsstraßen, auf denen der Autofahrer Gas gibt.
    Deshalb klingelt dort auch die Kasse bei Geschwindigkeitsmessungen. Kommunen nennen die Einnahme „Querfinanzierung“ und „Mischkalkulation“. Ohne das „Blitzergeld“, das im Haushalt fest eingeplant sei, kämen sie nicht über die Runden. Aber der Bürger zahlt doch Steuern! „Die müssten ohne Blitzer erhöht werden“, heißt es unverblümt von manchem Kommunalpolitiker. Einige Bürger kaufen inzwischen Radarwarner, die mit freundlichen Sätzen vorher auf die Geschwindigkeitsmessungen aufmerksam machen. Diese Geräte sind zwar eigentlich nicht erlaubt, doch die Herstellerfirma ist stolz darauf, diese Warnmelder unsichtbar im Wagen einbauen und dadurch so manchem Fahrer Punkte in Flensburg ersparen zu können.
    Ist man trotzdem einmal zu schnell in die Radarfalle gefahren und muss um seinen Führerschein zittern, hilft immer noch der Gang zum Anwalt. Verkehrsanwälte und Sachverständige behaupten, dass 80 Prozent aller Messungen ungenau seien. Und außerdem habe das Statistische Bundesamt herausgefunden, dass nur ein Bruchteil aller Unfälle tatsächlich auf überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen sei. Auch vor Verkehrsgerichten gilt also: im Zweifel für den Angeklagten. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 02.05.2014 NDR
  • Folge 438
    Torsten arbeitet seit über 20 Jahren in der ambulanten Pflege. Der 46-jährige Helfer vom Deutschen Roten Kreuz ist Altenpfleger aus Leidenschaft, auch wenn der Job schlecht bezahlt wird und der Zeitstress ständig zunimmt. Sechs Minuten sind für einen Besuch bei einem Pflegebedürftigen mit Medikamentengabe vorgesehen, acht Minuten für den Toilettengang. „Das hat mit der Realität nichts zu tun. Für ein persönliches Gespräch mit den vereinsamten Menschen bleibt da keine Zeit“, klagt Torsten. Er ist einer von 290.000 Helfern bundesweit, die in der ambulanten Pflege tätig sind.
    Bereits jetzt herrscht Pflegenotstand in Deutschland und der Bedarf nach Fachkräften wird in den kommenden Jahren noch rapide steigen. Doch die harten Arbeitsbedingungen und die schlechte Bezahlung schrecken viele potenzielle Mitarbeiter ab. Sechs Minuten Wegezeit werden Torsten laut Leistungskatalog gewährt, um von einem Patienten zum nächsten zu kommen. Damit die Fahrten nicht so lange dauern, hat sich der Helfer ein stadttaugliches, schnelles Fahrrad zugelegt.
    Nur so kann er sein Pensum schaffen. Je zügiger er fährt, desto mehr Zeit bleibt ihm anschließend für seine Patienten, für die er oft der einzige Gesprächspartner im Alltag ist. Inzwischen muss der engagierte Altenpfleger auch immer häufiger zusätzliche Patienten von erkrankten Kollegen übernehmen. Und das schafft er nur, wenn er noch schneller arbeitet. Da wundert es nicht, dass der Krankenstand in kaum einem anderen Arbeitsbereich so hoch ist wie im Pflegesektor. Thomas Karp ist mit einem NDR Fernsehteam dabei, wenn Pfleger Torsten zwischen Patienten, Ärzten, Apotheken und der DRK-Pflegezentrale im Eiltempo pendelt.
    Durch ihn lernt der Autor pflegebedürftige Menschen kennen, die dem regelmäßigen Besuch von Torsten entgegenfiebern, weil sonst den ganzen Tag keiner mit ihnen redet. So z. B. der vereinsamte Antiquitätenhändler, der nach einem Treppensturz auf Hilfe angewiesen ist, oder die 90-jährige, ehemalige Kohlehändlerin, die trotz Diabetes und schwerer Arthritis in ihrem Geburtshaus bleiben möchte. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 16.05.2014 NDR
  • Folge 439
    Die Straatmanns aus Kiel haben sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Die vierköpfige Familie will es binnen vier Wochen schaffen, ihren Energieverbrauch um die Hälfte zu reduzieren, der Umwelt, aber auch der angespannten Haushaltskasse zuliebe. Es soll nicht allein Strom eingespart werden, sondern sämtliche Energieleistungen, von der Autofahrt zum Supermarkt bis zur dort gekauften Ananas, die aus Südamerika importiert wird. Würden alle Bürger diesem Beispiel folgen, wäre die Energiewende in Deutschland bereits gemeistert, ohne neue Stromtrassen, ohne Erdgas-Fracking, ohne Atomkraftwerke und ohne ständig steigende Strompreise.
    Doch ist eine Halbierung des deutschen Durchschnittsverbrauchs überhaupt möglich? Oder müsste man sein bisheriges Leben dann völlig verändern? Der Gesamtenergieverbrauch liegt bei Straatmanns normalerweise bei ca. 241.000 Kilowattstunden im Jahr: Strom, Heizung, Ernährung, Kleidung, Konsum und Mobilität. Die Energieleistung entspricht einem rechnerischen Dauerverbrauch von fast 7.000 Watt pro Familienmitglied. Als Vergleich: Mit der gleichen Leistung könnte jeder der vier Straatmanns fünf Staubsauger laufen lassen, rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr. Ihr Verbrauch liegt sogar noch über dem des Durchschnittsdeutschen, der regelmäßig bis zu 6.000 Watt an Energie für sich in Anspruch nimmt, so die Berechnungen des Instituts für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg.
    Ernüchternd, denn der Durchschnittsbürger in Bangladesh begnügt sich mit ca. 200 Watt! Doch wie sieht ein modernes nachhaltiges Leben in Deutschland aus? Die Familie möchte nun auch nicht mit einer Kerze durch das dunkle Haus schleichen. Wird sie den Luxusentzug durchhalten und die Wette gewinnen? Das geht sicherlich nicht ohne Hilfe, die bekommen die Straatmanns von einem Energieberater. Er wird mit ihnen versteckte Stromfresser ausfindig machen, überraschende Spartipps verraten und den Energieverbrauch penibel überwachen.
    Ein weiterer Berater wohnt ganz in der Nähe der Familie. Er ist Erfinder und vielleicht einer der sparsamsten Energieverbraucher Deutschlands. Seine monatlichen Stromkosten betragen tatsächlich nur 6,00 Euro inklusive Grundgebühr! NDR Autor Tim Böhme begleitet die Familie während ihres Selbstversuchs mit einem Kamerateam. Es ist abzusehen: Einfach wird das Experiment für die vier Testpersonen nicht. Schon der Energieaufwand für ihren Spanienurlaub könnte der Familie die gesamte Energiebilanz verhageln. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 30.05.2014 NDR
  • Folge 440
    Mit der Erneuerung der Langenfelder Brücke in Hamburg hat Anfang Mai 2014 eines der größten Projekte der norddeutschen Verkehrsgeschichte begonnen. Zehn Jahre lang wird voraussichtlich die Sanierung der A7 zwischen dem Elbtunnel und dem Bordesholmer Dreieck in Schleswig-Holstein dauern. Mit 160. 000 Fahrzeugen pro Tag gehört die A7 zu den meistgenutzten Autobahnen Deutschlands. Nächtelange Vollsperrungen sind Auftakt des Ausbaus. Fräsarbeiten auf den Standstreifen, Verstärkung der alten Brückenpfeiler, eine veränderte Verkehrsführung, tägliche Polizeieinsätze sind die Folge. Und dann kommt auch noch der Ferienverkehr.
    Für die umfangreichen Maßnahmen, die jetzt zwischen den Anschlussstellen Stellingen und Volkspark auf der Langenfelder Brücke beginnen, dem kritischen Nadelöhr der gesamten Strecke, gibt es keine Erfahrungswerte, meint Bauleiter Christian Rohde. NDR Autor Lutz G. Wetzel begleitet den Ingenieur vier Wochen lang mit einem Kamerateam bei seinem nervenaufreibenden Einsatz. Der Abbruch der riesigen Verkehrszeichentafeln, der aufwendigen Beleuchtungsanlage und die Verlegung aller sechs Spuren auf eine Richtungsfahrbahn: Für Christian Rohde ist das eine „Operation am offenen Herzen“ der Hauptverkehrsader Hamburgs.
    „Wenn das erst mal geschafft ist, kann ich aufatmen und besser schlafen.“ Doch endlose Staus, Unfälle, Ärger, Dauerstress werden ihn wohl noch länger begleiten. Für die massiven Proteste aus der Bevölkerung gegen die zahlreichen Baustellen rund um die Hansestadt hat Hamburg extra einen nervenstarken Coach eingestellt: Gerhard Fuchs. Der ehemalige Bezirksamtsleiter soll wütende Bürger, entnervte Polizisten, schimpfende Unternehmer, verzweifelte Lkw-Fahrer beruhigen und Missverständnissen vorbeugen. Haben die Verantwortlichen womöglich die Dimension der Sanierungsarbeiten unterschätzt? (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 06.06.2014 NDR
  • Folge 441
    Die sensible zweiteilige Dokumentation berichtet über 13 Seniorinnen zwischen 56 und 75 Jahren, die alles hinter sich gelassen haben und in einer Hausgemeinschaft in Esslingen den Neustart wagen. Füreinander da sein, allein wohnen, aber gemeinsam leben, auch im hohen Alter. Ist das „Haus voller Frauen“ eine Antwort auf die drängenden Fragen der Demografie – ein Konzept für die Zukunft? „Das ist mein Traum“, acht Jahre hat Macherin Ursula Schebur (74) für das „Haus voller Frauen“ gekämpft. Ihren Lebensabend wollte sie nie alleine verbringen.
    Und den Töchtern auf die Nerven gehen, das will sie erst recht nicht. Auch Edith Ott (74) hat nach dem Tod ihres Mannes ganz klare Vorstellungen, wie es weitergehen soll. „Alleine in einer Wohnung und auf den Besuch der Kinder warten?“ Nein danke. Demografischer Wandel, Altersarmut von Frauen, hohe Lebenserwartung, Kostenexplosion im Gesundheitswesen: Diese Themen werden auf allen politischen Ebenen diskutiert, bewegen die Gesellschaft. Eine Antwort auf diese Entwicklung könnte hinter der modernen Fassade des Mehrparteienhauses in der Esslinger Pliensauvorstadt liegen: 13 alleinstehende Frauen um die 70 sind hier eingezogen, wollen sich unterstützen, Freundinnen werden.
    13 Seniorinnen, manche gut situiert, andere mit knapper Rente. 13 Wohnungen, von der kleinen Zweizimmerwohnung bis zum 100-Quadratmeter-Penthouse, sollen ein „gemeinschaftliches und selbst bestimmtes Leben im Alter bei gleichzeitig größtmöglicher Autonomie der Einzelnen“ ermöglichen. Das haben die HaGeF-Frauen, die „Hausgemeinschaft für Frauen“ von Anfang an in ihre Konzeption geschrieben. Jetzt müssen die Pionierinnen im Alltag beweisen, ob ihr Lebenskonzept wirklich tragfähig ist.
    Schon der Alltag stellt die Frauen, die sich gerade erst finden, auf die Probe. Wird die Gemeinschaft gelingen? Was ist, wenn eine von den Frauen ernsthaft erkrankt? Was ist, wenn es Quertreiberinnen gibt? Denn 13 Frauen, das heißt auch: 13 Charaktere, 13 Schicksale, aber auch 13 Meinungen. Ein Thema haben sie von vornherein ausgeschlossen: Männer. Denn die wollen im Alter nur versorgt werden. Das sagt Ursula Schebur. Damit ist eine wichtige Frage geklärt, warum ausschließlich Frauen bei diesem Lebensprojekt mitmachen dürfen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 13.06.2014 NDR
  • Folge 442
    Eine zweiteilige Dokumentation berichtet über 13 Seniorinnen im Alter zwischen 56 und 75 Jahren, die alles hinter sich gelassen haben und in einer Hausgemeinschaft in Esslingen den Neustart wagen. Sie wollen füreinander da sein, allein wohnen, aber gemeinsam leben. Ist das „Haus voller Frauen“ eine Antwort auf die drängenden Fragen der Demografie – ein Konzept für die Zukunft? Macherin Ursula Schebur (74) hat acht Jahre lang für das Projekt „Haus voller Frauen“ gekämpft. Auch Edith Ott (74) hat nach dem Tod ihres Mannes ganz klare Vorstellungen, wie es in ihrem Leben weitergehen soll.
    Sie will auf keinen Fall alleine in einer Wohnung leben und auf den Besuch der Kinder warten. Hinter der modernen Fassade des Mehrparteienhauses in der Esslinger Pliensauvorstadt liegen 13 Wohnungen für alleinstehende, ältere Frauen, von der kleinen Zweizimmerwohnung bis zum 100-Quadratmeter Penthouse. Sie sollen ein „gemeinschaftliches und selbst bestimmtes Leben im Alter bei gleichzeitig größtmöglicher Autonomie der Einzelnen“ ermöglichen. Jetzt müssen die Pionierinnen im Alltag beweisen, ob ihr Lebenskonzept wirklich tragfähig ist. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 20.06.2014 NDR
  • Folge 443
    Wenn Heinrich Morio morgens zur Arbeit fährt, verspürt er das reine Glück, sagt er. Der Frankfurter leitet ein Sieben-Sterne Hotel in Dubai. Nach Jobs als Hoteldirektor auf den Seychellen, auf Mauritius und in Florida ist er am Ziel seiner Träume. Das 312 Meter hohe Gebäude ist das Wahrzeichen des Wüstenstaates Dubai, das luxuriöseste Hotel der Welt, heißt es. Innen echtes Gold, auch auf dem Essen. Nichts scheint unmöglich in der Glitzerwelt der Superreichen. Eine Übernachtung kostet bis zu 12.000 Euro. Hinter den Kulissen arbeiten 1.600 Menschen, viele aus Deutschland, vor allem in den Chefetagen und im Service.
    „Die Reportage“ begleitet drei der insgesamt 60 Deutschen, die in dem Luxushotel arbeiten. Für den 51-jährigen Heinrich Morio beginnt der Tag mit kritischen Blicken. Alles muss glänzen, schöner Schein auf künstlicher Luxusinsel. Überall hängen Fotos vom Scheich von Dubai. His Highness, seine Hoheit, wie alle Mitarbeiter ihn nennen, kommt oft zu Besuch: unangemeldet. Alle Zimmer bieten einen 24-Stunden-Butler-Service. Einer der „Reichen-Diener“ ist Alexander Maas. Der Frankfurter ist Chefbutler. Er betreut die VIPs unter den VIPs, vom Staatsgast bis zum Hollywoodstar, und ist verantwortlich für 40 Kollegen.
    Sie arbeiten in drei Schichten. Zum Standard gehören täglich 40 Rosen in jeder der 202 Maisonettesuiten. Und da Champagner auf Dauer langweilig ist, trinken die Gäste in diesem Hotel Cappuccino mit Goldpuder, 24 Karat, für 30 Euro die Tasse. Ganz oben im Luxushotel befindet sich das teuerste Restaurant Dubais. Dort arbeitet Björn Alexander aus Berlin. Er hat seinen Michelin-Stern und sein Restaurant am Brandenburger Tor in Berlin aufgegeben, als vor einem halben Jahr das Jobangebot in Dubai kam. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 04.07.2014 NDR
  • Folge 444
    Seit dem 1. März 2009 leitet Friederike Klose die damals neu gegründete Sozialtherapeutische Anstalt Hamburg. Das Ziel der Einrichtung ist es, alle Schwerverbrecher, die dort im Durchschnitt eine sieben- bis zehnjährige Strafe verbüßen, mithilfe von Sozialtherapie, Arbeitsplätzen innerhalb des Gefängnisses, therapeutisch geleiteten Gruppengesprächen und einem Zusammenleben in einer WG-ähnlichen Wohnstruktur mit zunehmender Lockerung der Haftbedingungen, wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Friederike Klose verwaltet und beaufsichtigt die 163 Haftplätze, die hauptsächlich für Täter vorgesehen sind, die Sexualdelikte und Tötungsdelikte verübt haben.
    Sie glaubt an „ihre“ Häftlinge und deren Willen, ein neues Leben zu beginnen. „Wir dürfen nicht aufgeben, um jeden Menschen zu kämpfen. Es gibt keinen per se bösen Menschen. Es hat viel mit Glück und Unglück der Herkunft zu tun.“ Für Friederike Klose ist der einzige gangbare Weg ein Strafvollzug mit Therapiebegleitung, um Täter zu resozialisieren. Einfach nur Wegsperren bringt ihrer Meinung nach nichts, verursacht dauerhaft höhere Kosten und kann weder für die zu schützende Gesellschaft noch für den Täter eine tragfähige Lösung bieten.
    Die müsse innerhalb der Gesellschaft gefunden und mit den Tätern umgesetzt werden. Es gäbe keinen anderen sinnvollen Weg. Für Friederike Klose stellt sich nicht die Frage, wie man den Täter am besten wegsperrt, sondern vielmehr, wie dem Täter geholfen werden kann, nicht mehr straffällig zu werden. „Die Reportage“ ermöglicht einen exklusiven Einblick in den Arbeitsalltag von Friederike Klose, den Psychologen, den Wohngruppenleitern und beamten sowie den Beamten des Allgemeinen Vollzugsdienstes und der Betreuer.
    Die Gruppe des Gefängnispersonals ist so wenig homogen wie die Gruppe der Häftlinge. Gemeinsam verbringen sie ihren Tag, vom Aufschluss um 6 Uhr morgens bis zum Einschluss um 18:30 Uhr am Abend. Erstmals hatte ein Kamerateam für diesen Film Zugang zu den Stationen und konnte an den Abläufen des Gefängnisalltages teilnehmen. Die Autorin Alice Agneskirchner und das Fernsehteam waren dabei, als sich die Täter innerhalb der Sozialtherapie mit ihren Taten auseinandersetzen und sich darüber klar werden, wie sie sich wieder in der Gesellschaft zurechtfinden könnten. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 11.07.2014 NDR
  • Folge 445
    Gut zwei Stunden dauert der Flug nach Mallorca. Der pensionierte Baumaschinenmechaniker Winfried Langner, genannt „Deutz-Willi“, aus dem niedersächsischen Lauenförde will die 1.900 Kilometer mit seinem Oldtimer-Trecker Deutz D 15 in 24 Tagen zurücklegen. Sein Sohn Wolfgang hat die Strecke akribisch durchgeplant. Nachdem es von Lauenförde über Gemünden, Neckargemünd, Heidelberg und den Hochschwarzwald bis nach Frankreich und Spanien geht, will der 77-Jährige mit seinem Trecker „Robert“ und einem Campingwagen aus den 1950er-Jahren die Fähre nach Mallorca nehmen. Kurz vor Reisestart erfährt die Lokalpresse von den ungewöhnlichen Plänen des aktiven Rentners.
    Ein weiterer Trecker-Fan schließt sich seinem Vorhaben an: „Fendt-Erwin“ kommt aus Hildesheim, seinen Trecker samt Wohnwagen bringt er mit. Dann heißt es Abschied nehmen. Presse, Funk und Fernsehen wollen sich den Aufbruch nicht entgehen lassen, wollen dabei sein, wenn der Rentner und sein neuer Companion lostuckern. Jetzt wird Winfried doch mulmig zumute. Doch dass mit seinem Oldie, Baujahr 1961, etwas schief gehen könnte, glaubt er nicht. Vorsorglich hat er aber etliche Ersatzteile eingepackt. Die NDR Reporter Tilo Knops und Kirsten Waschkau begleiten Winfried Langner und seinen 65-jährigen Kumpan „Fendt-Erwin“ aus Hildesheim auf ihrer Tour.
    Sie sind dabei, wenn die beiden Abenteurer so manche Herausforderung bestehen müssen. Werden die Treckerfahrer tatsächlich in 24 Tagen auf Mallorca ankommen? Wie finden sie sich unterwegs in der Fremde zurecht? Wie werden sich die beiden Weltenbummler ohne Fremdsprachenkenntnisse im Ausland durchschlagen? Schaffen sie es, zusammenzubleiben? Und wie wollen sie sich während der Fahrt verständigen, wenn das laute Tuckern der Motoren alles übertönt? Eines ist jedenfalls gewiss: Die Reise hält viele Überraschungen bereit. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 01.08.2014 NDR
  • Folge 446
    Hunderte Jachten und Hausboote schippern von Frühjahr bis Herbst über die Mecklenburgische Seenplatte. Mittendrin ist Jens Winkelmann mit seinem schwimmenden Kiosk. Von seinem kleinen Motorboot aus beliefert er Freizeitkapitäne mit Brötchen, Wurst und Räucherfisch und vor allem mit eiskaltem Bier. Die Idee, einen Handel auf dem Wasser zu betreiben, kam Jens Winkelmann vor zwei Jahren, als er arbeitslos wurde. Ihm war schnell klar, dass er mit 52 Jahren als Hotelier keinen Job mehr finden würde. Und tatsächlich bekam er schon bald einen kleinen Kiosk mit Bootsverleih zur Pacht angeboten.
    Aber erst als er sein Büdchen aufs Wasser verlegte, gelang dem Unternehmer der Durchbruch. Gezielt konnte er mit seinem Boot auf neue potenzielle Kunden zusteuern. Jens Winkelmann erreicht mit dem schwimmenden Kiosk mühelos die Müritz-Schleusen, wo sich im Sommer der Schiffsverkehr staut und die Boote bis zu acht Stunden warten müssen. Den Freizeitkapitänen kommt der Verkäufer von gekühlten Getränken auf dem Wasser gerade recht. Doch manchmal sind die Urlauber auch äußerst zurückhaltend und wollen nichts kaufen, weiß Jens Winkelmann zu berichten.
    Dann muss er kurzfristig zum Marktschreier werden. Wenn er den ersten Kunden überzeugt hat, lassen die anderen nicht lange auf sich warten. Besonders gefragt ist der Händler mit der schwimmenden Imbissbude am Abend, wenn die Hausboote auf dem See Anker gesetzt haben. Dann merken die Urlauber, dass ihnen etwas fehlt. Wer will schon wegen ein paar Kleinigkeiten extra ans Ufer schippern? Während Jens Winkelmann unterwegs ist, schmeißt seine Frau Berit den Bootsverleih und die Verkaufsbude an Land.
    Über Arbeitsmangel kann sich das Ehepaar nicht beklagen, aber das Saisongeschäft ist kurz, in diesem Jahr sogar zwei Wochen kürzer als gewöhnlich. Das trifft die Menschen, die vom Tourismus leben, besonders hart. Es kann dann finanziell ganz schön eng werden. Und noch ein Problem macht ihnen Sorgen. Die Schleusenwärter an der Müritz sollen abgeschafft werden. „Wenn die weg sind, herrscht hier Chaos“, befürchtet der Familienvater, „dann hat keiner mehr Zeit für Räucherfisch und Bier.“ Trotz aller Unwägbarkeiten und Herausforderungen ist Jens Winkelmann, Vater von zwei Kindern, froh, den Schritt in die saisonabhängige Selbstständigkeit gewagt zu haben.
    Denn, alles sei besser als herumzusitzen, meint er. Und wenn die Schleusen tatsächlich geschlossen werden, dann fiele ihm schon etwas Neues ein. Da ist sich Jens Winkelmann ganz sicher. NDR Autorin Elke Bille hat den Händler und seine Frau mehrere Tage lang in der Vor- und in der Hochsaison bei der Arbeit begleitet. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 08.08.2014 NDR
  • Folge 447
    Armut macht krank und Krankheit macht arm: Gegen diese bittere Erkenntnis kämpft Gerhard Trabert seit nunmehr fast 20 Jahren. Er ist Arzt und versorgt in Mainz Menschen, die den Weg in eine „normale“ Praxis nicht mehr finden. Viele seiner Patienten sind obdachlos, leben auf der Straße. Doch immer öfter sind es auch Menschen, die nicht oder nicht mehr krankenversichert sind: Selbstständige, deren Unternehmen pleite gegangen ist, Billiglohnarbeiter aus dem Ausland oder Menschen, die einfach ihre Krankenkassenbeiträge nicht mehr bezahlen können.
    Ernst S. ist einer von ihnen. Seit ein paar Wochen leidet er unter einer gefährlichen gelben Hautfärbung. Den Arztbesuch hat er lange hinausgezögert, weil er schon seit Jahren nicht mehr versichert ist, wie er sagt. Die Armut sieht man ihm auf den ersten Blick nicht an: Er trägt ein gebügeltes Hemd und ordentliche Schuhe, hat einen festen Händedruck. Ernst S. war selbstständiger Geschäftsführer, bis er durch einen Unfall arbeitsunfähig wurde. Und jetzt hat er diese Gelbsucht bekommen.
    Gerhard Trabert weist den Patienten sofort in ein Krankenhaus ein. Wer die Kosten für die Behandlung übernimmt, sei erst einmal zweitrangig, sagt der Arzt. Und: „Wenn eine Gesellschaft Banken rettet, aber nicht mehr Menschen, dann läuft etwas grundlegend falsch.“ Dabei ist Ernst S. kein Einzelfall. Laut amtlicher Statistik sind etwa 140.000 Menschen in Deutschland nicht krankenversichert. Doch die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen; Gerhard Trabert, der auch eine Professur für Sozialmedizin inne hat, schätzt, dass eine halbe Million Menschen nicht mehr versichert ist.
    Auch aus diesem Grund hat er in Mainz eine Poliklinik eröffnet, eine medizinische Ambulanz für Menschen ohne Krankenversicherung. Fachärzte, die hier ehrenamtlich arbeiten, bieten ihre Hilfe an. Darunter sind ein Chirurg, ein Zahnarzt, ein Gynäkologe und ein Neurologe. Die Filmautorin Katrin Wegner hat den Mainzer Arzt einige Wochen lang bei seiner Arbeit in Tiefgaragen, Obdachlosenheimen und in der neuen „Armenambulanz“ begleitet. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 15.08.2014 NDR
  • Folge 448
    Christian Baumann aus Kaiserslautern liebt die Seeluft. Und er hat einen Traum: Irgendwann einmal möchte der Pfälzer Kapitän auf einem Kreuzfahrtschiff werden. Doch bis dahin ist es ein langer Weg. Die Voraussetzungen dafür sind optimal für Christian Baumann: Schon sein Großvater war Rheinschiffer und er selbst hat bereits acht Jahre Marineerfahrung, ein abgeschlossenes Nautikstudium vorzuweisen und zahlreiche Praktika auf hoher See. Doch wie geht es weiter? Auf der MS „Artania“ hat Christian Baumann seinen ersten festen Job nach dem Studium.
    Es handelt sich um einen viermonatigen Zeitvertrag als Brückenkadett, die unterste Stufe in der Hierarchie. Von Singapur bis nach Hamburg geht die Reise auf dem Kreuzfahrtschiff. Der Pfälzer Seemann hat sich viel vorgenommen: Er will unbedingt befördert werden. Den Kapitän Morten Hansen kennt er schon von einem Praktikum vor zwei Jahren. Damals war der Norweger sehr beeindruckt von dem Studenten aus Kaiserslautern und hatte versprochen, sich später für ihn einzusetzen. Kann Christian Baumann ihm immer noch imponieren und wird der Kapitän Wort halten? Die Rolle als „kleiner“ Kadett auf der Brücke ist nicht einfach.
    Er darf keine Fehler machen und muss zeigen, dass er wirklich „Meerwasser im Blut“ hat, z. B. wenn der Kapitän ihn bei voller Fahrt auf den 50 Meter hohen Mast schickt, um technische Geräte zu überprüfen. Christian Baumann erlebt aber auch das, was die Kreuzfahrt für ihn so reizvoll macht: exotische Reiseziele und eine Art der Seefahrt, bei der es nicht nur darum geht, eine Fracht sicher von einem Hafen in den nächsten zu bringen. Hier sind Menschen an Bord, die unterhalten werden wollen.
    Und schon steht der Brückenkadett plötzlich auf einer Showbühne vor Hunderten Zuschauern und muss das Tanzbein schwingen. Dazu gibt es noch all die anderen Erlebnisse und Eindrücke, die er bestimmt nie vergessen wird: Traumstrände auf den Malediven, sein Geburtstag am Strand in Jordanien oder die Durchfahrt des legendären Suezkanals. Doch so toll diese Erfahrungen auch sind, Christian Baumann hat vor allem ein Ziel: Er will sich in seinem Job hochkämpfen, um irgendwann einmal als Kapitän selbst das Ruder zu übernehmen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 22.08.2014 NDR
  • Folge 449
    Auf den ersten Blick wirkt Hans-Joachim K. jünger als er ist, selbstbewusst und cool. Er habe immer so ein bisschen versucht, den Lebemann zu spielen, meint er. Aber in Wahrheit fühle er sich krank, alt und einsam. Der 60-Jährige ist alkoholabhängig. Vor neun Jahren hat er seine Arbeit als Versicherungskaufmann verloren, dann kam die Scheidung. Seither versucht der Hamburger Frust und Langeweile mit Alkohol herunterzuspülen. Doch seine Depressionen wurden immer schlimmer. Ein Teufelskreis. Etwa drei Millionen Männer und Frauen der Generation 60plus haben laut Deutscher Hauptstelle für Suchtfragen ein Alkoholproblem.
    Jeder dritte Mann und jede sechste Frau zwischen 65 und 79 Jahren trinkt regelmäßig zu viel Alkohol. Mehr als 400.000 der über 60-Jährigen sind alkoholabhängig. Hans-Joachim K. hat jahrelang versucht, seine Sucht zu verbergen. „Ich bin eben ein heimlicher Trinker und wollte nicht, dass man mich sofort als Alkoholiker erkennt.“ Aber jetzt sei Schluss mit der ständigen Heimlichtuerei, meint Hans-Joachim K. Er hat sich für einen qualifizierten Entzug im Evangelischen Krankenhaus Alsterdorf in Hamburg entschieden.
    Die Einrichtung ist auf die medizinische Behandlung von Suchtkranken ab 60 Jahren spezialisiert. Auf der Entgiftungsstation lernt Hans-Joachim K. Menschen kennen, die wie er versuchen, von der Sucht loszukommen. Michael M. ist 74 und war von Beruf Bademeister. Als er in Rente ging, wurde es mit dem Trinken immer schlimmer. „Ich habe schwere Stürze erlebt im betrunkenen Zustand und habe immer gedacht, ich komme da wieder raus“, erinnert er sich.
    Aber dann wurde ihm klar, dass er das allein nicht schaffen konnte. Wird Hans-Joachim K. den Entzug und die danach folgende Therapie in einer speziellen Suchtklinik für ältere Patienten bei Schwerin durchhalten? Wird er es schaffen, auch außerhalb der Klinik trocken zu bleiben? Saskia Langhans begleitet den Hamburger fünf Monate lang auf seinem schwierigen Weg. Jeder Tag ist für ihn ein Kampf. Aber jeder Tag ohne Alkohol ist auch ein weiterer Schritt in ein neues, selbstbestimmtes Leben. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 12.09.2014 NDR
  • Folge 450
    Berufsschüler Robin R. (19) lag im Krankenhaus, war kurz vor einer Operation, als sein Handy klingelte. Ein Mobilfunkanbieter bot ihm ein sogenanntes Probe-Abo an: 14 Tage lang könne er umsonst telefonieren, hatte man ihm versprochen. Doch das vermeintliche Werbegeschenk sollte den jungen Mann teuer zu stehen kommen, denn es entpuppte sich als Abschluss eines weiteren teuren Handyvertrages, zusätzlich zu seinem laufenden bei einem anderen Anbieter. Die Erfahrung von Robin R. ist keineswegs ein Einzelfall. Immer wieder klagen Verbraucher über fragwürdige Methoden von Callcentern. Mitarbeiter schwatzen den Leuten am Telefon dubiose Handyverträge auf, schieben ihnen zweifelhafte Gewinnspiele unter oder zocken die Angerufenen schamlos ab.
    Die Callcenter-Branche hat einen schlechten Ruf. Dennoch wächst sie von Jahr zu Jahr. Inzwischen arbeiten rund eine halbe Million Menschen in dem Sektor. Und die Verkaufsmaschen werden immer dreister. Vor allem Tarifverträge für Handykunden sind ein lukratives Geschäft. Kunden werden mit angeblich günstigen Tarifen geködert, die bei den Abrechnungen dann wesentlich höher ausfallen als abgesprochen. Für die Geprellten beginnt dann der Ärger. Sie müssen den Nachweis erbringen, dass sie diesen Vertragskonditionen beim Anruf durch das Callcenter nie zugestimmt haben.
    Autor Marc Rosenthal spricht mit Menschen, die hereingelegt wurden. Er begibt sich auf Recherchetour und will herausfinden, wie unseriöse Callcenter arbeiten. Er geht der Frage nach, wie sich Verbraucher schützen können und warum Abzocker hierzulande oft so unbehelligt ihr Unwesen treiben. Marc Rosenthal und sein Kamerateam treffen Strafverfolger, die demonstrieren, wie sie gegen die kriminellen Machenschaften von Callcentern vorgehen. Und sie begleiten einen Anwalt für Verbraucherrecht, der den Opfern hilft und ihnen zeigt, dass man sich gegen derartige Machenschaften wehren kann. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 19.09.2014 NDR

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