bisher 474 Folgen, Folge 401–425

  • Folge 401
    Wenn Monika Freytag mit ihren Fallen anrückt, macht sich die Meute Katzen aus dem Staub. Oft muss die Mitarbeiterin vom Hamburger Tierheim lange warten, bis ihr ein Streuner ins Netz geht. Mehr als zwei Millionen verwilderte Katzen gibt es in Deutschland, 20.000 sind es alleine in der Hansestadt Hamburg. Weil sich die herrenlosen Tiere unkontrolliert vermehren, steigt ihre Zahl ständig. Die meisten ausgesetzten Stubentiger führen ein klägliches Leben. Sie hätten im Winter keine Überlebenschancen, gäbe es nicht Menschen, die sich um sie kümmern. Sven Jaax begleitet in seiner Reportage die Tierschützerin Monika Freytag bei ihren Einsätzen.
    Sie ist Beauftragte für frei lebende Tiere beim Hamburger Tierschutzverein. Ihre Aufgabe ist es, die Zahl der streunenden Katzen einzudämmen. Sie fängt sie ein und lässt sie kastrieren. Gesunde Katzen entlässt sie nach dem Eingriff wieder in die Freiheit, denn im überfüllten Tierheim ist kein Platz für sie. Damit die Tiere die harte Winterzeit überstehen, werden sie an Futterstellen von freiwilligen Helfern mit Nahrung versorgt. Monika Freytag hat engagierte Mitstreiter. Zum Beispiel die Katzenhilfe aus Bleckede bei Lüneburg. Der Verein will die Gemeinden stärker in das Katzenproblem einbinden, damit die streunenden Tiere nicht zur Plage werden.
    Denn jede fruchtbare Katze kann zweimal pro Jahr bis zu sechs Junge werfen. Die ersten Gemeinden haben bereits eine Kastrationspflicht für alle Katzen eingeführt. Wild lebende Tiere werden mit kommunaler Hilfe eingefangen und „entschärft“, wie es im Fachjargon heißt. Ist das der richtige Weg? Wie kann es überhaupt zu so einer großen Zahl an herrenlosen Tieren kommen? „Die Reportage“ folgt Norddeutschlands Streunern in ihrem harten Alltag. Sie lässt Tierschützer, Veterinäre, Katzenhalter, Landwirte und Jäger zu Wort kommen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 01.03.2013NDR
  • Folge 402
    Für Werner T. aus Neustadt bei Hannover war der Arbeitsplatz wie ein Hamsterrad. Es drehte und drehte sich, irgendwann fiel er um und war weg. Nach fast 40 Jahren als Koch, Küchenchef und Ausbilder fühlte er sich am Ende seiner Kräfte. Mehrere Wochen verbrachte der 59-Jährige in einem Reha-Zentrum der Deutschen Rentenversicherung. Viel zu früh musste er danach wieder an seinen Arbeitsplatz. Nach wenigen Tagen ist er dort zusammengebrochen. Es folgte ein längerer Psychiatrieaufenthalt. Auch danach blieb er krankgeschrieben.
    Seinen beiden Mitpatienten aus der Reha erging es ähnlich. Trotz ihrer Depression wurden sie für arbeitsfähig erklärt. Doch auch sie holte die Krankheit wieder ein. Es folgten Krankschreibung, Medikamente, Therapien. Ihre letzte Hoffnung: die Erwerbsminderungsrente. „Kaputt vom Job“: So fühlen sich in Deutschland immer mehr Arbeitnehmer. Im Jahr 2011 bezogen über 73.000 Menschen wegen einer psychischen Krankheit Erwerbsminderungsrente. Ein erneuter Höchststand, denn schon 2010 lag die Zahl der bewilligten Erstanträge bei knapp 71.000. Fast jede fünfte staatliche Rente ist laut dem Sozialverband VdK inzwischen eine Erwerbsminderungsrente.
    Das durchschnittliche Zugangsalter lag 2011 bei 50 Jahren, 1980 lag es noch bei 56 Jahren. Für die Betroffenen bedeutet das ein Leben an der Armutsgrenze. Ihre Rente beträgt im Schnitt nur 600 Euro monatlich. Doch viele Arbeitnehmer bringen erst gar nicht die Energie auf, einen Antrag auf Frührente zu stellen. „Es war ein Schritt zu sagen, ich geb“ jetzt auf.
    Ich möchte noch leben! Ich möchte noch ein kleines bisschen von meinem Leben haben“, sagt Werner T., nachdem er den Antrag auf Frührente unterschrieben hat. Doch das Warten auf einen Bescheid ist zermürbend. NDR Autor Michael Heuer und sein Filmteam haben drei Patienten, die zu Freunden wurden, über ein halbes Jahr lang begleitet. Werden der Koch Werner T., die Kassiererin Gitta E. und der Techniker Uwe W. die Frührente tatsächlich bekommen? Wie entscheiden Krankenkassen und Rentenversicherung? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 08.03.2013NDR
  • Folge 403
    Für die einen ist es ein gewaltiges Naturschauspiel, für die anderen eine Bedrohung: Hunderttausende Wildgänse lassen sich auf der Flucht vor dem eisigen sibirischen Winter an Deutschlands Küsten nieder. Vor 30 Jahren wurden die Vögel noch mit Neugier von den Küstenbewohnern empfangen. Heute sind die großen Schwärme zum Problem geworden. Sie plündern die Felder, verschmutzen sie mit ihrem Kot und zerwühlen das Erdreich. Landwirte in Ostfriesland haben den hungrigen Gänsen jetzt den Kampf angesagt, denn die Zahl der Tiere steigt unaufhaltsam. Sie treffen immer früher im Jahr ein und bleiben länger.
    Die Schäden durch die Vögel belaufen sich inzwischen auf Millionenbeträge. So mancher Bauer sieht nur noch in der intensiven Bejagung eine Lösung. Für die Tierschützer ist das eine Provokation. Die hartnäckigsten von ihnen scheuen keine Konfrontation mit Jägern und Landwirten. Immer wieder eskaliert der „ Gänsekrieg“ an der Emsmündung in Polizeieinsätzen und Gerichtsverfahren. NDR Autor Lutz G. Wetzel hat mit seinem Kamerateam beeindruckende Bilder vom Naturschauspiel an der Küste eingefangen und in dieser Reportage einen Konflikt dokumentiert, der kaum lösbar scheint.
    Ihm ist es gelungen, in die Strategien der Streitparteien Einblick zu nehmen: Das Team besucht einen passionierten Vogelschützer, der jeden Tag entschlossen „seine“ Tiere im Vordeichgelände bewacht, damit sie nicht von Jägern gestört werden. Es begleitet aber auch Waidmänner, die sich ihre legale Jagd nicht vermiesen lassen wollen. Auch ein Landwirt, durchaus kein Gänse-Hasser, kommt zu Wort. In diesem Jahr musste er seine Milchkühe viel früher als sonst in den Stall holen und mit teurem Winterfutter versorgen. Die Wildgänse haben seine Weiden leer gefressen, seine Äcker mit Kot verunreinigt und die Saat niedergetrampelt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 15.03.2013NDR
  • Folge 404
    Die ärmeren Verbraucher trifft es am härtesten: Alleinerziehende, Rentner und Geringverdiener. Zum Jahresbeginn 2013 wurden die Strompreise bis zu 20 Prozent erhöht, seit dem Jahr 2000 haben sie sich fast verdoppelt. Die Folge: Viele Menschen können ihre Energiekosten nicht mehr bezahlen. Strom oder Lebensmittel, vor dieser Entscheidung stehen die Betroffenen immer wieder. Mehr als 300.000 Mal wurde im vergangenen Jahr 2012 in Deutschland Verbrauchern der Strom abgedreht, weil sie ihn nicht mehr bezahlen konnten. Wie gehen die Betroffenen damit um? Kein Kühlschrank, kein Herd, keine Heizung funktioniert. Leben ohne Grundversorgung? Die beiden NDR Reporter Julian Prahl und Sara Rainer gehen der Frage nach.
    Sie begleiten den Mann, der den Zahlungsunfähigen den „Saft“ abdreht bei seiner Arbeit. Der Sperrkassierer hat bis zu 20 Termine am Tag. Ab 100 Euro Schulden darf der Mitarbeiter der Stadtwerke in Stade seine Sperrkappen montieren. „Wir machen das aber erst, wenn die Beträge an die 800 Euro rankommen“, meint er. Doch bevor es dazu kommt, sucht der Kassierer das Gespräch mit den Kunden, versucht oft noch in letzter Minute, eine Lösung zu finden und die Zahlung entgegenzunehmen. Manchmal erlebt er auch wütende Reaktionen seiner Kunden: Beleidigungen, Drohungen, zerstochene Reifen.
    Alles hat es schon gegeben. Oftmals reagieren Schuldner aber auch gar nicht auf Mahnungen und Sperrankündigung, dann dreht der Mann von den Stadtwerken auch schon mal in Abwesenheit der Verbraucher den Strom ab. Das ist hart für die Betroffenen, besonders für Familien mit kleinen Kindern. Solchen Notfällen will die Caritas mit so genannten Stromspar-Checkern vorbeugen. Mit ihrer Hilfe, so der Sozialverband, könnten Verbraucher 80 bis 100 Euro im Jahr sparen. Seit September 2010 hilft Ingrid Weinert aus Lüneburg bedürftigen Haushalten, Strom zu sparen. Sie verteilt wassersparende Duschköpfe, Wasserstrahlregler und Energiesparlampen kostenlos an betroffene Haushalte. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 05.04.2013NDR
  • Folge 405
    Schon als er die Wohnung betritt, spürt Rosa seine Aggressivität. Wieder einmal hat sich ihr Mann volllaufen lassen und wieder einmal sucht er nach der Kneipentour Streit. Plötzlich schlägt er zu, wie schon so oft. Doch diesmal will Rosa ihr Leid nicht mehr länger erdulden. Sie nimmt all ihren Mut zusammen und flüchtet mit ihrer vierjährigen Tochter in ein Frauenhaus. Rosa ist kein Einzelfall. Laut Statistik wird in Deutschland jede vierte Frau Opfer von Misshandlungen durch den Partner. Etwa 40.000 Frauen und Kinder suchen jährlich bundesweit Schutz in einem der 360 Frauenhäuser. Wo die Einrichtungen liegen, weiß kaum jemand, oft noch nicht einmal die Nachbarn in nächster Nähe.
    Die Adressen werden aus Sicherheitsgründen geheim gehalten. Selbst am Nottelefon erfahren die Frauen nicht, wo sich die Einrichtung befindet. Sie werden an einem Treffpunkt abgeholt. Den NDR Autorinnen Marie-Fleur Kröger und Sylvia Bernd ist es gelungen, eine Drehgenehmigung in einem der Hamburger Frauenhäuser zu bekommen. Zum ersten Mal darf ein Kamerateam dort filmen und mit den Bewohnerinnen sprechen. Zwei Frauen stehen dabei im Mittelpunkt der Reportage: Rosa, die von ihrem drogen- und alkoholabhängigen Ehemann immer heftiger misshandelt wird, und die gebürtige Russin Jana.
    Janas Tortur beginnt, als sie sich weigert, die Zweitfrau ihres ägyptischen Ehemanns zu akzeptieren. Während eines gemeinsamen Familienurlaubs in seiner Heimat schlägt er Jana immer wieder ins Gesicht, tritt sie in den Bauch und bricht ihr mehrere Rippen. Schwerverletzt kann sie nach Deutschland fliehen, muss aber ihre Kinder zurücklassen, weil ihr Mann deren Pässe verschlossen hält. Unterstützt werden Rosa, Jana und die anderen Bewohnerinnen des Frauenhauses von drei Sozialpädagoginnen. Sie kümmern sich um die oft traumatisierten Frauen und Kinder, helfen bei Behördengängen, Arztbesuchen, bei der Job- und der Wohnungssuche. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 12.04.2013NDR
  • Folge 406
    Luxussanierungen, Rekordmieten, Wohnungsnot: Der Kampf auf dem Wohnungsmarkt erhitzt sich. Investoren haben „Betongold“ als sichere Geldanlage entdeckt. Bei gutem Wohnwert sind die Mietpreise seit 2008 um bis zu 44 Prozent gestiegen. In den Großstädten wird es immer schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Woran liegt das? Allein an der Eurokrise? Oder haben Politiker und Demografen die Entwicklungen verschlafen? Die Gründe für die Mietmisere sind vielfältig. NDR Autor Michael Nieberg begibt sich mit einem Kamerateam auf Recherchetour. In Hannover-Linden trifft er auf den letzten Altmieter eines Hinterhauses, das seit zwei Jahren von Investoren saniert wird.
    Er sei zum Auszug aufgefordert worden, berichtet der Mann. Und auch mit Bauarbeiten wolle man ihn mürbe machen. Nachdem die anderen Mieter ausgezogen sind, lassen die neuen Eigentümer deren Wohnungen und das Treppenhaus sanieren. Auf Manfred M. nimmt dabei keiner Rücksicht. Völlig entnervt gibt nun auch der letzte Altmieter auf und macht sich auf die Suche nach einem neuen Domizil. Bei unzähligen Besichtigungen muss der Hannoveraner gemeinsam mit Dutzenden Interessenten geduldig in der Schlange stehen. Doch bisher ohne Erfolg: Wenn ihm einmal etwas angeboten wird, ist es zu teuer und eine sanierte Wohnung in seinem derzeitigen Haus kommt erst recht nicht infrage.
    Die Mieten haben sich dort fast verdoppelt. Manfred M. ist kein Einzelfall: Rentner Hans-Joachim F. macht ähnliche Erfahrungen. In seinem Haus wird seit Monaten gebaut. Baulärm und Schmutz wird für den Senioren und seine Frau so unerträglich, dass sie sich notgedrungen auf Wohnungssuche begeben. Auch die Mietsteigerungen von über 20 Prozent, die mit der Modernisierung begründet werden, kann sich das Paar nicht mehr leisten. Über 30 Jahre haben die beiden in dem Mehrfamilienhaus gelebt. Inzwischen trifft es nicht nur arme Menschen, Rentner und Studenten. Die Wohnungsnot ist schon längst in der Mittelschicht angekommen. Krankenschwester Anja J. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 26.04.2013NDR
  • Folge 407
    „Seeleute sind vergessene Leute“, sagt Diakon Thomas Reinold. „Meistens sind sie neun Monate ohne Unterbrechung auf See. Sie arbeiten hart, auch für geringen Lohn, ertragen Stürme und die Furcht vor Piraten. Sie sind es, die unsere Waren von A nach B transportieren. Und keiner macht sich über ihr Leben Gedanken.“ Thomas Reinold arbeitet bei der Bremerhavener Seemannsmission. Deren Seemannsclub „Welcome“ ist vor Kurzem von Seeleuten zu einem der beliebtesten Clubs weltweit gewählt worden.
    Über einhundert Gäste, vom Decksmann bis zum Kapitän, kommen jeden Abend zu Thomas Reinold und seinem Team. Sie machen eine Pause vom eintönigen, anstrengenden Leben an Bord. Sie spielen Billard, trinken ein Bier und das Allerwichtigste: Sie halten mit der Familie im Heimatland über Internet Kontakt. Denn unter der Trennung von der Familie leiden die Seeleute am meisten. „Das Schiff ist ein Gefängnis“, so formuliert es ein Matrose. Bordbesuche: Auch sie gehören zum festen Angebot der Seemannsmissionen in Bremen und Bremerhaven.
    Denn viele Seeleute haben mittlerweile so kurze Liegezeiten, dass es nicht einmal mehr für den Ausflug in den Club reicht. Die Bremer Seemannspastorin Jutta Bartling und etliche ehrenamtliche Mitarbeiter besuchen die Besatzungen der Schiffe, vom riesigen Containerfrachter bis zum kleinen Schiff mit einer Ladung Kohle an Bord. Immer mit dabei ist ein Rucksack voller Telefonkarten und Zeitungen in der Heimatsprache der Besatzung. Für die Seeleute sind diese Angebote lebensnotwendig.
    So können sie den Kontakt zur Außenwelt halten. Auch und gerade in extremen Situationen ist die Seemannsmission zur Stelle: Als im Winter 2012 die „Silves“ in Bremerhaven monatelang an der Kette lag, weil die Reederei die Heuern nicht mehr zahlte, kümmerten sich die Mitarbeiter der Seemannsmission um die Besatzung. Sie brachten Essen und sorgten für Abwechslung im ereignislosen Alltag der Seeleute. Die Seemannsmissionen sind auch Anlaufstelle, wenn Seeleute im Alter nicht wissen, wohin sie sollen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 03.05.2013NDR
  • Folge 408
    In Deutschland sterben jedes Jahr rund 17.000 Menschen durch vermeidbare ärztliche Behandlungsfehler. Fälle wie eine Schere, die nach einer OP im Körper des Patienten vergessen wurde oder eine Operation am falschen Bein, sind nur die Spitze des Eisberges. Die Fehler liegen im Detail, in mangelhafter Kommunikation, schlechter Dokumentation, hierarchischen Strukturen oder schlicht Arbeitsüberlastung. Wie in jedem Betrieb passieren auch im Krankenhaus Fehler in den täglichen Abläufen, doch sind die Auswirkungen hier meistens weit gravierender.
    Martin Dutschek macht sich deshalb auf die Suche nach diesen oft lebensgefährlichen Fehlern. Er ist unabhängiger Kontrolleur im Auftrag der Krankenhäuser und prüft jeden Handgriff der Chirurgen im Operationssaal und den Kommunikationsfluss zwischen Pfleger, Schwester, Assistenzarzt und Chefarzt. Die meisten Fehler passieren bei den Operationen. Das zweitgrößte Risiko für Patienten in den Krankenhäusern sind falsche Dosierungen der Medikamente und Infektionen. „Aus anderen Hochrisikosystemen wie zum Beispiel der Luftfahrt weiß man, dass 80 Prozent der Ursachen für Zwischenfälle in fehlerhafter Kommunikation, in der Teamorientierung und in der Hierarchie liegen“, erklärt Martin Dutschek.
    Im KRH Klinikum Nordstadt in Hannover geht Martin Dutschek zusammen mit einer externen Ärztin durch alle Fachabteilungen und erstellt Mängellisten. Dann werden Chefärzte und Schwestern in Rollenspielen gemeinsam geschult. Sie sollen dadurch besser als Team zusammenarbeiten und Hierarchien sollen abgebaut werden.
    Grundlage für das Training sind die Sicherheitsstandards der Luftfahrt. Um praktische Erfahrungen zu sammeln, setzen sich die Ärzte deshalb mit Martin Dutschek anschließend in den Flugsimulator. Dort sollen sie lernen, wie Checklisten und sichere Kommunikation in Stresssituationen funktionieren. Studien zeigen, dass Behandlungsfehler um 30 bis 50 Prozent zurückgehen können, wenn Ärzte und Schwestern in Krankenhäusern mit Checklisten arbeiten. Doch in Deutschland ist das noch nicht Standard. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 17.05.2013NDR
  • Folge 409
    Angelika Ellermann hat keine Kraft mehr: Jede Nacht muss sie zwei- bis dreimal aufstehen, weil ihr 81-jähriger Vater schreit oder halluziniert. Tagsüber muss sie fast jede Minute bei ihm sein, es sei denn er schläft. Der Vater von Angelika leidet an Parkinson und Demenz und benötigt eine immer intensivere Pflege. Das kann die 57-Jährige nicht mehr leisten: Ihr Vater Helmut muss in ein Altenheim. Zu gerne würde Angelika Ellermann ihn in der Nähe haben. Doch in Deutschland kostet ein Pflegeplatz viel Geld. Helmut Siebert hat über 40 Jahre lang als Maler gearbeitet. Seine Rente liegt bei 1.100 Euro monatlich.
    Ein Heimplatz in der Pflegestufe drei kostet im Monat 3.000 Euro und mehr. Supermarktverkäuferin Angelika müsste dann für die Unterbringung noch mindestens 1.000 Euro pro Monat dazuzahlen. „Das kann ich nicht“, sagt Angelika Ellermann. Im Internet stößt Angelika auf das Angebot der „Seniorenresidenz an der Oder“. Es ist ein neues Heim im kleinen Ort Zabelków in Oberschlesien, nahe der tschechischen Grenze in Polen. Dort kostet die Unterbringung im Einzelzimmer 1.300 Euro im Monat inklusive Vollpflege, Verpflegung und Betreuung.
    Ein unschlagbares Angebot. Viele Familien stehen vor der Entscheidung, wo sie ihre Angehörigen zur Pflege unterbringen können. In Osteuropa gibt es mittlerweile immer häufiger Angebote, gezielt für Deutsche. Das NDR Team drehte für „die reportage“ erstmals im Ende März 2013 eröffneten Pflegeheim in Zabelków. Ursprünglich war es für Rückkehrer in die Heimat gedacht, Menschen, die in Oberschlesien familiäre Wurzeln haben. Doch die meisten der 36 Plätze gehen an deutsche Familien, die aus Kostengründen das Heim ausgesucht haben. Auch Angelika Ellermann will ihren Vater hier anmelden. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 31.05.2013NDR
  • Folge 410
    Michaels Vater ist vor Kurzem verstorben. Nun hat der Sohn die Entrümpler bestellt, um die Wohnung leer zu räumen. Was er dort vorfindet, ist allerdings alles andere als einfach zu bewältigen. Seit dem Tod seiner Mutter vor 25 Jahren war Michael nicht mehr in der elterlichen Wohnung, der Kontakt zum Vater war nach und nach abgebrochen. Nun kommt er in Räume, die vollkommen überfüllt sind, man könnte auch sagen, die zugemüllt sind. „Das passiert immer öfter“, sagen die Entrümpler. Die Vereinsamung im Alter nimmt zu und die damit einhergehende Verwahrlosung allein lebender Senioren auch.
    Meterhoch ist jedes Zimmer mit Dingen zugestellt. Für Michael ein schockierender Anblick, der viele Fragen aufwirft. Soll er sich Vorwürfe machen? Wie findet er noch Erinnerungsstücke, die er eventuell aufheben möchte? Wer war sein Vater wirklich? Was bleibt von seiner Familiengeschichte? Wo ist der Fahrzeugschein für den neuen Wagen in der Garage? Das Filmteam geht mit dem Sohn des Verstorbenen auf Spurensuche und schaut den Entrümplern über die Schulter. Entstanden ist eine eindrucksvolle Reportage über das, was am Ende eines Lebens übrig bleibt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 07.06.2013NDR
  • Folge 411
    Das Elternhaus von Klaus-Peter Wiegmann ist bei der Weserflut im Jahr 1962 von den Wassermassen weggespült worden. 2011 ist er mit seiner Frau in die Elbstraße nach Lauenburg gezogen. Und die Flut kommt wieder, diesmal das Wasser von der Elbe. Die Einwohner in Lauenburg sind Hochwasser gewohnt. Zuletzt, im Jahr 2011, stieg der Pegel auf 9,23 Meter und unzählige Keller standen unter Wasser. Für das Hochwasser in diesem Jahr sagen die Prognosen einen Rekordwert voraus. Auf bis zu 10,30 Meter soll die Elbe steigen. Das hat es in Lauenburg noch nie gegeben. Die Lauenburger rechnen mit dem Schlimmsten: Ihre Häuser könnten unter dem Druck des Wassers zusammenbrechen. Traditionsbetriebe stehen vor dem Aus. Und niemand weiß, wer für den Flutschaden aufkommt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 14.06.2013NDR
  • Folge 412
    Viele Hundebesitzer finden ihre Bulldoggen und Möpse sehr süß. Der runde Kopf samt niedlicher Stupsnase der Hunde lässt sie ihr Leben lang wie Welpen aussehen. Damit erfüllen sie perfekt das Kindchen-Schema, das die meisten Menschen positiv anspricht. Die Züchter dieser Rassen sagen, sie erfüllen nur eine ständig steigende Nachfrage. Doch Tierärzte schlagen Alarm: Diese Art von Züchtung, die vor allem das Aussehen in den Mittelpunkt rückt, ist nicht immer mit Gesundheit und Wohlgefühl des Tieres vereinbar. Schon gar nicht bei einem Mops oder einer Bulldogge, die durch die immer runder werdende Kopfform und kürzer gezüchtete Schnauze Atemwegs- und anderen Problemen ausgesetzt sind.
    Diese Rassen können eindeutig als Qualzuchten bezeichnet werden. Dazu gehören auch andere Hunderassen wie der Deutsche Schäferhund beispielsweise. Durch komplizierte Operationen kann man zwar den Qualen ein Ende bereiten oder sie zumindest lindern, doch damit beseitigt man nur Symptome. Bei den Züchtern und Zuchtverbänden ist ein Umdenken erforderlich, was Rassemerkmale in Bezug auf die Gesundheit betrifft. Einige Züchterinnen und Züchter haben damit bereits begonnen. Und die Hundehalterinnen und halter müssen darüber aufgeklärt werden, was sie sich da ins Haus holen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 21.06.2013NDR
  • Folge 413
    Rainer Hartmann trägt gern spitze Stiefeletten, Designer-Jeans und Leinensakkos. Er ist 65 Jahre alt und war Einbrecher von Beruf. Fast sieben Jahre hat er im Gefängnis gesessen, weil er manchmal bei seinen Taten erwischt worden ist. In diesem Film erzählt er, wie Profi-Diebe ihre Tatorte auswählen, nimmt die Arbeit von „Kollegen“ kritisch unter die Lupe und gibt Tipps, die zum Schutz vor Einbrüchen dienen. 2011 ist die Zahl der Wohnungseinbrüche bundesweit um mehr als neun Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. In keinem Bundesland gibt es mehr Wohnungseinbrüche als in Bremen. 2011 waren es 3.425 Taten, das sind 518 Fälle pro 100.000 Einwohner.
    In Bremen ist die Gefahr, zum Einbruchsopfer zu werden, fast anderthalbmal so groß wie zum Beispiel in Hamburg und gut elfmal größer als in Bayern. Für die Opfer von Wohnungseinbrüchen ist es aber nicht am schlimmsten, dass zum Beispiel der Laptop und die 350 Euro aus der Nachttischschublade und die vom Großvater geerbte Taschenuhr gestohlen worden sind oder dass die Terrassentür kaputt und vielleicht der Teppich rettungslos verdreckt ist. Am schlimmsten ist das Gefühl, dass jemand mit Gewalt in die Privatsphäre eingedrungen ist. Die eigene Wohnung ist für die meisten Menschen nicht nur Schutz vor Regen, Wind und Kälte, sondern auch psychosozialer Schutzraum.
    Sie ist der Ort, über den nur die Bewohner selbst bestimmen, an dem sie sich aufgehoben fühlen, an dem auch Intimstes geschieht und aufbewahrt wird. Bei einem Einbruch werden nicht nur Schlösser, Türen und Fensterscheiben zerstört, sondern auch das Vertrauen in den persönlichen Schutz. Die Opfer fühlen sich in der Regel in ihrer Wohnung nach einem Einbruch nie mehr so sicher und wohl wie davor. Manche Opfer sind allerdings bei einem Einbruch erst einmal erstaunlich unerschrocken. So wie Irene und Alida Csupor zum Beispiel. Die beiden ertappten in ihrem Haus Einbrecher und gingen mit Golfschlägern bewaffnet auf die Jagd nach den Tätern allerdings vergeblich. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 28.06.2013NDR
  • Folge 414
    Noch nie wurden an der Nordseeküste so viele Seehunde gezählt wie im Jahr 2012. Allein in Schleswig-Holstein gibt es etwa 9.270 davon, mehr als 26.200 Tiere im Wattenmeer von Deutschland, den Niederlanden und Dänemark. Umweltschützer freuen sich über den Rekordwert. Anders die Fischer. Sie machen die steigende Anzahl der Robben dafür verantwortlich, dass es nicht mehr genug Plattfisch und Kabeljau gibt und fordern den Abschuss der Tiere. Tierärztin Janine Bahr von der Insel Föhr hält nichts von solchen Jagdabsichten, denn die Jagd auf Seehunde ist in Deutschland verboten.
    Und außerdem seien die Tiere trotz steigender Population in einer bedrohlichen Situation. Weil die Verschmutzung der Meere voranschreite, würden die Abwehrkräfte der Robben immer stärker geschwächt. Nach ihrer Erfahrung werden immer mehr Tiere von Lungenwürmern befallen und sterben daran. Im Sommer ist Janine Bahr ständig im Einsatz und kümmert sich um junge verlassene und kranke Seehunde. Doch ihr Engagement ist eine heikle Angelegenheit, denn in Schleswig-Holstein dürfen laut Jagdgesetz nur staatlich bestellte Seehundjäger entscheiden, ob ein einsamer Heuler am Strand überlebensfähig ist oder vor Ort erschossen wird.
    Janine Bahr hält die Gesetzeslage für untragbar. Ihrer Meinung nach müssen Veterinäre entscheiden, wie es um die Tiere steht. Schon seit Längerem fordert sie eine zusätzliche Seehundstation auf Föhr. Die einzig autorisierte Aufnahmestelle in Friedrichskoog reicht ihrer Ansicht nach nicht aus für die vielen verlassenen oder erkrankten Robbenbabys.
    Um die Situation im Sommer zu entschärfen, würde die Inseltierärztin gern selbst bedürftige Heuler aufnehmen und behandeln. Ihr Vorbild ist die weltgrößte Seehundklinik im niederländischen Pieterburen. Seit Jahren unterstützt Janine Bahr die niederländischen Kollegen bei der Rettung und Aufzucht verlassener Seehundkinder. Immer häufiger werden auch dort Robben, die an einem Lungenwurm erkrankt sind, aufgefunden. „In Schleswig-Holstein hätten solche Seehunde wohl keine Überlebenschance gehabt.
    Vermutlich wären sie von Seehundjägern getötet worden“, meint die Veterinärin. NDR Autor Stefan Weiße begleitet die engagierte Tierärztin mit seinem Team bei ihrer Arbeit auf Föhr und in den Niederlanden. Wenn in diesem Sommer wieder hilfsbedürftige Heuler am Strand von Föhr entdeckt werden, wird Janine Bahr sie trotz aller Widerstände erstversorgen und mit Medikamenten stabilisieren. Das hat sie sich fest vorgenommen. Noch hat die Robbenexpertin Hoffnung, dass sie irgendwann einmal auf Föhr eine eigene Seehundstation betreiben darf. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 12.07.2013NDR
  • Folge 415
    Eine siebenköpfige Arztfamilie aus Hamburg macht das Experiment und lebt vier Wochen lang ohne Plastik. Überwacht hat das Experiment Dr. Marike Kolossa, Toxikologin am Umweltbundesamt. Plastik kann gefährliche Stoffe enthalten wie Phthalate, Bisphenol A oder Flammschutzmittel. Diese Gifte haben schlimme Folgen für die Gesundheit des Menschen, warnt Dr. Marike Kolossa. In Kunststoff sind Substanzen enthalten, von denen man weiß oder befürchtet, dass sie die Fruchtbarkeit oder auch Entwicklung, das Verhalten und den Stoffwechsel stören oder Fettleibigkeit, Diabetes oder Allergien fördern können.
    In den letzten Jahrzehnten hat Studien zufolge die Fruchtbarkeit von Männern in Deutschland stark abgenommen, gleichzeitig ist die Zahl von Erkrankungen an Hodentumore angestiegen. Giftstoffe aus Plastik sind ein Grund dafür, vermutet die Expertin. Am ersten Tag des Experiments macht Dr. Marike Kolossa zusammen mit Familie Wagner eine Begehung in deren Haus, um die wichtigsten Quellen für in Plastik enthaltene Giftstoffe zu ermitteln.
    50 Kisten, eine Lkw-Ladung, sind dabei zusammengekommen. Neben Schüsseln, Löffeln, Tellern aus Kunststoff gehört auch alles dazu, was z. B. im Kühl- und Vorratsschrank in Plastik verpackt ist. Bei allen fetthaltigen oder feuchten Lebensmitteln im Haushalt wie Käse, Wurst, Öl, Butter, Soßen, können die gefährlichen Giftstoffe von der Verpackung auf die Esswaren übergehen. Zusätzlich müssen auch Gläser mit Erdnussbutter oder Nuss-Nugat-Creme aussortiert werden, da die Dichtungen der Schraubverschlüsse aus Kunststoff sind.
    Und auch die Konservendosen, denn sie sind von innen mit Plastik beschichtet. Danach ist der Kühlschrank leer. Und es geht noch weiter: Im Bad werden Zahnbürsten, Zahnpasta, Deo und sogar der Duschvorhang entfernt. Auch Spielzeug und Unterhaltungselektronik werden beseitigt. Zwei Tage braucht die Familie, um das Haus einigermaßen frei von Plastik zu bekommen. „Die Reportage“ begleitet die Familie Wagner bei dem Versuch, einen Monat lang plastikfrei zu leben. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 19.07.2013NDR
  • Folge 416
    Gut zwei Stunden dauert der Flug nach Mallorca. Doch wie lange ist man dorthin mit dem Trecker unterwegs? Der pensionierte Baumaschinenmechaniker Winfried Langner aus dem niedersächsischen Lauenförde will die 1.900 Kilometer nach Mallorca mit seinem Oldtimer-Trecker Deutz D 15 zurücklegen, 24 Tage hat er für die Reise eingeplant. Der 77-Jährige hat Flugangst. Seine Ehefrau, die im Jahr 2012 verstorben ist, musste immer allein auf ihre geliebte Sonneninsel reisen. Jetzt will der Rentner mit dem Spitznamen „Deutz-Willi“ im Gedenken an die Gattin zum ersten Mal das Eiland besuchen.
    Mit dem Einzylinder-Trecker mit 15 PS schafft er zwar gerade einmal 18 Stundenkilometer. Doch wenn er rund 100 Kilometer am Tag durchhält, könnte er die Strecke bewältigen. Winfried Langners Sohn Wolfgang, eines seiner sechs Kinder, hat die Tour akribisch durchgeplant. Von Lauenförde aus soll es über Gemünden, Neckargemünd, Heidelberg und den Hochschwarzwald bis nach Frankreich und Spanien gehen. In Barcelona will der aktive Rentner die Fähre nach Mallorca besteigen.
    Trecker „Robert“, wie ihn sein Besitzer liebevoll nennt, zieht einen 1950er-Jahre-Campingwagen mit sich und steuert jeden Abend einen anderen Campingplatz an. So ist es jedenfalls geplant. Wenn die Zeit es zulässt, trifft sich Langner hier und da mit anderen Oldtimer-Trecker-Fans. Auf so manchen Bauernhöfen haben Trecker-Liebhaber wahre Schätze gehortet, heißt es. Kurz vor Reisestart, als die Lokalpresse von den ungewöhnlichen Plänen des 77-Jährigen berichtet, schließt sich ein weiterer Trecker-Fan dem Vorhaben an: „Fendt-Erwin“, er kommt aus Hildesheim.
    Seinen Trecker samt Wohnwagen bringt er mit. Dann heißt es für Großvater Winfried, von seinen sechs Kindern und acht Enkeln Abschied zu nehmen. Presse, Funk und Fernsehen wollen sich den Aufbruch mit dem Trecker nach Mallorca nicht entgehen lassen, wollen dabei sein, wenn der Rentner und sein neuer Kompagnon lostuckern. Winfried Langner staunt über den Rummel. Jetzt wird ihm ganz schön mulmig zumute. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 26.07.2013NDR
  • Folge 417
    Der pensionierte Baumaschinenmechaniker Winfried Langner aus dem niedersächsischen Lauenförde macht sich mit seinem Oldtimer-Trecker Deutz D 15 auf nach Mallorca. Sein Sohn Wolfgang, eines seiner sechs Kinder, hat die Tour akribisch durchgeplant, von Lauenförde soll es über Gemünden, Neckargemünd, Heidelberg und den Hochschwarzwald bis nach Frankreich und Spanien gehen. In Barcelona will der aktive Rentner die Fähre nach Mallorca besteigen. Mit seinem Trecker „Robert“, wie ihn sein Besitzer liebevoll nennt, und einem Campingwagen aus den 1950er-Jahren will er auf der 1.900 Kilometer langen Tour jeden Abend einen anderen Campingplatz ansteuern.
    Kurz vor Reisestart, als die Lokalpresse von den ungewöhnlichen Plänen berichtet, schließt sich ein weiterer Trecker-Fan dem Vorhaben an: „Fendt-Erwin“ kommt aus Hildesheim und bringt seinen Trecker samt Wohnwagen mit. Die NDR Reporter Tilo Knops und Kirsten Waschkau begleiten Winfried Langner alias „Deutz-Willi“ und seinen 65-jährigen Kumpan „Fendt-Erwin“ auf ihrer Tour.
    Sie sind dabei, wenn die beiden Abenteurer so manche Herausforderung bestehen müssen. Werden die Treckerfahrer tatsächlich wie geplant in 24 Tagen auf Mallorca ankommen? Wie finden sich die beiden Weltenbummler unterwegs ohne Fremdsprachenkenntnisse im Ausland zurecht? Schaffen sie es, zusammenzubleiben? Und wie wollen sie sich während der Fahrt verständigen, wenn das laute Tuckern der Motoren alles übertönt. Eines ist jedenfalls gewiss: Die Reise hält viele Überraschungen bereit. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 02.08.2013NDR
  • Folge 418
    Ein Kilo Rinderbraten bekommt man für fünf Euro, ein Kilo Schweinefleisch für drei Euro, ein ganzes Huhn für zwei Euro. Für diesen Preis, den der Verbraucher zahlt, wird ein Tier geboren, aufgezogen, gefüttert, mehrmals vom Tierarzt untersucht, geschlachtet, für den Handel verkaufsfertig gemacht und mit Gewinn verkauft. Fleisch zählt mittlerweile zu den billigsten Lebensmitteln, es kostet weniger als Brot, Gemüse oder Obst. Der Biologe Dennis Buchmann und Bauer Bernd Schulz wollen das ändern. Gemeinsam geben die beiden dem Fleisch ein Gesicht und das wortwörtlich.
    Die Schweine von Bauer Bernd haben ein sau-gutes Leben gehabt, bevor sie mit ca. sieben Monaten geschlachtet werden und zu Mett, Leberwurst, Schinken und Knackern verarbeitet werden. Zusammen mit Dennis Buchmann verkauft er das Fleisch seiner Tiere übers Internet. Das Projekt „Meine kleine Farm“ stellt Bilder und Filme der Tiere ins Netz, die für ihr Fleisch ihr Leben lassen mussten, biografische Daten und Hintergrundinformationen inklusive. Jedes Schwein hat seine ganz eigenen Charaktereigenschaften.
    Schwein 66 war eher hochnäsig, Schwein 46 war offensichtlich eine Wühlsau und Schwein 44 hatte ein Hängeohr. Am Ende zieren sie alle mit einem Einzelporträt das Fleischprodukt, für welches sie gestorben sind. „So kann man seiner Leberwurst noch mal tief in die Augen blicken, bevor man hineinbeißt“, sagt Dennis Buchmann. NDR Autorin Schyda Vasseghi und die Familie Rauschning aus Hamburg haben sieben Monate lang das Leben ihres Ökoschweines namens Dinner mit verfolgt und den so genannten „Schweineführerschein“ absolviert.
    Sie haben Dinner kennen gelernt, als er erst einen Tag alt war, sie haben ihn ausgesucht und ihm seinen Namen gegeben. Sie haben sich die Trennung von der Muttersau angeschaut, waren bei seiner Umsetzung auf die Mastwiese dabei und zuletzt auch bei der Schlachtung und Verwertung von Dinners Fleisch. Durch den „Schweineführerschein“ haben sie nicht nur Dinner kennen gelernt, sondern ein umfassendes Verständnis über die Haltung und Produktion von Fleisch bekommen. Nur eine Stunde von Berlin entfernt liegt der Hof von Bauer Bernd.
    Schon vor dem ersten Biohype liefen seine Schweine über die Felder. Es ist ein „offener Hof“, der auch unangemeldete Besucher gerne sieht und nichts zu verstecken hat. Eine Idee, die im krassen Kontrast zu der Haltung der mehr als 50 Milliarden Tiere weltweit steht, die jährlich geschlachtet werden. Was die „Fleisch-ist-mein-Gemüse“-Mentalität für die Tiere bedeutet, ist mittlerweile bekannt. Vor allem Hühner und Schweine leiden unter dem extremen Platzmangel und Medikamenteneinsatz in der Turboaufzucht.
    Trotzdem sind die meisten Verbraucher wider besseres Wissens nicht bereit, ihren Fleischkonsum auf ein gesundes Maß einzuschränken. Hauptargument: zu teuer. Aus einem Schwein macht Bauer Bernds Metzger des Vertrauens drei Kilo Schinken, 25 Knoblauchwürste, 30 Schlackwürste und 240 Gläser mit Wurst. Das Glas Wurst verkauft Dennis für vier Euro. Es ist das Produkt von einem glücklichen Schwein, das ein glückliches Leben hatte und ohne Angst und Stress gestorben ist. Wer vier Euro dafür zu teuer findet, dem sagt Dennis Buchmann: „ … weniger Fleisch essen.“. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 16.08.2013NDR
  • Folge 419
    Im vergangenen Juni hatte das NDR Fernsehen in der Dokumentation „Lohnsklaven in Deutschland Miese Jobs für billiges Fleisch“ über miserable Arbeitsbedingungen von Werkarbeitern in der norddeutschen Fleischindustrie berichtet. Der Film sorgte für viel Aufsehen Politiker aller Parteien fordern inzwischen eine Eindämmung des ungezügelten Werkvertragswesens, und auch die Fleischkonzerne gelobten öffentlich Besserung. Doch was ist wirklich umgesetzt worden in der Zwischenzeit? Sechs Wochen nach der Erstausstrahlung der Bilder der Lohnsklaven fuhr ein NDR Team um die Autoren Marius Meyer und Michael Nieberg noch einmal ins Oldenburger Münsterland.
    Die Firma Wiesenhof hatte zugesagt, einen Mindestlohn von 8,50 Euro einzuführen. Allerdings solle der nur für das Werk in Lohne gelten, von anderen Standorten war in der Presseerklärung nicht die Rede. Stichprobenhaft überprüfte das NDR Team die neuen Verträge 8,19 Euro erhielt eine Rumänin in ihrer Juliabrechnung. Auch die Firma Steinemann in Steinfeld hat reagiert: Die Werkvertragsarbeiter aus Rumänien sind zum Großteil noch beschäftigt, haben aber offenbar einen neuen Arbeitgeber.
    Der neue Auftragnehmer von Steinemann sitzt in Duisburg. Das NDR Team hat die Geschäftsadresse überprüft und findet nur einen Briefkasten. Der gehört offenbar zum Firmengeflecht des Wolfgang M., einer bekannten Größe im Fleischgeschäft. Er hat auch die neuen Arbeitsverträge der Mitarbeiter unterschrieben. Zu ihm teilt das Landeskriminalamt Niedersachsen gegenüber der Oldenburger Volkszeitung mit: „Nach derzeitigen Ermittlungen ist Herr M. nach wie vor Mitglied der Rockergruppierung ‚Hells Angel‘“.
    Er selbst bestreitet die Mitgliedschaft. Stundenlöhne von fünf Euro brutto, ungeregelte Einsatzzeiten und Unterbringung in Massenunterkünften sind weiterhin keine Seltenheit im hart umkämpften Fleischmarkt. Das NDR Team stieß auf dramatische Schicksale. Menschen, die vor allem aus Polen, Rumänien und Bulgarien mit den immer gleichen Versprechungen nach Deutschland gelockt wurden: hoher Lohn, Sozialversicherung, eine gute Unterkunft.
    Die Realität sieht aber noch immer – oft anders aus. Die Arbeiter bekommen deutlich weniger Lohn als versprochen, nach einem Monat harter Arbeit nur wenige hundert Euro. Sie werden mit vielen anderen Arbeitern in heruntergekommenen Häusern eingepfercht und müssen ständig auf Abruf bereit sein. Wer sich verletzt oder krank wird, muss fürchten, gefeuert und in sein Heimatland zurückgeschickt zu werden. Wer diese Zustände kritisiert oder nur nach einem schriftlichen Arbeitsvertrag fragt, wird bedroht. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 30.08.2013NDR
  • Folge 420
    Tee das beliebteste Getränk der Welt. Früher Luxusprodukt, heute ist er in jedem Discounter günstig zu haben. Nahezu unberührt von neuen Getränketrends steigt sein Verbrauch in Deutschland stetig an. Tee sei gesund und mache fit, sagt man. Doch hält das Image der Wirklichkeit stand? NDR Autor Michael Höft fragt nach. Seine Recherchetour beginnt im Supermarkt und führt ihn bis nach Kenia, dem inzwischen größten Teeproduzenten der Welt. Vor allem in der Region Kericho wird das grüne Blatt geerntet. Kilometerlang nur Monokulturen soweit das Auge reicht, hier produzieren die großen Teegiganten wie Unilever und Finlay für den gesamten Weltmarkt.
    Immer mehr Menschen kommen aus dem Umland und suchen einen Job im Teegeschäft. Doch selbst die, die Arbeit haben, bleiben arm. Dem NDR Team wird schnell klar: Chemieeinsatz auf den Plantagen ist an der Tagesordnung. Bei seinen Recherchen stößt Michael Höft immer wieder auf eine Barriere des Schweigens. Aber dann steckt ihm ein Arzt heimlich Informationen zu. Jedes Mal wenn Chemieflugzeuge der großen Firmen über Kericho ihre Fracht vesprühten, kämen verstärkt Menschen mit Hauterkrankungen, Atemwegsbeschwerden und Lungenentzündungen in die Hospitäler, heißt es darin.
    Dass der Gifteinsatz in der Region hoch ist und die Anwendung von Pestiziden nicht immer sachgemäß verläuft, davon konnte sich das Team vor Ort überzeugen. Doch wie viel Gift steckt später noch im Tee aus dem Supermarkt? Was sagen die großen Teefirmen wie Meßmer und Lipton zum Chemieeinsatz und den Arbeitsbedingungen in Kenia? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 13.09.2013NDR
  • Folge 421
    Jorge und Beatriz leben dort, wo viele Deutsche Urlaub machen: auf Teneriffa. Doch trotz der vielen Touristen finden sie dort keinen Arbeitsplatz. Nun verlässt das Paar die Sonneninsel und sucht sein Glück anderswo: in Ostfriesland! Während in vielen Regionen Spaniens die Jugendarbeitslosigkeit besonders hoch ist und mehr als jeder Zweite keinen Job findet, werden in Ostfriesland und im Emsland Auszubildende händeringend gesucht. Deshalb hat das Wirtschaftsbündnis „Wachstumsregion Ems-Achse“ ein Pilotprojekt ins Leben gerufen: junge arbeitslose Spanier sollen nach Ostfriesland und ins Emsland gelockt werden, nicht als Gastarbeiter, sondern als Einwanderer.
    Knapp drei Monate lang werden Jorge und Beatriz in einem ostfriesischen Landgasthof ein Praktikum machen. Wenn es ihnen gefällt und auch ihre Chefs einverstanden sind, geht danach ihre dreijährige Berufsausbildung los. Bis dahin sollte es auch mit der Sprache etwas besser klappen. Auch für Pablo ist eine Ausbildung in Norddeutschland Chance und Herausforderung zugleich: Er kommt aus der Millionenmetropole Madrid, Spaniens elegante Hauptstadt. Nun lebt er im Emsland im beschaulichen Sögel, 7.000 Einwohner.
    Dort macht er ein Praktikum bei Haustechnik Schmees Elektro, Heizung, Sanitär. Bisher kannte Pablo Deutschland nur aus dem Internet. Die Sprache ist ihm völlig fremd. Und als er das Champions-League-Halbfinale Borussia Dortmund gegen Real Madrid im örtlichen Gasthof verfolgt, wird ihm klar: Der Emsländer ist ein wenig anderes temperiert als die Einwohner der feurigen spanischen Hauptstadt. Rainer Blank hat die spanischen Neuankömmlinge über knapp drei Monate hinweg begleitet: Abenteuer Norddeutschland für die vielen jungen Spanier die Entdeckung einer neuen Welt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 20.09.2013NDR
  • Folge 422
    Etwa eine Million Kinder in Deutschland haben keinen Umgang mit ihren Vätern oder Müttern, weil der andere Elternteil dies nicht zulässt. Der Film erzählt das Schicksal von Eltern, die nach der Trennung vom Partner die gemeinsamen Kinder gar nicht oder nur sehr selten sehen dürfen. Es sind Väter und Mütter, die sich zuvor auch im Alltag intensiv um ihre Kinder gekümmert hatten und eine liebevolle Beziehung zu ihnen pflegten. Nun wurden sie von einem Tag auf den anderen aus dem Leben ihrer Kinder hinaus gestoßen trotz eines gemeinsamen Sorgerechts.
    Eine existenzielle Lebenskrise, vor der die Betroffenen fassungslos und ohnmächtig stehen. In neun von zehn Fällen sind es die Mütter, die von den Gerichten das Aufenthaltsbestimmungsrecht der Kinder zugesprochen bekommen und damit die Macht haben, über deren Leben zu entscheiden. Oft sind es gekränkte Gefühle und Rachegelüste, die bewusst oder unbewusst – auf dem Rücken der gemeinsamen Kinder ausgetragen werden. Mit oft tragischen Folgen. Wissenschaftliche Studien zeigen: Kinder, die im Machtkampf der Eltern instrumentalisiert werden, erleiden schwere seelische Schäden, die sie häufig bis ins Erwachsenenalter hinein verfolgen.
    Einfühlsam erzählen Grimme-Preisträgerin Uta König und Gesa Berg die dramatischen und bewegenden Geschichten mehrerer Väter und einer Mutter, die nach Trennung und Scheidung von ihren Kindern ferngehalten werden. Im Film wird deutlich, wie groß die Angst der Betroffenen ist, die geliebten Kinder ganz zu verlieren, und wie verzweifelt ihre Bemühungen sind, ihnen auch nach der Scheidung Vater oder Mutter sein zu dürfen.
    Anhand der persönlichen Schicksale zeigt sich auch, welche psychologischen Mechanismen im Machtkampf der Eltern wirken und warum viele Richter vor der zerstörerischen Kraft des „mächtigeren“ Elternteils kapitulieren. Damit sich Eltern bei der Trennung nicht im eigenen Gefühlschaos verlieren und das Wohl ihrer Kinder im Auge behalten, plädieren Experten dafür, den Scheidungspaaren professionelle Hilfe anzubieten. Anstatt juristischer Beschlüsse setzen mittlerweile viele Familiengerichte auf professionelle Mediation mit gutem Erfolg, wie der Film zeigt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 11.10.2013NDR
  • Folge 423
    Wenn David morgens das Haus verlässt, geht er nicht zur Schule, sondern schwänzt den Unterricht und schlägt die Zeit tot. Doch seine Mutter ahnt nichts davon. Der 16-Jährige wird schon zum zweiten Mal den Hauptschulabschluss nicht schaffen. Obwohl er als Grundschüler gute Noten hatte, stehen jetzt, in der zehnten Klasse einer Hamburger Stadtteilschule, sechs Sechsen in seinem Zeugnis. David ist kein Einzelfall. Jährlich verlassen in Deutschland mehr als 50.000 Jugendliche die Schule ohne einen Abschluss. Laut Statistik kommen die meisten Jugendlichen mit massiven Schulproblemen aus sozial schwachen Familien.
    Bundesweit ist jedes siebte Kind auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen, vor allem Kinder alleinerziehender Mütter wie David. NDR Autorin Ute Jurkovics hat den Schüler, der in einem Problemviertel in Hamburg-Lurup lebt, während eines halben Jahres immer wieder mit einem Kamerateam begleitet. Ihre Reportage dokumentiert, wie der Junge und seine Mutter ihre täglichen Existenznöte mit Hartz IV bewältigen. Manchmal reicht das Geld noch nicht einmal für die Miete, denn Davids Vater zahlt monatelang keinen Unterhalt. Dann bekommt David doch noch eine Chance.
    Für Jugendliche, die im herkömmlichen Bildungssystem gescheitert sind, gibt es in Hamburg verschiedene Alternativen, den Schulabschluss nachzuholen. Das ist z. B. in einer Produktionsschule möglich, einer praxisorientierten Einrichtung, die in erster Linie Einblicke in verschiedene Unternehmensbereiche gibt. David entscheidet sich für einen pädagogisch betreuten Gastronomiebetrieb, wo er vor allem in der Küche und im Service arbeitet. Hier soll er sich an feste Zeiten und Strukturen gewöhnen. Doch Davids Ausdauer ist schnell am Ende.
    Nach wenigen Tagen schmeißt er die Produktionsschule. Statt zu lernen flüchtet sich der 16-Jährige in online-Shooterspiele, denn darin ist er richtig gut. Einige Wochen später will er es noch einmal versuchen. Er bekommt eine weitere Chance in der Sonderklasse einer Handelsschule für Jugendliche ohne Abschluss. Ihm ist schon klar, wie wichtig dieser neue Anlauf für ihn ist, denn ohne Hauptschulabschluss hat er kaum Aussichten auf einen Ausbildungsplatz und einen Job, von dem er einmal leben kann. Aber wird er durchhalten? Oder steht David am Ende der Sommerferien wieder vor dem Nichts? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 18.10.2013NDR
  • Folge 424
    Wenn Werner auf den Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg einlädt, kommen seine Freunde gerne. Es gibt Kaffee und Kuchen, dazu ein Gläschen Sekt. Werner hat vor zwölf Jahren ein altes, baufälliges Mausoleum übernommen. Als „Pate“ des denkmalgeschützten Gebäudes verpflichtete er sich, für die Restaurierung und Instandhaltung aufzukommen. Der gelernte Maurer werkelt ständig an seinem eigenen Grab und findet Gefallen daran. Sogar Urnenübertöpfe aus Keramik hat er schon anfertigen lassen, für sich und andere, die Lust haben auf eine „Wohngemeinschaft“ nach dem Tod, meint er.
    Zum Glück musste Werner in seiner Grabstätte noch niemanden beisetzen. Bei Axel und Maria von der Grabstelle nebenan ist das anders. Sie suchten damals dringend ein Mausoleum, um ihrem Sohn, der mit 17 Jahren verstarb, mit der Bestattung dort einen letzten Wunsch zu erfüllen. Für sie sei der über 100 Jahre alte Grabbau fast schon ein zweites Zuhause geworden, erzählen die Eheleute. Hier könnten sie ihrem geliebten Jungen ganz nahe sein.
    Während der Restaurierung der alten Gebäude lernten sich die Nachbarn näher kennen. „Mittlerweile sind wir so eine Art Club“, meint Werner. Seine Feste am Mausoleum sind längst legendär geworden. Immer dabei ist die Witwe, die auf eine besondere Art gelernt hat, mit ihrer Trauer zu leben, oder die beiden Freunde, die schon vor vielen Jahren ihr eigenes Grab erworben haben und es seither pflegen wie einen Schrebergarten. Sie alle verbindet eines: Sie sind Ohlsdorf-Fans, genießen die Ruhe auf dem größten Parkfriedhof der Welt so oft wie möglich und treffen sich gern an Werners „Mauso“.
    NDR Autorin Dörte Schipper hat Werner und seine Freunde an einem warmen Sommertag auf dem Ohlsdorfer Friedhof besucht. Sie alle haben viel gelacht, und Werner ließ es sich nicht nehmen, mit seinen Gästen auf das Leben und die Verstorbenen anzustoßen. Doch dann wurde der 70-jährige Rentner auch ein bisschen wehmütig. „Was wird wohl aus meinem Mausoleum und den Feiern, wenn ich eines Tages nicht mehr bin“, fragt er in die Runde. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 25.10.2013NDR
  • Folge 425
    Die riesigen vorpommerschen Weiden erinnern ein bisschen an die amerikanische Prärie, wenn sich in der Morgendämmerung die Nebelschwaden langsam lichten. Rinder schnauben und galoppieren unter den Rufen der Cowboys durch die Landschaft östlich von Pasewalk. Auf Gut Borken an der polnischen Grenze ist diese Cowboy-Romantik mit rund 7.000 Biorindern Alltag. Das Gut hat mit seinen 6.000 Hektar Wirtschaftsfläche eine Größenordnung, die es Deutschland nur in Mecklenburg Vorpommern gibt. Gutsbetreiber und Tierarzt Dr. Christof Kühnlein und seine vorpommerschen Cowboys erledigen die meisten Arbeiten wie ihre amerikanischen Kollegen zu Pferd.
    Im Frühjahr und im Sommer gibt es auf Gut Borken besonders viel zu tun. Dann werden die Mutterkühe zusammengetrieben, damit sie in Ruhe abkalben können. Das erledigen die Tiere zwar allein auf den Weiden, aber schon in den ersten Tagen müssen die Cowboys dem Nachwuchs eine Ohrmarke verpassen, so ist die Vorschrift. Das ist eine schwierige Aufgabe, denn die Kälber sind in der riesigen Herde nicht leicht zu finden. Bei dieser Arbeit ist Vorsicht oberstes Gebot, denn der Schutzinstinkt der Mütter ist ausgeprägt.
    Sie können recht aggressiv werden, wenn sie ihr Kalb in Gefahr sehen. Bis zu 40 Kälber werden in der Saison an einem Tag geboren. Zu dieser Zeit ist Christof Kühnlein, der als Tierarzt oft Geburtshilfe leistet, im Dauereinsatz. Mehrere Schwergeburten täglich sind selbst für den Profi eine große Herausforderung, die viel Körperkraft kostet, und immer von der bangen Frage begleitet wird, ob Kuh und Nachwuchs überleben werden. Auch wenn die Winter in der Region sehr hart sein können, leben Fleckvieh, Angus- und Limousin-Rinder ausschließlich draußen.
    Bei Eiseskälte, wenn der Wind ungebremst aus dem Osten kommt, sodass die Gesichter der Cowboys fast einfrieren, treiben sie die Tiere auf die vom Wald geschützten Weiden mit frostsicheren Tränken. Die Cowboys von Gut Borken reiten auf echten Quarter Horses. Ein paar Ranchpferde hatten Christof Kühnlein und seine Frau Petra, die beide aus dem Fränkischen stammen, aus den USA importiert. Die Kinder der Eheleute, Franzi und Max, sind in Pasewalk geboren und fühlen sich als „echte“ Vorpommern. NDR Autorin Elke Bille hat die Familie besucht und die harte Arbeit der Cowboys beobachtet. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 01.11.2013NDR

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