bisher 616 Folgen, Folge 376–400
Guck mal, mein Garten! – Hannovers Offene Pforten
Folge 376 (60 Min.)Die Menschen in Norddeutschland lieben ihre Gärten. Und sie lieben es, ihre Gärten anderen zu zeigen. Zu den Highlights vieler Gartenbegeisterter in und um Hannover zählt seit Langem die Aktion Offene Pforte. Rund 140 zumeist privat geführte Gärten und Parks laden bei dieser Veranstaltung andere Gartenfans zu einem Besuch ein. Dabei wird gefachsimpelt: über die Tricks bei der Gartengestaltung, die passende Pflanzenauswahl, praktische Gartengeräte oder das Glück, Blumen und Gemüse mit den eigenen Händen kultivieren zu können. Die Inspiration zur Offenen Pforte stammt aus England, wo offene Gärten schon seit mehr als 90 Jahren als Freizeitvergnügen etabliert sind.
Eine ganz besondere Rolle für die Entwicklung dieser Bewegung in Deutschland hat Hannover gespielt, denn hier öffneten 1991 erstmals private Gärten die Tore für Besucherinnen und Besuch. Danach breitete sich die erfolgreiche Idee in der ganzen Bundesrepublik aus. Ursula Rücks und Friedhelm Selke gestalten einen Natur-Erlebnis-Garten in Wunstorf. Den beiden liegt zum einen die Förderung von Wildbienen und anderen Tieren im Garten am Herzen. Zum anderen ist Ursula begeisterte Hobbyköchin und kreiert am liebsten Speisen aus essbaren heimischen Wildpflanzen.
Giersch, Spitzwegerich und Löwenzahn werden hier also nicht als Unkraut verbannt, sondern gegossen und gefördert. Entsprechend unkonventionell sieht der Garten der beiden Wunstorfer aus. Ein Konzept, das sie selbst begeistert und von dem sie auch ihre Gartengäste bei der Offenen Pforte überzeugen wollen. Aleksandra Pristin besitzt einen 4.500 Quadratmeter großen Garten in Groß Munzel. Schattige Bereiche unter großen Bäumen wechseln sich hier mit großen Freiflächen ab, auf denen Zwiebelblumen, Gehölze und Stauden prachtvoll um die Wette blühen.
Aleksandra hat für den Tag der Offenen Pforte zwei sehr gegensätzliche Künstler gewinnen können. Gesa Klaffke-Lobsien und Kaspar Klaffke sind Besitzer eines außergewöhnlichen Stadtgartens in Hannover. Sie leben und gärtnern in einer ehemaligen Friedhofsgärtnerei, die sie mit vielen Stauden, Sommerblumen und Gehölzen eindrucksvoll umgestaltet haben. Die Klaffkes haben vor 30 Jahren die Offene Pforte in Hannover ins Leben gerufen, gemeinsam mit einigen anderen Gartenbegeisterten. Den beiden gefällt die Vision, dass Menschen in Zukunft gemeinsam gärtnern.
Der PLATZgarten e.V. in Hannovers Stadtteil Linden ist ein solches Projekt. Hier gärtnern vor allem junge Leute, und zwar gemeinschaftlich auf einem ehemaligen Supermarktgelände und auf Betonboden. Mit viel Leidenschaft haben sie Erde aufgeschüttet, Hochbeete eingerichtet und bepflanzt sowie ein Tomatenhaus gebaut. „die nordstory“ begleitet stolze Gartenbesitzer und neugierige Gäste wie Sylvia Nietfeld, die gern zu den Gärten der Offenen Pforten reist und sich Inspirationen für den eigenen Garten holt. Gefördert mit Mitteln der nordmedia – Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 15.05.2020 NDR Geheimtipp in der Ostsee – Die Halbinsel Graswarder
Folge 377 (60 Min.)Die Nehrungsinsel Graswarder vor Heiligenhafen direkt in der Ostsee löst Sehnsüchte aus. Ein einzigartiges Idyll mit 15 Häusern, man fühlt sich an karibische Welten erinnert. Aber es gibt auch Probleme dort. Regelmäßig richten schwere Sturmfluten Schäden an der Düne und an den Fundamenten der Häuser an. Seit 1968 steht Graswarder unter Naturschutz. Nur die dortigen Hauseigentümer und deren Gäste dürfen offiziell mit dem Auto bis zu den Gebäuden auf das Eiland fahren, das eineinhalb Meter aus dem Meer ragt. Die Besiedelung begann Ende des 19. Jahrhunderts mit dem aufkommenden Bädertourismus.
Damals war der Graswarder noch eine echte Insel und nur über eine Holzbrücke vom Fischereihafen aus erreichbar. Wer dort heute eine der Strandvillen besitzt, hat sie entweder geerbt oder einfach Glück gehabt. Nur äußerst selten wechseln die beliebten Häuser den Besitzer. Und die Immobilienpreise können längst mit denen in Sylter Bestlagen mithalten. Henning Kreiselmaier ist Teil einer Erbengemeinschaft, den insgesamt sechs Cousinen und Cousins gehört eines der Häuser auf Graswarder.
Im Januar 2019 haben zwei besonders schwere Sturmfluten das Gebäude fast freigelegt. Nun muss der Hochwasserschutz erneuert werden. Aber die Eigentümer haben als Normalverdiener große Mühe, mehr als 200.000 Euro dafür aufzubringen. Nur wenige Hausnummern weiter ist der Rückzugsort von Stararchitekt Meinhard von Gerkan. 1965, er hatte erst wenige Monate das Diplom in der Tasche, landet er seinen ersten, beruflichen Coup. Gemeinsam mit einem Studienfreund bekam er den Zuschlag für den Entwurf zum Bau des Flughafens Berlin-Tegel.
Von den ersten Einnahmen kaufte sich Gerkan ein Haus auf dem Graswarder. Nach einigen Umbauten wurde es nicht nur das Feriendomizil für ihn und seine Familie, sondern auch Kreativort und Ruhepol. Von Graswarder aus hat von Gerkan Architekturprojekte in aller Welt entworfen. Auch Klaus Dürkop kam 1965 zum ersten Mal nach Graswarder. Er engagierte sich hier sofort für den Natur- und Vogelschutz. Ihm ist es zu verdanken, dass Graswarder zum Schutzgebiet erklärt wurde. Seither leitet er die NABU-Station vor Ort und erklärt Besucherinnen und Besuchern die Vogelwelt.
Inzwischen ist er über 80 Jahre alt und sucht dringend einen Nachfolger für das Ehrenamt. Bislang ohne Erfolg. Und auch der zurückgehende Bestand an Sturmmöwen bereitet ihm aktuell große Sorgen. Ein Räuber scheint es neuerdings auf den frisch geschlüpften Möwennachwuchs abgesehen zu haben. Marder? Fuchs? Ein Zaun soll nun das Brutgebiet der Vögel schützen. „die nordstory“ zeigt über die Jahreszeiten hinweg den Fluch und Segen auf Heiligenhafens schöner Halbinsel Graswarder. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 22.05.2020 NDR Mutige Bauern in der Heide
Folge 378 (60 Min.)In Deutschland steigen die Durchschnittstemperaturen. Klimaforschende warnen vor immer mehr Wetterextremen. Auch wenn sie keine eindeutigen Zukunftsprognosen wagen, sprechen die Daten der vergangenen Jahre dafür, dass man sich in Deutschland schon heute auf eine Zukunft mit mehr Klimaextremen einstellen muss. Drei Landwirte aus der Lüneburger Heide gehen mutig voran. In dieser Region sind die Böden besonders sandig. Die Bewirtschaftung wird immer schwieriger. Damit sie in Zukunft bestehen können, bauen sie neue Sorten und Kulturen an, die besser mit heißen Sommertemperaturen zurechtkommen sollen. Jungbauer Steffen Meyer aus dem Allertal setzt auf den Anbau der Süßkartoffel, die Hitze liebt. Kürzlich hat er den Hof von den Eltern übernommen und muss nun auch in der Familie beweisen, dass Experimente lohnenswert sind.
Familie Oestmann aus Walsrode möchte sich mit Aroniabeeren aus Russland einzigartig machen. Und Jan Meyer aus der Nordheide greift auf Buchweizen zurück, eine Pflanze, die früher überall in der Heide angebaut wurde, aber in Vergessenheit geraten war. Alle drei verbindet ihr großes Engagement. Jetzt geht es darum, Erfahrungen zu sammeln, Kritiker zu überzeugen und einen Absatzmarkt für die exotischen Produkte zu finden. Diese Folge „die nordstory“ zeigt, welche Herausforderungen die drei Landwirte auf ihren neuen Wegen meistern. Gefördert mit Mitteln der nordmedia – Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 29.05.2020 NDR die nordstory spezial: Amrum – Abenteuer Inselbauer
Folge 379 (90 Min.)Die Martinens aus Süddorf auf Amrum sind Landwirte aus Leidenschaft. Altbauer Irk Martinen und sein Sohn Oke empfinden ihre prall gefüllten Arbeitstage als Abenteuer. Wegen der Insellage gibt es auf Amrum mitten in der Nordsee ganz besondere Herausforderungen für Landwirte. Jedes Jahr im Frühling fallen 40.000 Ringelgänse auf die Insel ein und fressen die Weiden am Meer kahl. Für die 100 Mastrinder, ein wichtiges Standbein neben dem Ackerbau, bleibt nicht viel übrig. Anders als auf dem Festland können die Gänse nicht auf andere Flächen ausweichen.
Hinzu kommen die Fährkosten. Alles für den Betrieb muss übers Wasser gebracht oder geholt werden. Doch Gastwirt statt Landwirt, viele ehemalige Bauern auf Amrum leben vom Tourismus, das können sich Oke und Irk nicht vorstellen. Mehr als 190 Hektar, die Hälfte des Ackerlandes auf der Insel, wird von den beiden Martinen-Männern bestellt. Im Frühjahr säeen sie direkt an der Wasserkante. Im Sommer müssen sie mit ihren riesigen Erntemaschinen mitten durch die Touristenströme zu ihren Feldern.
Ein Frachtschiffer von Hooge bringt dann ab Mitte Juni ihre Ernte ans Festland. Und zwischendurch müssen sie immer wieder auch an die Zukunft des Hofes denken. So haben sie vor ein paar Jahren einen alten Stall zu ihrem Hofladen umgebaut. Dort bietet Birgit Martinen jetzt jeden Tag frische Produkte vom Martinen-Hof an. Im Hofladen soll künftig eigentlich auch Schweinefleisch verkauft werden. Doch die Behörden machen bei der Genehmigung Probleme. Sie sorgen sich um die Gäste, befürchten eine Geruchsbelästigung durch die 40 Schweine, die geplant sind.
Der „gläserne Hof“ ist das neueste Projekt der Martinens. Mithilfe dieser Idee wollen sie den Menschen zeigen, wie modern und nachhaltig sie als letzte Ackerbauern auf Amrum arbeiten. Mit ihrem neuen Hühnermobil können sie wie mit einem Wohnwagen umher fahren und so ihren 200 Legehennen ständig neue Weiden anbieten. Überdies soll ein Teil ihres Landes zu Blühwiesen werden und stückweise an Touristen verpachtet werden.
100 Quadratmeter Blühwiese für zwei Jahre kosten 50 Euro. Jungbauer Oke engagiert sich nebenbei auch noch in der Amrumer Landjugend und legt auf Gemeindeäckern Blühwiesen für Insekten an. Mit immer neuen Ideen halten sich die Martinens nun schon in der vierten Generation über Wasser und genießen mitten in einem Urlaubparadies ihre Freiheit und den Meerblick. Das 100-jährige Bestehen des Hofes wurde 2019 mit über 2.000 Gästen kräftig gefeiert. Inselbauer, jeder Tag ein Abenteuer: Das ist das Leben der Martinens von Amrum. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere So. 31.05.2020 NDR Menschen am Heidschnuckenweg
Folge 380 (60 Min.)Der Heidschnuckenweg zwischen Fischbeker Heide südlich von Hamburg und Celle gilt als einer der schönsten Wanderwege Deutschlands. Die 223 Kilometer lange Strecke ist unterteilt in 13 Etappen und bietet Wanderern ein Naturerlebnis und eine besondere Kulturlandschaft. Der Deutsche Wanderverband hat in Norddeutschland wenige Wege besonders hervorgehoben. Dieser aber erfüllt die Kriterien: große Teile naturbelassene Pfade, gute Ausschilderung und viele Naturattraktionen, er wurde mehrfach ausgezeichnet. „die nordstory“ folgt dem Heidschnuckenweg und unternimmt dabei eine Reise durch die Jahreszeiten.
Darüber hinaus stellt sie die Menschen in der Region in den Mittelpunkt, die Gastgeber am Weg sind, zum Erhalt der Kulturlandschaft beitragen oder sich in den Orten am Wegesrand besonders einsetzen. Dazu gehört zum Beispiel der mutige Gastronom Bernd Viets, der sich in Undeloh in der Lüneburger Heide seinen Traum erfüllte. Er kaufte einen alten sanierungsbedürftigen Gasthof und will es hier mit einem neuen Gastronomiekonzept schaffen. Die Traditionslandschlachterei Albers in Egestorf ist ein beliebtes Einkaufsziel vieler Wanderer.
Seniorchefin Petra Albers und ihr Sohn Ewald setzen vor allem auf Heidschnucken-Spezialitäten. Mit der Umstellung auf bio stehen sie vor ganz neuen Herausforderungen. Weiter südlich in Wietzendorf am Heidschnuckenweg lebt Norddeutschlands Bienenspezialist Christoph Euhus, der seit 35 Jahren unermüdlich im Einsatz für die bedrohte Art ist. Auf der letzten Etappe vor Celle besucht das Filmteam schließlich eine der letzten privaten Schäfereien in Norddeutschland. Täglich, bei Wind und Wetter zieht Carl Kuhlmann mit seinen 1.000 Heidschnucken hinaus, um die Heide entlang des Weges zu pflegen.
Wer den Heidschnuckenweg geht, begibt sich auf eine Reise durch das zweitälteste Naturschutzgebiet Deutschlands. 1921 wurde die Lüneburger Heide dazu ernannt. Dabei ist die Natur in dieser sandigen Wald- und Heidelandschaft künstlich erschaffen worden: durch Überweidung von Heidschnucken seit der Jungsteinzeit wurde aus Wald eine offene Fläche. „Die nordstory“ schwelgt in Naturaufnahmen und zeigt die Menschen, ohne deren Einsatz das besondere Wandererlebnis nicht möglich wäre. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 05.06.2020 NDR die nordstory spezial: St. Pauli – Kiezbummel von der Reeperbahn zum Fischmarkt
Folge 381 (90 Min.)Das Coronavirus hat St. Pauli fest im Griff. Klubs und Kneipen, Bars, Restaurants und Bordelle sind seit einigen Wochen geschlossen. Auch die Kultkneipe Zum Goldenen Handschuh. Bisher unvorstellbar. Denn bis vor Kurzem stand die Tür der legendären Kiezkneipe jeden Tag immer offen. Das sah dann so aus: Aus der Musikbox tönt „Imagine“ von den Beatles, am Tresen wird Cola-Rum ausgeschenkt und hinten in der schummrigen Ecke knutscht ein verliebtes Pärchen. Wirt Jörn hat die Gaststätte vor 38 Jahren von seinem Vater übernommen. Ihn fasziniert die Vielfalt der Gäste: „Junge und Alte, Arme und Reiche, der Obdachlose und der Anwalt.
Hier kommen Leute ins Gespräch, die sonst nichts miteinander zu tun haben.“ Türsteher Lutz sorgt schon am Eingang dafür, dass sich die Gäste hier wohl fühlen. Professionelle Taschendiebe und Frauengrapscher erkennt er sofort. Er ist überzeugt, dass sein Job ohne Gewalt funktionieren muss: „Ein Türsteher, der schlägt, hat was falsch gemacht.“ An jedem Wochenende hat das Hamburger Rotlichtviertel Zehntausende Besucher*innen angelockt. Tagsüber konnten die Touristen über die Reeperbahn mit Davidwache und Wachsfigurenkabinett bummeln, haben den Trubel bei den Harley-Days und die dicken Maschinen bestaunt.
Auch ein kleiner Abstecher zum Michel gehörte dazu und ebenso der kurze Fußweg zu den Palmen aus Stahl im Park Fiction mit spektakulärem Blick auf Hafen und Elbe. Ganz in der Nähe liegt der Altonaer Fischmarkt. Seit Jahrhunderten ist dieser Ort einer der größten Umschlagplätze für frischen Fisch im Norden. Jeden Tag fahren hier ab 23:00 Uhr die Lkw vor und liefern Fisch aus Island, Dänemark und Norwegen an.
Neben Rotbarsch, Lachs und Kabeljau werden hier auch exotische Fischsorten wie Thunfisch, Schwert- und Teufelsfisch gehandelt. Insgesamt 60 bis 80 Sorten, so viel wie nirgendwo sonst. Früh am Morgen kommen die Einzelhändler*innen, checken das Angebot und kaufen den Tagesbedarf. Der Kiez prägt die Menschen, die hier leben und arbeiten. Bei aller Veränderung, die das Viertel durchmacht, halten sie fest an dem, was St. Pauli bis heute ausmacht: Freundlichkeit, Toleranz, auch klare Kante. Und das Herz tragen sie hier noch immer am rechten Fleck. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere So. 21.06.2020 NDR Geschichten vom „Kleinen Meer“ – Zwischen Müritz und Plauer See
Folge 382 (60 Min.)Müritz stammt aus dem Slawischen und soll so viel wie „Kleines Meer“ bedeuten. Das trifft auf den größten innerdeutschen See wohl auch zu, denn an manchen Tagen ist das andere Ufer kaum zu sehen. Ihm schließen sich noch drei weitere große Seen an, Großseenland genannt. Manfred Achtenhagen hätte niemals zu träumen gewagt, dass er hier mit seiner Familie in einem Gutshaus am Ufer der Müritz einmal ein Romantikhotel haben würde, als er mit dem Segelboot als junger Mann über die Ostsee in den Westen floh. Ganz in der Nähe hat Rainer Schwarz in Röbel seinen Traum direkt vor der Haustür: das Naturschutzgebiet Großer Schwerin, eine Halbinsel in der Müritz. Die schönste Zeit ist für ihn hier: immer.
Entweder kommen oder ziehen die Kraniche, brüten seltene Vogelarten oder es blühen die Orchideen zu Tausenden. Drei Seen weiter gen Westen hat sich Uta Gebert gleich zwei Träume erfüllt: den vom eigenen Käseladen und den vom eigenen Boot. Mit Freundin Annette will sie auf der „Brigitte“ regelmäßig nach Feierabend hinaus auf den Plauer See. Leider offenbart „Schnäppchen-Brigitte“ schon bei der ersten Ausfahrt ihre Schwäche. Inmitten des Großseenlands ist Aaron in seinem Paradies angekommen. Er ist gerade einmal Mitte 20 und startet hier eine besonders liebevolle Art des Gärtnerns. Achtsamkeit und die Liebe zu den Pflanzen hat ihn ein Mönch gelehrt. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 26.06.2020 NDR Sylt – Trauminsel im Touristen-Trauma
Folge 383 (60 Min.)Sylt im Ausnahmezustand. Ein paar Wochen lang haben die nur knapp 16.000 Einwohner*innen die Insel, die zu den beliebtesten Urlaubszielen bundesweit zählt, für sich ganz allein. Und das zur besten Jahreszeit. Das Coronavirus macht es möglich. Gäste durften nicht anreisen. Stattdessen sind Besinnung, ein paar Naturphänomene und die Sorge auf Sylt eingezogen. Was ist, wenn der Massentourismus zurückkommt? Sylt war nach Umsetzung der ersten Kontaktsperren und gesetzlichen Auflagen binnen kurzer Zeit frei von Corona. Das weckt bei Inselfans noch größere Sehnsüchte und macht den Insulaner*innen im Gegenzug Kopfzerbrechen.
Eine historische Zäsur fegt fortan über den sonst so touristischen Hotspot. Während die einen diesen Zwangsstopp genießen, werden die, die von oft gut betuchten Urlauber*innen leben, nervös. Die Sylter selbst bekommen unfreiwillig neue Rollen in ihrem Leben: Moritz Luft zum Beispiel, Geschäftsführer der Sylt Marketing GmbH, ist, ohne gefragt zu werden, so etwas wie die Stimme der Geschäftswelt geworden. Er besucht fast täglich Hotels, Gastronomiebetriebe, Bürgermeister, um die ständig aktualisierten Auflagen zum Neustart des Geschäftslebens zu besprechen und zu begutachten.
Er muss viel reden, trösten, mutmaßen. Alexander Steinmetz von der Nordseeklinik Westerland ist Chefarzt der Radiologie und Ärztlicher Direktor. Mit seiner Familie lebt er in Westerland. Auch wenn er stolz auf sein Krankenhaus und dessen Aufrüstung für den Corona-Ernstfall ist, so mahnt er doch vor zu schnellen Lockerungen aller Kontaktsperren. Sylt ist kein normaler Urlaubsort, sondern ein heiß begehrter Strandszenespot, ähnlich wie Ischgl in der Bergwelt Österreichs.
Maike Lappoehn ist Chefin der Naturschutzgemeinschaft Sylt e.V. und genießt die gewonnene Ruhe auf der sonst turbulenten Insel. Statt Schulklassen und Gästegruppenführungen im Akkord, kümmert sie sich nun um Kräutergarten, Praktikant*innen und noch intensiver um die beiden Naturschutzgebiete der Insel. Sie hofft, dass die Ruhe vor dem Touristensturm noch etwas anhalten möge. Eine Dokumentation über ein zeitliches Ausnahmegeschehen auf einer der beliebtesten Inseln in Deutschland. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 10.07.2020 NDR Grünes Glück im Sommergarten
Folge 384 (60 Min.)Ein Garten macht glücklich. Aber warum eigentlich? Was lieben die Menschen am Pflanzen, Jäten, Mulchen, bis die Hände rau werden und der Rücken schmerzt? Es muss Liebe sein zu duftenden Blühpflanzen und üppigen Sträuchern und auch diese Zufriedenheit, sich selbst ein grünes Paradies gestaltet zu haben. So wie Jens Müller aus Hannover. In seinem Hinterhofgarten mitten in der Innenstadt lebt er seine Leidenschaft aus. Olivenbäume neben riesigen Palmen, eine grüne Oase, die es im kühlen Norddeutschland eigentlich gar nicht geben kann. Auch beruflich ist sein Motto: sattes Grün statt fades Grau. Der studierte Landschaftsbauer arbeitet als Gefängnisgärtner in der JVA Burgdorf und bildet dort schwere Jungs zu Gärtnern aus.
Ihr gemeinsames Projekt: ein unansehnlicher Parkplatz soll begrünt und ein Treffpunkt für Insassen und Angehörige werden. Harmen Zempel aus Asendorf hat sich dagegen ein anderes Ziel gesetzt: In seinem großen Küchengarten will er so viel Gemüse und Obst kultivieren wie möglich. Schon früh im Jahr wird gesät, gepflanzt, gehackt, gewässert. Seine Frau Heidemarie soll schließlich jede Menge Salate, Kartoffeln, Mangold oder Kohlarten ernten und in der Küche zu leckeren regionalen Gerichten verarbeiten. Mitten im eher kühlen Norden gibt es aber auch mediterrane Lavendelfelder.
Die gebürtige Französin Catherine Szczesny hat in der Nähe von Rotenburg an der Wümme ihr Herzensprojekt umgesetzt und beackert dort Norddeutschlands einziges Biolavendelfeld. Der Höhepunkt jeder Lavendelsaison ist die Ernte im Juli: Anders als in der Provence wird per Hand geerntet, zwei Tage lang arbeitet sich dann ein gutes Dutzend Helferinnen und Helfer durch die Blütenpracht und füllt Kiste um Kiste mit dem duftenden Lavendelschnitt, der später in Duftsäckchen eingenäht wird. „die nordstory Spezial“ begleitet diese und weitere Menschen, die große Glücksmomente erleben, wenn im Sommer ihre blühenden Stauden leuchten oder die selbst gezogenen Gartenfrüchte geerntet werden. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere So. 12.07.2020 NDR Wir retten unser altes Haus – Von Gulfhöfen, Kapitänshäusern und Burgen
Folge 385 (60 Min.)Jonas Kinast in seinem Steinhaus in UttumBild: NDR/Johann AhrendsDer Monumentendienst in Niedersachsen ist für viele Besitzer*innen alter Häuser oftmals die einzige Rettung. Bundesweit einmalig werden dort historische Baustoffe gehortet, die bei Abrissarbeiten baufälliger Häuser gesichert wurden: Steine und Balken, Türen und Fenster, gusseiserne Teile und Dachziegel. Eigentümer*innen von alten und denkmalgeschützten Gemäuern werden bei der Restaurierung ihres Besitzes beraten. Und jeder, der sein historisches Haus fachgerecht renovieren will, wird beim Monumentendienst fündig.
Die Lager sind eine unglaubliche Schatzkiste an Bau-Überresten. Fragt ein Hausbesitzer um Rat und Hilfe, kommen die fachkundigen Mitarbeitenden zu ihm nach Hause und inspizieren zunächst das Bauwerk. Einer, der ihre Unterstützung braucht, ist Frank Walther aus Varel. Er hat von seinem Urgroßvater eine alte Stadtvilla geerbt. Das Gebäude gehört zur Maschinenfabrik Winicker & Lieber, in der Schneidemaschinen für Tabak und Kräuter gebaut werden. Die Stadtvilla von 1899 steht schon seit vielen Jahren leer.
Jetzt will Frank Walther dem historischen Schätzchen wieder neues Leben einhauchen und alles komplett restaurieren. Ein ähnlich ambitioniertes Projekt hat sich die 27-jährige Studentin Kathrin Rebber aus Berge im Artland vorgenommen. Sie hat von ihrem Vater einen vollkommen eingewachsenen Bauernhof von 1829 geerbt und möchte das für die Region so typische Fachwerkhaus nun zusammen mit ihrem Lebenspartner aus dem Dornröschenschlaf erwecken. Dabei soll ihr der Monumentendienst zur Seite stehen, fehlt ihr doch jegliche handwerkliche Fähigkeit.
Das Haus wurde seit 1950 nicht bewohnt und birgt so manche Rarität. Das historische Steinhaus von 1597 in Uttum ist eines der ältesten Häuser in Ostfriesland. Das schmucke Haus gehört dem 90-jährigen Jürgen Ahrend. Er ist Orgelbauer und hat in der angrenzenden Gulfscheune eine kleine Werkstatt eingerichtet. Der alte Mann ist unglücklich und ärgerlich, denn der Bauunternehmer, der ihm sein Dach eindeckte, hat die falschen Ziegel genommen.
Das Dach ist nicht dicht. Darum will er jetzt alle 4.000 Dachpfannen wieder herunternehmen und durch andere ersetzen. Als Restaurator ist das für ihn eine Ehrensache. Aber wo findet er alte Ziegel: im gut sortierten Lager des Monumentendienstes in Oldenburg. „die nordstory“ begleitet die einmalige Arbeit des Monumentendienstes in Niedersachsen und zeigt, wie neues Leben in alten Gemäuern entsteht. Gefördert mit Mitteln der nordmedia – Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 17.07.2020 NDR Die Oker! Flussabwärts vom Harz bis in die Heide
Folge 386 (60 Min.)Die Oker entspringt im Oberharz auf über 900 Metern in den Hangmooren des Bruchbergs und mündet knapp 130 Kilometer später bei Müden in die Aller. Auch wenn die Oker keine wichtige Wasserstraße wie Elbe oder Weser ist, bietet sie vom Harz bis in die Heide einige Superlative: Der Okerstausee füllt mit einem Speichervermögen von knapp 47 Millionen Kubikmetern Wasser die größte Talsperre in Niedersachsen. Familie Römermann betreibt hier mit ihrer MS „AquaMarin“ die höchste Ausflugsschifffahrt Norddeutschlands. Annette Römermann ist Chefstewardess und Smutje in Personalunion.
Wenn sie eine ganze Busladung Urlauber*innen mit ihrer hausgemachten Erbensuppe versorgen muss, kommt sie in ihrer winzigen Kombüse mächtig ins Schwitzen. Wenn aus der Okertalsperre zur Stromerzeugung Wasser abgelassen wird, verwandelt sich die Oker zur einem reißenden Gebirgsfluss. Die einzige natürliche Wildwasserstrecke Norddeutschlands ist ein Areal für wagemutige Kanuten. Sie wird vom Wildwasser zum malerischen Wiesenfluss und verschwindet bei Wolfenbüttel sogar in einem Tunnel, dem Okerdüker, unter dem Mittelandkanal.
Und auf der Oker ist fast alles möglich: In Wolfenbüttel bietet der selbsternannte „Okerpirat“ Michael Stier eine Stadtführung auf dem Stand-up-Paddling-Board an. In Braunschweig spielt das Oker-Sommertheater auf einem Floß. Arne Schönfelder ist hauptberuflich Flößer und chauffiert die Bühne samt Schaupieler*innen und Zuschauer*innen durch die Stadt. An einem lauen Sommerabend wird das zur Herausforderung, weil es auf dem Wasser megavoll ist.
Und nicht jeder Freizeitkapitän beherrscht sein Handwerk so gut wie Profi Arne. Heidi und Hans-Jürgen Sauer beschäftigen sich seit vielen Jahren mit dem Fluss Oker und einem ehemaligen Bewohner: dem Oker-Lachs. Zusammen mit ihren Mitstreitern der Aller-Oker-Lachsgemeinschaft versuchen sie, den Edelfisch wieder in der Oker anzusiedeln. Dafür setzen sie im Heidedorf Meinersen Hunderte Jungfische in die Oker in der Hoffnung, dass die ausgewachsenen Lachse zum Laichen zurückkehren. In Müden mündet die Oker in die Aller.
Davor staut ein historisches Wehr den Fluss. Es zu bedienen erfordert viel Erfahrung und noch mehr körperliche Fitness. Für Marko Wenk ist das Okerwehr eine Lebensaufgabe: Er hat den Job des Wehrwärters von seiner Familie geerbt und ist seinem Heimatfluss für immer verbunden. „die nordstory“ zeigt in opulenten Bilderstrecken die facettenreiche Landschaft entlang der Oker und erzählt berührende Geschichten über Menschen, deren Herz an einem ganz besonderen Fluss hängt. Gefördert mit Mitteln der nordmedia – Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 24.07.2020 NDR Ungewöhnliches Wohnen in MV – Zuhause im Feuerwehrturm, Schloss oder Bauwagen
Folge 387 (60 Min.)Zwei Zimmer, Küche, Bad gilt quasi als der Klassiker aller Wohnformen in Deutschland. Auch in Mecklenburg-Vorpommern. Hier wird aber oftmals auch ganz anders gelebt: Menschen wohnen im Bauwagen, in einem ausrangierten Futtersilo, im alten Feuerwehrturm. In Mecklenburg-Vorpommern ist vieles möglich. Das Flächenland bietet ausreichend Raum für Freidenker. Inspiriert durch bauliche Überbleibsel vergangener Zeiten kreieren Träumer*innen ihre Versionen vom „ungewöhnlichen Wohnen“ und lassen sie im Nordosten Wirklichkeit werden. Einiges ist schon entstanden, anderes ist gerade erst in der Entstehung. In Thurow haben sich zwei Engel für ein altes Gutshaus gefunden.
Marcel und Leonhard Engel, kreative Friseure mit Dekofimmel und Sammlerleidenschaft, betreten Neuland und schaffen sich auf 1.800 Quadratmetern ein pompöses Zuhause. Umbau mit schwerem Gerät, Renovierung und Inneneinrichtung, alles verwirklichen die beiden in Eigenregie. Nur wenige Ortschaften weiter der Gegenentwurf: In Alt Meteln baut Freigeist Jakob Zinkowski eine Jurte. Kochen, schlafen, waschen, alles in einem Rundhaus von sechs Metern Durchmesser, mobil versetzbar und gebaut aus nachhaltigen Materialien. Der Traum vom „ungewöhnlichen Wohnen“, vielfältig, speziell und individuell, aber sehr realistisch mitten in Mecklenburg-Vorpommern. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 31.07.2020 NDR Traditionssegler fahren auch bei Flaute – Die schönsten Reviere von Mecklenburg-Vorpommern
Folge 388 (60 Min.)Barabara Wiechmann und ihr 60 Jahre altes Netzboot. „Ich habe diese alten Holzboote schon immer geliebt – mich aber jetzt erst getraut.“ Nach langen Monaten der Restauration bekommt ihr erstes Holzboot seinen Mast.Bild: NDR„die nordstory“ berichtet von unverdrossenen Frauen und Männern auf dem Wasser, die es nehmen, wie es kommt. Sorgen auf der „Greif“: Im Winter sollte die Schoner-Brigg, die seit 1991 Flaggschiff der Hanse Sail Rostock ist, zu einer kleinen Reparatur in die Werft. Dort entdeckten die Schiffbauer erhebliche Schäden. Verlust der Seetauglichkeit! Statt Wind und Wellen hört die Stammbesatzung jetzt Tag für Rostnagler und Stahlbürsten. Und ob die einstmals Schöne jemals wieder Flaggschiff wird, ist längst nicht klar. Klar ist, Kapitänin Bothe aus Wolgast hat auf ihrem Plattbodenschiff „Weisse Düne“ schon manche Untiefe umschifft. Dass sie lange Wochen überhaupt keine Gäste fahren konnte, nutzt sie, um ihre Crew zu trainieren: Feuer, Wassereinbruch, Mensch über Bord, man weiß ja nie, was passieren kann.
Und noch eine Kapitänin: Barbara Wiechmann aus Barth wollte immer schon ein Holzboot haben. Gerade bekommt ihr 700-Kilo-Netzboot seinen frisch lackierten Mast. Im Alleingang hat sie das alte Schätzchen wieder flottgemacht. Aber allein ist man auf einer Werft nie. Dem jungen Schlepperkapitän Ralf Huhn aus Rostock geht das knallvolle Revier im August auch schon mal auf die Nerven. Aber er strahlt vor Freude und Stolz, wenn er an Bord seines Zeestbootes zeigen kann, was ein traditionelles Holzschiff ausmacht. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 07.08.2020 NDR Heiligendamm: Zwischen Luxus und Baustelle – Sehnsuchtsort für Coole und Kultivierte
Folge 389 (60 Min.)Heiligendamm, das älteste Seebad Deutschlands, ist keine wirkliche Stadt. Eigentlich besteht es aus einem historischen Grandhotel, einer Reihe historischer Strandvillen entlang der Promenade, die zum Teil noch restauriert werden, und dem kleinen ebenso historischen Molli-Bahnhof. Das Hotel zieht Gäste an, die gut zahlen können, die Villen noch besser zahlende Eigentümer*innen und der Molli-Bahnhof die zahlreichen Tagesgäste aus dem Umland, die hier gern historische Dampflokomotiven bestaunen. Heiligendamm ist also vor allem ein Ort, den Urlauber*innen gerne aufsuchen, um sich hier in eine andere, längst vergangene Zeit zurückzuversetzen.
Dafür sorgen im Hintergrund viele Menschen, zum Beispiel Angela, die Meisterin der Torten und Desserts im Grandhotel. Sie stellt süße Kunstwerke her, die dann lustvoll verzehrt werden. Ihre Kollegin Tina, die Blumenfrau, drapiert täglich in den Suiten, Ballsälen und Salons ein Meer von Blüten. Die Besucher*innen suchen aber nicht nur die klassizistische Architektur und die romantischen Parklandschaften drumherum.
Es gibt auch noch andere sportliche und coole Events in Heiligendamm. Wolfgang von der Kiteschule direkt vor der Tür lockt in ein gutes Surfrevier mit Panoramablick auf die“ Weiße Stadt am Meer“, wie Heiligendamm auch genannt wird. Sarah und Patrick vom Deck Beach Club an der karibischen Partymeile am Weststrand kredenzen Cocktails an der schönsten Sunset-Location der Ostsee. Danach feiern sie ihre House- und Technopartys am Strand. Heiligendamm, schon immer ein Sehnsuchtsort. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 14.08.2020 NDR Alte Kanäle in Schleswig-Holstein
Folge 390 (60 Min.)Kanäle waren Lebensadern und technische Meisterwerke ihrer Zeit und haben in Schleswig-Holstein, dem Land zwischen den Meeren, schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Ohne sie wäre, in einer Zeit, in der es deutlich weniger Straßen gab als heute, vieles buchstäblich auf der Strecke geblieben. Im Laufe der Jahrzehnte sind einige der Kanäle aber fast in Vergessenheit geraten. „die nordstory“ macht eine Reise entlang der Kanalufer und erzählt die Geschichten der Menschen, die heute dort leben. Ohne Schiffe kein Zement: der Breitenburger Kanal Fast 100 Jahre lang war der zehn Kilometer lange Kanal die Lebensader für die Zementindustrie im Kreis Steinburg.
Bis zu 3.000 Schiffe pro Jahr waren dort unterwegs, zwischen der Stör und den Fabriken in und um Lägerdorf. Sie brachten Rohstoffe und transportierten den fertigen Zement ab. Ende des 19. Jahrhunderts zogen die Kanalschiffer ihre Holzkähne mit Muskelkraft vom Ufer aus ans Ziel. Die letzten Schiffe auf dem Kanal waren 1974 motorisierte Öltanker. Gut ausgebaute Straßen und die Eisenbahn machten den Breitenburger Kanal überflüssig, das Kapitel der Binnenschifffahrt ging zu Ende.
Seitdem holt sich die Natur den Kanal Stück um Stück zurück. Und dann kam der Bagger: ein Leben am Kanal Waltraud Marquardt ist im Schleusenwärterhäuschen direkt an der Münsterdorfer Schleuse aufgewachsen, ihr Vater war jahrzehntelang Schleusenwärter. Sie hat den Kanal im Wandel der Zeit erlebt und erzählt aus ihrem Leben am Wasser und vom plötzlichen Ende des Kanals als befahrbare Wasserstraße. Als junges Mädchen hat sie in den 1960er-Jahren die Schiffe geschleust, wenn ihr Vater nicht zu Hause war.
2011 wurde der Kanal endgültig unpassierbar, da das äußere Schleusentor durch ein festes Bauwerk aus Beton ersetzt wurde. Marode Schleuse, und jetzt? Der Achterwehrer Schifffahrtskanal Wer bei Quarnbek im Kreis Rendsburg-Eckernförde vom Nord-Ostsee-Kanal nach Süden abbiegt, landet vor der maroden Schleuse Strohbrück. Eine große Warntafel zeigt der Schifffahrt an, dass es hier nicht weitergeht. Früher waren auf der drei Kilometer langen Wasserstraße zwischen Eider und Nord-Ostsee-Kanal vor allem Getreidetransportschiffe unterwegs. Seit vor knapp 20 Jahren ein Schleusentor stark beschädigt wurde, ist der Achterwehrer Schifffahrtskanal „vorübergehend gesperrt“.
Was mit ihm passiert, steht noch nicht fest. Inzwischen ist der Kanal zu einem Geheimtipp für Kanufahrer geworden. Ausgangspunkt für viele Touren ist der alte Kornspeicher in Achterwehr, der eine bewegte Geschichte hinter sich hat. „die nordstory“ zeigt, wie aus der Ruine wieder ein schmuckes Stück Kanalgeschichte wurde. Jules Verne in Schleswig-Holstein Der Nord-Ostsee-Kanal feiert in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen.
Dabei gerät fast in Vergessenheit, dass schon 100 Jahre früher eine Wasserstraße Nord- und Ostsee verband. Der Eiderkanal war als Vorläufer des Nord-Ostsee-Kanals seit 1784 in Betrieb. Wer damals den langen Weg um das Skagerrak sparen wollte, nahm von der Nordsee kommend die Eider bis Rendsburg und fuhr auf dem Eiderkanal weiter bis nach Kiel. 1881 schipperte der französische Autor Jules Verne auf dem Eiderkanal durch Schleswig-Holstein. Sein Bruder, Paul Verne, hat einen eindrücklichen Reisebericht über die Fahrt verfasst. „die nordstory“ macht eine Zeitreise auf den Spuren der Verne-Brüder. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 21.08.2020 NDR Leben auf und an Hamburgs Gewässern
Folge 391 (60 Min.)„die nordstory“ ist unterwegs auf einem Törn an den vielfältigen Wasserseiten Hamburgs, an den Ufern der Gewässer in der Großstadt. Mit einem Sprung verschwindet Manfred Winkler in den kühlen Fluten des Eilbekkanals. Schon vor Jahren haben er und sein Mann Martin Müller-Wolff dem Festland Tschüss gesagt, sie haben ihr Haus verkauft und als „Pioniere“ einen der begehrten Hausbootplätze im Eilbekkanal in der Ausschreibung gewonnen. Das Boot haben der Polizist und der Jachtdesigner größtenteils selbst gebaut und über die Jahre ökologisch klug perfektioniert.
Inzwischen gehört dem Paar zudem die „Lore“: ein in der City Süd schwimmendes ökologisches Büroschiff mit 14 Arbeitsplätzen. Architekten, Designer, Denker, Kreative und ein Nahrungsmittelerfinder arbeiten da in lockerer Bürogemeinschaft auf dem Wasser an dem, was sich vielleicht in der Zukunft bewegen wird. Wasser hat die Handelsstadt Hamburg groß und reich gemacht, der Hafen steht für die historisch wirtschaftliche Bedeutung der Freien und Hansestadt, die Alster eher für das angenehme Leben, das aus der wirtschaftlichen Potenz resultiert.
Viele der Kanäle sind als Arbeitswege überholt, sind heute Schmuckstücke der Stadt. Großstädtisches Leben in all seinen Spielarten hat sich dort angesiedelt: Hausbootkolonien, Büroschiffe und schwimmende Veranstaltungshallen, Kirchen und Theater auf dem Wasser, sie haben ihre Wellennischen in Hamburg gefunden. Die Pontons haben sich von Arbeitsflächen zu Freizeittreffpunkten am Wasser entwickelt.
Der Hafen, an dem früher nur gearbeitet wurde, hat sich zur Attraktion gewandelt, zum Touristenhotspot. Auf dem ehemaligen „weißen Schwan der Südsee“, dem Museumsfrachtschiff „Cap San Diego“, dessen schöne Silhouette längst zum Wahrzeichen des Hamburger Hafens wurde, führt Ann-Kathrin Cornelius das Kommando. Sie ist die Managerin des historischen Stückgutschiffes mit Hotelkojen und kümmert sich gemeinsam mit vielen Freiwilligen um den Erhalt des maritimen Erbes an der Überseebrücke.
Ein Leben ohne die Elbe ist für sie unvorstellbar. Gegenüber im Kutterhafen von Finkenwerder ist Sabine Eisbrenner ebenfalls dem Fluss und seiner Bewegung verfallen: Sie hat einen alten Elbbagger aus den 1950er-Jahren restauriert und golden lackiert. Ihr Traum strahlt jetzt als Kulturbagger und Kunstort weit über seinen Liegeplatz hinaus. Jan Oliver Sailers Augen leuchten, wenn er von seiner Leidenschaft spricht: Gemeinsam mit seinem Partner Michael Oehmcke betreibt er eine kleine Hafenanlage im Diamantgraben an der Süderelbe.
Die beiden bauen Hausboote wie sie sie sich erträumen: ökologisch, schön und beweglich. Der Prototyp ist gerade in der Entstehung. Als sich die beiden im Hafen kennenlernten, war der Kurs klar für sie. Kritiker erklären sie aufgrund ihres neuesten Projektes für verrückt: Sie retten die ausgedienten Rettungsboote von den Kreuzfahrtschiffen der AIDA-Linie vor dem Schreddern und wollen sie zu hochseetauglichen Hausbooten umbauen. Ein bisschen Wahnsinn anstelle gediegener hanseatischer Hafenhandelsmentalität. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 28.08.2020 NDR Die Bisonbrüder – Wilde Zeiten im Grenzland
Folge 392 (60 Min.)Die Brüder Tim und Timo Nissen haben sich Großes vorgenommen in ihrer Heimat: eine Bisonzucht im deutsch-dänischen Grenzland. 35 Tiere haben sie aus einer Zucht in Niedersachsen gekauft. Ihr Plan: das seltene und teure Fleisch vermarkten. Es ist keine leichte Aufgabe, die bis zu 500 Kilogramm schweren Bullen auf ihren Weiden großzuziehen. Mal brechen ihnen ein paar Tiere mitten in der Nacht aus und müssen mühsam wieder eingefangen werden, dann verlieren sie ein paar ihrer Bisons durch eine rätselhafte Krankheit. Die „Bisonbrüder“ müssen manchen Rückschlag einstecken, feiern aber auch immer wieder Erfolge.
Tim und Timo kaufen sich einen alten Resthof, nur 1.000 Meter von der dänischen Grenze entfernt. Hier wollen sie in Zukunft mit ihren Freundinnen leben. Doch vorher muss das 55 Jahre alte Wohnhaus erst einmal vollkommen saniert werden. Nicht die einzige Arbeit, die auf Tim und Timo wartet. Um finanziell über die Runden zu kommen, gehen die beiden weiter bei einem Landwirt als Lohnunternehmer arbeiten. Dabei ist der 26 Jahre alte Timo eigentlich Kfz-Mechatroniker, sein Bruder gelernter Waffenschmied.
Neben der Suche nach Abnehmer*innen für ihr exotisches und nicht gerade günstiges Fleisch der Bisons muss Timo auch immer mal wieder einen Bullen mit dem Weideschuss erlegen. Als Jäger mit Ausnahmegenehmigung des Kreises darf er das. Denn ein Lebendtransport zum Schlachthof ist mit den wilden Bisons nicht möglich. Das Ziel der Brüder ist eine möglichst naturnahe Zucht, es soll möglichst viel vom Tier verwertet werden. Bei Einheimischen und Gästen sind ihre Bisons schon jetzt die Attraktion auf den Weiden im äußersten Norden von Schleswig-Holstein. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 04.09.2020 NDR Alt Rehse – Ein Dorf zwischen Gestern und Morgen
Folge 393 (60 Min.)„Stress aus – Leben an“, so lautet der Slogan des neuen Feriendomizils in Alt Rehse am Westufer des Tollensesees inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte. 130 Kilometer vor den Toren Berlins ensteht in Alt Rehse ein Ort für Ruhe und Entspannung, ein Rückzugsraum mit langer Vergangenheit. 2016 kaufte die Unternehmerin Gabriele Wahl-Multerer den Park. Damals wusste sie von der wechselvollen Geschichte des Geländes. Auch, dass die Nationalsozialisten 1935 dort die sogenannte Reichsärzteführerschule errichtet hatten, eine ideologische Kaderschmiede für Ärzte und Hebammen im Dritten Reich.
Vier Jahre lang hat Gabriele Wahl-Multerer mit Banken, Behörden und Bauunternehmen verhandelt. Nun ist das Feriendomizil eine Gästeherberge mit gesunder Küche, Yoga am Morgen und Zumba am Abend. Und immer noch im Baubetrieb, denn von den mehr als 15 Gebäuden im Park sind noch nicht alle fertiggestellt. Noch dazu stehen die meisten unter Denkmalschutz. „die nordstory“ erzählt von der Sanierung des Parks Alt Rehse, von den Anfängen und Herausforderungen, nicht zuletzt durch Corona verursacht.
Vor allem aber erzählt sie vom Enthusiasmus derer, die dem Park und damit dem Dorf neues Leben einhauchen wollen. Der Film blickt hinter die Kulissen des neuen Hotels samt Küche und in die lange Dorfgeschichte. Dabei lernt man Dorfbewohner*innen wie Familie Krug kennen, die im früheren Pfarrhaus wohnt, in dem seinerzeit schon Fritz Reuter, einer der bekanntesten und bedeutendsten Dichter der niederdeutschen Sprache, zu Gast war. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 11.09.2020 NDR Das Dorf auf dem Wasser – der Harburger Hafen
Folge 394 (60 Min.)Attribute des Harburger Hafens: ein Hauch von Nostalgie und Hafenromantik, ein Biotop für wasserverliebte Eigenbrötler. Für Investoren und Stadtplanende ein hochattraktives Areal mitten in Harburg. König Ernst August ließ den Hafen in Harburg Mitte des 19. Jahrhunderts zum modernen „Seehafen“ für Hannover ausbauen, sogar mit Schleusenanlage, um ihn von der Tide unabhängig zu machen. Der Hafen boomte, Werften und große Industrieanlagen siedelten sich an, allen voran bedeutende Gummi- und Pflanzenölfabriken. In den 1960er-Jahren verlor der Hafen dann nach und nach an Bedeutung und fiel in eine Art Dornröschenschlaf.
In den 1990er-Jahren siedelten sich viele Menschen an, die mit dem konstanten Wasserstand ideale Bedingungen für ein Leben auf dem Hausboot fanden. Bis heute liegen im Binnenhafen die unterschiedlichsten Boote und Schiffe, vom selbst gebauten Hausboot bis zum prächtigen Museumsschiff. Doch das gesamte Areal verändert sich seit ein paar Jahren rasant. Im Süden des Hafens ragen schon etliche moderne Bürotürme in den Himmel. Auf der zentralen Schlossinsel sind die alten Speicher und Fabriken schicken Lofts gewichen und unter dem Namen channel hamburg haben sich etliche Hightech-Firmen am Hafenrand angesiedelt.
Viele Hafenbewohnerinnen und -bewohner befürchten deshalb, dass der besondere Charme des Hafens und ihr Platz am Wasser von der Stadtentwicklung überrollt wird. „die nordstory“ begleitet Menschen, die das Bild des heutigen Binnenhafens prägen. Wie Heike und Marcel Klovert, die sich hier mit ihrem Sohn Tom auf einem 55 Meter langen Frachtschiff ihren Traum vom Leben auf dem Wasser verwirklichen wollen.
Und Werner Pfeifer, der auf einer alten Hafenfähre lebt und die alte Fischhalle zum kulturellen Herz des Binnenhafens verwandelt hat. Rudolf Sommerfeld und seine Mitarbeitenden sorgen jeden Tag für echtes Hafenambiente: in der Jöhnk Werft werden Schiffe noch in Handarbeit repariert. Und auch einen Hafenoptiker gibt es hier: Karsten Brüecher, der vor ein paar Jahren in einem alten Bauwagen an der Kaimauer angefangen hat, von einer eigenen Brillen-Manufaktur zu träumen und nun in einem modernen Loft auf der Schlossinsel am eigenen Showroom tüftelt. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 18.09.2020 NDR Mit Leidenschaft und Luftmatratze – Der Norden geht campen
Folge 395 (60 Min.)Camping ist der große Urlaubstrend! Schätzungen gehen von fünf Millionen Campern in Deutschland aus. Und es werden immer mehr. Viele Deutsche verbringen ihre Ferien lieber innerhalb der Landesgrenzen, Camping wird zur bezahlbaren Alternative zu Ferienwohnungen und Hotels. Während es einigen um einen einfachen und naturnahen Lebensstil geht, schaffen die anderen sich auf dem Campingplatz ein Reich für einen ganzen Sommer: mit Windschutz und liebevoller Dekoration. Obendrein gibt es auch eine ganz neue Generation Camper.
Junge Leute, die nach draußen wollen, aber nicht in die Dauercamper-Spießigkeit, sondern lieber ins fertig aufgebaute „Baumzelt“. Saisonbeginn auf Norddeutschlands größtem Campingplatz: Platzleiter Frank Onnen öffnet pünktlich um sieben Uhr die Schranke. Auf den Punkt wie jedes Jahr. Die Plätze ganz vorne sind begehrt, weil die Dauercamper zum Rangieren und Aufbauen Platz brauchen. Der Campingplatz Eiland auf Norderney liegt versteckt am Ostende der Insel, vom Trubel auf der beliebten Urlaubsinsel ist dort nichts zu spüren.
Die Betreiber allerdings haben ordentlich zu tun: Klaus und Sylvia Harms wuppen ihren Platz mit knapp 150 Stellplätzen und einer Zeltwiese nämlich nur zu zweit. Zum Südsee-Camp in der Lüneburger Heide gehört ein Wohnmobilverkauf mit angeschlossenem Verleih. Hier gibt es das rollende Urlaubsdomizil in allen Größen bis zur US-amerikanisch anmutenden Luxusklasse. Viktor Hait gibt jedem, der sich ein Wohnmobil ausleiht, eine ausführliche Einweisung.
Die meisten seiner Kundinnen und Kunden fahren schließlich zum ersten Mal so ein großes Wohnmobil. In Waakhausen bei Worpswede hat eine Truppe unternehmenslustiger Hamburger einen Campingplatz an der Hamme übernommen. Jan-Albert Vieth hat mit seiner Frau Anni und Kumpel Matze den Platz nach eigenen Ideen umgestaltet: mit Baumzelten, einem „Hot Tube“ und einem „Kiosk des Vertrauens“. Wohnmobile gelten als „rollende Heimat auf vier Rädern“. Im Gegensatz zu den meisten Wohnmobilisten trifft das bei Jens Nähler tatsächlich zu.
Er ist vor wenigen Wochen aus seiner Mietwohnung aus- und in sein neues Wohnmobil eingezogen. Zum einen war er nicht mehr bereit, die hohen Mietkosten zu bezahlen, zum anderen will er in Zukunft minimalistischer leben. Jens muss sich in seiner neuen Wohnung erst noch einleben, am meisten Aufwand betreibt er, um einen geeigneten Stellplatz für die Nacht zu finden. „die nordstory“ erzählt Geschichten von großen und kleinen Plätzen, leidenschaftlichen Campern, Wohnmobilträumen und emsigen PlatzleiterInnen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 25.09.2020 NDR Ab in die Natur! – Abenteuer Ökojahr
Folge 396 (60 Min.)Die FöJlerinnen suchen eigenständig ihre Nachfolger aus.Bild: NDRWie ist das: auf einer Hallig leben, Wildpferde einfangen, seltene Fische suchen? Zum ersten Mal sind sie richtig weg von zu Hause, statt Mathe jetzt Motorsägen: FÖJler. Junge Leute wollen sich ausprobieren und etwas für Natur und Gesellschaft tun. Sie haben sich für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) entschieden. Allein in Schleswig-Holstein kommen 900 BewerberInnen auf 180 Stellen. Franziska Meyer will ein Jahr lang auf Hallig Langeneß mitten in der Nordsee leben. Für die Schutzstation soll sie dort Vögel zählen, die sie noch gar nicht kennt, und UrlauberInnen durchs Watt führen, von dem sie noch keine Ahnung hat.
Was, wenn sich das Heimweh meldet? Was, wenn man mal dringend wegmuss und nicht von der Hallig herunterkommt? Wie fühlt sich Landunter an, wenn einem die Nordsee selbst den Weg zum Nachbarhaus abschneidet? Elia Mula zieht in ein winziges Haus bei Langwedel in der Mitte Schleswig-Holsteins. Rundherum nichts als Teiche und Felder. Auf dem Frühstückstisch ein Mikroskop, im Gefrierschrank Mückenlarven, Futter für die seltenen Fische, die im Keller gehalten werden.
Er ist selber Angler, kennt sich mit Fischen aus, weiß, dass viele Fischarten bedroht sind. Bedroht durch den Menschen. Was kann er dagegen tun? Wie geht politische Mitbestimmung? Und wie hält man ein Jahr in einer einsamen Hütte durch, in der es nicht mal Trinkwasser gibt. Nach Mathe in der Schule jetzt mal mit den Muskeln arbeiten, das wollen Luise Hähnert, Laurien Steckenreiter und Charlotte Blondrath ausprobieren. Sie arbeiten im Naturschutzgebiet Geltinger Birk im nordöstlichsten Zipfel des Landes, sollen die Wildpferde dort betreuen.
An ihrer Seite: Stefan Brocke. Er zeigt ihnen, wie man mit Motorsensen gegen die Heckenrosen ankämpft, wie man Touristen dazu bringt, sich an die Regeln im Naturschutzgebiet zu halten. Wie wird man mutiger? Wie fängt man wilde Pferde ein? Hat man nach einem Jahr noch Muskelkater? Und merkt man selbst, ob man erwachsener geworden ist? Drei Geschichten von jungen Menschen, die in einem Jahr viel erfahren: über die Umwelt und sich selbst. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 02.10.2020 NDR Hiddensee – Kultinsel in der Ostsee
Folge 397 (60 Min.)Hiddensee ist immer noch eine ganz andere Welt. Eine richtige Insel, auf der man als Gast vom Festland dem echten Hiddenseer nur langsam näherkommt. Aber dann kann es doch ganz herzlich werden. Vor allem mit der neuen, jungen Generation, die jetzt auf der Insel heranwächst oder aus den Großstädten zurückgekehrt ist, in die es sie einst hinauszog. Dazu gehört zum Beispiel Arne Schäwel. Der gebürtige Insulaner ist aus dem lauten Berlin zurückgekehrt in seine alte Heimat Hiddensee. Und er hat gleich eine Band gegründet. Zweimal pro Woche proben er und seine Musiker in einem alten Fischerschuppen in Vitte.
Sie arbeiten an einem eigenen Inselsound. Irgendetwas in der Richtung zwischen Surf-Rock und Independent. Sänger der Band ist Christian Wirrwitz. Ein Philosophieprofessor, der Online-Tutorials an der Humboldt Universität Berlin hält. Und das aus seinem Arbeitszimmer unterm Dach eines Hauses in Neuendorf. Hier verbringt er auch viele Stunden an seinem Analogsynthesizer, einer abenteuerlich verkabelten Maschine, und bastelt an eigener Musik. Seine Nachbarin Susanne Tode hat die heilenden Kräfte des Klanges für sich erschlossen. Sie therapiert vom Stress verfolgte Stadtseelen oder verabreicht einfach nur Wohlfühlstunden im eigenen Klangstudio voller ungewöhnlicher Instrumente.
Bei ihr summt das vielsaitige, aber einstimmige Monochord einen kosmischen Sound. Und chinesische Gongs dröhnen, bis das Bauchfell vibriert. Robert Ott ist der wohl bunteste Hund der Insel. „Otti“ geht gern in schwarzer Latex-Polizeiuniform zum Dorftanz und macht aus seinem Schwulsein eine selbstbewusste Show. Gerade arbeitet er zusammen mit seinem Freund Daniel an einem Fotoprojekt: dem erotischen Hiddensee-Fetisch-Kalender.
Hauptmotiv: Robert in Lack und Leder am Inselstrand. Im Norden der Insel liegt auf den Grundmauern eines Zisterzienserklosters die Gärtnerei von Familie Sturm. In Gewächshäusern, die aus einer längst vergangenen Zeit stammen, zieht Wolfgang Sturm seit 40 Jahren Radieschen, Kohlrabi, Tomaten, Zwiebeln, Schnittlauch und diverse Salate heran. Sein Frischgemüse ist beliebt bei den Hiddenseern. Und beim Pflügen findet Wolfgang ganz nebenbei immer wieder Scherben und Eisenbeschläge aus den Zeiten des Klosters, das hier vor 500 Jahren stand. Tommy Döde flitzt mit seinem froschgrünen Elektrobike auf der Deichkrone entlang.
Er trägt einen Taucheranzug und im Anhänger klappern Druckluftflasche, Bleigürtel und Lungenautomat. Thommy hat einen Notruf bekommen: Der Inselpastor hat sich beim Segeln einen Tampen in den Propeller geholt. Den muss Thommy nun entfernen. „Dreifarbenfisch haben wir den Aal früher genannt“, erzählt Helmut Gau, Rentner und Nebenerwerbsfischer, während er seine Aalreusen an Bord hievt: „Grün gefangen, braun geräuchert und schwarz verkauft!“ Er lacht in sich hinein, macht sein verschmitztes Fischergesicht und blinzelt zufrieden in die Ferne. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 09.10.2020 NDR die nordstory spezial: Bullerbü in Mecklenburg – Uriges Landleben
Folge 398 (90 Min.)Die Sehnsucht nach der guten alten Zeit ist für einige Menschen aus Mecklenburg kein Traum geblieben. Das gilt auch für Jörg Altmann. Er verkaufte vor 20 Jahren seinen Autohandel und sattelte um auf ökologischen Landbau. Dort tragen die Schweine noch Ringelschwanz, die Kühe haben Hörner, Hühner ziehen im Bauwagen von Weidefläche zu Weidefläche. Zusammen mit 15 Mitstreitern aus ganz unterschiedlichen Berufen will Jörg Altmann auf dem Hof von 1860 gesunde Lebensmittel erzeugen in kleinbäuerlicher Wirtschaftsweise. Kein Trecker, keine Maschine ist hier jünger als 40 Jahre. Ein tägliches Abenteuer. Das erwartet auch Jette und Markus. Ausgerechnet im Jahr der größten Dürre gründeten sie einen Bauernhof.
Das Problem: Sie haben kaum Eigenkapital. Das Gute: Sie kommen vom Dorf und sind voller Tatendrang. Und sie vertrauen auf 100 Unterstützer*innen aus der nahen Umgebung, „Mitbauern“, die sie von ihrem Traum begeistern konnten. Jette und Markus gründeten eine Art Genossenschaft, in der Mitglieder Anteile erwerben, aber auch selbst in der Landwirtschaft mithelfen sollen. Ob ihr Vorhaben gelingt? Ganz idyllisch, mitten im Wald irgendwo in Mecklenburg, leben Stefan und Nina. Fast alles, was sie zum Leben brauchen, erzeugen sie selbst: Milch von ein paar Kühen, Gemüse aus dem Garten, Getreide fürs Brot. Hier gibt es weder einen Trecker noch ein Auto. Sie arbeiten nur mit richtigen Pferdestärken, weil Stefan Pferde so mag. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere So. 11.10.2020 NDR Neuwerk – Hamburgs Handvoll Insulaner
Folge 399 (60 Min.)Selbst bei „Osten Wind“ nur mit Mühe passierbar: Der bedrohlich tiefe Priel, ein Ausläufer des „Oxstedter Tiefs“.Bild: NDR/Ulrich PatzwahlNeuwerk: rund drei Quadratkilomneter groß, 15 Kilometer vor Cuxhaven im Wattenmeer gelegen und seit dem Mittelalter Vorposten der Freien und Hansestadt Hamburg in der Deutschen Bucht. Die 30 Einwohner*innen sind also weder Ost- noch Nordfriesen, sondern Hamburgerinnen und Hamburger. Aber: Sind es überhaupt noch 30? Imme und Werner Flegel jedenfalls verlassen die Insel, ihre drei Kinder sind die einzigen auf Neuwerk, „aber Kinder brauchen Kinder“, sagt Imme. Und ob es irgendwann wieder mehr Inselkinder sein werden, steht in den Sternen. Dabei waren die Flegels lange Zeit Hoffnungsträger der jungen Generation: Imme hat es verstanden als Vogelwartin im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer sesshaft zu werden, ihr Mann Werner, gebürtiger Niedersachse, hat aus dem kleinen Raum neben der Inselschule seinen kleinen und sehr erfolgreichen Laden gemacht, die Neuwerkstatt.
Denn die Insel lebt längst nicht mehr von der Landwirtschaft, sondern vom Tourismus. Rund 100.000 Besucher*innen, vor allem Tages-, aber auch Übernachtungsgäste, werden von den wenigen Insulaner*innen alljährlich versorgt. Ein Saisontourismus, erst im Frühjahr kommen die ersten Gäste.
Bis zum Herbst muss der Unterhalt für das ganze Jahr verdient sein. Wie soll das gehen, wenn die Insel zum Saisonbeginn, coronabedingt, geschlossen wird? Es wird Juni, bis die ersten Hausgäste in die Pension Hus achtern Diek von Alina und Steffan Griebel kommen. Der Verlust von zwei Monaten ist kaum aufzuholen. „Aber versuchen müssen wir es, Kopf in den Sand stecken geht nicht“, sagt Steffan. Seit mehr als 150 Jahren gehört die Familie der Griebels zur Insel. Und Neuanfang ist nach Sturmfluten und Weltkriegen eine der Familieneigenschaften der Griebels.
Neuwerks „Inselsprecher“ ist Steffans Cousin Christian Griebel. Auch er betreibt mit seiner Frau Svenja ein Hotel, das Nige Hus, und steckt wie die anderen Insulaner*innen im Wettlauf gegen die Zeit: Bis im Oktober das letzte Schiff gefahren ist, bis der letzte Gast per Wattwagen die Insel verlassen hat, muss das Geld verdient sein. Für diese Neuwerker Besonderheit, für die Wattwagen, die Anfahrt vom Festland mit Pferdekutschen bei Niedrigwasser, wird es aber auch immer schwerer: Nun ist schon der zweite Priel innerhalb von 20 Jahren so tief geworden, dass er bei Westwind kaum noch durchfahren werden kann.
Immer öfter müssen die Neuwerker umkehren. Trotzdem: An einem warmen Sommerabend halten die Insulaner*innen die Zeit an, stellen Bänke, Getränke, ein Buffet auf die Sandbank draußen und entführen Familie Flegel ins Watt, ein paar Tage bevor die Flegels die Insel verlassen. Es ist, bei allem gebotenen Infektionsabstand, ein spontaner Abend der Inselgemeinschaft: ein Dankeschön für gute Jahre! Neuwerk hält zusammen. Auch wenn niemand weiß, wie es in 20 oder in 30 Jahren weitergeht und ob Neuwerk dann noch Hamburgs Oase im Watt ist. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 16.10.2020 NDR Übers Land – mit der mobilen Haustierpraxis, Käserei und Bäckerei
Folge 400 (60 Min.)„die nordstory“ begleitet mobile Dienstleister*innen in Niedersachsen. Sie zeigt Menschen mit guten Ideen und viel Herzblut bei der Versorgung der Landbevölkerung. Die rollenden Verkaufswagen von Bäcker, Metzger und Supermärkten haben Tradition, wenn es um die Versorgung der Landbevölkerung geht. Doch eine mobile Tierarztpraxis? Auch die gibt es, zum Beispiel in der Nordheide. Seit zwei Jahren ist Stephanie Heidrich mit ihrer mobilen Käserei im Landkreis Rotenburg/Wümme unterwegs. Über 35 Höfe besucht die Elsdorferin regelmäßig, um vor Ort die Milch der Betriebe zu Käse zu verarbeiten. In ganz Norddeutschland ist sie eine von drei Käsereien, die direkt auf dem Hof arbeiten.
Beinahe täglich rufen neue Kund*innen an. Und da sie den Ansturm nicht mehr allein bewältigen kann, wird demnächst Ehemann Christian mit in den Betrieb einsteigen. Tierärztin Stephanie Jürgens begann eher aus der Not heraus, mobil zu arbeiten. Vor sechs Jahren hatte die Veterinärin lange Zeit vergeblich eine Praxis in der Nordheide gesucht. Dann kam ihr die Idee, einen alten Rettungswagen zur mobilen Tierarztpraxis umzubauen, komplett ausgestattet mit Röntgengerät, Apotheke und OP-Tisch. Was als Übergangslösung gedacht war, bis eine eigene Tierarztpraxis gefunden ist, war ein voller Erfolg.
Ein zweiter Rettungswagen ist bereits im Einsatz, ein dritter in Planung. Während neue Konzepte boomen, tun sich die traditionellen Bäckerwagen eher schwer. Häufig rechnet sich der Service für die Landbevölkerung nicht. Doch bei Oetzmanns lebt die jahrhundertelange Tradition weiter. Seit 1888 stellt die Landbäckerei in Edendorf Brot, Brötchen und Kuchen her. Bis heute ist das Bäckermobil täglich unterwegs und beliefert die Kund*innen direkt auf dem Hof oder an der Straße. Die meisten seiner Kund*innen kennt Georg Oetzmann schon sein Leben lang. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 23.10.2020 NDR
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