Sehnsuchtsort Spiekeroog: Wellen, Wind und ganz viel Arbeit
Folge 622 (90 Min.)Carlotta Marx ist samt ihrer Islandpferdestute „Snaelda“ zum Arbeiten auf die Insel gekommen.Bild: NDR/Franziska VoigtDie Ostfriesische Insel Spiekeroog ist für viele Menschen ein Sehnsuchtsort. Ein malerisches Inseldorf mit historischen Gebäuden, eine wilde Dünenlandschaft und ein scheinbar endloser Strand. Keine Autos, aber eine Pferdebahn. Auch viele junge Menschen zieht es hierher. Leben im Rhythmus von Ebbe und Flut, weniger Stress haben als auf dem Festland, das ist ihr Traum. Aber wer auf Spiekeroog bestehen will, muss sich etwas einfallen lassen und ordentlich ranklotzen. Yogalehrerin Maxie Neubacher hat ein neues Studio eröffnet. Um den Gästen etwas bieten zu können, gibt sie nicht nur Kurse am Strand, sondern auch auf dem SUP-Brett im Meer.
Im Inseldorf eröffnet Frank Roland sein erstes eigenes Restaurant. Seine erste Saison wird schwierig. Er hat zu wenig Personal und arbeitet deshalb für zwei. Carlotta Marx zieht für die Sommermonate samt Stute Snaelda nach Spiekeroog, um auf dem Islandpferdehof zu arbeiten und taucht tief ein ins Inselleben. Ein Höhepunkt des Inselsommers wird das Konzert von Jonny Glut in der Strandbar. „die nordstory“ zeigt die besondere Natur Spiekeroogs und erzählt Geschichten über den großen Traum vom Leben auf der kleinen Nordseeinsel. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere So. 03.08.2025 NDR Kultlokale an der Küste: Schlemmen mit Meerblick
Folge 623 (60 Min.)Top-Gastronomie auf der Steilküste: Katharina Soyk mit ihrem Team vom Traditionslokal „Wilhelmshöhe“.Bild: NDR/Steffen SchneiderEinige Lokale an der Küste sind längst Kult, neue kommen hinzu. Kulinarische Köstlichkeiten vom Kiosk über die Fischkombinatskantine bis zur Küstenschifffahrt gibt es in Rostock. „die nordstory“ zeigt Powerfrauen, mutige Männer und Lebenswendepunkte ganzer Familien. Dazu gehört Renate Gundlach. Sie betreibt seit Sommer 2024 die Flussbar. Die einstige Journalistin und studierte Übersetzerin hat ihr altes Berufsleben über Bord geworfen und eine mobile Cocktailbar entwickelt. Anfang Mai holt Renate ihre Knutschkugel, wie sie den rundlich gestalteten und fahrbaren Kiosk nennt, aus dem Winterschlaf und rangiert ihn auf seinem Sommerstellplatz im Rostocker Petriviertel direkt an der Warnow.
Schon jetzt ein Geheimtipp für kühle Getränke und leckeren Imbiss an lauen Sommerabenden. Zum Saisonauftakt will sie in diesem Jahr auch ein kleines Open-Air-Konzert an der Flussbar organisieren. Ein geschichtsträchtiges Ausflugslokal ist der Schnatermann im Osten Rostocks am Breitling mit Auslick auf den Überseehafen. Silke Walzog-Meyer und ihre Familie haben den berühmten Traditionsgasthof gerettet. Die alten Betreiber hatten ihn 2017 aufgegeben, fast zwei Jahre lag das Gelände brach.
2019 kaufte der Koch Christoph Krause den Schnatermann und startete den Familienbetrieb mit seiner Frau Pauline, Schwiegermutter Silke und Schwager Richard Meyer. Der Corona-Lockdown hatte Folgen und brachte eine Krise mit sich. Nach einigen Umbauten in der Außengastronomie und Küche soll am Himmelfahrtstag Generalprobe für das Sommergeschäft sein. Timo Lührs ist seit Jahrzehnten eine Kultfigur. Er betreibt die Hafenkantine im Rostocker Fracht- und Fischereihafen.
Er und seine Mitarbeitenden versorgen Handwerker, Hafenarbeiter und Büroangestellte mit selbst geschmierten Frühstücksbrötchen. Stammgäste sind die Besatzungen von 25 Müllwagen der Rostocker Stadtentsorgung, pünktlich um 09:30 Uhr rollt die orangefarbene Armada an. Und ab 10:30 Uhr werden Eisbein oder Rippenbraten mit Bratkartoffeln serviert. Die MS „Baltica“ mit Schlemmer-Bordrestaurant und dem größten Whisky-Shop Norddeutschlands im Bauch gehört Melanie Krüger, die eigentlich einen Klamottenladen am Alten Strom betreibt. Die pfiffige Geschäftsfrau aus Warnemünde hat das Potenzial der gastronomischen Küstenfahrt erkannt und den 65 Jahre alten, ehemaligen Helgoland-Butterfahrt-Kahn vor 15 Jahren gekauft.
Sie bietet Mini-Kreuzfahrten vom Seekanal in Warnemünde raus auf die Ostsee entlang der malerischen Steilküste an. Gerade ist die „Baltica“ zurück aus der Werft und hat eine neue „Klasse“ bekommen, eine Art TÜV-Plakette für Schiffe. Melanie Krüger und ihre Crew machen den Pott flott für die neue Saison. Höhepunkt soll wie in jedem Jahr die Mittsommerausfahrt sein.
Mitten im Küstenwald sticht ein weißes Gebäude heraus: das Ostseehotel Wilhelmshöhe. Barbara Soyk führte das Traditionshaus seit den 1990er-Jahren, seit 2013 ist ihre Tochter Katharina die Chefin. Immer zu Saisonbeginn will sie mit einer Innovation zu glänzen. In diesem Jahr wird auf dem Gelände des Hotels ein Außengrill installiert. Und ihr Food & Beverage Manager experimentiert schon mit seinem neuen Sommercocktail Willem Lillet. Familie Soyk pflegt auch ein umfangreiches Privatarchiv mit vielen historischen Bildern des Hotels, das im Sommer 1890 als Ausfluglokal mit zwei (!) Fremdenzimmern eröffnet wurde. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 08.08.2025 NDR Die Welt unter der Stadt: Hamburger U-Bahn Geschichten
Folge 624 (60 Min.)Wer Franzbrötchen unter dem Jungfernstieg kauft, begegnet Kioskbesitzer Richard Protivanek.Bild: NDR/Katharina Ricard„die nordstory“ begleitet Menschen, die im Untergrund unter der Stadt arbeiten, in den Tunneln, auf den Gleisen. Sie füllen mit Herz, Hand und Seele den „Kosmos U-Bahn“ mit Leben, häufig sogar unbemerkt von den meisten Fahrgästen. Wer darf in die Gleise? Wer in die Tunnel? Wo lauert Gefahr? Wie baut man eine neue U-Bahn? „die nordstory“ folgt Christopher Dietzel tief ins U-Bahn-Netz bei laufendem Betrieb. Chris ist der „Mann für alles“. Jede U-Bahn kann und darf er fahren. Er hat den Schlüssel für jede Tür, ist im Gleisbett und in den Tunneln unterwegs.
Muss er spontan zu einem Einsatz, fährt er sich schon mal selbst mit der nächsten U-Bahn dorthin. „Dann hat die Fahrerin mal Pause,“ sagt er und grinst bis über beide Ohren. Daniel und Fotios, zwei Mitarbeitende der Hamburger Hochbahn-Wache, fahren U-Bahn von Berufs wegen. Die beiden haben meist keinen festen Einsatzort, sie bewegen sich per Bahn durch das Tunnelnetz unter der Stadt. Immer dabei: Schlagstock, ballistische Schutzweste, Handschuhe. Wenn sie ihren Dienst beginnen, wissen sie vorher nie, was passiert. Ihr Job ist gefährlich.
„Am Ende des Tages wollen wir heil nach Hause kommen“, sagt Daniel. „Wir begegnen jedem mit Respekt, so, wie wir auch behandelt werden wollen“, sagt Fotios. Im Kiosk unter dem Jungfernstieg sind die Franzbrötchen noch zu heiß, um sie in die Auslage zu legen. Marcella Protivanek balanciert das Blech, stellt es auf dem Tresen ab und verschwindet in der fensterlosen Küche. Jetzt sind die Käsebrötchen dran. „Wir verstehen uns so, wie sich Mama und Sohn verstehen sollten – richtig gut“, sagt Richard Protivanek und lächelt.
Vom Blech vor seiner Nase dampft es ihm ins Gesicht, während seine Mutter nebenan Rundstücke belegt. Es ist 4:30 Uhr morgens, aber Marcella ist hellwach. „Natürlich machen wir das hier zusammen, wir haben doch nur uns!“ Richard betreibt seinen Kiosk an der Station Jungfernstieg, Ausgang Alstertor. Die Brötchen sind hier längst nicht mehr nur ein Geheimtipp. Das gesamte Geschäft hat er selbst renoviert und gestaltet. Da stehen Lilien am Eingang, es gibt Champagner und frischen Joghurt mit Beeren. „Hier kommt jeder vorbei – vom Obdachlosen bis zum Bankbeamten“, sagt Richard, während er ein paar Landjäger in einer Papiertüte versenkt.
„die nordstory“ balanciert mit Gleisbauern auf frisch verlegten Schienen der U3 – mit Blick auf die Elbphilharmonie. Baggert mit „Laucki“ 16 Meter in die Tiefe, dort, wo gerade eine neue U-Bahnstation entsteht. Steht still und hört zu, wenn links und rechts die Züge quietschen – im „Zuhörkiosk“ bei Katerina, tief unter der Erde. Packt mit Chantal Hoppe in der Werkstatt die Sitzpolster an, auf denen ganz Hamburg gesessen hat. Der Film begibt sich unter die Erde und gibt tiefe Einblicke in einen Kosmos, der nie stillsteht. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 15.08.2025 NDR Von Pellworm für Pellworm: Neue Geschäftsideen für die Insel
Folge 625 (60 Min.)Auf Pellworm wagen junge Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit: mit Ideen, die nicht nur ihre Insel lebenswerter machen, sondern sie für kommende Generationen bewahren sollen. Im Mittelpunkt steht die alte Meierei der Insel, wiederbelebt von einem engagierten Team, das aus regionaler Milch Käse produziert und noch viel mehr plant. Eine ganze Lebensmittelmanufaktur soll entstehen mit Feinkost, Backwaren und Bistro. Doch dann der Rückschlag: Listerien legen den Betrieb lahm, wertvoller Käse muss vernichtet werden. Doch Aufgeben ist keine Option.
Die jungen Unternehmer kurbeln die Produktion wieder an und feiern schließlich ein Comeback. Aber die Herausforderungen bleiben groß. Claire Bonnet, ausgebildete Patissière, will sich mit französischem Gebäck an der Manufaktur beteiligen. Ihr Mann Tore Zetl sieht gemeinsam mit seinem Bruder Hauke großes Potenzial in regionaler Wertschöpfung. Als Kapitän der Inselfähre sieht er täglich den Transport der Waren und Rohstoffe. Sein Entschluss: alles was auf der Insel bleiben kann, ist für die Insel gut. Biobauer Hauke hat viele Ideen.
Eine davon: Schafkäse von der Insel. Doch dafür muss er seine Herde auf Milchschafe umstellen und in einen Melkstand investieren. Dann hätten die Schafe gleich eine weitere Funktion neben dem Küstenschutz für die Deiche. Für Hauke ist Nachhaltigkeit nicht nur Betriebskonzept, sondern politisches Anliegen. Der dritte Bruder, Birger, Krabbenfischer, will auch Krabben wieder auf der Insel verwerten, ohne Umweg über Pulfabriken in Marokko. Aber niedrige Bestände und Auflagen in den Fanggründen machen ihm das Leben schwer.
Dabei gehören für ihn Krabben zur Inselidentität. Währenddessen haucht seine Frau Tina alten Möbeln neues Leben ein. Mit ihren Gestaltungsideen verschönert die gelernte Raumausstatterin das Inselleben. Auch das ist nachhaltig und originell zugleich, denn Neues ist auf der Insel nicht gleich verfügbar. Ob Käse, Croissant oder Handwerk: Sie alle eint der Wunsch, Pellworm mit Kreativität, Handwerk und Herzblut in eine zukunftsfähige Richtung zu steuern. Trotz widriger Umstände. Trotz Insellage. „die nordstory“ begleitet sie auf ihrem mutigen Weg. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 22.08.2025 NDR Erlebnis Unterweser – Mit Hafenkante, Großstadtflair und Inselidylle
Folge 626 (60 Min.)Auf der Bremer Überseeinsel entsteht auf dem Gelände der ehemaligen Kellogg-Fabrik ein kreatives neues Stadtviertel.Bild: NDR/Franziska Vogel/TVN FactualVon Bremen bis an die Nordsee hat die Weser viele Facetten: Die Hafenstädte Bremen und Bremerhaven sorgen mit dicken Pötten und großen Kränen für maritimes Flair. Ebbe und Flut sind deutlich zu spüren, schließlich hat der Fluss hier einen Tidenhub von bis zu vier Metern. Quirlige Großstadt, ländliche Idylle und lange Sandstrände wechseln sich an der Unterweser ab. „die nordstory“ zeigt die vielfältige Landschaft und erzählt spannende Geschichten von Menschen, die hier leben und arbeiten und ihren Sehnsuchtsort gefunden haben.
Die Festmacherinnen in Bremen Martje Shona Janßen und Tina Vierkötter studieren in Bremen Nautik und arbeiten als Festmacherinnen im Hafen. Ein körperlich harter Job, den nur wenige Frauen machen. „Klar guckt die Schiffscrew oft neugierig!“, sagt Martje „Aber für uns ist das eine super Praxiserfahrung!“ Neue Ideen für die Bremer Überseeinsel Direkt am Weserufer, auf dem Gelände der ehemaligen Kellogg-Fabrik entsteht ein neues, kreatives Stadtviertel. In das alte Getreidesilo wurde ein Hotel gebaut, wo früher der Lkw-Parkplatz war, baut de Gemeinschaftsgarten Gemüsewerft jetzt Salat & Co.
und obendrein Hopfen an. Timo Schumacher betreibt hier eine kleine Kaffeerösterei und ist mit seinem Lastenrad und einem mobilen Kaffeeausschank auf der ganzen Überseeinsel unterwegs. Wochenendtrubel auf dem Zeltplatz von Harriersand Die Weserinsel Harriersand ist etwa sechs Quadratkilometer groß. Hier gibt’s nicht viel: einige Bauernhöfe, ein einziges Restaurant und den Zeltplatz direkt am Weserstrand.
Wohnmobile und Wohnwagen sind nicht zugelassen, Autos bleiben auf dem Parkplatz. Das Transportmittel der Wahl sind die platzeigenen Schubkarren. Platzwart Randers Kärber und sein Kollege Bernd Kirchmayr helfen ihren Gästen sogar beim Zeltaufbau! Und der Film erzählt noch weitere Geschichten: zum Beispiel von Deichschäferin Anna Eilts. Sie muss an der Außenweser ihr Heu reinkriegen. Und Wattführer Theodor Köhne unternimmt eine einzigartige Wanderung zur Festungsinsel Langlütjen II, einem Lost Place in der Wesermündung. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 29.08.2025 NDR Heimat.Hafen.Bremerhaven
Folge 627 (60 Min.)Der Fischereihafen Bremerhaven ist seit mehr als 125 Jahren das Zentrum der deutschen Fischindustrie und beliebt bei Touristen. Seit 1896 wird hier Fisch verkauft, verarbeitet und verspeist. Circa 200.000 Tonnen verarbeiten die verschiedenen Betriebe in Bremerhaven pro Jahr. Im Hafen legen heute nur noch Trawler mit gefrorenen Fischen an. Frischer Fisch kommt seit den 1980er-Jahren fast ausschließlich per Lkw nach Bremerhaven. Im Hafen sind heute etwa 400 Unternehmen mit knapp 9000 Beschäftigten angesiedelt. Durch Gastronomie, Events und Museen will der Hafen auch für Touristen attraktiv bleiben.
Niklaas Prins ist Koch und Produktentwickler bei einer der größten Fischmanufakturen im Hafen. In der großen Halle der Fischverarbeitung sucht er sich die besten Fische aus, um neue Gerichte für Restaurants oder als Tiefkühlgericht zu kreieren. Direkt hinter der Packhalle IX. liegt seit 1946 die Hafenkneipe Zur Möwe. Bert Becker betreibt die Kneipe mit seiner Lebensgefährtin Halina Laws. Ihre Kundschaft kennt das Paar seit Jahren. „Wir sind eigentlich eine große Familie“, lacht Bert. Besonders zum monatlichen Skatturnier der Fischereihafen-Meisterschaft brummt der Laden, in dem auch schon Uwe Seeler zu Gast war.
David Wagner und seine Kollegen reparieren in der Werft direkt am Hafenbecken Schiffe. An einem Arbeitsponton muss David zehn Tonnen schwere Dalben, also Pfähle zum Verankern des Schiffes, tauschen. Und auf den Schiffbauer wartet noch eine ganz besondere Herausforderung: Zum ersten Mal soll er ein Schiff in das neue Schwimmdock der Werft bringen. Außerdem begleitet „die nordstory“ die Hausmeister des Hafens bei ihren täglichen Herausforderungen, zeigt wie ein Fischtrawler entladen wird und taucht ein ins maritime Leben Bremerhavens. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 05.09.2025 NDR Hamburgs Flair – Zauber einer Metropole
Folge 628 (60 Min.)Ein langer Marsch mit den Kühen übers Watt.Bild: NDR/Stefan MühlenhoffVon vielen Menschen hört man den Satz: „An heißen Tagen kann man hier übers Wasser laufen“, wenn sie im Sommer auf der Alster und deren Kanälen unterwegs sind. Dann tummeln sich mitten in Hamburg derartige Massen an Tretbooten, Kajaks, Ruderern und Stand-up-Paddlern auf dem Wasser, dass man trockenen Fußes von einem Ufer zum anderen gelangen könnte. Es sind Tage, an denen die Außenalster und das verzweigte Kanalsystem zum pulsierenden Herz der Stadt werden, ein riesiger Spielplatz, den sich viele teilen müssen. Mittendrin: die Wasserschutzpolizei.
Oberkommissar Thomas Klostermann und seine Kollegen patrouillieren auf dem dichten Netz aus Kanälen und Seitenarmen. Die wichtigste Regel: rechts fahren! Doch so mancher Freizeitkapitän auf gemieteten SUPs oder Kanus hat davon noch nie gehört. Die Polizisten sind mit einem motorisierten Streifenboot unterwegs. Gas geben ist jedoch meist unmöglich, die Bugwelle würde zu viele Paddler kentern lassen. Auch bei Blaulichteinsätzen ist oft Geduld gefragt. Sonne, Alkohol und Übermut: Die ehrenamtlichen Rettungsschwimmer der DLRG behalten das bunte Treiben im Blick.
Eine Grundregel im Alsterrettungszentrum lautet: Nie mit dem Rücken zum Wasser stehen! Segelboote können kentern, Gewitter ziehen plötzlich auf, Untiefen und Unrat verbergen sich unter der Oberfläche. Ein Sprung in den Kanal kann lebensgefährlich sein. Sie arbeiten dort, wo andere entspannen – und müssen schnell handeln, wenn die Party auf dem Wasser aus dem Ruder läuft. Auch die schweren Alsterdampfer brauchen Platz und hupen sich den Weg frei. Azubis wie Lasse Schütte und Johann Reese gehen mit Schiffsführer Ali Faour auf Übungsfahrt: Fahrschule für angehende Hafenschiffer.
Das Navigieren auf der Alster ist nicht nur bei Hochbetrieb anspruchsvoll, allein das Anlegen per Elektromagnet erfordert Fingerspitzengefühl. Später müssen sich die Azubis auch im regulären Fahrbetrieb beweisen und ein traditionelles Alsterschiff sicher durch Hamburgs Wasserlabyrinth manövrieren. Neben Ruder- und Segelclubs gibt es rund um die Außenalster und entlang der Kanäle auch traditionsreiche Kanu-Vereine.
Was der Hamburger Kanu Club e.V. an der Hohenfelder Bucht gerade erlebt hat, ist eine Zäsur in der Vereinsgeschichte: Rund anderthalb Jahre waren die Wassersportler von ihrem Element abgeschnitten. Grund: ein Brückenneubau direkt vor dem Vereinshaus. Der Kanal zur Außenalster wurde trockengelegt. Als Arbeiter beginnen, ihn zu fluten, steigt die Vorfreude auf ein neues Paddel-Gefühl ohne Baustellenstaub. Die Außenalster und ihre Kanäle sind nicht nur für Menschen attraktiv. Die berühmten Alsterschwäne haben hier ihr Zuhause, aber auch zahlreiche Graugänse lieben die geschützten Wasserflächen und grasen in angrenzenden Parks.
Einigen Anliegern gehen die Tiere und ihre Hinterlassenschaften auf die Nerven. Andere sind fasziniert von den zutraulichen Wildtieren. Freiwillige des Neuntöter e.V. (Verein für Forschung und Vielfalt) überwachen die Population und markieren junge Graugänse mit kleinen Ringen. Doch eine Gans zu fangen, erfordert Fingerspitzengefühl wie der Versuch, das Gleichgewicht zwischen Natur, Wassersport und Stadtleben zu wahren.
„die nordstory“ taucht ein in den einzigartigen Kosmos rund um Hamburgs Außenalster und ihre Kanäle – Orte von großer Schönheit und stiller Kraft mitten in der Stadt. Doch diese Idylle ist umkämpft. Denn alle wollen aufs Wasser: zum Sport, zum Entspannen, zum Arbeiten. Die Doku erzählt von Menschen, die versuchen, das möglich zu machen – mit Rücksicht, Mut und klaren Regeln. Ob das Miteinander gelingt, zeigt sich zwischen SUP-Verleih, Ausflugsbooten und Brückenspringern – dort, wo Hamburgs Wasserwelt im Sommer ihren Reiz und ihre Grenzen zeigt. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Fr. 12.09.2025 NDR