Staffel 6, Folge 1–8

Staffel 6 von „Baukunst“ startete am 11.02.2009 bei arte.
  • Staffel 6, Folge 1 (30 Min.)
    Als Isfahan 1598 zur neuen Hauptstadt Persiens wurde, wurden im Iran bereits seit über 900 Jahren Moscheen gebaut. Die Araber hatten 637 in der Schlacht bei Nehawend die persische Armee vernichtend geschlagen. Der Islam hatte sich schnell durchgesetzt, aber es war noch nicht erkennbar, welcher architektonische Stil sich beim Bau von Moscheen behaupten würde. Die Königsmoschee ist ein gigantischer Bau mit vier Minaretten, in deren Mitte sich ein weiter Innenhof mitsamt Becken erstreckt. Die vier monumentalen Iwane stehen für die vier Flüsse des Paradieses. In zwei Höfen sind die Koranschulen untergebracht, weitere Räume stehen für religiöse Waschungen zur Verfügung und als Sternwarte dient ein Turm.
    Der Gebäudekomplex ist nach Mekka gerichtet. Die Himmelsrichtung wird durch eine Wand angezeigt, in die der sogenannte Mihrab, die Gebetsnische, eingelassen ist. Der reich mit bunten Mosaiken und Kalligraphien geschmückte Bau verkörpert den Paradiesgarten und das Wort Gottes. Die beiden unter König Abbas gebauten Moscheen veranschaulichen die Komplexität dieser religiösen Bauwerke. Sie sind gleichzeitig Gebetsstätten, Gärten inmitten der Wüste und eine architektonische Umsetzung von Glaubenstexten. Die Moscheen verkörpern die Fülle islamischer Lebenskunst, demonstrieren die Macht des Königs und verewigen das Talent von Hunderten von Handwerkern und Künstlern. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 11.02.2009arte
  • Staffel 6, Folge 2 (30 Min.)
    Die im 15. Jahrhundert in Europa eingeführte Schokolade galt lange Zeit als Luxusprodukt und Arzneimittel, das nur von Apothekern hergestellt und verkauft wurde. Doch im 19. Jahrhundert wird sie dank der Erfindung der Tafelform und dem allgemeinen Geschmackswandel zum alltäglichen Genussmittel. Die erhöhte Nachfrage führt bald auch zur Entstehung einer ganzen Industrie. Die Schokoladenfabrik Menier in Noisiel unweit von Paris war zwischen 1872 und 1914 weltweit Marktführer. Vor allem jedoch spielte Menier eine architektonische Vorreiterrolle als eine die Moderne repräsentierende Fabrik aus Eisen, Stahl und Beton. Die neue Mühle war eine der ersten Eisenskelettbauten der Welt. Sie barg ein komplexes hydraulisches System, das die Schokoladenproduktion in den drei Stockwerken der Fabrik antrieb.
    Außen bilden verschiedenfarbige Ziegelsteine den einzigen Schmuck: Sie ergeben geometrische Muster, welche die Eisenkonstruktion gestalterisch aufnehmen. Große verzierte Keramikmedaillons, auf deren Rand Kakaofrüchte abgebildet sind, ergänzen die schlichte Pracht. Erstmals steht die Architektur im Dienste eines Markenimage. Die drei Hauptgebäude – die Saulnier-Mühle, die erste vollständig aus Metall bestehende Gebäudestruktur der Welt, die Eiffel-Halle und ein weiteres Gebäude, die kühle und monumentale „Kathedrale“, – sind bis heute stolze Zeugen des Goldenen Zeitalters industrieller Architektur im 19. Jahrhundert. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 13.09.2009arte
  • Staffel 6, Folge 3 (30 Min.)
    30 Kilometer südlich von Kairo lag westlich vom Nil-Tal die Nekropole Sakkara, einst Teil der Nekropolen von Memphis, der ersten Hauptstadt des Alten Ägypten. Die einzige erhaltene Grabstätte ist die des Königs Djoser. Diese 60 Meter hohe Stufenpyramide stammt aus dem Jahre 2.700 vor Christus und ist somit die erste jemals erbaute Pyramide. Allein durch ihre gigantischen Ausmaße, sie ist zehnmal höher als die zuvor gebauten Grabstätten, hebt sie sich von diesen ab. Aber erst eine spektakuläre Entdeckung zu Beginn des 20. Jahrhunderts ließ die wahre Bedeutung der Pyramide zutage treten: Sie ist kein isoliertes Monument, sondern steht im Zentrum einer Anlage mit Tempeln, Palästen, Kapellen und sogar zur Lagerung von Nahrung und Kleidern vorgesehenen Galerien.
    Die Ausmaße dieser Grabstätte und das virtuose Spiel mit der geometrischen Perfektion der Anlage zeigen den ersten Versuch, das rein am Nutzen orientierte Bauen zu einer Kunst von symbolischer Bedeutung zu machen. Zudem fanden die Archäologen eine Skizze auf einem Steinfragment: die älteste überlieferte Architekturskizze. Auch die Säulen sind ohne Vorläufer, sie tragen zum ersten Mal die uns heute bekannte Form. Die Stufenpyramide von Sakkara stand damit am Beginn der bahnbrechenden technischen und kulturellen Errungenschaften Ägyptens. Diese Revolution des Bauens war der Beginn dessen, was wir heute Architektur nennen: die Zusammenführung von Bau und Kunst. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMo 21.09.2009arte
  • Staffel 6, Folge 4 (30 Min.)
    Noch nie hat ein Gebäude von relativ geringem Ausmaß eine so ungeheure Berühmtheit erlangt wie Mies van der Rohes Deutscher Pavillon auf der Weltausstellung 1929 in Barcelona. Dem offiziellen Antrag zufolge sollte der Pavillon die Selbstdarstellung der Weimarer Republik mit ihren Taten, Fähigkeiten und Zielen sein. Diesem Anspruch scheint Mies van der Rohe gerecht geworden zu sein: Sein Werk wurde als die Öffnung der Weimarer Republik zu technischen und kulturellen Innovationen aufgefasst. Seine erstaunliche Gleichsetzung von Größe und Zweckfreiheit, die Verachtung der schlichten Nützlichkeit von Bauwerken, nahmen zudem Einfluss auf die Baukunst des 20. Jahrhunderts: Das Werk van der Rohes symbolisiert gewissermaßen die reine Architektur und gilt als prägender Vertreter der deutschen avantgardistischen Architekturströmungen.
    So markieren zum Beispiel die Wände und Böden nur mögliche Grenzen und wirken strukturgebend, umschließen die Räume aber nicht. Der Barcelona-Pavillon gilt als einer der Höhepunkte der Karriere Mies van der Rohes, der einer der bedeutendsten Vertreter der modernen Architektur ist. 1986 wurde das Gebäude am Originalstandort wieder aufgebaut. Die Dokumentation analysiert die einmalige Konstruktion und erklärt das Spiel mit Wänden, Pfeilern und Wasserbecken, die im Zusammenwirken ihre Bedeutung erlangen – ein offenes Labyrinth aus Marmor, Glas und Chrom. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 27.09.2009arte
  • Staffel 6, Folge 5 (30 Min.)
    Das Fünfsternehotel Radisson SAS Royal wurde Ende der 50er Jahre von dem dänischen Architekten und Designer Arne Jacobsen im Auftrag der skandinavischen Fluggesellschaft SAS entworfen. Das Hochhaus im Herzen Kopenhagens, ebenso schlicht und elegant wie funktional, repräsentiert das Jet-Zeitalter und markiert den Eintritt Dänemarks in die Moderne nach dem Zweiten Weltkrieg. Arne Jacobsen, der das Gebäude als Gesamtkunstwerk konzipierte, zeichnete nicht nur den Bau, sondern entwarf auch die gesamte Innenausstattung. Einige Modelle wurden später in Serie hergestellt und sind zu Designklassikern geworden. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMo 12.10.2009arte
  • Staffel 6, Folge 6 (30 Min.)
    Das Terminal 1 des größten französischen Flughafens Roissy-Charles-de-Gaulle im Norden von Paris verkörperte lange die Bestrebungen der modernen Architektur. Als 1967 die Planung begann, setzte der Massentourismus ein, und von Krise war keine Rede. Man glaubte an den Fortschritt und träumte von Geschwindigkeit. Während zuvor beim Bau von Flughafengebäuden funktionale Kriterien im Mittelpunkt standen, die vor allen Dingen Aufgabe von Ingenieuren waren, traten nun architektonisch-ästhetische Aspekte in den Vordergrund. Man begann sich weniger für die Flugzeuge, als für Schönheit und Kühnheit des Bauwerks zu interessieren.
    Diese Revolution ist vor allem dem Architekten Paul Andreu, geboren 1938, zu verdanken. Im Zentrum des Flughafens Roissy 1 steht ein fensterloser Betonring von 200 Metern Durchmesser, den ein Lichtschacht durchdringt. Er dient der Orientierung und steuert wie in einer Art Kreisverkehr die Passagierströme. Die Flugzeuge gruppieren sich um mehrere Satelliten, die rings um das Terminal herum angelegt sind. „Die Flughafenanlage funktioniert wie eine Art Kreislauf, beim Herz würde man von der Pumpe sprechen“, erklärt Andreu.
    Und noch heute befindet sich der Flughafen – inzwischen um Roissy 2 ergänzt – weiter in Entwicklung. Roissy 1 war Andreus erste Arbeit, die in der Geschichte des Flughafenbaus auch die Grenzen der geschlossenen Form aufgezeigt hat. Inzwischen verzichten Architekten auf starre Strukturen. Auf Roissy 1 folgten rund 50 Großflughafengebäude in der ganzen Welt. Andreu wurde so zu einem der bedeutendsten Flughafenarchitekten des 20. Jahrhunderts. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.10.2009arte
  • Staffel 6, Folge 7 (30 Min.)
    Über der Seine erhebt sich das Schloss von Maisons-Laffitte, das Mitte des 17. Jahrhunderts von François Mansart erbaut wurde, mit seinen sanft geneigten französischen Gärten. Es besteht aus einem Mittelkorpus und zwei Seitenflügeln – eine später vielkopierte Symmetrie, die unter anderem auch beim Pariser Rathaus und seinen Ablegern in den verschiedenen Arrondissements anzutreffen ist.
    Das Schloss Maisons-Laffitte, das als das Meisterwerk von François Mansart gilt, sollte ein Ort der Zerstreuung werden. An einer Krümmung der Seine im Department Yvelines gelegen, mit Blick auf den königlichen Wald von Saint-Germain-en-Laye, empfängt das Schloss seine Besucher mit ausgebreiteten Armen. Ganz anders als die üblicherweise mit der Bezeichnung „Schloss“ assoziierten Bauten des Mittelalters, ist die Anlage das Ergebnis eines langen Wandlungsprozesses, welches das höfische Leben und dessen Anforderungen in der Renaissance in den Mittelpunkt rückte – eine Entwicklung, die in der Renaissance bei vielen Schlössern ähnlich verlief. François Mansart erfindet mit Maisons-Laffitte dann einen neuartigen Typus: Er spielt mit den Merkmalen des mittelalterlichen Erbes, wie den Gräben rund um die Plattform und der Erinnerung an Wachbastionen, Zugbrücke und Bergfried, und verbindet das Konzept des Schlosses mit dem des Ortes der Zerstreuung.
    Im Inneren des Schlosses lehnte Mansart gemalten Wandschmuck ab, so dass das Wechselspiel von Form und Raum zur Geltung kommen konnte. Er duldete lediglich bauplastische Verzierungen als Dekoration seiner Architektur. Leider wurde die intelligent durchdachte Belle Etage nur eine einzige Nacht lang von König Ludwig XIV. besucht.
    Als Bauwerk war das Schloss zu seiner Entstehungszeit ein Prototyp: Zahllose französische Verwaltungsgebäude des 19. Jahrhunderts sind von der Bauweise des Schlosses Maisons-Laffitte inspiriert. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 15.11.2009arte
  • Staffel 6, Folge 8 (30 Min.)
    Seit 2005 thront die von dem französischen Architekten Christian de Portzamparc entworfene Philharmonie Luxemburg über dem Kirchberg-Plateau – Sitz zahlreicher Banken und europäischer Institutionen. Ziel dieses 1995 geplanten Großprojektes war es, in ein und demselben Musikhaus drei ganz unterschiedliche Konzertsäle zu vereinen: den großen Konzertsaal der Philharmonie, einen kleinen Kammermusiksaal und den sogenannten „Espace Découverte“ für Experimentalmusik und experimentelle Kunst. Ein neues Bauwerk inmitten des jungen Luxemburger Stadtviertels. Dennoch, mit ihren runden Formen und der weißen Farbe hebt sich die Philharmonie von den Glas- und Betonquadern der umliegenden Häuser ab.
    Der Architekt Christian de Portzamparc, der als erster Franzose den begehrten Pritzker-Preis gewann, ist bekannt für seine extravagante Architektur: Ob die Pariser Cité de la musique oder die Französische Botschaft in Berlin, seine Bauwerke zeichnen sich durch ausgefallene Form- und Farbgebung aus. Zusammen mit dem erfahrenen Akustiker Albert Yaying Xu gestaltete der renommierte Architekt das Luxemburger Konzerthaus zu einem gigantischen Musikinstrument. Schlanke weiße Pfeiler säumen den elliptisch geschwungenen Baukörper.
    Sie wirken wie eine filternde Fassade und bilden eine Lichthülle um das Kernstück des Baus, den großen Konzertsaal. De Portzamparc wollte das Gebäude zu einem Leuchtturm machen, einem Orientierungspunkt im Kirchbergviertel, das nach Einbruch der Nacht wie ausgestorben erscheint. Die Zwischenräume der Pfeiler wurden daher mit Neonröhren ausgestattet. Ihre Abfolge deckt das gesamte Farbspektrum ab: von Rot über Violett bis hin zu Weiß. Diese Farbvariationen setzen die Bewegung der Formen fort, verstärken sie und geben ihnen den Schwung, der aus der Architektur eine rhythmische Kunst macht. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 06.12.2009arte

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