Staffel 3, Folge 1–5

Staffel 3 von „Baukunst“ startete am 05.07.2003 bei arte.
  • Staffel 3, Folge 1 (30 Min.)
    Die direkte Antwort liegt in der äußeren Form des Gebäudes: eine expressionistische „Geste“, ein Zickzack, eine außergewöhnliche, gebrochene Linie, ein Bruch, der sich über die ganze bebaute Fläche erstreckt. Dies versinnbildlicht für den Architekten die Gewalt und die tiefen Brüche in der Geschichte der Juden in Deutschland. Versteckt hinter diesem Bravourstück expressionistischer Formgestaltung liegt ein anderes Gebäude, ein Geisterhaus, das sich dem Besucher versperrt, das sich nie ganz erschließen lässt. Ungleichgewichte und physischer Verlust von Bezugspunkten, die so weit gehen können, dass sie Unbehagen auslösen, dies sind Libeskinds Themen.
    Der Besuch des Jüdischen Museums Berlin ist kein netter Spaziergang durch ein x-beliebiges Museum, sondern wird zu einer Belastungsprobe, deren einzelne Phasen Bezeichnungen wie Holocaust-Turm, Gärten des Exils oder Leerräume tragen. Diese Leerräume sind von außen unsichtbare Betontürme, die den gesamten Bau auf den oberen Ausstellungsgeschossen durchziehen. Die insgesamt sechs Türme unterschiedlicher Form sind völlig leer und nicht zugänglich. Die Leerkörper im Innern des Museums mit seiner reich bestückten Sammlung zur Veranschaulichung der langen Geschichte jüdischer Präsenz in Deutschland stehen für das letzte Merkmal des deutschen Judentums: Abwesenheit.
    Noch nie ist es gelungen, einen Bau zu konzipieren, der derart den Widerspruch zwischen dem, was unbedingt gesagt werden muss und dem, was nie gesagt werden kann, verkörpert. Die Entstehungsgeschichte des Jüdischen Museums Berlin – von den Berlinern „Blitz“ genannt – war sehr bewegt. Es galt, zahlreiche institutionelle Hürden zu überwinden. Heute ist es das meistbesuchte Gebäude der Stadt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 05.07.2003arte
  • Staffel 3, Folge 2 (30 Min.)
    Als sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs immer mehr Menschen zu einem Leben im Kloster berufen fühlten, beauftragte der Dominikanerorden in Lyon den Architekten Le Corbusier mit dem Bau einer Klosterschule. 80 Klosterschüler sollten sich dort in Abgeschiedenheit dem Studium und dem Gebet hingeben. Le Corbusier befand sich zu dieser Zeit auf dem Höhepunkt seines Ruhmes. Er hatte sich mit Wohnhäusern wie der Villa Savoye und den Wohnanlagen in Marseille und Nantes einen Namen gemacht. Das Kloster war jedoch kaum eingeweiht, als gleich zwei Krisen ausbrachen: Die Krise der katholischen Kirche und die Studentenunruhen. 1970 gab es in La Tourette keinen einzigen Studenten mehr. Einige wenige Dominikaner harrten im Kloster aus, weil ihrer Auffassung nach die Architektur des Ortes den geistigen Zielen des Ordens entspricht. Das Gebäude blieb im Eigentum des Dominikanerordens, wird heute aber als Tagungszentrum genutzt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 26.07.2003arte
  • Staffel 3, Folge 3 (30 Min.)
    1871 wütete in Chicago das „Große Feuer“, das die gesamte Innenstadt zerstörte. Nach der Brandkatastrophe galt es, die Stadt wieder aufzubauen. Eine Generation junger amerikanischer Architekten nahm ihre Chance wahr, um mit dem alten Kontinent zu brechen und in Chicago neue Formen einer spezifisch amerikanischen Baukunst zu finden. Der Architekt Louis Henry Sullivan ist die herausragendste Figur dieser Schule von Chicago. Von ihm stammt die in der Geschichte der modernen Architektur am meisten zitierte Formel „form follows function“.
    Sein erstes großes Projekt war das Auditorium Building in Chicago, das er in Zusammenarbeit mit dem Ingenieur Dankmar Adler baute. In diesem Gebäudekomplex befinden sich ein Luxushotel, Büroräume und ein Opernsaal. Die Oper sollte auch ärmeren Menschen zugänglich sein und nicht gewinnorientiert arbeiten; die Kosten des Opernbetriebs sollten durch das Hotel und Büromieten gedeckt werden. Mit dem Auditorium Building brach das Architektenteam damals sämtliche Rekorde: Das Bauwerk war mit seinem 17 Stockwerke hohen Turm das höchste Gebäude der Welt; der Konzertsaal war mit seinen 4.500 Sitzplätzen der größte der Vereinigten Staaten.
    Zwar wurde der in herkömmlicher Bauweise errichtete Turm schon bald von modernen Wolkenkratzern mit Stahlskelett überholt, doch der Konzertsaal ist auch nach heutigen Maßstäben etwas Besonderes: Mit seinen schwindelerregenden Dimensionen und seiner perfekten Akustik sowie der außergewöhnlichen Architektur und Innenausstattung verkörpert das Bauwerk einen radikalen Bruch mit der Tradition europäischer Opernhäuser. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.09.2003arte
  • Staffel 3, Folge 4 (30 Min.)
    Ein kommunistischer Bürgermeister und der Direktor einer großen Fabrik beauftragten 1949 Alvar Aalto, einen der einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts, mit dem Bau des Gemeindezentrums von Säynätsalo. Der Ort mit 3.000 Einwohnern erstreckt sich über drei kleine Inseln im Norden des größten Sees im Zentrum Finnlands. Das Gebäude ist ein architektonisch ausgereiftes Meisterwerk, das die scheinbar bescheidenen Anforderungen des Auftrags bei weitem übertrifft. Aalto machte daraus ein wahres Manifest des Städtebaus, eine Hommage an den Backstein. Von der Gesamtkonzeption bis zu den Türgriffen – Architektur pur. Es verkörpert eine Synthese aus Tradition und Moderne, aus Bescheidenheit und Monumentalismus. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.09.2003arte
  • Staffel 3, Folge 5 (30 Min.)
    Die Casa Milà in Barcelona – im Volksmund wegen ihrer auffälligen Fassade auch „der Steinbruch“ genannt – wurde zwischen 1906 und 1912 von Antoni Gaudí gebaut. Das ehemalige Wohnhaus ist eines der originellsten Bauwerke Gaudís: ein monumentales Gebäude, eine plastische Masse, die wie eine der Heiligen Jungfrau gewidmete Riesenskulptur anmutet. Gaudí erforschte und gestaltete den Raum neu und ließ seiner Vorliebe für Details und dekorative Elemente freien Lauf. Gestaunt haben Barcelonas Bürger Anfang des 20. Jahrhunderts über die verrückten Bauten des Antoni Gaudí am damaligen Stadtrand.
    Böswillige Kritiker haben die Bauwerke des eigenwilligen Architekten als „steinerne Missgeburten“ oder „obszöne Knubbel“ verspottet. Heute hat sich an dieser Bewertung Entscheidendes verändert. Um Gaudís skurrile Kirchen, Paläste und Wohnhäuser zu bewundern, pilgern Jahr für Jahr rund zwei Millionen Besucher nach Barcelona. Gaudís Stil hat außerdem zahlreiche Architekten entscheidend beeinflusst wie den österreichischen Maler und Architekten Friedensreich Hundertwasser. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.09.2003arte

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