2017, Folge 909–924

  • Folge 909 (30 Min.)
    Alexandra B. ist geständig, dennoch verurteilt sie das Landgericht Berlin im Oktober 2016 wegen Betrugs und Missbrauchs von Titeln zu drei Jahren und sieben Monaten Gefängnis. Alexandra (36) wächst in einem reichen Elternhaus auf, sie muss auf nichts verzichten. Dafür erwarten ihre Eltern aber auch Leistung. Die Tochter soll Ärztin oder Juristin werden. Diese Erwartungen kann sie aber nicht erfüllen, zumindest nicht legal. Erst spät beginnt sie zu studieren, Sozialpädagogik, doch das Studium an der Fachhochschule schließt sie nicht ab.
    Mit 32 Jahren meint sie, es sei an der Zeit, etwas vorzuweisen: ein Beruf mit Prestige und entsprechendem Einkommen, gekrönt von einem Doktortitel. „Adrenalin schoss durch meinen Körper und mein Gehirn, ich wollte diese kleine Abkürzung ‚Dr.‘ vor meinem Namen haben.“ Kurzerhand fälscht sie Hochschulabschlüsse und Promotionsurkunden. Zunächst läuft alles gut. Sie arbeitet in einer psychiatrischen Klinik in Remscheid als promovierte Psychologin. Als sie nach zwei Jahren kündigt, erhält sie von ihrem Chef ein gutes Zeugnis.
    Alexandra geht nach Berlin. Psychologin war gut, Psychiaterin ist besser. Im Krankenhaus des Maßregelvollzugs findet sie eine neue Anstellung. Alles läuft wie am Schnürchen. Sie arbeitet im Lauf der Zeit noch in verschiedenen Kliniken, am Ende sogar als Oberärztin in einer Reha-Klinik. Ihre Dreistigkeit beim Fälschen allerdings bringt sie schließlich zu Fall. Es kommt zu einem Prozess. Bis dahin hat sie sich niemandem anvertraut, nicht einmal ihr Ehemann weiß, wer Alexandra wirklich ist. Die Dreharbeiten der „37°“-Dokumentation beginnen nach ihrer Entlassung aus der fünfmonatigen Untersuchungshaft im Oktober 2016. Es ist schwer für Alexandra, sich nach der Straftat neu zu orientieren.
    Sie muss feststellen, dass Freunde sich abgewandt haben, die Ehe kriselt und ihr Leben eigentlich nur noch ein einziger Scherbenhaufen ist. Das anzunehmen, fällt ihr nicht leicht, denn sie war immer davon überzeugt, ihr stünde ein gutes Leben zu. Doch allmählich erkennt sie, dass vor allem sie selbst schuld ist an ihrer misslichen Lage. Eine harte und schmerzliche Erkenntnis. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 20.06.2017 ZDF
  • Folge 910 (30 Min.)
    „37°“ begleitet Titus, 26, aus Berlin, auf seiner ersten Mission an Bord eines Schiffes, das im Mittelmeer vor der Küste Libyens Flüchtlinge an Bord nimmt, die in Seenot geraten sind. Mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit setzen er und die Schiffsmannschaft sich einer Extremsituation aus: Hohe See, menschliches Leid und Tod erwarten sie im Mittelmeer. Der Grund für ihr Handeln: Sie wollen nicht länger tatenlos zusehen. Titus wird als Schiffskoordinator zum ersten Mal eine Tour mitfahren. Mit neun anderen jungen Menschen gehört er zum Kernteam der Nichtregierungsorganisation „Jugend Rettet“, die nach dem Unglück vor Lampedusa (2013) gegründet wurde.
    Ebenso wie andere Organisationen will er mit einem Schiff die Küste vor Libyen patrouillieren und Flüchtlinge aufnehmen, die von Schleusern in primitive Schlauchboote gesetzt werden. Nach der Rettung sollen die Flüchtlinge an die Schiffe der EU übergeben werden. Das Rettungsschiff „Iuventa“ machte am Ostermontag 2017 Schlagzeilen. Da hatte die Organisation mitgeteilt, dass das Schiff mit 400 aus dem Mittelmeer geretteten Flüchtlingen überladen gewesen sei.
    Hilfe blieb aus, man musste das Notsignal „Mayday“ an die zuständige Seenotrettungsstelle MRCC in Rom senden. Die Hilfe kam gerade rechtzeitig, aber eine vergleichbare Notsituation hatte es zuvor noch nie gegeben. Die Aktionen solcher Nichtregierungsorganisationen auf See stehen auch in der Kritik. Sie seien dafür verantwortlich, dass noch mehr Menschen versuchen, über das Mittelmeer von Afrika nach Europa zu flüchten. Titus will das nicht gelten lassen: „Das Geschäft der Schlepper schickt Tag für Tag etliche Menschen in den sicheren Tod.
    Die ganze Welt weiß davon und sieht zu. Ich kann nicht nur auf dem Sofa sitzen und entsetzt sein, ich möchte etwas tun.“ Titus’ Eltern haben damit gerechnet, dass er irgendwann mit an Bord gehen wird. „Er hat zwar immer gesagt, dass er sich vor allem im Organisationsteam engagieren möchte, aber er ist sehr sozial“, so der Vater Josef (61). „Ich habe meine Kinder christlich erzogen, und von daher kann ich verstehen, dass Titus nicht zugucken kann, wenn hilflose Menschen ertrinken“, sagt Mutter Cordula (63).
    In ihrem Bekanntenkreis stößt Titus’ Engagement nicht bei allen auf Anerkennung. „Wir sind aber sehr stolz auf unseren Sohn“, so der Vater. Doch beide machen sich auch große Sorgen, „vor allem vor Entführungen und Übergriffen auf See, wie es manche Schiffe schon erlebt haben“, bekennt die Mutter. „37°“ begleitet junge Menschen, die bereit sind, ihr Leben für die Rettung von Flüchtlingen aufs Spiel zu setzen. Was erwartet sie an Bord? Wie werden sie die traumatischen Erlebnisse verarbeiten? Und was sagen Familie und Freunde zu diesem Engagement? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 27.06.2017 ZDF
  • Folge 911 (30 Min.)
    Sarah aus Flensburg ist 27 Jahre alt. Vor rund neun Jahren wurde ihr ein fremdes Herz transplantiert. Dieser Film dokumentiert ihren langen Weg zurück ins Leben – und ihre Angst. Denn im Schnitt hält ein transplantiertes Herz zehn bis fünfzehn Jahre, so die Schätzungen der Mediziner, manchmal auch länger. Für Sarah rückt inzwischen die Sorge immer näher, dass der Tag bald kommen wird, an dem das Organ erneut ersetzt werden muss. Sarah besuchte eine dänische Schule in Flensburg, als sie im Alter von 17 Jahren an einer Herzmuskelentzündung erkrankte und dadurch das Organ irreparabel geschädigt wurde.
    Auslöser war ein verschleppter grippaler Infekt. Im November 2007 besuchte die ZDF-Autorin Heike Kruse zum ersten Mal Sarah. Zu diesem Zeitpunkt lag die junge Frau bereits mehrere Wochen auf der Intensivstation der Universitätsklinik in Kiel und wartete auf ein neues Herz: Denn eine Transplantation war Sarahs einzige Überlebenschance. Seit diesem Zeitpunkt war die Kamera Sarahs ständiger Begleiter, beobachtete sie in ihrer schwierigsten Zeit zwischen Hoffen und Bangen, war dabei im Augenblick der erfolgreichen Operation.
    Die Kamera dokumentierte Jahr für Jahr Sarahs mühsame Schritte zurück ins Leben. Sie zeigt ihre Entwicklung, wie sie das erste Mal so richtig verliebt ist – und mit dem fremden Herzen zur enthusiastischen Sportlerin wird. Eigentlich ein normales Leben, auf den ersten Blick. Aber Sarah muss jeden Tag zahlreiche Medikamente einnehmen, die ihr Immunsystem in Schach halten, damit ihr Körper das transplantierte Organ nicht abstößt.
    Dadurch ist Sarah jedoch anfällig für Infektionen. So kann eine Erkältung bei ihr schnell lebensbedrohliche Folgen haben. Dennoch versucht Sarah, so normal wie möglich zu leben. Sie studiert im dänischen Haderslev Marketing und Kommunikation, wohnt mit ihrem jetzigen Freund Stefan in Glücksburg bei Flensburg. Aber ihre Angst vor einem erneuten „Tag X“ wird nun immer größer. Denn die Haltbarkeit transplantierter Herzen ist nicht unbegrenzt.
    Zehn bis fünfzehn Jahre schätzen die Ärzte, in einigen Fällen aber auch länger. Sarah treibt die Frage um, wann es bei ihr wieder so weit sein wird: wie lange es dann dauert, bis ein geeignetes Spenderorgan gefunden ist, ob sie es wieder schaffen wird – und wie weit sie überhaupt in die Zukunft planen kann. Diese Geschichte stellt auch eine existentielle Frage des Lebens: ob Menschen wie Sarah es nicht intensiver und bewusster wahrnehmen als andere, weil ihnen klar ist, wie schnell es vorbei sein kann. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 04.07.2017 ZDF
  • Folge 912 (30 Min.)
    Wenn Gerichtsvollzieher an einer Tür klingeln, wissen sie nicht, was sie erwartet: eine alleinerziehende Mutter mit schwerem Schicksal oder ein psychisch Kranker mit Messer in der Hand. „37°“ begleitet zwei Gerichtsvollzieher bei ihrer schwierigen Arbeit: Andrea Wolff in Bremen und Björn Ellendt in Berlin. Sie suchen nach Bargeld, pfänden Wertsachen und setzen säumige Mieter auf die Straße. Das geht nie ohne Konflikte und selten ohne Gefühle. Mit richterlichem Beschluss dürfen sie die Wohnung eines Schuldners betreten – wenn es sein muss, mit Gewalt. Rund 4200 Gerichtsvollzieher, darunter etwa 1600 Frauen, sind tagtäglich in Deutschland unterwegs.
    Andrea Wolff ist alleinerziehende Mutter zweier Kinder und hat ihren eigenen Weg gefunden, sich durchzusetzen: Die 47-Jährige, seit 17 Jahren im Beruf, spielt nicht die knallharte Vollstreckerin, sondern versucht, mit einfühlsamen Gesprächen eine Brücke zu den Schuldnern zu bauen. „Ich profitiere davon, eine Frau zu sein. Denn anders als meine männlichen Kollegen muss ich mir nichts beweisen. Männer provozieren schon mal einen Konflikt.“ Mitleid, gar Tränen – das ist nicht die Sache von Björn Ellendt.
    Auch er ist Gerichtsvollzieher. Sein Bezirk seit 25 Jahren: Oberschöneweide in Berlin Treptow-Köpenick. Das Viertel lebte einmal von Großunternehmen wie Samsung und AEG. Beide sind lange fort, die Arbeitslosigkeit ist hoch. Ellendt kennt bei manchen Klingelschildern mit zehn Namen vier schicksalhafte Geschichten. „Seit Jahren blicke ich nur noch in vermüllte Wohnungen und leere Gesichter. Die Leute haben nichts mehr, das sich zu beschlagnahmen lohnt.“ Natürlich sei es nicht schön, eine Familie vor die Tür zu setzen, weil sie seit vier Monaten ihre Miete nicht bezahlt.
    „Aber ich hätte den falschen Job, wenn Jammern mich milde machen würde. Wer würde mich dann noch ernst nehmen?“, sagt der 57-Jährige. Gerichtsvollzieher werden angeschrien, angerempelt, angespuckt. Einmal wurde Björn Ellendt krankenhausreif geprügelt. Seitdem achtet er immer darauf, einen Fluchtweg zu haben. Ellendts Schlosser trägt eine schusssichere Weste, seit ihm ein Schuldner ein Messer zwischen Herz und Lunge gerammt hat. Auch Andrea Wolff wurde einmal mit einem Messer angegriffen – von einer psychisch kranken Frau.
    Ihr Job verlangt viel von den Gerichtsvollziehern. Neben Menschenkenntnis ist seelische Belastbarkeit gefragt: Wie geht man damit um, wenn man einer alleinerziehenden Mutter mit zwei Kindern die Wohnung wegnehmen muss? Was tun, wenn Menschen weinend zusammenbrechen? Aber auch: Wie reagiert man, wenn Schuldner sich mit Lügen aus der Affäre zu ziehen versuchen – oder gar gewalttätig werden? Björn Ellendt und Andrea Wolff lösen die Aufgabe auf ihre ganz eigene Weise. Der Film zeigt, wie die Gerichtsvollzieher mit diesen Herausforderungen umgehen und wie ihr Job sie als Menschen prägt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 11.07.2017 ZDF
  • Folge 913 (30 Min.)
    Wer mit über 50 arbeitslos wird, hat es schwer – trotz der derzeit guten Arbeitsmarktsituation. Zu alt, zu unflexibel, zu anspruchsvoll – das sind die Vorurteile vieler Arbeitgeber. Wer will schon jemanden im Team, der mehr Erfahrung hat als man selbst? Gerade für manch einen jüngeren Chef ist ein Mitarbeiter mit 50 plus deshalb ein Problem. Doch auch die eigenen Erwartungen und Ansprüche an Karriere und Gehalt stehen der Jobsuche oft im Weg. Die betriebsbedingte Kündigung trifft Hans-Christoph B. wie ein Schlag ins Gesicht. Mit 56 Jahren einen neuen Job zu finden, scheint fast unmöglich.
    Der studierte Theologe hat einen bewegten Lebenslauf. Nach diversen Aufgaben bei der Kirche ließ er sich erst zum Mediator, dann zum IT-Experten umschulen. Nach vielen Jahren der Ungewissheit bot ihm ein befreundeter Unternehmer eine Festanstellung an. Nach der Kündigung hat er nun keine Sicherheit, keine Perspektive mehr. Hans-Christoph B. muss etwas Neues finden. Er hat sich für den Weg in die Selbstständigkeit als Mediator entschieden. Ob damit im bayerischen Voralpenland wirklich Geld zu verdienen ist? Als Chance und nicht als Karriereknick empfindet Corinna H. die Situation, mit 52 noch einmal auf Jobsuche gehen zu müssen.
    Ihr Vertrag in leitender Position bei einem Verlag in München wurde nicht verlängert. Doch selbstbewusst und ungebunden wie sie ist, macht sie erst einmal ein paar Monate Urlaub, bevor sie sich zur Business Managerin weiterbilden lässt. Ihr Ziel ist es, im neuen Job neue Herausforderungen zu finden, sich selbst zu verwirklichen, in ihrem sozialen Umfeld in München zu bleiben und gleichzeitig nicht weniger Geld zu verdienen als früher. So viele Anforderungen können nicht alle in Erfüllung gehen.
    Je näher Hartz IV rückt, desto mehr Abstriche muss Corinna machen. Und ihr Selbstbewusstsein ist deutlich angeknackst. Ein Jahr lang begleitete „37°“-Autor Manuel Fenn die beiden Protagonisten, vom letzten Arbeitstag im alten bis zum ersten Tag im neuen Job. In dieser Zeit erleben wir ihren oft verzweifelten Kampf um eine neue Stelle und um ihren Platz in einer Gesellschaft, die sich vor allem über Leistung und Jugend definiert. Corinna und Hans-Christoph machen die Erfahrung, wie es ist, wenn keiner einen will, weil man zu alt ist. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 18.07.2017 ZDF
  • Folge 914 (30 Min.)
    Aus einem Hotelzimmer dringt Lärm: Eine Frau schreit. Als die Angestellten kurz darauf die Tür öffnen, finden sie die Frau tot neben ihrem Bett. Überall im Zimmer ist Blut. Für den Rechtsmediziner Lars Althaus ist das Alltag. Auch abends, nachts und am Wochenende. Er untersucht Tatorte wie den im Hotel, führt jeden Tag Autopsien durch. Alles sieht nach einem Gewaltverbrechen aus. Die Polizei rückt deshalb gleich mit der Spurensicherung an. Es geht darum, Beweise zu sichern. Besonders wichtig ist dafür die Gerichtsmedizin. Wie immer in solchen Fällen rufen die Beamten deshalb auch sofort einen Rechtsmediziner.
    Die tägliche Konfrontation mit dem unerwarteten Tod von Menschen jeden Alters hinterlässt Spuren. „Natürlich denkt jeder irgendwo, er wird 90. Wohl deshalb genießen viele Menschen nicht den Tag, sondern verschieben so vieles auf später, vor allem ihre Träume“, resümiert Lars Althaus, Leiter der Rechtsmedizin in Duisburg. Schon seit Jahren möchten er und seine Frau auswandern. Lange waren es nicht nur die gute Stellung und das schöne Haus, die Lars Althaus zurückgehalten haben. Es waren vor allem seine Mitarbeiter, die ihren Chef menschlich gern haben und fachlich schätzen.
    Der „37°“-Film von Manfred Karremann porträtiert den Rechtsmediziner Lars Althaus. Durch seine Arbeit erfährt er jeden Tag, dass das Leben kostbar ist. Alles kann sich schlagartig ändern, und deshalb ist auch er davon überzeugt: „Nutze den Tag und versäume nicht deine Träume.“ Lars Althaus und seine Frau verkaufen ihr Haus, kündigen alle Versicherungen, Telefonanschlüsse – alles. Die wichtigste Habe wird in Container verladen. Immer wieder kommen Zweifel auf. Schließlich ist der „Tag X“ da: der Abflug nach Curaçao, eine Insel 60 Kilometer vor Venezuela. Ohne Rückflugticket. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 01.08.2017 ZDF
  • Folge 915 (30 Min.)
    „80 Prozent meiner Rente gingen für Festkosten drauf, am Ende blieben mir 120 Euro zum Leben.“ Maria wollte nicht mehr auf Almosen angewiesen sein und suchte im Internet nach einer Lösung. Es war die pure Verzweiflung, die sie vor drei Jahren von Hamburg nach Bulgarien umziehen ließ. Früher wäre sie noch nicht einmal dorthin in den Urlaub gefahren: „So trist und das ganze Sozialistische!“ Immer mehr Deutsche können im Rentenalter ihren Lebensstandard nicht mehr halten und müssen auf vieles verzichten: Auto, Restaurantbesuche, Reisen, Kultur. Nach Expertenberechnungen droht ab 2030 fast jedem Zweiten eine gesetzliche Rente unterhalb der Armutsgrenze – das sind derzeit rund 900 Euro.
    Besonders betroffen sind Freiberufler, Teilzeitjobber, Alleinerziehende und Frührentner. In Osteuropa ist die kleine Rente mehr wert. Das Leben kostet in Bulgarien weniger als die Hälfte, ein Haus gibt es schon für 5000 Euro. Aber ein Neuanfang ist in diesem Alter doppelt schwer. Wir begleiten vier Rentner, die ihren Ruhestand in Bulgarien verbringen und versuchen, ihren Alltag in der Fremde zu meistern. Wie kommen sie mit der Sprache zurecht? Was ist in Bulgarien für sie anders als in Deutschland? War es richtig, hierher zu kommen? Maria (61, Frührentnerin) wohnt jetzt nah am Meer und versucht, sich um die Straßenhunde in ihrer Stadt zu kümmern.
    Hildegard (70) liebt das ruhige Landleben. Vor einem halben Jahr hatte sie eine schwere Operation. Wird sie bald wieder auf die Beine kommen? Peet (63) bezieht optimistisch seine neue Wohnung mit Meerblick. Wie schnell findet er in dem Touristenort Anschluss? Hildegard und Waldemar (75) wohnen schon seit sieben Jahren in einem kleinen bulgarischen Dorf. „Ich wollte auf keinen Fall weg“, sagt Hildegard, aber Bulgarien war der einzige Ausweg. Beide haben ihr ganzes Leben gearbeitet und wollen am Ende nicht auf die Kinder angewiesen sein.
    Peet hat seinen Ruhestand in Bulgarien schon lange geplant, jetzt steht der Umzug an. Der Abschied von Deutschland fällt ihm schwer, doch er will nicht beim Staat um finanzielle Unterstützung betteln: „Das hat was mit Würde zu tun.“ Als ehemaliger DDR-Bürger kennt er Bulgarien schon von früher. Sie habe in Bulgarien wieder lachen gelernt, sagt Maria, aber es habe sie auch zum Weinen gebracht. „Wer sich gar nicht um Land und Leute kümmert, hat es schwer.“ Ein Film über vier mutige Rentner, die sich am Lebensabend noch einmal großen Herausforderungen stellen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 22.08.2017 ZDF
    Erstausstrahlung ursprünglich für den 15.08.2017 angekündigt
  • Folge 916 (30 Min.)
    Sie sind stolz, Deutsche zu sein, kommen aber aus Afrika. Durch die Flüchtlingswelle verändert sich die Stimmung gegenüber „Fremden“. Was macht das mit Menschen, die hier leben? Esi aus Ghana, Ewane aus Kamerun und Emiliano aus Mosambik: Menschen mit schwarzer Hautfarbe und deutschem Pass. „37°“ begleitet sie in dem Spannungsfeld zwischen Integration, Vorurteilen und realen Problemen, ausgelöst durch die politischen Veränderungen. Ewane aus Kamerun lebt in der Lüneburger Heide und will Polizist werden, die Zuckerbäckerin Esi aus Ghana ist im Schwabenland zu Hause, Krankenpfleger Emiliano baut Gemüse im Schrebergarten in Dresden an.
    Sie sind Menschen mit afrikanischer Herkunft, die „deutsche“ Werte verinnerlicht haben, die die hiesige Kultur schätzen und ein Stück „dankbar“ sind, in Deutschland zu leben. Insofern können sie zwar als positive Beispiele von Integration gelten, aber sie leben keineswegs in einem konfliktfreien Raum. Gerade durch die aktuelle Diskussion über die „Flüchtlingskrise“ und die deutsche Leitkultur werden sie umso mehr herausgefordert, sich mit den Problemen auseinanderzusetzen, die die Migrationswelle mit sich bringt, etwa die Ereignisse der Kölner Silvesternacht.
    Wie erleben schwarze Mitbürger, die Deutschland als ihre Heimat betrachten und sich für die Kultur und die Möglichkeiten, die ihnen das Land bietet, einsetzen, die Veränderungen? „Ich bin stolz, Deutscher zu sein, stolz auf dieses Land“, sagt Ewane (28). Er wurde in Kamerun geboren, seine Mutter starb bei der Geburt, ein deutscher Arzt hat ihn adoptiert. Sein Vater prägte ihn sehr mit seinen Wertvorstellungen: mit Offenheit, positiven Gedanken und dem Wunsch, etwas Sinnstiftendes zu tun.
    Die Kindheit war für Ewane trotzdem schwer. Nach dem Tod des Vaters wuchs er bei seiner Tante in einem Brennpunktviertel in Hamburg auf. Gewalt und Mobbing gehörten zur Tagesordnung. Ewane flüchtete sich in die Musik, wurde Rapper. Doch seine Botschaften sind nicht Gewalt und Crime, sondern Optimismus und eine tolerante, positive Gesellschaft. Dafür setzt Ewane sich ein: Er gibt Kurse zur Gewaltprävention, außerdem hat er eine Ausbildung als Polizist angefangen.
    Esi J. (51) ist Spezialistin für Spätzle und Maultaschen, und als Zuckerbäckerin versüßt sie zahlreichen Hochzeitspaaren den schönsten Tag. Die gebürtige Ghanaerin kam der Liebe wegen vor knapp 20 Jahren hierher. Ihr Mann Martin war Lehrer in Ghana, sie machte ihm den Haushalt. Der Altersunterschied von 26 Jahren ist kein Hindernis, sie sind heute noch ein glückliches Paar. Wenn Esi im schwäbisch-beschaulichen Schorndorf über den Markt geht, bleibt sie ständig stehen, um jemanden zu begrüßen.
    Auch als Gemeinderätin ist sie anerkannt. „Ich bin von Anfang an offen auf die Leute zugegangen, als ich hierher kam. Ich hab viel getan, um mich zu integrieren“. Und das erwartet sie auch von den Flüchtlingen, die jetzt verstärkt kommen. Emiliano stammt ursprünglich aus Mosambik – jetzt baut er in seinem Schrebergarten in Dresden Gemüse an. Streng nach deutscher Vorschrift natürlich. Emiliano kam 1986 als Automechaniker in die DDR, 1990 stand er vor der Alternative: zurück nach Afrika zu gehen oder sich ein Bleiberecht zu erarbeiten.
    Durch eine Umschulung zum Krankenpfleger konnte er seinen Aufenthalt in Deutschland retten. Heute arbeitet der 52-Jährige im Schichtdienst im Klinikum Friedrichstadt auf der urologischen Station. Bei den Kollegen ist er beliebt, von den Chefs wird er geachtet. Anders ist es auf der Straße. „Mit Pegida hat sich hier leider einiges geändert, ich fühle mich nicht mehr so wohl wie noch vor zwei Jahren“, sagt er. Für ihn gibt es in der Stadt schon „No-go-Areas“. Doch Emiliano gibt nicht auf, er hat einen Verein gegründet, der sich Toleranz und Weltoffenheit auf die Fahne geschrieben hat. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 29.08.2017 ZDF
  • Folge 917 (30 Min.)
    Sicherheit ist ein wichtiges Thema geworden in Deutschland. Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist eklatant gestiegen. Die Aufklärungsrate ist miserabel. Die Opfer leiden oft noch Jahre später. Was ist, wenn die Einbrecher wiederkommen? Werden die Opfer sich je wieder sicher fühlen können in den eigenen vier Wänden? Wie umgehen mit der Angst? Fragen, die sie bis in den Schlaf verfolgen. So hat es auch die alleinerziehende Innenarchitektin Christina erlebt. Als sie mit ihrem fünfjährigen Sohn eines Nachmittags nach Hause kommt, ist die Wohnung verwüstet.
    Sämtliche Schränke und Schubladen sind ausgeräumt, Computer, Geld, Kamera alles weg. Christina versucht, sich zusammenzureißen, aber dieser Nachmittag traumatisiert sie und ihren Sohn. „Es fühlt sich so eklig an. Ich dachte: Ihr Schweine habt mir echt was weggenommen, nämlich meine heile Welt.“ Nun fragt ihr Sohn immer, ob sie mitkommt, wenn er in sein Zimmer gehen will. Sie soll ohne ihn nicht einmal mehr kurz zum Auto gehen oder einkaufen, weil der Kleine nicht allein bleiben kann. Christina sucht eine Therapeutin auf, weil sie nicht mehr klarkommt.
    Erst nachdem sie sich ihre Angst eingestehen kann, lernt Christina, mit dem Verlust ihres Sicherheitsgefühls, mit dem Ende ihrer „heilen Welt“, umzugehen. Und mit den Ängsten ihres Sohnes. Familie Müller wohnt in einer Kleinstadt, in der besonders oft eingebrochen wird. Marco Müller leitet einen Pflegedienst, Manuela ist Krankenpflegerin. Zwei Einbrüche mussten sie schon über sich ergehen lassen. Das Zimmer, über das die Einbrecher beide Male einstiegen, würden die Müllers am liebsten gar nicht mehr betreten.
    Marco Müller hält es kaum aus, seine Frau allein im Haus zu wissen, wenn er unterwegs ist. Sie will jetzt zu Hause immer den Baseballschläger des Sohnes bei sich tragen. So bald wie möglich werden sie in ein neues Haus umziehen. Aber mit ihrem Einkommen können sie sich keine allzu aufwendige Sicherheitstechnik leisten. Was also tun, um sich wieder sicher zu fühlen? Auch in ländlichen Regionen ist die Welt alles andere als in Ordnung. Als der Landwirt Jens und seine Frau Katrin an einem frühen Winterabend nach Hause kommen, steht die Terrassentür auf.
    Notebooks, Handys, jede Menge Geld – alles gestohlen. „Das geht ans Innerste, man weiß überhaupt nicht, was man machen soll.“ Für Jens und seine Frau bedeutet das eine existenzielle Verunsicherung, die die Familie vorher nicht kannte. Das Dorf hat nur eine Handvoll Bewohner. In der Umgebung sind in den vergangenen Jahren mehr und mehr Polizeistationen abgebaut worden. Und das, obwohl die Einbruchskriminalität auch im ländlichen Raum gestiegen ist. Der Film dokumentiert, wie die Angst nach einem Einbruch das Leben verändert und wie sie bewältigt werden kann. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 05.09.2017 ZDF
  • Folge 918 (30 Min.)
    Illegale Straßenrennen nehmen zu, die Opferzahlen steigen. „37°“ taucht in die Tuningszene ein, begleitet Polizisten bei nächtlichen Kontrollen und zeigt die schweren Folgen der Raserei. Was macht den Reiz aus, einen Golf II mit 500 PS aufzumotzen? Warum setzen Tuner ihr Leben und das anderer aufs Spiel? Die Verursacher des Unfalls von Hagen im Mai 2016 stehen vor Gericht, während Hauptkommissar Fuchs noch den Unfalltod seiner Schwester betrauert. Allein in den vergangenen zwei Jahren kamen über 8000 Menschen auf Deutschlands Straßen ums Leben.
    Erschreckende Tendenz: Die Opfer von illegalen Straßenrennen nehmen zu. Kräftemessen ab der Ampel – Männer im Beschleunigungs-Rausch. Unkontrolliert getunte Wagen, die zu tödlichen Geschossen werden. Immer wieder schreckliche Unfälle. Die Kölner Polizei hat deswegen die Sonderermittlungsgruppe „Rennen“ ins Leben gerufen. Ihr Leiter ist Rainer Fuchs. Der 55-Jährige hat Verständnis für die legale Tuningszene: „Menschen, die ihr Auto zu einem Unikat machen möchten, die basteln und schrauben und viel Geld dafür ausgeben.
    Aber Raserei auf offener Straße? Illegale Straßenrennen? Ein absolutes No-Go!“ Sein Job ist Berufung, seine Arbeitszeit die Nacht. „Das Wetter ist gut, Wochenende – da ist die City in Bewegung.“ Rainer Fuchs und sein Kollege Ricky Lüders kommen mit Beschlagnahmungen kaum hinterher. Im Minutentakt quietschende Reifen, aufgemotzte Wagen, röhrende Auspuffe. Das Ergebnis einer Nacht: Ein illegales Straßenrennen gestoppt, sechs Autos stillgelegt, drei Raser erwischt, die mit über 90 Stundenkilometern durch die Innenstadt jagten.
    Dass die beiden Kommissare nicht noch mehr einkassieren, liegt schlicht am Papierkram, der bei jeder Abschleppaktion erledigt werden muss. Zermürbend. Aber Rainer Fuchs gibt nicht auf in seinem Kampf gegen illegale Autorennen. Denn er weiß selbst, wie schnell es zu einem verheerenden Unfall kommen kann. Seine Schwester starb durch einen Raser. Die drei Raser gehören zur Hagener Tuningszene, sie wissen genau, warum sie mit ihren Autos nicht nach Köln fahren. Da würden ihre Wagen nämlich sofort einkassiert. Spontane Straßenrennen, behaupten die Tuner, seien für sie tabu.
    Aber an der Ampel, so geben sie zu, zucke schon mal der Gasfuß – sie wollen nur ungern in den Auspuff gucken. Ein Männerding, meinen sie, da schalte sich das Gehirn ab, und der große Zeh übernehme das Kommando. Gerade läuft ein Gerichtsverfahren in ihrer Heimatstadt Hagen gegen zwei Raser, die sich im Mai 2016 ein illegales Rennen geliefert haben, mit bösen Folgen: fünf Schwerverletzte, darunter ein sechsjähriger Junge, der wochenlang im Koma lag. Bei der Gerichtsverhandlung ist das „37°“-Team dabei und lässt sich vom Hauptzeugen den Tathergang vor Ort zeigen.
    „Typen, die sich illegale Rennen liefern und solche Unfälle verursachen, schaden unserer Szene“, sagen die Hagener Tuningfreunde. Die Polizei habe die Tuner verstärkt auf dem Kieker, würde immer wieder versuchen, ihnen die Wagen wegzunehmen. Das sei ungerecht, meinen sie, sie wollten doch nichts Böses. Rainer Fuchs widerspricht dem nicht. „Aber viele überschätzen sich. Gefährlich sind vor allem Fahranfänger, die ihr ganzes Geld ins Tuning stecken, für ein höheres Selbstwertgefühl“, sagt er.
    „Die ahnen gar nicht, was sie für ein Höllengeschoss steuern. Das können sie gar nicht kontrollieren. Das ist lebensgefährlich.“ „37°“ begleitet Hauptkommissar Fuchs nach Berlin. Im Bundestag wird er als Experte zu einem Gesetzesentwurf angehört. Union und SPD einigen sich, das Gesetz tritt in Kraft. Ab sofort sind illegale Straßenrennen keine Ordnungswidrigkeit mehr. Jetzt gelten sie als Straftat, die mit bis zu zehn Jahren Gefängnis geahndet werden kann. Rainer Fuchs findet das richtig.
    „Sonst steht es ja im Missverhältnis, wenn Menschenleben gefährdet oder sogar ausgelöscht werden, und die Täter kommen mit einer Bewährungsstrafe davon“, sagt er. „37°“ porträtiert eine Generation von jungen Männern, die ein Ventil suchen, um auszubrechen aus unserer durchreglementierten Gesellschaft. „Die nutzen ihr Auto, um zu zeigen, dass sie wichtig sind und was sie können“, sagt Rainer Fuchs. „Bewundernde Blicke und Frauen, die sie anhimmeln, geben ihnen das trügerische Gefühl von Männlichkeit und Macht.“ Dabei fährt das Risiko immer mit: Die mangelnde Selbsteinschätzung, die den Rest der Gesellschaft gefährdet. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 12.09.2017 ZDF
  • Folge 919 (30 Min.)
    Manchmal geht es um Leben oder Tod. Die Ärztin der Flugrettung und der Notfallsanitäter im Rettungswagen müssen schnell sein. Wie gehen die Retter mit dem Stress und der Verantwortung um? Die Rettung anderer ist ihr Berufsalltag. Notfallsanitäter Nico ist Tag und Nacht für die Berliner Feuerwehr unterwegs. Ärztin Ina bringt Patienten aus aller Welt im Flugzeug nach Hause. Dabei geraten beide auch an eigene Grenzen. Was motiviert sie zu diesem Beruf? Ärztin Ina erfährt erst oft wenige Stunden vorher, welche Verletzungen oder Krankheiten ihre Patienten haben.
    Der Arbeitsplatz der Intensiv- und Notfallmedizinerin ist eine kleine, aber hochmodern ausgestattete Intensivstation an Bord von Ambulanzflugzeugen. Vor zehn Jahren tauschte sie ihn gegen eine Festanstellung auf der Intensivstation in der Uniklinik Bonn. Derzeit arbeitet Ina beim ältesten Flugrettungs-Unternehmen der Welt, der Innsbrucker Tyrol Air Ambulance. Von Innsbruck aus fliegt die deutsche Ärztin mit der Crew um die ganze Welt. Ihre Einsätze sind ganz unterschiedlich herausfordernd. Sie holt einen jungen Tschechen aus Georgien ab, der beim Klettern verunglückte, und bringt einen 88-jährigen Briten, der bei einer Kreuzfahrt zusammenbrach, von Lissabon zurück auf seine britische Insel.
    Ein österreichischer Ingenieur wird schwer erkrankt von Russland zur Behandlung nach Hause geflogen. Ina ist oft nonstop mehrere Tage hintereinander im Einsatz: „Da ist jemand irgendwo auf der Welt, der kann sich nicht allein helfen, der ist krank. Der ist vielleicht auch schlecht versorgt, braucht Hilfe. Wenn man es geschafft hat, diesen Patienten heimzubringen, dann bin ich total glücklich“, sagt die Intensivmedizinerin erschöpft.
    Oft gerät sie bei den Einsätzen auch an ihre Grenzen. Wie geht sie damit um? Zwölf-Stunden-Dienste, schlechte Bezahlung und mitunter mangelnde Wertschätzung: Nico, der 26-jährige Notfallsanitäter und Feuerwehrmann, hat trotzdem diese Berufe ergriffen. Feuerwehrmann war schon sein Kindheitstraum. Sein Vater ist seit 30 Jahren bei der Berliner Feuerwehr, das prägt. Nico trat schon mit 18 der Freiwilligen Feuerwehr in Berlin-Neukölln bei.
    Hier hatte er seinen ersten dramatischen Einsatz, bei dem auch Tote zu beklagen waren. Nach dieser Erfahrung war für ihn klar: Lebensrettung ist seine Berufung. Für ihn ist die Berliner Feuerwehr wie eine große Familie. Hier kann Nico sich mit den Kameraden austauschen und Hilfe holen, wenn er die Bilder von Toten und Verletzten nicht mehr aus seinem Kopf bekommt. Laut Pressestelle der Berliner Feuerwehr rückt sie innerhalb von 24 Stunden 1500 Mal aus, nicht immer geht es bei den Rettungseinsätzen um Leben und Tod. Zunehmend müssen sich die Retter mit dem Unverständnis der Mitbürger auseinandersetzen.
    „Richtig in Rage bringen mich mittlerweile die Gaffer, die an den Einsatzstellen stehen und versuchen, irgendwelche Bilder zu erhaschen. Oder Leute, die unsere Arbeit behindern, wenn sie zum Beispiel eine von uns gesperrte Straße einfach durchfahren wollen, obwohl wir dort konzentriert unsere Arbeit tun müssen“, erklärt Nico. „37°“ begleitet zwei Lebensretter bei ihren Einsätzen. Wie gehen sie mit dem Stress und der Verantwortung um? Woher kommt die Motivation für ihre Arbeit? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 26.09.2017 ZDF
  • Folge 920 (30 Min.)
    Ein Hightech-Bauernhof und ein Biohof stehen vor einem Generationswechsel. Wie kommen Altbauern und Nachfolger in der Übergangsphase miteinander zurecht? Heißt es plötzlich Alt gegen Neu? Der Hightech-Hof war früher ein traditioneller Bauernhof. Jetzt gibt es einen Computerraum neben dem Stall, Melkroboter, Bildschirme zur Kontrolle. Für den Altbauern ist das eine fremde Welt. Tobias, sein Sohn, wollte das alles so. Zu einem hohen Preis. Seitdem der 26-Jährige sich nach dem Agrarstudium entschlossen hat, auf dem Hof der Eltern einzusteigen, ist dort vieles im Umbruch.
    Ein moderner neuer Stall wurde gebaut, für sehr viel Geld. „Aber ohne diese Investition wäre hier eben spätestens in zehn Jahren, wenn wir in Rente gehen, Schluss gewesen“, sagen Birgit und Bernhard. Die Eltern von Tobias drückt nun ein gewaltiger Schuldenberg: „Klar gibt es auch schlaflose Nächte, wenn der Milchpreis mal wieder im Keller ist“, geben die noch recht jungen Altbauern freimütig zu. Im Neubau stehen jetzt 70 Milchkühe, doppelt so viele wie im alten Stall. Mehr Platz, Licht, Luft, Milch – und weniger Arbeit.
    Letzteres ist zumindest die Hoffnung von Tobias und seiner Freundin. Die beiden haben sich bewusst für die Landwirtschaft, auch für Milchviehhaltung, entschieden. „Aber geregelter Feierabend, auch mal Urlaub, Zeit für die Familie und Freunde – das sollte schon möglich sein.“ Die Älteren hören es mit gemischten Gefühlen und Befremden. Dass Sohn Tobias seine Arbeitsstunden in einer App auf dem Smartphone erfasst, irritiert Bernhard. „Ich habe meine Stunden noch nie aufgeschrieben. Auf einem Hof gibt es halt immer was zu tun, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.“ Bislang ist Tobias beim Vater nur angestellt, in Teilzeit.
    Daneben hilft er beim Nachbarbauern aus, jobbt tageweise in einer Baufirma. Und ist im Kampf um ein akzeptables Einkommen noch weit von geregelten Arbeitszeiten entfernt. Der Hof der Eltern kann, obwohl Vollerwerbsbetrieb, zwei Generationen nicht ernähren. Wird sich daran durch den höheren Milchertrag künftig etwas ändern? Wenn auf dem Reyerhof morgens die Arbeit verteilt wird, dann sticht Christophs graues Haupt aus dem Kreis der jungen Mitarbeiter deutlich hervor.
    Bis vor Kurzem war er der Chef. Christoph und seine Frau Dorothea haben den traditionsreichen Biobetrieb bei Stuttgart über 30 Jahre lang durch alle Höhen und Tiefen gesteuert. Jetzt ist Lukas, ein schmaler junger Mann mit langen Haaren, derjenige, der die Aufgaben verteilt. Lukas – der externe Hofnachfolger. Nach einem Jahr Probezeit übernimmt der 29-Jährige mehr und mehr Verantwortung. Für die Gärtnerei, den Obstbau, die zehn Milchkühe. Für die Direktvermarktung der Bioprodukte an viele Stammkunden und Gesellschafter, die den Hof auch durch praktische Mitarbeit rund ums Jahr unterstützen.
    Dorothea hat den Hofladen aufgebaut und jahrzehntelang geführt. Nächstes Jahr will sie aufhören, „mit 65 vielleicht noch mal ganz andere Dinge ausprobieren“. Christoph ist als leidenschaftlicher Verfechter des biodynamischen Landbaus schon jetzt viel unterwegs zu Beratungen, Vorträgen. Leibliche Nachkommen gibt es nicht. „Das Loslassen fällt mir doch schwerer als gedacht“, räumt Christoph ein. „37°“ begleitet den Generationswechsel auf zwei ganz unterschiedlichen Höfen über mehr als ein halbes Jahr. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 10.10.2017 ZDF
  • Folge 921 (30 Min.)
    Whistleblower für die einen sind sie die Helden unserer Zeit, für andere Nestbeschmutzer und Verräter. Nur selten bricht ein Insider sein Schweigen. Die „37°“-Dokumentation erzählt die Geschichte zweier Whistleblower aus der Pharmabranche. Es geht um gepanschte Medikamente. Die Enthüllungen aber fordern ihren Tribut: Das Leben der beiden Männer verändert sich völlig. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 24.10.2017 ZDF
  • Folge 922 (30 Min.)
    Millionen Tiere werden jedes Jahr durch Europa transportiert, bis nach Nordafrika. Rinder und Schafe sind oft tage- oder wochenlang eingepfercht auf Lastwagen und Schiffen unterwegs. Seit 1991 hat der „37°“-Autor Manfred Karremann oft im ZDF über das Schicksal der Tiere auf Langstreckentransporten berichtet. Die EU hat mehrfach mit verbesserten Vorschriften zum Tierschutz auf die Sendungen reagiert. Doch dies bietet zu wenig Schutz. Das braun-weiße Rind im Lastwagen atmet schwer. Es liegt am Boden. Seine Leidensgenossen treten es unwillkürlich.
    Nach gut 20 Minuten ist das Tier tot. Eine Szene, so gedreht Ende August 2017 an der EU-Außengrenze zur Türkei. Eine Ausnahme? Der Export von Rindern und Schafen aus der EU boomt wieder. Hauptempfänger für lebende Tiere ist neben der Türkei der Nahe Osten. Schon kleine Kälber werden über 3000 Kilometer weit transportiert. Nach Tagen oder Wochen am Ziel angekommen, erwartet viele Tiere aus Europa in der Türkei oder im Nahen Osten ein Ende mit unsäglichen Schrecken. Auch Tierschützer schlagen erneut Alarm: Niemand schert sich mehr um die Gesetze, sobald unsere Tiere die EU verlassen, so ihre Beobachtungen.
    Sie berichten von verdursteten Rindern am türkischen Grenzübergang. Von einer unsäglichen Quälerei auf alten Viehfrachtern und nach der Ankunft im Nahen Osten und Nordafrika. Erst kürzlich wurden deshalb eine Million Protestunterschriften an die EU-Kommission in Brüssel übergeben. Der Hintergrund: Der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass das Wohl der Tiere bis zum letzten Zielort sichergestellt sein muss. Doch: Niemand kontrolliert die Transporte, wenn sie einmal die EU verlassen haben.
    Das bestätigt auch „37°“-Autor Manfred Karremann. Schon kurz hinter den EU-Außengrenzen trifft er auf verdurstete Rinder, ebenso auf Zuchtkühe, die auf den Lastwagen gebären und sterben. Manfred Karremann wollte wissen: Sind die Bilder vom Tierleid Ausnahmen? Oder wird hier systematisch ein Gesetz nicht eingehalten? In einer mehrmonatigen, investigativen Recherche, die ihn von deutschen Bauernhöfen über Bulgarien und die Türkei bis in den Libanon geführt hat, geht er dieser Frage nach. Mit einem erschreckenden Ergebnis. „37°“ zeigt seine Bilanz. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 21.11.2017 ZDF
  • Folge 923 (30 Min.)
    In Deutschland fehlen rund eine Million Wohnungen. Bezahlbarer Wohnraum ist ein knappes und teures Gut geworden. „37°“ begleitet Familien in der Großstadt, die verzweifelt ein Zuhause suchen. Zu viert auf 54 Quadratmetern: Angelina und Sven aus München suchen für ihre vierköpfige Familie eine größere Wohnung. Ivana, alleinerziehende Mutter aus Stuttgart, hat Angst, nach einer Eigenbedarfsklage mit ihren Kindern auf der Straße zu landen. Angelina (34) lebt mit ihrem Mann Sven (29) und den beiden Söhnen Alessandro (9) und Lautaro (2) in einer kleinen Zweizimmerwohnung in einer Hochaussiedlung in München.
    Beide Eltern sind berufstätig, Angelina als Angestellte bei einem Fachanwalt, ihr Mann als Spediteur. Wenn der Vater morgens um 4:30 Uhr rausmuss, ist gleich die gesamte Familie wach. Die beiden Jungs teilen sich ein Zimmer. Der Große muss viel zurückstecken, sich still verhalten, wenn der Kleine schläft. „Lange geht das nicht mehr gut“, sagt Angelina, die eigentlich gern noch ein drittes Kind hätte. Doch auch sie leidet unter dem „Wohnstress“. Angelina ist an Multipler Sklerose erkrankt und bräuchte dringend einen Rückzugsraum und ein richtiges Bett.
    Die Eltern schlafen im Wohnzimmer auf der Couch. Wenn die ausgeklappt ist, ist das Zimmer voll. Sie könnten 1000 Euro für eine größere Wohnung zahlen. Doch dafür finden sie nichts. In München kostet eine Mietwohnung im Durchschnitt 16,40 Euro pro Quadratmeter, kalt, und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. Selbst auf dem Land haben sie es schon versucht. Doch da gibt es keine Krippenplätze. Dann müsste Angelina aufhören zu arbeiten.
    Zerbricht die Familie an den engen Wohnverhältnissen? Ivana (43) aus Stuttgart, selbstständige Kosmetikerin mit eigenem Salon, lebt seit 13 Jahren mit ihren beiden Kindern in einem Mehrfamilienhaus in der Stuttgarter Innenstadt. Jetzt soll die Witwe mit ihren Kindern ausziehen. Ihr Vermieter hat Eigenbedarf angemeldet. Die Fristverlängerung, die sie vor einem Jahr erkämpft hatte, ist abgelaufen. Doch sie findet nichts Neues. Es fällt ihr schwer, die vielen Absagen nicht persönlich zu nehmen. Ihr einziger Wunsch: nicht auf der Straße zu landen.
    Ivana verbringt viele schlaflose Nächte. Kommt es zur Räumung? Und bleibt der Familie dann nur das Obdach in einer Sammelunterkunft, wie das Jugendamt bereits angekündigt hat? Diesen Gedanken versucht sie zu verdrängen, versucht, den Alltag für die Kinder, so gut es geht, aufrechtzuerhalten. So banal es klingt: Wohnen ist nicht irgendeine Ware. Es ist ein elementares Gut. „Unsere Wohnung ist mehr als vier Wände und ein Dach über dem Kopf. Sie ist doch unser Zuhause. Es geht um unsere Existenz“, so Ivana.
    Auch im Norden Deutschlands sieht es nicht besser aus. Michaela (41) arbeitet freiberuflich als Coach und im Marketing für Hamburger Firmen. Sie wohnt zusammen mit ihrer Mutter in einer großen Altbauwohnung in Barmbek-Süd. Hier ist sie groß geworden. Hier haben sie die Großmutter gepflegt, die im selben Haus wohnte. Doch vor einigen Jahren wurde das Haus verkauft, und mit dem neuen Besitzer hat der Druck begonnen. Seitdem kämpfen Michaela und ihre Mutter gegen Modernisierungsmaßnahmen und massive Mieterhöhungen.
    Zwei Mal ziehen sie vor Gericht und versuchen, die Räumungsklagen ihres Vermieters abzuschmettern. Als Mieter fühlen sie sich nicht mehr willkommen. Vergleichbarer Wohnraum ist in ihrem Quartier nicht leicht zu finden. Sie müssten doppelt so viel Miete aufbringen. Und sie haben große Konkurrenz auf dem ausgereizten Hamburger Wohnungsmarkt. Es ist überall dasselbe: In den Metropolen spielen die Mietpreise verrückt. In den vergangenen Jahren sind sie geradezu explodiert. Das Durchschnittseinkommen liegt in Deutschland bei 3000 Euro brutto.
    Die Löhne steigen längst nicht so rasant wie die Mieten. Und die in vielen Städten geltende Mietpreisbremse ist wirkungslos. Vermieter sind nicht verpflichtet, die bisherige Miethöhe zu nennen. Strafen für überteuerte Mieten haben sie nicht zu befürchten. Die Mieter haben das Gefühl, der Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt hilflos ausgesetzt zu sein. Sie fragen sich: Wann und warum ist es so weit gekommen? „37°“ hat die drei Familien aus München, Stuttgart und Hamburg ein halbes Jahr lang auf ihrer verzweifelten Suche nach einer neuen, bezahlbaren Wohnung begleitet. Wird es für sie ein Happy End geben? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 28.11.2017 ZDF
  • Folge 924 (30 Min.)
    Zwölf Jahre lang gelingt es Sandra, ihre Crystal-Meth-Sucht geheim zu halten. Sie achtet auf ihr Äußeres, geht regelmäßig ins Solarium. Und konsumiert mehrfach am Tag die Designerdroge. Die Glückshormone, die dabei ausgeschüttet werden, machen sie in ihrer Welt zur Superheldin. Crystal Meth gilt derzeit als die gefährlichste Droge der Welt. Von Tschechien aus überschwemmt das preisgünstige Gift mittlerweile ganz Deutschland. Laut wissenschaftlicher Studien steigt der Pegel des Glückshormons Dopamin beim Sex von 100 auf 200 Einheiten, bei Crystal auf einen Wert von 1250. Doch wenn der Kick nachlässt, bricht der Körper zusammen.
    Marc ist 14 Jahre alt und träumt von einer großen Karriere als Pferdejockey. Und er hat gute Chancen, gewinnt seine ersten Pokale. Doch dann diagnostizieren die Ärzte ein Rückenleiden – Reiten ist für Marc ab sofort tabu. Frustriert nimmt er seine ersten Drogen. Zunächst ist es Marihuana, dann Kokain, Heroin und schließlich Crystal Meth. Fast 25 Jahre dauert seine Drogenkarriere.
    Heute sagt er: „Crystal ist die schlimmste Droge von allen. Das, was Heroin in 15 Jahren bei mir nicht geschafft hat, hat Crystal in drei Jahren angerichtet – den totalen körperlichen Verfall.“ Für Sven Kaanen, Chefarzt der Fachklinik Heidehof, ist Crystal Meth eine extrem tückische Droge. „In kürzester Zeit frisst Crystal die Konsumenten regelrecht auf. Alles ist betroffen. Das Nervensystem, Herz-Kreislauf, Leber, Nieren. Und der erste Entzug gelingt nur bei etwa einem Drittel der Betroffenen.“ Durch seine Sucht rutscht Marc immer wieder in die Beschaffungskriminalität, sitzt fast die Hälfte seines Lebens im Gefängnis.
    Schließlich macht er eine Entzugstherapie im geschlossenen Vollzug der JVA Zeithain. Von hier aus bemüht er sich um ein Praktikum als Pferdepfleger auf einem Bauernhof. So will er an seinen Kindheitstraum anknüpfen und wieder mit Pferden arbeiten. Als Sandra schwanger ist und ein gesundes Kind auf die Welt bringt, wird schnell klar, dass sie sich entscheiden muss: Entweder sie schafft den kalten Entzug – oder ihr wird das Kind weggenommen.
    Sandra macht eine Therapie in der sächsischen Fachklinik Heidehof. Hier wird ein spezielles Programm für Crystal-abhängige Mütter und ihre Kinder angeboten. Sandra hat die feste Absicht, sich endgültig aus den Fängen der Droge zu befreien und ein ganz normales Leben mit ihrem Sohn zu führen. Die „37°“-Dokumentation begleitet zwei Menschen, die in die Fänge einer gefährlichen Droge geraten sind, auf ihrem mühsamen Weg, sich aus der Abhängigkeit zu lösen und wieder ins Leben zu finden. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 12.12.2017 ZDF

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