2018, Folge 925–940

  • Folge 925 (30 Min.)
    „Wir sind der Lichtblick des Tages und bringen Leben in die Bude“, sagt Markus (46), Altenpfleger aus Frankfurt. Trotz Belastung und schlechter Bezahlung will er nichts anderes machen. Stress, harte Arbeit, wenig Geld, all das bringt viele Altenpfleger oft an die Grenzen. Sie wollen sich kümmern und haben doch kaum Zeit für ihre Schützlinge. Die vorgeschriebene Minutentaktung der Pflege lässt nichts anderes zu als „satt und sauber“. „Wir sind angewiesen, uns nur um die körperlichen Bedürfnisse zu kümmern“, sagt Carmen (52) aus Erfurt.
    „Dabei fehlt den Patienten vor allem Nähe und Zuwendung – mehr als alles andere.“ Carmen arbeitet in einem Pflegeheim in Arnstadt. „Ich weiß nicht, ob es die Dankbarkeit ist, die mir jeden Tag entgegengebracht wird, oder einfach das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, was mich in dem Job hält. Obwohl die Arbeit wirklich immer anstrengender wird.“ Markus ist bei einem mobilen Frankfurter Pflegedienst. Oft sind die pflegebedürftigen Patienten frustriert, schwach oder verwirrt. Aber es gibt auch einige, die sich tapfer in Selbstdisziplin versuchen.
    Eines haben fast alle gemeinsam – sie sind einsam. Oft haben sie niemand anderen als den Pfleger. Für den Pfleger sind es viel zu viele Patienten, es bleibt zu wenig Zeit für den Einzelnen. Mit manchen Alten ist die Beziehung eng, so wie mit Carl (85), einem Rentner aus Bornheim. Mit ihm hat Markus früher, lange bevor er sein Patient wurde, in der Eckkneipe Fußball geguckt. Sie sind beide HSV-Fans, „da muss man zusammenhalten, hier in Frankfurt“, lacht Markus. Carl ist auch einer der wenigen Patienten, den er duzt. „Ansonsten“, so Markus, „ist es wichtig, den alten Menschen mit Respekt und Würde zu begegnen, sich immer wieder zu vergegenwärtigen, dass sie alle einmal viel geleistet haben, dass sie Persönlichkeiten sind.
    Kein Grund, sie anders als andere zu behandeln.“ Als Carl plötzlich stirbt, nimmt Markus das richtig mit. Auch weil er sieht, dass es niemanden gibt, der sich nach dem Tod des alten Mannes um die Beerdigung kümmert. Es gibt nur entfernte Angehörige. Keiner kann oder will die Bestattung bezahlen. So bleiben Carls sterbliche Überreste im städtischen Bestattungsinstitut, solange, bis die Kostenfrage geklärt ist.
    Vier Monate später hat Markus die Spur verloren, weiß nicht, ob Carl inzwischen anonym beigesetzt wurde. Er nimmt auf seine Art Abschied, besucht den Friedhof und schaut das erste Bundesliga-HSV-Spiel der Saison in der Stammkneipe an – in Gedanken an Carl. Carmen versucht, jedem Patienten einen persönlichen Geburtstagswunsch zu erfüllen. Frau Neumanns größter Wunsch ist ein Friedhofsbesuch. Sie will sehen, wo sie einmal begraben sein wird, möchte die Wiese der anonymen Gräber anschauen.
    Ein Geburtstag auf dem Friedhof unter einem blühenden Kirschbaum. Die alte Dame ist unendlich dankbar: Vielleicht ahnt sie, dass dies ihr letzter Geburtstag ist. Vier Monate später ist sie im Hospiz. Carmen nutzt ihren freien Tag, um sie dort zu besuchen – ein letztes Mal zum Abschied. Wir erleben den hektischen Alltag zweier Altenpfleger, sind dabei, wenn sie für ein paar Minuten am Tag Licht und Leben ins Dasein ihrer Patienten bringen, wenn sie Zuspruch und Nähe, Berührung und Verständnis verteilen. Wo werden sie wohl einmal landen, wenn sie alt sind? Wer wird sie einmal pflegen? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 09.01.2018ZDF
  • Folge 926 (30 Min.)
    Zwei Familien, zwei Notlagen: Bei der einen fällt die Mutter von drei kleinen Kindern wochenlang aus, bei der anderen der Bauer eines Hofes. Beide Familien bekommen nun Hilfe von Profis. Familienpflegerin und Betriebshelfer – zwei Berufe, die man in Deutschland kaum kennt. Sie springen ein, wenn Not am Mann ist, packen mit an, um Familien und Bauernhöfe am Laufen zu halten und deren Existenz zu sichern. Claudia steht die Sorge ins Gesicht geschrieben. Ein schmerzhafter Nabelbruch hat sie komplett außer Gefecht gesetzt.
    Dabei brauchen ihre drei kleinen Kinder noch intensive Betreuung. Ihr Mann, der Vater, muss arbeiten und kann den Haushalt und die Kinder nicht alleine managen. Doch zum Glück gibt es Kathrin, eine von der Krankenkasse finanzierte Hilfe auf Zeit. Kathrin kümmert sich ab sofort um Lukas, Lasse und den kleinen Tom. Auch sie ist dreifache Mutter und seit 20 Jahren als Familienpflegerin im Einsatz. In den kommenden Wochen wird sie nun versuchen, Claudia zu ersetzen, sich um deren Haushalt und den Alltag der Familie kümmern.
    Das alles kann nur gelingen, wenn sie das Vertrauen der Kinder gewinnt. Besonders schwierig ist das mit dem zweijährigen Tom. Der versteht nicht, warum ihn seine Mutter nicht mehr auf den Arm nimmt und will sich von der „fremden Frau“ nicht anfassen lassen. Und auch Claudia hat Schwierigkeiten, einfach auf der Couch zu liegen, während jemand anderes ihren Haushalt macht, so ganz anders, als sie es selbst immer tut. Um die nackte Existenz geht es bei Bauer Werner und seiner Familie aus dem Hochschwarzwald.
    Eine Sehne in seiner Schulter ist gerissen, er fällt mindestens sechs Wochen für die Arbeit auf seinem Bio-Milchviehbetrieb aus. Seit den 80er Jahren stemmt er das ganz alleine, nur ab und an mit Unterstützung seiner fünf erwachsenen Kinder oder seiner Frau, die sich sonst um die Feriengäste und den Haushalt kümmert. Die Kinder können ihn wegen ihrer eigenen beruflichen Verpflichtungen nicht ersetzen. Weil die Kühe aber morgens und abends gemolken, das Futter für den Winter eingeholt und die Weidezäune neu gesetzt werden müssen, packt in den nächsten sechs Wochen Betriebshelfer Luca mit an.
    Mit seiner dreijährigen Ausbildung zum Landwirt kann der 20-Jährige theoretisch alle anfallenden Arbeiten auf einem Bauernhof stemmen. Dass Luca nur ein Tal weiter wohnt, macht den Einsatz für ihn in diesem Fall nicht unbedingt einfacher. Denn Bauer Werner kennt ihn von klein auf, da will sich Luca keine Blöße geben. Zwischen den beiden liegen mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Landwirtschaft, und Bauer Werner weiß genau, was er will.
    Und wie er es will. Nach seiner Operation, den Arm noch in der Schlinge, ist er ständig an der Seite des jungen Betriebshelfers, schaut ihm bei der Arbeit über die Schulter, damit auch ja nichts schief geht. Luca, der Betriebshelfer – ein Mann für alle Ställe. Und Kathrin, die Familienpflegerin – eine Frau für alle Fälle. Sie sind da, wenn Familien in Not geraten. Der „37°“-Film begleitet diese hilfreichen Dienstleister unserer Gesellschaft, von denen viele gar nicht wissen, dass es sie gibt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 23.01.2018ZDF
  • Folge 927 (30 Min.)
    In Deutschland erfährt jedes siebte Kind sexuelle Gewalt. Besonders häufig stammt der Täter aus der eigenen Familie oder dem familiären Umfeld. Der Hort des Vertrauens wird zur Gefahr. Bei Urte war es der Großvater, bei Johanna der Vater, bei Anne die eigene Mutter. Sie verboten den Kindern, darüber zu sprechen und gaben ihnen das Gefühl, dass sie selbst schuld daran sind, warum dieses Unaussprechliche immer wieder mit ihnen gemacht wurde. Die Menschen, die die Kinder liebten, zwangen sie zu Dingen, für die die Kinder nicht einmal Worte hatten. Urte, Johanna und Anne konnten ihre Kindheit nur überleben, indem sie die schrecklichen Erlebnisse aus dem Bewusstsein verdrängten, abspalteten. Doch die erlittene Ohnmacht und Pein lässt sich nicht für immer wegschließen.
    Irgendwann später bricht das Verdrängte hervor. Es hat sie jahrelange Schwerstarbeit gekostet, sich ihrem Leid und ihrem Schmerz zu stellen. Sie haben es geschafft, das Schweigen zu brechen, das ihnen die Täter auferlegt hatten. Mit Hilfe von Therapien konnten sie anfangen, ihre Kindheit zu betrauern – eine Kindheit, die es für sie nie gab. Für die „37°“-Sendung hatten sie den Mut, ihre Geschichte zu erzählen. Anne, Urte und Johanna leben heute ein gutes Leben, auch wenn das, was sie in der Kindheit erlitten haben, immer schmerzvoller Teil ihres Lebens bleiben wird. Doch sie haben gelernt, damit zu leben, so wie Anne sagt: „Ich habe jetzt gelernt, den Rucksack so zu packen, dass ich ihn tragen kann!“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 30.01.2018ZDF
  • Folge 928 (30 Min.)
    Isa und Vin, zwei junge Leute, haben jahrelang für ihren Traum vom Paradies gespart: ein Leben in einem idealen Ökosystem, das sie sich selbst erschaffen. Gefunden haben sie es in Portugal. Seit zwei Jahren beackern die zwei Bayern die harte Erde des Alentejo, eine trockene Landschaft rund 60 Kilometer nördlich der Algarveküste. „37°“ hat sie seit ihrem Start in Ingolstadt begleitet – im Gepäck Werkzeug, Baumaterial und ein Volk von 40 000 Bienen. Denn Vin (26)und Isa (28) sind leidenschaftliche Imker. Und so wollten sie einige ihrer Haustiere mit in die Fremde nehmen.
    Damit die Tiere nicht leiden, wurden die fast 2700 Kilometer in einem Rutsch durchgefahren, den summenden Bienenstock auf der Rückbank des klapprigen Kleinwagens. Am Ziel angekommen, begannen Vin und Isa in glühender Hitze mit dem, wovon sie schon lange träumten: „Permakultur“. Dabei handelt es sich um ein besonders nachhaltiges Konzept ökologischer Landwirtschaft. Nichts wird verschwendet, möglichst alles wiederverwendet, ein Leben im Kreislauf mit der Natur, für statt gegen sie.
    Dies konsequent umzusetzen, erfordert bis heute viel Durchhaltevermögen. Auf dem riesigen Grundstück gab es zunächst weder Strom noch fließendes Trinkwasser. Das holten sie sich mit Kanistern aus einer etwa zwei Kilometer entfernten Quelle. Erst nach und nach kam so etwas wie bescheidener „Luxus“ dazu: eine kleine Holzhütte, Solarstrom – und irgendwann ein selbst gebauter Natursee, der plötzlich Tiere anlockte, die sonst nie hier hätten leben können. Die Kamera dokumentiert über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren, wie Isas und Vins Öko-Paradies langsam Form annahm und ihnen Freunde und Familie – nach anfänglicher Skepsis – mehr und mehr Respekt zollten.
    Immer wieder gab und gibt es auch heute noch Rückschläge: ob Krankheiten, Bauverzögerungen, die Bearbeitung des Bodens oder die Bürokratie örtlicher Behörden. Auch die Finanzierung des Projekts ist immer wieder ein Thema. Denn noch leben sie von ihren jahrelangen Rücklagen, und das Naturschutzprojekt ist abhängig von der Unterstützung durch die Familie.
    Doch irgendwann wollen sie damit Geld verdienen. Ideen dafür gibt es, wie das genau laufen soll, ist noch offen. Aber die beiden Bayern sind fest entschlossen, ihren Traum umzusetzen. Es geht um existentielle Fragen des Lebens: „Es macht mich traurig, zu sehen, dass so viele Menschen durch ihr Leben gehen und diese extrem wertvolle Lebenszeit verschwenden. Ich will sagen können, dass ich diese Zeit, die ich hier hab’, möglichst gut nutze“, erklärt Vin im Interview.
    Und wie wichtig es ihnen ist, der teilweise ruinösen Wirtschaft etwas entgegenzusetzen, sehen sie auf den Hügeln gegenüber: riesige Eukalyptusplantagen, eine öde und brandgefährliche Monokultur zu Lasten der Natur. Inzwischen haben sie Freundschaften geschlossen, wie mit Aderito, dem portugiesischen Imker aus dem nahe gelegenen Dorf. Ihm haben sie geholfen, als sein Betrieb abgebrannt war – und er berät sie im Umgang mit ihren 40 000 Bienen. Die haben sich übrigens in der Fremde inzwischen sehr gut eingelebt – und die neue Bienengeneration ist schon halb portugiesisch. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 06.02.2018ZDF
  • Folge 929 (30 Min.)
    Ob Kleidung, Schuhe oder Möbel Kaufsüchtige fühlen sich den Verlockungen der Warenwelt schutzlos ausgeliefert. Es ist wie ein Zwang: Sie müssen kaufen. Viel mehr, als sie benötigen. Immer wieder. Etwa fünf Prozent der Bevölkerung sind nach Studien Kaufsucht-gefährdet. Jürgen (57) hat durch seine Kaufsucht alles verloren. Schon immer hat er sich für schöne Dinge interessiert und gern gekauft. Doch er braucht immer mehr, kauft schicke Kleidung in Massen, ausgefallene Wohnaccessoires und stilvolle Autos. Um seine Sucht zu finanzieren, erfindet er Arztrechnungen für nie stattgefundene Behandlungen.
    Nun erwartet ihn ein Gerichtsprozess. Katinka (28) kauft, um einen inneren Druck loszuwerden. Wenn es ihr nicht gut geht, dann ziehen sie die Angebote im Internet und in Läden magisch an. Sie kauft meist nicht für sich, sondern immer und immer wieder für ihre Kinder – Spielsachen und Kleidung. Dabei brauchen ihre Kinder die Sachen nicht. Für Katinka ist die Kaufsucht ein Teufelskreis, aus dem sie endlich ausbrechen möchte. Bei Sonja (55) fängt es in einer schwierigen Lebensphase als alleinerziehende junge Frau an.
    Sich Kataloge anzusehen und schöne Dinge zu bestellen, gibt ihr endlich wieder ein gutes Gefühl. Aber diesen Kick braucht sie schließlich immer wieder. Wie ein Rausch ist Einkaufen für sie. Doch sie schämt sich dafür, auch ihre Beziehung leidet inzwischen extrem unter ihrer Kaufsucht. Die „37°“-Dokumentation will für eine Sucht sensibilisieren, die zwar noch nicht als eigenständige Erkrankung anerkannt ist – in Zeiten permanenter Warenverfügbarkeit aber wohl weiter an Bedeutung gewinnen wird. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 13.02.2018ZDF
  • Folge 930 (30 Min.)
    Christiane mit ihren Zwillingen bei der Mutter-Kind-Kur.
    Fast drei Millionen Alleinerziehende leben in Deutschland und balancieren täglich am Abgrund. Sie leben fünf Mal häufiger in Armut als Paarhaushalte. Die Hälfte erhält keinen Unterhalt. Viele sind Arbeitgebern ein Dorn im Auge. Sie gelten als nicht flexibel genug. Andere Betroffene finden keine bezahlbare Wohnung, weil Vermieter aus Angst vor ungezogenem Nachwuchs kinderlose Paare vorziehen. Alleinerziehend – meistens ein Leben am Limit. Manuel S. ist Vater von drei Söhnen (13, 12 und 9 Jahre alt). Die Familie lebt in beengten Verhältnissen auf dem Land und sucht seit über vier Jahren eine Wohnung.
    Doch bezahlbarer Wohnraum ist knapp, und die meisten Vermieter wehren ab: Alleinerziehende seien nicht erwünscht, hier sei keine Nachbarschaft für Asoziale. Weil er niemanden hatte, der seine Kinder betreute, wenn sie krank waren und er deshalb nicht zur Arbeit kommen konnte, verlor er seinen Job. Eine neue, familientaugliche Arbeit zu finden ist schwer. Teilzeitjobs gibt es kaum. Sobald das Kindergeld auf ihrem Konto ist, kauft Stefanie B. sämtliche in diesem Monat benötigten Lebensmittel für die sechsjährige Tochter und sich selbst, um Lastschriften zuvorzukommen, die das Konto sofort wieder schröpfen würden.
    Doch mit den Außenständen, die sie nicht begleichen kann, wächst auch der Schuldendruck. Immer schwerer wird es für die 30-Jährige, den Boden unter den Füßen zu behalten oder eine gesicherte wirtschaftliche und berufliche Perspektive jenseits von Hartz IV zu bekommen. Ein 450-Euro-Job war dieser Ausweg nicht, denn die Kosten für den Arbeitsweg halbierten beinahe den Verdienst, der dann auch noch auf die Sozialleistungen angerechnet wurde. Durch eine Borreliose-Erkrankung verlor sie den Job und bezog monatelang Sozialleistungen, bis sie eine Teilzeitstelle als Verkäuferin fand.
    Seitdem verdient sie kaum mehr als vorher mit Hartz IV und ist noch immer auf das Amt angewiesen, weil das Gehalt zum Leben nicht reicht. Damit ist sie nicht die Einzige: 30 Prozent aller Alleinerziehenden müssen sogar noch trotz Vollzeitjob mit Hartz IV aufstocken. In Deutschland leben zirka 409 000 alleinerziehende Väter und 2 331 000 Mütter. Viele von ihnen fühlen sich überfordert und allein gelassen, weil sie keine Entlastung finden. Christiane S. ist alleinerziehende Mutter von neun Monate alten Zwillingen.
    Der Vater ihrer Babys verließ sie noch in der Schwangerschaft. Seitdem muss sie alles allein stemmen und kämpft mit ständigen Rückenschmerzen und Dauermüdigkeit. Nun hat sie eine Mutter-Kind-Kur beantragt. Wird sie bewilligt, kann die 42-Jährige für drei Wochen aufatmen. Wie aber kann sie ihr Leben danach weiter managen, wenn ihre Elternzeit vorbei ist und sie wieder in einem Kinderheim als Sozialarbeiterin tätig sein wird? Die „37°“-Dokumentation begleitet drei Alleinerziehende und ihre Kinder in ihrem Alltag zwischen Existenzangst und Überforderung, Job und Kindern, auf der Suche nach Unterstützung. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 13.03.2018ZDF
  • Folge 931 (30 Min.)
    Harte Arbeit, schlechte Gerüche, bescheidenes Gehalt. Sie machen unseren Dreck weg, ihr Job geht auf die Knochen. „37°“ begleitet eine Müllwerkerin und zwei Müllwerker in ihrem Alltag. Was sind das für Menschen, die Hinterlassenschaften unseres Daseins beseitigen? Wie kommen sie damit zurecht, dass ihre Arbeit gesellschaftlich wenig Ansehen genießt? Stimmt der Spruch, dass Müllwerker ein Job für Leute ist, die sonst nichts gelernt haben? Janine ist 38 und alleinerziehende Mutter einer siebenjährigen Tochter.
    Die lebenslustige Müllwerkerin ist gelernte Zahntechnikerin, hat vier Jahre als Kinder-Animateurin im Ausland gearbeitet und war Kundenberaterin bei der Telekom. 2015 hat sie ihren Traumjob gefunden, als Müllentsorgerin bei der Stadt Münster. Schwere körperliche Arbeit, Gestank und 25 Kilometer zu Fuß pro Tag machen ihr nichts aus. Nur an das Aufstehen um 4:30 Uhr kann sie sich auch nach Jahren nicht richtig gewöhnen. Auch der 28-jährige Roy aus Kassel ist Müllwerker aus Leidenschaft. Bis zu seiner Rente kann er sich kein anderes Berufsleben vorstellen.
    Roys Schwiegervater Wolfgang arbeitet schon seit 26 Jahren bei der Müllentsorgung und liebt seinen Beruf noch immer. Auf dem Recyclinghof nimmt er täglich Sperrmüll entgegen und erlebt nicht selten kuriose Geschichten. Wenn Roy Dienstschluss hat, geht er viermal pro Woche zum Fußballtraining. Sein Beruf als Müllwerker ist für ihn wie ein Aufwärmprogramm für den Sport. Wenn er am Wochenende in der Hessenliga spielt, ist die ganze Familie zum Anfeuern dabei.
    Roy liebt die Abwechslung in seinem Beruf. Doch manchmal wird es auch ihm zu viel. Vor wenigen Monaten entdeckte er einen schlafenden Flüchtling in der Mülltonne, gerade noch rechtzeitig. Auch Christian ist Müllwerker aus Leidenschaft. Mit diesem Beruf hat er sich einen Kindheitstraum erfüllt. Täglich Mülltonnen zu laden, ist aber auch ein Knochenjob. Zudem reicht das Geld für seine sechsköpfige Familie kaum bis zum Monatsende. Und immer wieder sehen sich vor allem seine Kinder mit Vorurteilen konfrontiert, unter denen die ganze Familie leidet. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 20.03.2018ZDF
  • Folge 932 (30 Min.)
    Der Terror scheint allgegenwärtig. Seit 2014 häufen sich die Attacken. Städte in Europa werden immer wieder zur Zielscheibe von Terroristen, und oft sind auch Deutsche unter den Opfern. „Du siehst dem Attentäter in die Augen, und du bekommst Todesangst, weil du weißt, dass es gleich vorbei sein wird.“ Ein Albtraum, den Julia Schmitz und ihr Mann Thomas im Pariser Konzerthaus Bataclan am 13. November 2015 überlebt haben. Die beiden waren bei einem Konzert der Rockband Eagles of Death Metal, als an diesem Abend gegen 22:00 Uhr drei Attentäter in das Gebäude eindrangen.
    Mit Kalaschnikow-Gewehren schossen sie in die Menge und warfen Handgranaten. Dabei starben 90 Menschen. „Schüsse knallten, es gab einen eigentümlichen Gestank wie von Feuerwerk, und erst dachten wir, das wäre Teil der Show“, sagt Julia. Dann rannten sie los, mitgerissen von anderen, liefen in einen Flur und fanden sich schließlich im Backstage-Raum der Band wieder. Sie kauerten in Todesangst im Halbdunkel, als die Terroristen versuchten, in den Raum einzudringen. „Wir haben wirklich gedacht, wir sterben jetzt.
    Hoffentlich geht es schnell und tut nicht weh“, sagt der 37-jährige Thomas. Drei lange Stunden verharrten sie in dem winzigen Raum, gemeinsam mit etwa 30 anderen Schutzsuchenden. Als sie endlich befreit wurden, mussten sie über die Leichen der Opfer steigen. Ein einziger Albtraum. Es sei ein langer Weg gewesen zurück in den Alltag. Thomas, der als Logistiker arbeitet, war in den ersten Wochen krankgeschrieben und hatte Zeit zu grübeln. Viel zu viel Zeit, sagt er zwei Jahre später. Julia, die in einer Werbeagentur arbeitet, musste kürzertreten.
    Ihre Art der Aufarbeitung bestand darin, alles über die Anschläge und die Attentäter im Netz zu recherchieren, jede Information aufzusaugen. Im November 2017 sind sie an den Ort des Terrors zurückgekehrt. „Für uns ist das ein wichtiger Schritt, um das, was wir erlebt haben, besser zu verarbeiten“, sagt Julia. „Es war eine Reise in die Hölle – und wieder zurück“, so beschreibt Marc Schreiner den 22. März 2016. Den Tag, als er in Brüssel Zeuge der Selbstmordattentate am Brüsseler Flughafen Zaventem und wenig später in der Metro-Station Maalbeek in der Innenstadt wurde, bei denen 35 Menschen ums Leben kamen und mehr als 300 verletzt wurden.
    „Ich habe das Ganze damals wie in Trance erlebt, und dass ich noch lebe, grenzt an ein Wunder.“ Wie so oft war der Rechtsanwalt an diesem Morgen mit der Frühmaschine aus Berlin gegen 8:00 Uhr gelandet. Doch beim Betreten des Flughafengebäudes gerät er in ein höllisches Inferno mit schreienden Menschen, am Boden liegenden zerfetzten Körpern und beißenden Rauchschwaden.
    Nur wenige Minuten zuvor hatten sich zwei Terroristen der Organisation „Islamischer Staat“ in der Ankunftshalle mit Nagelbomben in die Luft gesprengt. Elf Menschen sterben bei dem Anschlag. Schreiner hat Glück. Mit einem Taxi fährt er in die Innenstadt. Doch als er aussteigt, geht eine weitere Bombe gleich neben ihm in der Metro-Station Maalbeek in die Luft, reißt neben dem Selbstmordattentäter 21 Menschen in den Tod. Der Boden bebt, Schreiner spürt die Druckwelle der Detonation. Aus dem U-Bahn-Schacht torkeln ihm Menschen entgegen, blutüberströmt.
    „Ich habe die Schreie aus der Station gehört und mir gesagt, du musst jetzt helfen.“ Während er in den dunklen Schacht hinuntergeht, klingelt sein Telefon, sein Bruder Dominik ist dran. Sie sprechen kurz, Schreiner schaltet das Licht seines Handys ein, ohne die Verbindung zu beenden. Sein Bruder bekommt in den nächsten Minuten alles mit: die Schreie der Schwerverletzten, die Marc zu versorgen versucht, seine Angst, seine Hilferufe. Ein Film über Menschen, die Terroranschläge überlebt haben, Todesangst aushalten mussten und trotz alledem ihren Weg in den Alltag zurückgefunden haben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 10.04.2018ZDF
  • Folge 933 (30 Min.)
    Mallorca: Meer, Sonne, Strand, mildes Klima, Fiesta statt Frust, das ist der Traum vom sorgenfreien Leben vieler Deutscher im Urlaubsparadies. Doch wie sieht die Realität wirklich aus? Für viele Deutsche ist Mallorca ein begehrter Wohnsitz geworden, auch im Ruhestand. Knapp 20 000 sind offiziell auf der Insel gemeldet. Doch auch hier kann das Schicksal zuschlagen. Was verändert sich, wenn die Träume vom Leben unter Palmen platzen? Die „37°“-Sendung begleitet Menschen, die sich eine neue Heimat auf Mallorca aufgebaut haben, deren Traum vom sorgenfreien Leben aber nicht erfüllt wird.
    Der Film zeigt die Realität des Lebens im Urlaubsparadies, das härter, komplizierter und einsamer sein kann, als sich viele das ausgemalt haben. Insbesondere durch Krankheiten, die das Leben gravierend verändern, können Auswanderer durch das soziale Netz fallen. Tina kam 2013 mit ihrem Sohn aus Erlangen nach Mallorca. Da hatte die heute 51-Jährige schon ein buntes Berufsleben als Fremdsprachenkorrespondentin, Tanzlehrerin und Gastronomin hinter sich. Tina hatte immer vom Leben im Süden geträumt.
    Jetzt zieht sie eine bittere Bilanz: Tina hat kein Auto, keinen festen Job und eine Mini-Wohnung, in der die Wände schimmeln. „Manchmal weiß ich nicht, ob ich im nächsten Monat noch Miete zahlen und was zu essen kaufen kann oder ob ich zurück nach Deutschland muss.“ Die Erlangerin spricht fließend Spanisch, doch im Alter über 50 ist die Job-Auswahl im Saisongeschäft auf der Urlaubsinsel begrenzt. Es gibt nur Zeitverträge von einigen Monaten, mehr als 1200 Euro verdient sie damit nicht – zu wenig, während die Mietpreise explodieren.
    Ein soziales Sicherungsnetz fängt die Deutsche nicht auf: Arbeitslosengeld bekommt nur, wer über längere Zeiträume einen festen Arbeitsvertrag in Spanien hatte. An Weggehen will Tina dennoch nicht denken: „Ich will das hier schaffen. Ein Neuanfang in Deutschland ist genauso schwer.“ Ihr Kontostand reicht für die nächsten Wochen. Als Tanzlehrerin unterrichtet sie gerade ein paar deutsche Rentner. Aber dauerhaft ist das wieder keine Lösung. Finanzielle Sorgen hatten Ex-Manager Ralf (69) und Ulla (71) nicht, aber die Gesundheit machte in Deutschland beiden zu schaffen.
    Aus Liebe zu Mallorca bauten sie 2000 eine Traumfinca in den Bergen der Insel. Vor einigen Jahren kam dann der Einbruch: Ulla erkrankte an Parkinson. Auf der Insel gibt es teure Privatkliniken, doch die 71-Jährige ist Kassenpatientin, und spanische Insel-Krankenhäuser sind auf solche Erkrankungen nicht eingestellt. Zahllose Male musste Ulla nach Deutschland fliegen und bekam letztlich einen Gehirnschrittmacher. Die Krankheit hat das Leben des Paares nun stark verändert. Das Haus in den Bergen mussten sie verkaufen und in eine Mietwohnung ziehen, weil Ulla die vielen Stufen nicht mehr laufen kann.
    Die deutschen Freunde vom Golfplatz und in den Clubs halten noch zu dem Paar, doch Rentnerglück sieht anders aus. „Ich weiß gar nicht mehr, wann wir beide mal von Herzen gelacht haben“, sagt Ulla nachdenklich. „Manchmal denke ich einfach, wenn Ralf eine gesunde Frau hätte, hätte er nicht so viel Kummer.“ Der 69-jährige Manager kümmert sich liebevoll um Ulla, gesteht aber auch: „Manchmal leide ich unter der Krankheit mehr als meine Frau und muss aufpassen, dass ich nicht depressiv werde.“ Ulla zahlt nun die Kosten der monatlichen Behandlungen in einer Privatklinik, weil sie sich dort besser versorgt fühlt.
    Aber wie lange noch? Die Krankheit schreitet unaufhaltsam voran, doch Ralf und Ulla wollen eigentlich nicht zurück nach Deutschland. Die Jobbörse vom Inselradio hat Christine (53) permanent im Blick. 2005 kam die gebürtige Schwarzwälderin mit ihrem 22 Jahre älteren Mann Dieter nach Mallorca. 45 Jahre hatte Rentner Dieter (75) als Monteur und Gastronom gearbeitet und schon seit den 60er Jahren davon geträumt, irgendwann für immer auf „seiner“ Insel zu leben.
    Das Meer, die Steilküste, die langen Strände und Promenaden, das milde Klima, ein schöner Lebensabend. Mit Dieters Rente von 700 Euro und Christines Verdienst als spanischsprechende Reiseleiterin wollten die beiden es sich gut gehen lassen. Sie mieteten eine kleine Wohnung am Hafen von Arenal. Doch dann bekam Dieter einen Schlaganfall: Die Behandlung im Insel-Krankenhaus war gut, doch der Ärger begann mit der Pflegestufe. Dieter muss seine Kosten selbst tragen, Sachleistungen – wie in Deutschland – gibt es nicht.
    Christine pflegt ihren halbseitig gelähmten Mann allein, dennoch muss sie arbeiten, um über die Runden zu kommen. Einmal pro Woche reist sie während der Ferienzeit mit Touristen über Mallorcas Traumstraße, dann muss Dieter allein zurechtkommen. Halbtägige Gelegenheitsjobs wie Putzstellen in den Fincas von reichen Deutschen helfen, finanzielle Engpässe zu überbrücken. Doch die Kräfte der 53-Jährigen schwinden unter der Dauerbelastung. Christines größte Angst ist, dass sie selbst krank wird: „Dann müssen wir zurück nach Deutschland, für Dieter wäre das ein Albtraum.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 08.05.2018ZDF
    Erstausstrahlung ursprünglich für den 06.03., dann 03.04.2018 angekündigt
  • Folge 934 (30 Min.)
    „Ein Junge hat einen Drink ausgegeben Wir haben getanzt, und dann wird es dunkel mit meinen Erinnerungen. Wie eine Art Filmriss.“ Am Morgen wacht Nina nackt im Park auf. Was ist passiert? Sie liegt in einem Gebüsch mit dem schrecklichen Gefühl, vergewaltigt worden zu sein. Am nächsten Tag geht sie zur Polizei und wird rechtsmedizinisch untersucht. Um K.-o.-Tropfen nachweisen zu können, ist schon zu viel Zeit vergangen. Als schließlich die Laborergebnisse vorliegen, fällt Nina in ein noch tieferes Loch. DNA-Spuren beweisen, dass sich mindestens zwei Männer in der Tatnacht sexuell an der jungen Frau vergangen haben.
    Auch die 24-jährige Lulu aus Kiel wurde vor einem Jahr von zwei Männern vergewaltigt. Es waren Bekannte, die das Mädchen besuchte, um einfach nur einen netten Abend zu verbringen. Die jungen Männer servieren ihr einen Cocktail, und bald darauf erlebt Lulu den Albtraum ihres Lebens. „Ich war plötzlich wie gelähmt.“ Die Männer haben ihr Opfer betäubt, um sich auf schrecklichste Weise an ihm zu vergehen und dies auch noch zu filmen. Am nächsten Morgen kann sich Lulu wieder bewegen.
    Es gelingt ihr, aus der Wohnung ihrer Peiniger zu flüchten und mit Hilfe ihres Freundes die Polizei zu alarmieren. Lulu wird im Krankenhaus versorgt, die Täter kommen in Untersuchungshaft. Der junge Mann, der Felinas Hilflosigkeit ausnutzt und Sex mit ihr hat, wird dagegen nie für seine Tat belangt. Die heute 21-Jährige feiert vor dreieinhalb Jahren mit Freunden in Schwerte auf einem Abiball, als ihr plötzlich schlecht wird. Sie geht nach draußen, weiß noch, dass ihr Körper ihr nicht mehr gehorcht und sie sich auf der Wiese heftig übergeben muss.
    Ein junger Mann ist bei ihr. Er war früher mal auf ihrer Schule, sie kennt ihn vom Sehen. Doch statt Hilfe zu rufen, nimmt er das völlig weggetretene Mädchen mit nach Hause. Laut seiner späteren Aussage will sie trotz großer Übelkeit Lust gehabt haben, mit ihm zu schlafen. Von all dem weiß die damals 17-Jährige nichts mehr. Felinas Erinnerungen setzen erst wieder ein, als sie am nächsten Morgen nackt in einem fremden Bett aufwacht. „Ich wusste, dass etwas Schreckliches passiert ist, aber wollte das erstmal nicht an mich ranlassen.“ Zu der Zeit läuft bereits seit Stunden die fieberhafte Suche nach dem jungen Mädchen, das in der Nacht nicht nach Hause gekommen ist.
    Felinas Eltern und Freunde befürchten das Schlimmste, vor allem, als das Handy des Mädchens auf der Wiese gefunden wird. Der junge Mann, der sich um die Schülerin „gekümmert“ haben will, erfährt über einen Facebook-Aufruf von dem Aufruhr und gibt Felina ein Telefon, um ihre Familie anzurufen. Felina lässt sich von ihrer Mutter ins Krankenhaus fahren und umfassend untersuchen. „Eigentlich hat jeder gedacht, sie hätte zu viel getrunken, würde das mit den K.-o.-Tropfen nur als Ausrede benutzen“, resümiert eine Freundin.
    Erst als die Untersuchungsergebnisse beweisen, dass sie mit einem Medikamentencocktail betäubt wurde, geht es ihr etwas besser. Dennoch reichen diese Tatsachen nicht aus, um dem jungen Mann einen Prozess zu machen. Für alle drei Frauen geht der Kampf nach der Tat weiter. Sie leiden unter Ängsten, Panikattacken, Albträumen, Schuldgefühlen, Ekel und Selbsthass. Doch die Frauen geben nicht auf. Und sie haben Unterstützung aus ihrem nächsten Umfeld – Familie, Freunde, Partner, aber auch Therapeuten und Anwälte. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 15.05.2018ZDF
    Erstausstrahlung ursprünglich für den 01.05.2018 angekündigt
  • Folge 935 (30 Min.)
    Was machen Eltern, wenn ihr Kind lebensbedrohlich erkrankt? Leos Luftröhre ist schwer verletzt. Seine Eltern sehen eine Chance auf Heilung und ziehen von Neuseeland nach Deutschland. „37°“ hat die Familie vor ihrer Abreise in Neuseeland und in den Folgemonaten in Deutschland begleitet. Das Filmteam ist bei der Ankunft in Hamburg dabei, nimmt teil an Untersuchungen, feiert Leos zweiten Geburtstag und erlebt den schwierigen Alltag der Familie. Die Geschichte von Leo beginnt 2015 in Neuseeland. Anja, 39, will mit ihrem Freund Tony, 36, nur einige Monate in dessen Heimat verbringen.
    Doch dann wird sie schwanger, mit Zwillingen. Eine komplizierte, dramatische Schwangerschaft. Am Ende müssen die Zwillinge Mats und Leo per Notkaiserschnitt auf die Welt geholt werden, 13 Wochen zu früh. An eine schnelle Rückkehr nach Deutschland ist nicht zu denken, denn Leo ist krank. Mehrfach muss er operiert werden, dabei wird seine Luftröhre bei einem Eingriff schwer verletzt. Leo muss nun rund um die Uhr gepflegt werden, und mit dieser Gewissheit ändert sich alles für die Familie.
    „Man überlebt. Man lebt nicht richtig. Wir überleben jeden Tag“, beschreibt Anja ihren Alltag zwischen Fürsorge und Erschöpfung. Denn Leo bekommt kaum Luft, Schwellungen und Zysten machen das Atmen für ihn fast unmöglich. Durch einen Luftröhrenschnitt und mithilfe einer sogenannten Trachealkanüle kann Leo zwar wieder atmen, aber er ist seither stumm. Zudem muss Leo über eine Magensonde ernährt werden. Aus Angst davor, nicht weiteratmen zu können, verweigert er das Schlucken.
    Trotz allem: Leo ist ein glückliches Kind, ein Sonnenschein. „You Are My Sunshine“, singt Vater Tony deshalb am liebsten für seinen Sohn. „Die Situation hat uns definitiv verändert. Aber wir versuchen, so normal wie möglich zu leben. Und unseren Kindern Liebe zu geben“, erklärt Tony. Er gibt seine Arbeit als IT-Fachmann auf, um bei seinen Zwillingen sein und Anja unterstützen zu können. Rund um die Uhr, bis zu 50 Mal am Tag, muss Leos Luftröhre abgesaugt werden. Tagsüber machen das Anja und Tony, nachts übernehmen Krankenschwestern diese Aufgabe, bezahlt von einem neuseeländischen Gesundheitsfonds.
    Die Ärzte in Neuseeland wissen nicht weiter, doch es gibt einen Hoffnungsschimmer: die Spezialklinik „Lufthafen“ in Hamburg, im Altonaer Kinderkrankenhaus. Anja und Tony stehen vor einer riesigen Herausforderung. Die Familie zieht im September 2017 nach Deutschland. Am Flughafen wartet Anjas Familie, ein Haus haben sie bereits über das Internet gefunden. Doch leider gibt es vorerst keine Pflegekräfte, um Leos Versorgung zu Hause abdecken zu können.
    „Wir wussten, dass die Pflegesituation schwierig ist in Deutschland. Aber dass es so schlimm wird, hab’ ich nicht gedacht“, erzählt Anja. Hilfe bekommt sie von ihrer Mutter. Sogar nach Neuseeland reiste Oma Maren, um der Familie beizustehen und sie beim Umzug nach Deutschland zu unterstützen. Die 69-Jährige ist inzwischen auch am Ende ihrer Kraft. Alle Hoffnung der Familie konzentriert sich deshalb auf die ersten Untersuchungen in der Hamburger Spezialklinik. „Dass ein Kind mit so viel Krankenhauserfahrung einen Menschen in Weiß kennenlernt und dem so offen und fröhlich entgegenkommt – toll!“, beschreibt „Lufthafen“-Oberarzt Dr. Benjamin Grolle seine erste Begegnung mit Leo.
    Trotzdem wird die Hoffnung auf Heilung vorerst gedämpft. Auch der Familienalltag gestaltet sich schwierig. Weil IT-Fachmann Tony in der Woche arbeitet, um seine Familie zu ernähren, lasten alle Entscheidungen und die Versorgung von Leo und Mats jetzt allein auf Anjas Schultern. Der zähe Kampf um Pflegekräfte für Leo kostet viel Kraft.
    Zudem fällt es Neuseeländer Tony schwerer als gedacht, sich in Deutschland einzuleben. Die Herausforderungen sind vorerst eher größer als erwartet, doch aufgeben ist keine Option. Denn einen Plan B gibt es nicht. Werden sich die Hoffnungen der Familie erfüllen, kann Leo im „Lufthafen“ doch noch geheilt werden? Hat sich der Umzug um die halbe Welt gelohnt? Wie werden Anja und Tony mit den Herausforderungen fertig? Ein Film mit tragischen Situationen und fröhlichen Momenten, letztlich ein Film über eine Familie, in der die Liebe der Treibstoff allen Handelns ist. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 29.05.2018ZDF
  • Folge 936
    Alle 53 Minuten nimmt sich in Deutschland jemand das Leben. Von jedem Suizid sind durchschnittlich sechs Angehörige betroffen, die fassungslos zurückbleiben. Wie sollen sie weiterleben? Viereinhalb Jahre sind vergangen, seit sich der Bruder von Gabriel (33) das Leben nahm. Es ist, als wäre diese Katastrophe erst gestern gewesen. Immer wieder überfallen Gabriel die Gedanken nach dem „Warum“. Hätte er es nicht doch irgendwie verhindern können? Angehörige von Suizidopfern finden oft keinen Weg aus dieser Gedankenmühle. Mit Selbstvorwürfen und der Frage nach dem „Warum“ reiben sie sich auf. Auch Gabriel findet keine Ruhe.
    „Eigentlich weiß ich, ich habe keine Schuld. Aber jedes Mal, wenn ich ihn mir auf diesem Balkon vorstelle, könnte ich losheulen. Wie an dem Tag, als ich es erfahren habe.“ Christel (73) und ihr Mann waren 40 Jahre glücklich verheiratet, als er seinem Leben ein Ende setzte – ohne jede Vorankündigung und ohne einen Abschiedsbrief. Acht Jahre ist das her. Bis heute weiß Christel nicht, was ihren Mann zu dieser Verzweiflungstat getrieben hat. „Vielleicht hätte ich ihm helfen können? Wir haben ja immer alles gemeinsam gemacht und besprochen. Und in dem Moment, wo es um so eine Entscheidung geht, die das Leben wirklich radikal verändert, hat er nichts gesagt! Warum nur?“ Zu Beginn der Dreharbeiten liegt der Tod von Miriams Mann noch kein Jahr zurück.
    Er hat sich in der gemeinsamen Wohnung das Leben genommen. Mit dem Notarzt kam auch gleich die Polizei. Da Suizid kein natürlicher Tod ist, wurde die Wohnung zunächst wie ein Tatort behandelt. Für Miriam (47) eine schreckliche Situation. „Ich konnte nicht mehr zu ihm, und die Zimmer waren voll mit allen möglichen Menschen. Dann wurde die Tür versiegelt, man durfte überhaupt nicht mehr rein. Das war ganz schlimm.“ „37°“ begleitet Gabriel, Christel und Miriam ein Jahr lang mit der Kamera.
    Wie gelingt es ihnen, das traumatische Geschehen zu verarbeiten und vielleicht sogar wieder ins normale Leben zurückzufinden? Der Film dokumentiert den Schmerz, die Schuldgefühle und die zermürbenden Fragen, die die Angehörigen quälen. Er zeigt aber auch, dass es Hilfe gibt. Miriam findet Trost und Unterstützung durch eine Suizid-Trauerbegleiterin und beim Yoga, Christel leitet inzwischen die Hamburger Selbsthilfegruppe des Bundesverbandes der Angehörigen nach Suizid, AGUS, und Gabriel will sich bei „Freunde fürs Leben“ engagieren, die sich für Suizid-Prävention bei Jugendlichen einsetzen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 05.06.2018ZDFDeutsche Online-PremiereDi 05.06.2018ZDFmediathek ab 8:00 Uhr
  • Folge 937 (30 Min.)
    Ein komplettes Haus in klein, das ist die Idee der Tiny Houses.
    Cool, individuell, wildromantisch: Leben auf dem Hausboot, im Camper oder Mini-Haus, das klingt nach Abenteuer und Freiheit. Doch wer lebt dauerhaft in einem so ungewöhnlichen Zuhause? „37°“ begleitet drei Familien, die mobil wohnen. Menschen zwischen verrückten Ideen und großen Träumen. Die fünfköpfige Familie, die in einen Camper zieht. Das junge Paar, das ein Haus auf 25 Quadratmetern baut. Den Alltag einer Familie, die auf dem Wasser lebt. Jill ist hochschwanger. Eine Tochter haben sie und ihr Mann Ole schon, Kind Nummer zwei kommt in wenigen Wochen.
    Jill will das Kind zu Hause zur Welt bringen. Und zu Hause ist in ihrem Fall ein Boot. Seit drei Jahren wohnt das Paar in einem kleinen Hafen südlich von Hamburg. In der Großstadt fand es keine Wohnung. „Ich bau’ uns einfach was“, meinte Ole deshalb, kaufte einen heruntergekommenen Kahn und baute ein Haus darauf. Komplett in Eigenregie. Jetzt wohnt die Familie in einem kleinen, roten Hausboot. Was romantisch klingt, ist besonders für Ole aber oft nur Plackerei.
    Immer geht etwas kaputt, muss der Steg erneuert oder der Rumpf gekittet werden. Und besonders mit dem zweiten Kind wird es bald eng auf dem Boot. Ob ein gewöhnliches Leben in einer Mietwohnung doch die bessere Lösung wäre? Ihre Dreizimmerwohnung gibt Familie Weiser gerade bewusst auf. Sie zieht um. In einen Camper. Für Julia und Erik bedeutet das vor allem: ausmisten. „Das tut so gut, wenn einfach mal Zeug wegkommt“, meint der Familienvater beim Kistenpacken. In den nächsten Monaten wird das Leben der Weisers auf engstem Raum stattfinden.
    Schlafen, essen, arbeiten – alles in einem kleinen, gebrauchten Wohnmobil. Julia und Erik machen sich mit ihren beiden Kindern auf den Weg in Richtung Südfrankreich. Noch gehen die Kleinen nicht zur Schule, und als freischaffende Künstler sind die Eltern räumlich flexibel. Warum also nicht einfach losfahren? Ausbrechen aus dem Gewöhnlichen und gemeinsame Zeit mit der Familie verbringen? Wenn da nicht das leidige Geld wäre.
    Daran mangelt es Weisers permanent. Für drei Monate ist ihr Wohnexperiment gesichert, aber dann muss irgendwoher finanzielle Unterstützung kommen, oder ihre Kunst muss Geld abwerfen. „Uns ist bewusst, dass wir komplett pleitegehen könnten“, sagt Julia. „Aber man muss auch ein bisschen Vertrauen haben und Dinge einfach mal machen“, fügt Erik hinzu. In ein winziges Haus wollen Brendan und Sina umziehen. Sie ist 20, er 25. Ein Leben lang das Eigenheim abbezahlen und gebunden sein, so wie es ihre Eltern getan haben – darauf haben sie keine Lust.
    Aus den USA kennen sie das Konzept der Tiny Houses: kleine Häuschen auf Anhängern, in denen es auf engstem Raum alles gibt, was es zum Leben braucht. Die Flexibilität und der Gedanke, auch mit wenig zurechtzukommen, begeistert das junge Paar. Sie haben das Haus komplett am Computer geplant und jedes Detail berechnet. Den Anhänger haben sie schon gekauft, jetzt kommt das Baumaterial, und dann soll es losgehen. Für Brendan und Sina ist das Tiny House die perfekte Lösung: „Wir sind noch jung und wissen nicht, wo wir auf Dauer leben wollen.
    Aber dieses Haus können wir überall hin mitnehmen.“ Mobil zu leben reizt immer mehr Menschen in Deutschland. Grund dafür ist zum einen der knappe Wohnraum in den Großstädten, zum anderen die Freiheit, die diese Lebensform verspricht: einfach mal den Wohnort wechseln, autark sein, unabhängig, flexibel. Die Dokumentation zeigt, welche Herausforderungen das Leben auf kleinem Raum birgt, und fragt, wie frei es sich wirklich lebt im Camper, Hausboot oder Tiny House. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.06.2018ZDF
    Erstausstrahlung ursprünglich für den 15.05.2018 angekündigt
  • Folge 938 (30 Min.)
    Radpanzer rollen durch die Wüste. Die Patrouille führt ein junger Offizier. Matthias ist 27, als er den Befehl bekommt, in den Einsatz zu gehen. Die Zeit in Mali wird ihn verändern. Was bewegt junge Menschen, zur Bundeswehr zu gehen? Das Pflichtbewusstsein als deutscher Staatsbürger? Abenteuerlust? „37°“ begleitet Matthias ein Jahr bei der UN-Mission MINUSMA vom Training in Deutschland durch Gefahren im Einsatz bis zur Heimkehr zur Familie. Matthias ist Zugführer bei den Gebirgsjägern in Bad Reichenhall, als die Dreharbeiten im Juni 2017 beginnen.
    Nach Studium und militärischer Ausbildung muss er seine Soldaten führen – auch im Ernstfall als Kampftruppe für die weltweiten Einsätze der Bundeswehr. In der gesamten Sahel-Region herrscht erhöhte Gefahr für terroristische Anschläge und Entführungen. Nord-Mali mit Gao und Kidal gilt als Drehkreuz des Drogenschmuggels von Südamerika Richtung Europa. „Das wird die bisher größte Herausforderung in meiner Laufbahn“, sagt Matthias und wirkt dabei nachdenklich.
    „Hauptsache, meine Jungs kommen alle wieder heil zurück.“ Kurz vor der Abreise nach Mali heiratet Matthias. Seine Frau Clara ist schwanger, als am 21. September 2017 um sechs Uhr früh ein A310 der Deutschen Luftwaffe vom Flughafen Köln-Wahn abhebt. Clara macht sich Mut: „Wir werden telefonieren und uns Nachrichten schreiben. Ändern können wir es leider nicht.“ Zwölf Stunden später steht Matthias im Feldlager der Bundeswehr in Gao mit Namen „Camp Castor“. Es ist bereits dunkel, und dennoch schiebt sich das Thermometer über die 40-Grad-Marke.
    Zeit zum Akklimatisieren bleibt nicht: Übernahme von Waffen und Ausrüstung, Einrichten im Lager und die ersten Patrouillen im Einsatzraum. Mit seinem Zug übernimmt er die Aufgaben einer schnellen Eingreiftruppe: Schutz der eigenen Kräfte, Aufklärung bei Anschlägen oder Unterstützung der UN-Soldaten anderer Länder. Matthias und sein Zug sind die „Feuerwehr“ in der Hitze der malischen Wüste. Im schlimmsten Fall wird er selbst auf Menschen schießen müssen.
    Während der vier Monate in der Wüste stellt sich Matthias den Fragen nach dem Sinn des Einsatzes, nach der Pflicht des Dienens, nach dem Tod und dem Töten. Die Autoren Daniel Moj und Jörg Stolpe zeigen ein authentisches Bild einer neuen Generation von Soldaten, die sich dafür entscheiden, für ihr Land zu dienen. Gleichzeitig macht der Film deutlich, wie sich die Bundeswehr in den vergangenen 20 Jahren verändert hat: weg von einer Präsenz-Armee, hin zu einer Einsatztruppe, die unser Land fernab der Heimat verteidigen soll. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 26.06.2018ZDF
  • Folge 939 (30 Min.)
    80 Millionen Menschen leben in Deutschland, jeden Achten trifft es irgendwann: Angststörungen, eine tückische Krankheit unabhängig von Bildungsstand, Alter, sozialem Status und Geschlecht. „Wenn du dreimal am Tag eine dreiviertel Stunde lang denkst, du stirbst, dann macht das was mit dir“, sagt der Sänger Nicholas M. aus eigener Erfahrung. Weder Goldene Schallplatten noch der ECHO-Gewinn konnten verhindern, dass ihn die Panik von der Bühne holte. Mit großer Wucht und unabsehbaren Folgen trifft diese heimtückische Krankheit laut fachärztlicher Statistik rund zehn Millionen Menschen in Deutschland.
    Angststörungen sind von Kassen und Ärzteverbänden erst seit wenigen Jahren als eigenständige Krankheit anerkannt. Angstkranke sind immer noch schlecht versorgt, müssen oft lange Wartezeiten auf sich nehmen, weil Therapieplätze fehlen. Seit zwölf Jahren, seit dem Tod seiner Mutter, leidet Nicholas M. unter der Krankheit. Jahrelange Therapien, monatelange Klinikaufenthalte und Psychopharmaka waren nötig, um ihn wieder lebenstüchtig zu machen: Gesprächs-, Verhaltens- und tiefenpsychologisch basierte Therapien.
    Er kennt alle und plädiert dafür, Therapieplätze auszubauen, um angstgestörte Menschen schneller in Behandlung zu bringen. Dass der Sänger wieder in der Lage ist, eine zweite Karriere mit seiner neuen Band „Von Brücken“ starten zu können, brauchte es allerdings zusätzlich gute Freunde, die auch dann noch zu ihm hielten, als seine Krankheit und er ziemlich schwierig waren. „Die Angst nimmt mir mein Leben“, sagt Jeanette H., die es seit Jahren allein nicht mehr aus dem Haus schafft.
    Gartenarbeit, mit den Hunden raus, einkaufen oder zur Therapie – ohne ihren Ehemann geht gar nichts, erklärt die knapp 50-Jährige. Selbst während des einstündigen Besuches beim Psychologen muss ihr Mann vor der Tür warten, darf nicht kurz einkaufen gehen, „sonst bekomme ich Panik“. Auch die Einladung ihrer Tochter ins Wellness-Bad wird zum Desaster: Klaustrophobie und ständige Fluchtgedanken machen ihr den Aufenthalt im palmengesäumten Bad unmöglich.
    Selbst ein Besuch beim Friseur, meistens ein Genuss für Frauen, wird für sie zur Qual. Jeanette leidet an einer generalisierten Angststörung. Sie ist schonungslos offen und lässt sich mit der Kamera begleiten in die angstbesetzten Zonen ihres Alltags. „Mein Leben ist geschrumpft auf die Größe meiner Wohnung“, sagt Petra A. Auch sie kann seit Jahren die Wohnung nicht mehr allein verlassen. Ihre Kinder und ihr Ehemann müssen sie begleiten, und selbst dann schafft sie es oft nicht weiter als 100 Meter.
    Ihr machen Autolärm, Menschen auf der Straße oder im Supermarkt Angst: Herzrasen, Atemnot, hoher Puls, Schwindel – Panik. Die immer gleiche Abfolge, die sie seit Jahren kennt und gegen die sie trotzdem kaum ankommt. Ihr Therapeut rät, sich mit der Angst zu konfrontieren und zu lernen, dass man solche Situationen durchstehen kann. „37°“ begleitet drei Menschen mit Angststörungen in ihrem Alltag und zeigt, wie hart und schwer der Kampf gegen diese Krankheit ist. Die „37°“-Sendung steht am Sendetag ab 8:00 Uhr in der ZDFmediathek zur Verfügung. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 17.07.2018ZDF
  • Folge 940 (30 Min.)
    Wie geht es eigentlich Samuel Koch? „37°“ begleitete den querschnittsgelähmten Schauspieler über vier Jahre. Und begegnet einem jungen Mann zwischen Hoch-Zeiten und Selbstzweifeln. Was ist das Leben noch wert, wenn alle Pläne zerbrechen? Diese Frage stellt sich Samuel Koch seit seinem Unfall immer wieder. Die Reportage sucht mit ihm nach Antworten, erlebt ihn auf und hinter der Bühne, verliebt und verletzt, hilflos und helfend. Der Unfall bei „Wetten, dass ..?“ liegt fast vier Jahre zurück. Hat man anfangs noch auf große körperliche Fortschritte gehofft, stagniert Samuels Zustand mittlerweile.
    Er kann einzelne Finger bewegen und durch die Kraft in den Schultern die Arme heben. So kann er Rollstuhl und Handy bedienen, für alles andere braucht er Hilfe und rund um die Uhr Betreuung. Trotz allem, Samuel bleibt in Bewegung, reist durch die Republik, 100 Nächte pro Jahr schläft er in Hotelzimmern. Wir sehen ihn in seiner ersten Hauptrolle am Theater und sind dabei, wenn sein zweites Buch entsteht. Mit Angela Merkel und Joachim Gauck feiert er das Reformationsjubiläum in Wittenberg.
    Noch wichtiger als die Gespräche mit Prominenten sind ihm die Begegnungen mit anderen Behinderten. „Gefühlt schreibt mir jeder frisch Verunfallte in Deutschland“, sagt Samuel. Viele von ihnen besucht er, tauscht sich aus oder hört einfach zu. Jede Reise ist mit hohem logistischem Aufwand verbunden, allein schon, um den 180 Kilogramm schweren Elektrorollstuhl zu transportieren. Dazu kommen die besonderen Herausforderungen, von denen kaum jemand ahnt, der nicht selbst betroffen ist: Samuel entdeckt eines Tages eine Verletzung am Knie, von der er nicht weiß, wann und wie sie entstanden ist, weil er die Schmerzen nicht spürt.
    Er muss sofort ins Krankenhaus, denn werden solche Wunden nicht behandelt, können sie sich entzünden. Im schlimmsten Fall muss amputiert werden. Zwischendurch tritt die große Liebe in sein Leben. Samuel lernt Schauspiel-Kollegin Sarah Elena Timpe kennen und staunt: „Ich dachte nicht, dass es solche Menschen noch gibt.“ Sie sagt: „Für mich ist er gar nicht behindert.“ Wir sind dabei, wenn die Hochzeitsplanungen beginnen und Samuel doch noch eine Möglichkeit findet, mit seiner Braut zu tanzen.
    Und wir sehen, welche Herausforderungen diese scheinbar ungewöhnliche Beziehung im Alltag bestehen muss. Wie ist das beispielsweise, immer von Assistenten und Pflegern umgeben zu sein? Wie viel Privatsphäre ist dann für das Paar noch möglich? Samuel trainiert jeden Tag mit seinen Physiotherapeuten an einem Trainingsrad oder im Laufroboter. „Ob es was bringt, weiß man nicht“, kommentiert Samuel. „Aber wenn man nichts macht, bringt es auf jeden Fall nichts.“ Oft sieht er andere Gelähmte, die jeden Antrieb verlieren.
    Das macht ihn traurig. Und dann wieder sind da Menschen mit ähnlichen Einschränkungen, die ihn beeindrucken. So wie die sechsjährige Elva. Sie ist von Geburt an gelähmt. „Für sie ist es ganz normal, um Hilfe zu bitten. Für mich ist das oft noch schwer. Da kann ich viel von ihr lernen. Denn, mal ehrlich, wofür lohnt es sich zu leben, außer mit anderen Menschen?“ Was also ist das Leben noch wert? Samuel findet am Ende des Films eine Antwort. Und zeigt durch sein Beispiel, wie kostbar jeder einzelne Moment ist. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 24.07.2018ZDFDeutsche Online-PremiereDi 24.07.2018ZDFmediathek

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