2015, Folge 846–861

  • Folge 846 (30 Min.)
    Die Schere zwischen Arm und Reich geht in Deutschland immer mehr auseinander. Das trifft auch die Rentner. Innerhalb von zehn Jahren hat die Armut unter ihnen um fast 40 Prozent zugenommen. Konkret heißt das: Wer als Alleinstehender weniger als 979 Euro netto im Monat zur Verfügung hat, ist arm. 37° begleitet Rentner, die ums tägliche Überleben kämpfen. Solange sie bei stabiler Gesundheit sind, geht das ganz gut – aber was, wenn sie krank werden? Heidi Steenbock lebt in einem Hochhaus an einer der verkehrsreichsten Kreuzungen Berlins. Sie wohnt dort schon seit 33 Jahren und hat sich an den Lärm gewöhnt.
    Die 66-jährige gelernte Bäckereiverkäuferin hat ihre Freundinnen hier und will auf keinen Fall aus ihrer kleinen Eineinhalb-Zimmerwohnung ausziehen. Doch die Wohnung ist mit 557 Euro zu teuer, zumindest zu teuer, um noch Grundsicherung zu erhalten, die ihr eigentlich zustehen würde. Dafür müsste sie aber in eine günstigere Wohnung ziehen, was in Berlin mit weniger als zwei Prozent Leerstand kaum möglich ist; außerdem würde sie ihr gewachsenes Umfeld verlieren. Heidi hat 821 Euro Rente.
    Sie hat seit ihrer Jugend gearbeitet, aber wenn sie ihre Miete bezahlt hat, dann bleiben noch 264 Euro übrig. Davon muss sie dann noch Strom, Telefon, die Monatskarte für Bus und Bahn, die Rundfunk- und Fernsehgebühren bezahlen. Zum Leben bleibt kaum etwas. Ohne zu arbeiten, geht es nicht. 50 Stunden im Monat arbeitet sie in einer Bäckerei für den Mindestlohn von 8,50 Euro die Stunde. Manchmal beginnt ihre Schicht um 6:30 Uhr, manchmal am Nachmittag. Und wenn große Feste in der Stadt anstehen, steht sie am Grill und brät Würstchen an einer Imbissbude.
    Wenn sie noch Zeit und Kraft findet, dann kocht sie für ihre Freundin Marga, die auf die 70 zugeht. Auch sie arbeitet, wie so viele Rentner, weil die Rente zum Leben nicht reicht. Hans-Jürgen Baciules ist fast 70. Der frühere Steuerberater lebt auf dem Land bei Hamburg. Eigentlich hatte er gedacht, er könnte einen sorglosen Lebensabend verbringen, doch es kam anders. Eine Ehekrise warf ihn aus der Bahn als er 55 Jahre alt war. Er wurde geschieden, verlor seine Arbeitsstelle und blieb lange arbeitslos. Als er 60 wurde, drängte ihn die Jobagentur, die Rente zu beantragen.
    Hans-Jürgen Baciules willigte ein, doch musste er empfindliche Rentenabschläge hinnehmen. Jetzt hat er eine Rente von 800 Euro. Jeden Sonntag fährt er Zeitungen aus. Dafür steht er um 3:00 Uhr auf, um 7:00 Uhr ist er fertig und hat 30 Euro verdient. Im Dorf macht er alle Arbeiten, die anfallen. Der Bürgermeister hat ihm eine 450 Euro-Job besorgt. Manche Bauern zahlen aber nur mit einem Mittagessen. Hans-Jürgen nimmt, was er bekommen kann. Mit dem, was er verdient, kommt er hin.
    „Ich habe keine großen Ansprüche. Ich trage ohnehin nur Arbeitskleidung.“ Er ist froh, dass er arbeiten kann, aber was wird sein, wenn er das alles eines Tages gesundheitlich nicht mehr schafft? Daran will er gar nicht denken. 37° begleitet Rentner, die sich im Alter plötzlich mit Armut konfrontiert sehen. Wie lange halten sie noch durch – körperlich und seelisch? Reicht das Geld noch für die nächste Woche? Können Sie den Strom noch bezahlen? Quälende Fragen, die sich die Rentner immer wieder stellen, die aber trotzdem ihrem Lebensmut und Optimismus nichts anhaben können. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 14.07.2015ZDF
  • Folge 847 (30 Min.)
    „Biete süße Hundewelpen“ und ein rührendes Foto. Solche Anzeigen finden sich zu Hunderten im Internet. Oft kaufen junge Familien die Tiere, weil die im Netz erstaunlich billig sind. Der Autor Manfred Karremann ist dem Handel mit Welpen aus dem In- und Ausland nachgegangen. In seinem Film berichtet er von den trickreichen Machenschaften auf Kosten von Mensch und Tier. Ein Thema, das längst auch die Bundestierärztekammer beschäftigt. Ihr Präsident rät dringend von solchen Käufen ab. „Der illegale Welpenhandel ist für uns ein Dauerthema“, so der Vorsitzende Prof. Dr. Theodor Mantel, „Hauptproblem ist sicher der Tierschutz, dicht gefolgt von Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können“. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.07.2015ZDF
  • Folge 848 (30 Min.)
    Aus Liebe nicht ins Heim. Diese Entscheidung kann teuer werden, denn Angehörige, die kranke Menschen zuhause pflegen, können in schwere Geldnöte geraten. Rund 1,25 Millionen Menschen werden in Deutschland von ihren Angehörigen gepflegt. In extremen Fällen kann für diese am Ende der Gang zum Sozialamt oder zum Schuldenberater stehen. Familie Siebert lebt im Vereinsheim eines Fußballclubs. Nicht aus Begeisterung für den Sport, sondern weil die Familie hier keine Miete zahlen muss. Sie übernimmt dafür die Platzwart-Aufgaben. Doch es ist eng in dem Heim.
    Die Sieberts haben fünf Kinder zwischen 21 und zwei Jahren. Die fünfjährige Tochter Enya ist schwerstbehindert und pflegebedürftig. Die Eltern haben sie aus dem Heim nachhause geholt, um sie besser zu versorgen. Enya wird zwar von Pflegekräften betreut, trotzdem sind die Eltern ständig gefordert. Aufgrund der ständigen Bereitschaft haben sie finanziell schwere Einbußen in ihren Berufen hinnehmen müssen. Auch mit der Krankenkasse gibt es immer wieder Auseinandersetzungen um Leistungen, die Familie Siebert notwendig findet. Und so sind sie schon mehrfach auf hohen Kosten sitzengeblieben.
    Die finanziellen Sorgen gehen an die Nerven und belasten auch die Beziehung, gemeinsame Ferien gab es schon seit Jahren nicht mehr. Die kleine Enya wird ein Leben lang auf Pflege angewiesen sein – die Sieberts wollen alles tun, damit ihre Tochter ein erfülltes Leben mit ihrer Familie verbringen kann. Doch manchmal wissen sie nicht, wie es weitergehen soll. Andrea Siedler kümmert sich aufopfernd um ihre 96-jährige Großmutter. Die hat die Enkelin großgezogen, auch deshalb will Andrea Siedler ihre „Omi“ selbst pflegen und sie nicht in ein Heim geben.
    Die alte Dame ist dement und benötigt viel Unterstützung, rund um die Uhr. Einen Vollzeitjob schafft Andrea Siebert zeitlich nicht mehr. Nun bezieht sie Hartz IV, die Großmutter lebt von der schmalen Rente. Auch Andrea liegt in ständigem Kampf mit Krankenkassen – finanziell steht ihr das Wasser bis zum Hals. In ihrem Alltag versucht sie zu sparen, wo es geht – damit sie für ihre geliebte Großmutter da sein kann. Ein Film über die Liebe zu Angehörigen, die zuhause gepflegt werden – und über den alltäglichen Kampf gegen Schulden und Armut. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 28.07.2015ZDF
  • Folge 849 (30 Min.)
    Stefan (40) hätte nie gedacht, dass er einmal Lehrer werden würde. Jetzt tauscht der Biochemiker sein Labor gegen das Klassenzimmer. Der Film begleitet ihn durch das erste Schuljahr. Karsten (40) beobachtete als Astronom die Sterne. Nun aber wartet die wohl größte Herausforderung: 14- bis 18-Jährige für Formeln und Hausaufgaben zu begeistern. Pädagogische Erfahrung hat keiner der Quereinsteiger, die Belastung ist groß. Es herrscht großer Lehrermangel in Deutschland. Gerade in Fächern wie Mathematik, Physik oder Chemie fehlt der Nachwuchs. Stefan und Karsten sollen in Berlin helfen die vielen Unterrichtsausfälle zu stoppen.
    Beide Akademiker sind Quereinsteiger im Lehrerjob – sie tauschen Labor gegen Lehrerzimmer und müssen im Eilverfahren zu Pädagogen werden. Von Anfang an wird ihnen gesagt: Was von ihnen verlangt wird, ist eigentlich nicht zu schaffen. Dr. Stefan Reinke ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sein Job als Biochemiker in einem Forschungslabor ist zeitaufwändig, befristet und mittelmäßig bezahlt. Sicherheiten für die Zukunft hat er kaum. Das soll sich ändern. Er hört davon, dass an Berliner Schulen Menschen gesucht werden, die vor allem in naturwissenschaftlichen Fächern ausgebildet sind.
    Pädagogische Erfahrungen werden nicht vorausgesetzt. Der Familienvater bewirbt sich an einer Gesamtschule in seiner Nähe und wird genommen. Ab sofort steht Stefan nicht mehr vor Reagenzgläsern, sondern vor Schülerinnen und Schülern ab der siebten Klasse. Er muss lernen, gerecht zu benoten und mit Störenfrieden umzugehen. Für die nächsten 18 Monate steht er nicht nur vor den Schülern, sondern drückt jeden Nachmittag selbst die Schulbank im Lehrerseminar.
    Ein schwieriger Spagat. Außerdem trifft er hier auf die regulären Referendare, die gerade von den Universitäten kommen. Nicht alle sind über die Quereinsteiger erfreut. Karsten Markus-Schnabel hat in seinem vorherigen Leben mehr als 30 Jobs ausgeführt. Die Arbeit in einer Sternwarte hat in dem Astronomen bislang das größte Feuer entfacht. Doch sein Vertrag konnte nicht verlängert werden. Jetzt ist auch er Quereinsteiger an einer Berliner Gesamtschule. Seine Fächer: Physik und Mathematik. Er ist angetreten, um das starre Schulsystem zu verändern.
    Karsten hat sich vorgenommen für jeden seiner Schülerinnen und Schüler da zu sein, ihnen alles zu erklären. Ein Anspruch, der hohen Zeitaufwand erfordert. Der neue Job bringt für Karsten viele Veränderungen mit sich: er isst weniger, dafür ungesünder, er findet kaum noch Schlaf. Kinobesuche, Trainingseinheiten im Sportstudio oder gar Urlaube sind momentan undenkbar. Ruhephasen beinahe abgeschafft. Auch für die Vorbereitung seines Unterrichts bleibt zu wenig Zeit. Besserung ist nicht in Sicht. Karsten zweifelt ernsthaft daran, ob der Lehrerjob für ihn das Richtige ist. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 25.08.2015ZDF
  • Folge 850 (30 Min.)
    Ein Mord prägt das Leben von Janine und Jennifer bis heute. Ihr Vater wird mit 20 Messerstichen getötet. Die Schwestern werden mit der Gewissheit groß, dass ihre Mutter die Täterin ist. Die Mutter Iris wird wegen Mordes verurteilt. Die Tat ist für die beiden Mädchen der Anfang einer Kindheit ohne Eltern, im Heim, bei Pflegefamilien, getrennt voneinander. Wie hat das schreckliche Ereignis ihr Leben beeinflusst? Die verzweifelte Tat der Mutter und der Tod des Vaters prägen das Leben von Janine (23) und Jennifer (21) bis heute.
    Immer wieder fragen sie sich: „Warum musste das passieren?“ Mehr noch: „Was genau ist damals passiert?“ Ihre Mutter wird zu zehn Jahren Haft wegen Mordes verurteilt. Die Schwestern verbringen drei Jahre gemeinsam im Heim. Kontakt zur Mutter oder anderen Verwandten gibt es nicht. Dann werden die Mädchen getrennt. Jennifer kommt mit fünf Jahren zu einer Pflegefamilie. Janine bleibt im Heim und wird später in eine andere Familie gegeben. Sie ist rebellisch, mit elf beginnt sie zu rauchen, trinkt Alkohol, probiert Drogen.
    Jennifer ist weniger auffällig. Die Schwestern verlieren sich beinahe aus den Augen. Erst seit drei Jahren sehen sie sich wieder regelmäßig. Jennifer sagt: „Ich wünsche mir, dass wir wieder ein richtiges Schwestern-Verhältnis bekommen. Aber wir haben viel verpasst. Das versuchen wir jetzt nachzuholen.“ Auch nach der Haft der Mutter gibt es kein gemeinsames Familienleben. Jennifer hat sie erst ein einziges Mal gesehen. Janine hingegen hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder mit ihrer Mutter getroffen, doch eine Verbindung konnte sie nicht aufbauen, im Gegenteil.
    Das letzte Treffen vor einem Jahr endete in einem Eklat. Und über die Tat möchte die Mutter nicht reden. Janine hat ihre Ausbildung zur Kinderpflegerin beendet, jobbt in einer Kneipe. Jennifer hat vergangenes Jahr ihr Fachabitur gemacht. Nun hat sie sich um einen Ausbildungsplatz als Krankenschwester beworben. Nach außen sind sie zwei sympathische junge Frauen, doch der Verarbeitungsprozess dieser traumatischen Kindheit ist bis heute nicht abgeschlossen.
    „Nicht nur meine Mutter hat mit der Tat zu kämpfen, auch wir beide“, sagt Jennifer. Die Schwestern wollen wissen, was genau am 12. Juni 1996 passiert ist. Janine sagt: „Ich finde, wir haben ein Recht darauf. Wir sind durch die Tat traumatisiert und müssen damit leben. Wenn wir alles wüssten, könnten wir damit vielleicht abschließen.“ Der Film begleitet Janine und Jennifer in ihren Leben. Wie stark haben die schrecklichen Erfahrungen sie geprägt? Welche Beziehung haben sie zu ihrer Mutter? Können sie doch noch Kontakt zu ihr finden? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 01.09.2015ZDF
  • Folge 851 (30 Min.)
    „Heilung aussichtslos!“ Mit dieser Prognose muss die 41-jährige Barbara weiterleben. Sie leidet an einer schweren Erbkrankheit. Für die Söhne (9 und 21) will sie bis zum Ende stark sein. Wie viel Zeit ihr noch bleibt, weiß Barbara M. nicht, aber die will sie nutzen. Ihr großer Wunsch – eine Reise nach Schottland – wird ihr erfüllt. Doch wie kann sich Barbara danach auf den Abschied vom Leben vorbereiten? „Warum gerade ich?“ Barbara M. gerät bis heute über diese Frage in Wut und Verzweiflung. Ihre Diagnose: eine unheilbare Erbkrankheit. Die Folgen des sogenannten Alpha-1-Antitrypsinmangels zeigen sich unter anderem durch schwere Schädigungen von Leber und Lunge.
    Die Ärzte geben ihr den Rat, ihr Leben zu ordnen. Barbara muss sich konkret der Endlichkeit ihres Lebens stellen. Eine Hamburger Stiftung ermöglicht ihr eine Reise nach Schottland – als Erfüllung ihres „letzten Wunsches“. Ein Erlebnis, das die Familie besonders zusammenschweißt. Doch die Reise ist eher eine Motivation zum Weiterleben. Im Alltag ist Barbara weiterhin stark, obwohl sie immer kränker wird. Zeitweilig verdrängt sie den Gedanken an einen Abschied, solange ihr Umfeld dies zulässt.
    Gleichzeitig versucht sie, sich auf ihr Ende vorzubereiten. Eine Freundin organisiert ein Benefizkonzert, bei dem das Lied gespielt wird, das sich Barbara für ihre Beerdigung ausgesucht hat. Sie findet therapeutische Hilfe bei einer „Sterbeamme“, bei der sie ihre Angst zeigen kann. Sie packt „Erinnerungskästen“ für die Kinder, Fabian und Moritz, die diese sie nach ihrem Tod bekommen sollen. „Keine Heilung in Sicht!“ Wie verändert sich das Leben mit dieser Diagnose? „37°“ begleitet Barbara M. und ihr Umfeld: die Familie und Freunde in ihrer Auseinandersetzung mit dem nahenden Abschied. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 08.09.2015ZDF
  • Folge 852 (30 Min.)
    Adam hatte eigentlich nie eine Chance. Früh trennen sich seine Eltern, er bleibt mit den fünf Geschwistern bei der arbeitslosen polnischen Mutter in Köln. Schwierigkeiten überall. Im Unterricht fehlt Adam oft, seine Noten sind mangelhaft. Zuhause ist das Leben auch eher ungenügend, jeden Tag Streit, nichts zieht ihn dorthin. Also sucht er jenseits von Noten und Stress kleine Freiräume. Mit zwölf Jahren wird Adam in die Zirkus-AG seiner Gesamtschule aufgenommen. Ein Zufluchtsort aus Verzweiflung. Im Schulzirkus „Radelito“ sind ganz andere Talente gefragt als im Unterricht, vor allem findet er hier Bestätigung.
    Adam beginnt mit dem Diabolo zu jonglieren. Er lernt schnell, entwickelt Ehrgeiz. Sein Hobby wird immer wichtiger für ihn. Schließlich wird Adams Nummer zum Höhepunkt einer jeden „Radelito“-Show. 50 Auftritte im Jahr schulen ihn. Das Lampenfieber sinkt, das Zirkusfieber steigt. Seine Eltern besuchen in all den Jahren nicht eine einzige Vorstellung. Sie sehen vor allem die schlechten Noten, die Adam nach Hause bringt. 2012 schließt Adam die Schule nach der zehnten Klasse ab – mit einem Hauptschulabschluss.
    Damit sind die Chancen auf einen Ausbildungsplatz gleich null. Wie soll es weitergehen? Da wird Adams Talent von Scouts der einzigen staatlichen Ballett- und Artistenschule in Berlin entdeckt. Eine Chance für Adam? Die Aufregung ist groß, aber er besteht den ersten Eignungstest. Er darf zur Aufnahmeprüfung nach Berlin kommen. Juni 2013, Aufnahmeprüfung in Berlin: Gleich zu Beginn verliert Adam sein Diabolo vor Jury und Publikum. Doch nach einem kurzen Moment des Schreckens läuft es dann doch.
    Wie in Trance spult er seine Nummer ab. Nach langem Warten werden die zwölf Bewerber zur Schlussbesprechung geladen, die lebensverändernde Entscheidung verkündet: Adam kann sein Glück kaum fassen. Er ist tatsächlich dabei, er darf nach Berlin, kann sein zerrüttetes Umfeld hinter sich lassen. Und doch geht jetzt der Kampf erst richtig los. Auf Adam warten täglich acht bis zehn Stunden hartes Training im Wechsel mit intensivem klassischem Schulunterricht. Drei Jahre lang muss er Disziplin und Leistung bringen, um den Abschluss zu schaffen.
    Handstand, Spagat, Körperbeherrschung – all das muss er packen. Und er kann nichts davon – noch nicht. Während der folgenden zwei Jahre verändert sich Adam. Er wird erwachsen, fasst Mut, weiß, was er will. Und er findet auch wieder einen neuen Zugang zu seiner Familie. „37°“ hat Adam über einen Zeitraum von drei Jahren mit der Kamera begleitet. Der Film zeigt die imposante Persönlichkeitsentwicklung eines vermeintlich unbegabten Jungen – vom Problem-Jugendlichen zum staatlich geprüften Artisten. Der harte Weg ins Rampenlicht. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 15.09.2015ZDF
  • Folge 853 (45 Min.)
    Sie nähen unsere Kleidung, gerben Leder für Schuhe und Taschen. Zwölf Stunden Arbeit, jeden Tag. Trotzdem sind die Menschen in den Lieferländern oft bitterarm. Wie kommt es zu dieser Armut? Dieser Frage geht „37°“-Autor Manfred Karremann am Beispiel von Bangladesch nach, wo viel von dem produziert wird, was wir täglich benutzen. Das Land ist nach China der zweitgrößte Textilproduzent der Welt. Hauptgrund für die Armut: Die Waren werden dort unglaublich billig produziert. Etwa neun Cent pro Stunde gibt es für die gefährliche Arbeit in einer Gerberei. Etwas mehr bekommen die Näherinnen in den Textilfabriken. Gerade genug, um zu überleben. Denn darum geht es den Männern, Frauen und Kindern, die jede Arbeit machen, für jeden Lohn. „37°“ zeigt die Lebensumstände der Menschen, die acht Flugstunden entfernt für uns arbeiten. Erwachsene, aber auch Kinder. Wir fragen nach den Ursachen, aber auch nach Lösungen. Denn schnell wird klar: Gerechtigkeit in einer globalisierten Welt sieht anders aus. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 29.09.2015ZDF
  • Folge 854 (30 Min.)
    Die Bio-Milchbauern Anja und Pius und der Schweinezüchter Dietmar folgen ihrem Wunsch, ehrliche Landwirte zu sein. Gut zu den Tieren, der Natur und sich selbst. „37 Grad“ begleitet sie auf ihren Höfen ein halbes Jahr lang durch gute und schlechte Tage. „Lieber aufhören als so etwas“, sagt Dietmar. Bloß keine Tierfabrik. Er wird ab jetzt Bioferkel züchten. Sein Vater Werner ist mehr als skeptisch. Vom alten Schweinestall stehen nur noch die Außenwände. Dietmar baut alles neu. Geräumige Holzbuchten für Säue und Ferkel, keine Spaltenböden mehr, dafür viel Liegefläche auf Stroh und vor allem: Auslauf ins Freie.
    Seine Schweine sollen auch nach draußen dürfen. Der eigensinnige 49-jährige Bauer mit dem wilden Haarschopf geht einen ganz anderen Weg als die Berufskollegen ringsum: Im „Schweineland“ Hohenlohe, rund um Schwäbisch Hall, stehen am Rande der Dörfer riesige Hallen mit Hunderten, wenn nicht Tausenden von Tieren. Hinein kommt man, wie bei Dietmars Freund Bernd, nur durch eine Schleuse – und keine Sau steht jemals im Regen oder in der Sonne. Dietmar und seine Lebenspartnerin Almut, die an einer Landwirtschaftsschule unterrichtet, sind zuversichtlich.
    Wenn die Umstellung auf Bio gelingt, bekommen sie für ihre Ferkel künftig mindestens doppelt so viel Geld wie früher. Kontakte zu einem Biomäster und einem Schlachthof in der Region gibt es auch schon. Also keine langen Transportwege. Wie Dietmar kämpfen ein paar Dutzend Kilometer weiter Anja und Pius um eine gute Zukunft für ihren Familienbetrieb. 60 Kühe, das reicht nur zum Leben, weil die beiden ihre Milch selbst abfüllen und vermarkten, und zwar unbehandelt. Mehrmals in der Woche fahren sie die Flaschen zu Privatkunden und kleinen Naturkostläden in der näheren Umgebung.
    Ein anderer Teil der Milch geht an eine Biomolkerei. „Unterm Strich bleiben uns etwa vier Euro Stundenlohn“, hat Anja ausgerechnet. „Aber wir beide und die Kinder haben ein Dach über dem Kopf auf einem wunderschönen Hof, den wir lieben. Das gute Gefühl, diesem schönen Stück Land und unseren Tieren einigermaßen gerecht zu werden, sie nicht auszubeuten.“ Und dazu gehört eben auch, die Kälber drei Monate lang bei ihren Müttern zu lassen, den Kühen ihre Hörner nicht auszubrennen oder wegzuzüchten, keine Hochleistungsrassen zu halten, wo es nur um maximale Erträge geht und die Tiere schnell ausgelaugt sind.
    „Glück muss man sich schaffen“, sagt Pius, während er seine Herde auf die Sommerweide treibt. „Also eben auch so arbeiten, wie es zu einem passt.“ Seit elf Jahren bewirtschaften die beiden den idyllisch gelegenen Hof nun gemeinsam. Jetzt steht das Paar vor schwierigen Entscheidungen. Die alten Kuhställe sind zwar schön anzuschauen, allerdings zu alt, zu dunkel und zu klein für eine optimale Tierhaltung. Am liebsten würden Anja und Pius neu bauen. Aber der Hof ist nur gepachtet. Die Eigentümer wollen nichts verändern, nicht investieren. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 06.10.2015ZDF
  • Folge 855 (30 Min.)
    Viele junge Familien wünschen sich beides: Kinder und Beruf. Doch in der Realität mangelt es immer noch an qualifizierten Betreuungsmöglichkeiten. Der Alltag wird zum Kraftakt.Kerstin, Yvonne und Tosca wollen nach der Elternzeit wieder arbeiten. Sie brauchen also dringend eine Kinderbetreuung. Der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz ist sehr ungleich erfüllt. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie: ein nervenaufreibender Balanceakt.Immer mehr junge Familien wollen Kinder und Beruf vereinbaren. Dabei sind es oft die Frauen, die nach der Elternzeit zurück in den Beruf wollen oder müssen.
    Weil ein Einkommen allein nicht mehr ausreicht, sie nicht umsonst in Ausbildung und Studium investiert haben oder den Anschluss verlieren könnten. Mit dem Wunsch beginnt ein nervenaufreibender Prozess: die Suche nach geeigneter, qualifizierter Kinderbetreuung. Zwar gibt es den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für unter Dreijährige, zwei Jahre später hinkt er der gestiegenen Nachfrage noch hinterher. Zurzeit werden zwar 660.750 Kinder unter drei Jahren in Kitas oder anderen öffentlich geförderten Kindertagespflegen betreut.
    Doch der Bedarf ist damit lange nicht – gerade in ländlichen Gebieten – gedeckt. Ist die Suche dennoch erfolgreich, geht das Jonglieren erst richtig los: zwischen den Anforderungen im Beruf, unterschiedlichen Öffnungszeiten, langen Anfahrtswegen und dem schlechten Gewissen den Kindern gegenüber. „37 Grad“ begleitet drei Familien beim Versuch, Kinder und Berufstätigkeit unter einen Hut zu bringen.
    Das Jonglieren zwischen Arbeit, Kita-Platz am Vormittag und Nachmittagsbetreuung bei Tagesmüttern oder Großeltern machen den Alltag für sie zu einem organisatorischen und emotionalen Kraftakt. Kerstin, 32, und Adam, 39, sind Stress gewohnt. In den letzten vier Jahren mussten sie dreimal umziehen, denn Adam ist Berufssoldat. Nun steht wieder ein Umzug an. Diesmal von Rodgau bei Frankfurt nach Bergisch Gladbach in NRW. Kerstin hatte gerade für ihre vierjährige Tochter Sophie einen Kita-Halbtagsplatz ergattert, nun geht die komplizierte Suche von vorne los.
    Dutzende Kindergärten hat sie bereits angeschrieben, bei einigen steht sie wenigstens auf der Warteliste – Hoffnung gibt es allerdings kaum. Dabei braucht sie auch für ihren fast zweijährigen Sohn Jasper einen Kita-Platz, denn die Elternzeit ist bald zu Ende. Die studierte Architektin will so schnell wie möglich wieder arbeiten. Doch ohne Kita-Platz braucht sie sich gar nicht erst zu bewerben – und ohne Arbeit findet sie keinen Ganztageskitaplatz. Wird sie ihren Rechtsanspruch sogar einklagen? „Wir sind doch keine Rabeneltern, nur weil auch ich wieder arbeiten gehen möchte“.
    Die 27-jährige Tosca ist sauer, immerhin ist sie für ihre beiden Kinder fast vier Jahre zu Hause geblieben. Tosca ist Gesellin für Maler- und Tapezierarbeiten, nun will sie unbedingt wieder in ihrem Beruf arbeiten. Mit zwei Kindern war sie für das Arbeitsamt schwer vermittelbar, man bot ihr eine Halbtagsstelle als Putzfrau an. Durch Zufall hat sie sich bei einem Bauunternehmen beworben.
    Sie empfindet es als Riesenglück, dass der junge Chef sie genommen hat, trotz der beiden Kinder. Tochter Tamara ist fünf Jahre alt und Torsten vier. Ihr Mann pendelt zum Arbeiten in die Schweiz, Tosca hat für die Kinder nur einen Halbtagesplatz bekommen, deshalb braucht sie für den Nachmittag eine Tagesmutter. Doch die wiederum ist kilometerweit vom Arbeitsplatz und der Kita entfernt. Nun absolviert Tosca täglich ein unglaubliches Fahrpensum zwischen Beruf auf der Baustelle, Kita und Tagesmutter. Wie lange kann sie diesen Stress durchhalten? Yvonne ist mit 35 Jahren zum ersten Mal Mutter geworden und unglaublich glücklich.
    Tochter Anna ist jetzt 14 Monate und wurde von ihrem Vater Christian während der Elternzeit betreut. In dieser Zeit konnte Yvonne weiter in ihrem Traumberuf als Lehrerin arbeiten. Seit dem Frühjahr allerdings ist die Arbeitsteilung der Familie auf den Kopf gestellt. Christian übernahm einen neuen Job mit neuer Verantwortung. Kein Problem, dachten sich die modernen Eheleute, für Tochter Anna würden sie in Wangen im Allgäu schon einen Kitaplatz finden.
    Ein großer Irrtum, wie sich herausstellte. Nach vielen Telefonaten können sie zumindest ab September mit der Betreuung bei einer Tagesmutter rechnen. Bis dahin aber ist die ganze Familie gefragt. Während Yvonne vor ihrer Klasse steht, springen ihre Eltern bei der Betreuung für Anna ein. Yvonnes Vater hat seinen Jahresurlaub genommen und die Mutter, als selbständige Geschäftsfrau, eine zusätzliche Arbeitskraft eingestellt. Eine Lösung auf Zeit, denn schon jetzt hat Yvonne ein schlechtes Gewissen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 13.10.2015ZDF
  • Folge 856 (45 Min.)
    „Wer hübsch ist, ist beliebt und hat mehr Freunde auf Facebook ein ewiger Teufelskreis.“ Luna (14) und vier andere Mädchen werden zwei Jahre durch die aufregende Zeit der Pubertät begleitet. Wie Luna geht es vielen Mädchen. Mitten in der Pubertät begeben sie sich auf den Markt der Eitelkeiten. Heute Komplimente, morgen vielleicht schon Häme und Boshaftigkeiten – und das in einer Phase der Selbstfindung und des Umbruchs. Wie kommen sie damit klar? Sarah ist 15 Jahre alt, geht auf eine Realschule und wird gemobbt. Nach der Schule gehen die Beschimpfungen per WhatsApp weiter. „Ich gehe immer so spät wie möglich in die Schule“, sagt Sarah.
    Die Schule hat jetzt ein Schlichtungsgespräch anberaumt: Eine Vertrauenslehrerin soll versuchen, Sarah und ihre Widersacherinnen an einen Tisch zu bekommen. Wird das gelingen? Auch Iwa und Marie-Celine (beide 15) bekommen ab und zu blöde Bemerkungen zu hören, etwa wenn sie sich wieder einmal die Haare lila, rosa oder grün gefärbt haben. Die Freundinnen wollen anders aussehen. „Ich möchte so gerne noch ein bisschen Kind sein dürfen“, sagt Marie-Celine. Rumspinnen, albern sein, Dinge machen, die Erwachsene nicht verstehen. „Aber ständig werde ich gefragt, was ich denn mal werden will, was für Ziele ich habe, ob ich Familie haben will.
    Mit 15!“ Eigentlich klingt alles ziemlich rosig für Mädchen im Jahr 2015, denn vieles scheint möglich. Sie sind besser in der Schule als Jungs, sie sind selbstbewusster als die Generation ihrer Mütter. Sie können Karriere machen, können Kinder kriegen, müssen es aber nicht mehr. Sie können emanzipiert und trotzdem weiblich sein. Trotzdem warnen Jugendforscher, dass der Druck, unter dem diese Mädchen heute zu jungen Frauen heranwachsen, enorm sei. Sie sollen erfolgreich und begehrenswert sein, einem Schönheitsideal entsprechen und dennoch zu autarken, einzigartigen Frauen reifen, denen eingeschärft wird: Ihr könnt alles erreichen, wenn ihr nur wollt.
    Und wenn sie es dann nicht schaffen? In der ersten Folge von „Zickenalarm!“ muss Luna realisieren, dass ihr Abtauchen in virtuelle Welten schulische Folgen hat. Ihre Lehrerin bittet Lunas Mutter zum Elterngespräch. Iwa und Marie-Celine fiebern dem ersten Besuch der Computerspielmesse Gamescom entgegen. Sie wollen wie japanische Comic-Heldinnen aussehen und bringen Marie-Celines Mutter damit an ihre Grenzen. Und Sarahs Eltern überlegen, ob sie ihre Tochter von der Schule nehmen sollen, weil das Mobbing einfach nicht aufhört. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 27.10.2015ZDF
  • Folge 857 (45 Min.)
    Zwei Jahre werden fünf Mädchen durch die Pubertät begleitet. Zwischen Facebook, Schulstress und Schönheitswahn müssen sie den Weg vom Mädchen zur jungen Frau meistern. In Folge zwei versucht Luna, die Versetzung zu schaffen. Ein Referat soll die Note in Bio retten. Außerdem darf sie zum ersten Mal allein in Urlaub fahren – zu ihrer Tante nach Paris. Luna taucht ein in die Welt der Mode und hat plötzlich Zukunftspläne. Für Sarah gibt es eine kurze Pause vom Mobbing. Ein paar Mädchen aus ihrer Klasse halten jetzt zu ihr, und in den Sommerferien fahren sie gemeinsam zum Shopping in die Stadt. Gleich nach Schulbeginn gehen die fiesen Beschimpfungen gegen Sarah aber wieder los.
    Ihre Noten sind dramatisch schlecht geworden und dabei steht sie vor der Abschlussprüfung für die Realschule. Wird sie die Kurve kriegen? Oder nehmen die Eltern sie doch noch von der Schule? Iwa und Marie-Celine bereiten die nächste große Verkleidung für den Japan-Tag in Düsseldorf vor. Dort treffen sie auf Hunderte gleichgesinnte Jugendliche zum „free hugging“. Das heißt, sie werden einen ganzen Tag lang wildfremde Gleichaltrige umarmen. Und sie haben mit Hip-Hop-Tanzen angefangen. Zusammen mit anderen Mädchen studieren sie eine Choreographie ein, mit der sie bei einem Tanzwettbewerb durchstarten wollen.
    Clara (12) ist noch am Anfang der Pubertät. Sie geht auf ein Mädchengymnasium, spielt Geige, ist Pfadfinderin und ihre Mutter ist sicher, dass Clara in der Pubertät ganz unproblematisch sein wird. Aber dann steht Clara vor einer schwierigen Entscheidung: Ausgerechnet am Tag des Schulkonzerts, bei dem sie Geige spielen soll, tritt eine umschwärmte Boygroup in Düsseldorf auf. Clara wagt den Ausbruch. Fünf Mädchen, fünf Geschichten aus der spannenden Zeit der Pubertät, in der sich Lebenspläne, Ansichten und Haarfarben ständig ändern. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 03.11.2015ZDF
  • Folge 858 (30 Min.)
    Sie lieben Logik und Wahrheit. Lügen und Smalltalk schätzen Autisten gar nicht. Ihre Gefühle sind eben anders. Wie kommen sie damit in unserer Welt zurecht? Menschen mit dem Asperger-Syndrom nehmen die Welt optisch, akustisch und vor allem Gefühle anders wahr. Welche Herausforderungen begegnen ihnen in „unserer“ hektischen, lauten Welt, in der nicht immer die Wahrheit zählt? Laut Wissenschaft ist ein Gendefekt dafür verantwortlich, dass das Gehirn vor allem im „Gefühlsbereich“ anders funktioniert. Schweregrad und Erscheinungsformen sind dabei sehr verschieden.
    Manche sind hochbegabt, andere brauchen ein Leben lang Betreuung. „37°“ begleitet drei Menschen, die das Asperger-Syndrom haben. Was unterscheidet sie eigentlich von den „Normalos“? Wie kommen sie mit den Herausforderungen in unserer Welt zurecht, in der Kommunikation häufig nicht klar und direkt abläuft? Wie gehen sie mit Gefühlen um – in der Familie und mit ihren Partnern? Ein Film mit humorvollen Situationen und mit Momenten, die uns nachdenklich über unser Verhalten machen. Ist es wirklich so sonderbar, wahrhaftig zu sein? Peter, 49, hat das geschafft, was viele „gesunde“ Menschen nicht hinbekommen: Er hat in Geophysik promoviert, eine Familie gegründet, arbeitet in der IT-Abteilung eines Pharmakonzerns.
    Das ist sein Lebensplan, und den verfolgt er exakt. In Peters Leben gibt es immer Plan A, Plan B und notfalls auch Plan C. Mit seiner Frau Martina ist er seit 22 Jahren verheiratet, er liebt sie – auf seine Art. Die erste Liebeserklärung zeichnete er am Strand in den Sand: Ein mathematisches Koordinatensystem, das zeigt, dass „Liebe ein Zugewinn an Vertraulichkeit“ darstellt.
    Wird in Peters Leben auch weiterhin alles nach Plan laufen? Wenn Marcello lächelt, strahlen seine Augen. Der 26-Jährige mag Menschen, zu seiner Mutter hat er eine enge Beziehung. Zahlen aber faszinieren ihn. Schon vor der Einschulung konnte er rechnen und lesen. Andere Kinder interessierten ihn weniger. Mit der Zeit entwickelte er Spezialinteressen: Computersprachen, spirituelle Schriften und vegane Ernährung. Sein Studium der Informatik aber schmiss er hin – er konnte schon alles.
    Jetzt macht Marcello eine Ausbildung zum Elektroniker für Geräte und Systeme und betreut ehrenamtlich einen alten Mann im Hospiz. Denise wirkt auf den ersten Blick gar nicht sonderbar. Sie schaut in die Augen, runzelt die Stirn, lächelt. Doch vieles an ihrem Verhalten hat sie sich hart antrainiert. Es fehlt die Empathie, das Hineinversetzen in das Gegenüber. Gefühle müssen mit Worten benannt werden. Denise schreibt in einer Stunde einen Artikel, für den andere zwei Tage brauchen. Trotzdem lebt sie noch bei ihrer Mutter, die ihr bürokratische Dinge abnimmt.
    Jetzt wagt sie den Schritt in die Selbstständigkeit: Sie zieht mit ihrem neuen Freund in eine eigene Wohnung. Ein Experiment. Für Denise ist Autismus nicht bloß Defizit, sondern auch Bereicherung. Wenn Autisten über Nicht-Autisten sprechen, dann sagen sie: „Die Neurotypischen“, und das klingt manchmal fast wie „Langweiler“. In einer Gesellschaft, in der zunehmend Singles leben, die Kommunikation mit Handy und Computern den Alltag bestimmen und „autistisches“ Verhalten schon fast zum Lifestyle gehört, stellt sich die Frage: Was ist schon normal? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 19.01.2016ZDF
    Die ursprünglich für den 10.11.2015 angekündigte Erstausstrahlung dieser Folge ist wegen der Berichterstattung zum Tode Helmut Schmidts entfallen.
  • Folge 859 (30 Min.)
    Viele Menschen bereuen am Ende des Lebens gerade das, was sie nicht gemacht haben. Sie erkennen, dass sie mehr hätten wagen, mehr Gefühle hätten zulassen sollen. Am Ende des Lebens erahnen sie, worum es im Leben wirklich geht. Wie schön wäre es, dies schon zu wissen, solange jemand noch geben, reden und handeln kann. Jutta Winkelmann hat Krebs. Sie ist eine der weltberühmten „Getty Twins“. Zwei schöne Schwestern aus Kassel, die im Alter von 20 Jahren auszogen, um als Hippies Liebe in die Welt zu bringen, zunächst in Rom, dann in Los Angeles und schließlich in einem Leben ohne Grenzen.
    Nichts schien zu anstrengend, nichts haben sie ausgelassen. Das Leben war aufregend, rasant und flüchtig. Heute ist Juttas Leben langsam, leiser und mühsam, aber immer noch spannend, denn die 66-Jährige erkennt jeden Tag mehr, was im Leben wirklich zählt. „Ich hätte mich mehr einlassen sollen auf die Liebe, nicht immerzu flüchten und suchen. Denn manchmal hatte man längst gefunden, was man suchte, doch man zog mit wehenden Fahnen weiter und hat es aus den Augen verloren.“ Monika hat schwarzen Hautkrebs auf den Organen. Endstadium. Sie hat bereits alles vorbereitet, den Bestatter bestellt.
    „Ich könnte sofort abtreten. Vielleicht habe ich die Krankheit sogar herbeigesehnt, um mich endlich zu spüren. Jetzt allerdings könnte ich auf den Krebs verzichten, denn ich sehe nun, dass das Leben auch sehr schöne Seiten hat, und sterben ist doch anders als ich gedacht habe.“ Die 52-jährige Monika hat im Rückblick auf ihr Leben die Schutzmauern zu hoch gezogen. Irgendwann waren sie unüberwindbar. „Ich hatte immer Angst – vor Enttäuschung, vor Ablehnung, die Angst, nicht zu genügen, zu versagen. Dabei fehlte mir oft einfach nur der Mut, auszusprechen, was ich wirklich fühle oder denke.
    Ich habe nie zu einem Menschen gesagt, dass ich ihn liebe. Und ich habe partout nicht zugelassen, dass mich jemand wirklich mag“, sagt sie. Sie bereut, dass sie sich nicht selbst treu gewesen ist, sich hinter der Maske der Starken und Unabhängigen versteckt hat. „Wenn sich jemand mir aufrichtig zugewandt hat, habe ich mich abrupt abgewandt oder auf Angriff umgeschaltet. Ich hätte mir ein wenig mehr Glück zugestehen sollen. Doch ich hatte wohl Angst vor dem Frieden, weil ich ihn nicht kannte.“ Auffällig ist, dass im Rückblick auf das eigene Leben viele Menschen weniger ihre Fehler bedauern, ihre Taten, sondern eher die Chancen, die sie nicht ergriffen haben, die verpassten Gelegenheiten – also das, was sie eben nicht gemacht haben.
    Doch das Leben so zu leben, wie man es wirklich leben will, erfordert immensen Mut. Und nichts scheint am Ende so viel zu wiegen wie Glück und Erfüllung in menschlichen Beziehungen – oder deren Mangel. In der „37°“-Dokumentation geht es um das Sterben, aber viel mehr noch um das Leben – ein Leben, das es wert ist, so genannt zu werden: mutig, offen – zugewandt. Von Sterbenden lernen heißt leben lernen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 24.11.2015ZDF
  • Folge 860 (30 Min.)
    Von klein an darf Corinne (18) mit niemandem über ihre HIV-Infektion sprechen. Zu groß ist die Angst vor sozialer Ausgrenzung. Wie führt man ein Leben mit einem solchen Geheimnis? Alle Freunde würde sie verlieren, wenn die von dem Virus erfahren, aus dem die Krankheit Aids entstehen kann. Das glauben Corinnes Pflegeeltern und dringen auf Geheimhaltung. Eine unglaubliche Belastung für das Mädchen. Ist das wirklich zu ihrem Besten? Corinne wurde während der Schwangerschaft von ihrer Mutter mit dem HI-Virus infiziert.
    Ein paar Jahre später stirbt die Mutter an Aids. Da lebt Corinne aber schon einige Zeit bei ihrer Pflegefamilie in Bayern. Um ihr eine unbeschwerte Kindheit zu ermöglichen, soll niemand im Dorf von Corinnes Infektion erfahren. All die Jahre hat Corinne mehr Angst vor Mobbing in der Schule und sozialer Ächtung als vor dem Ausbruch von Aids. Bis sie zehn Jahre ist, weiß auch Corinne nicht Bescheid. Wann ist der richtige Zeitpunkt, um die Krankheit beim Namen zu nennen? Wie erklärt man die vielen Tabletten, die das Kind von Anfang an täglich einnehmen muss? Irgendwann müssen die Pflegeeltern ihr alles sagen.
    Wie geht sie dann damit um? Wie wird es sein, wenn Corinne einen richtigen Freund hat? Eine Familie mit eigenen Kindern gründen will? Nach dem Abitur darf Corinne ihr Geheimnis endlich lüften. Doch das Schweigen all die Jahre hat Distanz geschaffen. Eigentlich gibt es kaum enge Freunde. Sie erzählt es Paul, weil er über die Jahre zwar ein Vertrauter geworden ist, aber nicht zu ihrem unmittelbaren Umfeld gehört.
    Wie wird er reagieren? Corinne hat nun die Freiheit, selbst zu entscheiden, wem sie sich offenbart, aber die Freiheit, jemals ohne Medikamente zu leben, ist ihr verwehrt. Zehn Jahre begleitet Autorin Maike Conway Corinne mit der Kamera. Sie tut es mit großem Einfühlungsvermögen und erzählt das Leben der HIV-infizierten Corinne vom kleinen Schulkind bis zum Abitur. Ein Film, der nachdenklich macht, Vorurteile und Ängste abzubauen vermag und Hoffnung geben kann. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 01.12.2015ZDF
  • Folge 861 (30 Min.)
    Seit einem Jahr begleitet „37°“ syrische Flüchtlinge in dem Allgäuer Dorf Fischen. Die Gemeinde stellt sich der Herausforderung und zeigt im Kleinen, was Deutschland in Zukunft erwartet. Was kommt nach der Willkommenskultur? Was bedeutet es, wenn Flüchtlinge nicht nur ankommen, sondern auch dauerhaft bleiben, wenn sie zu Kollegen, Nachbarn und Schulkameraden werden? Und wie geht man hier mit der angespannten Stimmung im Land um? Muhannad, der gelernte Computeringenieur, hat endlich die Anerkennung als Asylbewerber und verdient sein eigenes Geld mit einer Vollzeitstelle als Fahrradmechaniker.
    „Ich habe die besten fünf Jahre meines Lebens durch den Krieg verloren, ich muss vergessen und neu anfangen.“ Jetzt will er nur noch raus aus der Unterkunft, eine eigene Wohnung finden. Doch das ist schwieriger als gedacht. Ibrahim, der Familienvater, kann endlich seine Frau und die fünf Kinder aus einem türkischen Flüchtlingscamp zu sich ins Allgäu holen – und er hat einen Job als Maler gefunden. Mit dem Deutsch hapert es noch, aber mit den Kollegen und einer Kollegin versteht er sich bestens. Was hier anders ist als in Syrien? „Eine Frau, die malt und Chef ist.“ Als Ibrahim und die anderen Flüchtlinge in Fischen ankamen, ging man für ganz Deutschland noch von 300 000 Flüchtlingen für 2015 aus.
    Mittlerweile liegen die Schätzungen bei über einer Million. Das bekommt man auch rund um Fischen zu spüren. Eine Tennishalle im Nachbarort ist jetzt zur Notaufnahme für 200 Menschen umfunktioniert worden. Amjad, Palästinenser, und seit über 20 Jahren im Allgäu heimisch, ist hier im Dauereinsatz als Übersetzer – ehrenamtlich. Nie waren Helfer so wichtig wie zur Zeit. Denn es fehlt überall an Personal. Ohne die Engagierten im Ort wäre kein Job vermittelt worden, hätten die, die sich schwer tun, Fuß zu fassen, keine Chance.
    „Am Anfang dachte ich, ein bisschen Klamottenspende und Deutsch lernen. Dass es mal so viel Arbeit wird, hätte ich nie gedacht.“ Die Wirtin Steffi ist Ansprechpartnerin für Ibrahims Familie und hilft in ihrer Freizeit mit Behördengängen und Arztterminen. Immer dabei: Mohammad Ali, der Wirtschaftsstudent. Die beiden sind mittlerweile ein eingespieltes Team. Ihre unterschiedlichen Ansichten über Frauen, Männer, Hunde und Alkohol diskutieren sie mit viel Humor und Herz.
    Ein Unternehmer im Ort hat Mohammad Ali jetzt für die Akquise neuer Kunden eingestellt. Mit seiner Hilfe will er den arabischen Markt mit Spezialduschen erobern. „Da wär ich ja früher nie drauf gekommen.“ Nach einem heißen Sommer in Deutschland mit Zehntausenden neu angekommener Flüchtlinge hieß es: Wir schaffen das! Doch wie schaffen wir das? Die Autoren Tine Kugler und Günther Kurth zeigen, was auf Deutschland die nächsten Jahre zukommt: Die Menschen verlassen die Flüchtlingsheime, vis-à-vis in die direkte Nachbarschaft, in örtliche Betriebe und den Alltag der Einheimischen. Das verändert die Gesellschaft, nicht nur in Fischen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 15.12.2015ZDF

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