2016, Folge 862–876

  • Folge 862 (30 Min.)
    „37°“ begleitet Bewohner des ersten sogenannten Demenzdorfes in Deutschland über ein halbes Jahr, erzählt ihre persönlichen Geschichten und die ihrer Angehörigen. Die Menschen, die in Tönebön leben, verstehen die Welt nicht mehr. Zur Philosophie des Hauses gehört, sie nicht andauernd mit dem Verlust ihrer Erinnerung und des Denkvermögens zu konfrontieren, sondern sie zu Selbständigkeit zu motivieren. Es begann schleichend: Sie verlegte Kreditkarten, ließ Essen auf dem Herd anbrennen und vergaß, wo sie ihr Fahrrad abgestellt hatte. Mit 50 Jahren bekam Barbara Thiede dann die Diagnose: Alzheimer. Irgendwann konnte sie den Alltag mit ihrer gerade erwachsen gewordenen Tochter nicht mehr bewältigen; selbstbestimmt leben wollte sie trotzdem. So fand sie Tönebön am See eine in Deutschland einmalige Einrichtung für Demenzkranke.
    Hier soll so viel wie möglich an zu Hause erinnern. Die Bewohner stehen auf, wann sie wollen und entscheiden selbst, wie sie den Tag verbringen. Sie kaufen in „Töneböns Minimarkt“ ein und kochen gemeinsam in ihrer Wohngruppe. Die Bedürfnisse der Bewohner haben Vorrang vor dem Zeitplan der Pfleger. Wilma Dohmeyer, die 82-Jährige, wird in der Gesangsstunde plötzlich unruhig und strebt mit ihrem Rollator zum Ausgang. Sie müsse nun dringend nach Hause, ihre Kinder kämen von der Schule, und die Kleinste bräuchte ihr Fläschchen. Nur widerstrebend lässt sie sich beruhigen. Die Betreuer sagen ihr nicht, dass ihre fünf Kinder längst erwachsen sind. Sie lenken sie ab, der Bus käme erst in einer halben Stunde, und sie habe noch Zeit für einige Lieder. Dieter Jorek läuft jeden Tag 50 Runden im großen Garten des Innenhofs.
    Schon immer ist er gerne gewandert, und er glaubt, er sei zur Kur hier. Tatsächlich wirken die Flachbauten am Rande Hamelns wie eine freundliche Ferienanlage. Rund 50 Demenzkranke wohnen in Tönebön. Es gibt ein Haupthaus mit Rezeption, einen Supermarkt, einen Friseur und ein Café. Die vier Wohnhäuser tragen Namen wie „Villa am Reiterhof“ und „Villa am See“. Im Demenzdorf sind alle Türen unverschlossen, die Bewohner können einander besuchen und im Garten spazieren gehen. Alle Wege führen auf den runden Dorfplatz, so dass niemand in einer Sackgasse landet. Die Einrichtung war anfangs nicht unumstritten. Es gab auch Stimmen, die kritisierten, dass ein Zaun die Abgrenzung der Kranken vom Rest der Gesellschaft fördere. Frau Dohmeyers Tochter ist glücklich, dass ihre Mutter hier betreut wird.
    Aus dem Pflegeheim, in dem sie zuvor wohnte, ist sie oft weggelaufen. Angst hat die Tochter nur vor dem Moment, wenn ihre Mutter sie eines Tages nicht mehr erkennt. Es ist die Geschichte eines ungewöhnlichen Projekts, eines noch jungen Experiments im Umgang mit Demenzkranken. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.01.2016ZDF
  • Folge 863 (30 Min.)
    In diesem Paar-Check wird der Umgang mit den Kindern unter die Lupe genommen, die täglichen Grabenkämpfe im Familienalltag. „37°“ testet den Konfliktpunkt Kindererziehung. Die Kinder räumen nichts weg, am Essen wird rumgenörgelt. Der Vater hasst das Chaos, die Mutter bleibt entspannt. Was ist, wenn der Streit um die richtige Erziehung so überhandnimmt, dass die Beziehung der Eltern daran zu scheitern droht?
    Corinne und Frank haben drei Kinder, sechs, fünf und drei Jahre alt. Corinne sehnt sich danach, wieder in ihren Beruf als Ergotherapeutin einzusteigen. Auch, weil Frank als Altenpfleger nicht genug Geld verdient. Der unterschiedliche Erziehungsstil der beiden führt oft zu Problemen, zum Beispiel bei den gemeinsamen Mahlzeiten. Corinne möchte, dass die Kinder ordentlich am Tisch sitzen. Sie empfindet ihren Mann als viel zu nachgiebig. Frank dagegen bringt der Ordnungsfimmel seiner Frau zur Weißglut. Die Stimmung ist ständig gereizt, und Frank fühlt sich genauso unverstanden von seiner Frau wie Corinne von ihrem Mann. Jeder Tag bringt neuen Zündstoff. Frank wünscht sich mehr Konsequenz in der Kindererziehung und empfindet seine Frau als dramatisierend und überbehütend. Corinne leidet am meisten darunter, dass sie sich „wie eine unterbezahlte Putzfrau“ fühlt.
    Stefan und Annick, beide 31 Jahre alt, sind Eltern von zwei Töchtern im Alter von vier und sechs Jahren. Seit sie geboren sind, ist die Lebensplanung ins Wanken geraten. Annick arbeitet in der Personalabteilung eines Autoherstellers, Stefan hat sich wegen der Kinder einer beruflichen Umschulung gestellt, vom Hotelfach zum Landschaftsgärtner. Der Alltag frisst die Familie manchmal auf. Von einem Wochenende zu zweit können Annick und Stefan nur träumen. An Zeit für eigene Hobbys ist nicht zu denken. Immer öfter eskaliert der Streit, manchmal reden die Eltern über eine Woche lang nicht mehr miteinander. „Mein Mann handelt nur nach Auftrag, ich fühle mich ständig im Dienst der Kinder und bin für alles zuständig“, klagt Annick. Stefan empfindet seine Frau oft als überengagiert und wünscht sich mehr Gelassenheit und Ruhe. Er liebt seine Töchter über alles, vermisst aber Zeit für sich selbst und für die Beziehung mit seiner Frau.
    Für „37°“ wagen die zwei Familien ein Experiment. Wie schwerwiegend sind ihre Konflikte? In unserem Test müssen sie sich einer Familienkonferenz stellen und anderen herausfordernden Situationen. Ein 90-minütiges Zwiegespräch ohne Kinder droht frühzeitig in Schweigen oder Streit zu enden. Am Ende finden unsere Protagonisten vielleicht Antworten auf die Frage, wie man die unterschiedlichen Erziehungsstile miteinander vereinbaren kann und wie offene und ehrliche Gespräche entstehen können. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 26.01.2016ZDF
  • Folge 864 (30 Min.)
    Nico, 27, ist durch eine Muskelkrankheit nahezu bewegungslos geworden. Betreut wird er von seinen Freunden. „37°“ zeigt, wie sich die Freundschaft seit der Schulzeit entwickelt. Schon damals übernehmen die Freunde pflegerische Aufgaben. Seit Nico ins Studentenwohnheim gezogen ist, arbeiten sie über einen Pflegedienst für ihn. Nico ist der Kopf der Clique. Er managt seinen Betreuer-Stab, organisiert gemeinsame Partynächte und sogar Reisen. Nico sitzt im Rollstuhl, kann weder Arme, Beine noch Kopf bewegen. Muskeldystrophie Duchenne heißt die Krankheit, die langsam seine Muskeln zerstört. Und doch: Nico lebt ein fast normales Studentenleben: Er wohnt in einer WG, schließt demnächst sein zweites Studium ab (Film- und Medienwissenschaften), zieht am Wochenende durch die Clubs.
    Es sind größtenteils Freunde, die ihn rund um die Uhr betreuen: ihn duschen, anziehen, mit ihm Vorlesungen besuchen, abends beim Ausgehen den Rolli die Treppen der Clubs hochtragen und die Drinks reichen. „Wir sind da reingewachsen, das ist für uns normal“, sagt Robin. Die jungen Männer haben eine integrative Schule besucht. Früher spielten sie zusammen Fußball und Hockey. Mit knapp neun Jahren ist Nico das letzte Mal zu Fuß gegangen. Schon damals haben die Freunde mit angepackt, wenn Nico Hilfe brauchte. „Wir wollten unsere Freizeit ungestört von Eltern oder Betreuern verbringen. Darum haben wir das lieber selbst gemacht“, sagt Robin. Max erinnert sich auch an schwierige Momente: „Natürlich war es traurig, wenn Nico auf einmal nicht mehr mit Hockey spielen konnte.
    Und manchmal ist man schon eingeschränkt, wenn der Freund im Rollstuhl sitzt. Aber so lernt man, anders zu planen, entdeckt neue Möglichkeiten.“ Die Freundschaft ist, wie jede gute, ein Geben und Nehmen. „Nico hat mir schon oft geholfen. Früher bei den Schulaufgaben. Später, wenn ich Liebeskummer hatte“, sagt Max. Für Robin ist Nico ein Vorbild: „Er hat uns immer wieder gezeigt, dass man sich nicht hängen lassen darf, wenn man selbstbestimmt durchs Leben gehen will.“ Nico ist als erster von Zuhause ausgezogen, hat als erster ein Studium abgeschlossen. Mit 1,0 im Fach Digitale Medien. Schon früh war Nico der Kopf der Clique, der den Freundeskreis zusammengehalten hat. Mit dem Abnehmen seiner Kräfte wurden die Freunde immer mehr zu seinem ausführenden Körper, erzählt Robin. Das ist auch heute noch so.
    Obwohl er sich kaum mehr rühren kann und häufig krank ist, plant Nico eine gemeinsame Reise nach Portugal mit seinen zehn besten Freunden. Mit Hilfe der Augensteuerung seines PCs recherchiert er rollstuhlgerechte Unterkünfte, organsiert die Flüge und einen Bus, in dem alle Platz haben. Er lässt rund 80 Kilo medizinische Ausrüstung plus Spezialnahrung verpacken, die er im Urlaub in Portugal braucht. Seine Eltern machen sich wegen seiner schwachen Gesundheit Sorgen: Kann er die Reise überhaupt antreten? Nico bleibt dran. Diese Reise ist womöglich die letzte gemeinsame mit all den Freunden. Einige beenden bald ihr Studium, starten ihre Karriere, haben dann weniger Zeit für die Freundschaft. Und Nicos Lunge arbeitet immer schlechter. Er braucht jetzt selbst tagsüber ein Beatmungsgerät. „Ich weiß nicht, wie lange ich das noch kann.
    “ Nico klagt nicht. „37° – Wirklich beste Freunde“ fragt, ob ein schönes Leben trotz großer Einschränkungen überhaupt möglich ist, und zeigt, wie viel Kraft Nico braucht, um seine Ziele zu verfolgen. Ein Film, der deutlich macht, wie Freundschaften entstehen, wenn Menschen mit und ohne Behinderung zusammen aufwachsen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 02.02.2016ZDF
  • Folge 865 (30 Min.)
    Ältere, gutsituierte Männer bieten mittellosen Frauen Geld für ein wenig Zuneigung und Sex. Vor allem wollen sie Jugend. Das ist das Prinzip und das erste Kennenlernen findet auf einem Internetportal statt. Online-Prostitution oder der Versuch, sich eine Beziehung zu kaufen? 37 Grad fragt nach, was Sugardaddys und junge Frauen zusammenbringt. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 09.02.2016ZDF
  • Folge 866 (30 Min.)
    Weit weg von den Eltern zu sein, allein im fremden Land, ist für die meisten Kinder und Jugendlichen schwer vorstellbar. Für viele junge Flüchtlinge ist dies Realität. Samir aus Afghanistan, Abdifatah aus Somalia und Yeshi, ein Waisenmädchen aus Tibet, sind ohne ihre Familien in Deutschland. Sie sind sogenannte minderjährige unbegleitete Flüchtlinge, die vor Terror und Gewalt in ihrer Heimat fliehen mussten. Nach Schätzungen des zuständigen Bundesfachverbands sollen 2015 schon über 30 000 Kinder ohne Eltern nach Deutschland gekommen sein. Die meisten von ihnen werden nach der ersten „Inobhutnahme“ durch die Jugendämter in betreuten Wohngemeinschaften in der Jugendhilfe untergebracht. „Was hättest du an meiner Stelle getan, wenn du nie weißt, ob du abends noch lebst“, fragt Samir. „37°“ erzählt er seine Geschichte.
    Er berichtet, wie er im Alter von 15 Jahren in der letzten Sekunde vor den Taliban aus dem besonders gefährlichen Osten Afghanistans geflohen ist, dass sein Vater tot ist und wie er seine Mutter auf der Flucht verloren hat. Samir hat in nur zehn Monaten so gut Deutsch gelernt, dass er es in die neunte Klasse einer Wiesbadener Realschule geschafft hat. Er ist fleißig und macht sogar in seinen Ferien Praktika. Aber der sensible Junge setzt sich stark unter Druck und leidet darunter, dass sich sein Asylverfahren so lange hin zieht. Seine Betreuerin, eine Sozialpädagogin, hilft ihm bei Behördengängen, wie der üblichen „erkennungsdienstlichen Behandlung“ beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Und sie versucht, ihm eine Perspektive in Deutschland zu geben, um ihn so gut wie möglich von seinen Problemen abzulenken.
    Abdifatah wurde mit 13 Jahren von seiner Mutter auf die Flucht geschickt. „37°“ vertraut er an, dass sein Vater in Somalia vor seinen Augen von Al-Shabaab-Milizen ermordet wurde. Seine Mutter lebt inzwischen mit den beiden kleinen Geschwistern in einem Flüchtlingslager in Kenia. Abdifatah ist gerade 16 geworden und kämpft mit Unterstützung einer Hamburger Anwältin für ein Wiedersehen mit der Familie. Aber dann kommt ein Brief von der Ausländerbehörde, der erst mal alle Hoffnung zunichte macht. Zuspruch erfährt er von einem pensionierten Lehrer, der auch sein privater Vormund geworden ist. Er macht Abdifatah immer wieder Mut – und spornt ihn an, weiter zu trainieren für seinen Traum von einer Fußball-Karriere beim HSV. Yeshi ist aus Tibet geflohen.
    Sie schildert, wie ihre Mutter bei einer Demonstration gegen die chinesischen Machthaber spurlos verschwindet, sie ihren Vater pflegt, bis er schließlich an den Folgen chinesischer Haft stirbt. Als Yeshi 16 ist und seit Monaten ohne Eltern gelebt hat, gibt ihr eine Freundin der Familie Geld für die Flucht in ein sicheres Land. Yeshi ist Buddhistin und möchte Krankenschwester werden. Eine „harmonische Beziehung zu anderen Menschen“ ist ihr wichtig. Sie liebt alte Leute und geht liebevoll mit den Patienten in der Klinik um, in der sie ein Praktikum macht. In München besucht sie die „Schlauschule“ für unbegleitete Flüchtlinge. Obwohl sie schon vor einem Jahr eine sechsstündige Anhörung bei der zuständigen Botschaft hatte, weiß Yeshi immer noch nicht, ob sie bleiben darf.
    „37°“ begleitet die Jugendlichen über einen Zeitraum von vier Monaten, dokumentiert ihr Leben im für sie so fremden Land, zeigt ihre Sorgen – und ihre Hoffnungen auf eine bessere Zukunft. Wie wird ihr langwieriges und kräftezehrendes Asylverfahren ausgehen? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 16.02.2016ZDF
  • Folge 867 (30 Min.)
    Zwei von drei Frauen sagen, sie hätten eine beste Freundin – nur ein Drittel aller Männer haben einen besten Freund. Was macht eine Freundschaft unter Frauen so besonders? Was macht sie so beständig? Und was geschieht, wenn die Frauen zusammen durch eine Krise müssen? Liebe, Krankheit, Streit „37°“ begleitet beste Freundinnen durch Höhen und Tiefen. „Mara ist meine beste Freundin, meine Liebe, mein Ratgeber und mein Heultaschentuch. Alles.“ Christines Augen leuchten, wenn sie über Mara spricht. Die 50-Jährigen kennen sich seit 35 Jahren: Schulfreundinnen, gemeinsame Erzieherinnenausbildung – immer zusammen. „Bis Christine mir sagte, dass sie eine Affäre mit meinem Freund hat. Das war grausam, doppelter Liebeskummer.“ Für Mara ein Schock.
    Doch auch für Christine schwierig: „Mir einzugestehen, da hast du richtig Mist gebaut, dafür hab ich ‚ne Weile gebraucht. Und dann hab ich nicht geschafft, mich zu entschuldigen“. Funkstille – für 20 Jahre. „Jedes Jahr an ihrem Geburtstag wollte ich Mara anrufen. Aber dann dachte ich immer, vielleicht will sie das nicht“. Vor sechs Jahren entdeckt Mara Christine bei „Stayfriends“ im Internet wieder und schreibt ihr. „Nur ich konnte den ersten Schritt machen, weil ich ja die ‚Gute‘ bin. Trotz allem war ich Christine sofort wieder nah.“ Christines Freude ist groß: „ Ich bin dankbar, dass sie den Mut gefasst hat.“ Und Mara ist glücklich, die beste Freundin wieder an ihrer Seite zu haben. „Ich bin froh, dass wir es nochmal versucht haben.“ „17. Januar 1995. Eine Rose für meine so vertraute Freundin.
    Mit unendlichem Dank für Deine Existenz.“ Richtige Liebesbriefe finden Claudia und ihre beste Freundin Susanne auf dem Dachboden. „Das sind tolle Erinnerungen, und dass es immer noch so ist, ist was ganz Besonderes.“ Fröhliche Momente wie dieser sind seltener geworden zwischen Claudia, 43, und Susanne, 42, den besten Freundinnen seit Kindertagen. Erste Liebe, Heirat, Kinder kriegen, berufliche Krisen – alles haben sie gemeinsam erlebt. Seit über einem Jahr überschattet Claudias Krebserkrankung die Freundschaft: „Ich habe Angst, ich lasse Susanne zurück. Schrecklich“. Nach der Diagnose bekommt Claudia Schuldgefühle. „Susanne macht so viel für mich. Und ich kann ihr nichts zurückgeben.“ Mit der Freundin redet Claudia über ihre Gewissensbisse nicht, will sie nicht zusätzlich belasten.
    Auch Susanne macht ihre Sorgen mit sich selbst aus und nicht mit der Freundin, der sie früher alles erzählen konnte. Die Furcht um Claudia nagt an ihr. „Als ich erfahren habe, wie schlecht es ihr geht, habe ich nächtelang geheult vor Angst, dass ich sie verliere. Es war immer klar, zwischen uns kann nichts kommen, bis auf den Tod.“ Gemeinsam kämpfen sie gegen die Bedrohung. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 01.03.2016ZDF
  • Folge 868 (30 Min.)
    Jan Ullrich, Spitzensportler, und Paulus Neef, Ausnahmeunternehmer, haben alles verloren, wofür sie gekämpft haben. Anerkennung, Erfolg, Geld, ihre Glaubwürdigkeit. Wie lebt man damit? Es war ein Sturz ins Bodenlose. Ihr Scheitern war allumfassend, schmerzhaft und öffentlich. Doch Aufgeben ist für beide nie eine Option gewesen. Sie blieben im Kern, was sie schon immer waren: Kämpfer. Wie berauschend war es, an der Spitze zu stehen? Jan Ullrich, der Junge aus einfachen Verhältnissen, liebte es, mit dem zu glänzen, was ihm am allermeisten Spaß machte – Radfahren. Er genoss die Bewunderung seiner Fans, die Möglichkeiten, die sich ihm boten. Paulus Neef konnte die Menschen begeistern und für seine unternehmerischen Pläne gewinnen. Doch emotional blieb er davon merkwürdig unberührt. „Ich konnte mich nie wirklich freuen oder Erfolge feiern.
    Geld war reichlich da, nach dem Börsengang sogar über eine Milliarde, doch bedeutet hat es mir nichts. Es musste immer weiter gehen, ich war wie getrieben.“ Jan Ullrich machte sein historischer Sieg bei der Tour de France 1997 über Nacht zum Star. Zugleich stellte dieser sportliche Meilenstein einen Erfolg dar, an den er bis zu seinem unrühmlichen Karriereende immer wieder anzuknüpfen versuchte. Aber es gab auch viele Negativschlagzeilen: Verletzungen, Gewichtsprobleme, Trainingstiefs, Alkoholfahrten, Aufputschpillen, verpatzte Wettkämpfe. Auch Paulus Neef fühlt sich zu der Hoch-Zeit von Pixelpark nicht frei. Ein Bodyguard bewacht ihn rund um die Uhr, zu groß ist die Angst vor einer Entführung. „Es war wie ein goldener Käfig“, erzählt der 55-Jährige rückblickend.
    „Freunde wandten sich von mir ab, Beziehungen scheiterten, meine Ehe ging in die Brüche.“ Wie weit sind die Protagonisten für ihre Ziele gegangen? „Zu weit“, meinen beide heute. 2006 will Jan Ullrich noch ein letztes Mal bei der Tour de France angreifen. Er ist in Bestform, er kann es noch einmal schaffen und danach seine große Karriere beenden. Doch es sollte anders kommen. Er wird des Dopings beschuldigt und gesperrt, seine Mannschaft, „Team Telekom“, distanziert sich von ihm. Die Medien stürzen sich auf ihn, der einstige Held wird zum Buhmann der Nation. Der Schock über das plötzliche und hässliche Karriereaus sitzt tief und ist auch heute noch spürbar.
    Warum hat er so lange zu den Dopingvorwürfen geschwiegen? Warum fiel es ihm so schwer, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen? Paulus Neef, Gründer der Multimedia Agentur Pixelpark, war hoch verschuldet, als er nach dem plötzlichen Börsencrash von Pixelpark und vermeintlicher Veruntreuung 2002 aus seiner eigenen Firma geworfen wurde. „Nach außen hin habe ich mir nichts anmerken lassen, aber mir war der Boden unter den Füßen weggezogen.“ Heute greifen die beiden nicht mehr nach den Sternen aber sie haben Pläne und Visionen, von denen sie uns erzählen. Und so unterschiedlich sie auch sind, so unterschiedlich ihre Leben und Karrieren verlaufen sind die Lehre, die sie aus ihrem Scheitern gezogen haben, ist erstaunlicherweise dieselbe. Jan Ullrich meint dazu: „Ich bin ein extremer Mensch.
    Und scheitere deswegen vielleicht auch so extrem, selbst heute noch. Aber das habe ich mittlerweile akzeptiert, es gehört zu mir. Entscheidend ist wohl nur, dass man nicht liegen bleibt, sondern Verantwortung übernimmt und weitermacht!“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 08.03.2016ZDF
    Arbeitstitel: "Ich war mal wer - Jan Ullrich und Paulus Neef"
  • Folge 869 (30 Min.)
    Sie sind Lotsen für Menschen, die sonst im Leben untergehen würden. Gesetzliche Betreuer haben viel Verantwortung, Macht und Einfluss. „37°“ begleitet zwei Berufsbetreuer im Alltag. Rund 1,3 Millionen Menschen werden in Deutschland betreut. Hinter dieser Zahl stehen oft dramatische Schicksale. Gesetzliche Betreuer sind Manager für alle Lebenslagen, müssen oft existenzielle Entscheidungen treffen. Ein Beruf aus Berufung? Siegmar M. (58) ist gesetzlicher Betreuer aus Leidenschaft. Sein Aufgabengebiet: Menschen, die durch Drogen, Alkohol, Altersdemenz, Arbeitslosigkeit, Krankheit oder tragische Schicksalsschläge aus der Bahn geworfen werden und allein nicht mehr klar kommen. Dementsprechend herausfordernd ist sein Alltag: Telefonate, Anträge ausfüllen, Behördengänge, Taschengeldauszahlungen, Arzttermine oder einfach: zuhören.
    Siegmar nimmt seine Verantwortung sehr ernst, deshalb ist der vertrauensvolle Umgang wichtig. Oft fährt er zu seinen Klienten nach Hause, manchmal auch aus Sorge. „Wir kümmern uns um die, denen sonst keiner hilft, und das ist oft sehr schwierig.“ Der an Depressionen erkrankte Hans-Jürgen war nicht zum vereinbarten Termin erschienen und ist akut suizidgefährdet. Auf Klingeln und Klopfen reagiert er nicht. Ist Siegmar diesmal zu spät? Und auch bei Peter ist sein ganzes Können gefragt. Der trockene Alkoholiker ist todkrank, kann zuhause nicht mehr gut gepflegt werden, Siegmar betreut ihn schon zehn Jahre. „Ich würde dich gern zu einer Kaffeefahrt einladen“, beginnt er das Gespräch heute. Er möchte seinen Klienten auf das Hospiz vorbereiten und es ihm bei einem aufwändig geplanten „Ausflug“ zeigen.
    Wird ihm das gelingen? Anfangs hatte er noch 20 bis 25 Klienten gleichzeitig, heute sind es bis zu 60. Das größte Glück ist für Siegmar, wenn es jemand schafft und wieder auf eigenen Beinen stehen kann. Aber das sind die wenigsten. Täglich sieht er das Elend, trotzdem ist Siegmar Optimist. Einer, der anpackt, der das Leben der anderen managt. Auch Sandra ist gesetzliche Betreuerin. „Kein Traumjob“, wie sie zugibt. Die 43-Jährige ist zum Hausbesuch bei Angelika. Die hat trotz des Sozialhilfesatzes diesen Monat 2 500 Euro ausgegeben. Angelika ist psychisch krank, sie kauft eben gerne Fanartikel und Nippes. Das Konto ist wieder einmal heillos überzogen. Nun muss Sandra ein Machtwort sprechen, das Geld zuteilen, die Schulden regulieren. Auch Kornelia ist ein schwieriger Fall.
    Sie ist an Chorea Huntington erkrankt, einer unheilbaren Erkrankung des Gehirns. Deshalb ist die 50-Jährige auch schon dement. Kornelia hat niemanden, der sich um sie kümmert, allein kommt sie im Alltag nicht klar. Mehrfach muss ihr Sandra erklären, dass sie jetzt einen ambulanten Dienst für sie bestellt hat – wird Kornelia die Hilfe annehmen? Die „37°“-Reportage begleitet zwei gesetzlich bestellte Betreuer in Erfurt und Dortmund in ihrem Alltag. Mit Engagement und Herzblut kümmern sie sich um Menschen, die ohne ihre Betreuung durch das soziale Netz fallen würden. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 15.03.2016ZDF
  • Folge 870 (30 Min.)
    Laut forsa-Umfrage wünschen sich 40 Prozent aller Deutschen eine Auszeit vom Job, ein „Sabbatical“. „37°“ stellt Arbeitnehmer vor, die ihren Traum in die Tat umgesetzt haben. Vorgestellt werden drei Protagonisten, die wenigstens einmal im Leben die tägliche Tretmühle Arbeitsplatz verlassen, wenigstens einmal etwas anderes erleben wollten. Warum sie sich dazu entschlossen haben und was sie sich davon erhoffen, erzählt dieser Film. Dabei gehören sie noch immer zu einer Minderheit. Nur wenige Arbeitnehmer trauen sich, ein Sabbatical zu beantragen: meist aus finanziellen Gründen oder weil der Chef es nicht gestattet. Dabei sind einige Unternehmen gar nicht mal abgeneigt, ihren Arbeitnehmern eine Auszeit zu genehmigen. Sie hoffen darauf, dass der geplagte Kollege nach seiner Pause motivierter zurückkehren wird.
    Die Hamburger Angestellte Monique ist erst 26 Jahre alt. Nach zehn Jahren in der gleichen Firma und im gleichen Bürojob beschlich sie das Gefühl, dass ihr vielleicht doch etwas fehlt. Um sich ihren Adrenalinschub zu verschaffen, machte sie Fallschirmspringen zu ihrem Hobby. Monique lernte dabei den Abenteurer Max kennen und beschloss, mit ihm auf Weltreise zu gehen – und dafür eine einjährige Auszeit vom Job zu nehmen. Dass diese Auszeit vom Job zur Zerreißprobe einer eher experimentellen Beziehung werden sollte, ist Teil der Beobachtung eines ganz besonderen Sabbaticals. Dieter (50) aus Mannheim ist Lehrer an einer Berufsschule und ein begeisterter Segler. Mehr und mehr hatte er den Eindruck, dass er den Enthusiasmus und die Motivation für seinen Beruf verloren hat.
    Die Schule gestattete ihm ein ganzes Jahr Auszeit und die möchte Dieter nutzen: Er will die Welt umsegeln. Finanzieren kann er dies nur, weil er ständig zahlende Freunde mit an Bord nimmt. Anders als Monique scheint jedoch Dieter aus seiner Rolle als Lehrer nicht herauszukommen: Skipper Dieter motiviert, fragt und lehrt seine Mitsegler nach bestem pädagogischem Wissen und Gewissen. Auch für Sabrina (27) aus der Umgebung von Straubing war es höchste Zeit, eine Pause in ihrem Job als Krankenschwester auf der Intensivstation einzulegen. Der Druck am Arbeitsplatz wurde immer stärker: längere Schichten, unregelmäßige Arbeitszeiten, immer mehr Stress. Mit der zunehmenden Belastung wurde Sabrinas Angst größer, bei ihrer Arbeit auf der Intensivstation womöglich lebensgefährliche Fehler zu machen.
    Für sie gab es daher nur eins: die Flucht aus dem Hamsterrad und absolute Ruhe. Finanziell war das alles für sie nicht einfach, aber schließlich wagte sie dennoch den Sprung in die Auszeit: als Sennerin auf der Königsalm in Österreich. Die atemberaubenden Berge, die Einsamkeit der Natur sollten ihr wieder neue Kraft geben. Nur mit der Einsamkeit hat es nicht so recht geklappt. Sabrina muss auch Wanderer bewirten – und diese scheinen oft und gerne auf ihre Alm zu kommen. Und so richtig kann sie sich auch nicht von ihrer Profession als Krankenschwester lösen: Die Kühe auf ihrer Alm umsorgt sie, als wären sie ihre Patienten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.04.2016ZDF
    ursprünglich für den 05.04.2016 angekündigt
  • Folge 871 (30 Min.)
    J 73.03.3 – diese rätselhafte DNA-Spur verbindet mit einem Abstand von 25 Jahren zwei grausame Verbrechen. Für jede Tat wurde ein Täter verurteilt. Beide beteuern immer wieder ihre Unschuld. Werner Mazurek (66) soll ein Mädchen entführt haben. Es starb dabei. Das Urteil: lebenslange Haft. Benedikt Toth (45) soll aus Geldgier seine Tante auf brutalste Weise erschlagen haben. Das Urteil: lebenslange Haft. Seit zehn Jahren sitzt er in der JVA Straubing. Eine vorzeitige Entlassung nach 15 Jahren ist bei Benedikt Toth wegen festgestellter Schwere der Schuld unmöglich. 1981, bei der Entführung der zehnjährigen Ursula Herrmann, die dabei qualvoll in einer Kiste erstickte, fand sich die mysteriöse DNA-Spur J 73.03.3 an einer Schraube dieser Kiste. 2006 wird in München die Parkhausbesitzerin Charlotte Böhringer ermordet.
    An einem Glas in ihrer Spülmaschine findet sich die gleiche DNA, auch am Knauf einer Kommode. Auf keinen der beiden Männer, weder auf Mazurek noch auf Toth, passt die ungeklärte DNA. Es wird auch geprüft, ob diese Spuren vielleicht erst am Tatort durch einen der Ermittler entstanden sind. Das Ergebnis ist negativ. Was also hat es mit dieser DNA auf sich? Beide Verdächtigen werden in einem Indizienprozess als Täter verurteilt, obwohl sie von Anfang an das Gleiche sagen: „Ich war es nicht!“ Vor Gericht hilft ihnen das nicht. Fehlurteil oder Justizirrtum? Den Lügendetektor-Test, dem sich beide nach der Verurteilung stellten, haben sie mit Bravour bestanden eine Methode, die jedoch in deutschen Strafverfahren noch immer nicht anerkannt ist.
    Der Film in der Reihe „37°“ geht diesen beiden Geschichten nach, beleuchtet Indizien und hinterfragt vom Gericht konstruierte Zusammenhänge. Recht oder Unrecht? Wie kann man solch eine lange Haftzeit überstehen, wenn die behauptete Nicht-Schuld tatsächlich stimmen sollte? Es sind nicht nur Familie oder Freunde, die mit guten Gründen für die beiden Verurteilten eintreten. Auch ein Ermittler, ein Rechtsexperte, beide Verteidiger und selbst der Bruder des toten Mädchens zweifeln, ob die richtigen Täter hinter Gittern sind. Regisseur Gunther Scholz hat mit vier Filmen über Jahre das Schicksal des unschuldig verurteilten Harry Wörz begleitet das Fehlurteil musste vom BGH kassiert werden. Erneut stellt Scholz sich diesem Thema, ohne endgültige Gewissheit liefern zu können. Was aber, wenn die beiden Verurteilten tatsächlich die Wahrheit sagen? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 10.05.2016ZDF
  • Folge 872 (30 Min.)
    Eine Nacht in New York ist Stefan Arzberger, dem angesehenen Geiger des Leipziger Streichquartetts, zum Verhängnis geworden. Der Vorwurf gegen ihn lautet: Versuchter Mord. Seit mehr als einem Jahr wartet er auf die Entscheidung des Gerichts und darf die Vereinigten Staaten nicht verlassen. Stefan Arzberger soll am frühen Morgen des 27. März 2015 in einem Hotel in Manhattan eine fremde Frau tätlich angegriffen haben. Seine Anwälte haben nur eine Erklärung: Ihr Mandant sei selbst Opfer. Er sei unter Drogen gesetzt und dann ausgeraubt worden. Denn laut Ermittlungsbericht war Arzberger in Begleitung einer transsexuellen, mehrfach einschlägig vorbestraften Prostituierten, bevor er sein Zimmer verließ und die 64-Jährige überfiel. Der Musiker beteuert vom Zeitpunkt seiner Verhaftung an, er habe keine Erinnerung an diese Nacht.
    Er hat keine Vorstrafen, ist nie zuvor mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Gegen eine Kaution in Höhe von 100 000 Dollar, die Familie und Freunde für ihn aufgebracht haben, ist er auf freiem Fuß. Er ist frei und fühlt sich doch gefangen, darf nicht arbeiten und muss dennoch überleben – ausgerechnet in New York, der Stadt des Luxus und der grenzenlosen Freiheit. Trotz des schwerwiegenden Verdachts gegen den Geiger geschieht etwas Unerwartetes: Es bilden sich Unterstützergruppen in Deutschland, aber auch in Amerika. Freunde, Kollegen, Musikliebhaber, aber auch völlig Fremde sammeln Geld, stellen ihre Wohnung zu Verfügung, nehmen den Geiger aus Deutschland in die Familie auf. Die „37°“-Dokumentation berichtet von dem Albtraum des Stefan Arzberger.
    Ein Albtraum mit noch immer ungewissem Ausgang und zugleich umgeben von Menschen, die dem beschuldigten Musiker Halt und Kraft geben. Ohne die Hilfe dieser Menschen wäre er verloren. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 17.05.2016ZDF
  • Folge 873 (30 Min.)
    Sie gehörte zu den Nachwuchshoffnungen im Kunstturnen, war auf dem Sprung in die Olympia-Qualifikation. Dann stürzte Elisa Chirino beim Training und brach sich den dritten Halswirbel. Das war am 25. März 2014. Seitdem ist sie querschnittgelähmt und rund um die Uhr auf fremde Hilfe angewiesen. Über den Zeitraum von fast einem Jahr ließ sich Elisa, die jetzt 19 wird, von der Kamera begleiten auf ihrem Weg in ihr neues Leben im Rollstuhl. Vieles hat Elisa seit dem Sturz ertragen müssen: Schmerzen, mehrere komplizierte Operationen, viele Monate im Krankenhaus – und die Erkenntnis, vermutlich nie wieder ohne fremde Hilfe leben zu können. Die „37°“-Dokumentation zeichnet ihr Schicksal nach und begleitet sie auf ihrem Weg: die Monate im Krankenhaus, ihren Besuch der Sporthalle, in der das Unglück geschah.
    Sie selbst wollte dorthin, in Begleitung einer Therapeutin, um das Geschehene zu verarbeiten. Denn immer wieder überkommen Elisa Zweifel, ob sie ihren neuen Lebensweg bewältigen wird. Seit kurzem hat Elisa eine rollstuhlgerechte Wohnung in Berlin-Lichtenberg, ihrer Heimat, kann sogar wieder in ihre alte Schule zurückkehren. Trotzig, wie sie ist, belegt sie weiterhin den Leistungskurs Sport im Gymnasium, will unbedingt ihr Abitur machen. Denn aufgeben will sie nicht, sie hat immer noch einen Funken Hoffnung, dass sie vielleicht doch irgendwann wieder ihren Körper zumindest teilweise kontrollieren kann. Im Moment sieht es allerdings nicht danach aus, das haben ihr die Ärzte auch gesagt. So ist vor allem die Familie ihre große Stütze: ihre Mutter Heike Chirino und ihre beiden großen Schwestern Sandra und Anita.
    Eine Langzeitbeobachtung über ein menschliches Schicksal, aber auch über Kampfgeist, Lebenswillen – und Elisas Erkenntnis über den Sinn des Lebens: „Dass man das Leben einfach genießen sollte und für jede kleine Sache einfach dankbarer ist als vorher, was einem so selbstverständlich erschien, aber was es ja eigentlich nicht ist.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 31.05.2016ZDF
    ursprünglich für den 17.05.2016 angekündigt
  • Folge 874 (30 Min.)
    Die Beziehung von Geschwistern ist meist innig und vertraut und bleibt ein ganzes Leben bestehen. Umso schlimmer, wenn der Bruder oder die Schwester stirbt. Wie lässt sich das verkraften? Für Nadine hat sich nach dem Tod des Bruders alles verändert. Am schlimmsten war es, an seinem Zimmer vorbeizugehen und zu wissen, dass er nicht mehr da ist. Das Zimmer war „sein“ Ort, betreten konnte Nadine es nun nicht mehr. Zu groß waren Trauer und Schmerz. Wenn ein Kind stirbt, gelten Aufmerksamkeit und Anteilnahme der anderen meist nur den Eltern. So groß ist ihr Verlust, so unermesslich ihr Schmerz, dass die große Trauer und Verzweiflung der Geschwister oft übersehen wird.
    „Alle haben mich immer gefragt, wie geht es deiner Mutter, aber niemand hat gefragt, was mit mir ist“, erinnert sich die 18-jährige Nadine an die Zeit, als ihr Bruder Lars gestorben war. Als Nadines Mutter Katja nach einigen Wochen merkte, wie schlecht es Nadine geht, und nach Hilfsangeboten suchte, war sie entsetzt. Selbst in einem so akuten Fall wie Nadines betrug die Wartezeit für einen Termin bei einer Psychologin mindestens ein halbes Jahr. Für Eltern gibt es so viele Hilfsangebote, aber für Nadine gab es nichts. Auch in der Schule hat sich niemand gekümmert, sie musste funktionieren. Auch der 15-jährige Tom musste nach dem Tod seiner Schwester allein mit dem Verlust fertig werden. Er hat sich um seine Eltern gekümmert, sie waren zu sehr in ihre Trauer verstrickt, als dass sie an ihren Sohn hätten denken können.
    Nadine und Tom wünschen sich, dass Kinder, die eine Schwester, einen Bruder verlieren, schneller Hilfe bekommen, dass ihre Trauer von Bekannten, Verwandten und Nachbarn gesehen wird. Darum wollen sie jetzt, wo es ihnen besser geht, ihre Geschichte erzählen. Auch wenn es für Nadine immer noch schwer ist, das Zimmer ihres Bruders zu betreten, kann sie es mittlerweile zulassen, dass ihre Mutter es langsam verändern und den Raum dann anders nutzen will. Es ist ein Abschluss, aber auch ein Neuanfang. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 07.06.2016ZDF
    ursprünglich für den 12.04, dann 03.05.2016 angekündigt
  • Folge 875 (30 Min.)
    Unfälle, Herzinfarkt, Husten – immer mehr Patienten überlasten die Notfallambulanzen. Die Folge: Dauerstress, das Personal am Limit. „37°“ zeigt die Not der Retter am Klinikum Ingolstadt. 72 000 Notfallpatienten werden jährlich am Klinikum Ingolstadt behandelt. Arzt Stephan E. und Schwester Julia N. kommen im Schichtdienst an ihre Grenzen, fühlen sich selbst oft als Notfälle. Wie lange halten sie den Stress noch aus? Assistenzarzt Dr. Stephan E. (35) hetzt seit zehn Stunden durch die Notaufnahme am Klinikum Ingolstadt. Keine Pause, kein Kaffee und kein schnelles Brötchen. 51 Patienten warten. Schwester Julia N. (31) behandelt zeitgleich eine Frau mit einem Abszess. Seit acht Jahren arbeitet die erfahrene Krankenschwester hier, doch nie war sie so am Limit wie jetzt.
    „Mich ärgert, dass wir viele Notfälle nicht so behandeln können, wie wir möchten, weil die Notaufnahmen mit Patienten verstopft sind, die alle zum Hausarzt könnten“, klagt sie. Tatsächlich sind 30 bis 40 Prozent der Patienten ein Fall für die Sprechstunde oder den Facharzt. Wieder ein Einsatz. Der Rettungsdienst bringt einen intubierten Mann nach einem schweren Verkehrsunfall. Auf den Gängen stauen sich die Patienten. Im Schockraum liegt eine Frau mit Kopfverletzung. Fahrradsturz. Stephan liebt eigentlich diesen Stress. Doch dieser Ansturm ist zeitlich, körperlich und seelisch schwer zu ertragen. „Und dann kannst du irgendwann nicht mehr garantieren, dass du alles merkst, siehst und pufferst. Irgendwann ist die Grenze erreicht“, sagt der junge Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie.
    Am Ende einer langen Schicht wartet dann noch die Bürokratie, Patientenakten müssen ausgefüllt werden. Auch das nimmt ständig zu. Rund 18 Millionen Menschen werden in Deutschland jährlich in den Notaufnahmen behandelt. Ihre Zahl hat sich in den letzten Jahren verdoppelt. Die Gründe sind unterschiedlich: viele Unfälle, immer mehr alte Menschen und vor allem Bagatellbeschwerden. Die Patienten kommen, weil Hausärzte fehlen und es Wochen dauert, einen Termin beim Facharzt zu bekommen. Sie kommen aber auch, weil die Notfallklinik binnen Stunden eine weitreichende Rundum-Diagnostik garantiert. Die Folge sind lange Wartezeiten, Überlastung der Ärzte und Pflegekräfte sowie Versorgungsengpässe. Dazu kommt das finanzielle Verlustgeschäft. 32 Euro bekommen die Kliniken im Durchschnitt für einen Notfall. Die tatsächlichen Kosten liegen bei 120 Euro.
    Bundesweit gehen den Notaufnahmen nach Schätzungen der Deutschen Krankenhausgesellschaft jährlich eine Milliarde Euro verloren. Ingolstadt ist ein riesiges kommunales Klinikzentrum mit 3300 Mitarbeitern, 380 Ärzten und 1150 Betten. 1500 Notfallpatienten kommen jährlich mit dem Hubschrauber in die Notaufnahme, 5300 Einsätze fährt der Notarztwagen. Der „37°“-Film zeigt den Alltag in der Notfallklinik Ingolstadt. Wie werden Ärzte und Krankenschwestern mit den zunehmenden Herausforderungen fertig? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 28.06.2016ZDF
  • Folge 876 (30 Min.)
    „37°“ begleitet über ein halbes Jahr den Hausmeister Joop Snel und mehrere Bewohner des sogenannten „Bullenklosters“, ein Wohnsilo, in Kiel. Als „Abschaum“ werden die Bewohner der Hamburger Chaussee 63 von vielen beschimpft. Hier ziehen die meisten ein, weil die Alternative Obdachlosigkeit wäre. Doch wer sind diese Menschen, die in insgesamt 262 Einzimmerwohnungen à 22 Quadratmeter leben? Sascha Schmidt lebte bis vor einem dreiviertel Jahr in einer Zweizimmerwohnung in Hamburg. Er hatte ein finanziell sorgenfreies Leben, genug Geld, um sich jeden Wunsch zu erfüllen. Egal ob Urlaub, Kleidung oder Essen gehen – alles war möglich. Doch dann erlitt er einen Burnout. Er beschloss, in seine Heimat Kiel zurückzukehren und landete im „Bullenkloster“. Wie die meisten Bewohner kam auch er mit nichts außer einer Reisetasche an.
    Er war am Tiefpunkt seines bisherigen Lebens angekommen. Vor viereinhalb Jahren floh Marlies Schneider vor ihrem gewalttätigen Ehemann ins „Bullenkloster“. Mit ihrem Ex-Mann hat sie zwei inzwischen erwachsene Söhne. Bevor Marlies in das Haus mit dem schlechten Ruf zog, lebte sie mit ihrer Familie in einem kleinen Häuschen in einem Vorort von Kiel. Dort führte sie allerdings ein komplett durch ihren Ex-Mann dominiertes und kontrolliertes Leben. Sie durfte keine Freunde haben, nicht ausgehen und war für den gesamten Haushalt zuständig. Für sie war es ein Martyrium, das sie jahrelang ertrug, bis sie eines Tages floh und im „Bullenkloster“ unterkam. Doch der Preis für ein Leben ohne ihren gewalttätigen Ehemann war hoch. Beide Söhne haben den Kontakt zu ihr abgebrochen, wohl auch, weil sie sich für den neuen Wohnort ihrer Mutter schämen.
    Babette Zauske hat immer von einem „Prinzessinnenleben“ geträumt. Doch sie hat es nie „in die andere Welt“ geschafft. Und das, obwohl sie eigentlich nichts falsch gemacht hat: Sie ist erfolgreich zur Schule gegangen und hat eine Ausbildung zur medizinisch-technischen Assistentin abgeschlossen. Ihr Leben lang hat sie viel gearbeitet, und trotzdem kann sie sich nur eine Miete von maximal 350 Euro leisten. Babette Zauske gehört zu den zirka 40 Prozent der Menschen im „Bullenkloster“, die arbeiten und bei denen das Gehalt trotz Schichtarbeit und unzähliger Überstunden nicht für mehr reicht. „Hier werden die Menschen abgestellt, und keiner kümmert sich“, wettert sie und plädiert für mehr staatlichen Beistand.
    Der Hausmeister Joop Snel versucht seit gut zehn Jahren, Ordnung in das Haus zu bringen und greift ein, wenn seiner Meinung nach die Behörden versagen. Der Holländer ist der wichtigste Dreh- und Angelpunkt im Haus. Die Tür zu seinem Büro steht den ganzen Tag offen, und er kennt jeden Bewohner persönlich. Er ist nicht nur der Hausmeister, sondern auch „Psychologe, Sozialarbeiter und einfach Mädchen für alles“, so Snel. Wenn die Adresse zum Stigma wird – „37°“ zeigt Menschen und Schicksale hinter den Türen des sogenannten „Bullenklosters“ in Kiel. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 05.07.2016ZDF
    ursprünglich für den 03.05.2016 angekündigt

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