2024, Folge 3197–3220

  • Folge 3197 (43 Min.)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 22.05.2024 arte
  • Folge 3198 (45 Min.)
    Das syrische Regime vor der französischen Justiz
    Im November 2013 stürmten Männer des syrischen Geheimdienstes die Wohnung des französisch-syrischen Studenten Patrick Dabbagh und nahmen ihn fest. Am nächsten Tag wurde sein Vater Mazzen verhaftet. Vater und Sohn wurden im Gefängnis des Militärflughafens Mezzeh in der Nähe der syrischen Hauptstadt festgehalten und gaben nie wieder ein Lebenszeichen von sich. Offiziell heißt es, beide seien an einem Herzinfarkt gestorben, was bei Tausenden Häftlingen, die in Wirklichkeit zu Tode gefoltert wurden, als Todesursache angegeben wird. Ihre Familie wurde nicht informiert. Am 24. Oktober 2016 reichte der in Frankreich lebende Obeida Dabbagh, Mazens Bruder und Patricks Onkel, beim Tribunal de Grande Instance in Paris eine Klage gegen X ein.
    Nach sieben Jahren Ermittlungen beschloss die französische Justiz, drei hochrangige Vertreter des Regimes von Baschar al-Assad strafrechtlich zu verfolgen: Am 21. Mai 2024 wird in Frankreich der erste Prozess gegen hochrangige Vertreter des syrischen Regimes wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit eröffnet. Die Journalistin und Autorin Garance Le Caisne hat die zahlreichen Fälle verschwundener Personen untersucht. Sie berichtet über den Fall Caesar, das Verschwinden vieler Menschen, die Folter und den Kampf von Obeida Dabbagh. Sie ist heute in unserer Sendung zu Gast.
    Erschüttert der Tod des iranischen Präsidenten die Islamische Republik?
    Er hat „sein Leben für die Nation geopfert“. Am 19. Mai ist Präsident Ebrahim Raissi auf dem Rückflug von einer Reise in den Nordwesten des Landes tödlich verunglückt. Während die Medien zunächst von einer „harten Landung“ des Präsidentenhubschraubers sprachen, war innerhalb kürzester Zeit von einem Absturz die Rede. Unter den acht weiteren Opfern ist auch Außenminister Hossein Amir-Abdollahian. In den letzten Monaten hatte sich der Präsident als entschiedener Gegner Israels – erklärter Feind der Islamischen Republik – positioniert, indem er seit dem 7. Oktober die islamistische Palästinenserbewegung Hamas unterstützte. Bei seiner letzten Reise hatte der Präsident der Hamas erneut seine Unterstützung zugesagt.
    Der 63-jährige, ultrakonservative Ayatollah Raissi galt als einer der Favoriten für das Amt des Obersten Führers, dem wichtigsten Amt der Islamischen Republik, das seit 35 Jahren von Ayatollah Ali Khamenei bekleidet wird. Sein Tod läutet eine Phase der politischen Unsicherheit ein, in der es zunächst darum geht, innerhalb von 50 Tagen allgemeine Wahlen zu organisieren, um einen Nachfolger zu wählen. Wird die Zivilgesellschaft die Wahlen nutzen, um erneut ihre Opposition gegen das Regime zum Ausdruck zu bringen? Oder wird das Regime die Unterdrückung nun weiter verschärfen? Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
    Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 23.05.2024 arte
  • Folge 3199 (45 Min.)
    2 Milliarden Tonnen pro Jahr: Wie überleben wir unseren Müll?
    „Wir produzieren heute mehr Müll denn je, aber er bleibt unsichtbar.“ Jede Sekunde werden weltweit 70 Tonnen Müll erzeugt. Plastik allein wiegt heute bereits mehr als alle Meeres- und Landtiere zusammen. Das Konzept des Mülls ist jedoch relativ neu: Vor dem „Umbruch im Stoffwechsel der Erde“ im 20. Jahrhundert waren Abfälle hauptsächlich organisch. In ihrem Buch „La civilisation du déchet – Tout savoir sur le recyclage … et ses limites“ („Die Zivilisation des Mülls – Alles über Recycling … und seine Grenzen“) räumen die beiden Forscher Jérémie Cavé und Yann-Philippe Tastevin in Zusammenarbeit mit der Illustratorin Alizée De Pin mit den üblichen Vorstellungen auf.
    Sie zeichnen den Lebenszyklus von sechs Alltagsgegenständen von ihrer Herstellung bis zu ihrem Ende nach und sensibilisieren den Leser für die Probleme, die mit Überproduktion und Verschwendung verbunden sind. Für sie besteht kein Zweifel daran, dass wir ein „Null-Abfall-Ziel“ anstreben müssen, um unseren Planeten zu schützen: „Recycling ist wichtig und wird Zeit sparen, aber wir müssen unbedingt unseren Abfall reduzieren. Der beste Abfall ist der, den wir nicht produzieren.“ Der Forscher im Bereich Nachhaltige Entwicklung, Jérémie Cavé, ist heute in unserer Sendung zu Gast.
    Streiks bei der SNCF, RATP, Müllabfuhr …: Erpressung oder Verdienst für die Olympischen Spiele? Am Dienstag folgten viele Eisenbahner der Region Ile-de-France dem Streikaufruf von Sud-Rail, CGT und UNSA. Hintergrund sind die Verhandlungen über Sonderprämien für das SNCF-Personal während der Olympischen Spiele. Dabei sind die Eisenbahner kein Einzelfall. Zahlreiche Branchen – Personal der RATP, Müllabfuhr, Fluglotsen und nun auch Lkw-Fahrer – haben in den letzten Wochen Streiks oder Vorankündigungen ausgerufen, um im Vorfeld der Feierlichkeiten über Prämien oder Lohnerhöhungen zu verhandeln.
    Obwohl immer mehr Sonderprämien versprochen werden, ist das Gespenst einer sozialen Bewegung während der Olympischen Spiele nicht gebannt. Die CGT hat deutlich gemacht, dass sie die Spiele als Gelegenheit nutzen wolle, um nennenswerte soziale Errungenschaften zu erreichen. Vom konservativen Lager wird die Haltung der Regierung kritisiert, der vorgeworfen wird, sich grenzenlos erpressen zu lassen. Angesichts der Ausgaben für die Ausrichtung der Olympischen Spiele von voraussichtlich mehr als neun Milliarden Euro, wovon etwa die Hälfte aus öffentlichen Mitteln stammt, kritisiert der konservative Politiker Xavier Bertrand (LR) die seiner Meinung nach ungebremsten öffentlichen Finanzierungen.
    Sind die Prämien und die vorausgegangenen Streikdrohungen gerechtfertigt? Handelt es sich um eine gerechte Anerkennung der Mehrarbeit während der Olympischen Spiele oder um eine Erpressung mit Streiks, um die öffentliche Hand zum Einlenken zu bewegen? Wird die soziale Rechnung des Sportereignisses explodieren? Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
    Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 25.05.2024 arte
  • Folge 3200 (45 Min.)
    Café Joyeux – ein Konzept mit dem gewissen Etwas
    Anne-France arbeitet in einem Café an der schönsten Avenue der Welt, den Champs-Élysées. Das Café hat eine Besonderheit: Wie in allen „Cafés Joyeux“ sind 60 bis 70 % der Mitarbeiter geistig behindert oder autistisch – Anne-France hat das Down-Syndrom. Das erste Café entstand 2017 in Rennes; die 22. Adresse wurde kürzlich in Marseille nur wenige Tage nach der Eröffnung des 21. Cafés in New York eröffnet. Yann Bucaille ist der Initiator des Projekts: „Wir wollen auch den Blick in der Wirtschaft verändern, zeigen, dass es möglich ist und funktioniert, Unternehmern zeigen, dass sie Menschen mit Behinderungen einstellen können.“ Das „Café Joyeux“ will Menschen mit geistigen Behinderungen – die in Frankreich rund 750 000 Menschen betreffen – als Teil der Arbeitswelt sichtbar machen. Anne-France und Yann Bucaille sind heute in unserer Sendung zu Gast.
    Haftbefehle des Internationalen Strafgerichtshofs: Gleichsetzung von Israel und der Hamas?
    Es ist ein Donnerschlag: Der Ankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, Karim Khan, hat am Montag Haftbefehle gegen führende Vertreter der Hamas und Israels beantragt. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu und sein Verteidigungsminister Joav Galant müssten sich demnach möglicherweise wegen Mordes, zielgerichteter Angriffe auf Zivilisten oder dem Aushungern einer Bevölkerung – der Bewohner des Gaza-Streifens – als Methode, verantworten. Der Anführer der Hamas in Gaza, Jihia al-Sinwar, der militärische Führer der Bewegung und ihr politischer Leiter könnten sich für Geiselnahmen, Folter, Mord und Vergewaltigung während und nach den Angriffen vom 7. Oktober verantworten müssen.
    Auch wenn es sich lediglich um einen Antrag handelt – die 18 Richter des IStGH dürften sich in zwei bis drei Wochen dazu äußern -, haben zahlreiche Länder bereits reagiert. „Lassen Sie mich das klar sagen: Was auch immer der Ankläger andeutet, es gibt keine Gleichwertigkeit zwischen Israel und der Hamas, [ …] wir werden Israel gegen Bedrohungen seiner Sicherheit immer zur Seite stehen“, schrieb Joe Biden in einer Erklärung; Frankreich hingegen „unterstützt den Internationalen Strafgerichtshof, seine Unabhängigkeit und den Kampf gegen die Straflosigkeit in allen Situationen“. Ist das Vorgehen wirklich unparteiisch? Wie könnte es nun weitergehen? Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
    Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere So. 26.05.2024 arte
  • Folge 3201 (45 Min.)
    Maurizio Serra: Ist der Geist von München 1938 heute wieder da?
    „Obwohl München mit all seinen verhängnisvollen Auswirkungen auf die europäische Geschichte der Vergangenheit angehört, leben wir immer noch im Schatten eines Syndroms der Fatalität und der Abkehr, das in geostrategischen Krisen in regelmäßigen Abständen wieder auftaucht.“ In seinem neuesten Buch, „Munich 1938 : La paix impossible“ (München 1938: Der unmögliche Frieden) untersucht Maurizio Serra, Mitglied der Académie Française, Historiker und ehemaliger italienischer Diplomat, das Münchner Abkommen, ein verhängnisvolles Ereignis, das die Welt in den Krieg stürzte und die Kapitulation der Demokratien vor dem Totalitarismus bedeutete.
    Diese Episode erinnert an die aktuelle Lage in Europa mit der russischen Invasion in der Ukraine und dem Aufstieg der extremen Rechten. Ohne jedoch eine simple Parallele zu ziehen, erinnert Maurizio Serra daran, dass „der Historiker sich nicht mit der Aktualität auseinandersetzen kann, die andere Mittel der Analyse erfordert. Ihm obliegt lediglich die Aufgabe, die Ereignisse einer vergangenen Epoche so objektiv wie möglich darzustellen, damit Menschen guten Willens die richtigen Schlüsse ziehen können.“
    Bruch zwischen RN und AfD: Sind die Rechtsextremen in Europa unversöhnlich?
    Zwei Wochen vor den Europawahlen hat der rechtsnationale Rassemblement National (RN) den Bruch mit der AfD angekündigt, mit der er im Europäischen Parlament in einer Fraktion sitzt. Der Grund sind die jüngsten Äußerungen des AfD-Spitzenkandidaten für die Europawahlen, Maximilian Krah, der behauptete, dass nicht jeder SS-Mann des Naziregimes systematisch als Verbrecher betrachtet werden sollte. Für den RN, der sein Image seit mehreren Jahren mit viel Mühe aufpoliert, war diese Polemik nun zu viel. Ungeachtet der künftigen Ergebnisse der Partei Marine Le Pens bei den Wahlen im Juni erschwert dieser Bruch die Fraktionsbildung des RN im Europäischen Parlament.
    Die rechtsextremen Parteien sind in Straßburg heute in zwei Fraktionen gespalten. Wird der RN versuchen, eine dritte Fraktion zu bilden? Welche Differenzen gibt es hinter den Bündnisstrategien zwischen den Parteien der radikalen Rechten? Ist eine Allianz der Rechtsextremen möglich? Wird der RN in Europa isoliert sein? Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
    Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 27.05.2024 arte
  • Folge 3202 (45 Min.)
    Im Laufe der Sendung wird der auf Europa-Fragen spezialisierte Journalist Stéphane Faure zu unserer Gesprächsrunde kommen. 2023 beschloss er, Europa, das er beruflich so oft analysiert hat, hautnah zu erleben und unternahm eine unglaubliche Fahrradtour von der Ukraine bis nach Schottland. Während der gesamten Reise beschäftigte ihn die Frage, wovon junge Europäer noch träumen können, wenn auf dem Kontinent wieder Krieg herrscht und das Klima aus dem Ruder läuft … Nach der 4000 Kilometer langen Abenteuerreise schrieb er sein erstes Buch mit dem Titel „Périple en vélo à la rencontre de la jeunesse européenne“ (Fahrradtour zur Begegnung mit jungen Europäern), das im Grasset-Verlag erschienen ist. Im Vorfeld der Europa-Wahlen zeigt dieses Werk auf eindrückliche Weise die Sorgen, Träume und Ängste der jungen Menschen des Alten Kontinents.
    Ein Rückblick auf zwei wichtige Ereignisse der Woche:
    Erlebt Neukaledonien eine wirtschaftliche oder eine postkoloniale Krise? Am Donnerstag reiste Emmanuel Macron nach Neukaledonien. Der Blitzbesuch erfolgte eine Woche nach Beginn der Unruhen auf der Inselgruppe, bei denen sieben Menschen ums Leben kamen. Der französische Staatschef rief zur Ruhe und Suche nach einer politischen Lösung der Krise auf. Nach einem Treffen mit den Unabhängigkeitsbefürwortern versprach er außerdem, dass die Wahlreform, die die Unruhen ausgelöst hatte, nicht ohne Zustimmung durchgesetzt und der Ausnahmezustand nicht über die gesetzlich vorgeschriebenen zwölf Tage hinaus verlängert würde, sofern alle Anführer zur Aufhebung der Straßensperren aufriefen. Was bedeutet diese Krise? Ist für Neukaledonien eine Dekolonisierung erforderlich?
    Verschärfte Regeln für Arbeitssuchende: Sind Arbeitslose nun der Sündenbock? Die französische Regierung plant eine neue Reform der Arbeitslosenversicherung; die fünfte seit 2017. Das von Arbeitsministerin Catherine Vautrin angekündigte Ziel lautet 3,6 Milliarden Euro Einsparungen, d. h. 10 % der 2023 gezahlten Leistungen, und die Schaffung von 90 000 Arbeitsplätzen. Erreicht werden soll dies durch eine Verschärfung der Vorausetzungen für den Bezug von Arbeitslosenhilfe. Im aktuellen System müssen Arbeitslose in den letzten 24 Monaten mindestens sechs Monate gearbeitet haben, künftig sollen acht Monate Arbeit in den vergangenen 20 Monaten als Voraussetzung für Arbeitslosenhilfe gelten.
    Während Emmanuel Macron die Reform lobt, da sie „die Effizienz unseres Leistungssystems und die Anreize für die Arbeit stärken wird“, kritisiert die Generalsekretärin der Gewerkschaft CGT, Sophie Binet, sie als Hetze gegen Arbeitslose und warnt: „Wenn diese Reform umgesetzt wird, würde sie mehr als eine Million Menschen benachteiligen, insbesondere junge Menschen, prekär Beschäftigte und Senioren.“ Wird die geplante Verschärfung der Arbeitslosenversicherung dazu führen, dass Arbeitslose schneller wieder eine Beschäftigung finden, oder wird sie ohnehin schon schwache Erwerbstätige noch weiter in die Prekarität treiben?
    Im Duell der Woche lässt Frédéric Says den französischen Premierminister Gabriel Attal und den rechtspopulistischen Politiker Jordan Bardella gegeneinander antreten. Der Premierminister und der Spitzenkandidat des RN für die Europawahlen nahmen am Donnerstagabend an einer Fernsehdebatte des Senders France 2 teil. War das TV-Duell ein Vorgeschmack auf die Zeit nach Emmanuel Macron? Unter dem Hashtag #TouchePasAMaVF erheben französische Synchronsprecherstars ihre Stimme gegen die Verwendung von KI. Marjorie Adelson berichtet.
    Die internationale Schlagzeile der Woche stammt aus der spanischen Tageszeitung El País mit dem Titel „Spanien schließt sich mit der Anerkennung des Staates Palästina Norwegen und Irland an“. Nach der Erklärung Spaniens erkennen nun 146 der 193 Mitgliedsländer der Vereinten Nationen den Staat Palästina offiziell an. Während Slowenien ebenfalls ein Anerkennungsverfahren einleitete, verurteilte Benjamin Netanjahu die Entscheidung als „Belohnung für den Terrorismus“. In Frankreich bekräftigte Emmanuel Macron die Notwendigkeit einer gegenseitigen Anerkennung von zwei Staaten durch Israelis und Palästinenser. Welche Bedeutung hat diese Anerkennung? Ist eine gemeinsame Position aller EU-Länder denkbar?
    Ist die Teilnahme des französischen Fußballstars Mbappé bei den Olympischen Spielen eine Staatsaffäre? Wenn man Emmanuel Macron glauben darf, ja. Der französische Staatspräsident ist sogar bereit, persönlich mit den Verantwortlichen seines zukünftigen Vereins über die Teilnahme des französischen Nationalspielers zu verhandeln. Davon erzählt uns Claude Askolovitch in seiner Geschichte der Woche.
    Und zum Abschluss der Sendung entdecken Sie die von unseren Gästen ausgewählten Fotos der Woche und den humorvollen Beitrag „Kontinentaldrift“ von Benoît Forgeard. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 28.05.2024 arte
  • Folge 3203 (43 Min.)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 29.05.2024 arte
  • Folge 3204 (45 Min.)
    „Entre guerres“: Gedanken des Generals François Lecointre über den Sinn des Kampfes
    „Ich habe einiges über meine eigene Gewaltbereitschaft gelernt. Der Tod bewirkt den Tod [ …]. Wer ein Massaker erlebt, ist versucht, Selbstjustiz zu verüben.“ Für François Lecointre war die militärische Laufbahn eine Selbstverständlichkeit. Als Sohn eines U-Boot-Piloten, den er als Kind für einen „allmächtigen Helden“ hielt, absolvierte er die Militärakademie Saint-Cyr und meldete sich schließlich zur Marineinfanterie. Es folgte eine vierzigjährige, beispielhafte Militärkarriere, die ihn vom ersten Golfkrieg über Somalia, Dschibuti und Ruanda während der Operation Turquoise bis nach Sarajewo führte. Die Erinnerungen an Sarajewo haben den General und ehemaligen Generalstabschef der Streitkräfte am meisten geprägt. In seinem Umfeld ist er für seine aufrechte Geisteshaltung, seine umfangreiche Bildung und seine starken Werte während des Kampfgeschehens bekannt. In seinem im Gallimard-Verlag erschienenen Buch mit dem Titel „Entre guerres“ beschreibt er seinen Werdegang.
    Europawahlkampf: Sind die ökologischen Themen vom Tisch?
    Man hätte meinen können, dass die Dringlichkeit der Lage – 2023 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen – die Klima- und Umweltfragen zu einem der Hauptthemen des Europawahlkampfs machen würde. Zwei Wochen vor den Wahlen scheint jedoch genau das Gegenteil der Fall zu sein. Umwelt- und Klimaschutz sind sogar Gegenstand von Kritik. Der rechtspopulistische Rassemblement National kritisiert die „strafende Ökologie“, die konservativen Republikaner machen sich über die sogenannte „Wachstumskritik“ lustig. Die Linken konzentrieren ihre Kampagnen lieber auf geopolitische Themen, wobei Klima- und Umweltfragen in den Hintergrund treten.
    Obwohl Klimaexperten zunehmend Warnungen aussprechen und Artikel in den Zeitungen veröffentlichen, werden die Themen im Wahlkampf nicht aufgegriffen. Die Grünen werden am 9. Juni in Frankreich die 5 Prozent-Hürde möglicherweise nicht erreichen, obwohl die Europawahlen für die Partei eigentlich immer günstig waren. Fällt der Umweltschutz einer Kehrtwende der öffentlichen Meinung zum Opfer? Haben die Grünen und die Experten den Kampf um die Umwelt verloren? Darüber diskutieren wir heute mit unseren Gästen.
    Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 30.05.2024 arte
  • Folge 3205 (45 Min.)
    Die Physikerin Élisabeth Bouchaud ehrt vergessene Wissenschaftlerinnen auf der Bühne
    „Wer heute als Mädchen in die Wissenschaft gehen will, hat keine Vorbilder [ …] Es ist wichtig zu zeigen, warum diese [Frauen] in der Wissenschaft genial sind, und zu hinterfragen, warum sie in Vergessenheit geraten sind.“ Anfang der 1950er Jahre entdeckte die junge Biologin und Physikerin Rosalind Franklin die Doppelhelixstruktur der DNA. Ihre unglaubliche Entdeckung brachte ihr jedoch keinen Ruhm ein, das ihre Arbeit von drei ihrer männlichen Kollegen gestohlen wurde. Um diese Ungerechtigkeit wieder gutzumachen, widmete Elisabeth Bouchaud ihr ein Theaterstück.
    Sie hat selbst eine lange Karriere als Physikerin hinter sich und dabei stets ihre Leidenschaft für das Theater gepflegt. So leitet die renommierte Wissenschaftlerin seit zehn Jahren das kleine Pariser Theater Reine Blanche, das eine zweite Adresse in Avignon besitzt. Doch das ist nicht alles: Mit ihren Theaterstücken will sie das Publikum für die Wissenschaft sensibilisieren. Ihr jüngstes Stück über Rosalind Franklin ist Teil einer Trilogie mit dem Titel „Les fabuleuses“, mit der auch zwei andere in Vergessenheit geratene Wissenschaftlerinnen geehrt werden.
    Krieg in der Ukraine: Sollten westliche Waffen Russland treffen dürfen?
    „Die Verbündeten müssen nun die Möglichkeit prüfen, bestimmte Beschränkungen für den Einsatz der an die Ukraine gelieferten Waffen aufzuheben“, sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in einem Interview, das am Samstag von der Wochenzeitung The Economist veröffentlicht wurde. Damit könnte eine der roten Linien in Frage gestellt werden, die sich der Westen seit Beginn der russischen Offensive gegen die Ukraine auferlegt hat; nämlich, dass die Ukraine ihre Waffen nicht in Russland einsetzen darf. Bislang darf die Ukraine die westlichen Waffen lediglich auf ihrem eigenen Boden einsetzen.
    Dieses Verbot versteht sich als Schutz vor einer möglichen Eskalation mit Moskau. Seit einigen Monaten hat Russland jedoch seine Angriffe verstärkt. Die Ukraine muss mit ansehen, wie die Invasoren an ihrer Grenze aufmarschieren, kann aber nicht mit aller Kraft reagieren. Wolodymyr Selenskyj fordert daher die Aufhebung des Verbots. Die Forderung spaltet das westliche Lager: Der US-amerikanische Außenminister Antony Blinken deutete an, dass die Ukraine selbst über ihre Kriegsführung entscheiden dürfe; der britische Außenminister David Cameron erklärte sich bereit, Angriffe auf russischen Boden mit von London gelieferten Waffen zuzulassen; die Italienerin Giorgia Meloni lehnte die Idee ab.
    Soll der Einsatz westlicher Waffen in Russland erlaubt werden? Besteht die Gefahr, den Konflikt dadurch zu verschärfen oder auszuweiten? Zwingt uns die Realität vor Ort, unsere Grundsätze zu überdenken? Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
    Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 01.06.2024 arte
  • Folge 3206 (45 Min.)
    100-jähriges Jubiläum: Der französische Konzern TotalEnergies in der Kritik
    TotalEnergies feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Der Erdölkonzern bietet heute Energie verschiedener Energiequellen an und hat seit seiner Gründung auf Initiative des französischen Staates im Jahr 1924 einen weiten Weg zurückgelegt. Er ist derzeit das größte französische Unternehmen und ein global agierender Konzern. Im Jahr 2023 verzeichnete er einen Rekordgewinn von 19,8 Milliarden Euro netto und beschäftigte weltweit 102.000 Mitarbeiter. Doch hinter dem Erfolg von TotalEnergies verbirgt sich eine weitaus weniger erfreuliche Realität. Im Laufe der letzten drei Jahrzehnte und im Zusammenhang mehrerer Skandale stand das Unternehmen – das jährlich 2,5 Millionen Barrel Erdöl und Gas fördert – immer wieder in der Kritik.
    Der auf Umweltfragen spezialisierte Autor und Journalist der Tageszeitung Le Monde und Verantwortlicher des Podcasts Chaleur Humaine, Nabil Wakim, ist Mitverfasser einer Untersuchung mit dem Titel „TotalEnergies, un centenaire chahuté“, in der „Le Monde“ die Hintergründe des Erfolgs des Energiekonzerns erforscht. Eine interessante Geschichte über ein umweltverschmutzendes Unternehmen, das massiv zur globalen Erwärmung beiträgt, einen vorgetäuschten grünen Wandel, Gesundheitskatastrophen, Übergewinne und Korruption. Nabil Wakim ist heute in unserer Sendung zu Gast.
    Israel-Gaza: Welchen Ausweg gibt es nach dem Drama von Rafah?
    Nach dem israelischen Luftangriff auf Rafah, bei dem am Sonntag 45 Menschen in einem Flüchtlingslager für Zivilisten ums Leben kamen, wurde das Land international verurteilt. Benjamin Netanjahu bezeichnete den Schlag als „tragischen Fehler“ und behauptete, er habe zwei Hamas-Funktionäre zum Ziel gehabt. Auf internationaler Ebene forderte der Internationale Gerichtshof Israel erfolglos zur sofortigen Einstellung seiner Militäroffensive in Rafah auf, und auch der UN-Sicherheitsrat befasste sich am Dienstag hinter verschlossenen Türen mit dem Fall.
    Gleichzeitig erkannten Spanien, Irland und Norwegen Palästina offiziell als Staat an, was nach Angaben Israels eine „Belohnung für den Terrorismus“ darstelle. Emmanuel Macron erklärte, dass die Anerkennung des Staates Palästina kein Tabu sei, aber nicht unter in einem „emotional aufgeladenen Zusammenhang“ erfolgen dürfe. Als Zeichen der politischen Spannungen in dieser Frage schwenkte ein Abgeordneter der linksgerichteten LFI gestern in der Nationalversammlung eine palästinensische Flagge.
    Die Sitzung wurde daraufhin unterbrochen. In Rafah setzte Israel seine Angriffe fort und drang mit Bodenpanzern in die Stadt ein. Die israelische Regierung teilte mit, ihre Jagd auf hochrangige Hamas-Funktionäre fortzusetzen. Die Verhandlungen über die Freilassung der 121 von der Hamas noch festgehaltenen Geiseln vom 7. Oktober scheinen hingegen ins Stocken geraten zu sein. Welchen Ausweg gibt es aus dieser aussichtslosen Situation? Muss Frankreich seine Position ändern? Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
    Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 03.06.2024 arte
  • Folge 3207 (58 Min.)
    Historiker Olivier Wieviorka über die verborgene Seite der Landung der Alliierten am 6. Juni 1944
    Die Landung der Alliierten war der größte Marine- und Lufteinsatz der Geschichte: Am 6. Juni 1944 landeten 130.000 überwiegend US-amerikanische und britische Soldaten an Bord von über 4000 Schiffen, Transportschiffen und Flugzeugen an der Küste der Normandie. Die „Operation Overlord“ leistete einen wesentlichen Beitrag zum Sieg der Alliierten gegen Nazi-Deutschland. Nächste Woche wird der 80-jährige Jahrestag des Ereignisses gefeiert. An den Feierlichkeiten zum „D-Day“ werden einige Veteranen sowie 25 von Emmanuel Macron eingeladene Staats- und Regierungschefs am Omaha Beach erwartet, darunter Joe Biden, Charles III.
    und Wolodymyr Selenskyj. Wie jedes große historische Ereignis ist auch die Landung der Alliierten zu einem politischen Instrument geworden. Welche Vorstellungen sind mit dem Ereignis verbunden? Hat es wirklich den Lauf der Geschichte verändert? In Le Débarquement. Son histoire par l’infographie veröffentlicht der auf den zweiten Weltkrieg spezialisierte Historiker Olivier Wieviorka eine illustrierte Version der „Operation Overlord“, „um die Wahrheit zu enthüllen. Man muss die Fassade zerreißen, was bedeutet, auch tief verwurzelte Legenden hinter sich zu lassen“. Der Historiker ist heute in unserer Sendung zu Gast.
    Wahlen in Südafrika: Was ist von Mandelas Regenbogennation noch übrig?
    Massive Arbeitslosigkeit, Rekordkriminalität, Korruption: Vor dem Hintergrund einer tiefen Krise fanden am Mittwoch in Südafrika die allgemeinen Wahlen statt. Laut einem Bericht der Weltbank aus dem Jahr 2022 ist Südafrika das Land mit den stärksten Ungleichheiten der Welt: 10 % der Bevölkerung verfügen über 80 % des Reichtums. Vor knapp dreißig Jahren, am 10. Mai 1994, herrschte noch Euphorie: Der berühmteste ehemalige politische Gefangene der Welt wurde zum Präsidenten des Landes gewählt, das zu den bevölkerungsreichsten und wohlhabendsten Ländern Afrikas gehört.
    Das dunkle Kapitel der Apartheid wurde geschlossen und die Rugby-Nationalmannschaft gewann im darauffolgenden Jahr im eigenen Land die Weltmeisterschaft. Heute ist ein Drittel der Südafrikaner arbeitslos, 60 % davon sind Jugendliche; in der schwarzen Bevölkerung ist die Arbeitslosigkeit viermal so hoch wie in der weißen. Der Afrikanische Nationalkongress (ANC), die historische Partei von Nelson Mandela und Pionier im Kampf gegen Diskriminierung, ist seit dreißig Jahren an der Macht, sein Ansehen hat bei der jüngeren Generation jedoch stark abgenommen.
    Außerdem hat er 2009 mit dem Amtsantritt von Jacob Zuma „die Schleusen der Korruption auf höchster Ebene geöffnet“, so der Journalist Pierre Haski. Auch wenn Südafrika als führende Stimme des „globalen Südens“ auftritt und den internationalen Strafgerichtshof aufgefordert hat, Israels Vorgehen in Gaza als Völkermord einzustufen, stellt sich die Frage, was von der Regenbogennation, die Nelson Mandela sich erträumt hatte, noch übrig ist. Darüber diskutieren wir heute mit unseren Gästen.
    Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marjorie Adelson. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 04.06.2024 arte
  • Folge 3208 (45 Min.)
    Im Laufe der Sendung wird die Pariser Psychiaterin Claire Alexandre zu unserer Gesprächsrunde kommen. Sie ist die Initiatorin des Psy art festival – „PAF“ -, das dieses Jahr zum ersten Mal vom 6. bis 8. Juni in der psychiatrischen Klinik „Paul Guiraud“ in Villejuif stattfindet. Mit diesem Projekt, das von einem Kollektiv von Fachleuten der Klinik getragen wird, soll die Psychiatrie durch Theater, Musik und Dokumentarfilme entstigmatisiert werden. „Wenn man psychiatrische Kliniken hört, denkt man an Zwangsmaßnahmen, Einsperrung oder wilde Patienten. Auf Seiten des Pflegepersonals denkt man an Freud. Das Krankenhaus muss ein Ort des Übergangs bleiben und darf sich nicht in einen Ort der Marginalisierung verwandeln“.
    Ein Rückblick auf zwei wichtige Ereignisse der Woche:
    Sterbehilfe. Zwei Wochen Debatte vor der feierlichen Abstimmung am 11. Juni: Der Gesetzentwurf über die Sterbehilfe wurde am Montag in der Nationalversammlung vorgelegt. Der von den Abgeordneten im Ausschuss überarbeitete Text spaltet die Meinungen jedoch noch mehr als bei seiner Vorlage vor zwei Monaten. Hintergrund ist, dass das Kriterium einer „kurz- oder mittelfristigen Lebensbedrohung“ der ursprünglichen Fassung durch das Kriterium einer „schweren und unheilbaren Krankheit im fortgeschrittenen oder im Endstadium“ ersetzt wurde, das als weiter gefasst verstanden wird. Während die Regierung die neue Formulierung ablehnt, freut sich die LFI-Fraktion, „den Zugang zur Sterbehilfe zu erweitern“. Ist der Gesetzentwurf liberaler und permissiver als ursprünglich geplant?
    Israel – Gaza. Die israelische Offensive in Rafah im südlichen Gazastreifen führte diese Woche zu heftigen Spannungen in der Nationalversammlung. Als der LFI-Abgeordnete Sébastien Delogu am Dienstag im Plenarsaal eine palästinensische Flagge schwenkte, wurde die Sitzung unterbrochen und der Abgeordnete mit einem fünfzehntägigen Ausschluss bestraft. Die linken Abgeordneten nannten die Entscheidung „eine Schande“, während die Konservativen dem Abgeordneten „raus“ zuriefen. In der Folge kam es vor laufenden Kameras zu Beschimpfungen und Beleidigungen zwischen den Abgeordneten David Guiraud (LFI) und Meyer Habib (Les Républicains), die kurz davor waren, handgreiflich zu werden. „Freunde der Hamas“, meinen die einen, „Unterstützer von Völkermördern“, so die anderen. Es stellt sich die Frage, ob die Volksvertreter der Debatte wirklich gewachsen sind.
    Im Duell der Woche lässt Valérie Brochard den Bürgermeister von Le Havre Édouard Philippe und Emmanuel Macron gegeneinander antreten. Hintergrund ist die Krise in Neukaledonien und der Europawahlkampf: Der Bürgermeister, ehemalige Premierminister und Gründer der Partei Horizons übt immer mehr Kritik am Staatspräsidenten und der Regierungsmehrheit. Versucht er, sich im Hinblick auf eine mögliche Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2027 von Macron zu distanzieren?
    Absätze, Krawatten, Jogginganzüge: Die Ankunft der Nationalspieler im Trainingslager in Clairefontaine gleicht einer Modenschau. Alix Van Pée berichtet.
    Die internationale Schlagzeile der Woche stammt aus der Tageszeitung Daily News mit dem Titel „Guilty“. Donald Trump wurde in seinem ersten Strafprozess in New York im Fall Stormy Daniels in allen 34 Anklagepunkten für schuldig befunden. Ihm drohen bis zu vier Jahre Haft. Auch wenn dieses historische Urteil seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen nicht ungültig macht, versicherte Trump, dass „dieser Prozess manipuliert“ sei und dass das „wahre Urteil“ am 5. November – dem Tag der US-Präsidentschaftswahlen – gefällt werde.
    „Das ist eine sehr schöne Entdeckung“: Ein Ägyptologe aus der Sarthe hat ein Granitfragment identifiziert, das zu dem Sarkophag gehört, der den 2009 in Abydos entdeckten Sarg von Ramses II. beherbergte. Claude Askolovitch erzählt die Geschichte von Frédéric Payraudeau.
    Und zum Abschluss der Sendung entdecken Sie die von unseren Gästen ausgewählten Fotos der Woche und den humorvollen Beitrag „Kontinentaldrift“ von Benoît Forgeard. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 05.06.2024 arte
  • Folge 3209 (43 Min.)
    Deutsche TV-Premiere Do. 06.06.2024 arte
  • Folge 3210 (45 Min.)
    Du lieber Himmel! Liegt die Zukunft der Menschheit im Weltraum?
    Der Himmel kann nicht warten. Davon sind zwei Milliardäre unserer Zeit – Jeff Bezos und Elon Musk -fest überzeugt. Der eine will die gesamte Industrieproduktion ins All schicken, um die Erde zu einem Zufluchtsort für die Menschheit zu machen und die Biosphäre wiederherzustellen; der andere will auf dem Mars eine Kolonie errichten, um dort Leben anzusiedeln. Jacques Arnould meint: „Solche Projekte verdienen mehr Beachtung als die simple Begeisterung der ‚Optimisten‘ oder umgekehrt den ebenso simplen Spott der ‚Pessimisten‘.“ Der ehemalige Dominikaner-Mönch ist Wissenschaftshistoriker und Spezialist für Ethik im Weltraum und hat das Buch „Des colonies dans l’espace.
    L’ultime utopie ?“ („Kolonien im Weltraum. Die letzte Utopie?“) veröffentlicht, in dem er sich mit der Frage beschäftigt, ob es für die menschliche Spezies wirklich von Interesse ist, ihre Ansiedlung im Weltraum in Betracht zu ziehen. Kann die Kolonisierung des Weltraums unsere Probleme auf der Erde lösen? Welche Rechte und Pflichten haben wir im außerirdischen Raum? Jacques Arnould ist heute in unserer Sendung zu Gast.
    Besteht bei den Europawahlen die Gefahr einer Einmischung aus dem Ausland?
    Endspurt vor den Europawahlen. Während die Wahlen in Frankreich wie in den meisten Mitgliedsländern am Sonntag stattfinden, haben einige Länder die Wahlen vorgezogen. So wird in den Niederlanden am Donnerstag und in Irland am Freitag gewählt. Vier Wahltage und 27 Länder bieten zahlreiche Möglichkeiten für EU-feindliche Organisationen oder Länder, den Wahlausgang zu beeinflussen. Europa hat zwar viele Kritiker, aber sein größter Kritiker ist und bleibt Russland. So hatte die meisten der in den letzten Monaten aufgedeckten Desinformations- oder Destabilisierungskampagnen zum Ziel, pro-russische Argumente zu verbreiten. Eine der jüngsten aufgedeckten Plattformen ist „Voice of Europe“, die zur Verbreitung von Informationen genutzt wurde, die die Europäer von Hilfslieferungen an die Ukraine abhalten sollten, aber auch europäische Abgeordnete finanziell unterstützte, die im Gegenzug Botschaften des Kremls verbreiten sollten.
    Auch die Davidstern-Tags oder die roten Hände auf der „Mauer der Gerechten“ der Holocaust-Gedenkstätte in Frankreich wurden vom russischen Regime in Auftrag gegeben. Diese Aktionen haben stets das gleiche Ziel: die Spaltung eines Landes auszunutzen, um es zu schwächen und das Vertrauen in die Demokratie zu untergraben. Das wirft die Frage auf, wie weit die Einmischung aus dem Ausland bei den Europawahlen geht. Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
    Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 07.06.2024 arte
  • Folge 3211 (58 Min.)
    Régis Aubry: ethische Überlegungen zu einer aufgehitzten Debatte
    Régis Aubry gehört zu den einflussreichsten französischen Ärzten bei Fragen zum Lebensende. Der Leiter der Abteilung für Palliativmedizin am Universitätskrankenhaus in Besançon und Mitglied des nationalen Ethikrates hat mehrere hochrangige Positionen und Ämter bekleidet: Er war an der Ausarbeitung des Gesetzes vom 22. April 2005 über das Lebensende, dem sogenannten Leonetti-Gesetz, beteiligt, war für den nationalen Plan für den Ausbau der Palliativmedizin zuständig, war Vorsitzender der nationalen Beobachtungsstelle für das Lebensende, wurde als Experte während des Bürgerkonvents zum Lebensende im Jahr 2023 konsultiert und war Mitberichterstatter der letzten 2022 abgegebenen Stellungnahme des nationalen Ethikrates.
    Während die Nationalversammlung über das neue Gesetz zur Sterbehilfe debattiert, plädiert er für eine Verbesserung der Palliativmedizin und betont die Komplexität des Themas, insbesondere in seinem Buch „Penser la fin de vie“ (Überlegungen über das Lebensende). Er ist heute bei uns im Studio zu Gast.
    Waffenruhe in Gaza: Steht Netanjahus zwischen Biden und der israelischen extremen Rechten?
    „Es ist Zeit, dass der Krieg aufhört und der Tag danach beginnt“: Präsident Joe Biden ergriff am Freitag, den 31. Mai, das Wort und schlug einen Drei-Phasen-Plan vor, der zu einer „dauerhaften Waffenruhe“ in Gaza führen soll, und nahm Israel und die Hamas zur Verantwortung. Die erste Phase sieht eine sechswöchige vorläufige Waffenruhe vor, die Freilassung der am stärksten gefährdeten Geiseln in Gaza, im Gegenzug würden Hunderte palästinensische Gefangene freigelassen und die israelische Armee würde sich aus den „dicht besiedelten Gebieten“ in Gaza zurückziehen, wohin die Flüchtlinge zurückkehren könnten.
    In der zweiten Phase würden die von der Hamas festgehaltenen Soldaten freigelassen und die israelischen Streitkräfte würden sich vollständig aus Gaza zurückziehen, was eine „dauerhafte Einstellung der Feindseligkeiten“ ermöglichen würde. Die dritte Phase, der Plan für den Wiederaufbau des Gazastreifens, würde sich über drei bis fünf Jahre erstrecken. Washington forderte die Vereinten Nationen zur Unterstützung seines Plans auf. Wird Netanjahu den amerikanischen Plan akzeptieren und damit die Spaltung seiner Regierungsmehrheit riskieren?
    Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 08.06.2024 arte
  • Folge 3212 (58 Min.)
    Joyce Carol Oates, Amerika auf der anderen Seite des Spiegels
    „Schreiben ist eine Droge; süß, unwiderstehlich und anstrengend.“ Seit Mitte der 1960er Jahre hat Joyce Carol Oates rund 50 Romane unter ihrem eigenen Namen und ein Dutzend weitere unter den Pseudonymen Rosamond Smith und Lauren Kelly veröffentlicht, aber auch rund 40 Kurzgeschichtensammlungen, Jugendliteratur, Essays, Gedichte und Theaterstücke verfasst. Während manche sie als größte Schriftstellerin unseres Jahrhunderts bezeichnen, beschreibt sie sich selbst eher als Geschichtenerzählerin: „Ich schreibe nur Geschichten über Menschen. Denn Menschen sind in meinen Augen faszinierend und geheimnisvoll.“ Ihre Helden sind „melancholisch und hartnäckig“ und leben am Rande der amerikanischen Gesellschaft.
    Ihre Geschichten handeln von Frauen und Kindern, Afroamerikanern, Landbewohnern und Arbeitern. Die „Frau der 100 Bücher“ – so der Titel des ihr gewidmeten Dokumentarfilms von Stig Björkman, der noch bis zum 7. Juni auf arte.tv zu sehen ist – veröffentlicht „48 Clues Into The Disappearance Of My Siter“ und legt ihr „Tagebuch 1973–1982“, ein Fragment ihrer Autobiografie, neu auf. Joyce Carol Oates ist heute in unserer Sendung zu Gast.
    Allergien, Epidemien: Bedroht der Klimawandel unsere Gesundheit?
    Der Hals kratzt, die Nase läuft, die Augen tränen und immer wieder das lästige Niesen: Allergien sind in Frankreich wieder da. Auch wenn das Phänomen nicht neu ist, hat es sich in den letzten Jahren erheblich verstärkt. Hintergrund ist der Klimawandel, der unter anderem zu längeren Blütezeiten führt und die Migration von allergieauslösenden Arten nach Norden begünstigt. Und dabei handelt es sich nicht um die einzige Auswirkung des Klimawandels auf unsere Gesundheit. Das Auftreten und die Entwicklung von Arten, die Krankheiten übertragen, in unseren Längenbreiten wie die Tigermücke, die unter anderem das Dengue- oder das Chikungunya-Fieber überträgt, gehören ebenfalls dazu. Nach Angaben des nationalen Gesundheitsamts Santé publique France wurden im Jahr 2023 in Frankreich 45 heimische, d. h. nicht importierte, Dengue-Fieber-Fälle gezählt.
    Hinzu kommen neue Risiken im Zusammenhang mit großer Hitze, Wassermangel und Zoonosen – Infektionskrankheiten, die von Tieren auf den Menschen übergehen -, die durch die zunehmende Nähe zwischen Mensch und Tier begünstigt werden, was wiederum durch die Zerstörung der Artenvielfalt bedingt ist. Umwelt- und Klimarisiken haben im Rahmen der sogenannten „Öko-Angst“ mittlerweile auch dokumentierte Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Wie können wir diese neuen Herausforderungen antizipieren? Ist unser Gesundheitssystem ausreichend ausgestattet, um dem Anstieg von Krankheiten zu begegnen?
    Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 10.06.2024 arte
  • Folge 3213 (58 Min.)
    Deutsche TV-Premiere Di. 11.06.2024 arte
  • Folge 3214 (58 Min.)
    Im Laufe der Sendung wird der Comic-Autor Kokopello zu unserer Gesprächsrunde kommen und sein neues Album „La tour de Babel, voyage au cœur du grand bazar européen“ vorstellen, das im Verlag Dargaud/​Seuil erschienen ist. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs tauchte der Pressezeichner achtzehn Monate lang in die Machtzentren der Europäischen Union ein. Von den Fluren der europäischen Gipfeltreffen über die Plenarsitzungen des Straßburger Parlaments bis hin zum Hauptquartier der Europäischen Kommission folgte Kokopello den Akteuren der EU, um die vielfältigen Herausforderungen mit Pädagogik und Humor zu beleuchten.
    Ein Rückblick auf zwei wichtige Ereignisse der Woche:
    Europawahlen: Geht es um Europa oder um die nationale Politik? 49,5 Millionen französische Wähler werden am Sonntag, den 9. Juni, 81 Europaabgeordnete wählen, die ihr Land in Brüssel und Straßburg vertreten sollen. Sie können zwischen 38 Listen wählen, wobei die Wahl nach dem Verhältniswahlrecht in einem einzigen Wahlgang erfolgt. Als erste Wahl in Frankreich seit den Präsidentschaftswahlen 2022 wird die EU-Wahl auch als Barometer für die Zustimmung der Franzosen zur nationalen Politik gewertet. Emmanuel Macron richtete sich gestern am Rande der Gedenkfeiern zum 6. Juni 1944 an seine Landsleute und rief sie zu einem Aufbruch auf, um eine Blockade Europas durch die extremen Rechten zu verhindern. Welche Lehren wird die Exekutive aus dieser Wahl ziehen müssen?
    Die Olympischen Spiele im Visier von Putin? Särge am Fuße des Eiffelturms, falsche Attentatswarnungen in den sozialen Netzwerken … Der Schatten Russlands fällt immer stärker auf die Olympischen Spiele in Paris. Laut einem Bericht von Microsoft hat Moskau den Umfang seiner Desinformationskampagne erhöht, insbesondere um Angst vor Gewalttaten während des Sportereignisses zu schüren. Der Kreml-Sprecher, Dmitri Peskow, sprach von „reiner Verleumdung“ und versicherte, dass diese Vorwürfe „nichts mit der Realität zu tun haben“. Warum hat Russland die Olympischen Spiele im Visier?
    Im Duell der Woche lässt Frédéric Says den rechtspopulistischen Kandidaten der EU-Wahlen Jordan Bardella und den General Christian Rodriguez gegeneinander antreten. Hintergrund ist der Slogan eines Wahlkampfplakats des Rassemblement national „Ich bin Gendarme und wähle am 9. Juni für Bardella!“, auf dem ein Gendarm von hinten in Uniform und kugelsicherer Weste abgebildet ist. Der Direktor der nationalen Gendarmerie, General Christian Rodriguez, brachte am Sonntag im sozialen Netzwerk X seinen Ärger zum Ausdruck: „Sie scheinen nicht zu wissen, dass der Militärstatus diese Art von Nachricht verbietet“, was absolut „inakzeptabel“ sei. Sexistisch, ungeschickt …
    Die sozialen Netzwerke sind in Aufruhr, seit Premierminister Gabriel Attal in ein Interview der Spitzenkandidatin der Regierungspartei für die EU-Wahlen, Valérie Hayer, platzte, um das Wort zu ergreifen. Alix Van Pée berichtet. In der Geschichte der Woche erzählt Claude Askolovitch von zwei verfeindeten Brüdern oder einem furchtbaren, nie abgeschickten Brief Winston Churchills an Charles de Gaulle, der seine Karriere hätte zerstören können …
    Die internationale Schlagzeile der Woche stammt aus der spanischen Tageszeitung El Mundo vom 7. Juni mit dem Titel „Der Kampf gegen die Tyrannei geht 80 Jahre später weiter“. Zum 80. Jahrestag der Landung der Alliierten sagte einer der damals beteiligten US-Soldaten, der heute im Rollstuhl sitzt, zum ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj: „Sie sind der Retter der Menschen!“.
    Und zum Abschluss der Sendung entdecken Sie die von unseren Gästen ausgewählten Fotos der Woche und den humorvollen Beitrag „Kontinentaldrift“ von Benoît Forgeard. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 12.06.2024 arte
  • Folge 3215 (43 Min.)
    Deutsche TV-Premiere Do. 13.06.2024 arte
  • Folge 3216 (58 Min.)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 14.06.2024 arte
  • Folge 3217 (58 Min.)
    Philosoph legt sich mit Veganern an, um das Steak zu verteidigen
    Sind Vegetarismus und Veganismus eine Gefahr, die die Grundfesten unserer Gesellschaft bedroht? Das zumindest befürchtet der Philosoph Jean-Claude Poizat in seinem Buch mit dem Titel „Pro-steak. Le carnivorisme est un humanisme“ („Pro-Steak. Carnivorismus ist Humanismus“). Dabei, so schreibt er selbst, sind 97,8 % der französischen Bevölkerung Fleischkonsumenten, d. h. eine sehr große Mehrheit. Diese sei jedoch durch eine Form des Obskurantismus bedroht, die durch den „Vegetarier-Animalismus“ verkörpert werde, der „indem er die Rechte der Tiere in den Mittelpunkt der sozialen Belange stellt [ …] nach und nach die Grundlagen unserer zeitgenössischen demokratischen Gesellschaften und ihre humanistischen Werte angreift“.
    Für ihn ist ein Teil unserer Identität mit unserem Dasein als Fleischfresser verbunden. In seinem Buch geht er auf die Grundlagen des Fleischkonsums, seine konfliktreiche Beziehung zu den Religionen und die Art und Weise ein, wie sich die Philosophie mit diesem Thema befasst hat.
    Ist Frankreich nach den EU-Wahlen in einem nach rechts gerückten Europa geschwächt?
    Durch die Ankündigung der Auflösung der Nationalversammlung gerät das Ergebnis der Europawahlen fast in Vergessenheit. Auf den ersten Blick hat sich an der Form des Straßburger Parlaments nicht viel geändert. Die Konservativen, verkörpert durch die Europäische Volkspartei (EVP), bleibt die stärkste Fraktion, auch wenn sie mit ihren 181 gewählten Abgeordneten weit von der absoluten Mehrheit entfernt ist. Danach folgt die Progressive Allianz der Sozialdemokraten (S&D) mit 135 gewählten Abgeordneten. Zusammen mit den 82 „Renew Europe“-Abgeordneten, zu denen auch die Vertreter der französischen „Renaissance“ gehören, ist die Bildung einer handelsfähigen Koalition denkbar.
    Neben dem Absturz der Grünen war die Wahl jedoch auch durch den Aufstieg der extremen Rechten gekennzeichnet, die in Italien, Belgien, Ungarn, Österreich und Frankreich die meisten Stimmen erhielten. Während sie bislang 118 Europaabgeordnete stellten – ohne die ungarische Fidesz-Partei von Viktor Orban -, sind es nun 128 Abgeordnete – ohne die Fidesz-Partei, aber auch ohne die AfD.
    Dieser Anstieg ist größtenteils auf den Wahlsieg des französischen Rassemblement National zurückzuführen, der 30 Europaabgeordnete nach Straßburg entsendet. Wird die europäische Politik der nächsten fünf Jahre dadurch beeinflusst? Könnten die beiden europäischen Parteien der radikalen Rechten, die Europäischen Konservativen und Reformer (EKR) und Identität und Demokratie (ID), trotz ihrer Differenzen gemeinsame Sache machen? Ist ein Bündnis zwischen der EKR und der ECR denkbar?
    Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 15.06.2024 arte
  • Folge 3218 (58 Min.)
    30 Jahre liberale Revolution – wie der Fußball von der Welt erzählt
    Seit über 25 Jahren warnt Jérôme Latta, Mitbegründer und Chefredakteur der Cahiers du football, vor den Auswüchsen des Profifußballs. Seiner Meinung nach sind die Vereine zu „simplen Unternehmen“ geworden. Die Stadien werden zu „Profitcentern“, die Fußballer zu „spekulativen Vermögenswerten“ und die Zuschauer zu „Konsumenten“ degradiert. In Europa hat sich der Fußball tiefgreifend verändert: Es wurde die Bereicherung der Reichen „organisiert“ und eine Oligarchie einiger weniger Vereine gebildet, die heute den Großteil der wirtschaftlichen und sportlichen Ressourcen auf sich konzentrieren. Asiatische, arabische oder russische Milliardäre haben Vereine erworben, um ihre Attraktivität und ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Diese Entwicklung beschreibt er in seinem im Divergences-Verlag erschienenen Buch „Ce que le football est devenu“ („Was aus dem Fußball geworden ist“).
    Gilt bei den linken Parteien immer noch die Maxime „Gemeinsam sind wir stark“?
    „Was uns eint, ist tausendmal stärker als das, was uns trennt.“ Das waren die Worte von Manon Aubry – Spitzenkandidatin von La France insoumise (LFI) bei den Europawahlen – nach der Ankündigung, „eine neue Volksfront zu bilden, die in einer noch nie dagewesenen Form alle Kräfte der humanistischen Linken vereint“, d. h. die Sozialisten (PS), die Kommunisten (PCF), die Grünen und LFI. Von den Parteiführern und Aktivisten wurde die Allianz bejubelt, da sie diese als Voraussetzung dafür sehen, bei den Parlamentswahlen eine Mehrheit gegenüber dem rechtspopulistischen Rassemblement National erreichen zu können. Einige bleiben jedoch misstrauisch, beispielsweise der PS-Spitzenkandidat für die EU-Wahlen Raphaël Glucksmann, der fünf programmatische Bedingungen für das Linksbündnis nannte. Können die Linken mithilfe der „neuen Volksfront“ die Parlamentswahlen gewinnen? Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
    Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 17.06.2024 arte
  • Folge 3219 (58 Min.)
    Philippe Torreton erfindet einen Doppelgänger, um mit der Filmwelt abzurechnen
    Zu Beginn seiner Schauspielkarriere wurde Philippe Torreton gefeiert und sogar mit einem César ausgezeichnet. Danach bekam er jedoch lange Zeit fast keine Rollenangebote mehr. Zwar machte Torreton als knapp dreißigjähriger Schauspieler in Bertrand Taverniers „Capitaine Conan“ auf sich aufmerksam, doch die Filmwelt konnte ihm seinen 2012 in der Tageszeitung Libération veröffentlichten offenen Brief an Gérard Depardieu und die darin formulierte Kritik an dessen Steuerexil nicht verzeihen. „Die Filmwelt hat mich nach und nach verlassen.“ Um seine Geschichte zu erzählen, erfand er Albert Stefan, die Hauptfigur seines jüngsten Romans „Un cœur outragé“ („Ein empörtes Herz“).
    Der Autor teilt den Fall mit seiner Figur, empfindet aber nicht ihre Verbitterung. Denn Albert Stefan, der seinem beruflichen Abstieg hilflos gegenübersteht, wird verbittert und entwickelt sogar einen Hass auf das Filmgeschäft. Bis zu dem Tag, an dem er beschließt, einen Doppelgänger nach dem Vorbild von Romain Gary/​Emile Ajar zu erfinden. Philippe Torreton hingegen liebt sein Leben. Er tritt weiterhin auf der Bühne und in Filmen auf und schreibt erfolgreiche Bücher wie Mémé, das seiner Großmutter gewidmet ist und eine Auflage von 200.000 Exemplaren erreicht hat. Er ist heute in unserer Sendung zu Gast.
    Ist der Rassemblement National regierungsfähig?
    Nach ersten Schätzungen liegt der rechtspopulistische Rassemblement National im ersten Wahlgang der Parlamentswahlen mit 35 % der Stimmen vor dem linken Bündnis der „Volksfront“ (25 %) und der Präsidialallianz (18 %). Die ausgesprochen kurze Wahlkampagne steht jedoch noch am Anfang und die Funktionsweise des französischen Wahlsystems garantiert nicht, dass die Anzahl der für eine Partei abgegebenen Stimmen zu einer entsprechenden Anzahl von Abgeordneten führt. Auch wenn die Möglichkeit einer Übernahme des Amts des Premierministers durch einen Rechtspopulisten des RN durchaus realistisch ist, reicht es nicht aus, an der Spitze der Regierung zu stehen, um zu regieren. Man muss hierfür auch über kompetente Teams verfügen: Minister, Staatssekretäre, Kabinettsdirektoren und Berater.
    Um den Vorwurf des Dilettantismus zu vermeiden, hat die rechtspopulistische Partei im vergangenen Jahr ihre eigene Kaderschmiede ins Leben gerufen und kann nun auf die Unterstützung einiger Größen des höheren Dienstes zählen. Doch es gilt auch noch, die Verwaltung zum Funktionieren zu bringen – wird sie gefügig und loyal genug sein, um dem RN das Regieren zu ermöglichen? – und mit den Gewerkschaften zu verhandeln, die die rechtsextreme Partei weitgehend ablehnen. Und schließlich bleibt die Frage, welchen Handlungsspielraum die Partei von Jordan Bardella im Falle einer Kohabitation mit Emmanuel Macron hätte …
    Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 18.06.2024 arte
  • Folge 3220 (58 Min.)
    Im Laufe der Sendung wird die urbane Landwirtin Ophélie Damblé zu unserer Gesprächsrunde kommen. Neben ihrer Tätigkeit im nördlich von Paris gelegenen Departement Seine-Saint-Denis betreibt sie das Instagram-Konto Ta mère nature, das insgesamt 230.000 Follower hat. Auf humorvolle Weise stellt sie dort Pflanzen und Tipps für den Gemüseanbau vor. Ihr jüngstes Buch Guide botanique des plantes dont tout le monde se fout („Botanischer Führer für Wildpflanzen“) ist eine Ode an selbstaussäende, nutznießende und rankende Pflanzenarten. Die Autorin plädiert für die Aufwertung von „Unkraut“, denn dabei handele es sich lediglich um ungeliebte Pflanzenarten, die geringgeschätzt würden, aber per se nicht schlecht seien.
    Ein Rückblick auf zwei wichtige Ereignisse der Woche:
    Europawahlen: Rechtsruck letztendlich nicht so stark wie befürchtet. Die radikalen Rechten haben zwar im Europäischen Parlament zugelegt, doch der nationalistische und populistische Erdrutschsieg blieb aus. Zwar wurde die extreme Rechte in mehreren EU-Ländern stärkste Kraft – Giorgia Meloni in Italien und Jordan Bardella in Frankreich -, doch die beiden Fraktionen der radikalen Rechten gewannen im neuen EU-Parlament lediglich 13 Abgeordnete hinzu, und die europhilen und demokratischen politischen Kräfte stellen nach wie vor die Mehrheit der Abgeordneten.
    Ursula von der Leyen kann auf eine weitere Amtszeit als Kommissionspräsidentin hoffen und die wichtigsten Ämter werden von Vertretern der Mehrheitsparteien bekleidet werden. Die europäischen Kreise bewegt heute vor allem die Frage, wie es mit Frankreich nach Emmanuel Macrons Entscheidung, die Nationalversammlung aufzulösen, weiter gehen wird. Was wäre, wenn Frankreich durch dieses politische Erdbeben in Europa geschwächt und von der extremen Rechten regiert würde?
    Wer sind die Franzosen, denen es gut geht und die dennoch RN wählen? Am Tag nach den Europawahlen ergab eine Ipsos-Umfrage, dass der rechtspopulistische RN bei Führungskräften, Wählern mit einem Abitur+2-Diplom, Haushalten, die ein Einkommen von mehr als 3000 Euro pro Monat angeben, Wählern, die von sich sagen, dass sie mit ihrem Leben zufrieden sind, und auch solchen, die sich selbst als Angehörige der „oberen Mittelschicht“ bezeichnen, an erster Stelle steht. Während die Soziologie der Wähler der Regierungsmehrheit Macrons und des rechtspopulistischen Rassemblement National lange Zeit von einem Gegensatz zwischen Bürgern, „denen es gut geht“ und anderen, „denen es schlecht geht“ geprägt war, scheint diese Unterscheidung nun nicht mehr zu gelten.
    Im Duell der Woche lässt Frédéric Says die beiden Linkenpolitiker Jean-Luc Mélenchon und François Ruffin gegeneinander antreten. Vor dem Hintergrund der Spekulationen darüber, wer im Falle eines Wahlsieges der „Volksfront“ bei den Parlamentswahlen das Amt des Premierministers übernehmen würde, erklärte Jean-Luc Mélenchon am Mittwoch: „Ich fühle mich dazu in der Lage [ …]. Ich schließe mich nicht aus, aber ich dränge mich auch nicht auf.“ Bereits am nächsten Tag teilte François Ruffin – der als erster zu einem Bündnis der Linken aufgerufen hatte – mit, dass er sich ebenfalls dazu fähig fühle.
    Trennung, Täuschung und neue Allianzen … Seit dem Erdbeben, das durch die Ankündigung der Auflösung der Nationalversammlung ausgelöst wurde, wirkt die Politik in Frankreich wie eine TV-Serie. Manchmal tut man gut daran, einfach zu lachen … Alix Van Pée berichtet.
    Claude Askolovitch erzählt die erschreckende Geschichte der Bande de la Rue du Bac. Die Tageszeitung Libération hat über die Taten der Gruppe von Pädokriminellen aus den höchsten Kreisen der Pariser Intelligenzia recherchiert, die mehrere Jahre lang im Zentrum der französischen Hauptstadt ihr Unwesen trieb.
    Die internationale Schlagzeile der Woche stammt aus der französischen Wochenzeitung Courrier international vom 13. Juni mit dem Titel „Die französische Sabotage“. Eine Sammlung der internationalen Reaktionen aus Politik und Medien nach Emmanuel Macrons plötzlicher Ankündigung, die Nationalversammlung aufzulösen.
    Und zum Abschluss der Sendung entdecken Sie die von unseren Gästen ausgewählten Fotos der Woche und den humorvollen Beitrag „Kontinentaldrift“ von Benoît Forgeard (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 19.06.2024 arte

zurückweiter

Füge 28 Minuten kostenlos zu deinen Serien hinzu und verpasse keine Neuigkeit mehr.
Alle Neuigkeiten zu 28 Minuten und weiteren Serien deiner Liste findest du in deinem persönlichen Feed.

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn 28 Minuten online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…

Hol dir jetzt die fernsehserien.de App