2024, Folge 3221–3244
Sendung vom 20.06.2024
Folge 3221 (43 Min.)Deutsche TV-Premiere Do. 20.06.2024 arte Sendung vom 21.06.2024
Folge 3222 (58 Min.)Alles, was sie schon immer über die Menopause und die Andropause wissen wollten
„Die Menopause ist ein Tabu und in gewisser Weise eine Fortsetzung des Tabus über die Menstruation.“ Die Wechseljahre und die Menopause oder nach einer Formulierung der Hebamme Virginie Messager „der Zeitpunkt, ab dem das Weibchen nicht mehr für ihre Art lebt“, wurden im Laufe der Jahrhunderte kaum erforscht. Im 19. Jahrhundert wurde dieser Lebensabschnitt pathologisiert, und auch heute noch wird weitgehend darüber geschwiegen. Élise Thiébaut hat sich in ihrem Buch Ceci est mon temps mit dem Thema befasst. Von der Entdeckung der Hormone bis hin zu archaischen Heilmitteln, von Hexen bis hin zu Laserbehandlungen geht die ökofeministische Journalistin auf verschiedene Vorurteile im Zusammenhang mit den körperlichen und hormonellen Veränderungen ein, die Frauen, aber auch Männer in dieser Zeit erleben.
Das männliche Pendant, die Andropause, ist ihrer Meinung nach ein weiteres Tabu-Thema, über das lieber geschwiegen wird, da die Symptome – Müdigkeit, Hitzewallungen, Rückgang der Libido – das Bild, das Männer von ihrer eigenen Virilität haben, in Frage stellt. Élise Thiébaut ist heute in unserer Sendung zu Gast.
Parlamentswahlen: Ist eine Rückkehr zur Rente mit 60 Jahren möglich?
„Innerhalb von vierzehn Tagen nach dem Wahlsieg werden wir die ungerechte Rentenreform rückgängig machen.“ Die „Neue Volksfront“ hat die Abschaffung der Rentenreform zu einer ihrer Prioritäten gemacht. Die Rentenfrage wird zweifellos eines der zentralen Themen in diesem sehr kurzen Wahlkampf sein. Die Reform wurde im März 2023 durch die Anwendung von Artikel 49.3 der Verfassung ohne Abstimmung im Parlament und trotz eines Misstrauensantrags verabschiedet. Im darauffolgenden Monat wurde die Reform, durch die das gesetzliche Renteneintrittsalter schrittweise von 62 auf 64 Jahre angehoben wird, vom Verfassungsrat nahezu vollständig gebilligt. Das Linksbündnis will nun „das gemeinsame Ziel eines Rechts auf Rente mit 60 Jahren erneut bekräftigen“.
Auf Seiten des rechtspopulistischen Rassemblement National ist das Programm weniger deutlich: Zwar versprach Jordan Bardella 2023 die Abschaffung der Reform und eine Rückkehr zum gesetzlichen Rentenalter von 62 oder sogar 60 Jahren. Doch je näher ein möglicher Wahlsieg des RN rückt, umso vorsichtiger werden die Formulierungen. Auf eine entsprechende Frage antwortete der Vorsitzende der rechtspopulistischen Partei „das werden wir dann sehen“ und begründet dies mit „einer komplizierten wirtschaftlichen Situation“. Ist eine Rückkehr zur Rente mit 60 Jahren möglich? Darüber diskutieren wir heute mit unseren Gästen.
Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 21.06.2024 arte Sendung vom 22.06.2024
Folge 3223 (58 Min.)Oksana Leuta erzählt auf der Bühne von der ukrainischen Kriegsfront
„Wenn du dich entscheidest, in der Ukraine zu bleiben, akzeptierst du, dass jeder Tag dein letzter sein könnte.“ Für Oksana Leuta wie für alle Ukrainer hat sich das Leben am 24. Februar 2022 radikal verändert. Seit dem Einmarsch der Russen in ihr Land ist die ehemalige Russischlehrerin am französischen Gymnasium in Kiew Fixerin geworden und hilft ausländischen Journalisten bei der Kriegsberichterstattung. Außerdem ist sie als Schauspielerin mit dem Theaterstück „Vivantes“ auf Tournee, bei dem vier junge Frauen in ihren Dreißigern aus Syrien, Bosnien, der Ukraine und Israel gemeinsame Erfahrungen teilen. Auf der Bühne erzählen sie von ihrer Geschichte über das Leben und den Krieg. Oksana Leuta ist heute in unserer Sendung zu Gast.
Dämonisierung oder Inkompetenz: Mit welcher Strategie lässt sich der RN am besten bekämpfen?
Wie kann man die 7,8 Millionen Wähler, die bei den Europawahlen am 9. Juni für die Liste von Jordan Bardella gestimmt haben, und die 35 % der Wähler, die versucht sind, ihre Stimme am 30. Juni in der ersten Runde der französischen Parlamentswahlen ebenfalls dem rechtspopulistischen RN zu geben, davon überzeugen, eine andere Wahl zu treffen? Diese Frage stellen sich derzeit die neue „Volksfront“ und das Bündnis um den französischen Staatspräsidenten. Manche sind der Auffassung, den rechtspopulistischen Rassemblement national aufgrund seiner Werte mit moralischen Argumenten bekämpfen zu müssen.
Die Verfechter dieser Strategie dämonisieren die Partei und dramatisieren die Lage. Beispiele hierfür waren die Stellungnahmen der beiden französischen Nationalspieler Kylian Mbappé und Marcus Thuram am vergangenen Wochenende. Andere wiederum wollen den RN inhaltlich bekämpfen und kritisieren seine angebliche Inkompetenz und sein „unrealistisches“ Programm. Diese Strategie verfolgen beispielsweise Premierminister Gabriel Attal und Wirtschaftsminister Bruno Le Maire, die „eine Katastrophe für die Wirtschaft und die Beschäftigungslage“ ankündigten. Mit welcher Strategie lässt sich der RN am besten bekämpfen?
Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 22.06.2024 arte Sendung vom 24.06.2024
Folge 3224 (58 Min.)Parlamentswahlen: Steht die französische Demokratie am Ende?
David Djaïz hat in unmittelbarer Nähe des Machtzentrums gearbeitet, bevor er sich bewusst davon entfernte. Der 33-Jährige ist ein erstklassiger Beobachter des politischen Lebens in Frankreich: Als Absolvent der Elite-Hochschule für den Verwaltungsdienst ENA, Finanzinspektor und Leiter der Strategieabteilung der nationalen Agentur für die Kohäsion der Territorien (ANTC) wechselte er in die Politik und wurde im September 2022 Berater von Emmanuel Macron im Élysée-Palast. Doch die Erfahrung war von kurzer Dauer: David Djaïz hatte die Aufgabe, die Arbeit des Conseil national de la refondation – der die französische Demokratie neu beleben sollte – zu begleiten, verließ seine Funktion aber nach einem knappen Jahr.
„Angesichts der Aussichtslosigkeit meiner Arbeit habe ich es vorgezogen, aufzuhören, weil ich einfach nicht in der Lage bin, Ergebnisse vorzutäuschen.“ Der Autor des 2019 erschienenen viel beachteten Buchs „Slow Democracy“, in dem er sich für eine bessere Kontrolle der Globalisierung einsetzt und den Bruch zwischen Kapitalismus und Demokratie feststellt, veröffentlicht mit „La Révolution obligée“ nun ein Plädoyer für eine ökologische Wende auf europäischer Ebene. Auf die Frage nach der Auflösung des Parlaments erklärt er sein „Unverständnis dieser sehr riskanten Entscheidung“. David Djaïz ist heute bei uns im Studio zu Gast.
Treffen von Putin und Kim Jong-un in Nordkorea – eine gefährliche Verbindung?
Kurz nach seiner Ankunft gestern zu einem zweitägigen Gipfeltreffen in Pjöngjang hat Wladimir Putin auch schon ein Abkommen über eine strategische Partnerschaft mit Kim Jong-un unterzeichnet. Der Westen befürchtet eine verstärkte militärische Zusammenarbeit zwischen den beiden Staaten. Nordkorea liefert der russischen Armee Munition und Raketen für ihre Offensive in der Ukraine und erhält von Moskau Unterstützung in Form von Lebensmitteln, Diplomatie und Technologie. Auch wenn die enge Beziehung zwischen den beiden Staaten nicht immer gut war – in den 2000er Jahren unterstützte Russland die Sanktionen gegen Pjöngjang wegen der Entwicklung seines Atomprogramms -, ist sie auch nicht neu.
Kim Il-sung, der Gründer Nordkoreas, war während des Zweiten Weltkriegs Soldat in der Roten Armee. Danach unterstützte die UdSSR bis zu ihrem Zusammenbruch im Jahr 1991 das kommunistische Regime. „Die Beziehungen zwischen unseren Ländern treten in eine neue, unvergleichbare Ära neuen und großen Wohlstands ein“, wurde der nordkoreanische Machthaber von russischen Nachrichtenagenturen zitiert. Handelt es sich um einen Pakt der Geächteten? Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 24.06.2024 arte Sendung vom 25.06.2024
Folge 3225 (58 Min.)Die Linguistin Henriette Walter entschlüsselt Vogelnamen
„Wenn man die Linguistik mit der Botanik und der Zoologie verbindet, tun sich Möglichkeiten auf, ungeahnte Aspekte über die Lebewesen, die uns umgeben, zu entdecken.“ Henriette Walter, emeritierte Professorin für Linguistik an der Universität Rennes-II und Leiterin des Phonologie-Labors an der École pratique des hautes études der Sorbonne, spricht sechs Sprachen fließend und hat in einem Dutzend weiterer Sprachen Grundkenntnisse: „Da jede Sprache die Möglichkeit bietet, eine für ein Volk charakteristische Wahrnehmung der Welt zu beschreiben, musste ich als Linguistin mehr als eine davon kennen.“ Die 95-Jährige ist Autorin zahlreicher Bücher.
Das gemeinsam mit Pierre Avenas verfasste Buch „La mystérieuse histoire du nom des oiseaux“ („Die geheimnisvolle Geschichte der Vogelnamen“) wurde kürzlich neu aufgelegt. Dieses humorvolle Buch belegt anhand wissenschaftlicher Ressourcen aus der Linguistik, der Ornithologie, der Geschichte und der Geografie die Vielfalt der Vogelwelt. So erfährt man zum Beispiel, dass sich die französische Redewendung „fier comme un pou“ („stolz wie eine Laus“) nicht auf das kleine blutsaugende Tier bezieht, sondern auf den Namen, der jungen Hähnen gegeben wird, oder dass palombe und pigeon ramier ein und dasselbe Tier, nämlich die Ringeltaube, sind.
Überbieten sich die Parteien bei ihren Versprechungen zur Unterstützung der Kaufkraft?
Die Kaufkraft ist das wichtigste Anliegen der Franzosen und entwickelt sich zu einem der Hauptthemen der bevorstehenden Parlamentswahlen. Die „Neue Volksfront“ ist in dieser Hinsicht großzügig und schlägt in ihrem „disruptiven Programm“ ein Einfrieren der Preise für lebensnotwendige Produkte, eine Annullierung der geplanten Erhöhung der Gaspreise, eine Erhöhung des Mindestlohns und kostenloses Essen in der Schulkantine vor. Der Rassemblement National verspricht eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Energie und Kraftstoffe, die Befreiung von Abgaben auf Lohnerhöhungen von bis zu 10 % und die Abschaffung der Einkommenssteuer für Personen unter 30 Jahren. Die von ihren politischen Gegnern unter Druck gesetzte Präsidentenmehrheit hat sich ebenfalls des Themas angenommen und die Erhöhung der „Macron-Prämie“ (eine steuer- und abgabenfreie Prämie) sowie die Senkung der Stromrechnungen im nächsten Winter vorgeschlagen.
Doch diese Versprechungen sind teuer. Die Linken sind die einzigen, die im Gegenzug eine bevorstehende Steuererhöhung für Gutverdiener ankündigt. Aber wäre das ausreichend? Und was ist mit den anderen Parteien? Sollte man das Defizit und die Staatsverschuldung weiter erhöhen, obwohl Frankreich gerade von der Europäischen Kommission wegen „übermäßigem Haushaltsdefizit“ verwarnt wurde? Sind diese Versprechungen legitim oder demagogisch? Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 25.06.2024 arte Sendung vom 26.06.2024
Folge 3226 (58 Min.)Deutsche TV-Premiere Mi. 26.06.2024 arte Sendung vom 27.06.2024
Folge 3227 (43 Min.)Deutsche TV-Premiere Do. 27.06.2024 arte Sendung vom 28.06.2024
Folge 3228 (58 Min.)Können Batterien und Chemie die Umwelt retten?
„Es wird in den kommenden Jahren einen wachsenden Druck auf Lithium geben, das ist sicher. Das Metall spielt eine Schlüsselrolle und wird kurz- und mittelfristig unersetzlich sein.“ Die Schule war nicht sein Ding. Jean-Marie Tarascon wiederholte die achte Klasse, bestand das Abitur erst in der Nachprüfung und ging danach an die Universität Bordeaux, um Chemie zu studieren. Dort promovierte er und ging dann für eine Postdoc-Stelle in die USA. Anschließend war er bei dem auf Telefonie spezialisierten Unternehmen Bellcore tätig, wo er ein Team aufbaute und ab 1991 an einer Lithiumbatterie aus Kunststoff arbeitete.
Drei Jahre später war das Ziel erreicht. Die Batterie lief nicht aus, konnte in beliebiger Form gebaut werden und machte den Wissenschaftler weltweit bekannt. Die Gewinnung, die Raffination und der Transport von Lithium, das mittlerweile als Maßstab für die Herstellung von wiederaufladbaren Batterien gilt, haben jedoch erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Jean-Marie Tarascon, Spezialist für Elektrochemie und Professor am Collège de France, beschäftigt sich in seinem Buch „Une chimie pour l’environnement“ mit diesen Umweltfragen. Er ist heute in unserer Sendung zu Gast.
Weder RN noch LFI: Kann man die beiden Parteien an den politischen Rändern gleichsetzen?
„Weder RN noch LFI“ ist eine Position, die man in Frankreich in den letzten Tagen immer häufiger hört. Hintergrund sind die Parlamentswahlen am kommenden Sonntag. Zahlreiche Persönlichkeiten der politischen Mitte Macrons, darunter auch Minister, erteilten sowohl dem rechtsextremen Rassemblement National als auch der linksextremen France Insoumise eine Absage und erklärten, im Falle einer Stichwahl zwischen den beiden Parteien einen leeren Stimmzettel abzugeben. Die Befürworter dieser „Weder-Noch-Haltung“ führen an, dass die von der LFI vertretenen Ideen und Werte heute eine ähnliche Gefahr darstellten wie die des RN. Damit erleben wir einen historischen Bruch, da die „republikanische Brandmauer“ gegen die extreme Rechte bis heute stets die Möglichkeit eines Bündnisses mit einer linken Partei umfasste. Kann man die beiden Parteien heute gleichsetzen? Oder ist der rechtspopulistische RN weiterhin die größere Gefahr für die Republik? Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 28.06.2024 arte Sendung vom 29.06.2024
Folge 3229 (58 Min.)Jede zweite Ehe wird geschieden: Wenn die Union wieder gelöst wird
„Eine Scheidung hat einen negativen Beigeschmack. Dabei handelt es sich nicht immer um eine schlechte Nachricht. Oft laufen die Dinge vor allem vor der Scheidung schlecht. Meine Aufgabe ist es, den Menschen zu helfen, diese schwierige Phase zu überstehen und die Wende in ihrem Leben erfolgreich zu meistern.“ Jede zweite Ehe wird geschieden. Michelle Dayan hat sich als Anwältin auf Scheidungen spezialisiert und mehrere Tausend Männer und Frauen begleitet. In ihrem Buch „Nous nous sommes tant aimés. Les Français et le divorce : cœurs brisés, lois réinventées“ (Wir haben uns so sehr geliebt.
Die Franzosen und die Scheidung: gebrochene Herzen, neue Gesetze) verbindet sie ihre persönlichen Erfahrungen mit ihrem Blick als Fachanwältin und liefert eine eingehende Reflexion über die Herausforderungen im Bereich des Familienrechts: Modernisierung der Gesetzgebung, Schutz der Kinder oder Gleichstellung der Geschlechter. Sie engagiert sich gegen sexistische und sexuelle Gewalt und ist Mitbegründerin des Vereins L4W (Lawyers For Women) für Juristen aus der ganzen Welt, die sich für die rechtliche Reaktion auf Gewalt gegen Frauen einsetzen. Michelle Dayan ist heute in unserer Sendung zu Gast.
Kann Frankreich die Ukraine nach der Parlamentswahl fallen lassen?
Bei der Kampagne für die EU-Wahlen stand der Krieg in der Ukraine noch im Mittelpunkt, ist seit der Ankündigung der Auflösung der Nationalversammlung jedoch in den Hintergrund gerückt. Dennoch wirft die Möglichkeit eines politischen Wechsels zugunsten der extremen Rechten oder des Linksbündnisses Fragen über die zukünftige Position Frankreichs gegenüber der Ukraine auf. Nach heftigen Auseinandersetzungen über das Thema schließen sich die politischen Kräfte der „Neuen Volksfront“ in ihrem gemeinsamen Programm nunmehr den Positionen von Place Publique, der Sozialisten und der Grünen an.
Sie treten für das Ziel ein, „die Souveränität und Freiheit des ukrainischen Volkes sowie die Integrität seiner Grenzen ohne Einschränkungen zu schützen“. Ein programmatischer Kompromiss, der die Zweifel an der Doppelzüngigkeit der linkspopulistischen LFI kaum zerstreuen kann. Am äußersten rechten Rand, wo einige Mitglieder des RN ihre Nähe zum Kreml offen zur Schau stellen, will Jordan Bardella beruhigen.
Er erkennt das Recht der Ukraine auf Selbstverteidigung an, lehnt aber die Lieferung von Langstreckenraketen und Waffen, die „russisches Hoheitsgebiet erreichen“ könnten, ab, um „das Risiko einer Eskalation zu vermeiden“. Während die Außenpolitik traditionell als Zuständigkeitsbereich des französischen Staatspräsidenten gilt, stellt sich die Frage, ob sich eine Änderung der Mehrheitsverhältnisse in der Nationalversammlung auf die Unterstützung Frankreichs für die Ukraine auswirken wird. Wenn ja, wie?
Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 29.06.2024 arte Sendung vom 01.07.2024
Folge 3230 (58 Min.)Pierre Niney als Graf von Monte Cristo: Kann man Rache rechtfertigen?
„[Meine Eltern] haben mir immer klargemacht, dass es bei künstlerischen Kreationen allein auf die Kreation ankommt. Preise, Festivals und Promotion sind schön und gut, aber dafür bist du nicht da.“ Pierre Niney wurde als Sohn eines Dokumentarfilmers und einer Kunstlehrerin geboren und absolvierte einen für Schauspieler klassischen Werdegang: Abitur mit Schwerpunkt auf Literatur und Wahlfach Theater, danach Beginn der Schauspielausbildung im Pariser Cours Florent und am Conservatoire Supérieur d’Art Dramatique. „Ich habe zehn Jahre lang an Castings teilgenommen, zehn Jahre lang kleine Rollen gespielt und 150 Vorstellungen an der Comédie-Française absolviert, bei denen mein Text aus einem Satz bestand: „Madame, voici Monsieur“.
Man kann sagen, dass ich genug Zeit hatte, um meinen Beruf wirklich zu begehren.“ Mit Filmen wie „OSS 117“, „Yves Saint Laurent“ und der TV-Serie „La Flamme“ kann er auf eine vielfältige Filmografie zurückblicken und wird nun als Graf von Monte Cristo in dem Literaturklassiker von Alexandre Dumas im Kino zu sehen sein. „Die Figur ist das Vorbild vieler Superhelden. Nur dass er bei uns den French Touch hat, [ …] er ist gequälter, tragischer, dramatischer und auch verliebter.“ Pierre Niney ist heute in unserer Sendung zu Gast.
Einwanderung und Kaufkraft: Ist das Programm des RN überhaupt umsetzbar?
Bei der Vorstellung des Programms des Rassemblement National am Montag, den 24. Juni, versprach der Kandidat Jordan Bardella eine „nationale Sanierung“. Aber ist das Programm überhaupt umsetzbar, insbesondere in Bezug auf die Einwanderung und die „nationale Präferenz“? Das ist keineswegs sicher. Die Abschaffung des Bodenrechts, das Verbot „strategischer und sensibler“ öffentlicher Stellen für Doppelstaatler, der Vorrang für Franzosen bei Sozialhilfe, Einschränkungen bei der Familienzusammenführung … Mehrere Vorschläge verstoßen gegen die französische Verfassung, die Europäische Menschenrechtskonvention und die Charta der Grundrechte der EU.
Der Rassemblement National will aber noch weiter gehen: Die rechtsextreme Partei möchte ein Verfassungsreferendum abhalten, um ihre Vorschläge im französischen Recht zu verankern. „Vielleicht gelingt es mir, den Staatspräsidenten zu überzeugen.“ Verkauft der RN seinen Wählern nur Hirngespinste? Wären die wichtigsten Wahlversprechen gar nicht umsetzbar? Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 01.07.2024 arte Sendung vom 02.07.2024
Folge 3231 (58 Min.)Pierre Rosanvallon untersucht die Hintergründe der Demokratiekrise
„Was die Leute auf die Straße getrieben hat, ist vor allem das Gefühl, von den Regierenden missverstanden und verachtet zu werden. Daher der Hass auf [Emmanuel] Macron, der bei vielen tief verwurzelt ist.“ Das sagte Pierre Rosanvallon der Wochenzeitung Nouvel Obs im Jahr 2021 in einem Interview über die Gelbwesten-Bewegung. Im selben Jahr veröffentlichte der Ideenhistoriker, Soziologe und ehemalige Weggefährte der Gewerkschaft CFDT ein Buch mit dem Titel „Les épreuves de la vie“ (Dt.: Die Prüfungen des Lebens), in dem er vor der Entfernung der Eliten vom Rest der Bevölkerung warnte.
Um auf die Krise der Demokratie zu reagieren und den Sieg der extremen Rechten zu verhindern, forderte er, sich nicht nur mit Statistiken, sondern auch mit der Wahrnehmung der Menschen über ihre Situation zu befassen. Drei Jahre später scheint ein Wahlsieg des rechtsextremen Rassemblement National wahrscheinlicher denn je. Wer trägt die Verantwortung für die aktuelle Krise? Ist die französische Demokratie dauerhaft geschädigt? Pierre Rosanvallon ist heute in unserer Sendung zu Gast.
Zeigt sich Rassismus in Frankreich immer offener?
„Verpiss dich! Wegen Leuten wie dir sind wir aus den Sozialwohnungen ausgezogen! Wir machen, was wir wollen. Wir sind hier zu Hause. [ …] Geh zurück in deine Hütte!“ Mit diesen Worten beschimpfte ein Ehepaar, beide RN-Sympathisanten, eine dunkelhäutige Nachbarin in einer Reportage der Sendung Envoyé spécial, die letzte Woche auf France 2 ausgestrahlt wurde. Wenige Tage vor der ersten Runde der Parlamentswahlen berichten die Medien immer häufiger von rassistischen Vorfällen. Ist dies als Ausdruck eines enthemmten systemischen Rassismus zu werten? Am Donnerstag wurde der Jahresbericht der CNCDH (Commission nationale consultative des droits de l’homme) über die Bekämpfung von Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit veröffentlicht.
Darin wird ein Anstieg aller gemeldeten rassistischen Handlungen um 32 % und der antisemitischen Handlungen um 284 % im Vergleich zu 2022 festgestellt. Die Berichterstatter sind der Ansicht, dass es durchaus einen Antisemitismus des linken Lagers gibt, dieser aber „nicht mit dem bei den extremen Rechten zu beobachtenden Antisemitismus vergleichbar“ ist. Ein weiterer aussagekräftiger Indikator ist die rückläufige Entwicklung des Index der Toleranz gegenüber allen erfassten Minderheiten. Werden rassistische und fremdenfeindliche Handlungen von der französischen Gesellschaft zunehmend hingenommen? Welche Verantwortung tragen die Politiker, die sozialen Netzwerke und die Medien? Trägt die Normalisierung des RN zu dieser Entwicklung bei?
Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 02.07.2024 arte Sendung vom 03.07.2024
Folge 3232 (58 Min.)Im Laufe der Sendung wird die Dirigentin Zahia Ziouani zu unserer Gesprächsrunde kommen. Die aus Seine-Saint-Denis stammende Dirigentin entdeckte ihre Berufung als Jugendliche an der städtischen Musikschule in Pantin. Als aus Algerien stammende und in einem Arbeiterviertel aufgewachsene Frau war der Weg zur Dirigentin jedoch alles andere als einfach. Häufig erlebte sie Rassismus und Klassenverachtung und machte ihre Identitäten zur Stärke. Heute setzt sie sich dafür ein, „Musik auf eine andere Weise, ohne Grenzen, zu machen“. Sie wird die olympische Flamme in Seine-Saint-Denis tragen und mit ihrem Ensemble „Divertimento“ am Samstag, den 29. Juni, in Bondy ein Konzert mit dem Titel Rhapsodie sportive geben.
Ein Rückblick auf zwei wichtige Ereignisse der Woche:
Gefahr eines „Bürgerkriegs“: Ist eine Dramatisierung des Wahlergebnisses sinnvoll? Die beiden Extreme führten zum Bürgerkrieg, behauptete Emmanuel Macron am Montag im Podcast Generation do it yourself. Diese Dramatisierung des Wahlergebnisses im Falle eines Sieges der Rassemblement National oder der „Neuen Volksfront“ wurde von den Anführern beider politischer Gruppierungen kritisiert. Innenminister Gérald Darmanin kritisierte seinerseits „Geheimdienstmitteilungen über mögliche Störungen der öffentlichen Ordnung am 30. Juni und 7. Juli“, die auf die „Ultra-Rechte“ und die „Ultra-Linke“ verweisen. Handelt es sich um eine politische Strategie, um die Wähler zu einer Stimmabgabe für das Zentrum zu bewegen oder um eine reale Bedrohung? Laut Beobachtern, die in dem Artikel der liberalen Tageszeitung L’Opinion vom Mittwoch zitiert werden, besteht eine reale Gefahr, dass ein Sieg des RN zu Aktionen der ultrarechten Bewegung führt.
Wird die „Republikanische Front“ gegenüber dem rechtsextremen RN halten?
Während sich zahlreiche Stimmen wie der ehemalige Minister Clément Beaune erheben, um zur „Republikanischen Front“ gegenüber dem Rassemblement National aufzurufen, plädieren andere, ebenfalls zahlreiche Stimmen dafür, weder für die rechtsextreme Partei Jordan Bardellas noch für die linke La France Insoumise zu stimmen, da diese als gleichwertige Gefahren für die Republik angesehen werden. Eine Abkehr von der historischen „Republikanischen Front“ gegen den RN scheint in der Öffentlichkeit auf Resonanz zu stoßen: Eine am Wochenende veröffentlichte Opinionway-Umfrage ergab, dass im Falle einer Stichwahl zwischen einem Kandidaten des RN und einem der „Neuen Volksfront“ im zweiten Wahlgang 41 % der Wähler einen Sieg der extremen Rechten bevorzugen würden, während 34 % für die Linke stimmen würden.
Bei La France insoumise gibt es Streitigkeiten. Als François Ruffin im Fernsehsender TF1 zu Jean-Luc Mélenchon befragt wurde, sagte er: „Ich denke [er] ist ein Hindernis für den Wahlsieg der Volksfront.“ Darauf reagierte Adrien Quatennens, ein Anhänger Mélenchons: „Wenn Mélenchon und La France insoumise dich nicht als Kandidaten aufgestellt hätten, wärst du niemand. Und jetzt nimmst du ihn ins Visier, um deine Position zu sichern. Gehe doch gleich zum RN! Damit würden wir Zeit und Energie sparen.“ Im Duell der Woche lässt Frédéric Says die beiden Linkspolitiker gegeneinander antreten.
Linke Aktivisten machen in den sozialen Netzwerken Jagd auf Jordan Bardella. Wird die Wahl im Internet entschieden? Alix Van Pée berichtet. Claude Askolovitch erzählt von der Entdeckung eines kleinen über 1500 Jahre alten Papyrusstücks, das kaum größer als ein Post-it ist und angeblich von der Kindheit Jesu berichtet.
Die internationale Schlagzeile der Woche stammt aus der amerikanischen Tageszeitung New York Post vom 28. Juni mit dem Titel „Einfach traurig“ als Reaktion auf die erste Fernsehdebatte im Präsidentenwahlkampf zwischen dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Joe Biden, und Donald Trump. Der amtierende Präsident erschien sehr geschwächt, was bei den Demokraten Panik und Verwirrung auslöste.
Und zum Abschluss der Sendung entdecken Sie die von unseren Gästen ausgewählten Fotos der Woche und den humorvollen Beitrag „Kontinentaldrift“ von Benoît Forgeard. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 03.07.2024 arte Sendung vom 04.07.2024
Folge 3233 (43 Min.)Deutsche TV-Premiere Do. 04.07.2024 arte Sendung vom 05.07.2024
Folge 3234 (46 Min.)Von den Menschenmengen der Französischen Revolution zu den Menschenmengen 2.0
Die Gelbwesten-Bewegungen im Jahr 2018, der Sturm auf das amerikanische Kapitol am 6. Januar 2021, urbane Revolten nach dem Tod des jungen Nahel im Juni 2023 … Diese Ereignisse haben in den letzten Jahren Menschenmengen aus den unterschiedlichsten Gründen zusammengeführt. Die Wissenschaftlerin Elena Bovo untersucht in ihrem jüngsten Buch Mécaniques des foules, des mouvements hors de contrôle (Mechanik der Menschenmenge, Bewegungen außer Kontrolle) das Phänomen der „Menschenmenge“. Mithilfe eines historischen und philosophischen Ansatzes beschreibt sie sie als „ungeordnet, hasserfüllt und gewalttätig, die zu einer potenziell heroischen oder kriminellen Einheit werden kann“.
Die Forscherin an der Universität Franche Comté beobachtet dabei folgende Mechanismen: Auslöschung des individuellen Willens, Übertragung und Verstärkung von Emotionen oder auch Rudelverhalten. Seit dem Aufkommen der sozialen Netzwerke interessiert sich Elena Bovo auch für virtuelle Menschenmengen und das Phänomen der „digitalen“ Rudel, in denen sich der Einzelne leichter verstecken kann. Sie ist heute Abend im Studio von „28 Minuten“ und wird über ihre Arbeiten berichten.
Kann die republikanische Brandmauer gegen den RN erfolgreich sein?
Die ersten Schätzungen am Tag nach dem ersten Wahlgang der Parlamentswahlen, bei der eine Rekordbeteiligung registriert wurde, zeigten erneut drei Blöcke: Der rechtsextreme Rassemblement National führte mit über 33 Prozent der Stimmen, die linke Neue Volksfront erreichte fast 28 Prozent und die Präsidentenmehrheit 20 Prozent. Emmanuel Macron rief unverzüglich zu einem „breiten, klar demokratischen und republikanischen Bündnis“ gegen den RN auf. In Wahlkreisen, bei denen drei Kandidaten in die zweite Runde gehen, prüft der Élysée-Palast nach eigenen Angaben von Fall zu Fall je nach Profil des Kandidaten der Neuen Volksfront, einen Rückzug des eigenen Kandidaten.
Während die Republikaner ankündigten, vorerst keine Wahlempfehlung für den zweiten Wahlgang abzugeben, erklärte der ehemalige Premierminister Edouard Philippe, dass „weder der RN noch LFI eine Stimme mehr erhalten dürften“. Der Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon versicherte seinerseits, dass sich die Kandidaten der LFI in Wahlkreisen mit drei Kandidaten, in denen der RN gute Aussichten auf einen Wahlerfolg habe, zurückziehen werde, falls sie an dritter Stelle stünden. Die Wahlempfehlungen sind derart vielfältig, dass sie die Frage aufwerfen, ob eine von mehreren politischen Kräften geforderte republikanische Brandmauer gegenüber dem RN erfolgreich sein kann …
Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 05.07.2024 arte Sendung vom 06.07.2024
Folge 3235 (46 Min.)Deutsche TV-Premiere Sa. 06.07.2024 arte Sendung vom 08.07.2024
Folge 3236 (46 Min.)Buch über die Beziehung zu seinem Hund wird zum Bestseller
Der Sportlehrer Cédric Sapin-Defour liebt die Berge und Skiwandern, er wurde im Departement Aube geboren und wuchs im Departement Ain auf. Im Alter von acht Jahren reiste er mit seinen Eltern nach Chamonix und entdeckte dort die Aiguille du Midi. Dieses Erlebnis beschreibt er als ästhetischen Schock. Die Berge ließen ihn seitdem nicht mehr los. Er begann Bücher über die Bergwelt zu schreiben: „Ich habe nichts Besseres gefunden, um die Erlebnisse in den Bergen zu verlängern.“ Bekannt wurde er jedoch mit einer Erzählung über die Beziehung zu seinem Hund Ubac, dessen Tod ihn 2017 in eine tiefe Trauer stürzte.
In „Sein Geruch nach dem Regen“, das 2023 im Stock-Verlag erschienen ist, erzählt er von der dreizehnjährigen Gefährtenschaft mit seinem Berner Sennenhund. Das Buch wurde mit 400.000 verkauften Exemplaren zu einem Bestseller, der die Beziehung zwischen einem Menschen und seinem Tier wunderbar beschreibt. „In unserer Gesellschaft wird der Trauer um ein Tier keine besondere Bedeutung beigemessen. Also schweigen wir darüber und verbergen unsere Traurigkeit. Und dann hört man sich sagen: „Du wirst dir ein neues Tier zulegen“, und das ist unerträglich!“ Cédric Sapin-Defour ist heute bei uns im Studio zu Gast.
Orban, Meloni, Le Pen: Könnte ein Bündnis der extremen Rechten Europa verändern?
Seit dem 1. Juli ist Viktor Orban der Präsident des Rates der Europäischen Union. Seine sechsmonatige Amtszeit steht unter dem Slogan „Make Europe Great Again“, was eindeutig den Ton angibt und an das von Donald Trump populär gemachte Motto „Make America Great Again“ erinnert. Ungarn übernimmt die Führung in der EU zu einem Zeitpunkt, an dem Marine Le Pens RN in Frankreich die Mehrheit im Parlament erreichen könnte und die Italienerin Giorgia Meloni bei den Europawahlen triumphiert hat. Diese Konstellation könnte es den drei Anführern ermöglichen, eine größere rechtsextreme Gruppe in der EU zu bilden, ein Bündnis, das umso mehr Gewicht hätte, als zwei seiner Mitglieder aus zwei Gründungsländern Europas stammen.
Viktor Orban hat bereits am Wochenende gemeinsam mit dem österreichischen Rechtsextremisten Herbert Kickl (FPÖ) und dem ehemaligen tschechischen Regierungschef Andrej Babiš (ANO) ein neues politisches Bündnis mit dem Namen „Patrioten für Europa“ ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist die Umgestaltung der EU-Institutionen und die Neuausrichtung der Politik in Bezug auf Einwanderung, Umweltpolitik und den Krieg in der Ukraine. Könnte diese neuartige Konstellation wichtige europäische Engagements in Frage stellen? Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 08.07.2024 arte Sendung vom 09.07.2024
Folge 3237 (46 Min.)Hat der Neurologe David Devos ein Medikament gegen Parkinson gefunden?
180.000 Menschen sind in Frankreich an Parkinson erkrankt, d. h. 1 bis 2 % der über 65-Jährigen. Die Ursache der Krankheit ist unbekannt, sie geht jedoch mit einem fortschreitenden und irreversiblen Verlust von Dopamin produzierenden Neuronen im Gehirn einher. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der für die Kontrolle von Bewegungen notwendig ist. Der Neurologe und Professor für medizinische Pharmakologie, David Devos, forscht seit Jahren zu dem Thema und ging der Frage nach, ob man Dopamin nicht direkt in den Gehirnbereich injizieren könnte, in dem es fehlt. Das Problem war jedoch, dass „Dopamin bei Kontakt mit Luft schnell oxidiert und seine Wirkung verliert.“ Daraus ergab sich die Notwendigkeit, Produkte ohne Sauerstoff anzubieten.
Um diese Herausforderung zu meistern, gründete er 2018 das Start-up-Unternehmen „InBrain Pharma“ und schuf ein neuartiges Behandlungskonzept, bei der A-Dopamin – Dopamin in sauerstofffreier Umgebung – gezielt in einen bestimmten Gehirnbereich verabreicht werden kann. Die Methode wurde bereits an zwölf Patienten in Lille getestet, nun versucht das Team, die klinische Studie der Phase 3 zu finanzieren, um das Medikament „idealerweise bis 2030“ auf den Markt bringen zu können. Für diese Innovation ist David Devos einer der französischen Finalisten für den Preis des Europäischen Erfinders 2024, der am 9. Juli in Malta verliehen wird. Er ist heute in unserer Sendung zu Gast.
Was wird vom Macronismus am Tag nach den Parlamentswahlen übrig bleiben?
Auch wenn niemand den Ausgang des zweiten Wahlgangs der Parlamentswahlen voraussagen kann, lässt sich leicht erahnen, wer die Verlierer sein werden. Den Hochrechnungen der Meinungsforschungsinstitute zufolge werden Emmanuel Macron und seine Parlamentsfraktion Ensemble voraussichtlich weniger als 100 Abgeordnete in der neuen Versammlung stellen und auf dem dritten Platz hinter dem rechtspopulistischen Rassemblement National und der Neuen Volksfront landen. Das wäre eine historische Niederlage für einen amtierenden Präsidenten. Im Jahr 2017 verfügte Emmanuel Macron mit 350 Abgeordneten über eine absolute Mehrheit. Im Jahr 2022 verlor er 105 Sitze im Parlament, hatte aber immer noch eine relative Mehrheit.
Am Tag nach den Parlamentswahlen und möglicherweise bis zum Ende seiner Amtszeit wird der Staatspräsident im Rahmen einer Kohabitation oder je nachdem, was seine politischen Gegner beschließen, mit einer Regierung „der nationalen Einheit“ bzw. von „Experten“ arbeiten müssen. Was wird vom Macronismus übrig bleiben? Macron, der 2017 die Konservativen und die Linke zerschmettert hatte, wird paradoxerweise durch den Erfolg des rechtspopulistischen RN – dessen Aufstieg er zu bremsen versprochen hatte – und die Rückkehr der Linken geschlagen. Wird der Macronismus als politisches Experiment in Frankreich bald der Vergangenheit angehören? Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen.
Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 09.07.2024 arte Sendung vom 10.07.2024
Folge 3238 (46 Min.)Im Laufe der Sendung wird Amélie Lavin, leitende Kuratorin für Kulturerbe des Marseiller Museums für Zivilisationen, Europa und das Mittelmeer und Leiterin des Bereichs „Körper, Aussehen und Sexualitäten“ zu unserer Gesprächsrunde kommen und die Ausstellung Paradis Naturistes vorstellen, die vom 3. Juli bis zum 9. Dezember 2024 im Mucem zu sehen ist. Die Ausstellung umfasst Objekte aus verschiedenen Archiven französischer, aber auch deutscher und schweizerischer Naturistengemeinschaften sowie einige museale Werke aus öffentlichen Sammlungen in Frankreich.
Sie ist für jedes Publikum und auch für Minderjährige geeignet. Einmal im Monat wird vom französischen Naturistenverband ein Nacktbesuch organisiert. Mit der Ausstellung sollen, „die Vorurteile und Stereotypen über den Naturismus abgebaut werden, der in erster Linie eine Lebensphilosophie ist, eine familiäre Praxis, die Menschen jeden Alters und aller sozialen Schichten zusammenbringt, die ein einfaches und naturnahes Leben suchen“. Amélie Lavin wird uns heute Abend mehr darüber berichten.
Ein Rückblick auf zwei wichtige Ereignisse der Woche:
Sind die Ernennungen ein „Verwaltungsputsch“ oder Aufgabe des Staatspräsidenten? „Das ist eine Form des Verwaltungsputsches“, erklärte Marine Le Pen im Radiosender France Inter. Sie warf Emmanuel Macron vor, von seinem Recht zur Ernennung hoher Beamter Gebrauch machen zu wollen und Schlüsselpositionen des Staates mit engen Vertrauten zu besetzen, um „Jordan Bardella daran zu hindern, das Land so zu regieren, wie er es will“. Auf diese Vorwürfe hin bat der Elysée-Palast die Anführerin des Rassemblement National, doch bitte „gelassen“ und „maßvoll“ zu bleiben. „Seit sechsundsechzig Jahren gibt es jede Woche Ernennungen und Wechsel, insbesondere im Sommer, unabhängig von den politischen Ereignissen in unseren Institutionen, und es ist in keiner Weise vorgesehen, dass sich diese Bestimmungen in den nächsten Monaten ändern könnten“, teilte das Präsidialamt mit.
Parlamentswahlen: Republikanische Front, Brandmauer oder Treibstoff für den RN? Nach 224 Rücktritten qualifizierter Kandidaten hat sich das Bild des am 7. Juli stattfindenden zweiten Wahlgangs der Parlamentswahlen grundlegend geändert. Die Anzahl der Wahlkreise mit drei Kandidaten in der zweiten Runde ist von 306 auf 89 massiv gesunken, was aus den am Mittwoch veröffentlichten offiziellen Daten des Innenministeriums hervorgeht, und gleichzeitig ist die Anzahl der Duelle von 190 auf 409 sprunghaft gestiegen. Ein Beweis dafür, dass die republikanische Front sehr gut funktioniert hat, auch wenn es die ganze Woche lang, insbesondere bei den Macronisten, widersprüchliche Stimmempfehlungen gab.
So plädierte Finanzminister Bruno Le Maire für eine Haltung, weder „links- noch rechtsextrem“ zu wählen, die Vorsitzende der Nationalversammlung Yael Braun Pivets empfahl, je nach antretenden Kandidaten fallweise zu entscheiden, und Verkehrsminister Clément Beaune rief zu einem systematischen Rückzug der Kandidaten seiner Partei in dritter Position auf. Aber wird die „republikanische Front“ auch in den Wahlurnen funktionieren? Seit dem Rückzug zahlreicher Kandidaten in dritter Position scheint die Aussicht auf eine absolute Mehrheit für den RN weiter in die Ferne zu rücken.
Die Frage nach einer großen Koalition zur Regierungsbildung beginnt jedoch immer konkreter zu werden. Im linken Lager gehen die Meinungen auseinander: Die Grünenpolitikerin Marine Tondelier schloss eine Teilnahme an einer Koalition mit Macronisten nicht aus, während der LFI-Koordinator Manuel Bompard bekräftigte, dass „LFI nur regieren wird, um ihr Programm und nicht anderes umzusetzen“, und damit die von Premierminister Gabriel Attal erwähnte „vielfältige Nationalversammlung“ ablehnte.
Im Duell der Woche lässt Frédéric Says Marine Tondelier und Manuel Bompard gegeneinander antreten. Ein Kollektiv mit zwanzig Rappern, darunter Fianso und Akhenaton, veröffentlichte am Montagabend einen polemischen Song mit dem Titel NO PASARAN gegen den rechtsextremen Rassemblement National.
In den sozialen Netzwerken gab es zahlreiche Reaktionen auf die Texte, die teilweise als unverschämt empfunden wurden. Valérie Brochard berichtet. In China gibt es ausgesprochen realistische Silikonmasken, mit denen Gesichtserkennungssysteme gehackt werden können. Die auf zahlreichen Online-Verkaufsplattformen zu erschwinglichen Preisen erhältlichen Gesichtsmasken bringen die chinesischen Behörden in Verlegenheit. Davon erzählt Frédéric Pommier in seiner Geschichte der Woche.
Die internationale Schlagzeile der Woche stammt aus der britischen Tageszeitung The Daily Telegraph vom 5. Juli mit dem Titel „Labour-Erdrutschsieg“. Die Briten haben eine historische Parlamentswahl erlebt, bei der die Labour-Partei unter Führung von Keir Starmers mit großem Vorsprung die stärkste Kraft wurde.
Und zum Abschluss der Sendung entdecken Sie die von unseren Gästen ausgewählten Fotos der Woche und den humorvollen Beitrag „Kontinentaldrift“ von Benoît Forgeard. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 10.07.2024 arte Sendung vom 11.07.2024
Folge 3239 (44 Min.)Deutsche TV-Premiere Do. 11.07.2024 arte Sendung vom 12.07.2024
Folge 3240 (46 Min.)Bietet das neue Parlament die erhoffte politische Klärung? „In dem neuen Parlament gibt es keine konstruktive Mehrheit, diese Situation ist in der Fünften Republik und [ihren] 17 Parlamentswahlen einzigartig. ( …) Wenn die Neue Volksfront ihr Programm nicht überarbeitet oder ihr Bündnissystem nicht ändert, werden wir uns wahrscheinlich relativ schnell in einer Sackgasse befinden.“ In der gestrigen zweiten Runde der Parlamentswahlen erreichte die Neue Volksfront die höchste Anzahl der Sitze in der Nationalversammlung, ist jedoch weit von einer absoluten Mehrheit entfernt. Ensemble und die Macronisten belegen den zweiten Platz vor dem Rassemblement National. Jérôme Jaffré, assoziierter Forscher am Zentrum für Politikforschung der Eliteschule Sciences Po, meint, dieses bislang beispiellose Wahlergebnis berge die Gefahr der Unregierbarkeit.
Der Politologe ist der Ansicht, dass es nun eine negative absolute Mehrheit gebe, die Frankreich blockieren könne: „Die Neue Volksfront und der Rassemblement national verfügen insgesamt über eine absolute Mehrheit von Abgeordneten, die Frankreich zwar nicht regieren, aber jede Form von politischer Initiative blockieren können; falls sie in den nächsten Wochen und Monaten gemeinsam den Rücktritt des Staatspräsidenten fordern, würde die politische Krise, die wir seit einigen Wochen erleben, verlängert.“ Jérôme Jaffré ist bei uns im Studio zu Gast.
Welche Regierungskoalition für Frankreich? Entgegen allen Erwartungen hat die „republikanische Front“ zwischen dem ersten und dem zweiten Wahlgang der Parlamentswahlen funktioniert. Der rechtspopulistische RN verfehlt die absolute Mehrheit, von der er am Abend des ersten Wahlgangs geträumt hatte. Jordan Bardella wird nicht Premierminister. Doch wie geht es nun weiter? Keiner der drei großen politischen Blöcke kann eine absolute Mehrheit für sich beanspruchen. Können die Macronisten eine große Koalition mit einem Teil der Neuen Volksfront bilden, nachdem La France insoumise nach den gestrigen Ergebnissen ihre Vormachtstellung im linken Lager verloren hat? Raphaël Glucksmann, Europaabgeordneter von Place publique, erklärte sich zu Diskussionen und zum Dialog bereit, während Yannick Jadot von projektbezogenen Mehrheiten sprach.
Oder muss man eine „Lähmung der Institutionen“ befürchten, wie Jordan Bardella bereits angekündigt hat? Emmanuel Macron ließ gestern Abend mitteilen, dass er die „Strukturierung“ des neuen Parlaments abwarten werde, um „die notwendigen Entscheidungen zu treffen“. Einige Linke begrüßen, dass die Nationalversammlung nun zum „Zentrum der politischen Macht“ wird. Soll man sich darüber freuen? Darüber diskutieren wir heute Abend in „28 Minuten“. Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Marjorie Adelson und Justin Morin. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 12.07.2024 arte Sendung vom 13.07.2024
Folge 3241 (46 Min.)Sommerurlaub der Mächtigen dieser Welt Könige, Königinnen, Diktatoren oder Präsidenten machen auch Urlaub. In seinem neuesten Buch beschäftigt sich der Journalist, Schriftsteller und Kolumnist für die Wochenzeitung L’Obs, François Reynaert, mit der Art und Weise, wie die Mächtigen dieser Welt den Sommer verbringen. In Les vacances de l’Histoire, das im Flammarion-Verlag erschienen ist, erfährt man, dass Lenin gerne in Pornic Garnelen angelte, Mussolini im Badeanzug an der Adriaküste auftrat und Johannes Paul II. im Urlaub Ski fuhr. Doch für die Mächtigen dieser Welt bedeutet die Sommerzeit nicht immer Erholung.
Die Inszenierung des Sommerurlaubs ist häufig eine besondere Form der politischen Darstellung und dient gleichzeitig diplomatischen Zwecken. Napoleon III. zum Beispiel erfand die Thermalbad-Diplomatie, als der italienische Premierminister Camille Cavour sich im Krieg mit den Österreichern befand und die Hilfe des französischen Herrschers brauchte. „Unter dem Vorwand einer Erkrankung fuhr er zur Kur nach Plombières in den Vogesen. Napoleon III. gab ebenfalls eine Krankheit vor, damit sich beiden am Kurort treffen und ungestört miteinander sprechen konnten.“ François Reynaert ist heute in unserer Sendung zu Gast.
Haben die Franzosen dem RN bei den Parlamentswahlen wirklich eine Absage erteilt? Zur allgemeinen Überraschung lag der Rassemblement National, der bei der ersten Runde der Parlamentswahlen die meisten Stimmen erreicht hatte, in der zweiten Runde hinter der Neuen Volksfront und den Zentrumsparteien auf Platz drei. Von der absoluten Mehrheit, von der Jordan Bardella geträumt hatte, war die rechtsextreme Partei weit entfernt, dennoch gelang ihr ein historischer Durchbruch. Im vorherigen Parlament hatte sie 89 Sitze, heute sind es 126 und sogar 143, wenn man die Verbündeten der Republikaner mitzählt.
„Die Flut steigt. Sie ist dieses Mal nicht hoch genug gestiegen, aber sie steigt weiter und deshalb ist unser Sieg nur aufgeschoben“, erklärte Marine Le Pen im Fernsehsender TF1. „Ich habe zu viel Erfahrung, um von einem Ergebnis enttäuscht zu sein, bei dem wir unsere Abgeordnetenzahl verdoppeln.“ François Ruffin, der im Departement Somme knapp gegen den RN wiedergewählt wurde, warnte bereits am Sonntagabend vor Illusionen im linken Lager: „Fakt ist, dass sich die extreme Rechte bei den Arbeitern verankert.
Ich habe heute Abend das Gefühl, dass die Wähler uns eine letzte Chance für Frankreich geben.“ Haben die Franzosen dem RN wirklich eine Absage erteilt oder bietet das Ergebnis der Parlamentswahlen nur eine Galgenfrist bis die Partei von Marine Le Pen an die Macht kommt? Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Marjorie Adelson und Justin Morin. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 13.07.2024 arte Sendung vom 15.07.2024
Folge 3242 (46 Min.)Danielle Gain kümmert sich seit 50 Jahren um die Stars des französischen Kinos „Meine Eltern gingen viel ins Kino. Obwohl sie Arbeiter waren, gingen sie drei- oder viermal die Woche ins Kino. Und ich hatte immer davon geträumt, Regisseurin zu werden.“ Bereits in ihrer Kindheit in einem Arbeiterviertel in Paris war Danielle Gain vom Kino fasziniert. Sie begann als Pressesprecherin, und als sie den Schauspieler Bernard Giraudeau kennenlernte, wurde sie Künstleragentin: „Es war sozusagen Freundschaft auf den ersten Blick. Er hat mich dazu gebracht, Agentin zu werden.
Er kam zu mir und bat mich, mich um ihn zu kümmern. Und da ich in einer Agentur arbeitete, erwiderte ich, dass ich mich um den künstlerischen Aspekt kümmern würde.“ Im Alter von 78 Jahren veröffentlicht sie im JC Lattès-Verlag nun ein Buch mit dem Titel La môme cinéma, in dem sie von einem halben Jahrhundert in der geschlossenen und glitzernden Welt des Kinos und Theaters an der Seite von André Dussolier, Émilie Dequenne oder auch Johnny Hallyday erzählt. Danielle Gain ist heute in unserer Sendung zu Gast.
Soll sich die französische Linke die Labour-Partei zum Vorbild nehmen? In den letzten Tagen hat die Linke in Europa eine Wahl gewonnen: Im Vereinigten Königreich errang die Labour-Partei bei den Parlamentswahlen eine absolute Mehrheit. Ihr Vorsitzender Keir Starmer wurde nach vierzehn Jahren konservativer Politik Premierminister. Sein Mitte-Links-Programm wurde als „glaubwürdig und realistisch“ dargestellt. Die Labour-Partei erklärte wirtschaftliche Stabilität, nationale Sicherheit und Grenzkontrollen als ihre Prioritäten. Die angekündigten Ziele sind die Wiederherstellung des öffentlichen Dienstes, insbesondere des öffentlichen Krankenhauses, die Einstellung von 6500 Lehrern und die Weiterentwicklung des Vereinigten Königreichs zu einer „grünen Supermacht“ mithilfe von Atomkraft.
Von einer Abschaffung des Renteneintrittsalters von 66 Jahren ist jedoch nicht die Rede. Dieses Programm ist weit entfernt von dem der Neuen Volksfront in Frankreich, das einen Bruch mit der bisherigen Politik verspricht: Rente mit 60, Mindestlohn von 1600 €, Steuererhöhungen usw. Die Neue Volksfront wurde im zweiten Wahlgang der Parlamentswahlen zwar die stärkste Kraft im Parlament, ist jedoch mit 182 Sitzen weit von der absoluten Mehrheit entfernt, die es ihr ermöglichen würde, allein zu regieren und ihr Programm vollständig umzusetzen.
Soll sich die französische Linke die Labour-Partei zum Vorbild nehmen und sich auf ein sozialdemokratisches Programm konzentrieren, um mehr Wähler zu überzeugen und die Regierung stellen zu können? Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen. Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Marjorie Adelson und Justin Morin. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 15.07.2024 arte Sendung vom 16.07.2024
Folge 3243 (46 Min.)Bei den Olympischen Spielen geht es nicht nur um Sport Rachid Ouramdane wurde als Sohn algerischer Eltern, die vor Krieg und Folter geflohen waren, in einer Sozialwohnung in Nîmes geboren und entdeckte als Jugendlicher den Hip-Hop. Als junger Erwachsener gab er sein Biologiestudium auf, um sich ganz dem Tanz zu widmen. Im Laufe seiner Karriere als Interpret und Choreograf förderte Ouramdane, der später Direktor des nationalen Tanztheaters Chaillot wurde, die Hybridisierung von Erfahrungen, die Einbeziehung von Körpern und Talenten, die oft am Rande des gesellschaftlichen Lebens existieren. Dieser Ansatz wird auch von der Kulturolympiade, dem kulturellen Teil der Olympischen Spiele, vertreten: Durch darstellende Kunst wird „die einzigartige Verbindung von Kunst, Sport und den olympischen und paralympischen Werten“ gefeiert.
Zu diesem Anlass hat er eine seiner Kreationen („Möbius“) neu interpretiert. Bei der außergewöhnlichen und multidisziplinären Aufführung stehen Hunderte von Künstlern – die Akrobaten der Kompanie XY, die Tänzer des Balletts der Oper Lyon und die Sänger des Chors von Radio France – zu einer Originalmusik von Jean-Benoît Dunckel der Gruppe Air auf der Bühne. „Moëbius Morphosis“ wird vom 16. bis 18. Juli im Pariser Pantheon aufgeführt. Rachid Ouramdane ist heute bei uns im Studio zu Gast.
Lebt die NATO nach 75 Jahren und trotz des Schattens von Trump und Putin noch? „Die NATO ist heute stärker als je zuvor“, erklärte Joe Biden gestern bei der Eröffnungsrede des Gipfeltreffens des Bündnisses, das in Washington sein 75-jähriges Bestehen feiert. Die großen Feierlichkeiten zeichnen ein ganz anderes Bild der Allianz als Emmanuel Macron 2019 gegenüber The Economist vorhersagte: „Wir erleben gerade den Hirntod der NATO.“ Seit der Invasion in der Ukraine scheint das Militärbündnis durch die Notwendigkeit, Russland die Stirn zu bieten, eine Renaissance zu erleben.
Allein im Jahr 2023 traten mit Finnland und Schweden zwei Staaten dem atlantischen Bündnis bei, wodurch sich die Zahl der Mitgliedstaaten auf 32 erhöhte. Auch der Beitritt der Ukraine steht zur Debatte: Paris und London sind dafür, aber die Deutschen und die Amerikaner zögern, weil sie eine Eskalation der Gewalt befürchten. Die NATO scheint zwar ihre Fähigkeit zur Kriegsvermeidung unter Beweis gestellt zu haben – schließlich hat Moskau noch nie ein Mitgliedsland militärisch angegriffen -, doch die mögliche Wiederwahl Donald Trumps wirft einen Schatten auf das Bild … Im Februar sagte der republikanische Kandidat für das Weiße Haus bei einer Kundgebung, dass er im Falle seiner Wiederwahl einem Land des Bündnisses im Falle eines Angriffs durch Russland nicht zu Hilfe kommen würde.
Ist es für die Europäer an der Zeit, sich von den USA zu emanzipieren? Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen. Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Marjorie Adelson und Justin Morin. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 16.07.2024 arte Sendung vom 17.07.2024
Folge 3244 (46 Min.)Im Laufe der Sendung wird der Psychologe, Autor und Referent Yannick Descharmes zu unserer Gesprächsrunde kommen. In seinem Buch mit dem Titel Petite psychologie de l’apéro („Kleine Psychologie des Aperitifs“), das im Verlag Enrick B Éditions erschien, beschäftigt er sich mit der therapeutischen Wirkung des Aperitifs, bei dem man Freunde trifft, gemeinsam etwas Kleines isst und trinkt und vor allem gemeinsam lacht und über Gott und die Welt spricht … Seiner Meinung nach lässt sich die therapeutische Wirkung in drei Worten zusammenfassen: Wertschätzung erleben, loslassen, sich etwas Gutes tun. Er wird uns heute Abend mehr darüber berichten.
Ein Rückblick auf zwei wichtige Ereignisse der Woche: Ignoriert Emmanuel Macron das Wahlergebnis? „Niemand hat die Wahlen gewonnen“, schrieb Emmanuel Macron in einem Brief an die Franzosen, der in der Regionalpresse veröffentlicht wurde. Er forderte die republikanischen politischen Kräfte auf, eine Einigung zu finden, um „eine solide, zwangsläufig pluralistische Mehrheit im Parlament zu bilden“. „Das setzt voraus, dass man den politischen Kräften ein wenig Zeit lässt, um Kompromisse zu finden“, fügte er hinzu, nachdem er zuvor die Ernennung des Premierministers verschoben hatte. Die Linke kritisiert sein Vorgehen als „königliches Vetorecht über das allgemeine Wahlrecht“ und als Verweigerung des Präsidenten, das Wahlergebnis anzuerkennen. Im Zentrum stimmen die meisten Macronisten dieser Lesart des Wahlergebnisses zu und plädieren für eine Koalition ohne die linke France insoumise.
Staat ohne Regierung: Könnte Belgien als Vorbild dienen? Belgien besitzt ein parlamentarisches System und ein Verhältniswahlrecht, weshalb das Land zwangsläufig von Koalitionen regiert wird. Folglich ist Belgien an lange Perioden ohne Regierung gewöhnt: Von 2010 bis 2011 musste das Land 541 Tage ohne Regierung auskommen. Seit den Parlamentswahlen vom 9. Juni, die von einem Sieg der Rechten gekennzeichnet waren, ist die Regierung zurückgetreten und die Verhandlungen zur Bildung einer neuen Koalition und einer neuen Regierung sind im Gange. Belgien gilt deshalb einerseits als unregierbar und andererseits als „Musterbeispiel für Kompromisse“. Das Fehlen einer Regierung ist bei unseren Nachbarn kein Grund zur Panik, und das Land geht davon auch nicht unter.
Die Enthüllung der Tageszeitung Libération über ein Abendessen zwischen Edouard Philippe und Marine Le Pen spaltet die Regierungsmehrheit. Während Philippe die Meinung vertritt, dass man Gespräche mit allen politischen Lagern führen müsse, verurteilt François Bayrou die Initiative und meint, es müsse vielmehr an die unüberbrückbare Kluft zu dem rechtspopulistischen Rassemblement National erinnert werden. Im Duell der Woche lässt Frédéric Says Edouard Philippe und François Bayrou gegeneinander antreten. Nach zwei Absagen kündigte die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo diese Woche an, dass sie am 17. Juli in der Seine baden würde und löste damit zahlreiche Reaktionen in den sozialen Netzwerken aus. Marjorie Adelson berichtet.
Zwei französischen Rugbyspielern, Hugo Auradou und Oscar Jegou, wird vorgeworfen, in der Nacht vom 6. auf den 7. Juli 2024 unmittelbar nach einem Spiel der französischen Nationalmannschaft eine Frau in ihrem Hotel in Argentinien angegriffen und vergewaltigt zu haben. Davon erzählt Frédéric Pommier in seiner Geschichte der Woche, an der sich zeigt, dass der französische Rugby-Sport von seinen alten Dämonen eingeholt wird.
Die internationale Schlagzeile der Woche stammt aus der chinesischen Tageszeitung Global Times vom 9. Juli mit dem Titel „Ausführliches Gespräch zwischen Xi und Orban über die Ukraine-Krise“. Nach Viktor Orbans Überraschungsbesuch in Russland vor einigen Tagen folgt nun ein neuer Überraschungsbesuch Orbans in China zu einem Treffen mit Xi Jinping. Da Ungarn den Vorsitz im Rat der Europäischen Union für sechs Monate innehat, reagieren die anderen EU-Staaten auf die diplomatischen Besuche ihres Premierministers in Brüssel genervt und beunruhigt. Vertritt Viktor Orban in China und Russland ein anderes Europa?
Und zum Abschluss der Sendung entdecken Sie die von unseren Gästen ausgewählten Fotos der Woche und den humorvollen Beitrag „Kontinentaldrift“ von Benoît Forgeard. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 17.07.2024 arte
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