30 Jahre VOX: Die ungewöhnliche Geschichte des Senders im Rückblick

Vom „Ereignisfernsehen“ zum „Wohlfühlsender“

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 25.01.2023, 09:30 Uhr

30 Jahre VOX: Die ungewöhnliche Geschichte des Senders im Rückblick – Vom "Ereignisfernsehen" zum "Wohlfühlsender"

2019: VOX bekommt eine kleine Schwester

Am 1. Dezember 2019 startete der kleine Schwestersender VOXup, der sich als „Spin-Off“ und „erweitertes Schaufenster“ von VOX versteht. Die Zielgruppe sind Erwachsene von 14 bis 59 Jahren, insbesondere Frauen ab 30. Zum Sendestart um 20:15 Uhr brachte der Kanal „Ally McBeal“ zurück – und damit den ersten großen Quotenhit in der Geschichte von VOX.

Auch darüber hinaus fanden bei VOXup einige US-Serien ein neues Zuhause, für die beim großen VOX kein Platz mehr war bzw. deren Quoten nicht mehr gut genug waren. Neben Klassikern wie „Law & Order“, „Rizzoli & Isles“, „McLeods Töchter“ und „Leverage“ erbte VOXup auch Free-TV-Premieren aktueller Serien wie „Magnum P.I.“, „The Good Doctor“ und „Chicago Med“.

RTL

Im Tagesprogramm gibt es hingegen nur wenig Abwechslung. Gezeigt werden hier vor allem eingestellte Scripted Realitys wie „Verklag mich doch!“ und „Hilf mir doch!“ und jüngst sogar übrig gebliebene Folgen von „mieten, kaufen, wohnen“ als Free-TV-Premiere.

VOX im Jahr 2023: „Wohlfühlsender“ mit erfolgreichen Eigenproduktionen und Dauerbrennern

Als einer der wenigen Sender besitzt VOX ein äußerst positives Image und konnte in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Eigenproduktionen Erfolge feiern. Dazu zählen natürlich die mit Preisen überhäufte und auch quotentechnisch erfolgreiche erste fiktionale VOX-Serie „Club der roten Bänder“, von der zwischen 2015 und bis 2017 drei Staffeln produziert wurden. Dass die nachfolgenden Serien-Eigenproduktionen an diesen Erfolg nicht einmal ansatzweise anknüpfen konnten, ist bitter, aber neben anderen Faktoren dem Siegeszug der Streamingdienste zu verdanken. Bis heute zählen dagegen die Gründershow „Die Höhle der Löwen“, die Kochshow „Kitchen Impossible“ und das Tauschkonzert „Sing meinen Song“ zu den Aushängeschildern des Senders, die auch auf Abruf beim Streamingportal RTL+ gefragt sind. Herausragend sind zudem die „VOX Dokumentationen“, die in mehr als vier Stunden bestimmte Themen ausführlich beleuchten, wie beispielsweise Musikbiographien über ABBA, Michael Jackson oder Die Fantastischen Vier – oder auch die hochgelobte und preisgekrönte Doku „Asternweg – Eine Straße ohne Ausweg“.

„Kitchen Impossible“ mit Tim Mälzer RTL/​Philipp Rathmer

Im Gegensatz zu so manch anderem Sender ruht sich VOX nicht auf seinen Lorbeeren aus, sondern setzt auch immer wieder originelle Ideen um. In der psychologischen Langzeitdoku „Die wunderbare Welt der Kinder“ bzw. „Wir werden groß!“ werden seit 2017 Kinder in den kritischen Lebensphasen des Heranwachsens seit ihrem vierten Lebensjahr begleitet. Die Reihe gibt wertvolle Einblicke in die Entwicklung der kindlichen Psyche. Auch jüngst widmete sich VOX mit der integrativen Reihe „Zum Schwarzwälder Hirsch“ einem gesellschaftlich relevanten Thema. 13 Menschen mit Down-Syndrom haben unter der Anleitung von Tim Mälzer in einem eigens dafür eröffneten Restaurant möglichst selbstständig in den Bereichen Service und Küche gearbeitet. Ziel war es aufzuzeigen, wozu die Teilnehmer mit der notwendigen Unterstützung fähig sind.

Dieser Mut wird belohnt, denn pünktlich zum 30-jährigen Bestehen darf der Sender mit der roten Kugel jubeln. 2022 kletterte VOX unter dem aktuellen Geschäftsführer Sascha Schwingel erstmals in der Sendergeschichte in der jungen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen im Jahresschnitt auf Platz 3 der meistgesehenen Privatsender und überholte Sat.1. Nach Senderangaben lagern im VOX-Programmarchiv derzeit 12.704.746 Programmminuten. Würde man so wie früher auf DigiBeta abspeichern, hätte das Sendeband eine Länge von 74.949 Kilometern, also ungefähr einmal um die Welt und dann noch von Köln in den Dschungel und zurück.

Die langlebigsten VOX-Sendungen

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Zu den Dauerbrennern im Programm zählt „auto motor und sport tv“. Die erste Folge des Auto-Magazins, das unter dem Namen „auto mobil“ bis heute auf Sendung ist, lief am 29. Oktober 1995. Es handelt sich um das langlebigste VOX-Format überhaupt, von dem in den vergangenen 27 Jahren insgesamt 1383 Folgen ausgestrahlt wurden.

Auf Platz 2 landet „hundkatzemaus“. Von dem Haustiermagazin mit Diana Eichhorn, das am 17. November 2001 on air ging, wurden inzwischen 1064 Folgen ausgestrahlt und 3948 Beiträge gezeigt.

Platz 3 geht an „Das perfekte Dinner“. Von der täglichen Koch-Soap, die am 21. November 2005 mit einer Pilotwoche an den Start ging, wurden mittlerweile mehr als 4130 Folgen produziert. Zudem bescherte das Format VOX 2007 seinen ersten Deutschen Fernsehpreis. 2006 gesellte sich „Das perfekte Promi Dinner“ hinzu.

Die Auswanderer-Doku-Soap „Goodbye Deutschland!“ lief erstmals am 15. August 2006, kommt mittlerweile auf insgesamt 523 Folgen und ist auf Platz 4 der langlebigsten VOX-Formate. Konny Reimann und Daniela Katzenberger wurden darin entdeckt und konnten ihre Karrieren starten.

Platz 5 geht an die Styling-Doku „Shopping Queen“ von und mit Guido Maria Kretschmer, die am 30. Januar 2012 auf Sendung ging und kürzlich die Marke von 2300 Folgen durchbrochen hat.

2007 startete die „Kocharena“, die 2013 als „Grill den Henssler“ fortgeführt wurde. Seit 2008 ist Martin Rütter als „Der Hundeprofi“ im Einsatz. Panagiota Petridou startete als Moderatorin von „Biete Rostlaube, suche Traumauto“ durch und präsentierte das Format von 2010 bis 2021 insgesamt 127 Mal.

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Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang ’85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. „Bim Bam Bino“, „Vampy“ und der „Li-La-Launebär“ waren ständige Begleiter zwischen den „Schlümpfen“, „Familie Feuerstein“ und „Bugs Bunny“. Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. „Ruck Zuck“ oder „Kaum zu glauben!“. Auch für Realityshows wie den Klassiker „Big Brother“ hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie „Die Harald Schmidt Show“ und „PussyTerror TV“, hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie „Eine schrecklich nette Familie“ und „Roseanne“, aber auch schräge Mysteryserien wie „Twin Peaks“ und „Orphan Black“. Seit Anfang 2013 ist er bei fernsehserien.de vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

Lieblingsserien: Twin Peaks, Roseanne, Gargoyles – Auf den Schwingen der Gerechtigkeit

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1967) am

    CSI, Once an Again ( in deutsch : nochmal mit Gefühl ), und Third Watch habe ich auf Vox damals sehr gerne gesehen! Nur, es gab damals richtig, über Jahre Proteste gegen die Nicht Ausstrahlung der letzten 3 Third Watch Staffeln, die Vox einfach hat nie synchronisieren lassen, übrigens, bis heute nicht!
    • am

      In meiner Jugend lief auf Vox Samstags ab 00.00 auch noch jede Woche ein Erotikstreifen :-). Und auch noch ziemlich gute, nicht so plumpe, wie jetzt ständig auf Sport1 es der Fall ist.

      Heute schaue ich Vox nur noch, wenn ich nicht schlafen kann. Medical Detectives ist auch nach dem 100sten Sehen noch interessant.
      • am

        Vom „Ereignisfernsehen“ zum „Wohlfühlsender“ - von wegen!!!
        Dieser einmal durchaus annehmbare Sender (wo einmal so Serien wie St. Tropez gezeigt wurden) hat sich durch UNZUMUTBARE DAUER-WERBEEINBLENDUNGEN während der einzelnen Film-und Serien, hirn- wie geistlosen Scripted-Reality-Formaten sowie unakzeptablen Beiträgen im Hauptabendprogramm mit der Zeit selber demontiert. Bei uns lief Vox zuletzt vor knapp 20 Jahren oder so - 
        Denn wenn man Vox anmachte, bekam man irgendwann fast ausschließlich nur noch Fam. Reimann & Co. vorgeführt. Und von nun an ging's bergab - und zwar steil bergab mit dem Beitragsniveau. Denn, dass der Durchschnittsbürger KEINE SCRIPTED REALITY Formate (mehr) sehen kann/möchte, scheint sich noch immer nicht herumgesprochen zu haben. Zumindest nicht bis zu VOX. Also wäre es auch inzwischen kein Verlust mehr, wenn man diesem Kanal vollends den Hahn abdrehen würde...
        • am

          Am Anfang ein 1A Sender und nun nur noch ein Trash-Sender. Allerdings ist es aber nicht nur Vox, sondern das ganze Free-TV hat sich zum Trash-TV entwickelt. Deshalb streame ich nur noch und schalte das lineare TV überhaupt nicht mehr ein.
          • (geb. 1978) am

            Guter Artikel! Danke.
            • am

              "Schon 1990 war VOX als dritter großer Privatsender geplant, ..."

              Wieso 3. großer Privatsender? Es gab doch schon RTL, Sat1 und Pro7? Dann doch eher 4. großer Privatsender.
              • am

                Danke dir für die Anmerkung: Es war etwas ungenau formuliert, geplant war der Sender schon in den 1980ern als dritter Privatsender - jetzt stimmt es.
            • am via tvforen.de

              VOX mochte ich früher eine zeitlang ganz gerne, dann hat sich der Sender vollständig von meinem Geschmack entfernt und gehört heute zu den Sendern, die ich am ehesten entbehren könnte. Vor 2 Jahren habe ich dort glaub ich zum letzten Mal an einem Feiertag einen Film geschaut, ansonsten ist der auf meiner Favoritenliste ziemlich weit hinten.

              Schade, dennoch alles Gute zum Geburtstag!

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