Terra X Frauen, die Geschichte machten: 4. Kleopatra
1482 Folgen erfasst
Frauen, die Geschichte machten: 4. Kleopatra
45 Min.
Mythos Kleopatra – ihr Aussehen ist in der Vorstellung der Welt verschmolzen mit jenem der jungen Elizabeth Taylor, die im gleichnamigen Monumentalfilm von 1963 die ägyptische Königin als eine betörende Schönheit von exotischer Undurchschaubarkeit verkörperte. Tatsächlich war sie wohl gar nicht so außergewöhnlich anmutig. Ihre Attraktivität beruhte vielmehr auf Intelligenz und Willensstärke. Sie setzte beides ein, um die mächtigsten Römer ihrer Zeit für sich zu gewinnen. 48 v. Chr. begann ihre Liebesbeziehung mit Julius Cäsar. Die Verbindung mit dem gefeierten Feldherrn, dem sie einen Sohn schenkte, bewahrte Ägypten vor der totalen Vereinnahmung durch das Römische Reich. Im Juni 46 v. Chr. folgte Kleopatra Cäsar nach Rom. Der Wechsel aus ihrer prächtigen Heimatstadt an den Tiber kam dem Umzug in eine kulturelle Einöde gleich. Doch die kämpferische Königin verstand es, aus dem Mangel an gesellschaftlichem Esprit Vorteile zu schöpfen. Die Römerinnen bestaunten ihren Schick und schauten bei ihr Frisur und Mode ab. In wenigen Monaten avancierte Kleopatra zur Trendsetterin der römischen Gesellschaft. Sie führte ein selbstbestimmtes Leben, wie es für eine Römerin kaum denkbar schien. Sie nahm sich, was sie wollte, und das bedeutete – zumindest aus der Sicht ihrer Zeit – Macht und Sex. Dass sich hinter der lasziven Verführerin eine klar kalkulierende Politikerin verbarg, der es gelungen war, die Eigenständigkeit ihres Landes zu behaupten, erschloss sich nur wenigen Zeitgenossen. Im März 44 v. Chr. musste Kleopatra erleben, wie Julius Cäsar von seinen politischen Gegnern ermordet wurde. Plötzlich hatte sie keinen Schutzherrn mehr, und ihr Sohn verlor seinen Vater, schwebte selbst in akuter Gefahr. Kleopatra floh mit ihm aus Rom und kehrte nach Alexandria
zurück, ihr Traum von einer römisch-ägyptischen Dynastie war geplatzt. Im Ringen um die Nachfolge Cäsars wurde dem Feldherrn Marcus Antonius der Osten des Römischen Reiches zugesprochen. Hier traf er auf Kleopatra. Und wie Cäsar erlag er ihrem Charme. Den Feldherrn und die Pharaonin verbanden aufrichtige Leidenschaft, aber auch politische Ziele. Rom und Ägypten waren Schwergewichte, und wie diese im Verhältnis zueinander standen, war von weitreichender Bedeutung. Antonius baute mit Unterstützung des Reiches am Nil seine Machtstellung im Osten aus. Kleopatra kehrte zurück auf die Bühne der großen Politik. Es drohte Krieg um die Macht im Römischen Imperium. Cäsars Adoptivsohn Octavian – später Augustus – eröffnete den Schlagabtausch mit wenig schmeichelhafter Propaganda, nannte Kleopatra verächtlich die „Hure vom Nil“, die nichts anderes im Sinn habe als römische Feldherren gegen ihre Heimat aufzuhetzen. Sie hingegen fürchtete den Griff Roms nach dem eigenen Land und sah ihr Königreich in Gefahr. In der Schlacht von Actium 31 v. Chr. sollte die Entscheidung fallen. Zwar gelang es Antonius und Kleopatra, einen Großteil ihrer Streitkräfte und die Kriegskasse zu retten, doch ließen die Octavianer den offenen Ausgang des Seegefechts als Sieg verkünden. In den folgenden Monaten liefen die Truppen des Antonius größtenteils zu den Gegnern über. Die Propaganda gegen die „böse Pharaonin“ hatte Wirkung gezeigt. Antonius sah keinen Ausweg mehr, beging schließlich Selbstmord. Auch Kleopatra setzte ihrem Leben ein Ende. Ihr symbolträchtiger Tod durch den Biss einer Kobra ist wohl Legende. Wahrscheinlich starb sie durch einen Gifttrunk. Mit 39 Jahren endete ein Leben voller Triumphe und Niederlagen, voller Leidenschaften und Brüche. Und mit Kleopatra ging ein Reich unter, das vier Jahrtausende Bestand gehabt hatte. (Text: arte)