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  • Die Deutschen: 02. Heinrich und der Papst

    45 Min.
    Es ist der Moment der tiefsten Erniedrigung! Barfuß im Büßergewand kniet der deutsche König Heinrich IV. im Schnee vor der Burg Canossa und fleht um die Aufhebung des Kirchenbanns, den der Papst über ihn verhängt hat. Vergibt der Papst ihm nicht, verliert Heinrich seine Krone. Der „Gang nach Canossa“ steht seit Jahrhunderten sprichwörtlich für die schlimmste Selbsterniedrigung eines Kontrahenten in einer Auseinandersetzung. Doch was geschah wirklich im bitterkalten Winter des Jahres 1077? Hier fand eine Auseinandersetzung ihren Höhepunkt, die die mittelalterliche Welt erschüttert hatte. Im so genannten „Investiturstreit“ stritten Papst Gregor und der deutsche König Heinrich um nichts Geringeres als die beherrschende Machtposition in der christlichen Welt.
    Im Kern ging es um die Frage, ob der Papst über dem Kaiser steht oder der Kaiser über dem Papst. Als Heinrich ihm trotzig den Gehorsam verweigerte, belegte ihn der Pontifex mit dem Bann, was einer faktischen Absetzung gleichkam. Heinrich zahlte mit gleicher Münze heim und erkannte dem „falschen Mönch“, wie er den Papst nannte, die Amtsgewalt ab.
    Als sich die deutschen Fürsten auf die Seite des Papstes schlugen und gegen ihn stellten, musste der Salier-König einlenken. Durch Schnee und Eis begab er sich über die Alpen und fiel vor dem Papst in Canossa auf die Knie. Hatte so viel Demut das deutsche Königtum nicht beschädigt? Vielleicht war es auch eine historische Tat, mit der Heinrich IV. sein „regnum teutonicum“ zusammenhielt.
    Womöglich hätte der deutsche Hochadel das einende Band gelöst, falls der Monarch sich nicht unterworfen hätte. Heinrichs Rechnung jedenfalls ging auf. Indem er sich selbst erniedrigt hatte, rettete er seine Macht als deutscher König. Seinen Kontrahenten unter den Fürsten, den „Gegenkönig“ Rudolf von Rheinfelden, bezwang er auf dem Schlachtfeld. Welche Folgen der Konflikt von weltlicher und geistlicher Gewalt für die deutsche Geschichte hatte, dazu nehmen prominente Historiker Stellung.
    Computergrafisch wird das mittelalterliche Speyer rekonstruiert. Frühere Ausgrabungen im Speyerer Dom, bei denen Fotos vom Skelett Heinrichs IV. entstanden, ermöglichen Wissenschaftlern heute Aufschlüsse über das Leben und Aussehen des Herrschers. So sind die Spuren des „Reisekönigtums“, der Regentschaft aus dem Sattel, deutlich erkennbar. Die mumifizierte Hand seines Gegenspielers Rudolf von Rheinfelden ist ebenfalls erhalten. Sie ist das Relikt dramatischer Ereignisse aus dem Jahr 1080. Denn die Quellen überliefern, dass ihm die Schwurhand in der Schlacht gegen Heinrich abgeschlagen worden sei, was den Salier auch als moralischen Sieger dastehen ließ.
    Die Hand und ihre Geschichte wurde nun „durchleuchtet“. Im Auftrag des ZDF führte das Anthropologische Institut der Universität Mainz eine computertomografische Untersuchung durch. Das Ergebnis überrascht: Schnittspuren am Handgelenk belegen, dass die Abtrennung offenbar erst nach dem Tod Rudolfs erfolgte. Alles spricht für einen „Propaganda“-Coup im Konflikt vor mehr als neunhundert Jahren. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 28.10.2008ZDF

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Mo 20.02.2012
01:50–02:35
01:50–
Di 28.10.2008
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