Überraschende Gewinner beim „Deutschen Comedypreis 2020“: Torsten Sträter, Felix Lobrecht und Hazel Brugger

Internetformat „World Wide Wohnzimmer“ setzt sich gegen TV-Comedyshows durch

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 03.10.2020, 00:02 Uhr

Torsten Sträter erhielt den Deutschen Comedypreis 2020 für sein TV-Soloprogramm – Bild: Sat.1/Screenshot
Torsten Sträter erhielt den Deutschen Comedypreis 2020 für sein TV-Soloprogramm

Es war mal wieder so weit: Am Freitag, 2. Oktober wurde „Der Deutsche Comedypreis 2020“ verliehen. Doch diesmal war einiges anders: Die live übertragene Veranstaltung wurde erstmals nicht mehr bei der langjährigen Heimat RTL ausgestrahlt, sondern beim Konkurrenten Sat.1. Damit nicht genug: Bestimmte in der Vergangenheit stets eine Fachjury die Preisträger, lag die Entscheidungsgewalt nun einzig und allein in den Händen der Zuschauer – mehr als 1.280.000 Stimmen wurden laut Sat.1 abgegeben.

Dies machte sich auch bei der einen oder anderen Kategorie bemerkbar. Denn der Preis für die Beste Comedyshow ging nicht etwa an eine der großen TV-Shows von Luke Mockridge, Chris Tall oder Carolin Kebekus, sondern an „World Wide Wohnzimmer“ – ein Internetformat der Zwillinge Dennis und Benni Wolter, die offensichtlich genügend Follower mobilisieren konnten, für sie abzustimmen.

Ebenfalls überraschend: In der Kategorie Beste Comedyserie gewann die kleine Webcomedy „Slavik – Auf Staats Nacken“ des Streamingdienstes Joyn, die unter anderem aussichtsreiche Kandidaten wie „Frau Jordan stellt gleich“ oder „jerks.“ ausstechen konnte. Ob es mit daran lag, dass Slavik Junge alias Mark Filatov ein erfolgreicher YouTuber ist, der unter anderem auch schon in Musikvideos des populären Rappers Capital Bra mitgespielt hat?

Freuen durfte sich auch Hazel Brugger: Die Schweizerin gewann ihren zweiten Comedypreis, nachdem sie 2017 die Auszeichnung als Beste Newcomerin erhielt. Sie setzte sich unter anderem gegen Carolin Kebekus durch, die von 2013 bis 2018 ununterbrochen zur Besten Komikerin gewählt worden war und diesmal leer ausging.

Zum Besten Komiker wählten die Zuschauer Felix Lobrecht, der sich in seiner kurz gehaltenen Dankesrede an Newcomer richtete und sagte, dass man es auch independent schaffen kann, ohne gleich bei einem großen Label zu unterschreiben. Ein klarer Seitenhieb in Richtung des Veranstalters Brainpool. Für den gemeinsamen Podcast „Gemischtes Hack“ mit Tommi Schmitt gewann Lobrecht einen weiteren Preis. Ohne vorher nominiert worden zu sein, wurde Torsten Sträter damit überrascht, den Preis für das Beste TV-Soloprogramm zu erhalten.

Allzu ausgelassen war die Stimmung beim Comedypreis nicht – und das lag nicht ausschließlich daran, dass aufgrund von Corona nur die Künstler aus der Branche selbst im Publikum saßen. Bereits im Vorfeld hagelte es Kritik dafür, dass in der Kategorie Beste Comedy-Podcaster nur Männer nominiert wurden. Als Reaktion darauf wurde nachträglich eine zweite Kategorie für die Besten Comedy-Podcasterinnen ins Leben gerufen. Laura Larsson und Ariana Baborie von „Herrengedeck“ nahmen den Preis entgegen, jedoch nicht ohne Kritik zu üben. Sie verglichen ihre Situation mit Kindern, die im Restaurant am Katzentisch sitzen und „auch mal bei den Großen“ mitspielen dürfen. Sie schlugen vor, im nächsten Jahr auf die Trennung nach Geschlechtern zu verzichten.

Nichtsdestotrotz gab es auch weniger überraschende Gewinner: In der Kategorie Beste Satire-Show konnte die „heute-show“ bereits zum sechsten Mal die Trophäe einheimsen. Luke Mockridge gewann den Preis in der neu geschaffenen Kategorie Beste Moderation für seine Show „Luke! Die Schule und ich“ und „Die Martina Hill Show“ wurde von den Zuschauern zur besten Sketch-Comedy gekürt.

Auffallend: Im ersten Jahr des Comedypreises in Sat.1 ging kein einziger Preis an ein RTL-Format – obwohl oder vielleicht gerade weil keine Jury für die Preisträger verantwortlich war. Im Vergleich zu den Vorjahren wurden auch einige Wettbewerbskategorien gestrichen, über deren Gewinner bislang der Veranstalter ohne vorherige Nominierung entschied. So gab es diesmal keine Preise für den Erfolgreichsten Live-Act, die Erfolgreichste Kino-Komödie und die Beste Innovation. Darüber hinaus fehlte auch der Ehren-/​Sonderpreis (alias Lebenswerk), der in der Vergangenheit das große Finale beim Comedypreis bildete. In diesem Jahr mussten sich die Zuschauer mit Rückblicken auf die früheren Ehrenpreisträger Hella von Sinnen und Dieter Hallervorden begnügen.

ALLE PREISTRÄGER

Beste Comedyshow:

Beste Comedyserie:

Beste Satire-Show:

Beste Komikerin:

Bester Komiker:

Beste Newcomerin /​ Bester Newcomer:

Beste Sketch-Comedy:

Beste Moderation:

(neue Kategorie)

Beste Comedy-Podcaster:

(neue Kategorie)

Beste Comedy-Podcasterin:

(neue Kategorie)

  • GEWINNERIN: „Herrengedeck – Der Podcast“ mit Laura Larsson und Ariana Baborie
  • „5 Minuten Harry Podcast“ von und mit Coldmirror
  • „Busenfreundin“ mit Comedy-Autorin Ricarda

Ohne vorherige Nominierung und Abstimmung vergeben, sondern vom Veranstalter gestiftet:

Bestes TV-Soloprogramm:

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Ha ha ha. Die deutsche Kasper Gesellschaft feiert sich selbst. In Zeiten von Corona sieht man erst mal wie tief die Abgründe deutscher Comedy geworden sind. Flach und Vulgär.
    • am

      Lobrecht bester Komiker und bester Podcast? Das unsympathische Frettchengesicht ist vieles, nur nicht lustig. Da saß offenbar der Klickfinger seiner rolligen Fangirls locker. Onlineabstimmung funktioniert nicht. Das tat sie noch nie. Der Veranstalter sollte sich ein anderes Verfahren überlegen.

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