Synchronlücken – Made in Germany

von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 05.04.2011

„Der Aufpasser“ („Minder“)


108 Episoden lang war der Ex-Boxer Terry McCann (Dennis Waterman) „Der Aufpasser“ – sprich Leibwächter – des Geschäftsmanns Arthur Daley (George Cole), wollte aber gleichzeitig nicht so wirklich wissen, mit was für Geschäften Daley seinen Lebensunterhalt eigentlich bestreitet. Gesundes Misstrauen legte er aber dennoch nicht an den Tag, vielmehr ging er als gutmütiger Protagonist den Versprechen seines Chefs immer wieder auf den Leim.

„Minder“ lief 15 Jahre lang im britischen Fernsehen und war ungeheuer populär. Die ARD zeigte dagegen 1983 lediglich 16 Folgen, immer dienstags um 21:45 Uhr auf dem traditionellen „Dallas“-Sendeplatz. Die Pilotfolge ist eine von 92 Episoden, die noch nie in Deutschland zu sehen waren. Immerhin ist „Minder“ inzwischen komplett in Großbritannien auf DVD erschienen, so dass sich deutsche Fans per Import die restlichen Episoden sichern können, insbesondere da Wiederholungen von „Der Aufpasser“ hierzulande Mangelware sind. Zuletzt waren die deutschen Episoden 1997 auf dem Lokalsender TV München zu sehen.

92 Episoden mit Arthur (George Cole) und Terry (Dennis Waterman) schafften es nie ins deutsche Fernsehen.ITV

„Die Zwei von der Dienststelle“ („The Partners“)


Mit Don Adams am Ruder und vor der Kamera hätte doch eigentlich nichts schief gehen können, oder?

Doch, denn „Die zwei von der Dienststelle“ erreichten nie auch nur annähernd die Popularität von Adams Erfolgsserie „Mini-Max“. Adams spielte in der „Dienststelle“ den Polizisten Lennie Crooke, der gemeinsam mit George Robinson (Robert Crosse) auf Streife geht – und dabei eigentlich nur Unheil anrichtet. Nach einer Staffel mit 20 Episoden war in den USA Schluss, in Deutschland liefen immerhin 12 Episoden 1973 in der ARD. 1990 waren „The Partners“ auf RTLplus zu sehen, seitdem ist die Serie nicht wieder im deutschen Fernsehen ausgestrahlt worden. Auch auf DVD ist sie bis heute nicht erschienen.

Gaststar Jack Webb (l.) mit Don Adams (m.) und Robert Crosse in der kurzlebigen US-Sitcom „The Partners“CBS

„Unter der Sonne Kaliforniens“ („Knots Landing“)


Vier Ehepaare leben, lieben, leiden und intrigieren in der Stadt Knots Landing „Unter der Sonne Kaliforniens“ – ein recht einfacher Ausgangspunkt für dieses Spin-Off von „Dallas“, das länger lief als alle anderen Prime-Time-Soaps aus den 80er Jahren: 14 Staffeln mit 344 Episoden entstanden bis 1993. „Knots Landing“-Fans hatten es in Deutschland schon immer etwas schwerer und mussten sich zunächst ab 1988 mit einer nicht kontinuierlichen Ausstrahlung im ZDF-Vorabendprogramm zufrieden geben. Danach übernahm Sat.1 die Rechte an der Saga und zeigte immerhin fast alle Episoden bis zur 13. Staffel. Viel später wurde auch die finale 14. Staffel ausgestrahlt.

Dennoch blieben zwölf Episoden auf der Strecke und schafften es schließlich erst durch den Bezahlsender Passion im Jahr 2009 auf einen deutschen Sender – mit Untertiteln. Diese Episoden sind auch auf den DVD-Sets der ersten und zweiten Staffel erhältlich. Leider sind momentan keine weiteren DVD-Veröffentlichungen von „Knots Landing“ geplant, denn auch in den Staffeln 3 und 4 finden sich noch je eine nichtsynchronisierte Episode. Da haben es „Dallas“-Fans leichter – die Saga ist bald auf DVD komplett zu kaufen.

Die Bewohner des Seaview Circle in der zweiten Staffel von „Knots Landing“.CBS

„Fame – Der Weg zum Ruhm“ („Fame“)


Für die Protagonisten von „Fame“ war der „Weg zum Ruhm“ hierzulande besonders beschwerlich. Immerhin hatten sie nur 26 Episoden lang Zeit, sich in die Herzen der deutschen Zuschauer zu singen und tanzen. Diese Folgen stammten aus den ersten beiden Staffeln und liefen 1984 und 1985 in der ARD. In den USA brachte es die Adaption des Kinoerfolgs auf immerhin sechs Staffeln mit 136 Episoden.

Deutsche Fans können zu zwei DVD-Boxen greifen und zumindest einige ihrer Lücken zu schließen. Die erste Staffel ist in Deutschland erhältlich, die zweite gibt es bislang nur in Großbritannien und den USA.

Nur 26 von 136 Episoden von „Fame“ schafften es auf deutsche Bildschirme.NBC

„Raumschiff Enterprise“ („Star Trek“)


0% (DVD)“Star Trek“-Fans mussten sich 1972 mit nur 39 von 79 Episoden zufrieden geben, die das ZDF seinen Zuschauern zumuten wollte. Eine davon wurde gar umgeschnitten: Aus „Amok Time“ wurde im Deutschen „Weltraumfieber“. Dieses zog sich Spock (Leonard Nimoy) zu und träumte daraufhin von einem tödlichen Zweikampf zwischen ihm und Captain Kirk (William Shatner). Im Original war es allerdings keine Krankheit, die Spock zu schaffen machte, vielmehr setzte bei dem Vulkanier einfach das Pon Farr ein – die Brunftzeit! Doch diese Art sexueller Anspielungen waren den Verantwortlichen des ZDF offensichtlich zu heikel, weshalb eine andere Erklärung herangezogen werden musste.

1985 nahm sich Sat.1 schließlich der berühmtesten Raumschiff-Crew der Fernsehgeschichte an und bescherte den deutschen Fans 39 weitere Episoden. Eine blieb jedoch außen vor: In „Schablonen der Gewalt“ aus der zweiten Staffel finden Kirk, Spock und McCoy auf dem erdähnlichen Planeten Ekos eine Gesellschaft vor, die komplett nach nationalsozialistischem Vorbild organisiert ist.

Erst als Paramount damit begann, sämtliche „Star Trek“-Serien komplett auf VHS zu veröffentlichen, schaffte es schließlich auch eine deutsche, synchronisierte Version von „Schablonen der Gewalt“ in die deutschen Wohnzimmer. Natürlich ist diese Folge auch in der DVD-Box der zweiten Staffel aus dem Jahr 2004 und auf den Blu-Rays enthalten. Erstaunlicherweise wird ZDF Neo im Rahmen der aktuellen Ausstrahlung der remasterten Versionen von „Raumschiff Enterprise“ diese Episode erneut nicht berücksichtigen. Andere Episoden aus „Star Trek – Raumschiff Voyager“ und „Star Trek – Enterprise“, die das Thema Nazis ebenfalls aufgriffen, liefen dagegen bereits mehrfach auf deutschen Privatsendern.

Die zuvor nicht-synchronisierte „Star Trek“-Episode „Schablonen der Gewalt“ wurde schließlich Mitte der 90er Jahre in Deutschland auf VHS veröffentlicht.VHS-Cover/​ NBC

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Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von „Der Denver-Clan“, „Star Trek“ und „Aktenzeichen XY …ungelöst“. Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie „Friday Night Lights“ oder „The West Wing“ genauso wie die Prime Time Soaps „Melrose Place“ und „Falcon Crest“, die Comedys „I Love Lucy“ und „M*A*S*H“ oder das „Law & Order“-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie „Derrick“ oder „Bella Block“ finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für fernsehserien.de tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

Lieblingsserien: Six Feet Under, Star Trek – Enterprise, Aktenzeichen XY … Ungelöst

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1967) am

    Bin ich im falschen Film?? Der Artikel ist 11 Jahre alt, oder nicht??
    • am

      stimmt
      und mittlerweile wurden auch fehlende Folgen von "Ein Colt für alle Fälle" synchronisiert
  • (geb. 1970) am

    Interessant waren zur Zeit von Harrys Nest oder Tool Time, dass die ARD die Serien in Zweikanalton ausgestrahlt hat. Tool Time damals noch unter dem Titel "Der Dünnbrettbohrer" in einer anderen Synchronfassung.
    • (geb. 1982) am

      Vielen Dank für die spannende Auflistung.
      Als Cartoon-Fan kommen mir wiederum im Animationsbereich so manche Synchronlücken in den Sinn.

      So wurden beispielsweise von der MTV-Serie "Daria" bis heute nur die ersten 3 Staffeln (39 von 65 Episoden) synchronisiert, ein Teil der übersetzten Episoden lief gar nur im Pay-TV bei Premiere (K-Toon / Junior) oder im Schweizer Fernsehen auf SF 2. Die beiden Specials "Is It Fall Yet?" und "Is It College Yet?" wurden hierzulande gar nie gezeigt. Aktuell wird Daria im deutschen Sprachraum auf verschiedenen MTV-Ausspielkanälen wieder gezeigt, vermutlich im Vorgriff auf die geplante Spin-Off-Serie "Jodie". Jedoch sind die Folgen nur in der Originalversion zu sehen.

      Ähnlich bei "King of the Hill". Von der von Mike Judge produzierten Fox-Serie waren in Deutschland nur vereinzelt die ersten beiden Staffeln im Free-TV zu sehen. Staffel 1-5 (die ersten 104 von 259 Folgen) liefen sonst ebenfalls nur im Pay-TV oder bei SF 2. Der Rest hat es nie zu uns geschafft.

      Auch bei neueren Cartoonserien, vor allem aus dem Hause Turner/Cartoon Network werden immer wieder Episoden oder Specials unterschlagen. Einige Folgen der beliebten Fantasyserie "Adventure Time" wurden bis heute nicht gezeigt, darunter wichtige Episoden mit Schlüsselhandlungen im Erzählstrang. Ein paar wurden vor einiger Zeit bei Netflix nachgeliefert, einige weitere sind aber bis heute im deutschen Sprachraum nicht zu sehen.
      Ebenso bei "Regular Show", dort sind einige Specials noch nie gezeigt worden. Bei anderen Serien wie "Die fantastische Welt von Gumball" verschwinden immer wieder mal Episoden, die dann nie mehr im Programm auftauchen. Immerhin sind diese teilweise noch bei iTunes oder Amazon gegen vergleichsweise teures Geld zu haben...

      Aber auch im Vergessen ganzer Staffeln ist Turner gut unterwegs. So wurde die letzte Staffel von "Johnny Bravo" (13 von 65 Episoden) bis heute nie gezeigt. Von Serien der "adult swim" will ich gar nicht anfangen. Bei teils gefeierten Kult-Serien wie "Aqua Teen Hunger Force", "The Venture Bros." oder "Metalocalypse" wurden immer nur die ersten 1-2 Staffeln synchronisiert, danach war Schluss. Seltsamerweise werden diese wenigen Folgen bis heute immer mal wieder bei TNT Comedy gezeigt, anstatt dass die Serien mal zu Ende synchronisiert werden.

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