„Maxton Hall – Die Welt zwischen uns“ kehrt im November mit Staffel zwei auf Prime Video zurück.
Bild: Amazon Prime
Ruby Bell und James Beaufort sind zurück: Seit Freitag, dem 7. November, strahlt Prime Video die zweite Staffel „Maxton Hall – Die Welt zwischen uns“ im wöchentlichen Rhythmus aus. Die ersten drei von insgesamt sechs Episoden sind am Premierentag erschienen. Kann die zweite Staffel an den Erfolg der ersten anknüpfen?
„Softpornos in Pastell“, so lautete der Titel eines Online-Artikels der FAZ zur Frankfurter Buchmesse 2025 zum seit Jahren anhaltenden Buchtrend um New Adult. Die Headline sorgte in den sozialen Netzwerken für Furore: Während die Presse seit Jahren New Adult auf explizite Szenen reduziert („Softpornos“), verteidigen Fans die Bücher aufgrund ihrer tiefgründigen Auseinandersetzung mit Themen, die junge Erwachsene umtreiben, insbesondere mentale Gesundheit – auch wenn die „Pastellcover“ dies oft nicht vermuten lassen.
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Was hat das nun mit „Maxton Hall“ zu tun? Ganz einfach: Einen der ersten großen Bestseller in diesem Genre landete Autorin Mona Kasten mit der Trilogie um das Liebespaar Ruby und James, „Save Me“/ „Save You“/ „Save Us“, die Vorlage der international erfolgreichen Prime-Video-Serie. Während Staffel eins sich tendenziell eher bei den Klischeeschubladen des Teenie-Drama-Genres bediente, was somit New-Adult-Gegnern zugutekam, verspricht Staffel zwei einen Realitätscheck … oder? (Achtung – es folgen Spoiler!)
Back to school: Das Bild zeigt das imposante Schulgebäude Maxton Hall. Amzon Prime
Nach den Ereignissen aus Staffel eins fällt James Beaufort in ein tiefes Loch. Seine Mutter ist überraschend verstorben, die Erwartungen seines strengen Vaters Mortimer (Fedja van Huêt) an ihn sind höher als je zuvor und er ist gezwungen, weiterhin den Schein zu wahren, damit das Familienmodelabel Beaufort bestehen bleibt. Hinzu kommt, dass Zwillingsschwester Lydia (Sonja Weißer) weiterhin ihre ungeplante Schwangerschaft geheim hält. Eine ganz schön große Last, die auf den Schultern der beiden Elite-Schüler ruht.
Doch auch Ruby, die aus einfachen Verhältnissen kommt und für jeden Meilenstein härter arbeiten musste als alle anderen, steht unter enormen Druck: Notenschnitt halten, das schulische Veranstaltungskomittee leiten, den Nebenjob fortführen und dann noch eine Gala für eine große Stiftung organisieren, inklusive Finanzierung. Die Probleme und Hürden der beiden Hauptfiguren sind so gewaltig, dass Ruby und James natürlicherweise viel erwachsener herüberkommen als noch in Staffel eins. Teilweise behindert dies aber auch die Glaubwürdigkeit des Schulsettings. Und: Kommt bei all den Verpflichtungen der romantische Teil nicht zu kurz?
Die Beauforts: James (l.), Lydia (M.) und Vater Mortimer (r.). Amazon Prime
Die ersten drei Episoden der zweiten Staffel verraten: auf keinen Fall. Der Einstieg zahlt definitiv auf den „Softporno“-Ruf des Genres ein: Statt am Cliffhanger von Staffel eins anzusetzen, wird auf die gemeinsame Nacht in Oxford von Ruby und James zurückgeblickt. Nur wenig später wird der oberkörperfreie James abgefilmt. Es heißt eben nicht umsonst: „Sex sells“. Aber auch die dramatischen Slow-Motion-Szenen mit bedeutungsschwerer Musik und pseudo-philosophischen Gedanken im Voice-Over kommen in der Fortsetzung nicht zu kurz. Leider feiert damit auch das ununterbrochene Nuscheln der Hauptdarstellenden ein Comeback, sodass die deutschsprachige Serie ohne Untertitel kaum zu verstehen ist.
Dafür bringt der Cast aber eine breite Palette an schauspielerischen Leistungen mit, um dem deutlich ernsteren und nahezu tragischen Ton gerecht zu werden. Dies zerschlägt auch schnell den anfänglichen „Softporno“-Anschein. Damian Hardung glänzt in seiner Darstellung von James Beaufort, den der plötzliche Tod sichtlich in Stücke zerreißt. So auch in einer besonders emotionalen Szene mit Harriet Herbig-Matten als Ruby in Folge eins: Hier zeigt Hardung mit beeindruckender Mikromimik den sekundenschnellen Übergang von Trauer zu Wut und Selbstzerstörung.
Harriet Herbig-Matten geht in ihrer Rolle als Ruby auf.Amazon Prime
Auch Herbig-Matten sticht in der zweiten Staffel als Ruby heraus: Die einst etwas eindimensionale Streber-Stereotype ist verblasst und macht Platz für einen Charakter, der nicht mehr nur in eine einzige Schublade passt. Ruby ist Visionärin, ehrgeizig, ein „Boss Babe“, wie ihre Schwester sie beschreibt. Aber sie ist eben auch Teenagerin, verliebt, oder nach James’ Fehltritten, zutiefst verletzt. Diese herausfordernde Dualität, sich immer wieder als junge Frau zwischen Emotion und Beharrlichkeit in gewisser Weise entscheiden zu müssen, bringt die Schauspielerin hervorragend herüber.
Positiv weiterentwickelt hat sich auch das Drehbuch. Ab und an wirken manche Dialoge noch gekünstelt, doch insbesondere die Szenen zwischen Ruby und James entsprechen längst nicht mehr dem „0815“-Banter von Teenie-Serien. Im Gegenteil: Ruby spricht in einer Konfrontation eine sehr erwachsene Erkenntnis aus, als sie einem nach ihr lechzenden James sagt: „Es ist nicht mein verdammter Job, dich glücklich zu machen.“ Insgesamt strahlen die weiblichen Figuren, sei es Rubys beste Freundin Lin (Andrea Guo), James’ Zwilling Lydia oder Rubys Schwester Ember (Runa Greiner), viel mehr Stärke, Unabhängigkeit und persönliches Wachstum aus als noch in Staffel eins.
Zwischen Lydia (l.), Ruby (2. v. l.), Lin (2. v. r.) und Ember (r.) entwickelt sich eine unerwartete Freundschaft. Amazon Prime
Doch das kann sich in der zweiten Hälfte der neuen Staffel natürlich noch alles ändern. James steckt mitten in seinem „Redemption Arc“, denn er hat nicht nur bei Ruby, sondern auch beim Publikum etwas gutzumachen. Ein Stück weit erreicht er dies zwar in Folge drei, als er sich öffentlich als sensibler, junger Mann bekennt und somit seinem „Red Flag“-Ruf den Rücken kehrt. Aber wie lange hält der Sinneswandel an? Dafür erhält er auch eine Standing Ovation, doch Schwester Lydia wird weiterhin von beiden Beaufort-Männern kleingehalten. Ob sich das durch ihre Tante Ophelia (Dagny Dewath), die Vater Mortimer nervös zu machen scheint, bald ändern wird?
„Maxton Hall – Die Welt zwischen uns“ feiert mit Staffel zwei nicht nur die Fortsetzung einer Erfolgsserie, sondern schafft Sichtbarkeit für eine polarisierendes Genre, das Millionen junge Erwachsene bewegt. Ob knallpinke Schuluniform, Sixpack oder Pastellcover: Romantisiert die „hübsche“ Verpackung ungesunde Verhaltensmuster? Geht es wirklich nur um „Sex sells“? Oder erfindet eben dieses Genre „female gaze“ neu? „Maxton Hall“ liefert keine eindeutigen Antworten, aber befreit mit Staffel zwei die Teenie-Romanze definitiv aus klischeebehafteten Oberflächlichkeiten. Einen Schritt weg von „Softpornos“ hin zum Versuch, den Zeitgeist einer Generation einzufangen.
Die Wertung basiert auf die Sichtung der ersten drei verfügbaren Episoden von Staffel 2 von „Maxton Hall – Die Welt zwischen uns“.
Meine Wertung: 4/5
„Maxton Hall – Die Welt zwischen uns“ wird von der UFA Fiction als deutsche Original-Serie für Prime Video produziert. Neben Headautorin Ceylan Yildirim bestand der Writers’ Room aus Juliana Lima Dehne und Marlene Melchior. Martin Schreier führte Regie, Martin Schlecht die Kamera. Die zweite Staffel umfasst sechs Episoden – die ersten drei wurden am 7. November veröffentlicht, die weiteren werden im wöchentlichen Rhythmus freitags auf Prime Video als Stream zur Verfügung gestellt.
Originalität – das macht für R.L. Bonin eine Serie zu einem unvergesslichen Erlebnis. Schon als Kind entdeckte die Autorin ihre Leidenschaft für das Fernsehen. Über die Jahre eroberten unzählige Serien unterschiedlichster Genres Folge für Folge, Staffel für Staffel ihr Herz. Sie würde keine Sekunde zögern, mit Dr. Dr. Sheldon Cooper über den besten Superhelden im MCU zu diskutieren, an der Seite von Barry Allen um die Welt zu rennen oder in Hawkins Monster zu bekämpfen. Das inspirierte sie wohl auch, beruflich den Weg in Richtung Drehbuch und Text einzuschlagen. Seit 2023 unterstützt sie die Redaktion mit der Erstellung von Serienkritiken. Besonders Wert legt sie auf ausgeklügelte Dialoge, zeitgemäße Diversity und unvorhersehbare Charaktere.