Synchronlücken – Made in Germany

von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 05.04.2011

„UFO“


Eine der legendärsten Kultserien des Sci-Fi-Genres wurde ebenfalls noch nie komplett im deutschen Fernsehen gezeigt. In „UFO“ kämpfte Commander Edward Straker (Ed Bishop) mit seiner Geheimorganisation S.H.A.D.O. gegen außerirdische Invasoren – und in Deutschland gegen Zensur. Die Episode „Der Fremde“ („A Question of Priorities“) wurde vom ZDF komplett umgeschnitten und die eigentliche Hauptstoryline einfach unterschlagen. Scheinbar war dem deutschen Publikum der tragische Tod von Strakers Sohn, der von einem Auto angefahren wurde, nicht zuzumuten.

Insgesamt zeigte das ZDF 1971 und 1972 lediglich 17 der 26 Episoden, alle zwei Wochen am Dienstagabend. Jüngeren Kult-Fans dürfte „UFO“ vor allem durch die Wiederholungen auf ProSieben und Sat.1 im Nachmittagsprogramm ein Begriff sein. Inzwischen ist die Serie komplett auf DVD erhältlich, auch ein deutsches Set existiert, auf dem die nicht synchronisierten Episoden mit deutschen Untertiteln versehen wurden.

Der Commander verliert seinen Sohn – für deutsche Zuschauer unzumutbar?ITV

„Cagney & Lacey“


Christine Cagney (Sharon Gless) und Mary Beth Lacey (Tyne Daly) waren nicht nur die ersten, weiblichen Cops im US-Fernsehen, die sich nicht ständig von ihren männlichen Kollegen retten lassen mussten. Die revolutionäre Dramaserie aus den 80ern hat auch eine der wechselvollsten Geschichten im Serienuniversum hinter sich. Nach der zweiten Staffel zog CBS aufgrund Quotenmangels den Stecker, doch eine von Fans und Produzenten organisierte Kampagne führte dazu, dass „Cagney & Lacey“ ein Jahr später wieder zurückkehrten. Was folgte waren Dutzende von Emmy-Nominierungen, zwei Auszeichnungen als Beste Dramaserie und fünf weitere, erfolgreiche Staffeln.

Doch bevor Sharon Gless Christine Cagney weltberühmt machte, schlüpften zwei andere Darstellerinnen in die Haut der Polizistinnen. Im Original-Piloten spielte „M*A*S*H“-Star Loretta Swit den Part. Als dann „Cagney & Lacey“ aber in Serie ging, wollten die Verantwortlichen der Anti-Kriegs-Dramedy Swit nicht aus ihrem Vertrag entlassen. So ging die Rolle zunächst an Meg Foster, die aber nach der kurzen ersten Staffel mit nur sechs Episoden ebenfalls wieder ausgetauscht wurde – gegen Sharon Gless.

Diese erste Staffel, sowie der Pilot werden selbst in den USA bei Wiederholungen kaum gezeigt, auch in der ersten und bislang einzigen DVD-Box sind sie nicht enthalten. Inzwischen lief die erste Staffel zwar synchronisiert auf dem österreichischen Kabelsender ATV, jedoch noch nie in Deutschland. Der Pilotfilm mit Loretta Swit wurde bis heute nicht synchronisiert und ist lediglich auf einer alten Kauf-VHS aus Großbritannien erhältlich.

Loretta Swit und Tyne Daley in dem Original-Piloten (l.), Meg Foster als Christine Cagney in der ersten Staffel (r.)CBS

„Lou Grant“


Nach dem Ende der „Mary Tyler Moore Show“ wechselte Lou Grant alias Ed Asner nicht nur als Chefredakteur vom Fernsehen zu einer Tageszeitung in Los Angeles. Als Figur absolvierte Lou Grant auch den zuvor fast undenkbaren Wechsel von einer Sitcom zu einem äußerst erfolgreichen Drama. „Lou Grant“ lief immerhin fünf Staffeln lang bis 1982 auf CBS.

In Deutschland feierte die Serie zunächst auf dem ZDF Premiere, doch wurden lediglich 52 Episoden von 1979 bis 1982 gezeigt. Erst 11 Jahre später wurde mit dem damals neuen Kabelsender VOX eine neue Heimat gefunden. Der Sender schickte von 1993 bis 1995 immer häppchenweise im Rahmen weiterer Wiederholungen neue Folgen in die Erstausstrahlung. Dabei liefen sämtliche Folgen oft in recht chaotischer Reihenfolge.

Die Folge „Nazi“, in der Reporterin Billie Newman (Linda Kelsey) einer Story über den Anführer einer lokalen Neonazi-Gruppe nachgeht, wurde in Deutschland nie ausgestrahlt, da hier das Thema den Senderverantwortlichen offensichtlich zu heikel erschien. Vermutlich tappte auch diese Episode in die Nazi-Synchronfalle, obwohl sie in Fankreisen als äußerst sehenswert gilt. Leider wurden die restlichen „Lou Grant“-Episoden seit 2004 nicht mehr im deutschen Fernsehen gezeigt, eine DVD-Veröffentlichung ist ebenfalls nicht geplant.

Brian Dennehy (r.) als Teil einer Neonazi-Gruppierung in der „Lou Grant“-Episode „Nazi“CBS

„Starsky & Hutch“


Auch bei diesem Actionklassiker des Mega-Produzenten Aaron Spelling zeigte sich das ZDF nicht besonders einkaufsfreudig. Nur 26 Episoden wurden zunächst ausgewählt, in sämtlichen wurden Szenen gekürzt, die aber in den deutschen DVD-Boxen zu sehen sind. In diesem Fall wurden die Szenen dann mit Untertiteln versehen. Nachdem das ZDF nicht mehr an einer weiteren Ausstrahlung interessiert war, sprangen die Privatsender ein: Die restlichen Fälle der beiden Cops Dave Starsky (Paul Michael Glaser) und Ken Hutchinson (David Soul) liefen schließlich auf Sat.1 und Pro 7.

Auch der 70-minütige Pilotfilm wurde nie synchronisiert, ist aber in den DVD-Boxen verfügbar und wurde ebenfalls mit Untertiteln versehen. Daneben gibt es drei weitere Episoden, die auch nicht im deutschen Privatfernsehen liefen: „Deckwatch“ aus der dritten Staffel, sowie „Moonshine“ und „The Avenger“ aus der vierten Staffel. Erstaunlicherweise findet sich auf der DVD-Box der vierten Staffel auch die Episode „Dandruff“ nur im Originalton mit Untertiteln, obwohl hier eine deutsche Synchronisation vorliegt. Die Episode lief bereits im Pay-TV auf deutsch.

Der Pilotfilm von „Starsky & Hutch“; wurde nie synchronisiert, ist aber auf DVD erhältlich.CBS

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