Synchronlücken – Made in Germany

von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 05.04.2011

„Imbiss mit Biss“


Neun Staffeln mit 202 Episoden: in den USA zählt „Imbiss mit Biss“ zu den größten Sitcom-Erfolgen der Fernsehgeschichte. Die Witwe Alice Hyatt (Linda Lavin) beginnt darin mit ihrem 12-jährigen Sohn Tommy (Philip McKeon) ein neues Leben in Los Angeles. Eigentlich zieht es die beiden nach Kalifornien, weil Alice eine Karriere als Sängerin starten will, doch schließlich findet sie ein neues Zuhause in „Mel’s Diner“, wo sie als Bedienung arbeitet.

Nach Deutschland schaffte es „Alice“ erstmals 1990: Pro 7, der Kabelkanal und selbst der Lokalsender TV München zeigten die Serie in den Folgejahren. Allerdings waren die ersten drei Staffeln noch nie in Deutschland zu sehen, alle anderen Jahre sind unvollständig. Insgesamt schafften es nur 108 der 202 Episoden auf deutsche Bildschirme. Die letzte Wiederholung gab es 2004 auf dem Pay-TV-Sender PremiereSerie. Auf DVD ist „Alice“ leider nicht erschienen, in den USA wurde lediglich eine Best-Of-Box veröffentlicht, die sechs Episoden enthält. Immerhin fünf davon wurden in Deutschland bisher nicht ausgestrahlt.

Alice (Linda Lavin) mit ihren Diner-Kollegen: (v.l.n.r.) Vera (Beth Howland), Flo (Polly Holliday) und Mel (Vic Tayback).CBS

„Rin Tin Tin“ („Adventures of Rin Tin Tin“)


In den Gründerjahren des US-Fernsehens wurden Serienepisoden wie am Fließband produziert: In nur fünf Jahren brachte es die Kinderserie „Rin Tin Tin“ auf immerhin 166 Folgen. Der kleine Rusty (Lee Aaker) wird nach dem Tod seiner Eltern von der 101. Kavallerie des Fort Apache adoptiert. Wo Rusty hingeht, folgt ihm dessen Schäferhund Rin Tin Tin auf dem Fuße.

In Deutschland war „Rin Tin Tin“ schon deshalb besonders, weil es die erste US-Serie überhaupt war, die ab 1956 in der ARD ausgestrahlt wurde. So erstaunt es nicht, dass die Synchronlücken hier besonders massiv ausfallen. Zunächst wurden nur drei Folgen gezeigt, dann ab 1961 wurden 15 weitere ausgestrahlt. Doch danach war Schluss. die restlichen 148 Episoden sind bis heute nie in Deutschland ausgestrahlt worden.

Weitere Film- und Serienversionen von „Rin Tin Tin“ entstanden in den folgenden Jahrzehnten und so manche davon haben es ins DVD-Regal geschafft. Doch weder in den USA noch in Deutschland ist die Originalserie aus den 1950ern bislang erschienen. Wiederholt wurden die 18 deutschen Episoden ebenfalls nie, lediglich der Film „Rin Tin Tin im Wilden Westen“ mit der Serienbesetzung wurde immer wieder gezeigt, zuletzt 2008 auf 3sat.

Rin Tin Tin mit seinen kleinen und großen Herrchen: Rusty (Lee Aaker), Sgt. O’Hara (Joe Sawyer) und Lt. Masters (James Brown).ABC

„Lassie“


Ein anderer Hund hatte mehr Synchronglück, das dann aber dennoch nicht vollkommen war: 19 Staffeln lang, von 1954 bis 1973, absolvierte die inzwischen legendäre Collie-Hündin 588 TV-Abenteuer – mit wechselnden Herrchen und Frauchen. Grund genug offenbar für die deutschen Vertriebe, der Serie vier unterschiedliche deutsche Titel zu verpassen: alle Episoden mit den beiden Farmerjungs Jeff (Tommy Rettig) und Timmy (Jon Provost) liefen schlicht und ergreifend als „Lassie“. Der Forest-Ranger Corey Stuart (Robert Bray) setzte mit „Lassies Abenteuer“ neue Akzente, es folgten gleich zwei Waldbeamte, Scott (Jed Allan) und Bob (Jack de Mave), die als „Lassies neue Freunde“ Abenteuer zu bestehen hatten. Schließlich gab es noch eine Staffel, in der Lassie sich allein in die freie Welt begab und keine festen Besitzer hatte. Diese Episoden liefen als „Lassie unterwegs“.

Die ersten Episoden liefen in loser Reihe in der ARD ab 1958, 1967 übernahm dann das ZDF und zeigte mehr als 300 Episoden unter den genannten, verschiedenen Titeln. Schließlich feierten rund 100 weitere Folgen ab 1991 auf ProSieben Deutschlandpremiere. Dennoch fehlen noch immer rund 200 Episoden, die nie im deutschen Fernsehen zu sehen waren. Dies führt zu einem solchen Durcheinander, dass lediglich zwei Episoden aus den ersten vier Staffeln ausgestrahlt wurden.

Auf DVD ist die erste „Lassie“-Serie nur in Best-Of-Veröffentlichungen erhältlich. Erstaunlicherweise sind dabei in Deutschland mit fünf Boxen mehr Episoden erschienen als in den USA.

Timmy (Jon Provost), Lassies berühmteste Herrchen, mit seiner Familie.CBS

„Verliebt in eine Hexe“ („Bewitched“)


Hätte Darren (Dick York /​ Dick Sargent) seiner Hexen-Gattin Samantha (Elizabeth Montgomery) bloß gestattet, ihre Magie zu benutzen, vielleicht hätte sie ja dann bereits die ARD dazu bringen können, sämtliche „Bewitched“-Episoden auszustrahlen. Doch stattdessen schafften es nur 85 der insgesamt 254 Folgen Anfang der 70er Jahre ins bayerische Fernsehen. Größere Bekanntheit erreichte der Comedy-Klassiker erst durch Wiederholungen im Vorabendprogramm von Sat.1, insgesamt wurden 204 Episoden synchronisiert.

Damit fehlen noch immer 50 Folgen aus den ersten beiden Staffeln, der Zeit also, zu der die Serie noch in schwarz-weiß produziert worden war. Die sind deutschen Fans inzwischen durch die DVD-Veröffentlichung im Original zugänglich, sie wurden mit deutschen Untertiteln versehen. Einziger Wehrmutstropfen dabei ist, dass in Deutschland lediglich die nachcolorierten Episoden erhältlich sind, die schwarz-weißen Boxen gibt es ausschließlich in den USA.

Eine Zauberhafte Familie mit 50 fehlenden Folgen: Samantha (Elizabeth Montgomery), Mutter Endora (Agnes Moorehead) und Mann Darren (Dick York)ABC

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