Serienjahr 2025: Die Serienempfehlungen der Redaktion

Unsere regelmäßigen Reviewer stellen ihre Favoriten des Jahres vor

Christopher Diekhaus, R.L. Bonin, Stefan Genrich und Gian-Philip Andreas – 28.12.2025, 11:00 Uhr

Die Top 5 von Stefan Genrich:

Platz 5: „Boots“ (Netflix)

Das militärische Drama „Boots“ beschert Netflix hohe Zugriffszahlen. Doch jubelt das amerikanische Verteidigungsministerium wie üblich über Soldaten auf den Bildschirmen? Keineswegs! Pressesprecher Kingsley Wilson schimpft über Netflix – mit Parolen wie woke, Abfall und ideologische Agenda. Schon allein diese Hasspredigt kann Sympathie für „Boots“ wecken. Ich liebe jedenfalls diese kritische und witzige Serie über den Teenager Cameron Cope (Miles Heizer), der sein Glück bei den Marines sucht. Homosexualität ist seinerzeit beim US-Militär verboten. Trotzdem glaubt Cameron langsam an eine Zukunft als Schwuler und entwickelt sein Selbstbewusstsein.

Brutale Drill Instructors überraschen mit geheimen Ängsten. Bei den Rekruten kollidieren Kameradschaft und Gefühle mit Mobbing und Killer-Instinkten. Durch das extreme Training können junge Männer zu Verteidigern amerikanischer Werte reifen. Oder einige Elitesoldaten verüben später Kriegsverbrechen. Vielleicht ist es gut, dass keine Fortsetzung gedreht wird: Somit entfallen zwiespältige Einsätze etwa im Irak (fernsehserien.de berichtete).

Platz 4: „House of Guinness“ (Netflix)

In „House of Guinness“ läuft nahezu alles besser als in aktuellen Historiendramen aus Deutschland: Anders als etwa in „Schwarzes Gold“ tauchen wir tief in die Vergangenheit ein. Ich bewundere den Firmenerben Edward Guinness (Louis Partridge), der seinen Ehrgeiz mit sozialer Verantwortung verbindet. Ich leide mit seinem Bruder Arthur (Anthony Boyle), der viele Chancen versaut und faule Kompromisse schließt. Ich staune über die Machenschaften vom entfernten Verwandten Byron Hedges (Jack Gleeson) oder vom undurchsichtigen Vorarbeiter Sean Rafferty (James Norton). Manche Ereignisse wirken übertrieben. Doch das mitreißende Drehbuch und die dynamische Regie stärken die Illusion, dass die Brauerei und ihre zugehörige Familie im 19. Jahrhundert so wie in der Serie gewachsen seien (fernsehserien.de berichtete). Nebenbei ist zu erleben, wie Terror und Reformen die künftige Unabhängigkeit Irlands vorbereiten. Das offene Ende der 1. Staffel löst allerdings Entsetzen aus, weil Netflix bislang mit einer Fortsetzung zögert.

Platz 3: „Unschuldig – Mr. Bates gegen die Post“ (arte/​arte.tv)

Kaum zu glauben, dass die britische Post jahrelang Mitarbeiter ausplünderte und wegen angeblicher Abrechnungsfehler vor Gericht zerrte: „Unschuldig – Mr. Bates gegen die Post“ zeichnet diesen Skandal nach. Als Betreiber jeweils einer Poststelle wollen Alan Bates (Toby Jones) und seine Kollegen nur ein bescheidenes Einkommen verdienen. Doch sogar Angehörige und Freunde misstrauen Jo Hamilton (Monica Dolan) und anderen Filialleitern, als Kontrolleure über erhebliche Unterschlagungen sprechen. Zunächst protestiert nur Alan dagegen, dass der Staatsbetrieb seine Kleinunternehmer verfolgt. Wegen der seltsamen Buchführung verlieren die Ladenbesitzer ihren Job, treten ihre Einlagen ab und landen mitunter im Gefängnis. Laut dem ungerechten Vertrag müssen die Manager der Poststellen sämtliche Differenzen ausgleichen.

Die britische Miniserie erklärt die langlebige Affäre – einfühlsam, glaubwürdig und humorvoll (fernsehserien.de berichtete). Die Opfer sowie erstaunlicherweise auch die Täter werden liebevoll und treffend porträtiert. Regisseur James Strong hat das schlüssige Drehbuch von Gwyneth Hughes in ein außergewöhnliches TV-Ereignis verwandelt.

Platz 2: „A Man on the Inside“, 2. Staffel (Netflix)

Nach seinem Auftrag in einer Seniorenresidenz ermittelt der angehende Privatdetektiv Charles Nieuwendyk (Ted Danson) weiter (fernsehserien.de berichtete). Der Professor für Ingenieurwesen unterrichtet Studierende – also wie damals vor seinem Ruhestand. Doch insgeheim überprüft Charles verdächtige Vorfälle am Wheeler College, denn Präsident Jack Beringer (Max Greenfield) und Prorektorin Holly Bodgemark (Jill Talley) werden erpresst: Ein Übeltäter droht mit satten Skandalen, falls das College eine Spende des zwielichtigen Milliardärs Brad Vinick (Gary Cole) annimmt. Andererseits käme die versprochene Riesensumme zur rechten Zeit – die Hochschule steht nämlich kurz vor der Pleite. Charles spannt Angehörige und Freunde für diesen Fall ein. Zudem stellt er nochmal sein Leben auf den Kopf.

Mit der herausragenden Besetzung verlängern die humorvollen und spannenden Episoden ihren Erfolg. Überraschende Wendungen bereichern die bewegende Geschichte – mit ihren wichtigen Themen wie Altersbeschwerden, Generationskonflikten, Liebe und Sehnsüchten. Weil der Schauplatz wechselt, ersetzt „A Man on the Inside“ in Deutschland den eigenen Titel „Undercover im Seniorenheim“.

Platz 1: „Whiskey on the Rocks“ (Disney+)

1981 strandete ein sowjetisches U-Boot unweit der schwedischen Stadt Karlskrona. Damals brannten Politikern und Militärs beinahe die Sicherungen durch, sodass wir nur knapp einen Atomkrieg verpassten. Das talentierte Team des bekannten Romanautors Jonas Jonasson hat eine durchgeknallte Satire aus dem Vorfall entwickelt (fernsehserien.de berichtete).

In „Whiskey on the Rocks“ löst ein Saufgelage die Krise aus. Dann folgen Spaß und Gedankenanstöße für ein aufgeschlossenes TV-Publikum. KPdSU-Generalsekretär Leonid Breschnew (Kęstutis Stasys Jakštas) und US-Präsident Ronald Reagan (Mark Noble) faszinieren ähnlich wie die harmlosen Fischer Gustav Jansson (Rolf Lydahl) und Harry Jansson (Per Ragnar). Die originellen Dialoge und Szenen sowie die stimmige Atmosphäre veredeln einer der besten Serien des Jahres 2025.

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