Disney+: Alles zur Weltpremiere des Streaming-Dienstes

Was bringt er, was kostet er, wann kommt er nach Deutschland?

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 11.11.2019, 18:00 Uhr

Disney+ – Bild: Walt Disney Company
Disney+

Am Dienstag (12. November 2019) geht in den USA nach langer Vorbereitung der neue Streaminganbieter Disney+ an den Start. Wir fassen zusammen, was er bringt, was er bedeutet und warum er der wohl ernsthafteste Konkurrent für Netflix ist.

Start
Bereits seit einiger Zeit ist Disney+ testweise in den Niederlanden verfügbar. Die „feierliche Eröffnung“ erfolgt allerdings mit dem Start in den USA und Kanada am 12. November. Am 19. November geht es mit der Ausbreitung in Australien und Neuseeland weiter, in Deutschland soll es am 31. März 2020 so weit sein – und gleichzeitig auch in Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien. Ende 2020 wird Lateinamerika ins Visier genommen, binnen zwei Jahren will man ähnlich umfassend verbreitet sein wie Netflix und Prime Video.

Dabei wird in jedem Land ein individuelles Angebot an Inhalten zur Verfügung gestellt, getragen von den Originals von Disney+. Gerade in den USA werden zahlreiche Rechte aus verschiedenen Ecken des um viele FOX-Rechte erweiterten Disney-Imperiums zusammengezogen.

Wie sich das dann in Deutschland darstellen wird, bleibt aufgrund bestehender Lizenzverträge abzuwarten. Aber auch hier signalisiert etwa das Ende des Pay-TV-Senders Disney Cinemagic eine Konzentration auf das Streaming-Angebot.

Preis
Disney weiß, dass man die ersten fünf Jahre vor allem in den Aufbau wird investieren müssen. Da man „ein kleineres Angebot“ als Netflix habe, wollte man auch mit einem Preis starten, der kleiner ist. Aktuell heißt das in den Vereinigten Staaten, dass ein Abo (mit parallelem Streaming auf vier Geräten gleichzeitig) monatlich 6,99 US-Dollar kostet (alternativ 69,99 US-Dollar für ein Jahresabo). In der Eurozone ist bisher nur der Auftaktpreis für die Niederlande mit 6,99 Euro pro Monat bekannt.

Der „Netflix-Killer“
Von allen in den Startlöchern stehenden Streamingangeboten ist Disney+ wohl am ehesten eine Gefahr für Netflix: Disney+ wird ein großes Angebot bieten, weltweit antreten, weniger kosten und kann auf zahlreiche große Marken zählen wie Marvel, Star Wars, die Disney-Prinzessinnen, Pixar-Animationen, Dokumentationen von NatGeo sowie zahlreiche starke Franchises wie „High School Musical“. Dazu kommt eine gewaltige Filmbibliothek und die sehr tiefen Taschen der Konzernmutter. Wie Netflix setzt man auf ein Abomodell ohne Werbung.

Mitbewerber Apple TV+ hingegen tritt zwar weltweit an, aber ohne Lizenzware und daher mit einem extrem überschaubaren Contentangebot. HBO Max wird zunächst nur in den USA vertreten sein. Hier hat man eine starke Serienbibliothek zu bieten. Allerdings zeichnet sich ab, dass man zunächst nicht weltweit expandieren will: Sky (unter anderem in Deutschland) und Bell Media in Kanada haben gerade neue Verträge unterzeichnet, die ihnen auf Jahre die Lizenzrechte an den HBO-Serien einräumen und die bisherige Zusammenarbeit bei der Produktion einzelner Serien auch auf HBO Max ausdehnt. Damit orientiert sich HBO Max als eher lokaler Player.

Wie die Zukunft von Hulu aussieht, nachdem das langjährige Joint Venture jetzt nur noch einen Herren – Disney – hat, ist unklar. Einstweilen operiert der Dienst nur in den USA und Japan. NBCUniversals Dienst Peacock wird sich stark durch Werbung finanzieren und somit wohl nur wenige Interessenten vor die „Entweder-Oder“-Wahl stellen, die mit dem Aufkommen konkurrierender, kostenpflichtiger Bezahldienste vermutlich immer häufiger aufkommen wird. Ähnliches gilt für lokale Angebote wie in Deutschland Joyn oder TVNOW, die mit werbefinanzierten und auch mit kostenpflichtigen Angeboten aufwarten.

Das Angebot
Disney+ hat sich auf die Fahnen geschrieben, ein „familientaugliches“ Programm zu bieten – daher ist es für Disney etwa sinnvoll, in den USA auch Hulu parallel zu betreiben, wo dann Programme für ein erwachsenes Publikum laufen können. Generell gilt in den USA ein überraschend großes Maß an Gewalt noch als „familientauglich“, während Schimpfworte und unbedeckte Brüste dies nicht sind.

In der Regel wird Disney+ seine Formate mit einer Episode pro Woche veröffentlichen.

Eigenproduziertes Highlight zum morgigen Dienst-Start ist aus Sicht vieler sicherlich die „Star Wars“-Serie „The Mandalorian“ mit Pedro Pascal als Kopfgeldjäger in einer ziemlich rechtlosen Periode der „Krieg der Sterne“-Galaxis. Daneben leitet auch „High School Musical: The Musical: The Series“ den Start des Dienstes ein – die Auftaktfolge wurde zu Werbezwecken allerdings bereits Ende letzter Woche auf Disney-Sendern in den USA ausgestrahlt.

Dazu kommen die Non-Fiction-Serien „The World According to Jeff Goldblum“, das Reunion-Format „Encore!“ mit Kristen Bell (jede Woche kommen die Mitglieder ehemaliger Schulaufführungen nach Jahrzehnten für eine „Zugabe“ zusammen) und das von Marvel produzierte „Marvel’s Hero Project“ (um „reale junge Helden“).

Angekündigt und/​oder in Produktion sind zahlreiche weitere Serien, wobei es aktuell aber allenfalls vage Details zum Veröffentlichungszeitraum gibt. Dazu gehörten: bei „Star Wars“ die siebte Staffel von „Star Wars: The Clone Wars“, ein Prequel zu „Rogue One: A Star Wars Story“ und eine Serie über Obi-Wan Kenobi mit Ewan McGregor; Marvel-Serien wie „The Falcon and The Winter Soldier“, „WandaVision“, „Hawkeye“, „Loki“ und das animierte Anthologie-Format „What If …?“ (fernsehserien.de berichtete); das „Die Monster AG“-Spin-Off „Monsters at Work“, „Diary Of A Female President“; ein Ableger von „Love, Simon“ und ein Revival von „Lizzie McGuire“.

Weitere Remakes, Neuauflagen oder Fortsetzungen zu Franchises befinden sich in Entwicklung, dazu zahlreiche Reality-Formate.

Über den Autor

Bernd Krannich ist Jahrgang 1974 und erhielt die Liebe zu Fernsehserien quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater war Fan früher Actionserien und technikbegeistert, Bernd verfiel den Serien spätestens mit Akte X, Das nächste Jahrhundert und Buffy. Mittlerweile verfolgt er das ganzes Serienspektrum von „The Americans“ über „Arrow“ bis „The Big Bang Theory“. Seit 2007 schreibt Bernd beruflich über vornehmlich amerikanische Fernsehserien, seit 2014 in der Newsredaktion von fernsehserien.de.

Lieblingsserien: Buffy – Im Bann der Dämonen, Frasier, Star Trek – Deep Space Nine

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1984) am

    Für alle aufgezählte Geräte gibt es ne App. Entertain unklar
    • am

      Bin ja doch schon mal gespannt. Hoffe nur es gibt dann auch eine App fürs Tv oder entertain oder Fire tv Stick...
      • (geb. 1984) am

        Ist TVNOW wirklich werbefinanziert. Eigentlich ist der Service kostenlos und in sehr eingeschränkten Umfang nur am PC oder Laptop schaubar. Auf allen anderen Geräte ist die kostenpfichtige Mitgliedschaft voraussetzung. Sonst möchte die App nicht

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