Die „Dinner for One“-Lüge: Eine Spurensuche geht weiter …

Wie Leserhinweise uns wieder auf die Fährte von Peter Frankenfeld führten

Daniel Teuteberg
Daniel Teuteberg – 29.12.2025, 11:46 Uhr

„Same procedure as every year“: Butler James (Freddie Frinton) und Miss Sophie (May Warden) – Bild: SWR/NDR/Annemarie Aldag
„Same procedure as every year“: Butler James (Freddie Frinton) und Miss Sophie (May Warden)

Die Schweizer Version

Zur Schweizer Version hatten wir angemerkt, dass sie im März 1963 aufgezeichnet wurde und damit noch vor der bekannteren deutschen Version. Genauere Infos zur Ausstrahlung lagen uns aber noch nicht vor. Durch einen weiteren wertvollen Nutzerhinweis können wir nun ergänzen, dass der Sketch im Schweizer Fernsehen erstmals am 20. April 1963 gezeigt wurde – und zwar als Teil des Revue-Programms „Night Club“, welches man einreichte als Beitrag zum Wettbewerb um die Goldene Rose von Montreux (Rose d’Or), die der besten Unterhaltungssendung verliehen wird. Zu den weiteren Künstlern gehörte etwa Esther Ofarim, die wenige Wochen zuvor für die Schweiz beim Eurovision Song Contest angetreten war und mit ihrem Lied „T’en va pas“ den zweiten Platz belegt hatte. „Dinner for One“ war hier also nur eine von mehreren Nummern. Das könnte auch erklären, warum die Schweizer Version mit elf Minuten Länge deutlich kürzer ausfällt als die bekannte deutsche Aufzeichnung und infolgedessen auch hektischer wirkt. Vielleicht blieb in der 49-minütigen Sendung nur Zeit für eine deutlich gestraffte Variante.

„Night Club“: Schweizer Revue-Sendung mit „Dinner for One“ sowie u. a. dem Hazy-Osterwald-Sextett Radio TV – Je vois tout, No. 15/​1963, p. 23

Am 10. Februar 1972 wurde mutmaßlich die Schweizer Version nochmals in der Reihe „Da Capo“ mit Flavia Kleinheinz-Schnyder gezeigt. Belege für die weitere Ausstrahlungsgeschichte der Schweizer Version stehen noch aus. Angeblich geriet sie in Vergessenheit – so sehr, dass stattdessen irgendwann auch die deutsche Variante gezeigt wurde, bevor man die eigene wiederentdeckte und ab 1989 regelmäßig ins Programm nahm.

Ausstrahlung im britischen Fernsehen

Im letzten Jahr hatten wir am Rande erwähnt, dass der Sketch in Großbritannien weitgehend in Vergessenheit geriet und erst der Sender Sky Arts 2018 eine jährliche TV-Ausstrahlung startete, aber wohl nur bis 2020 durchhielt. Diese Aussage müssen wir korrigieren, denn die BBC zeigte 1963 alle Beiträge für die Rose d’Or und somit auch die oben erwähnte Schweizer Sendung „Night Club“; laut dem British Comedy Guide am 9. Juni 1963. Zu klären ist noch, ob es womöglich auch eine Ausstrahlung im deutschen Fernsehen gab. Außerdem soll die Premiere der uns bekannten Aufzeichnung im November 2018 auf einem Slapstick Comedy Film Festival in Schottland stattgefunden haben.

Das neue Prequel

Ende letzten Jahres wurde das angekündigte Prequel „Miss Sophie – Same Procedure as Every Year“ (damals noch unter dem Arbeitstitel „Dinner for Five – Killer for One“) bereits mit Spannung erwartet. Die Miniserie beleuchtet die Vorgeschichte des Sketches und zeigt, in welchem Verhältnis Miss Sophie (Alicia von Rittberg) und ihre Gäste zueinander standen. Tatsächlich kämpfen sie alle um die Hand der jungen Adeligen – doch bevor diese ihre Wahl treffen kann, wird einer von ihnen ermordet. Sophie fordert die verbliebenen Herren nun zu witzigen Wettkämpfen um ihr Herz heraus und versucht gleichzeitig, den Mörder zu finden. Butler James (Kostja Ullmann) steht ihr auch damals schon zur Seite. Zwischen den beiden entwickelt sich eine zarte Romanze, die aber unmöglich erscheint. Unser Kritiker Christopher Diekhaus hat die komplette Miniserie gesehen (zum Review), kam aber zu dem Ergebnis, dass der Silvesterklassiker ein solches Prequel nicht verdient habe.

Die TV-Termine in der Übersicht

Wer also lieber beim Original bleiben möchte, hat zum Jahreswechsel wie gewohnt reichlich die Gelegenheit dazu. Verbunden mit den besten Wünschen für 2026 legen wir unseren Lesern hier die Sendetermine an Silvester bzw. in der Neujahrsnacht in der Übersicht ans Herz:

„Same procedure than as every year“: Conférencier Heinz Piper NDR (Screenshot)

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Über den Autor

Daniel Teuteberg ist Jahrgang 1986 und hat sich schon in früher Kindheit sehr für das Medium Fernsehen begeistert. Und das, obwohl sein Elternhaus erst sehr spät mit Satellitenempfang ausgerüstet wurde und ihm die ganze Bandbreite seiner Möglichkeiten bis dahin vorenthalten blieb. Schon im Grundschulalter nahm er akribisch die Hörzu auseinander – wortwörtlich mit der Schere. Er ist vermutlich der Erfinder des Episodenführers, was jedoch nie offiziell festgehalten wurde. Seine handgeschriebenen Werke existieren aber noch heute. Bevorzugte Genres gibt es kaum. Nach dem Kinderfernsehen wandte er sich relativ jung den ZDF-Familienserien zu, bevor er die Daily Soaps für sich entdeckte. Nach einigen Jahren kühlte diese Leidenschaft teilweise ab, doch „Marienhof“ und „Verbotene Liebe“ hielt er bis zum Ende die Treue. Zur Zeit seines Studiums weist sein Serien-Lebenslauf Lücken auf, da er zeitweise ohne Fernsehempfang auskommen musste und nur selten Zeit für und Lust auf neue Serien hatte. Nachdem er im Studium mit Erziehungs- und Kommunikationswissenschaft noch zweigleisig gefahren ist, setzte sich schließlich doch die alte Leidenschaft für die Medien durch und so kümmert er sich seit 2013 als Redakteur bei fernsehserien.de hauptsächlich um die Pflege der Seriendatenbank und setzt damit fort, was er schon als Kind geliebt hat.

Lieblingsserien: Superstore, The Middle, Vorstadtweiber

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1967) am

    Großen Dank für diesen echt interrssanten Artikel! Warum allerdings beim NDR, der ja die eigentliche, deutsche Heimat für "Dinner for One" ist/war, fast nix zu holen ist, ist für mich nicht nachzuvollziehen....finde ich sehr komisch! WAHNSINN auch, wie oft dfer Sketch dann immer auf fast ALLEN Sendern wiederholt wird! Ich habe den Sketch bis heute vielleicht , gerade mal nur 2, oder 3 mal gesehen, das hat mir bis heute gereicht! 


    Es gibt ja Menschen, für die muß es zu Weihnachten die zigsten MärchenFilme geben und natürlich auch die "Kevin - allein zu hause" Filme. Oder, auch "der kleine Lord", der dieser Tage auch schon wieder zig mal wiederholt wurde! Ich konnte und kann mit "der kleine Lord" noch nie was anfangen, WARUM so derartt viele deutsche diesen Film so mögen, ist für mich nicht nachvollziehbar!

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