Das Beste aus dem Serienjahr 2022: Bernds Highlights

Fünf persönliche Rosinen aus dem großen Kuchen

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 26.12.2022, 17:45 Uhr

Railey und Seazynn Gilliland in „High School“ – Bild: Michelle Faye/Amazon Freevee
Railey und Seazynn Gilliland in „High School“

In einem Jahr, in dem die Anbieter versucht haben, mit Ansage Hits zu landen und Millionen-Summen in Franchise-Formate wie „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ oder „House of the Dragon“ gepumpt haben, sind es eher die Formate abseits davon, die mich überraschend in den Bann gezogen haben.

Letztendlich versuchen die Sender und Streaminganbieter, die Zuschauer mit immer mehr vom Gleichen einzufangen, sie setzen auf bekannte Größen in der Hoffnung, finanzielles Risiko zu minimieren, bleiben dabei aber eben meist auch inhaltlich auf ausgelatschten Pfaden.

Wie erwähnt, das können die großen Franchises sein (das MCU mit „Moon Knight“ oder „She-Hulk: Die Anwältin“) oder auch Ableger – Spin-Offs, Prequels und „Fortsetzungen“ – für kleinere, dennoch bekannte Serien (von „The Rookie: Feds“ bis „Walker: Independence“).

Wenig davon wusste mich im ablaufenden Jahr zu überzeugen. Zumal ich generell zu den Leuten gehöre, die stark auf das Ende der Zugehörigkeit zur Altersgruppe 14/​18 bis 49 zusteuern und in den vergangenen 40 Jahren Fernseh- und insbesondere Serienkonsum schon vieles gesehen haben. Selten kann mich daher etwa heutzutage ein Network-Drama abholen – getretener Quark und so.

Bei Network-Comedys hingegen erlebe ich nicht die gleichen Abnutzungserscheinungen und sie sind immer noch einer meiner „Lieblingssnacks“. War ich lange Jahre vor allem Fan von Genre-Serien (Science-Fiction, Fantasy), fangen mich mittlerweile auch immer mal wieder „herzliche“ Serien ein – von der Comedy mit Herz bis zu leisen Geschichten, die einem das Herz zerreißen können.

Bernds persönliche Serienhighlights 2022
„Andor“

Natürlich muss jede Regel eine Ausnahme haben: „Andor“ konnte mich als Teil des „Star Wars“-Universums mit seiner Geschichte um die Entstehung der Rebellen-Allianz als „Rogue One: A Star Wars Story“-Prequel in einer Art überzeugen, wie es etwa „Obi-Wan Kenobi“ nicht konnte. Bei beiden Serien hätte ich vorab gesagt, dass man sie nicht braucht – „Andor“ hat mich dann aber doch vollkommen abgeholt. Disney+

„High School“

Wie gesagt stumpft man über die Jahrzehnte des Serienkonsums dann doch ein wenig ab und nicht viel ist in der Lage, dann doch zu überraschen, zu fesseln und gefangen zu nehmen. Zu den Ausnahmen gehörte im ablaufenden Jahr definitiv die Freevee-Serie „High School“, in der Tegan und Sara ihre Jugendjahre nacherzählen (nach Deutschland kommt die Serie im Januar). Besonders gelungen in dem Familiendrama sind die häufigen Perspektivwechsel zwischen den Figuren, die den Zuschauer durch zahlreiche „Missverständnisse“ und persönlich durchlebte Höllen mitnehmen, obwohl alle es letztendlich gut miteinander meinen. Amazon Freevee

„American Auto“

Die gelungene Ensemble-Comedy „American Auto“ ist vermutlich den meisten noch nicht bekannt. Sie stammt aus der Ideenschmiede des „Superstore“-Schöpfers und füllt genau das Loch, das das Ende jener Serie hinterlassen hat. Die NBC-Serie nimmt die Zuschauer mit in die Zentrale eines kleinen, unabhängigen Automobil-Herstellers, der ums Überleben kämpft. Ana Gasteyer porträtiert die ehemalige Pharmazie-Managerin, die angeheuert wurde, das Unternehmen zu retten und nun mit neuen Ideen ein chaotisch-charmantes Team leiten muss – häufig direkt in das nächste Fettnäpfchen hinein. NBC

„Star Trek: Strange New Worlds“

Es ist nicht alles gut in „Star Trek: Strange New Worlds“, aber doch vieles besser als in den vorherigen Formaten des wiederbelebten „Star Trek“-Serien-Franchises. Anson Mount führt als Captain Pike auf charmante Art eine Serie an, die ein bisschen zu viel auf leichtlebigen Humor setzt und damit beschäftigt ist, Fanservice zu betreiben (von den Kirk-Brüdern bis „La’an Noonien-Singh“). Paramount+

„Peripherie“

Wie schon eingestanden bin ich eher ein Fan von phantastischen Geschichten. „Peripherie“ hatte ich bis zum ersten Trailer nicht auf dem Schirm und war direkt begeistert vom Worldbuilding und der Optik. Nicht alle Hoffnungen wurden in der ersten Staffel der Serie um eine Verbindung zwischen zwei Zeitebenen/​Parallelwelten erfüllt – auch geschuldet der Tatsache, dass es nur acht Folgen gab. Aber ich hoffe trotzdem sehr gespannt auf eine zweite Staffel.Prime Video

In einer lockeren Reihe blicken die Serienkritiker von fernsehserien.de zum Jahresende auf die Formate, die sie in den vergangenen zwölf Monaten gesehen haben. Das können neue Serien sein, aber auch neu entdeckte.

Über den Autor

Bernd Krannich ist Jahrgang 1974 und erhielt die Liebe zu Fernsehserien quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater war Fan früher Actionserien und technikbegeistert, Bernd verfiel den Serien spätestens mit Akte X, Das nächste Jahrhundert und Buffy. Mittlerweile verfolgt er das ganzes Serienspektrum von „The Americans“ über „Arrow“ bis „The Big Bang Theory“. Seit 2007 schreibt Bernd beruflich über vornehmlich amerikanische Fernsehserien, seit 2014 in der Newsredaktion von fernsehserien.de.

Lieblingsserien: Buffy – Im Bann der Dämonen, Frasier, Star Trek – Deep Space Nine

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1966) am

    Jeder wie er mag. Mich hat Andor überhaupt nicht abgeholt. Nach der zweiten Folge habe ich die Serie nicht mehr geschaut. Ebenso grauenhaft langweilig ist Obi Wan Kenobi. Scheinbar wird jeder Mist verwurstet was auch nur entfernt irgendetwas was Star Wars zu tun hat.
    • (geb. 1974) am

      Bezüglich ANDOR legst du einen Finger in die "Wunde": Ich hatte zum Start auch nur die zwei Folgen geschaut und dann eine lange Pause, bevor ich die restlichen Folgen dann nach Veröffentlichung des Staffelfinals und zahlreichem Lob für die Serie recht zügig nachgeholt habe (nicht direkt gebingt, aber 1/2 Folgen pro Abend).

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