Undercovers – Review

von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 31.10.2010

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Bill Hoyt (Ben Schwartz) als treuer Feldagent im Einsatz.

Die Beziehung der Blooms ist bemerkenswert. Zwar scheint zwischen den beiden und damit auch den Hauptdarstellern der Funke überzuspringen, sie werfen sich die etwas zu ausgefeilten Drehbuch-Sätze geradezu stakkatoartig an den Kopf. Aber dennoch lässt dieses eingespielte Team den Zuschauer erstaunlich kalt. Woran kann es liegen? Sind die Blooms etwa zu glücklich? Erinnerungen werden wach an Jonathan und Jennifer Hart, die sich „Hart aber herzlich“ doch auch immer ganz lieb hatten und ohne andauernde Ehekrisen oder allzu große Dramen zu unterhalten vermochten. Doch gerade da kam der eben „harte“ Charme der beiden ins Spiel, das krisenerprobte Fundament der Beziehung. Welche Krise haben die Blooms hinter sich, an was sind die beiden ehemaligen Agenten als Paar gewachsen? Außer Termindruck bei der Fertigstellung diverser Hochzeitstorten und Schweinefleisch-Notfälle scheint da kaum je ein Wölkchen gewesen zu sein.

Auch unter der offensichtlich weitgehend verdrängten CIA-Vergangenheit leiden die beiden nicht wirklich, fehlte ihnen doch bislang der Mumm sich gegenseitig auch nur frühere Beziehungen zu beichten – beispielsweise die von Samantha zum vermissten Leo. Wie krisenfest kann dieses Ehefundament da schon sein, wenn man Staatsgeheimnisse hütet, den eigenen aber aus den Weg geht? Dennoch scheinen es die Blooms genauso zu mögen wie es ist: glatt, rasant und bequem. Ecken und Kanten zum Liebhaben bietet „Undercovers“ nicht oder zumindest noch nicht. Funkenflug Fehlanzeige.

Welche Ziele verfolgt CIA-Mitarbeiter Carlton Shaw (Gerald McRaney) tatsächlich?

Außerdem sind Gugu Mbatha-Raw und Boris Kodjoe als Hauptdarsteller letztendlich nicht gut genug um aus ihren Rollen mehr herauszuholen, als das oft recht belanglose Blatt hergibt. Die schnellen Wortgefechte der Blooms sind zumeist hölzern und ebenso aufgesetzt, wie die internationale Exotik, die, trotz verbesserter Technik noch immer klar aus reichlich Blue-Screen und geschäftig aufgemachten Hollywood-Studiogelände besteht. Doch wirklich Lust oder Zeit zum Sightseeing besteht bei den Blooms ohnehin kaum – nicht, weil beide einen Auftrag zu erfüllen haben, sondern weil sie ihre gegenseitige Selbstverliebtheit pflegen.

Als wäre durch die unglaubliche, schnell vorbeihuschende Anzahl erfolgreicher Faustkämpfe, Hacker-Einsätze, Tri-Lingual-Einschleusungen von Madrid bis Moskau noch nicht klar genug, wie toll Steven Bloom eigentlich ist, haben wir ja immer noch Feldagent Bill Hoyt, der vor lauter Ergebenheit fast zum humanen Tigerteppich wird. Ben Schwartz’ Figur ist der fleischgewordene, austauschbare Stichwortgeber, nicht nur in kritischen Missions-Momenten, sondern vor allem, wenn es darum geht Steven Bloom seine uneingeschränkte Bewunderung auszudrücken. Es dauert bis zum Ende des Piloten, bis Steven die Knierutscherei auf die Nerven geht – als Zuschauer ist man schneller an dem Punkt. Dabei hat Ben Schwartz mehr Charisma und Charme als die beiden Hauptdarsteller zusammen. Schade! Auch „Central Park West“-Veteran Gerald McRaney hätte als CIA-Geheimnisträger eigentlich eine bessere Serie verdient, schließlich speist sich aus seinen noch geheimen Absichten das einzige wirkliche Spannungsmoment des gesamten Formats.

Undercovers

Trotz äußerst rasantem Start der Folge und nicht schlecht gemachter Action bleibt die größte Enttäuschung an „Undercovers“ letztendlich das Paar im Zentrum. Dadurch wirkt das sie umgebende Getöse umso bedeutungsloser. Die Blooms sind keines jener traumhaften Fernseh-Paare, von denen man als Serienfan nicht genug bekommt und die man geradezu idealisiert. Sandy und Kirsten Cohen („O.C., California“) könnte man in der jüngeren Vergangenheit dazu zählen, genau wie Eric und Tami Taylor („Friday Night Lights“) oder Chief Brenda Johnson und ihr FBI-Agent Fritz Howard („The Closer“). Da fliegen auch mal die Fetzen, da finden sich beide auch mal Scheiße, da wird die eigene Beziehung und das eigene Leben auch mal hinterfragt. Trotzdem wird immer am gleichen Strang gezogen und nach bestandenem „Härtetest“ ist die Beziehung stärker. Doch die einzigen Härtetests, denen sich die Blooms in „Undercovers“ unterziehen sind die der Mission, die sie geradezu spielend und in etwas zu rasantem Tempo hinter sich lassen, wodurch auch nie nur der Anschein von wirklicher Gefahr für beide Protagonisten entsteht.

So gerät die Mission ebenso langweilig, wie die Beziehung der Blooms, die komplett auf Schönwetter und Abenteuerlust gebaut zu sein scheint – und vielleicht noch dem Misstrauen gegenüber Samanthas Schwester. Die Blooms sind oberflächlich und recht uninteressant, genau wie „Undercovers“ selbst, das so weit hinter anderen, hochgradig innovativen und spannenden Abrams-Formaten wie „Alias – Die Agentin“, „Lost“ oder „Fringe – Grenzfälle des FBI“ zurückliegt. Wer möchte schon jede Woche einem pseudo-glücklichen, aufdringlichen Paar die Aufwartung machen, dem man vor lauter Spiegelglanz nie im Leben abkauft, dass die sexuelle Lust nach fünf Jahren doch etwas auf der Strecke geblieben ist?

Würde man die Blooms zu sich zum Abendessen einladen, würden sie garantiert Probleme zelebrieren, die keine sind: Arbeit, Stress, Arbeit … vor allem Arbeit und Stress und Arbeit. Nur damit man die normalsterblichen Bekannten auf diesem Gebiet noch übertreffen kann, aber gleichzeitig die glänzende Fassade gepflegt wird. Die Blooms sind kein TV-Paar zum Liebhaben. Sie sind eines dieser Pärchen, dem man am liebsten eins auf die Rübe geben würde, nur damit das Getue aufhört. Ein Lob dem Erfinder der Fernbedienung.

Meine Wertung: 2/​5

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Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von „Der Denver-Clan“, „Star Trek“ und „Aktenzeichen XY …ungelöst“. Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie „Friday Night Lights“ oder „The West Wing“ genauso wie die Prime Time Soaps „Melrose Place“ und „Falcon Crest“, die Comedys „I Love Lucy“ und „M*A*S*H“ oder das „Law & Order“-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie „Derrick“ oder „Bella Block“ finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für fernsehserien.de tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

Lieblingsserien: Six Feet Under, Star Trek – Enterprise, Aktenzeichen XY … Ungelöst

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