Maximilian Schell stirbt nach großer Film- und Fernsehkarriere

Neben Kinoerfolgen stehen Serien wie „Der Fürst und das Mädchen“

Stefan Genrich
Stefan Genrich – 01.02.2014, 20:51 Uhr

Stationen der Weltkarriere von Maximilian Schell: „Das Urteil von Nürnberg“ (1961), „Die Venezianischen Zwillinge“ (1966), „Peter der Große“ (1986), „Terra X“ (2011) – Bild: United Artists, ORF/Hoanzl, NBC/Fernsehjuwelen, ZDF/Uta Rietmann; Fotomontage: Stefan Genrich
Stationen der Weltkarriere von Maximilian Schell: „Das Urteil von Nürnberg“ (1961), „Die Venezianischen Zwillinge“ (1966), „Peter der Große“ (1986), „Terra X“ (2011)

Maximilian Schell ist mit 83 Jahren in einem Klinikum in Innsbruck gestorben. Der Schauspieler hatte die Theaterbühne, die Leinwand und den TV-Bildschirm weltweit erobert – ausgezeichnet mit dem ‚Oscar‘ für seine Darstellung als Verteidiger eines Nazis in „Das Urteil von Nürnberg“. Erst in den letzten Jahren hat der Österreicher und Schweizer seine Beliebtheit in Deutschland gesteigert: In Serie als „Der Fürst und das Mädchen“ und als Erzähler in Dokumentationsreihen wie „Imperium“.

Zuletzt drehte Maximilian Schell Szenen für den „ZDF-Fernsehgarten“ in Kitzbühl, wo er Mitte Januar geschwächt von einer Lungenentzündung zusammenbrach, aber nach einigen Tagen das Krankenhaus wieder verließ. Jetzt teilte seine deutsche Agentin Patricia Baumbauer den Medien mit, dass der renommierte Mime in der Nacht zum Samstag „an der Folge einer plötzlichen und schweren Erkrankung“ verschieden sei und Operettensängerin Iva Mihanovic ihren Ehemann bis zum Tod begleitet habe. Der Spiegel ergänzt eine Stellungnahme der Wiener Agentur des Stars, nach der „langwierige Probleme mit seinem Rücken“ nach „einer für ihn wichtigen Operation“ aufgetreten seien. Der Akteur hinterlässt eine Tochter aus einer früheren Ehe mit der russischen Kollegin Natalja Andreychenko, die er noch vor ihrer gemeinsamen Arbeit an „Peter der Große“ geheiratet hatte.

Vor allem der Klassiker „Das Urteil von Nürnberg“ hat für lange Zeit das Bild von Maximilian Schell geprägt: Der sonst so charmante und engagierte Anwalt Hans Rolfe greift skrupellos vor Gericht ein jüdisches Opfer des Nazi-Terrors an und bringt die Frau zum Weinen. Bedeutende Partner wie Spencer Tracy, Marlene Dietrich und der erst später als Captain vom „Raumschiff Enterprise“ befehlende William Shatner setzten zusammen mit dem Newcomer einen Meilenstein der Filmgeschichte.

Hits wie „Topkapi“, „Die Akte Odessa“ und „Deep Impact“, aber auch anspruchsvolle Low-Budget-Produktionen markieren die weitere Karriere. Als Regisseur der Dokumentation „Marlene“ errichtete er Marlene Dietrich ein Denkmal, ohne überhaupt ihr Gesicht zu zeigen. Behutsam porträtierte er „Meine Schwester Maria“, die in den 1950er Jahren das deutsche Kino geprägt hatte und nach TV-Erfolgen von „Die Mars Chroniken“ bis „Die glückliche Familie“ in Demenz versank und 2005 starb.

Im Fernsehen erhielt Maximilian Schell erstmals eine Hauptrolle 1958 in „Die Bernauerin“ an der Seite von Margot Trooger („Pippi Langstrumpf“) und Hans Clarin („Meister Eder und sein Pumuckl“). In den USA experimentierte er in reißerischen Serien wie „Westinghouse Desilu Playhouse“, während er in Deutschland und Österreich „Hamlet, Prinz von Dänemark“ und „Die Venezianischen Zwillinge“ gab. 1965 entstand die Miniserie „Der seidene Schuh“ mit Johanna von Koczian („Die Landärztin“) an seiner Seite. Zahllose kleine und große TV-Rollen folgten, bevor er 1990 in der vierten Staffel von „Kampf gegen die Mafia“ als Geschäftsmann Amado Guzman mit üblen Methoden auffiel.

Ohnehin war sich Maximilian Schell niemals zu schade für Fernsehunterhaltung, selbst wenn vordergründige Effekte oder heftiger Kitsch um die Gunst der Zuschauer buhlten. Herzerwärmende Existenzen in „Rosamunde Pilcher“ oder „Liebe, Lügen, Leidenschaften“ standen daher neben komplexen Charakteren wie Lenin im TV-Movie „Stalin“ oder Albert Einstein in „Giganten“. Die Popularität des Schauspielers erhielt überraschenden Auftrieb, als „Der Fürst und das Mädchen“ zwischen 2003 und 2007 im ZDF Hof hielten.

Spät nahm die Karriere eine Wendung, als der gleiche Sender ihn 2004 für zwei Episoden von „Sphinx – Geheimnisse der Geschichte“ als Präsentator anheuerte und Maximilian Schell anschließend noch in weiteren Doku-Formaten wie „Imperium“ mit sonorer Stimme Diktatoren verdammte und leicht spöttisch über seltsame vergangene Herrscher lächelte. Als solch eine strenge, aber liebenswerte Respektsperson behält ihn vielleicht ein eher junger Zuschauer in Erinnerung, sogar wenn dieser sonst nichts mit dem Film- und Fernsehkünstler verbinden kann. Eindruck hinterließ der heitere Grandseigneur selbst als Gast in Talkshows, von „The Tonight Show Starring Johnny Carson“ bis hin zu „Markus Lanz“ 2013, denn er genoss durchaus die Selbstdarstellung.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Immer ein Suchender, hat sich Max Schell auf den Weg gemacht,

    noch einmal Marlene Dietrich zu treffen.

    Ob es einen Epilog zur Dokumentation "Marlene" von 1984

    geben wird, werden wir leider nie erfahren.

    Ein einfacher Mensch, Schauspieler, Regisseur und Autor

    hat jetzt unendlich Zeit zum Träumen.
    • am via tvforen.de

      Vielen Dank wunschliste für diese wirklich angemessene Würdigung !

      Nach vielen Artikeln im Aktuellen Forum auf eher schwachem Boulevard Niveau , ist dies ein wirklicher Lichtblick !
    • am via tvforen.de

      nipkow schrieb:
      -------------------------------------------------------

      > Ein einfacher Mensch, Schauspieler, Regisseur und
      > Autor hat jetzt unendlich Zeit zum Träumen.

      Wunderschön gesagt, Nipkow.

      Schade um einen ganz großen Mimen und Regisseur, der die Filmwelt so bereichert hat.
      Ich verneige mich wehmütig. :(

      R.I.P.

      Wicket
  • am via tvforen.de

    Bei ihm lässt sich mit Fug und Recht sagen: Ein ganz Großer der Filmwelt ist gegangen. Danke für viele wunderbare Rollen und für tolle Regiearbeiten (bei letzteren vor allem die Reportage über seine Schwester Maria).
    • am via tvforen.de

      .... was für ein erfülltes Leben und was für eine Ausnahmeerscheinung - als Künstler wie als Familienmensch! Und so voller schaffenskraft bis zum Ende ...

      Danke für diesen wunderbar geschriebenen Nachruf, Stefan
      • am via tvforen.de

        Der große österreichische Schauspieler und Regisseur Maximilian Schell ist im Alter von 83 jahren in Innsbruck verstorben. Offenbar wurde er vor wenigen Stunden an den Folgen einer kurzen schweren Krankheit ins Klinikum eingeliefert, wo er heute Morgen verstarb.
        Maximilian Schell war einer der wenigen deutschsprachigen Schauspieler, die es auch international zu Ruhm und Ehren gebracht hatten. Er war egozentrisch und zog bisweilen sogar eine Art Eremitendasein dem trubel vor. Dem deutschen Publikum dürfte er vor allem auch durch die vor einigen jahren recht erfolgreiche ZDF-Saga "Der Fürst und das Mädchen" nachhaltig im gedächtnis geblieben sein, seine letzte große Hauptrolle. Im ZDF war er außerdem als Präsentator für mystisch-historische Dokumentationen präsent und auch ein sehr gerne gesehener Gast in Talk Shows.
        Erst vor wenigen Wochen hatte Maximilian Schell seine um viele Jahre jüngere Lebensgefährtin geheiratet. Nun ist Maximilian Schell wieder mit seiner geliebten Schwester Maria vereint...

        Der Lonewolf Pete
        • am via tvforen.de

          Gerde kam in den Nachrichten das Maximilian Schell im Alter von 83 Jahren verstorben ist.

          Das tut mir sehr leid, ich habe Ihn immer sehr gerne gesehen und mochte seine Stimme in der Dokoserie von Terra X.

          R.I.P.
        • am via tvforen.de

          Der Oscar-Preisträger Maximilian Schell ist gestern im Alter von 83 jahren verstorben. Ein grandioser und sehr sympathischer Schauspieler!!!! R.I.P.
        • am via tvforen.de

          Ich habe erst vor wenigen Wochen in einer Talkshow gesehen , das er nun gestorben ist , kommt doch überraschend .

          Ich dachte das alles OK sei, nachdem er wegen einer Lungenentzündung im Krankenhaus war und dort wieder entlassen wurde....

          Ich werde Ihn sehr vermissen , vor allem in der Terra X Reihe "Imperien" war er in den letzten Jahren präsent und hat in seiner unvergleichlichen Art durch die Reihe geführt .

          Seine vielen Filme werden ebenfalls bleiben , wie etwa "Das Urteil von Nürnberg" "Topkapi" "Krakatau" oder "Justiz" und natürlich seine bewegenden Dokufilme über und mit Marlene Dietrich und seine Schwester Maria.......


          Gruß

          Sir Hilary
        • am via tvforen.de

          Und ich würde mich freuen, würde mal wieder "Morgen in Alabama" gezeigt.
        • am via tvforen.de

          Da er bis zuletzt öffentlich in Erscheinung getreten ist, geht mir sein Tod besonders nahe.
          Er hatte bis zum Schluss ein erfülltes Leben, dass er noch aktiv mitgestalten konnte.

          Das mag ein leiser Trost sein.

          Maximilian Schell - in jeder Hinsicht ein wirklicher Weltstar!
        • am via tvforen.de

          Um 23.10 Uhr kommt ein 15 Minuten Nachruf auf ARD. Großartiger Schauspieler und wirklich sehr schade.

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