Aus für „Seriös“ mit Sarah Kuttner: One beendet sein Serienquartett

Monatlicher Serientalk hat „nicht die erhoffte Resonanz gefunden“

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 14.01.2021, 20:59 Uhr

Robert Hofmann, Hanna Huge, Sarah Kuttner und Emily Thomey (v. l. n. r.) – Bild: WDR/Junala
Robert Hofmann, Hanna Huge, Sarah Kuttner und Emily Thomey (v. l. n. r.)

Im Herbst 2019 hat One im Zuge des anhaltenden Serienbooms unter dem Titel „Seriös – Das Serienquartett“ eine neue Eigenproduktion an den Start gebracht. In Anlehnung an „Das Literarische Quartett“ trafen sich einmal pro Monat vier Gesprächspartner und ausgewiesene Serienfans, um über Neuerscheinungen und persönliche Empfehlungen zu sprechen. Nachdem der ARD-Spartenkanal nach einem halben Jahr die komplette Besetzung austauschte, folgt nun das vollständige Aus.

Auf Anfrage von fernsehserien.de teilte eine Sprecherin des WDR mit:

Das Format SERIöS wird vorerst nicht fortgesetzt. Das Kritiker-Quartett hat leider nicht die erhoffte Resonanz beim ONE-Publikum gefunden und auch in der Mediathek nicht genug Aufmerksamkeit bekommen. Der Bedarf nach Serien-Rezeption ist zwar unbestritten hoch, der Wunsch nach differenzierter Kritik über diese scheint aber leider nicht entsprechend groß zu sein.

Vier Diskutanten aus unterschiedlichen Bereichen trafen sich bei „Seriös“ zum ernsthaften Talk über Serien. Sie stellten ihre aktuellen Serienfavoriten vor, hielten sich aber auch nicht mit negativer Kritik zurück – gerne emotional und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Die ursprüngliche Besetzung bestand aus Drehbuchautorin Annette Hess („Weissensee“, „Ku’damm 56“), Produzent und Drehbuchautor Ralf Husmann („Stromberg“, „Merz gegen Merz“), Comedian Kurt Krömer sowie Moderatorin Annie Hoffmann („Ponyhof“).

Nach den ersten acht Folgen tauschte der Sender plötzlich die gesamte Besetzung aus, ohne dafür einen triftigen Grund zu nennen. Fortan trafen sich Moderatorin Sarah Kuttner, Podcasterin Emily Thomey, YouTube-Filmkritiker Robert Hofmann und Serienjunkies.de-Ko-Gründerin Hanna Huge zum monatlichen Serien-Talk. Insgesamt sechs Mal war das Format in dieser Besetzung zu sehen – doch weiterhin blieb der Erfolg aus. Was schade ist, denn das Konzept hat uns durchaus gefallen (zur ausführlichen Kritik).

One versteht sich vorwiegend als Serien-Sender und zeigt eine durchaus ansprechende Mischung aus internationalen Produktionen wie etwa „Doctor Who“, „Mary Higgins Clark – Mysteriöse Verbrechen“ und demnächst „Seinfeld“ (fernsehserien.de berichtete). Da war die Idee eines Talkformats über Serien eigentlich recht naheliegend. Zumal es durchaus Bedarf gibt, Serien nicht nur zu gucken, sondern auch darüber zu diskutieren, wie diverse Podcasts zeigen, in denen genau das gemacht wird. Im Fernsehen hat das angewandte Konzept jedoch ganz offensichtlich nicht funktioniert. Für Sarah Kuttner handelt es sich nach dem Aus ihres „extra 3“-Sendungsablegers bereits um die zweite Absetzung innerhalb kurzer Zeit (fernsehserien.de berichtete).

Als verbliebene Eigenproduktion hat One nun lediglich noch die auf 30 Minuten gestutzte Sendung „Bauerfeind – Die Show zur Frau“ im Programm. Im letzten Jahr liefen außerdem drei Ausgaben von „The True Night Show“ mit Maxi Gstettenbauer. Ob und wann diese neue Late-Night-Show fortgesetzt wird, ist unklar.

Es sind zumeist die kleinen Nischenproduktionen am Programmrand, die als erstes dran glauben müssen, vor allem wenn neben enttäuschenden Quoten auch das nötige Kleingeld fehlt – etwa durch die ausbleibende Rundfunkbeitragserhöhung. So trennte sich der rbb ohne viel Aufhebens Ende 2020 von seinem „Talk aus Berlin“ und der MDR nach 14 Jahren von seinem Filmmagazin „MDR Kultur“. Das NDR-Magazin „Zapp“ wird größtenteils ins Internet ausgelagert (fernsehserien.de berichtete).

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1969) am

    Ja, ich finds auch schade, dass die Sendung wieder eingestellt worden ist...
    Ich hatte mir einige gute Tipps dort geholt...
    • am via tvforen.de

      Wenn ich es nicht durch Zufall entdeckt hätte...
      Ob das Format gut war oder nicht, es war schlicht die falsche Platzierung.
      Ich hab vorher noch nicht mal was vom Sender One gehört gehabt.
      Irgendwo auf Youtube oder bei nem Streamer hätte es was werden können.
      • am via tvforen.de

        Michall schrieb:
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        > Ich hab vorher noch nicht mal was vom Sender One
        > gehört gehabt.

        Naja, hier im Forum ist der schon das ein oder andere Mal erwähnt worden und in der ARD auf prominenten Sendeplätzen sieht man auch Trailer dafür. Den zu kennen ist für Fernsehinteressierte also jetzt nicht so unwahrscheinlich.

        > Irgendwo auf Youtube oder bei nem Streamer hätte
        > es was werden können.

        Glaube ich nicht, so ein Format geht nur bei einem öffentlich-rechtlichen Anbieter. Warum sollte ein Streamingdienst eine Show machen, in der 'Werbung' für Serien anderer Anbieter gemacht wird? Ich befürchte, da wären nur die jeweils eigenen Produktionen hochgepusht worden, man hätte aber nicht den breiten und kritischen Überblick bekommen, wie es bei "Seriös" der Fall war. Daher war das schon richtig so.

        Allerdings stimmt es schon: die Sendung war dank des unregelmässigen Ausstrahlungsmodus und ohne festen Sendeplatz schwer jedes Mal zu verfolgen.
    • am

      Ich finde es sehr schade, dass die Sendung eingestellt wird. Ich habe die Folgen mit der "Erstbesetzung" unwahrscheinlich genossen. Die Folgetalker sind mir zum Teil etwas zu abgehoben, kommen teilweise recht arrogant rüber.
      Aber nichtsdestotrotz war "Seriös" eine große Bereicherung für Serienfans.
      Schade, schade, schade.....
      • am

        Ich hatte in die "erste Besetzung" einmal kurz reingesehen. Leider waren mir alle Teilnehmer (die weder namentlich noch dem Gesicht nach kannte) unsympathisch und es hat auch nicht viel Sinn wenn man zuhört, wie über eine Serie gesprochen wird, die man selbst nicht kennt bzw. nicht gesehen hat. Dass diese Besetzung gar nicht mehr vorhanden war, sondern komplett getauscht wurde, ist mir entgangen. Allerdings finde ich, dass Sarah Kuttner die unlustigste Frau im deutschsprachigen Fernsehen ist, obwohl es dafür mehrere Kandidatinnen (und auch Kandidaten!)gibt, führt sie für mich mit großem Vorsprung. D.h. die Frau ist für mich von Vornherein ein Grund eine Sendung nicht anzusehen. Dazu kommt noch die Frage nach der grundsätzlichen Sinnhaftigkeit einer solchen "Gesprächsrunde" und ich komme gut ohne aus.
        • am via tvforen.de

          Schade, war eine kurzweilige und informative Sendung, die wirklich Hilfestellung im Seriendschungel gegeben hat - zumindest seit die Besetzung ausgetauscht wurde.

          Man kann nur mutmaßen, wieso der Austausch "ohne Nennung triftiger Gründe" erfolgt ist, aber ich hatte als Zuschauer den Eindruck, dass da am Ende schon viel Hass zwischen den Teilnehmenden zu spüren war. Krömer hat wohl zum Teil mit Absicht schlechte Serien vorgeschlagen, die die anderen dann gucken mussten und es wirkte so, als ob einige der Teilnehmenden ihre Aufgabe hauptsächlich darin sahen, die Empfehlungen der anderen schlechtzureden und bewusst ein Haar in der Suppe zu suchen. Vor allem Annette Hess war eine glatte Fehlbesetzung und hat sich teilweise unerträglich benommen: überheblich, arrogant, nervig.

          Die zweite Besetzung wirkte insgesamt charmanter und hat für mich besser als Team funktioniert - auch wenn ich nicht jede Meinung teilen konnte. Sicher war die Produktion dieser monatlichen (!) Talkshow aber kein so grosser Kostenfaktor, dass man sie nicht auch bei schrumpfenden Gesamtbudgets hätte weiterproduzieren können.
          • am via tvforen.de

            Ich finde es schade, dass die Sendung abgesetzt.

            Auch die Ur-Besetzung fand ich gelungen. Ja, Frau Hess, hat polarisiert, aber ich mochte trotzdem was sie gesagt hat. Und man muss ja nicht zwingend einer Meinung sein. Aber sie hat Leben in die Bude gebracht. Kurt Krömer und Annie Hoffmann mochte ich ohnehin. Die könnten mir auch werweißwas andrehen ;-)

            Die Neubesetzung fand ich auch gut. Sarah Kuttner muss man sicherlich mögen, aber sie hat ihren Job gut gemacht. Und letztlich wird die Sendung von allen vier Protagonisten getragen.

            Als "Gegenbeispiel" fand ich das Konzept zu den Filmgorillas für mich nicht ansprechend. Ich kenne nur die lineare Fassung bei ZDF / ZDF Kultur. Dem Vlog bin ich bisher noch nicht gefolgt.
            Die ausgestrahlten Sendung waren mir zu kurz, ab und an gabs mal eine Langfolge. Aber ich bin nicht hinter das Ausstrahlungsskonzept gekommen, wann wie was kommt. Steven Gätjen und das Team haben das auch gut gemacht. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, hätte ich definitiv "Seriös" bevorzugt.
          • am via tvforen.de

            Dem Post von Helmprobst möchte ich mich anschließen. Das Format wird mir ein wenig fehlen. z.B. die Serie "Years and Years", die gestern auf zdfneo lief, habe ich auf Basis der Besprechung von "seriös" mit großer Vorfreude erwartet.
          • am via tvforen.de

            GerneGucker schrieb:
            -------------------------------------------------------
            > Dem Post von Helmprobst möchte ich mich
            > anschließen. Das Format wird mir ein wenig
            > fehlen. z.B. die Serie "Years and Years", die
            > gestern auf zdfneo lief, habe ich auf Basis der
            > Besprechung von "seriös" mit großer Vorfreude
            > erwartet.

            Ab und zu habe ich in das Format ringeschaut, war aber meist gelangweilt weil die Sendung für jemanden wie mich, der nur das "normale" TV hat und keine Streaming-Portale nutzt, nur am Rande interessant war.

            "Years and Years" habe ich gestern gesehen - es war erschreckend, ich wollte mehrmals wegschalten, weil es so verstörend war, bin aber doch drangeblieben! Eigentlich war es der blanke Horror, mehr als ES oder "Poltergeist" es je waren. Nur das Ende passte nicht, war für mich nicht nachzuvollziehen und etwas enttäuschend. Aber schmälert das Gesamterlebnis nur ein klein wenig.
          • am via tvforen.de

            Sveta schrieb:
            -------------------------------------------------------

            > Ab und zu habe ich in das Format ringeschaut, war
            > aber meist gelangweilt weil die Sendung für
            > jemanden wie mich, der nur das "normale" TV hat
            > und keine Streaming-Portale nutzt, nur am Rande
            > interessant war.

            Da sitzen wir im selben Boot. Aber auch gerade deshalb fand ich "seriös" ganz gut, weil die Besprechung oft zeigte, daß man auf viele dieser Streaming-Serien im Grunde leicht verzichten kann. Und wenn etwas richtig gut ist, sickert es womöglich doch irgendwann ins normale TV, so geschehen z.B. mit "Bojack Horseman" oder "Anne with an E." (Auch wenn diese Serien dort nun gerade nicht besprochen wurden, soweit ich mich erinnere; waren wohl schon zu alt, als das Format anlief.)
        • am

          "der Wunsch nach differenzierter Kritik über diese scheint aber leider nicht entsprechend groß zu sein"

          Was ist denn bitte das für ein arroganter Mist? Warum schreiben sie nicht gleich: "Unsere Zuschauer waren zu dumm für unsere intellektuell anspruchsvolle Gesprächsrunde."

          Könnte es vielleicht eher damit zusammenhängen, dass

          a.) "Die Zielgruppe" sich einfach keine öffentlich-rechtlichen Sender ansieht (Ist für die Kids ja uncooles Seniorenfernsehen)

          b.) Das auch das erste Mal ist, dass ich überhaupt von dieser Sendung höre, sie also eventuell nicht richtig beworben wurde

          c.) Der Markt einfach übersättigt ist! Gefühlte 75% aller YouTube Videos und Podcasts sind Diskussionsrunden über Fernsehserien. Ist ja klar, dass dieser Sendung nicht die virtuelle Quotentür eingerannt wird

          Aber hey, stimmt ja, das Publikum ist Schuld, weil es sich keine differenzierte Kritik wünscht.

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