2018/2019, Folge 1–20
Folge 1 (2018/2019)
Folge 1Der ganz alltägliche Rassismus: die „Kulturjournal“-Umfrage zu #MeTwo
Ich zwölf Jahre alt. Typ liest meinen Nachnamen. Reaktion: Solche Leute wie dich hat mein Opa früher erschossen: Solche Tweets liest man gerade unter dem Hashtag #MeTwo auf Twitter. Dieser wurde nach der Özil-Debatte von dem deutsch-türkischen Sozialaktivisten Ali Can ins Leben gerufen. Seitdem versammeln sich hier zahllose Erfahrungsberichte von Menschen mit Migrationsgeschichte, die in Deutschland Rassismus erlebt haben. „Kulturjournal“-Reporter Dirk Böge fragt in Norddeutschland nach: In welcher Form begegnet den Menschen hier Alltagsrassismus, was halten sie von der aktuellen Debatte, wie können wir das Zusammenleben verbessern?
Mehr Konflikte durch Integration? Überraschende Thesen zur aktuellen Debatte
Deutschland hat ein Integrationsproblem, sagen die einen, werfen Migranten vor, dass sie sich nicht einpassen in die Gesellschaft. Deutschland hat ein Rassismusproblem, sagen Menschen mit Migrationshintergrund in der Debatte #MeTwo. In diese Situation hinein kommt der Soziologe und Politikwissenschaftler Aladin El-Mafaalani mit einer überraschenden These: In seinem neuen Buch „Das Integrationsparadox“ (Kiepenheuer & Witsch) schreibt er, dass es gerade die gelungene Integration in Deutschland sei, die zu mehr Konflikten führe. Er meint sogar, dass die rechten Tendenzen das Resultat einer an sich offenen Gesellschaft seien. Aber je mehr Migranten und auch andere Minderheiten an ihr teilhaben, desto mehr Gegenbewegungen entstehen. Eine neue Sicht, aber auch eine überzeugende? Das „Kulturjournal“ spricht mit Aladin El-Mafaalani über das „Integrationsparadox“ und über die Diskussion um #MeTwo.
Geniale Geschichten über Leidenschaft: das neue Buch von Frank Schulz
Er ist ein wunderbarer Stilist, ein Sprachvirtuose mit schrägem Humor, der einen genauen Blick für die Macken der Menschen hat: Frank Schulz aus dem kleinen Ort Hagen bei Stade, der lange in Hamburg lebte und nun wieder in Niedersachsen wohnt. Zwei große Romantrilogien hat er veröffentlicht: die „Hagener Trilogie“ und die Bücher über den eher glücklosen Privatdetektiv Onno Viets. In seinem neuen Buch „Anmut und Feigheit“ (Galiani Berlin) veröffentlicht er nun Geschichten und Anekdoten, in denen es im näheren oder auch weiterem Sinne um Leidenschaften geht: Da gibt es Autofanatiker und Männer, die heimlich Frauen beobachten.
Eine wohlhabende Frau mit Insektenphobie, die sich nicht sicher ist, ob sie nicht versehentlich ihren Mann umgebracht hat, oder alte Urlaubsbekanntschaften, die zur Plage werden. Es gibt viel Autobiografisches, zum Beispiel über das Altern oder über den Wandel seines Heimatdorfs. Die zentrale Geschichte ist zugleich die persönlichste: Schulz schreibt über den Tod seiner Mutter in einem Krankenhaus. Ein wütender Text und zugleich zärtliche Liebeserklärung. „Anmut und Feigheit“ ist das „NDR Buch des Monats“.
Denkmal für einen Kultmusiker: der neue Film „Gundermann“ von Andreas Dresen
Er galt als der „Dylan des Tagebaus“, war ein Baggerfahrer, der Lieder schrieb: Gerhard „Gundi“ Gundermann. Er war Genosse und Rebell, ein Spitzel, der selbst bespitzelt wurde. Seine Tätigkeit für die Stasi hat er später bereut, jedoch nie wirklich seine Schuld eingestanden. Er war ein Idealist, der von einer besseren Welt träumte. In der Nachwendezeit hatte er so richtig Erfolg und besang ein verschwindendes Land, die DDR. Im Westen Deutschlands war Gundermann wenig bekannt. Jetzt hat Andreas Dresen einen Film über Gundermann gedreht (Filmstart 23. August). Er ist bekennender Fan von „Gundi“. Aufgewachsen in Schwerin ist Andreas Dresen mit den Liedern mehr als vertraut: Zum Filmstart tourt Dresen & Band auch durch Norddeutschland (Rostock 25. August, Hamburg, 26. August).
Ein Museum für gegenstandsfreie Kunst: Otterndorf in Niedersachsen
Große Kunst kann man auch an kleinen Orten finden, in feinen spezialisierten Museen und Galerien, die oft mit viel Engagement organisiert und getragen werden. Regionale Museen, die es in sich haben. Das „Kulturjournal“ stellt im August vier dieser Kunstorte vor. Das Motto: Da muss man hin – Kunst entdecken! Gleich zu Beginn geht es um das Museum gegenstandsfreier Kunst in Otterndorf. Der Name ist Programm, es zeigt ausschließlich Werke zeitgenössischer Künstler, die völlig frei von konkreten Motiven sind. „Es ist eben eine Kunst, die sich nicht mit dem Abbild beschäftigt: nicht figurativ, nicht abstrakt“, so Direktorin Ulrike Schick.
„Man sieht hier Arbeiten, die sich mit Perspektive, Farbe, Malerei beschäftigen.“ Was Anfang der 1970er-Jahre als private Galerie in den Praxisräumen eines Arztes begann, ist inzwischen ein Museum mit eigener Sammlung, finanziell unterstützt vom Landkreis. Es gibt vier Ausstellungen im Jahr und eine eigene Sammlung mit über 500 Exponaten. Im September wird eine Künstlerin das Museum auch von außen zum Kunstwerk machen.
Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 13.08.2018 NDR Folge 2 (2018/2019)
Folge 2Zu 1.) Ab 4. September heißt es „Aufstehen“ in Deutschland. Dann startet die von Sahra Wagenknecht initiierte linke Sammlungsbewegung. Welche Ziele und Forderungen die Bewegung hat – das ist noch unklar. Bislang gibt es nur eine Homepage mit Videos von Bürgern, die Kinderarmut, Rentnerarmut und zu hohe Mieten beklagen. Wofür würden aber die Menschen in Deutschland aufstehen? Oder bleiben sie lieber sitzen? Und ist Sahra Wagenknecht die Richtige an der Spitze? Unsere Kulturjournal-Reporterin Nadia Kailouli fragt nach und probt das Aufstehen. Für was würden sich die Menschen in Norddeutschland erheben?
Zu 2.) Schnell noch ein Interview, dann ab ins Auto. Auf der Fahrt zum nächsten Termin ein paar Telefonate oder das Manuskript der geplanten Rede durchsehen. Und dann: Lächeln für die Fotografen und ran ans Rednerpult. Das Leben der Spitzenpolitiker kann ganz schön stressig sein, beweist der Dokumentarfilm „Following Habeck“. Der Kieler Regisseur Malte Blockhaus hat den Politiker Robert Habeck von 2015 bis 2017 immer wieder mit der Kamera begleitet. Er zeigt, wie sich der schleswig-holsteinische Landwirtschafts- und Umweltminister als Spitzenkandidat der Grünen für die Bundestagswahl bewirbt, auf Wahlkampftour geht, bis hin zur Urwahl im Januar 2017, bei der Habeck knapp Cem Özdemir unterliegt.
Ein sehenswerter und aufschlussreicher Film über Mechanismen des Politbetriebs, Privates bleibt bewusst am Rande. „Following Habeck“ kommt am 30 August ins Kino, ein Tag bevor Habeck als Minister aus dem Kabinett in Schleswig-Holstein ausscheidet, um sich ganz der Bundespolitik in Berlin zu widmen.
Zu 3.) Hans Albers und Olivia Jones, Touristen und Prostituierte, Reeperbahn und Große Freiheit. St. Pauli ist der berühmteste Stadtteil Deutschlands. Und dann waren da noch die Beatles, die den „Star Club“ weltberühmt machten, als sie längst schon nicht mehr dort spielten. St. Pauli steht für Entertainment, Sex und Vielfalt, ist schon seit Jahrhunderten ein Ort für Unangepasste und Verfemte. Inzwischen beklagen Anwohner Gentrifizierung und Massentourismus. Jetzt will eine Initiative das Hamburger Viertel zum „immateriellen Unesco-Kulturerbe“ machen, damit wäre es auf einer Liste mit der Kunst des neapolitanischen Pizzabackens oder der Peking-Oper. Ist das eine Schnapsidee? Oder eine sinnvolle Maßnahme, um St. Pauli seine Originalität zu bewahren? Bevor die Bewerbung überhaupt fertig ist, wird bereits gestritten.
Zu 4.) Internationale Künstler ausstellen und Kunst vermitteln – das gehört in der „Städtischen Galerie Nordhorn“ untrennbar zusammen: Im Gewölbe einer ehemaligen Weberei wurde der Ausstellungsraum mit vier Ausstellungen pro Jahr eingerichtet. Gleichzeitig ist die Galerie eine Kunstschule: Kinder können sich von der ausgestellten Kunst inspirieren lassen und dann unter Anleitung einer Kunstpädagogin selbst arbeiten. „Das ist ganz wichtig, dass wir eine Einheit bilden aus der Kunstvermittlung und der Ausstellungstätigkeit.“, so Leiter Thomas Niemeyer. Auch außerhalb des Hauses gibt es Werke zu entdecken, auf „Kunstwegen“: Ein offenes Museum mit Skulpturen entlang des Vechtetalradweges, 130 Kilometer lang, bis in die Niederlande. Galerie, Kunstschule und Skulpturen-Weg – eine besondere Kombination.
Zu 5.) Was für eine Doppelbegabung: Leonard Bernstein war einer der besten Dirigenten seiner Zeit, hat maßgeblich die Wiederentdeckung der Musik Gustav Mahlers vorangetrieben. Und gleichzeitig komponierte er mit „West Side Story“ eines der beliebtesten Musicals der Welt. Mit Hits wie „Maria“, „Tonight“ und „America“. Die Verfilmung wurde mit zehn Oscars ausgezeichnet. Eine ganz besondere Beziehung hat Bernstein, von Fans „Lenny“ genannt, zu Norddeutschland: Er war an Konzeption und Planung des Schleswig-Holstein Musik Festivals beteiligt, dirigierte von Flensburg bis Lübeck Konzerte und gründete 1987 die internationale Orchesterakademie des Festivals in Salzau.
Das Publikum liebte den Dirigenten, und der sagte: „I fell in love with Schleswig-Holstein“. Zu Bernsteins 100. Geburtstag am 25. August gibt es jetzt in Rendsburg-Büdelsdorf die Konzerte „Big Bernstein“ (18. und 19. August), u.a. mit Cameron Carpenter, Sabine Meyer, Martin Grubinger und natürlich dem Schleswig-Holstein Festival Orchestra, das es ohne Bernstein nicht gegeben hätte.
Zu 6.) Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat uns besonders aufgeregt? Was hat uns amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft – Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. Viel Spaß! (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 20.08.2018 NDR Folge 3 (2018/2019)
Folge 3Unterrichten kann jeder?! Die „Kulturjournal“-Aktion zum Lehrermangel in Norddeutschland
Das neue Schuljahr startet mit einem dramatischen Lehrermangel. Verbände und Gewerkschaften rufen den „Bildungsnotstand“ aus. Bundesweit fehlen geschätzt 40.000 LehrerInnen: 10.000 Stellen sind unbesetzt, 30.000 werden nur notdürftig besetzt, zum Beispiel durch Quereinsteiger. Besonders kritisch ist die Situation an Grund- und Förderschulen. Der Grund: Viele Lehrer gehen momentan in den Ruhestand, gleichzeitig steigen die Schülerzahlen und der Ausbau der Ganztagsschule erfordert mehr Lehrer. „Wir haben nicht vorausschauend geplant“, räumt der Chef der Kultusministerkonferenz ein. Jetzt überbieten sich die Bundesländer in Aktionismus, um mit Gewalt die Lücken in der Statistik zu schließen: Pensionäre werden zurückgeholt, Quereinsteiger eingestellt, Gehälter angehoben, Verbeamtung versprochen, Studenten ohne Abschluss eingestellt. Auch „Kulturjournal“-On-Reporterin Anne Adams leistet ihren Beitrag und versucht, neue LehrerInnen zu rekrutieren.
Der Guru der Selbstoptimierung: ein Dokumentarfilm über Motivationstrainer Jürgen Höller
Mit großen Gesten und großen Worten begeistert er seine Fans wie ein Guru, aber er verspricht ihnen keine Erlösung, kein Seelenheil. Bei ihm geht es um weltliche Dinge, in erster Linie ganz profan um Erfolg und Geld. Jürgen Höller ist der bekannteste Motivationstrainer in Deutschland. Bekannt wurde er in den 1990er-Jahren. Dann kam heraus, dass er Steuern hinterzogen hatte, er musste ins Gefängnis. Jetzt füllt er wieder ganze Stadien, verkauft Seminare an Tausende Menschen, beschäftigt mit seiner Firma 70 Mitarbeiter. Für den NDR Dokumentarfilm „Der Motivationstrainer“ haben die Regisseure Julian Amershi und Marten Rieck den schillernden Trainer und Unternehmer mit der Kamera begleitet, bei seiner Seminar-Tournee durch ausverkaufte Hallen, in seiner Firma oder beim morgendlichen Mantra: „Es geht mir von Tag zu Tag und in jeder Hinsicht immer besser und besser und besser.“ Entstanden ist ein faszinierendes Porträt und ein überraschender Blick in die Welt der Selbstoptimierung.
Die „FAZ“ schrieb: „Einer der interessantesten aktuellen Filme über dieses Land“. Das Erste zeigt „Der Motivationstrainer“ am 4. September um 23 Uhr.
Knall! Bumm! Peng! Die explosive Kunst des Roman Signer in Hannover
Er schießt mit einem Gewehr in leere Ölfässer, präpariert Fahrräder mit Sprühdosen, lässt Eimer fliegen, Spazierstöcke an Gasballons tanzen oder einen automatischen Rasenmäher seine Runden drehen, der manchmal eine Glocke trifft, die im Raum hängt. Der renommierte 80-jährige Schweizer Bildhauer Roman Signer ist für seine Aktionen mit explosiven Stoffen bekannt. Und für seinen Humor. Mit einem unglaublichen Spieltrieb sprengt er das klassische Konzept von Skulpturen. In der Videoarbeit „Dachlawine“ (2017) sind mit Wasser beladene Industriefässer zu sehen, die sich nach einer simultanen Sprengung von ihrer Verankerung lösen und ein Satteldach herunterrollen. Unten auftreffend platzen sie in einem großen Spektakel. Die Kestner Gesellschaft in Hannover zeigt bis zum 4. November 13 Skulpturen und Installationen sowie fünf Filme.
Das Erwachen der Sexualität: Bodo Kirchhoffs Roman „Dämmer und Aufruhr“ über seine Jugend
Ein Mann blickt zurück auf seine Kindheit: auf die ersten Lebensjahre nach dem Zweiten Weltkrieg in Hamburg, auf das Idyll mit Mutter und Großmutter, auf harte Jahre in einem Internat am Bodensee, auf die Zeit, als er von einem Kantor sexuell missbraucht wurde. Bodo Kirchhoff ist dieser Mann, einer der besten deutschen Schriftsteller. In seinem aktuellen Roman „Dämmer und Aufruhr“ (Frankfurter Verlagsanstalt) schreibt er eindringlich über Kindheit- und Jugendjahre, über das Erwachen seines Begehrens, über verbotene sexuelle Erfahrungen bis hin zu den ersten Versuchen als Schriftsteller. Auf einer zweiten Ebene erzählt Kirchhoff von den letzten Lebensjahren seiner Mutter, wie er sie pflegt, ein letztes Gespräch mit ihr sucht. „Dämmer und Aufruhr“ ist das bislang persönlichste Buch von Bodo Kirchhoff, ein großer Roman.
Ein Künstlerhaus im Schloss: Plüschow in Mecklenburg-Vorpommern
Große Kunst kann man auch an kleinen Orten finden, in feinen spezialisierten Museen und Galerien, die oft mit viel Engagement organisiert und getragen werden. Regionale Museen, die es in sich haben. So wie das Künstlerhaus Schloss Plüschow. Moderne Kunstwerke in barocker Architektur, das ist das Besondere an diesem Kunstort, an dem überwiegend zeitgenössische Kunst zu sehen ist. Das Schloss wurde nach der Wiedervereinigung von einem Förderverein zum Künstlerhaus umgewandelt. Inzwischen lädt der Verein, gefördert aus Landesmitteln, regelmäßig Künstler aus der ganzen Welt ein, im Schloss zu wohnen und zu arbeiten: Jährlich werden fünf Stipendien ausgeschrieben. Außerdem zeigt eine ständige Ausstellung die Geschichte des Schlosses seit dem 17. Jahrhundert. Das „Kulturjournal“ rät: Da muss man hin, die Kunst entdecken!
Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 27.08.2018 NDR Folge 4 (2018/2019)
Folge 4Was sind wir bereit für die Gesellschaft zu tun? Das „Kulturjournal“ auf der Suche nach freiwilligen Helfern
Freiwillige vor! Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Franziska Giffey (SPD) plant, dass jeder, der sich in Deutschland engagieren will, dazu die Möglichkeit bekommt. Denn: Es knirscht gewaltig in vielen gesellschaftlichen Institutionen der Republik. Sportvereine, Feuerwehr und Kinderbetreuung, Flüchtlingshilfe und Altenpflege, alle würden von Freiwilligendiensten profitieren. Die Bundesministerin will ihr Konzept im Herbst vorlegen. Für das „Kulturjournal“ prüft Anne Adams schon jetzt, wie es um die Freiwilligkeit der Norddeutschen bestellt ist. Sie macht sich auf die Suche nach ungenutztem freiwilligem Leistungspotenzial.
Ein Star-Schauspieler als Schriftsteller: Julia Westlake trifft Burghart Klaußner
Als Schauspieler hat Burghart Klaußner große Rollen in historischen Filmen gespielt, im Oscar nominierten „Das weiße Band“ etwa oder in „Der Staat gegen Fritz Bauer“ (Bayerischer Filmpreis in Gold). Jetzt hat er seinen ersten eigenen Roman geschrieben. Auch eine historische Geschichte: „Vor dem Anfang“ spielt in den letzten Kriegstagen des Jahres 1945. Die beiden Hauptfiguren, zwei Soldaten, bekommen einen speziellen Auftrag und begeben sich auf Erlebnisreise durch das kaputte Berlin. Die Kapitulation steht unmittelbar bevor, die Stalin-Orgeln heulen. Und trotzdem gibt es immer noch einen Anflug von Normalität in der umkämpften und zerstörten Stadt. Der Roman „Vor dem Anfang“ (Kiepenheuer & Witsch) erscheint am 7. September, zeitgleich das Hörbuch (Argon), das Klaußner selbst gelesen hat. Im Gespräch mit Julia Westlake verrät Klaußner, was ihn zum Schreiben gebracht und warum er diesen historischen Stoff gewählt hat.
Humanitäre Pflicht statt Verbrechen: Hamburger Demonstration für Seenotrettung
In Zeiten von Abschottungspolitik, ausgesetzter Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer und der Kriminalisierung von Lebensrettern setzen viele ein Zeichen für mehr Menschlichkeit. So gibt es am 2. September eine große Demo unter dem Motto „Seebrücke Hamburg“. Ein breites Bündnis aus Zivilgesellschaft, Kirchen und antirassistischer Bewegung will die Freie und Hansestadt Hamburg zum sicheren Hafen erklären, in dem Gerettete und Geflüchtete Aufnahme finden und in Sicherheit leben können. Künstler unterstützen die Aktion von SOS MEDITERRANEE für mehr Menschlichkeit. Das „Kulturjournal“ spricht mit Teilnehmern der Demonstration und mit der Linguistin Elisabeth Wehling über den Zusammenhang von Sprache und Empathie beim Thema Migration.
Wertvolles Kulturdenkmal: der Kunsttempel in Jesteburg
Welch eine Ehre: Der Kunsttempel in der Kunststätte Bossard in Jesteburg ist offiziell ein „national wertvolles Kulturdenkmal“ der Bundesrepublik Deutschland. Davon gibt es in Norddeutschland noch ein paar andere, wie etwa die Turmruine Harbke oder das Schloss Broock in Alt Tellin. Für alle gibt es Geld von der Kulturstaatsministerin der Regierung, zur „Substanzerhaltung“ und „Restaurierung“. Diese Unterstützung ist oft dringend notwendig, denn ein Denkmal zu pflegen und auch als Denkmal zu erhalten, ist kostspielig und aufwendig. Das „Kulturjournal“ ist, rechtzeitig zum „Tag des offenen Denkmals“ am 9. September, in Jesteburg, um sich den Wert einer solchen Auszeichnung erklären zu lassen.
Kunst in der freien Natur: der Skulpturenpark Nortorf in Schleswig-Holstein
Kunst für alle, ohne Eintritt und jederzeit zugänglich: Der Skulpturenpark in Nortorf zeigt Werke von Künstlerinnen und Künstlern aus Schleswig-Holstein. 1987 wurden die ersten elf Skulpturen im schon vorhandenen Park aufgestellt, in freier Natur, auf Initiative eines Politikers. Inzwischen sind es über 20 Arbeiten, die von den Künstlern selbst ausgewählt und als Dauerleihgaben zur Verfügung gestellt wurden. Die Stadt will die hier gezeigten Künstler jetzt auch überregional bekannt machen, mit einer „Kunst-Landkarte“. Auf der werden dann die Standorte ihrer Werke in ganz Schleswig-Holstein auf einer Internetseite verzeichnet sein. Lauter Regionale Kunst, die es in sich hat und die das „Kulturjournal“ in einer eigenen Reihe vorstellt: Da muss man hin, Kunst entdecken!
Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 03.09.2018 NDR Folge 5 (2018/2019)
Folge 5„Gutmensch“ trifft auf „Wutbürger“: die „Kulturjournal“-Aktion „Make Germany nett again“
„Make Germany nett again“: Das ist das Motto einer neuen Reihe von Beiträgen im „Kulturjournal“. Vom 10. September an wird das Kulturmagazin vier Wochen lang Menschen zusammenbringen, die sonst nur wenig miteinander reden und sehr gegensätzliche Meinungen vertreten. Denn der Ton ist rauer geworden: Im Netz kursiert mehr Hass denn je, viele Menschen fühlen sich von der Politik nicht mehr gehört, der Populismus boomt. In der ersten Folge treffen ein so genannter „Gutmensch“ und ein „Wutbürger“ aufeinander: Sieghard Wilm, Pastor der St. Pauli-Kirche in Hamburg, und Werner Molik, Hotelier auf Usedom. Was haben die beiden sich zu sagen? Sind ihre Positionen wirklich so weit voneinander entfernt?
Überall nur Smartphones: Ein Siebenjähriger ruft zur Demo gegen Handys auf
Der siebenjährige Hamburger Emil saß mit seinem Vater in der U-Bahn, als ihm auffällt, dass die meisten Fahrgäste auf ihr Handy starren. Auch sein Vater. Als er seinem Vater eine Frage stellt, reagiert der nicht. Das war der Moment, als ihm die Idee zu der Demonstration gekommen sei. Unter dem Motto „Spielt mit mir! Nicht mit euren Handys“ ruft er für den 8. September zur Anti-Handy-Demo auf. Wissenschaftler warnen bereits, dass es für Kinder nicht gut ist, wenn ihre Eltern viel Zeit mit ihrem Smartphone verbringen. Frust und Hyperaktivität können die Folge sein. Diese Kinder haben öfter Wutanfälle, jammern und schmollen mehr. Das „Kulturjournal“ ist bei der Demo dabei, spricht mit Emil und seinen Eltern und befragt einen Medienpädagogen zu den Auswirkungen von Smartphones.
Kammerspiel auf dem Meer: der Film „STYX“ über Flüchtlinge in Seenot
Was würden Sie machen, wenn Sie sicher auf einem Segelboot sitzen und vor Ihnen ein havariertes Fischerboot auftaucht? Wenn Dutzende Menschen zu ertrinken drohen? Helfen? Die Seenotleitstelle anfunken? Weiterfahren? Die Frage richtet sich direkt an die Zuschauerinnen und Zuschauer des Films „STYX“, der am 13. September in die Kinos kommt. Das „Kulturjournal“ diskutiert unter anderem diese Frage mit Susanne Wolff, die in diesem Film grandios eine Seglerin im moralischen Dilemma spielt.
Klangwunderwerk: Iveta Apkalna an der Orgel der Elbphilharmonie
Die Elbphilharmonie hat nicht nur einen ganz besonderen Konzertsaal, sondern darin auch noch eine einzigartige Orgel: mit insgesamt 4.765 Pfeifen, einige davon sichtbar in den Zuschauerrängen. 380 davon sind aus Holz, die übrigen aus unterschiedlichen Zinnlegierungen. Die längste Pfeife ist ca. zehn Meter lang. Gespielt werden kann die Orgel an einem fahrbaren Spieltisch von der Mitte der großen Bühne. Die aus Lettland stammende Musikerin Iveta Apkalna ist seit Beginn Titularorganistin an der Elbphilharmonie. Sie spielte schon bei der Eröffnung im Januar 2017, jetzt hat sie die erste CD mit der Elbphilharmonie-Orgel aufgenommen: „Light & Dark“ mit modernen und zeitgenössischen Werken, unter anderem von Sofia Gubaidulina und György Ligeti. Im „Kulturjournal“ spielt sie Ausschnitte und erklärt, wie das wunderbare Instrument funktioniert.
Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 10.09.2018 NDR Folge 6 (2018/2019)
Folge 6„Make Germany nett again“, Teil 2: eine Politikerin stellt sich
Eine Entfremdung zwischen Bürgern und Politik wird von immer mehr Politikwissenschaftlern festgestellt. Viele Bürger monieren, dass sie sich von der Politik nicht mehr gehört, nicht mehr vertreten fühlen. Eine repräsentative Umfrage aus dem Februar dieses Jahres ergab, dass 86,5 Prozent der 18- bis 29-Jährigen denken, dass ihre Generation gar nicht oder eher nicht in der Politik repräsentiert wird. Bei den 30- bis 39-Jährigen sind auch es auch immer noch fast 80 Prozent, die dieser Meinung sind. In der Reihe „Make Germany nett again“ bringt das „Kulturjournal“ wieder Menschen zusammen, die gar nicht oder zu wenig miteinander reden.
Aus diesem Grund hat sich die 28-jährige niedersächsische Landtagsabgeordnete Laura Rebuschat (CDU) aus Hildesheim in die Innenstadt von Hannover mit einem großen Schild gestellt: „Ich bin Politikerin. Was wollen Sie mir sagen?“ Angesichts zunehmender Politikverdrossenheit: Was nervt die Wähler eigentlich an den Politikern? Welche Veränderungen würden sie sich wünschen? Die Reihe „Make Germany nett again“ bringt eine Politikerin und Bürger zusammen, außerhalb des Wahlkampfes.
Ernsthaft gute Kunst? Otto-Waalkes-Ausstellung in Hamburg
Holladihiti: Otto Waalkes im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg. Der Komiker, museumsreif? Ja, denn der inzwischen 70-Jährige ist nicht nur Komiker, Schauspieler, Regisseur und Musiker, sondern auch: Maler. 1970 begann er ein Studium der Kunstpädagogik an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg und lernte hier sein Handwerk von der Pike auf: Malerei mit Öl und Acryl, Aquarellieren und Zeichnen. Sein berühmtestes Werk ist sicherlich der Ottifant. Sein Markenzeichen. Und eben dieses Markenzeichen hat es bei ihm in zahlreiche Gemälde geschafft. Otto Waalkes malt Hommagen an Künstler wie Leonardo da Vinci, Edvard Munch, Roy Lichtenstein oder Edward Hopper, in die sich immer wieder gerne ein Ottifant oder auch Otto selbst schleicht. Und so ist natürlich auch die Kunst von Otto ebenso humorvoll wie er selbst. Das „Kulturjournal“ trifft Otto Waalkes, um mit ihm über seine Kunst, Ottifanten und große Vorbilder zu sprechen.
„Erfolgsroman“ von Gerhard Henschel: Band acht der literarischen Selbstbeobachtung
Die eigene Geschichte als Stoff für nicht nur einen Roman, nicht sonderlich originell, möchte man meinen. Erst recht nicht, wenn es sich schon um den achten Roman handelt. Und doch ist die literarische Selbstbeobachtung von Gerhard Henschel mehr als ein simples Tagebuch: Es ist eine spannende, leicht und genau erzählte Reise durch die jüngste Zeitgeschichte. Parallel dazu wird der Werdegang des Alter Ego von Henschel erzählt. „Erfolgsroman“ (Hoffmann und Campe) ist Anfang der 1990er-Jahre angesiedelt, persönliche Empfindungen mischen sich mit tatsächlichen Ereignissen aus Kultur und Politik.
Deutschland wird 1990 Fußballweltmeister und sonntags wird mit der Großmutter Malefiz gespielt. Ebenso wie die anderen sieben Familienromane basiert der „Erfolgsroman“ auf einem Archiv aus eigenen Arbeiten, Briefwechseln und persönlichen Aufzeichnungen, etwa offenen Rechnungen auf Bierdeckeln. Das „Kulturjournal“ ist bei Gerhard Henschel in seinem Kellerarchiv zu Gast und spricht mit ihm über das Leben im eigenen Werk. „Erfolgsroman“ ist das „NDR Buch des Monats“ September.
„Jedes Kind muss lesen lernen!“: Kampagne der Schriftstellerin Kirsten Boie
Seit Dezember 2017 ist bekannt: Knapp ein Fünftel aller Zehnjährigen in Deutschland kann nicht so lesen, dass sie den Text dabei auch verstehen (18,5 Prozent, IGLU-Studie). Im internationalen Vergleich ist Deutschland damit seit 2001 von Platz fünf auf Platz 21 aller beteiligten Länder abgerutscht und liegt jetzt unter dem EU-Durchschnitt. Deutschland ist auch das Land, bei dem das Ergebnis am stärksten von der sozialen Herkunft abhängt. Ein Skandal, findet die Hamburger Schriftstellerin Kirsten Boie und sammelt mit anderen Kulturschaffenden Unterschriften für eine Petition. Mehr als 60.000 Menschen haben schon unterschrieben und fordern mehr Leseförderung an den Schulen.
Denn es hat dramatische Folgen: Wer in der Grundschulzeit nicht lesen gelernt hat, wird es später in der weiterführenden Schule kaum lernen, denn dann wird Lesekompetenz vorausgesetzt. Ein Fünftel aller Menschen wird so keine Möglichkeit haben, sich umfassend zu informieren, einen qualifizierten Beruf zu erlernen, womöglich auf staatliche Unterstützung angewiesen sein und ist von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen. Besser das Geld jetzt in Bildung investieren, fordert Boie, die die Petition am 20. September, am Welttag des Kindes, dem Bundesministerium für Bildung übergeben will.
Inklusion am Filmset im Norden: der Dokumentarfilm „Weserlust Hotel“
„Die haben alle irgendwo einen Stich!“ Das sagt eine Protagonistin in der Dokumentation „Weserlust Hotel“. „Im Film geht es eben darum, dass die Behinderten mit denen, die sich für normal halten, gut zusammenleben können.“ Wo sie Recht hat, hat sie Recht. 2016 drehte der Bremer Regisseur Eike Besuden den Spielfilm „All inclusive“, in dem Menschen mit Behinderung an der Seite von bekannten Schauspielern Haupt- und Nebenrollen übernommen haben. Parallel dazu hat Eike Besuden einen Dokumentarfilm über diesen Spielfilm-Dreh realisiert.
In seinem Werk „Weserlust Hotel“ wirft er damit einen Blick hinter die Kulissen des Drehs. Vor welchen Herausforderungen steht man, wenn man einen Film mit Menschen mit Behinderungen dreht? Wie sehen dann die Proben aus? Wie viel Spaß und Lebensfreude dabei dann herauskommen können, das zeigt „Weserlust Hotel“ auf eindrucksvolle Art und Weise. Das „Kulturjournal“ hat mit dem Regisseur und den Darstellern über Inklusion, die Dreharbeiten und den Unterschied zwischen Menschen mit und ohne Behinderung gesprochen.
Wahr. schön. Gut: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 17.09.2018 NDR Folge 7 (2018/2019)
Folge 7Mit „Lovespeech“ gegen „Hatespeech“: „Make Germany nett again“, Teil 3
Hass im Netz ist allgegenwärtig und breitet sich aus. Trolle und Krawallmacher dominieren zunehmend den digitalen Diskurs, wie eine neue Untersuchung der Landesanstalt für Medien in Nordrhein-Westfalen ergeben hat. Es handelt sich um eine „kleine laute Minderheit“, denn eigentlich verfasst nur ein Prozent der Nutzer hassgeladene Kommentare. Die große Mehrheit schweigt. Und das will das „Kulturjournal“ ändern! Mit „Lovespeech“ gegen „Hatespeech“. Dazu lesen Passanten in der Fußgängerzone im Netz gefundenen Hass vor und wandeln diese dann in Liebe um.
Inklusion: Umsetzung mangelhaft
In Bremen hatte die Direktorin eines Gymnasiums dagegen geklagt, behinderte Kinder in der Schule aufzunehmen. Doch ihre Klage wurde abgewiesen. Deutschland hat die UN-Behindertenrechtskonvention unterschrieben und sich damit verpflichtet, das Menschenrecht auf gleichberechtigte Teilhabe umzusetzen, für ein gemeinsames Leben aller Menschen mit und ohne Handicap. Zum neuen Schuljahr gehen jetzt also auch behinderte Kinder auf dieses Bremer Gymnasium, eines davon mit geistiger Behinderung. Die Eltern des Jungen sind nicht begeistert: Es fehle an gutem Willen, an Räumen, an Konzepten, am notwendigen Geld und an zusätzlichem Lehrpersonal.
So, wie Inklusion vielerorts umgesetzt wird, sind oft Kinder und Lehrer die Leidtragenden. Doch es gibt auch Positivbeispiele, wie die mit dem Deutschen Schulpreis 2018 ausgezeichnete Martinschule in Greifswald. Vor 25 Jahren als „Schule für geistig Behinderte“ gegründet, hat sie dann auch Kinder ohne Handicap aufgenommen, sich zur inklusiven Grundschule entwickelt und ist schließlich erweitert worden zur integrierten Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe. Hier wird das Anderssein der Kinder wertgeschätzt, an dieser Schule klappt Inklusion, dabei steht hier nicht einmal mehr Geld zur Verfügung als anderswo.
Der letzte Sommer der DDR auf Hiddensee: Verfilmung von Lutz Seilers preisgekröntem Roman „Kruso“
Hiddensee, einst Sehnsuchtsort in der DDR, idyllische Urlaubsinsel am Rande der Republik, Grenzgebiet. Hier siedelt Lutz Seiler seinen ersten Roman an, 1989, im Wendesommer, und erzählt von den vielen Fluchtversuchen, die auf Hiddensee ihren Anfang nahmen. Dänemark ist nur 50 Kilometer übers Meer entfernt. Jetzt hat die ARD den mit dem deutschen Buchpreis ausgezeichneten Roman verfilmt (Das Erste, 26. September, 20:15 Uhr). Herausgekommen ist ein bemerkenswerter Film nicht nur über die Wendezeit, sondern auch über den Wunsch nach Freiheit, die äußere und innere. Das „Kulturjournal“ spricht mit den beiden Hauptdarstellern und mit Lutz Seiler.
Kunst als Kapitalanlage: wie Sammler spekulieren
Der 15. September 2008 ging in die Geschichte ein, der Konkurs der US-Investmentbank Lehman Brothers löste eine globale Finanzkrise aus. Am selben Tag erzielte eine Komplettversteigerung einer Damien-Hirst-Show über 150 Millionen Euro. Das ist kein Zufall. Die Preise für Gegenwartskunst klettern in immer exorbitantere Höhen, seitdem viele, die ihr Geld gewinnbringend anlegen wollen, häufig sind es Spekulanten, in den Kunstmarkt investieren. Was macht das mit dem Kunstmarkt, wie wirkt sich das auf die Kunst selbst aus, wenn sie weniger als Werk sondern vielmehr als Geldanlage bewertet wird? Was bedeutet das für Künstler, die für einen so aufgeheizten Spekulationsmarkt produzieren? Ändert sich dadurch auch, welche Werke sich überhaupt verkaufen lassen? Und was bedeutet es, wenn nicht mehr der gewogene Kunstliebhaber, sondern Marktinteressen der Kunst ihren Wert zumessen? Das „Kulturjournal“ spricht darüber unter anderem mit dem Hamburger Sammler Harald Falckenberg.
Barockes Duo: Franco Fagioli und Julia Lezhneva in Hamburg
Händel ist für Fans der Barock-Oper schon so mit das größte der Gefühle. Wenn jetzt auch noch zwei Sängerstars der Szene gemeinsam auftreten, erzeugt das bei den Barock-Fans wahre Schnappatmung! Denn an der Staatsoper Hamburg stehen ab dem 30. September der Countertenor Franco Fagioli und die Sopranistin Julia Lezhneva in Georg Friedrichs Händels „Alcina“ gemeinsam auf der Bühne. Das „Kulturjournal“ war bei einer Probe mit dabei. Und hat beide zu einem exklusiven Sängerstreit gebeten: Beide haben für das „Kulturjournal“ exklusiv das Klagelied von Rinaldo aus der gleichnamigen Oper angesungen. Ganz ohne Stargehabe und beide mit großem Können.
Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 24.09.2018 NDR Folge 8 (2018/2019)
Folge 8Wie schaffen wir das? Abschluss der „Kulturjournal“-Aktion „Make Germany nett again“
Drei Wochen lang hat der NDR im Fernsehen, im Internet und in den sozialen Medien die Menschen dazu aufgerufen, Teil der Aktion „Make Germany nett again“ zu sein und ein Selfie mit dem Motto zu schicken. Nun zeigt das „Kulturjournal“ die nettesten Fotos gegen Hass und Intoleranz. Parallel dazu geht Reporter Dirk Böge auf die Straße und fragt die Menschen dort: „Hat sich Ihrer Meinung nach das Klima in unserem Land verändert? Wie können wir es wieder besser machen? Was kann jeder Einzelne von uns tun?“
Der Missbrauch und die Kirche: Ein Hamburger Katholik bricht sein Schweigen Die Zahlen der aktuellen Studie zum Missbrauch in der katholischen Kirche sind erschütternd. Aber immer noch wagen nur wenige Betroffene, ihre Erfahrungen öffentlich zu schildern. Das „Kulturjournal“ spricht mit einem Hamburger Katholiken, der in jungen Jahren Missbrauchsopfer wurde und berichtet, dass allein in seiner Pfarrei im Laufe der Jahre drei Kapläne zu Tätern wurden. Vieles wurde unter den Teppich gekehrt. Vor Ort und in den Bistumsverwaltungen. Jetzt fordern immer mehr Kritiker, dass der Skandal auch strukturelle Folgen haben muss: So wird es nicht weitergehen können mit dem Priesteramt. Vom Hildesheimer Dom zum Nord-Ostsee-Kanal: „Jahrhundertbauten des Nordens“
Kirchen, Schlösser, Konzerthäuser oder Industrieanlagen:
In Norddeutschland gibt es viele wunderbare Bauwerke. Die schönsten und bedeutendsten präsentiert Moderator Hubertus Meyer-Burckhardt nun in der aufwendigen NDR Dokumentation „Jahrhundertbauten des Nordens“. Vom Hildesheimer Dom zum Schweriner Schloss, vom Lübecker Holstentor zur Elbphilharmonie. Aber auch der Nord-Ostsee-Kanal oder das Bergwerk Rammelsberg im Harz, inzwischen UNESCO-Weltkulturerbe, gehören dazu. Denn es geht im Film nicht nur um den ästhetischen und architektonischen Wert, sondern auch um ihre Entstehung und die Menschen, die die Bauten erdacht und geschaffen haben: „Gebäude erzählen tatsächlich Geschichten. Geschichten von Menschen. Und es ist nicht so entscheidend, wie groß ein Gebäude ist, entscheidend ist die Symbolkraft eines Gebäudes“, so Hubertus Meyer-Burckhardt. Das NDR Fernsehen sendet die Dokumentation in der Reihe „Unsere Geschichte“ am 3. Oktober um 20:15 Uhr.
Wie weiter? Die Zukunft der Imam-Ausbildung in Osnabrück
Die Aufmerksamkeit war groß, als vor acht Jahren an der Universität Osnabrück erstmals in Deutschland eine berufsbegleitende Weiterbildung von Imamen angeboten wurde. Jetzt läuft das Programm aus; und so richtig ist noch nicht klar, wie es weitergehen soll. Noch immer gibt es keine einheitlich verbindliche oder gar universitäre Ausbildung zum Imam. Zudem wird immer wieder ein Praxisbezug eingefordert, der bei der Arbeit in den Gemeinden helfen soll. Das „Kulturjournal“ zieht mit Absolventen der Weiterbildung Bilanz und diskutiert mit den Initiatoren denkbare Zukunftsmodelle.
Große Ehre für einen großen Fotografen: Goslarer Kaiserring für Wolfgang Tillmans
Er ist einer der ganz großen deutschen Fotokünstler, mit internationalem Renommee und Ausstellungen weltweit: Wolfgang Tillmans. Für sein dichtes und vielschichtiges Lebenswerk bekommt er jetzt den Goslarer Kaiserring verliehen, einen nicht minder renommierten Preis. In der Jury-Begründung heißt es dazu, dass Tillmans in seinem künstlerischen Werk von den großen Fragen angetrieben sei: nach der Wahrheit, Erkenntnisgewinn, Schönheit und Freiheit – und nach der „Dokumentation der Fülle und Flüchtigkeit des unmittelbaren Lebens“. Das „Kulturjournal“ trifft Wolfgang Tillmans in Goslar und spricht mit ihm über genau diese Fragen.
Auftakt mit Bach: der neue NDR Chor-Dirigent Klaas Stok
„Bach ist für mich das A und O der Musik“, sagt Klaas Stok. Und deshalb hat er sich für sein Antrittskonzert als neuer Leiter des NDR Chors einen gewichtigen Brocken vorgenommen: die „Messe in h-Moll“ von Johann Sebastian Bach. Die Komposition gilt als Meilenstein der Musikgeschichte und als Summe von Bachs Kompositionskunst, eine Art Lebenswerk. Gemeinsam mit dem Concerto Köln führt der Dirigent und Organist das Werk in der Elbphilharmonie auf. Klaas Stok stammt aus Deventer, er leitet den Niederländischen Rundfunkchor und arbeitet seit zwei Jahren als Gastdirigent mit dem NDR Chor zusammen. Als neuer Chef will er auch zeitgenössische Stücke präsentieren und gemeinsam mit den Sängerinnen und Sängern „nach der Schönheit des Klangs und der Farben“ in ganz unterschiedlichen Epochen suchen. Das „Kulturjournal“ darf die Proben des NDR Chors begleiten und besucht das Konzert im Großen Saal der Elbphilharmonie am 30. September. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 01.10.2018 NDR Folge 9 (2018/2019)
Folge 9Eine moderne norddeutsche Heimatautorin: Julia Westlake trifft Dörte Hansen
In ihrem Sensationserfolg „Altes Land“ fand Dörte Hansen einen Ton, den es so in der Literatur über das ländliche Leben in Norddeutschland noch nicht gegeben hatte: mal rasend komisch, mal melancholisch und dabei immer liebevoll mit den Figuren. Kein Wunder, dass der Roman Jahresbestseller 2015 wurde. Jetzt erscheint endlich ihr neues Buch „Mittagsstunde“. Und es ist mindestens so gut wie der Vorgänger. Schauplatz ist diesmal der fiktive friesische Ort Brinkebüll, der wie viele norddeutsche Dörfer tiefgreifende Veränderungen erleben musste: die Felder wurden begradigt, die Straßen geteert, der Tante-Emma-Laden und Bauernhöfe geschlossen.
Im Mittelpunkt steht der Dorfkrug, der noch von einem alten Paar betrieben wird. Ihr Enkel wollte den Gasthof nicht übernehmen, aber nun muss er sich doch um die Großeltern und deren Familiengeschichte kümmern. „Mittagsstunde“ (Penguin Verlag) ist das „NDR Buch des Monats“. Und „Kulturjournal“-Moderatorin Julia Westlake hat mit Dörte Hansen ein nordfriesisches Dorf besucht, das auch Brinkebüll sein könnte.
Mit Schönheit die Welt retten: faszinierende Naturfotos
Zwei Fotografen, eine Mission: mit Bildern Alarm schlagen gegen die Zerstörung der Natur. Cristina Mittermeier und Paul Nicklen. Beide gehören zu den Gründern von SeaLegacy, einer gemeinnützigen Umweltorganisation, die auf die fragile Schönheit und die massive Bedrohung des Planeten Erde aufmerksam machen will. Und sie engagieren sich seit Jahren in der International League of Conservation Photographers (iLCP), mit der sie die Umweltfotografie als eigene Disziplin etabliert haben. Während die Meeresbiologin Cristina Mittermeier unser Verhältnis zum Meer erforscht, bannt Paul Nicklen die arktische Tierwelt in spektakuläre Bilder. Jetzt sind bei teNeues Media zwei faszinierende Bände erschienen: „Amaze“ von Cristina Mittermeier und „Born to Ice“ von Paul Nicklen.
Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg: Zeichnungen von Soldaten im Kunsthaus Stade und Museum Schwedenspeicher
Es sind naive Bilder, die an Kinderzeichnungen erinnern, bunt und unbeholfen. Doch sie zeugen von den Grausamkeiten des Ersten Weltkriegs. Es sind Bilder und Zeichnungen von ganz normalen Soldaten, Laien, die ihre Erlebnisse mit Stift auf Papier festgehalten haben. Persönliche Hinterlassenschaften, die ein unverfälschtes, fast naives Bild des Krieges zeichnen. Entstanden aus den schlimmen Erfahrungen der Betroffenen. Das Grauen ist am ehesten dann zu erfassen, wenn es ein menschliches Gesicht erhält. Jetzt ist diese so erschütternde Laienkunst in Stade im Rahmen einer Doppelausstellung zu sehen, in Kombination mit einer Auswahl von kunsthandwerklichen Gegenständen aus der Zeit, die sich mit dem Krieg beschäftigen, sowie Objekten von Kriegsgefangenen. Das „Kulturjournal“ ist beim Aufbau der Ausstellungen dabei. (Museum Schwedenspeicher und Kunsthaus Stade, ab 13. Oktober.)
Von Facebook auf die Bühne: der „Chor des Hasses“ in Hamburg
In Hamburg erklingt der „Chor des Hasses“. So wie im alten Griechenland der Chor auf der Bühne die zentralen Themen eines antiken Dramas kommentierte, Fragen stellte und stellvertretend für die Meinung eines großen Teils des Volkes stand, kommt heute die sogenannte „Volkes Stimme“ in den sozialen Medien zu Wort. Das zumindest ist der Kerngedanke des Projektes „Chor des Hasses“: In Zeiten des Internets und der sozialen Medien fühlen sich viele berufen, direkt am Drama der Politik teilzunehmen. Sie sprechen die Beteiligten persönlich an, oft mit starken Emotionen, mit Hass.
Prominente Schauspieler geben diesem neuen Chor eine Stimme und verlesen echte Hasspostings und -briefe an Politiker. Anschließend stehen die Adressaten der Wut-Mails Rede und Antwort. Das „Kulturjournal“ ist bei der Premiere in Hamburg mit dabei und diskutiert, welche Macht der „Chor des Hasses“ hat. (Premiere am 7. Oktober im Rahmen des Hamburger Theaterfestivals. Ausstrahlung einer gekürzten Fassung im NDR Fernsehen am 14. Oktober um 11:30 Uhr: „Außer Kontrolle – Hass im Netz“)
Mein Opa Erich Honecker: die Autobiografie von Enkel Roberto Yáñez
Wie fühlt es sich an, wenn die geliebten und allseits geachteten Großeltern plötzlich als Verbrecher gejagt werden? Roberto Yáñez, Sohn der Honeckertochter Sonja, hat jetzt über sein Leben als „Lieblingsenkel“ des wichtigsten Paares der DDR geschrieben und auch über die Zeit nach dem Sturz des Großvaters: Roberto Yáñez wuchs mit den Privilegien der Macht auf. Wenn er an Wochenenden zu Besuch in die Waldsiedlung Wandlitz fuhr, wurde er mit einem Auto des Personenschutzes abgeholt. Dort spielte er gern im Wald, manchmal nahm ihn der Opa auch mit zur Jagd.
Als die Mauer dann fiel, war er 15 Jahre alt, und die geliebten Großeltern mussten das Land verlassen. Er selbst fühlte sich verfolgt, auch nachdem seine Familie nach Chile, in das Land seines Vaters, ausgereist war. Sein Buch, gemeinsam verfasst mit dem Filmemacher Thomas Grimm, zeichnet ein privates, anderes Bild der Honeckers. Die politischen Verantwortlichkeiten des SED-Chefs Erich Honecker und der Volksbildungsministerin Margot Honecker bleiben jedoch ausgespart: „Ich war der letzte Bürger der DDR. Mein Leben als Enkel der Honeckers“ (Insel Verlag).
Der Roman des Jahres: Sieger des Deutschen Buchpreises
And the winner is …: Sechs Autorinnen und Autoren stehen auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis: María Cecilia Barbetta, Maxim Biller, Nino Haratischwili, Inger-Maria Mahlke, Susanne Röckel und Stephan Thome. Der Preis, der mit 25.000 Euro für den Sieger und je 2.500 Euro für die anderen fünf Autoren der Shortlist dotiert ist, gehört zu den wichtigsten literarischen Auszeichnungen in Deutschland. Die bisherigen Gewinner haben es fast alle durch den Preis mit ihren Büchern auf die Bestsellerliste geschafft. Am Montag, 8. Oktober, wird in Frankfurt der Deutsche Buchpreis verliehen. Das „Kulturjournal“ stellt das prämierte Buch vor.
Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 08.10.2018 NDR Folge 10 (2018/2019)
Folge 10Streit um Online-Denunziation: das digitale Lehrer-Portal der AfD
Demokratieerziehung ist eine zentrale Aufgabe für Jugendbildung, Schule selbst soll ein Handlungsfeld gelebter Demokratie sein. So sieht das auch die AfD. Doch nach ihrem Demokratieverständnis kommen viele Schulen dieser Verpflichtung nicht nach: Lehrer mit „FCK-AfD-T-Shirt“, unsachliches Unterrichtsmaterial oder Aushänge mit Demonstrationsaufrufen gegen Rechtsextremismus widersprechen laut AfD dem seit 1976 gesetzlich verankerten Neutralitätsgebot an Schulen. Deswegen wollen mehrere AfD-Landesverbände, auch im Norden, jetzt interaktive Online-Plattformen einführen, über die sich Schüler, Lehrer und Eltern über angebliche Propaganda im Klassenzimmer beschweren können.
„Neutrale Schulen Hamburg“ so der irreführende Begriff der Hamburger AfD, der Vorbild für vergleichbare Angebote in anderen Bundesländern geworden ist. Doch wird hier nicht eines der vorbildlichsten Instrumente demokratischer Jugenderziehung für parteipolitische Zwecke instrumentalisiert? Wo hört politische Bildung auf und wo fängt Indoktrination an? Fragen, die das „Kulturjournal“ mit Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD), einem AfD-Bildungspolitiker und der Zivilgesellschaft diskutiert.
Von Bremerhaven zur Antarktis: ein Filmprojekt von drei jungen Regisseuren
Was für ein Abenteuer! Drei junge Filmemacher wollen beweisen: Man kann auch ohne Produktionsfirma oder Filmverleih im Rücken einen eigenen Kinofilm realisieren. Die drei wollen von ihrem Wohnort Bremerhaven aus 14.000 Kilometer südlich in die Antarktis reisen und darüber einen Film drehen. Es wird eine Expedition mit vielen Rückschlägen: Auf dem Flughafen in Buenos Aires beschlagnahmt der Zoll das Equipment, auf der Schiffsreise durch die Drake-Passage werden die Jungs seekrank, und ein Teil der Technik streikt bei Feuchtigkeit und hohen Minusgraden. Am Ende aber erleben sie die Reise ihres Lebens und machen ihren ersten langen Dokumentarfilm: „Projekt: Antarktis“ ist gerade auf Preview-Tour in Norddeutschland und kommt am 25. Oktober bundesweit in die Kinos.
Spektakulärer Museumsfund: auf den Spuren der Sammlung Hahn in Göttingen
Es ist Detektivarbeit, langwierig, oft mühsam und nicht immer vom Erfolg gekrönt. Und es gilt, ein Unrecht aufzuarbeiten, Verantwortung zu übernehmen, sich der Vergangenheit zu stellen: Es geht um Raubkunst in norddeutschen Museen, um unrechtmäßig erworbene Bilder und Objekte, Möbel, ja ganze Sammlungen, die heute zum Bestand vieler Ausstellungshäuser auch im Norden gehören. Seit Jahren bemühen sich die Museen um die Aufarbeitung ihrer Sammlungsgeschichte. Eine Reihe im „Kulturjournal“ widmet sich jetzt diesen „Museumsdetektiven“. Zum Auftakt wird die Geschichte der jüdischen Familie Hahn aus Göttingen erzählt, die in der Pogromnacht 1938 ihr Zuhause verlor und in Beugehaft genommen wurde.
Ihre wertvolle Sammlung von Judaica wurde geraubt, ein Großteil der Familie fiel dem Holocaust zum Opfer. Die Erben haben privat einen Provenienzforscher beauftragt, die Geschichte der Sammlung zu erforschen. Eine Spur führt ins Museum für Kunst und Gewerbe nach Hamburg. Und tatsächlich findet sich 80 Jahre später dort ein Stück aus dem ehemaligen Familienbesitz: ein kleines Wunder und Ergebnis intensiver Recherche. („Die Museumsdetektive – Auf den Spuren geraubter Kunst im Norden“, ab 15. Oktober im „Kulturjournal“, NDR Info, NDR Kultur und online: ndr.de/museumsdetektive)
Der „Hundertjährige“ ist zurück: Julia Westlake trifft Schriftsteller
Jonas Jonasson Vor neun Jahren stieg ein Hundertjähriger aus dem Fenster und begab sich auf eine Reise, die Leser in aller Welt begeisterte. Das Buch von Jonas Jonasson wurde millionenfach verkauft, erfolgreich verfilmt. Nun gibt es die Fortsetzung: Der Held, Allan Karlsson, will seinen 101. Geburtstag mit einer Luftballonfahrt feiern. Aber das Fest fällt buchstäblich ins Wasser. Und der betagte Karlsson stürzt sich erneut in die große Weltpolitik: Er trifft den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un, Präsident Donald Trump und Angela Merkel. Wieder kämpft er gegen den Einsatz von Atomwaffen und für den Weltfrieden: „Der Hundertjährige, der zurückkam, um die Welt zu retten“ (C. Bertelsmann) ist inzwischen oben auf der Bestsellerliste. „Kulturjournal“-Moderatorin Julia Westlake trifft Schriftsteller Jonas Jonasson auf seiner Lesereise in Hamburg.
Von Ella Fitzgerald bis Nils Wogram: 60 Jahre NDR Jazzkonzerte
Wer wichtig war im Jazz, der spielte auch bei den NDR Jazzkonzerten. Vor 60 Jahren wurde die Reihe gegründet, Ella Fitzgerald, Pat Metheny, Keith Jarrett oder Jan Garbarek sind nur einige der vielen berühmten Musiker, die bei einigen der insgesamt rund 600 Konzerte auftraten. Zum Jubiläum geht es in die Elbphilharmonie: Am 18. Oktober spielen dort unter anderem Nils Wogram, Omar Sosa, Joshua Redman und die NDR Bigband. Das „Kulturjournal“ hat erste Proben besucht und erinnert an große Momente in den NDR Jazzkonzerten.
„Der Norden liest“ startet: mit Adriana Altaras, Markus Feldenkirchen und Matthias Göritz in Duderstadt
Literatur in ganz Norddeutschland: Am 19. Oktober startet die diesjährige Kulturjournal“-Reihe „Der Norden liest“. Das Motto lautet diesmal „Erzählte Geschichte“: Es geht um selbstbewusste Frauen im 19. Jahrhundert, um den Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg oder um den Wandel norddeutscher Dörfer. Mit dabei sind unter anderem Dörte Hansen in Husum, Burghart Klaußner in Lübeck, Juli Zeh in Hannover. Auftakt ist in Duderstadt mit einem besonderen Abend über die Hintergründe des aktuellen Politikbetriebs: Matthias Göritz liest mit Adriana Altaras aus seinem Roman „Parker“. Markus Feldenkirchen aus seinem Buch über das Wahlkampfjahr 2017. „Der Norden liest“ im Rathaus Duderstadt am 19. Oktober um 19:00 Uhr. Titel des Abends: „Geschichten aus der Küche der Macht“. Weitere Informationen unter ndr.de/dernordenliest. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 15.10.2018 NDR Folge 11 (2018/2019)
Folge 11Was hat Hannover, was andere nicht haben? Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2025 Wenn Eltern nicht mehr weiterwissen: der Dokumentarfilm „Elternschule“ Aus historischer Verantwortung: Museumsdetektive auf der Suche nach Raubkunst Was ist uns wichtig? Das Museum für Werte in Wolfsburg Led Zeppelin auf dem Akkordeon: der Musiker Vincent Peirani kommt nach Hannover „Der Norden liest“: Burghart Klaußner in Lübeck Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 22.10.2018 NDR Folge 12 (2018/2019)
Folge 12In der Mitte angekommen? Das „Kulturjournal“ auf dem Parteitag von Bündnis 90/Die Grünen in Celle:
Neuesten Umfragen zufolge sind die „Grünen“ bundesweit gerade die zweitstärkste Kraft hinter der CDU. Vorbei die Zeiten, als sie mit der Forderung nach einem Veggie-Day die Wählerinnen und Wähler verschreckt haben. Im Gegenteil, gerade läuft alles im grünen Bereich. Bündnis 90/Die Grünen, die neue Volkspartei also? Doch wie viel grün ist bei den Grünen dann überhaupt noch drin? Grund genug für Reporterin Anne Adams, auf der Landesdelegiertenkonferenz der Grünen in Celle mal zu gucken, ob sie überhaupt noch grüne Kernkompetenzen haben und überhaupt Volkspartei sein wollen.
Raubkunst in der DDR: ein fast vergessenes Kapitel der Kunstgeschichte:
Im Staatlichen Museum Schwerin hat sich ein wahrer Kunstkrimi abgespielt, ungeheuerlich, aber nach bekanntem Muster. Wenn bislang von Raubkunst die Rede war, ging es überwiegend um Kunst- und Kulturgut, das jüdischen Besitzern von den Nationalsozialisten gestohlen wurde. Wenig bekannt ist, dass in der DDR ganz ähnliche Taktiken angewandt wurden, um sich am Kunstbesitz der Bürger zu bereichern. Finanziell notorisch klamm, entzog das DDR-Regime systematisch Kunstund Kulturgut von Privatleuten, meistens bei der offiziell genehmigten Ausreise, um es wahlweise gegen Devisen zu verkaufen oder Lücken in Museumsbeständen zu füllen. So ist das Staatliche Museum Schwerin an eine Sammlung von Grafiken gekommen, die aus dem entzogenen Nachlass des Dresdener Malers Bernhard Kretzschmar stammen. Im Rahmen der Reihe „Museumsdetektive. Auf den Spuren geraubter Kunst im Norden“ berichtet das „Kulturjournal“ über ein fast vergessenes Kapitel der Kunstgeschichte.
Der Anfang vom Kriegsende: Dokudrama über den Matrosenaufstand 1918 in Kiel:
100 Jahre ist es nun bald her, dass in Kiel Weltgeschichte geschrieben wurde. Da wehte auf dem dortigen Rathaus, aber auch in vielen anderen norddeutschen Städten, die rote Flagge. Die Menschen versammelten sich auf den Straßen, Revolution lag in der Luft. Es war der Anfang vom Ende: vom Ende des Ersten Weltkrieges und vom Ende des Kaiserreichs. Auslöser: der Matrosenaufstand in Kiel. Die Matrosen weigerten sich, in einen „ehrenvollen Untergang“ geschickt zu werden. Die Reichsregierung verhandelte im Oktober 1918 mit den Alliierten bereits über einen Waffenstillstand.
Trotzdem befahl die Marineführung den Angriff der Kaiserlichen Marine auf die Royal Navy. Ein Himmelfahrtskommando. Die Matrosen widersetzten sich und wurden in Kiel inhaftiert. Hier solidarisierten sich Matrosen, Soldaten und Arbeiter mit den Gefangenen. Ein Film aus Archivmaterial und Spielszenen erzählt nun noch einmal dieses wichtige Kapitel der deutschen Geschichte: „1918 – Aufstand der Matrosen“ (30. Oktober, 20:15 Uhr, auf arte; 4. November, 20:15 Uhr, NDR Fernsehen).
Auf der Suche nach verschwundenen Dingen: „Verzeichnis einiger Verluste“ von Judith Schalansky:
Der Palast der Republik, ein Gemälde des Greifswalder Hafens von Caspar David Friedrich oder eine versunkene Insel im Pazifik: ständig verschwinden Dinge, Tiere, Menschen. Die Welt ist ein Ort von Geburt und Tod, von Entstehen und Verlust. Die aus Greifswald stammende Autorin und Buchgestalterin Judith Schalansky schreibt über verloren Gegangenes in ihrem „Verzeichnis einiger Verluste“. Dabei sind diese Verluste jeweils Ausgangspunkte für ganz unterschiedliche literarische Geschichten. Am 4. November bekommt Judith Schalansky für ihr Buch den Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2018 in Braunschweig verliehen.
Ihr Verzeichnis sei, so die Jury „die poetische Archivierung der verschwundenen Dinge, die auf diese Weise eine Wiederauferstehung in der Verwandlung erfahren – als literarische Erzählung. Judith Schalansky ist damit etwas ganz Ungewöhnliches gelungen. Sie findet eine Verkehrssprache für den Umgang mit dem Toten und dem Verlorenen“. Das „Verzeichnis einiger Verluste“ (Suhrkamp Verlag) ist das „NDR Buch des Monats“.
„Der Norden liest“ in Schwerin: Jutta Hoffmann liest Brigitte Reimann:
Brigitte Reimann ist eine der wichtigsten Schriftstellerinnen der DDR. Mit Büchern wie „Ankunft im Alltag“, „Die Geschwister“ oder dem posthum erschienenen Roman „Franziska Linkerhand“ wurde sie bekannt. Und bis heute, 45 Jahre nach ihrem Tod, gibt es noch Neues von ihr zu entdecken. Vor Kurzem wurden in einem Buch die Briefe veröffentlicht, die sie in den 1960er-Jahren mit ihren Eltern und ihren Geschwistern austauschte: „Post vom schwarzen Schaf“ (Aufbau Verlag). In der „Kulturjournal“-Reihe „Der Norden liest“ wird Jutta Hoffmann aus den Briefen lesen und gemeinsam mit der Herausgeberin Heide Hampel über Brigitte Reimann als Familienmensch am 1. November um 18:00 Uhr im Staatlichen Museum Schwerin sprechen. Informationen zu dem Abend und zu allen anderen Lesungen unter ndr.de/dernordenliest.
Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche:
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 29.10.2018 NDR Folge 13 (2018/2019)
Folge 13Ein Discounter statt Denkmäler? Streit in Niedersachsen
42.500 Quadratmeter soll es groß werden, das geplante Zentrallager des Discounters Aldi in Stelle (Kreis Harburg). Und es soll dorthin, wo bislang noch grüne Wiesen und alte Eichen zu finden sind. Und ein altes Hügelgrab, fast 4.000 Jahre alt. Das liegt genau dort, wo Aldi die Lkw-Zufahrt zu den Laderampen plant. Ein Archäologe hat nun Einspruch gegen den Bau eingelegt, da das Hügelgrab gemäß Niedersächsischem Denkmalschutzgesetz als Bodendenkmal nicht angetastet werden dürfe. Die Gemeinde will aber begründen, warum der öffentliche Nutzen des geplanten Baus höher wiegt als die Erhaltung des Grabes. Dann könnte es unter Umständen trotz Denkmalschutzes überbaut werden. Zentrallager wichtiger als Hügelgrab? In Königslutter (Landkreis Helmstedt) ist hingegen für einen neuen Aldi-Markt ein Stückchen Stadtmauer im Weg. Das „Kulturjournal“ hört sich in beiden Orten um: Discounter statt Denkmäler?
Blutiger Modetrend: Pelzbommel und Pelzkragen
110 Millionen Füchse, Nerze und Marderhunde werden jährlich vergast und erschlagen. Ihr Pelz landet als Kragen an Winterjacken oder als Bommel auf Mützen. Der Großteil der Felle kommt aus China, Tierschutzgesetze gibt es dort nicht. Innerhalb der letzten zehn Jahre explodierte der Umsatz mit Pelz, der Boom dauert ungebremst an, hat den Massenmarkt erobert. Die Schriftstellerin Karen Duve: „Eine Fellmütze ist ein Zeichen von Dummheit. Ich glaube nicht, dass die Leute Tiere so hassen, dass sie wollen, dass denen so übel mitgespielt wird. Sondern die wollen es nicht wissen oder sie wissen es nicht. Aber auch dieses Nichtwissenwollen hat etwas Böses und da tropft Blut dran.“ Das „Kulturjournal“ fragt nach bei Leuten, die in diesem Herbst Pelz tragen.
An den Rändern der Welt: der Fotograf Markus Mauthe
Erstmals hat sich der Fotograf Markus Mauthe mit der Filmkamera bei seinen Reisen begleiten lassen. Ziel waren Pressetext hinzugefügt jkl indigene Völker in den abgelegensten Teilen der Welt. Wie sieht es dort aus? Wie leben sie? Wie wehren sie sich gegen die „Zivilisation“? Der Film „An den Rändern der Welt“ und der Fotoband zeigen überraschende Begegnungen.
„Zeit der Schuldlosen“: Burghart Klaußner und Stefan Gwildis lesen Lenz
Der große Hamburger Schriftsteller Siegfried Lenz ist vor allem bekannt für seine Romane und Erzählungen: „Das Feuerschiff“, „Der Mann im Strom“ und natürlich „Deutschstunde“. Die Theaterstücke von Lenz sind weniger präsent, dabei lohnt es sich, zumindest eines davon wiederzuentdecken: das Nachkriegsstück „Zeit der Schuldlosen“. Es spielt in einer Diktatur: Der herrschende Gouverneur sollte getötet werden, aber das Attentat misslang, einer der Rebellen wurde geschnappt. Und nun werden einige Bürger mit ihm in eine Zelle gesperrt. Sie sollen herausfinden, wer seine Komplizen sind.
Eine Extremsituation mit ungewissem Ausgang. Am Hamburger St. Pauli Theater wurde „Zeit der Schuldlosen“ mit Stefan Gwildis, Burghart Klaußner, August Zirner und anderen Schauspielern als szenische Lesung aufgeführt. Ein Stück, das über 50 Jahre alt ist und doch ganz aktuell, denn es geht um die großen Themen Schuld und Gerechtigkeit. Das NDR Fernsehen zeigt die Aufzeichnung im Rahmen der ARDThemenwoche „Gerechtigkeit“ am 11. November, 11:30 Uhr. Ausführliche Informationen ab 5. November im Internet unter ndr.de/lenz. Der Film steht zur Ansicht im Vorführraum des NDR Presseportals bereit.
Deutsch-britisches Gedenkkonzert: das „War Requiem“ in Hannover und Liverpool
Er wollte ein Zeichen gegen den Krieg und für den Frieden setzen: 1962 war die Uraufführung von „War Requiem“ des britischen Komponisten Benjamin Britten. Darin kombiniert er die Texte einer klassischen Totenmesse mit den Gedichten von Wilfred Owen, der am Ende des Ersten Weltkrieges gefallen ist. „Mein Thema ist der Krieg und das Leid des Krieges. Die Poesie liegt im Leid. Alles, was ein Dichter heute tun kann, ist: warnen.“ Diese Worte des Dichters Wilfred Owen hat Benjamin Britten der Partitur vorangestellt.
Zum Gedenken an das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren führt die NDR Radiophilharmonie Hannover das Werk jetzt gemeinsam mit jkl 2 dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra auf, am 3. November im Kuppelsaal Hannover, danach am 10. November in Liverpool. Ein gemeinsames Großprojekt für Völkerverständigung unter der Leitung von Dirigent Andrew Manze. Das „Kulturjournal“ spricht mit Musikern aus beiden Ländern und zeigt Ausschnitte aus dem Konzert in Hannover. Außerdem wird das Konzert live auf NDR Kultur gesendet.
„Der Norden liest“ in Amt Neuhaus: „Deutsches Haus“ von Annette Hess
Viele Deutsche wollten nach Ende des Zweiten Weltkrieges nichts wissen von den Verbrechen der Nazis, von den Konzentrationslagern und der Ermordung von Juden. Es ist ganz besonders dem ersten Auschwitz-Prozess von 1963 zu verdanken, dass die Verbrechen des Holocaust dann doch aufgearbeitet wurden. Die Drehbuchautorin Annette Hess hat jetzt einen Roman über diesen wichtigen Prozess geschrieben. In „Deutsches Haus“ geht es um eine junge Dolmetscherin, die die Aussagen der polnischen Zeugen in diesem Verfahren übersetzt und erst dadurch begreift, was in Auschwitz passiert ist.
Und dadurch gerät auch ihre private Welt ins Wanken, denn sie muss sich damit auseinandersetzen, was ihre Eltern und ihr Verlobter im Krieg getan und gewusst haben. Die Autorin Annette Hess, geboren in Hannover, wurde bekannt durch ihre Drehbücher zu „Weissensee“ oder „Ku’damm 56“. Ihr erster Roman „Deutsches Haus“ schaffte es gleich auf die Bestsellerliste. In der Reihe „Der Norden liest“ stellt sie den Roman gemeinsam mit Schauspieler Sabin Trambea vor: Konau, Amt Neuhaus, am 10. November um 17 Uhr. Weitere Informationen: ndr.de/dernordenliest
Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 05.11.2018 NDR Folge 14 (2018/2019)
Folge 14Was verdienen Männer, was Frauen? Der „Kulturjournal“-Gerechtigkeitstest
In „nur“ 217 Jahren ist es endlich so weit: Dann haben Frauen und Männer überall auf der Welt die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt. So der Global Gender Gap Report des Jahres 2017. In diesem lag Ruanda sogar auf Platz fünf, vor dem Musterland Schweden und weit vor Deutschland (Platz zwölf). Auch sonst sieht es noch finster aus in Sachen Gleichberechtigung. So ist beispielsweise die Kunst von Frauen nur halb so teuer wie die von Männern. Die Analyse von 1,5 Millionen Auktionsdaten aus den Jahren 1970 bis 2013 ergab, dass Werke von Künstlerinnen im statistischen Mittel gut 25.262 Dollar erzielten, die von Künstlern dagegen 48.212 Dollar.
Bei den Schauspielerinnen sieht es nicht viel besser aus, im Gegenteil. So heißt es, dass für einen Nachdreh für den Film „Alles Geld der Welt“ Michelle Williams und Mark Wahlberg sehr unterschiedlich honoriert wurden bei gleichem Aufwand. Während Mark Wahlberg mehr als eine Million Dollar bekommen haben soll, wurde Williams mit 1.000 Dollar abgespeist. Angesichts der ARD-Themenwoche „Gerechtigkeit“ schaut sich das „Kulturjournal“ an, wie unterschiedlich Männer und Frauen (immer noch) behandelt werden und macht den Gerechtigkeitstest auf der Straße.
Anerkennung statt Ausgrenzung: eine Ausstellung in Oldenburg über Minderheiten
Vor 100 Jahren wurde in Deutschland das Wahlrecht für Frauen eingeführt, ein wichtiger Schritt in Richtung Geschlechtergerechtigkeit, auch wenn wir noch immer keine vollständige Gleichberechtigung haben. Und wie sieht es mit den Rechten anderer gesellschaftlicher Gruppen aus? Wer muss noch heute um Anerkennung kämpfen? Zum Jahrestag des Frauenwahlrechts beschäftigt sich das Stadtmuseum Oldenburg in der Ausstellung „Anerkennung!“ mit solchen Fragen. Das Besondere daran: Ganz unterschiedliche Menschen aus Oldenburg haben sich mit eigenen Kunstprojekten beteiligt. Menschen mit Behinderung, mit unterschiedlichen Sexualitäten, aber auch Geflüchtete oder Menschen, die auf der Straße leben. Das „Kulturjournal“ spricht mit Oldenburgern über das Projekt und stellt die Ausstellung im Rahmen der ARD-Themenwoche „Gerechtigkeit“ vor.
And the winner is …: der NDR Sachbuchpreis
Er wird dieses Jahr zum zehnten Mal verliehen, ist mit 15.000 Euro dotiert und zählt zu den wichtigsten seines Genres: der NDR Kultur Sachbuchpreis. Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble (CDU) ist Ehrengast der Jubiläumsgala auf Schloss Herrenhausen in Hannover am Mittwoch, den 21. November. 260 Sachbücher standen zur Auswahl. Welches Buch das Rennen gemacht hat, das „Kulturjournal“ verrät es vorab.
Der ganz normale Wahnsinn: eine Kinokomödie über einen Psychotherapeuten
Nachdem in den Filmen von Sandra Nettelbeck schon zwei Mal der Psychotherapeut Max aufgetaucht ist, allerdings eher am Rande, hat es noch knapp zehn Jahre gebraucht, bis dieser Max seinen eigenen Film bekommen hat: „Was uns nicht umbringt“ (Filmstart 15. November). Diesen Max hat die Regisseurin dem Schauspieler August Zirner auf den Leib geschrieben: Ein Mann, der nicht nur Menschen in der Krise in seiner Praxis hilft. Sondern auch ein Mann, der in der Mitte seines Lebens bilanziert: War’s das jetzt? Geht das jetzt so weiter oder wird es doch noch mal anders? Und verliebe ich mich noch mal? Der Film kreist auf sehr amüsante und auch tiefsinnige Weise um diese Fragen, eine Art Bestandsaufnahme der Generation um die 50, gespielt von einem bemerkenswerten Ensemble, allen voran August Zirner in der Hauptrolle. Das „Kulturjournal“ spricht mit Regisseurin Sandra Nettelbeck und August Zirner und bemüht sich um Antworten auf die großen Fragen.
Von Australien nach Hannover: die Flötistin Ana de la Vega
Sie war sieben Jahre alt, als sie das erste Mal ein Flötenkonzert hörte. Da stand für sie fest, dass sie Flötistin werden wollte. Seitdem hat sich Ana de la Vega auf eine weite Reise begeben: Aufgewachsen ist die Tochter britisch-argentinischer Eltern in Australien, zum Studium ging es über Sydney nach Paris. Mit 23 Jahren wurde sie Soloflötistin in Portugal. Sie gründete die London International Players und spielte auf vielen großen Bühnen in den USA und in Europa. Ihre aktuelle CD mit Werken von W. A. Mozart und Josef Myslivecek wurde von der internationalen Presse hoch gelobt. Jetzt lebt die Musikerin in Norddeutschland: Ana de la Vega wohnt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Hannover, einfach weil sie die Stadt so mag. Das „Kulturjournal“ trifft die Musikerin in ihrer Wahlheimat. Am 15. November spielt Ana de la Vega in der Laeiszhalle in Hamburg
„Der Norden liest“:
Juli Zeh in Hannover Seit ihr erster Roman „Adler und Engel“ (2001) zum Welterfolg wurde, hat sich Juli Zeh den Ruf erarbeitet, sehr genau hinzuschauen auf die Bedingungen des menschlichen Zusammenlebens. Ging es in „Unterleuten“ um eine Dorfgemeinschaft und in ihrem letzten Roman „Leere Herzen“ um den Staat, nimmt sie mit ihrem neuen Roman „Neujahr“ nun die Familie unter die Lupe: An einem Neujahrsmorgen macht sich ein junger Familienvater per Fahrrad auf den beschwerlichen Weg zu einem Berggipfel auf Lanzarote. Je höher er kommt, desto mehr Erinnerungen tauchen auf, die er seit seiner Kindheit verdrängt hat. Meter für Meter kämpft er sich an sein Trauma heran. Als er den Berg wieder hinab fährt, ist er ein anderer. Im Rahmen von „Der Norden liest“ stellt Juli Zeh ihren neuen Roman „Neujahr“ (Luchterhand) in Hannover vor: Donnerstag, 15. November, 20 Uhr, Hauptgebäude in der Leibniz Universität, Welfenschloss am Welfengarten 1.
Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 12.11.2018 NDR Folge 15 (2018/2019)
Folge 15Kampf gegen Kunstfreiheit? Die Kulturpolitik der AfD in Niedersachsen
Das Sprengel Museum Hannover, das Internationale Filmfest Braunschweig oder das Zentrum Demokratische Bildung in Wolfsburg: Wenn es nach der AfD geht, dann sollen sie zukünftig keine oder deutlich weniger Förderung bekommen. In verschiedenen Anträgen fordern AfD-Politiker in Niedersachsen Mittelkürzungen. Und oftmals sind gerade solche Einrichtungen betroffen, die sich für kulturelle Vielfalt und eine offene Gesellschaft stark machen. Der AfD-Abgeordnete Harm Rykena beklagte erst vor wenigen Wochen im Niedersächsischen Landtag, dass der „vom Staat geförderte Kulturbetrieb“ sich „sehr stark mit der Dekonstruktion des Volkes“ befasse, und forderte stattdessen eine „deutsche Leitkultur“. Will die AfD missliebige Kultureinrichtungen deshalb klein sparen? Das „Kulturjournal“ spricht unter anderem mit dem Leiter des Sprengel Museums Hannover, dem Publizisten Andreas Speit und mit einem Vertreter der AfD in Hannover.
Zwischen Heide-Lyrik und Rassismus: eine Dokumentation über Hermann Löns
Die Lüneburger Heide ist eines der beliebtesten Urlaubsziele in Deutschland. Jährlich besuchen über zwei Millionen Menschen die Heidelandschaft im Nordosten Niedersachsens. Einer, der maßgeblich zur Bekanntheit und Popularität der Region beigetragen hat, ist der Dichter Hermann Löns, der unter anderem den Text des Liedes „Auf der Lüneburger Heide“ geschrieben hat. In seiner Wahlheimat Walsrode wird der Schriftsteller mit einem Museum geehrt, es gibt Führungen auf den Spuren des Dichters, und Generationen von Schulkindern haben auf Ausflügen in die Lüneburger Heide das Löns-Grab besucht.
Aber Löns war nicht nur der Heide-Dichter schlechthin, er war auch ein Blut-und-Boden-Romantiker, hat rassistische und nationalistische Texte geschrieben, Und wurde deshalb von den Nazis verehrt. Der Film „Idyll und Widerspruch – Mythos Hermann Löns“ (Regie: Armin Plöger) folgt den Spuren des Dichters durch die Heide und zeichnet ein vielschichtiges Bild seines Werkes und seiner Wirkung. Die Dokumentation von Armin Plöger zeigt das NDR Fernsehen am 20. November, 00:00 Uhr.
Katastrophe Krankenhaus: zwei Hamburger Filmemacher über das deutsche Gesundheitssystem
Es ist nicht überall schrecklich. Aber es betrifft alle Krankenhäuser in Deutschland. Mit der Einführung des Fallpauschalensystems im Jahr 2003 wurden die Krankenhäuser kommerzialisiert. Die „Vergütung der Krankenhäuser durch Fallpauschalen“ hat den Menschen zu einer Ware gemacht. Es geht nicht mehr darum, was der Patient braucht, sondern was er bringt. Ein Notfall in der Notaufnahme bringt 30 Euro von der Krankenversicherung. Kein Krankenhaus kann dafür kostendeckend ein Röntgenbild oder ein Blutbild erstellen. Also werden Notfälle abgewiesen. In anderen Häusern hält man sich einfach nicht an das System, weil man es als unmenschlich empfindet. Der Film „Der marktgerechte Patient“ von den Hamburger Filmemachern Leslie Franke und Herdolor Lorenz erzählt von den fatalen Folgen dieses Systems. Pfleger, Ärzte, Patienten und Klinikchefs kommen zu Wort. Die Dokumentation läuft zurzeit in den Kinos.
Künstler und Ministerpräsident von Albanien: Edi Rama in der Kunsthalle Rostock
Er kennt die Macht! Und er kennt die Kunst. Heute ist er Ministerpräsident von Albanien, doch Edi Rama ist immer Künstler geblieben. Und das nicht nur, weil er noch immer ständig zeichnet: beim Telefonieren, in Sitzungen, bei Interviews. Seine erste Tat als Bürgermeister von Tirana, der damals noch in weiten Teilen tristen Hauptstadt Albaniens, war es, die sozialistischen Wohnblöcke mit bunten Quadraten zu versehen. So wurden ganze Stadtteile zu einem einzigen Mondrian-Gemälde. Denn Rama ist auch heute noch davon überzeugt: „Mit Schönheit lässt sich einiges erreichen.“ Jetzt sind seine Werke in der Kunsthalle Rostock zu sehen: Zeichnungen, Tapeten und Keramikskulpturen (ab 17. November). Und dort trifft ihn auch das „Kulturjournal“, um über Kunst und Politik zu sprechen.
David Bowies Vermächtnis: das Musical „Lazarus“ im Deutschen SchauSpielHaus Hamburg
Es war ein Schock für Musikfans in aller Welt, als David Bowie im Januar 2016 starb. Seine Krebserkrankung hatte er vor der Öffentlichkeit geheim gehalten. Und fast bis zuletzt an zwei großen Projekten gearbeitet: Sein letztes Album „Blackstar“ erschien nur zwei Tage vor seinem Tod, und sein Musical „Lazarus“ war erst wenige Wochen davor uraufgeführt worden: Das Stück enthält alte und bis dahin unveröffentlichte Bowie-Songs, darunter Hits wie „Heroes“, „Life On Mars?“ oder „Absolute Beginners“, und erzählt die Geschichte eines Außerirdischen, der auf die Erde kommt. Für Bowie schloss sich damit ein Kreis: Das Stück basiert auf dem Roman „Der Mann, der vom Himmel fiel“. In der Verfilmung von 1976 hatte der Popstar die Hauptrolle gespielt. Jetzt kommt „Lazarus“ als Musical nach Hamburg: Falk Richter inszeniert das Stück am Deutschen SchauSpielHaus (Premiere: 17. November) mit einem grandiosen Alexander Scheer als Hauptdarsteller.
Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 19.11.2018 NDR Folge 16 (2018/2019)
Folge 16Macht, mächtiger, Amazon: der große Einfluss des Online-Konzerns
Eine neue Studie zeigt, wie stark die Macht des US-Handelsriesen ist. Fast die Hälfte des deutschen Onlinehandels läuft inzwischen über Amazon. Fast 180 Milliarden setzte das Unternehmen weltweit um, 17 Milliarden davon in Deutschland. Das ist fast viermal so viel wie Karstadt und Kaufhof zusammen. Bei Büchern geht laut der Studie fast jeder fünfte Euro über Amazon, bei Elektroartikeln sowie Sport und Freizeit sind es 16 Prozent Marktanteil, wohlgemerkt aller Umsätze, also sowohl online als auch im Laden. Und all das mit teilweise fragwürdiger Praxis.
Man weiß, dass Amazon Steuern vermeidet, wo es nur geht, seine Arbeiter in den Logistikzentren permanent mit Kameras überwacht, schlecht bezahlt und behandelt und auf dem Weg zur Weltmacht ganze Branchen plattmacht und Märkte zerstört. Und jetzt steht das Weihnachtsgeschäft vor der Tür. Halleluja. Das „Kulturjournal“ macht den Test: Warum wird trotzdem immer noch bei Amazon bestellt? Und das „Kulturjournal“ trifft den Journalisten und Buchautor Johannes Bröckers, der dieser Frage in seinem Buch „Schnauze, Alexa! Ich kaufe nicht bei Amazon“ (Westend Verlag) nachgeht.
Immer schneller, immer mehr: wie uns die Zeit verloren geht Schrumpft die Gegenwart? Viele Menschen haben ständig das Gefühl, der Zeit nur hinterher zu hetzen, dauernd im Hamsterrad zu strampeln und doch nie fertig zu werden mit den Dingen, die sie sich vorgenommen haben. 72 Stunden bräuchte dann ein Tag im Durchschnitt, um all das zu erledigen, was man eigentlich erledigen wollte. Selbst die Zeit der Muße: eng durchgetaktet.
Durchschnittlich zwei Sekunden lassen wir uns Zeit, um Kunst zu betrachten. Und jetzt steht die Adventszeit vor der Tür. Eigentlich die Zeit der Besinnung. Eigentlich. Doch auch hier hetzen viele von Weihnachtsfeier zu Weihnachtsfeier, haben Geschenkestress, kommen nicht runter. Gibt es einen Ausweg? Der Beschleunigungsforscher Hartmut Rosa sagt: Gegen die Beschleunigung der Gesellschaft sind individuelle Eskapismus-Strategien zum Scheitern verurteilt. Also alles verloren? Im „Kulturjournal“ verrät Hartmut Rosa, wie es auch anders gehen könnte.
Der Glücksmaler im Plattenbau: ein Kunstprojekt in Schwerin
Kann man das Glück malen? Der Künstler Michael Frahm hatte genau diesen Auftrag: Er sollte das Glück malen, und zwar die Glücksmomente seiner neuen Nachbarn. Die örtliche Wohnungsgesellschaft quartierte den Maler ein halbes Jahr lang in ein frisch saniertes DDR-Plattenbauhochhaus am Stadtrand von Schwerin ein. 400 Mieter leben in dem Haus in 380 Ein- und Zweiraumwohnungen über zehn Etagen. Für die Flure soll der Künstler zehn Bilder malen. Ein Wagnis, denn Frahm muss die Mieter erst kennenlernen, und sie müssen ihm ihre Glückmomente anvertrauen. Das „Kulturjournal“ zeigt, ob er das geschafft hat und trifft ihn und einige Mitbewohner Monate später erneut in dem Plattenbau, um zu sehen, was das Glücksexperiment mit ihnen gemacht hat.
Fake News in der Archäologie: eine ungewöhnliche Ausstellung in Hildesheim
Die Knochen eines Einhorns aus dem Harz, eine goldene Tiara des Sythen-Königs oder Adolf Hitlers Tagebücher: Es waren Sensationen, als sie entdeckt wurden. Doch dann kam heraus, sie waren nicht, was man glaubte und hoffte. Nach dem spektakulären Fund folgte die große Enttäuschung. Die Ausstellung „Irrtümer und Fälschungen der Archäologie“ im Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim zeigt über 200 Exponate zu Fehlurteilen und Betrugsfällen in ganz Europa. Die Schau erzählt illustre Geschichten aus dem Pariser Louvre, über Heinrich Schliemann oder einer Königskrone, die in Wahrheit Teil eines Eimers war. Die Schau macht deutlich, dass Irren nicht nur menschlich, sondern immer schon Teil der Wissenschaft ist.
Roman über eine große Dichterin: Karen Duve schreibt über Annette von Droste-Hülshoff
Zu unangepasst, zu frech und zu klug für ihre Zeit: Die Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff passte nicht in das Rollenbild der Frau im frühen 19. Jahrhundert. Ihre großartige literarische Arbeit wurde von der Familie nicht gewürdigt, und dann gab es noch eine unglückliche Geschichte mit den Männern, die ihr ganzes Leben veränderte: Zwei Studenten aus Göttingen verehrten die junge Dichterin, eine Intrige aus Eifersucht endete in einem Eklat. Die Schriftstellerin Karen Duve hat über Annette von Droste-Hülshoff und diese sogenannte „Jugendkatastrophe“ einen wunderbaren Roman veröffentlicht: „Fräulein Nettes kurzer Sommer“. In der „Kulturjournal“-Reihe „Der Norden liest“ stellt Karen Duve ihren Roman am 27. November in Bückeburg vor.
Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 26.11.2018 NDR Folge 17 (2018/2019)
Folge 17„Wir kündigen den Generationenvertrag“: warum die Jugend aufbegehrt
Sie wollen nicht mehr, sind wütend: der Jugendrat der Generationen Stiftung. Sie halten die Politik der Älteren für gefährlich, den Generationenvertrag für inakzeptabel. Der Grund: Ihrer Meinung nach hält ihn die ältere Generation mit ihrer Art zu wirtschaften und Politik zu machen, schon längst nicht mehr ein. Daher nun ihre radikale Kampagne: „Wir kündigen den Generationenvertrag“. Sie monieren, dass überall an den Schaltstellen der Macht alte Leute sitzen, die Politik machen, die die nachfolgende Generation noch jahrelang betreffen wird.
Das Problem: Es wird vor allem für die ältere Generation Politik gemacht. Denn bei der letzten Bundestagswahl stellten inzwischen die Menschen, die 70 Jahre und älter sind, die größte Wählergruppe. Und bereits 2030 werden in Deutschland halb so viele Rentner wie Erwerbstätige leben. Schuld: der demografische Wandel. Doch was tun? Das „Kulturjournal“ spricht mit einer Vertreterin des Jugendrates und mit CDU-Politiker Hermann Gröhe, Mitglied der Rentenkommission „Verlässlicher Generationenvertrag“.
Astrid Lindgrens frühe Jahre: ein neuer Spielfilm über die legendäre Schriftstellerin
Sie hat weltweit so viele Kinder glücklich gemacht mit ihren Geschichten. Doch mit ihrem eigenen Kind hatte sie eine so unglückliche Geschichte. Mit nur 18 Jahren wurde Astrid unverheiratet schwanger von ihrem verheirateten Chef. Ein unaussprechlicher Skandal im Schweden der 1920er-Jahre. Sie war Volontärin der Tageszeitung, ihr Chef befürchtete, wegen „Hurerei“ ins Gefängnis zu kommen. Deshalb war Astrid gezwungen, ihren Sohn anonym zur Welt zu bringen und reiste zur Geburt ins dänische Kopenhagen in das einzige Krankenhaus Skandinaviens, in dem Frauen anonym Kinder zur Welt bringen durften. Am 4. Dezember 1926 wurde ihr Sohn Lars, genannt Lasse, geboren. Keine drei Wochen später musste Astrid ihr Baby bei einer Pflegemutter zurücklassen, es zerriss ihr das Herz.
Astrid verdingte sich in Stockholm als Aushilfssekretärin und sehnte sich nach Lasse. Die Fahrt zu ihm jedoch war kostspielig, deshalb konnte sie nicht oft hin. Erst als der Kleine drei Jahre alt war, konnte sie ihn endlich zu sich holen. Doch anfangs lehnte er sie ab, er kannte sie ja kaum. Astrid lebte gegen die Konventionen, war auf sich gestellt und eine eigenwillige, starke Frau. Wie ihre Heldin Pippi Langstrumpf. „Astrid“ ist ein berührender Film über die frühen, schweren Jahre der bekanntesten Kinderbuchautorin der Welt. Am 6. Dezember kommt der Film über ihr Leben ins Kino, die Rolle der Astrid großartig gespielt von Alba August.
Die vielen Seiten des Helmut Schmidt: Bilder des Hamburger Fotografen Volker Hinz
Eigentlich sollte es genügend Fotos von ihm geben, von dem Mann, der Hamburg aus der Flutkatastrophe 1962 rettete, der RAF in den 1970er-Jahren die Stirn bot und für den NATO Doppelbeschluss kämpfte, dabei immer mal wieder mit seiner Partei kämpfte und eigentlich ständig rauchte, auch als es schon das offizielle Rauchverbot gab: Helmut Schmidt, der 2015 verstarb. Doch dem Hamburger Fotografen Volker Hinz sind über all die Jahre Aufnahmen von ganz privaten, ungewöhnlichen und fast intimen Momenten gelungen. Das „Kulturjournal“ spricht mit Volker Hinz über seine Begegnungen mit Helmut Schmidt, der am 23. Dezember 100 Jahre alt geworden wäre. Hinz hatte den legendären Altbundeskanzler von 1971 bis 2008 „Immer im Blick“: Und so heißt denn auch die Ausstellung der Porträts (Multiple Box, Hamburg, bis 5. Januar 2019).
Ein literarischer Adventskalender: das „NDR Buch des Monats“ von Jan Brandt
Adventskalender gibt es in vielen Farben und Formen, gefüllt mit Schokolade, Spielzeug oder auch Kosmetikartikel. Sie sollen die Wartezeit bis Weihnachten verschönern. Der Schriftsteller Jan Brandt hat jetzt einen literarischen Adventskalender veröffentlicht mit einer zauberhaften Weihnachtsgeschichte in 24 Kapiteln für junge und alte Leserinnen und Leser. Im Mittelpunkt steht Jonas, der es seinen Mitmenschen seit dem Tod der Mutter nicht leicht macht: Er kommt zu spät, ist egoistisch, benimmt sich schlecht in der Klasse. Nachdem er einen magischen Weihnachtskalender aus Holz findet, stellt er aber fest, dass er die 24 Türen nicht alleine öffnen kann. Jeden Tag muss er neu herausfinden, welcher Bewohner seines Heimatorts ihm jeweils dabei helfen muss. Am Ende lernt er nicht nur neue Menschen kennen, sondern auch viel über sein Leben und seine Familie. Das Buch „Der magische Adventskalender“ (DuMont Verlag) mit Illustrationen von Daniel Faller ist das „NDR Buch des Monats“ im Dezember.
Wie zwei Deutsche dem Jazz auf die Sprünge halfen: der Dokumentarfilm „It Must Schwing!“
Was für eine Geschichte: Zwei junge jüdische Jazz-Fans müssen vor den Nazis aus Deutschland fliehen. Und in den USA leiten sie eines der wichtigsten Plattenlabel der Welt, die legendären Blue Note Records. Alfred Lion und Francis Wolff kamen in den 1930er-Jahren von Berlin nach New York und gründeten völlig mittellos ihre kleine Plattenfirma. Sie waren keine Musiker, aber sie wussten, wie man die besten Aufnahmen macht und wie guter Jazz klingen muss: „It Must Schwing!“. In einer Zeit, in der afroamerikanische Musiker in den USA immer noch unter Diskriminierung und Ausgrenzung litten, wurden sie bei Blue Note als gleichberechtigte Künstler respektiert.
Viele von ihnen, wie Miles Davis, Herbie Hancock, John Coltrane, Thelonious Monk und Quincy Jones, wurden zu Stars. Der Dokumentarfilm „It Must Schwing!“ von Eric Friedler erzählt jetzt die einzigartige Blue-Note-Story. Die NDR Produktion kombiniert Interviews mit Musikern und erstmals gezeigtes Archivmaterial mit eindringlichen Animationssequenzen. Das Erste zeigt den Film am Sonntag, 9. Dezember, um 23:35 Uhr.
„Der Norden liest“: mit Dörte Hansen in Husum
Mit „Altes Land“ gelang Dörte Hansen vor drei Jahren ein Sensationserfolg, ihr Debütroman war Jahresbestseller 2015. Ihr neues Buch „Mittagsstunde“ ist noch besser und wieder ganz oben auf der Bestsellerliste: Schauplatz ist der fiktive friesische Ort Brinkebüll, der wie viele norddeutsche Dörfer tiefgreifende Veränderungen erleben musste. Die Felder wurden begradigt, die Straßen geteert, der Tante-Emma-Laden und Bauernhöfe geschlossen. Im Mittelpunkt steht der Dorfkrug, der noch von einem alten Paar betrieben wird. Der Enkel wollte den Gasthof nicht übernehmen, aber nun muss er sich doch um die Großeltern und deren Familiengeschichte kümmern. In der „Kulturjournal“-Reihe „Der Norden liest“ stellt Dörte Hansen ihre „Mittagsstunde“ in Husum vor. Weitere Informationen: ndr.de/dernordenliest.
Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 03.12.2018 NDR Folge 18 (2018/2019)
Folge 1870 Jahre Menschenrechte: ein Grund zu feiern?
Er ist einer der wichtigsten Texte der Menschheitsgeschichte, 1.300 Wörter lang und nun genau 70 Jahre alt: Am 10. Dezember wurde die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ verabschiedet, allerdings ohne rechtlich bindend zu sein. Trotzdem ein kleines Wunder angesichts des Kalten Krieges, der damals herrschte. Die Autoren: ein Kanadier, ein Libanese, zwei Franzosen und ein Chinese unter der Leitung von Eleanor Roosevelt. 48 Staaten stimmten damals zu, acht enthielten sich. Darunter sechs Staaten des ehemaligen Ostblocks, Südafrika und Saudi-Arabien.
Letzteres wegen des Passus der Religionsfreiheit. 30 Artikel umfasst die Erklärung, und die reichen vom Verbot der Folter, über das Asylrecht bis hin zum Recht auf Eigentum und dem Recht auf Freizeit und Erholung. Doch welches Land schafft es heute noch, sich an diese 30 Regeln zu halten? Zum Beispiel das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit ist angesichts des Gender Pay Gaps nahezu nirgendwo umgesetzt. Human Rights Watch stellte für 2017 Menschenrechtsverletzungen in mehr als 90 Staaten fest. Es gibt also auch nach 70 Jahren noch viel zu tun!
Umstrittener Verkauf: Erbprinz Ernst August von Hannover und die Marienburg
Da hat der Erbprinz Ernst August von Hannover, von Beruf Investmentbanker, dem Land Niedersachsen kurz vor Weihnachten ein schönes Geschenk gemacht: Er hat seine Marienburg bei Hildesheim verkauft, für den Spottpreis von nur einem Euro. Das Welfenanwesen gilt als „Neuschwanstein des Nordens“. Doch es ist ein teures Geschenk. Die Sanierungskosten der maroden Burg, die auf einem abrutschenden Hang steht, beziffert das Kulturministerium mit etwa 13 Millionen Euro für das Land, dieselbe Summe soll der Bund beisteuern. Der Bund der Steuerzahler befürchtet Folgekosten für den Unterhalt der Burg in Millionenhöhe.
Grüne und FDP kritisieren, dass der Deal mit einer Tochterfirma der Klosterkammer am Parlament vorbei erfolgt sei. „Das gemeinsam entwickelte Modell sichert Schloss Marienburg und sein Inventar dauerhaft für die Öffentlichkeit“, sagt Ernst August jr. Vom Inventar ist nicht mehr ganz so viel übrig, nachdem die Welfen 2005 für 44 Millionen Euro schon Kunstgegenstände verkauft hatten. Die Familie (geschätzter Besitz 400 Millionen Euro) könne das Gebäude mit seinen 135 Zimmern nicht mehr länger unterhalten.
Frauen benachteiligt: Studie über Geschlechtergerechtigkeit in der Literaturkritik
Jedes Jahr erscheinen in Deutschland mehr als 70.000 Bücher. Welche Titel es in die Bestsellerlisten schaffen, das entscheiden auch die Medien durch ihre Rezensionen. Eine Studie der Universität Rostock hat jetzt herausgefunden, dass Männer dabei deutlich bevorzugt werden. 69 Medien, Zeitungen, Fernsehen, Hörfunk, wurden für den Zeitraum von einem Monat untersucht. Das Ergebnis: Nur ein Drittel der Rezensionen befasste sich mit Büchern von Frauen, in zwei Drittel der Fälle ging es um Werke von Männern. In einigen Genres war das Ergebnis sogar noch unausgewogener. Nur 30 Prozent der besprochenen Sachbücher stammen von Frauen, beim Krimi waren es noch weniger. Diese Zahlen haben Folgen: für die öffentliche Wahrnehmung, für die Vergabe von Preisen und nicht zuletzt für die Verkaufszahlen und den Erfolg der AutorInnen.
Leben als Obdachloser: das Hamburger „StrassenBUCH“ gibt Einblick
Sie hat fotografiert und er hat Gedichte geschrieben. Ihr Thema: Wie es ist, obdachlos zu sein, auf der Straße zu leben, keinen Ort zu haben, immer außen vor zu sein, im wahrsten Sinne des Wortes. Dass dabei nicht alles nur hoffnungslos ist, möchte Rosi mit ihren Fotos zeigen. Und Alex möchte mit seiner Lyrik Menschen erreichen: „Ich wünsche mir, dass viele sehen, dass sie nicht alleine sind und dass man gemeinschaftlich etwas schaffen kann.“ Jetzt sind die Werke der beiden in einem Buch erschienen, dem Hamburger „StrassenBUCH“ (Verlag: StrassenBLUES e.V). Das „Kulturjournal“ ist bei der Buchpräsentation mit dabei und blickt mit Rosi und Alex zurück auf die Zeit, in der sie fotografiert und geschrieben haben.
NDR Benefizaktion „Hand in Hand für Norddeutschland“: der Chor Die Herbstzeitlosen für Demenzkranke
Wenn Menschen an Demenz erkranken, dann verlieren sie oft nicht nur ihre Erinnerung, sondern auch den Kontakt zum Leben um sie herum. Soziale Kontakte werden weniger, die Betroffenen ziehen sich in ihre eigene Welt zurück. Ein wunderbares Mittel, sie dort wieder herauszuholen und Kontakt herzustellen, ist das gemeinsame Musizieren. Der Chor Die Herbstzeitlosen in Neumünster (Schleswig-Holstein) ist einer von mehreren Chören in Norddeutschland, in denen Demenzkranke und Angehörige gemeinsam singen. Das „Kulturjournal“ stellt den Chor vor im Rahmen der NDR Aktion „Hand in Hand für Norddeutschland“. Hilfe für Menschen mit Demenz und Unterstützung für deren Angehörige ist das diesjährige Ziel der Benefizaktion. Partner sind die Alzheimer Gesellschaften in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg. Spendenaufruf und weitere Informationen zur Aktion: ndr.de/handinhand
„Der Norden liest“: mit Judith Schalansky in Lüneburg
Der Palast der Republik, ein Gemälde des Greifswalder Hafens von Caspar David Friedrich oder eine versunkene Insel im Pazifik: ständig verschwinden Dinge, Tiere, Menschen. Die Welt ist ein Ort von Geburt und Tod, von Entstehen und Verlust. Die aus Greifswald stammende Autorin und Buchgestalterin Judith Schalansky schreibt in ihrem „Verzeichnis einiger Verluste“ über verloren Gegangenes. Dabei sind diese Verluste jeweils Ausgangspunkte für ganz unterschiedliche literarische Geschichten. Anfang November erhielt Judith Schalansky für ihr Buch den Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2018 in Braunschweig. In der „Kulturjournal“-Reihe „Der Norden liest“ stellt die Schriftstellerin ihr „Verzeichnis einiger Verluste“ am 13. Dezember in Lüneburg vor. Weitere Informationen: ndr.de/dernordenliest
Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 10.12.2018 NDR Folge 19 (2018/2019)
Folge 19Wie steht es um unsere Zukunft? In Lüneburg wird die Welt moralisch vermessen
Gerade einmal zwei Wochen ist das Jahr 2019 alt. Doch was wird es bringen? Wie steht es inzwischen weltweit um Werte wie Freiheit, Toleranz und Liberalismus? Einen Politologen treibt genau das um, Christian Welzel von der Leuphana Universität Lüneburg interessiert nichts weniger als die moralische Berechnung der Welt. Mithilfe des World Values Survey, das ist eine Erhebungsumfrage, mit der seit 1981 in regelmäßigen Abständen die Einstellungen der Menschen über den ganzen Globus erfragt wird. 250 Gewissensfragen werden gestellt. Zum Beispiel: Wie wichtig ist es für Sie, in einem Land zu leben, das demokratisch regiert wird? Die gute Nachricht: Es geht bergauf. Die Menschen werden immer toleranter, freiheitsliebender. Insofern: Es kann nur besser werden, oder?! Das „Kulturjournal“ trifft Christian Welzel in Lüneburg und fragt die Lüneburger, ob sie auch das Gefühl haben, dass es aufwärts geht.
Von „Heidi“ bis „Marmor, Stein und Eisen bricht“: Dokumentarfilm über den Komponisten Christian Bruhn
„Mir liegt nichts daran, auf der Straße erkannt zu werden, ich will auf der Straße gepfiffen werden.“ Und das hat er geschafft: Seine Schlager kennen Millionen, doch nur wenige kennen den Komponisten von Songs wie „Marmor, Stein und Eisen bricht“, „Ein bisschen Spaß muss sein“ oder „Wunder gibt es immer wieder“. Christian Bruhn, 1934 in der Nähe von Hamburg geboren, schrieb zahlreiche Hits, Filmmusiken für Serien wie „Wickie“, „Heidi“ oder „Timm Thaler“. Außerdem zahlreiche Werbejingles. Insgesamt schuf er etwa 2.500 Kompositionen. Dabei liebt Christian Bruhn selbst vor allem Jazz und Mozart. Der Dokumentarfilm „Meine Welt ist die Musik“ von Regisseurin Marie Reich porträtiert einen ungewöhnlichen Musiker, der bis heute, mit 84 Jahren, voller Leidenschaft Musik macht. Neben Bruhn selbst sprechen Katja Ebstein, Harold Faltermeyer oder Klaus Doldinger in dem sehenswerten Film, der jetzt im Kino läuft.
Eine Fernsehserie, die Deutschland veränderte: 40 Jahre „Holocaust“
Der Zweite Weltkrieg und die Vernichtung der Juden, das war 1979 über drei Jahrzehnte her. Aber erst eine US-amerikanische Fernsehserie machte vielen Deutschen klar, was in den Konzentrationslagern passiert war: „Holocaust“ hat die Bundesrepublik verändert, wie kaum eine andere TV-Produktion. Dabei war die Ausstrahlung der Reihe im Vorfeld höchst umstritten: Nicht nur Historiker zweifelten an, ob eine US-amerikanische Soap-Opera eine angemessene Form sei, um die Ermordung der Juden darzustellen. Und reaktionäre Kräfte wollten das Thema nicht in der Öffentlichkeit wissen, sie beschwerten sich über die angebliche „Hetzserie“, es gab anonyme Morddrohungen und Anschläge auf Sendemasten.
Doch die Serie wurde gesendet, übertraf alle Erwartungen und prägte die deutsche Erinnerungskultur. Zum 40-jährigen Jubiläum wird „Holocaust“ jetzt wieder im NDR Fernsehen gezeigt (ab 7. Januar, der zweite Teil am 14. Januar um 23:15 Uhr). Und eine umfangreichreiche Dokumentation von Alice Agneskirchner erinnert daran: „Wie ‚Holocaust‘ ins Fernsehen kam“ (16. Januar um 23:50 Uhr im NDR Fernsehen). Das „Kulturjournal“ spricht mit dem Historiker Frank Bösch über die Bedeutung der Fernsehserie.
Die Geschichte einer jüdischen Kollaborateurin: der Roman „Stella“ von Takis Würger
Sie war selbst Jüdin, aber sie kollaborierte mit den Nazis und verriet Hunderte Juden. Stella Goldschlag war eine schillernde, eine unbegreifliche Figur. 1943 wurde sie in Berlin verhaftet und ging einen Pakt mit der Gestapo ein, um ihre eigenen Eltern vor der Ermordung zu retten. Sie arbeitete als „Greiferin“, denunzierte Hunderte Juden, die in der Großstadt untergetaucht waren und brachte ihnen den sicheren Tod. Der in Hannover aufgewachsene Schriftsteller Takis Würger, dessen erstes Buch „Der Club“ hoch gelobt wurde, erzählt diese Geschichte nun in seinem neuen Roman „Stella“ (Hanser Verlag). Aus der Perspektive eines jungen Schweizers, der sich in Stella verliebt und mit ihr zusammenlebt, nähert er sich der Figur an. „Stella“ ist das NDR Buch des Monats im Januar. Und die Figur Stella Geldschlag ist auch Teil des NDR Dokudramas „Die Unsichtbaren“, das am 16. Januar, 20:15 Uhr, in Das Erste gezeigt wird.
Emotionen in Schwarz-Weiß: Fotografien von Katja Flint in der Kunsthalle Rostock
Man kennt sie als Schauspielerin: Katja Flint. Dort zeigt sie in ihrem Gesicht gekonnt Gefühle, und das seit über 30 Jahren. Nicht ganz so bekannt ist, dass die Schauspielerin auch als Fotografin Gefühle präsentiert, ebenso künstlerisch gestaltet, in schwarz-weißen Porträts, oft verwischt. Vom Schauspiel kommend, geht es Katja Flint vor allem darum, ihren Fotografien einen malerischen Effekt zu geben, sagt sie. Tatsächlich wirken die Bilder wie einzelne kleine Dramen: theatralisch, intensiv und hoch emotional. Jetzt sind die Fotos in einer großen Einzelausstellung in der Kunsthalle Rostock zu sehen (ab 13. Januar). Das „Kulturjournal“ trifft Katja Flint für einen exklusiven Besichtigungstermin.
Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 14.01.2019 NDR Folge 20 (2018/2019)
Folge 20Sie kann alles! Die Schauspielerin Caroline Peters im Porträt
Ihre Karriere hat sie gleich mal an der Berliner Schaubühne begonnen. Da war Caroline Peters noch im letzten Studienjahr an der Schauspielschule. Mittlerweile ist sie Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater, besser geht es eigentlich nicht. Spätestens seit ihrer Rolle als Kommissarin Sophie Haas in „Mord mit Aussicht“ ist sie auch dem breiten Fernsehpublikum bekannt. Und die Liste ihrer Kinofilme, in denen sie mitspielt, wird auch immer länger. Kein Wunder: Caroline Peters ist eine extrem wandelbare, großartige und bemerkenswerte Schauspielerin. Kein Gesichtsausdruck ist ihr fremd, es gelingt ihr, selbst platte Witze mit einer Ernsthaftigkeit zu präsentieren, dass sie Tiefe bekommen. Jüngstes Beispiel: die Kinokomödie „Womit haben wir das verdient?“ (Kinostart am 24. Januar). Außerdem betreibt sie noch einen kleinen Postkartenverlag. Und hat noch Zeit für ein Treffen. Beeindruckend!
Verhätschelt und gequält: unser widersprüchlicher Umgang mit Tieren
Tiere, einige werden gestreichelt, andere dienen als Fleischlieferant. Die einen bekommen im Luxus-Hundeladen das Halsband für mehrere Hundert Euro, Fleisch und Wurst von anderen Tieren landen für 3,99 auf dem Teller. Manche Tiere bekommen unzählige Chemotherapien oder werden sogar im fernen Südkorea geklont, andere bekommen nie das Tageslicht zu sehen und werden innerhalb weniger Monate hochgemästet, um dann geschlachtet zu werden. Das Verhältnis des Menschen zum Tier ist absolut widersprüchlich. Insgesamt geben Tierhalter in Deutschland 4,1 Milliarden Euro für Haustierfutter und -bedarf aus.
Für Katzenfutter werden 1,6 Milliarden Euro ausgegeben, für Katzenstreu 300 Millionen und 200 Millionen Euro für sonstigen Katzenbedarf. Die gute Nachricht: Die allgemeinen Schlachtzahlen von Nutztieren wie Schweine oder Rinder sind im letzten Jahr gesunken. Aber dennoch: 2017 wurden in Deutschland 745 Millionen Tiere geschlachtet. Das „Kulturjournal“ spricht mit der Schriftstellerin und Veganerin Hilal Sezgin darüber, warum die einen gestreichelt und die anderen gegessen werden.
Leben mit behinderten und schwer kranken Geschwistern: der Dokumentarfilm „Unzertrennlich“
Freundschaft und Rivalität, Liebe und Streit, die Beziehung zwischen Geschwistern ist ohnehin oft besonders eng und besonders komplex. Aber was passiert in Familien, wenn die Schwester oder der Bruder behindert oder schwer krank ist? Wenn die Eltern sich deshalb intensiver um ein Kind kümmern müssen und das andere sich früh mit Themen wie Verantwortung und Verzicht auseinandersetzen muss? Wie verändert sich die Beziehung der Geschwister zueinander? Der Dokumentarfilm „Unzertrennlich“ porträtiert Kinder und junge Erwachsene aus vier ganz unterschiedlichen betroffenen Familien. Das „Kulturjournal“ spricht mit Regisseurin Frauke Lodders und stellt den sehenswerten Film vor, der zurzeit im Kino läuft. Sondervorführungen mit Filmgespräch: jeweils 10. Februar in Kiel (vormittags) und Hamburg (nachmittags).
„Exit Brexit“: Journalistin Kate Connolly und Dirigent Andrew Manze über den Wahnsinn in ihrer Heimat
Kate Connolly, Deutschland-Korrespondentin des „Guardian“, hat es als Reaktion auf den Brexit gewagt. Sie ist jetzt Deutsche. Kaffee statt Tee, preußische Tugenden statt britischer Höflichkeit? Kate Connolly lässt die Leser*innen in ihrem neuen Buch „Exit Brexit“ an der Identitätskrise teilhaben, die viele Briten seit dem Referendum erleben, und schildert ihren skurrilen Weg zum deutschen Pass. Andrew Manze, Chefdirigent der NDR Radiophilharmonie, erklärt, warum die Menschen auf der Insel mit Europa nie so richtig warm geworden sind und welche verheerenden Folgen die neuesten Entwicklungen haben werden.
So toll kann Musik aussehen: legendäre Plattencover in einer Lüneburger Austellung
Zwei Männer, von denen einer in Flammen steht. Eine Kuh auf der Wiese, die in die Kamera schaut. Ein Prisma, das einen Lichtstrahl in Regenbogenfarben bricht. Nicht unbedingt typische Motive für Plattenhüllen. Aber mit solchen Bildern revolutionierte das britische Design-Büro Hipgnosis das Cover-Design. Von 1968 bis 1983 gestalteten Storm Thorgerson (gestorben 2013) und Aubrey Powell mehr als 350 Cover, für Genesis, Led Zeppelin, AC/DC, Scorpions, Peter Gabriel, Paul McCartney und vor allem für Pink Floyd. Die Designer arbeiteten oft mit surrealistisch inszenierten Fotografien und schufen Ikonen wie die legendäre Hülle von „The Dark Side Of The Moon“. Eine Auswahl ihrer Arbeiten zeigt jetzt die Ausstellung „Hipgnosis. Daring to Dream“ in der Kunsthalle der Sparkassenstiftung Lüneburg (19. Januar bis 24. Februar). Das „Kulturjournal“ trifft Designer Aubrey Powell und Radiomoderator Peter Urban bei der Eröffnung.
Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche
Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Mo. 21.01.2019 NDR
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